Laudatio für Renate Muggli von Dr. Peter Ritzmann - Gemeinde ...
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<strong>Laudatio</strong> für <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong> anlässlich der Verleihung des Küsnachter Kulturpreises an sie und an die<br />
Theatergruppe „Kulisse“<br />
30. Oktober 2011, im katholischen Pfarreiezntrum<br />
Sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin<br />
Sehr geehrter Herr <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />
und vor allem – liebe <strong>Renate</strong>, liebe Kulissenleute<br />
Verehrte Anwesende!<br />
„Mached doch nid e sones Theater“!<br />
Dieser Satz, ich geb’s zu, ist mir als Schulleiter schon mehrere Male über die Lippen gekommen, bei mühseligen<br />
Konvents- oder Kommissionssitzungen etwa – aber nie, wirklich nie, im Zusammenhang mit unserer Theatergruppe!<br />
Wenn schon, sagte ich nach einer gelungenen Aufführung zu <strong>Renate</strong> und ihrer Truppe: „Mached möglichscht gli<br />
wieder e sones Theater!“<br />
Ja, der Erfolg unserer Theatergruppe ist engstens mit der Person <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong>s verknüpft, und ich freue mich ausserordentlich,<br />
im Rahmen dieser <strong>Laudatio</strong> den vielen Stationen ihres ungemein erfolgreichen Wirkens nachgehen zu<br />
können. Mit Frau Gut habe ich vereinbart, dass ich in meinem Teil den Fokus vor allem auf <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong>s Theaterschaffen<br />
an der Kanti Küsnacht legen werde, während Ursula Gut den Blick auf die ganze <strong>Gemeinde</strong> Küsnacht und<br />
damit wesentlich auch auf die „Kulisse“ – unsere andere Preisträgerin heute Abend – ausweiten wird. Dass diese<br />
Trennungslinie nicht strikt eingehalten werden kann, liegt in der Natur der Sache. Aber wie bei einem guten Theater<br />
werden sich unsere verschiedenen Blickwinkel und deren Überschneidungen sicherlich reizvoll ergänzen und zu einem<br />
schillernden Ganzen zusammenfügen.<br />
Die Beziehungsgeschichte <strong>von</strong> <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong> mit der Kanti Küsnacht – dass Beziehung der adäquate Ausdruck ist<br />
für ihr Wirken an unserer Schule, wird im Folgenden schnell deutlich werden – ich wiederhole: diese Beziehungsgeschichte<br />
begann damit, dass eine gewisse <strong>Renate</strong> Masero aus Dietikon im Jahr 1972 ins Unterseminar Küsnacht<br />
eintrat und dort 1976 nicht nur ihre Matur machte, sondern auch die Liebe ihres Lebens fand. Und, wie bei einem<br />
guten Theater üblich, ist dies durchaus mehrdeutig zu verstehen! Denn an der Kanti hat sie nicht nur ihren zukünftigen<br />
Mann gefunden, sondern auch den zukünftigen Ort ihrer Berufung als Theaterfrau und Regisseurin.<br />
Aber schön der Reihe nach!<br />
Die Theaterbegeisterung wie auch der Wunsch, Lehrerin zu werden, lagen ihr seit früher Kindheit im Blut. So mussten<br />
bei ihren Schüelerli/Lehrerli-Spielen der kleine Bruder und die Nachbarskinder früh schon herhalten. Und natürlich<br />
war <strong>von</strong> vorneherein klar, wer den Part der Lehrerin bzw. Regisseurin übernahm! Als Sekundarschülerin begeisterte<br />
sie sich für Balladen – sie lernte alle Balladen des Gedichtbuchs auswendig – und gewann beim Rezitationswettbewerb<br />
den 1. Preis. Damit war das Theaterfieber endgültig ausgebrochen. Über ihre Semizeit hat sie mir erzählt,<br />
dass sie zeitweise nur fürs Theaterspielen gelebt und die Schule so nebenher erledigt habe – eine wunderbare<br />
Zeit! (Ob das ihr Mathelehrer auch so toll gefunden hat, entzieht sich meiner Kenntnis…!) .<br />
In ihrem weiteren Werdegang schlug das Pendel nach einigem Suchen zunächst auf die Seite der Lehrtätigkeit. So<br />
konnte sie alles, was ihr wichtig war, unter einem Hut vereinen: Lehrerin sein, Theaterspielen als Hobby, Familie.<br />
Dass sie nicht zögerte, auch in den Klassen ihrer Kinder als Lehrerin zu vikarisieren, ist typisch für ihre Unkompliziertheit<br />
und Spontaneität. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie lustig es bei <strong>Muggli</strong>s manchmal her und zugegangen sein<br />
wird, wenn Mutter und Kinder zuhause die witzigsten Schulszenen nachspielten!<br />
Aber bald schon begann sich bei <strong>Renate</strong> der Theatervirus erneut mit aller Kraft zu regen: Zunächst beteiligte sie sich<br />
am Aufbau einer Kindertheatergruppe im Baräggli Itschnach, dann 1988 Mitwirkung in der ersten Aufführung der<br />
neugegründeten „Kulisse“ in Thornton Wilders Stück „Unsere kleine Stadt“ und schliesslich 1990 die Anfrage <strong>von</strong><br />
Franz Viecelli, ob sie beim Theaterkurs an der Kanti als Leiterin mitwirken wolle. Sie wollte – zum Glück!<br />
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Dies war der Start einer ungemein fruchtbaren Tätigkeit an unserer Schule. Mir fehlt schlicht die Zeit, all die Produktionen<br />
zu würdigen, die in diesen gut zwanzig Jahren an unserer Schule entstanden sind, in den ersten 5 Jahren<br />
gemeinsam mit Franz Viecelli, anschliessend unter ihrer alleinigen Leitung. So beschränke ich mich notgedrungen auf<br />
ein paar Highlights. Dabei geht es mir vor allem auch darum, aufzuzeigen, aus welchen Ingredienzien das einzigartige<br />
Erfolgsrezept <strong>von</strong> <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong> zusammengesetzt ist.<br />
Die Theatergruppe startete gleich mit zwei veritablen Brocken: 1991 mit der Hexenjagd <strong>von</strong> Arthur Miller und bereits<br />
ein Jahr später mit der griechischen Tragödie „Elektra“ nach Euripides und Sophokles in einer stimmigen Freilichtaufführung<br />
am Küsnachter Horn. Die Berichterstatterin der Zürichseezeitung war begeistert: „Dass hier nicht, wie bei<br />
Schülertheatern so oft, eine Aufführung aus dem Boden gestampft worden war, zeigt sich schon in den ersten Minuten<br />
des Schauspiels. Dumpfe Gongschläge kündigen das Auftreten des Chores an, der in einem Prolog die Vorgeschichte<br />
erzählt und das kommende Unheil vorwegnimmt. (…) Gerade bei den Chorpassagen zeigt sich die Akribie,<br />
mit der hier gearbeitet wurde.“ Ja, <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong> überlässt nichts dem Zufall, sondern pflegt sorgsam jedes Detail.<br />
So legt sie grossen Wert auf eine professionelle Sprechtechnik, was <strong>von</strong> den Schauspielern viel Übung und Disziplin<br />
verlangt. Aber – und das gehört wohl zu ihrem Geheimrezept – dieses Einüben verkommt bei ihr nicht zum sturen<br />
<strong>Dr</strong>ill. Vielmehr wird mit Lust und Freude geprobt, verbessert, überarbeitet und dabei oftmals herzhaft gelacht und<br />
geblödelt. In ihrem Bericht zur „Elektra“ verweist die Journalistin der ZSZ auf ein weiteres Merkmal des <strong>Muggli</strong>schen<br />
Erfolgsrezepts: “Die Rollen wurden (…) nicht autoritär vergeben, sondern demokratisch verteilt. Jeder spielte eine<br />
Passage aus seiner Wunschrolle vor; in den wenigen Fällen, in denen sich danach immer noch mehrere um dieselbe<br />
Rolle bewarben, wurde abgestimmt.“ [Vielleicht würde sich dieses Verfahren auch für die nächsten Bundsratswahlen<br />
eignen?!]<br />
Grosse Sorgfalt verwendet <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong> jeweils auch auf Wahl und Ambiance der Spielorte. So wähnte man sich in<br />
„Elektra“ nicht am Küsnachter Horn, sondern direkt an den Gestaden der Ägäis, und wo lässt sich ein mittelalterlicher<br />
Hexenprozess besser inszenieren als in unserem alten Rebschopf, durch dessen Ritzen der kalte Wind pfeift –<br />
wie in der „Windsbraut“ 1998?<br />
Waren die Theateraufführungen bis anhin getragen <strong>von</strong> einer kleinen, verschworenen Gruppe, so wagten wir uns<br />
anlässlich der Einweihung der Heslihalle 1999 erstmals an eine richtig „grosse Kiste“ – an die musikalisch-szenische<br />
Aufführung <strong>von</strong> Arthur Honeggers „Roi David“. Dass eine kleine Schule wie die unsere sich getraute, ein derartiges<br />
Mammutprojekt auf die Beine zu stellen, grenzt schon fast an Anmassung. Möglich wurde dies nur dank der engen<br />
Zusammenarbeit zweier starken Persönlichkeiten: <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong> und Schulmusiker Heini Roth. Dank ihrem Engagement<br />
und ihrem Enthusiasmus wurde scheinbar Unmögliches möglich. Natürlich sicherten Rektor Röbi Gsell und ich<br />
als damaliger Prorektor den beiden unsere volle Unterstützung zu, waren wir <strong>von</strong> der Idee doch gleichermassen<br />
begeistert. Mit diesem kulturellen Grossprojekt wollten wir auch der Küsnachter Bevölkerung und den Behörden <strong>von</strong><br />
Herzen danken für ihr Bekenntnis zum Mittelschulstandort Küsnacht, das sie mit der Erstellung der Heslihalle bekräftigt<br />
hatten. Über dieses Zeichen der Verbundenheit mit Küsnacht sind wir heute noch sehr glücklich.<br />
Der Aufwand für Roi David war tatsächlich eines Königs würdig: Praktisch unser gesamtes Personal boten wir auf –<br />
über 500 Personen, Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Mitarbeitende. Monatelang vorher schon probten<br />
Chor und Theatergruppe, Schüler malten Plakate, modellierten Masken und organisierten den Vorverkauf, Lehrerinnen<br />
schneiderten Kostüme, Mitarbeiter montierten Scheinwerfer und stellten Bühnen auf. In der Woche vor den<br />
Aufführungen wurde der Normalunterricht eingestellt und in einer speziellen Projektwoche intensiv geprobt – eine<br />
logistische Herausforderung für die Projektleitung und ein grossartiges Erlebnis für alle! In einem Interview, das im<br />
Textheft abgedruckt wurde, antwortete <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong> auf die Frage, ob sie nicht Angst habe, dass etwas schief<br />
gehen könnte: „Sicher habe ich ab und zu etwas Bauchweh. Ich denke, das geht allen so. Wenn ich aber (…) an all<br />
die LehrerInnen und SchülerInnen denke, die schon seit Wochen während der Schule und in ihrer Freizeit für den<br />
„Roi David“ arbeiten, an meine Theaterleute, die sich mit einem Riesenelan für das Gesamtprojekt einsetzen, an die<br />
vielen „Vive David“ und „Hallelujas“, die einem aus Schulzimmern, WC’s und weiteren Räumen der Kanti entgegenschallen,<br />
(…) dann, so denke ich, MUSS es einfach gut werden!“<br />
Und sie behielt recht! Für die mehr als 2000 Besucherinnen und Besucher waren die Aufführungen ein einmaliges<br />
Erlebnis, für die Beteiligten überdies verbunden mit einem starken Glücksgefühl, weil sie hatten miterleben können,<br />
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wie die verschiedenen Gestaltungsebenen wie Puzzle-Teile plötzlich mühelos ineinandergriffen und sich zu einem<br />
faszinierenden musikalisch-szenischen Panoptikum zusammenfügten.<br />
Ich möchte nicht verhehlen, dass wir uns mit der nächsten Grossveranstaltung 2004, dem multimedialen, alternativen<br />
Musiktheater „Fixstern“, beinahe übernommen hätten. Wir hatten den Ehrgeiz, nicht ein fertiges Stück zu inszenieren,<br />
sondern etwas Neues zu schaffen – eine Verbindung der wilden 70er-Jahre mit der Aufbruchstimmung im<br />
Jahre 2004. Es gab tausend Gründe, die das Projekt hätten scheitern lassen können, doch, nicht zuletzt dank dem<br />
ungebrochenen Optimismus der Theatergruppe, gelang es uns, „die Kurve zu kriegen“. Und was ich nicht für möglich<br />
gehalten hätte: das anspruchsvolle, in seinem sprachlich-musikalischen Gestus nicht leicht zugängliche Spektakel<br />
fand grössten Anklang beim Publikum. Unvergessen bleibt mir, wie wir nach der letzten Aufführung, erschöpft zwar,<br />
aber überglücklich, bis 4 Uhr morgens in der Heslihalle aufgeräumt haben, Schüler, Lehrpersonen, Mitarbeitende,<br />
bunt gemischt. Ein unschätzbarer Beitrag an die Schulkultur und zugleich ein unschlagbarer Beweis dafür, dass gemeinsam<br />
bewältigte Herausforderungen zusammenschweissen!<br />
Überhaupt diese Dernièren! Pizza-Essen im Bühnenraum nach überstandenen Strapazen, eine zum Schlafsaal umfunktionierte<br />
Semihalle nach der „Nacht der Geschichten“, als Bettmümpfeli eine Gutenacht-Geschichte <strong>von</strong> <strong>Renate</strong>,<br />
und, und, und… Das meiste kenne ich nur vom Hörensagen, aber es leuchtet unmittelbar ein, dass dieses „Wir-<br />
Gefühl“ ganz massgebend zum Erfolg des Theaterkurses beigetragen hat. Die Gruppe erfährt sich als Schicksalsgemeinschaft,<br />
in der sich jeder für den andern einsetzt, sich alle gegenseitig unterstützen und anspornen. Und mit<br />
solch zauberhaften Erfahrungen ist der Grundstein für die nächste Produktion gelegt, die optimistische <strong>Renate</strong> hat<br />
bereits wieder neue Pläne!<br />
Ja, der Optimismus – das ist wohl das stärkste Geheimrezept <strong>von</strong> <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong>. Kein Zweckoptimismus, sondern<br />
eine tiefe innere Überzeugung, die allen Schwierigkeiten zum Trotz unerschütterlich an das Gelingen glaubt. Sie<br />
selber sagt es so: “Meine Zauberformel? (Merken Sie: Die Bundesratswahlen irrlichtern schon wieder durch mein<br />
Manuskript!) Frühzeitige, gründliche Vorbereitung und dann eine Riesenportion Liebe zu allen Beteiligten und zum<br />
Projekt. Und dann Scheuklappen anziehen, alles Negative ausblenden und voller Elan, Freude und Vertrauen aufs<br />
Ziel losmarschieren!“ Aus dieser Haltung schöpft sie Kraft aus einer Quelle, die, für uns Aussenstehende fast mirakulös,<br />
nie zu versiegen scheint.<br />
„Augen zu und durch“ – ist das nicht etwas gar naiv und altmodisch? Heutzutage gilt doch eher die Devise, Schwierigkeiten<br />
nicht zu verdrängen, sondern ihnen ins Auge zu sehen. Herausforderungen sind da, um überwunden zu<br />
werden! Wer so denkt, verkennt, dass <strong>Renate</strong> sehr wohl um die negativen Kräfte weiss, die gerade in Zeiten ausserordentlicher<br />
Belastung eine bedrohliche und lähmende Wirkung entfalten können. Ich verstehe ihre Haltung so, dass<br />
sie den destruktiven und selbstzweiflerischen Gedanken möglichst wenig Raum zugestehen möchte, um den fragilen<br />
Entwicklungsprozess nicht zu gefährden. Umso mehr Platz gewährt sie dafür den positiven Energien, den eigenen<br />
wie auch denjenigen ihrer Schauspieler, stärkt diese und fokussiert sie aufs gewünschte Ziel.<br />
Auf diesem Nährboden des Vertrauens spriessen die unglaublichsten Blüten! Nicht wahr, <strong>Renate</strong>, wir könnten stundenlang<br />
Geschichten erzählen <strong>von</strong> Schülerinnen und Schülern, die im Theaterkurs über sich hinausgewachsen sind<br />
und im Laufe der Probenarbeit eine Konzentration und Intensität erreicht haben, die niemand für möglich gehalten<br />
hätte. Gestatten Sie mir, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, nur ein Beispiel zur Illustration dieser phänomenalen pädagogischen<br />
Wirkung <strong>von</strong> <strong>Renate</strong>s Theaterarbeit: Ich sehe die Schülerin als Erstklässlerin noch vor mir: kontaktscheu,<br />
gehemmt, sehr intelligent, dabei krankhaft ehrgeizig und unglücklich. Wie es dazu kam, dass sie sich im Theaterkurs<br />
anmeldete, weiss ich nicht. Vermutlich wird es sie grosse Überwindung gekostet haben. Dann aber erhält sie im „Roi<br />
David“ ausgerechnet die Rolle der <strong>von</strong> ihrem Bruder vergewaltigten Tamar, und sie spielt diese tragische Figur mit<br />
einer solchen Präsenz und Ausstrahlung, dass es mir zwölf Jahre später noch kalt über den Rücken läuft, wenn ich<br />
daran denke. Unnötig zu sagen, dass sie dadurch auch als Schülerin eine ganz andere Ausstrahlung gewonnen hatte.<br />
Wie <strong>Renate</strong> das schafft? Ich denke, sie besitzt eine untrügliche Intuition für die vielfältigen Möglichkeiten, die in<br />
einem Menschen schlummern, ihm oftmals aber gar nicht bewusst sind. Und mit ihrer unnachahmlichen Art, ihrem<br />
Vorschuss an Vertrauen, gelingt es ihr, dieses vorhandene Entwicklungspotential aufzuschliessen und zur vollen<br />
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Entfaltung zu bringen. Das, meine Damen und Herren, ist mehr als Pädagogik, das geht – um <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong> nochmals<br />
mit ihren eigenen Worten zu zitieren – nur mit Liebe zu allen Beteiligten und zur Sache. <strong>Renate</strong>s Wirken liegt<br />
tatsächlich ein Zauber inne, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Und diese Methode funktioniert nicht nur<br />
bei Jugendlichen. Ich denke, dass viele hier im Saal über einschlägige Erfahrungen mit <strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong> verfügen: Sich<br />
der sanften Hartnäckigkeit <strong>Renate</strong>s zu entziehen, ist nicht ganz einfach, und ehe man sich’s versieht, gehört man<br />
auch zur Theatercrew! Vermutlich waren sie bass erstaunt, als sie zu ihrer Erleichterung bemerkten, dass sie dieser<br />
Herausforderung sogar gewachsen waren und – mehr noch – dass ihnen das Theaterspielen schon bald mehr bedeutete<br />
als ein unverbindliches Spiel: nämlich eine Begegnung mit sich selbst, mit den eigenen Fähigkeiten und Empfindungen,<br />
<strong>von</strong> deren Existenz man zuvor nichts gewusst hatte. Diese Kunst, die unterschiedlichsten Personen, vom<br />
Hausmeister über den Chemielehrer bis zum Rektor, in einem Projekt zusammenzuführen, zeigte sich exemplarisch<br />
beim Fest „Schatulle 175“ zur Einweihung unseres Neubaus im November 2007 wie auch beim Projekt „Ziitsprüng“<br />
im Juni 2010. Da<strong>von</strong> werden wir sicher in Frau Guts <strong>Laudatio</strong> noch mehr hören.<br />
Nach alldem erstaunt es auch nicht, dass viele Ehemalige des Kurses dem Theater treu bleiben und sich z.B. in der<br />
„Kulisse“ engagieren und in der Zwischenzeit z.T. sogar schon eigene Projekte auf die Beine gestellt haben. Dank<br />
<strong>Renate</strong> <strong>Muggli</strong> wurde unsere Schule somit auch zur Talentschmiede für die Kulisse und weitere künstlerische Laufbahnen<br />
unterschiedlichster Art. Die heutige Veranstaltung gleicht schon fast einem Ehemaligentreffen!<br />
Liebe <strong>Renate</strong>!<br />
Im Namen der hier Versammelten und der ganzen Schule gratuliere ich dir <strong>von</strong> Herzen zur Verleihung des Kulturpreises<br />
2011 der <strong>Gemeinde</strong> Küsnacht. Du hast die Auszeichnung mehr als verdient! Wie schon 2000 anlässlich der Verleihung<br />
des Kulturpreises des Rotary Clubs Meilen ist auch dieser Preis ein Zeichen der Wertschätzung für dein unermüdliches<br />
Wirken und für deine Förderung des Theaterschaffens, das du mit deinem Einsatz, mit deiner Begeisterung,<br />
ja mit deiner ganzen Persönlichkeit, in unserer Schule und in Küsnacht in Gang gebracht hast. Und es würde<br />
mich nicht wundern, wenn du jetzt aufstehen und sagen würdest: „Chömed Lüüt, mached mer no e chli Theater“!<br />
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Ritzmann</strong><br />
Rektor der Kantonsschule Küsnacht<br />
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