Advanced Nuclear Power - AREVA
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T itelgeschichte<br />
Als sich die finnische Regierung<br />
2002 dafür entschied, dem Stromerzeuger<br />
Teollisuuden Voima Oy (TVO)<br />
grünes Licht für den Bau eines neuen<br />
Kernkraftwerks zu geben, sprachen aufgrund<br />
der Gegebenheiten im Lande viele<br />
Gründe dafür.<br />
Werfen wir einen Blick auf die Fakten.<br />
Der Stromverbrauch in Finnland ist in den<br />
letzten zwanzig Jahren kräftig angestiegen<br />
und wird auch zukünftig zunehmen. Bis<br />
2010 werden – aufgrund der stromintensiven<br />
Industriestruktur des Landes und des<br />
zunehmenden Stromverbrauchs in den<br />
Haushalten – etwa 3000 MW an zusätzlicher<br />
Kraftwerksleistung benötigt. Und da<br />
sich Finnland verpflichtet hat, seine Emissionen<br />
an Kohlendioxid (CO 2 ) zu reduzieren,<br />
muss der Ausbau der Kraftwerksleistung<br />
emissionsfrei erfolgen.<br />
Auch die Versorgungssicherheit spielte<br />
eine Rolle in der Entscheidung der Regierung.<br />
Ein neues Kernkraftwerk wird die<br />
Abhängigkeit des Landes von Stromimporten,<br />
in erster Linie aus Russland und<br />
Schweden, reduzieren. Zudem gab es Bedenken,<br />
dass es zu Engpässen bei der<br />
Stromversorgung auf dem skandinavischen<br />
Markt kommen könnte. „Die Entscheidung<br />
für den Ausbau der Kernenergie<br />
stellt von allen Möglichkeiten die ökonomisch<br />
günstigste Lösung dar, sowohl<br />
für die Wirtschaft des Landes als auch für<br />
die Staatsfinanzen“, meinte Sinikka Mönkäre,<br />
im Jahr 2002 finnischer Handelsminister.<br />
Ein neuer Reaktor werde auch in<br />
Zukunft einen stabilen Strompreis ermöglichen,<br />
so Mauno Paavola, Vorstandsvorsitzender<br />
der TVO, dem Unternehmen, das<br />
den Bau des neuen Reaktors beantragte.<br />
Offener Entscheidungsprozess<br />
Zurück ins Jahr 1998. TVO und Fortum<br />
<strong>Power</strong> and Heat Oy – die beiden finnischen<br />
Betreiber von Kernkraftwerken –<br />
kamen zu dem Schluss, dass ein Großteil<br />
des zukünftigen Strombedarfs des Landes<br />
durch den Bau eines neuen Kernkraftwerks<br />
gedeckt werden könnte. Zu dieser<br />
Entscheidung trugen mehrere Studien<br />
bei, darunter eine Wirtschaftlichkeitsstudie<br />
zu vier verschiedenen Kraftwerkstypen,<br />
die ergab, dass ein Kernkraftwerk<br />
die kostengünstigste Option ist. Des weiteren<br />
zeigten Machbarkeitsstudien, dass<br />
beide Kernkraftwerksstandorte des Landes,<br />
Olkiluoto und Loviisa, die Möglichkeit<br />
für eine Erweiterung bieten.<br />
Im November 2000 beantragte TVO<br />
die Grundsatzentscheidung – wie im<br />
finnischen Kernenergiegesetz vorgesehen<br />
– beim Wirtschaftministerium, nachdem<br />
von TVO für den Standort Olkiluoto für<br />
die in Frage kommenden Leichtwasserreaktoren<br />
Umweltgutachten angefertigt<br />
und vom Wirtschaftsministerium überprüft<br />
worden waren. Die entsprechenden<br />
Gutachten für den Standort Loviisa<br />
waren von Fortum <strong>Power</strong> and Heat Oy<br />
erstellt worden. In den Entscheidungsprozess<br />
wurden zudem weitere Ministerien,<br />
Behörden, Gebietskörperschaften,<br />
Verbände, Organisationen und die allgemeines<br />
Öffentlichkeit einbezogen.<br />
Wachsende öffentliche<br />
Unterstützung<br />
Die finnische Öffentlichkeit ist seit zwanzig<br />
Jahren bezüglich ihrer Haltung zur<br />
Kernenergie befragt worden. 1998, dem<br />
Jahr, in dem sich die finnischen Stromerzeuger<br />
für einen neuen Reaktor entschieden,<br />
waren 57 Prozent der Befragten der<br />
Meinung, dass die Erfahrungen des Landes<br />
mit der Kernenergie gut sind. Während<br />
landesweit nur 32 Prozent für den<br />
Bau eines neuen Kernkraftwerks waren<br />
und 47 Prozent dagegen, befürwortete in<br />
den beiden Standortgemeinden der bestehenden<br />
Kernkraftwerke eine Mehrheit<br />
den Neubau – 60 Prozent in Loviisa und<br />
54 Prozent in Eurajoki, dem Standort des<br />
Kernkraftwerks Olkiluoto.<br />
Das Wirtschaftsministerium holte außerdem<br />
bei der Genehmigungsbehörde<br />
STUK eine vorläufige Sicherheitsbeurteilung<br />
aller für die Ausschreibung in Frage<br />
kommenden Reaktoren ein. Sie lag im<br />
Februar 2001 vor.<br />
Im Verlauf des Sommers 2001 legte das<br />
Ministerium das Thema der Regierung vor<br />
und im Januar 2002 fällte die finnische<br />
Regierung ihre Grundsatzentscheidung<br />
zum Bau eines fünften Reaktors. Eine im<br />
selben Monat von Suomen Gallup durchgeführte<br />
nationale Meinungsumfrage ergab,<br />
dass der Anteil derjenigen, die den<br />
Bau eines neuen Kernkraftwerks befürworteten,<br />
auf 40 Prozent angestiegen war.<br />
Nach dem finnischen Kernenergie-Gesetz<br />
muss die Grundsatzentscheidung der Regierung<br />
anschließend vom Parlament<br />
ratifiziert werden. Dies geschah im Mai<br />
2002. Am Vorabend der parlamentarischen<br />
Ratifizierung führte Suomen<br />
Gallup eine weitere Meinungsumfrage<br />
durch. Sie zeigte, dass mittlerweile 55<br />
Prozent für den Neubau eines Kernkraftwerks<br />
waren – vielleicht deshalb, weil ein<br />
neues Kernkraftwerk zur Erfüllung der<br />
im Kyoto-Protokoll festgelegten Reduktionsziele<br />
beitragen würde.<br />
Volle Kraft voraus<br />
Vier Monate nach der Ratifizierung durch<br />
das Parlament schrieb TVO im Oktober<br />
2002 den Bau des fünften Kernkraftwerks<br />
aus – Druckwasserreaktor oder Siedewasserreaktor<br />
mit einer Leistung zwischen<br />
1000 und 1600 MW. Geplant ist, laut<br />
Mauno Paavola, TVO-Vorstandsvorsitzender,<br />
den neuen Reaktor „bis zum Ende<br />
dieses Jahrzehnts ans Netz zu bringen.“<br />
Anfang 2003 übergab TVO die Umweltgutachten<br />
an die Westfinnische<br />
14 <strong>Advanced</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong> Nr. 10 Mai 2004