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ZAHNÄRZ TEBLATT

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© Rawpixel/Fotolia.com<br />

BÜROKRATIE – EIN MONSTER? DIE GESCHICHTE EINES VORURTEILS,<br />

DAS DER DEMOKRATIE SCHADET<br />

Unsere Helden vom Amt<br />

WARUM GUTE POLITIK DIE BÜROKRATIE BRAUCHT. UND WARUM DIE<br />

BÜRGER DEN BÜROKRATEN (MANCHMAL) DANKEN SOLLTEN<br />

Das Ungeheuer kann überall sein. Es lauert<br />

in den schmucklosen Gängen der Stadtverwaltung<br />

wie auf den Fluren der Berliner Ministerien, in<br />

Brüsseler Bürotrakten und im Finanzamt sowieso. Kaum<br />

ein Gesetz, dessen Gegner nicht lauthals das „bürokratische<br />

Monster“ beschwören, das sich hinter den Paragrafen<br />

verberge, um dann über den Bürger herzufallen. Der Gesetzentwurf<br />

von Bundesinnenminister Thomas de Maizière<br />

(CDU) zur doppelten Staatsbürgerschaft: für Volker Beck,<br />

Grüne, ein „bürokratisches Monster“. Dasselbe haben<br />

ungezählte Unionspolitiker über rot-grüne Gesetze gesagt<br />

und soeben allerlei Interessenverbände über den Mindestlohn.<br />

Granteln die üblichen Verdächtigen über die EU,<br />

dann heißt das Monster „Brüsseler Regulierungswahn“.<br />

In der Umgangssprache ist „die Bürokratie“ zum Schimpfwort<br />

geworden. Verheißen Politiker Wohltaten oder<br />

versprechen Flutopfern schnelle Hilfe, dann nie ohne den<br />

Zusatz, dies werde „unbürokratisch“ geschehen. Will die<br />

Wirtschaft lästige Kontrollen loswerden, fordert sie „Bürokratieabbau“.<br />

Es reicht, „die Bürokratie“ zu sagen, ähnlich<br />

wie „die Politiker“, um beim Small Talk sicher zu punkten –<br />

als werde eine abgehobene Kaste beschrieben, die sich<br />

nicht mehr um die Bürger schert.<br />

Manchmal, wenn Josef Deimer durch die Gassen seiner<br />

prächtigen Stadt schlendert, denkt er zurück. 35 Jahre lang<br />

war er Oberbürgermeister von Landshut, das Altstadtensemble<br />

zählt zu den schönsten Deutschlands. Als in den<br />

Bombennächten Feuer vom Himmel fiel, blieb Landshut<br />

nahezu unversehrt; es war, als könnten Städte einen<br />

Schutzengel haben. Und Josef Deimer, der den Krieg als<br />

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