28.07.2014 Aufrufe

Stadtgespräch - Stadt Starnberg

Stadtgespräch - Stadt Starnberg

Stadtgespräch - Stadt Starnberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong><strong>Stadt</strong>gespräch</strong><br />

MEIN PERSÖNLICHER APPELL<br />

ZUR SEEANBINDUNG<br />

Liebe Bürgerinnen und Bürger,<br />

nach elfeinhalb Jahren Amtszeit möchte ich<br />

mich heute mit einem persönlichen Appell an Sie<br />

wenden, um zu einem der wichtigsten Projekte<br />

unserer <strong>Stadt</strong>, der Seeanbindung, einige Dinge<br />

klarzustellen.<br />

Wir alle sind uns einig, dass die im Jahre 1854 errichtete<br />

Eisenbahnstrecke Segen und Fluch zugleich ist. Einerseits<br />

verdankt <strong>Starnberg</strong> der Bahn seinen Aufschwung, andererseits<br />

ist die Bahnlinie eines der größten städtebaulichen<br />

Übel, dessen Beseitigung schon seit mehr als hundert Jahren<br />

den Bürgern und ihren gewählten Vertretern ein echtes<br />

Anliegen ist.<br />

1987 hat die <strong>Stadt</strong> mit der damaligen Deutschen Bundesbahn<br />

einen Vertrag schließen können, der dieses Vorhaben<br />

endlich in greifbare Nähe rückte. Dieser Vertrag war einstimmig<br />

vom <strong>Stadt</strong>rat beschlossen und in der Folge so lange<br />

nicht umstritten, bis Anfang der 2000er Jahre eine kleine<br />

Gruppe auf die Idee kam, die Bahngleise doch einfach unter<br />

die Erde zu verlegen. Viele von Ihnen werden sich daran<br />

erinnern, dass diese Idee im Rahmen des<br />

nach meiner Wahl zum Ersten Bürgermeister<br />

von mir initiierten Runden-Tisch-Verfahrens<br />

wegen der vollkommen utopischen Kostenschätzung<br />

von damals rund 110 Mio. Euro zu<br />

den Akten gelegt wurde. Eine sog. „Seeparkinitiative“<br />

wurde aus der Taufe gehoben, und genau die Personen,<br />

die sich damals ebenfalls vehement für eine<br />

Seeanbindung, allerdings mit Hilfe eines schlichtweg nicht<br />

finanzierbaren Tunnels, engagiert hatten, bekämpfen heute<br />

interessanterweise das Projekt. In der Wahl ihrer Mittel sind<br />

sie dabei nicht zimperlich, und sie schrecken leider auch<br />

nicht davor zurück, mit persönlichen Diffamierungen und –<br />

ich kann es leider nicht anders sagen – gezielten Falschinformationen<br />

die Bürgerinnen und Bürger <strong>Starnberg</strong>s zu verunsichern.<br />

So wird zum Beispiel immer wieder behauptet, der „wirtschaftliche<br />

Hauptzweck der Seeanbindung“ seien „Immobiliengeschäfte“,<br />

und die Vertreter der Seeparkinitiative, die<br />

ihrem neu gegründeten Verein den Namen „Schöner zum<br />

See“ gaben, versteigen sich noch immer zu Vorwürfen, der<br />

Bürgermeister und einzelne <strong>Stadt</strong>ratsmitglieder würden sich<br />

persönlich bereichern wollen. Es ist richtig, dass das Projekt<br />

Seeanbindung Geld kosten wird und dass dazu das eine<br />

oder andere Grundstück veräußert werden muss oder dass<br />

stadtseitig (!) in Bereichen, die ohnehin keinen freien Blick<br />

auf See und Berge zulassen, eine moderate Bebauung zugelassen<br />

werden muss. Dass sich Bürgermeister oder Befürworter<br />

der Seeanbindung im <strong>Stadt</strong>rat dabei bereichern<br />

wollen, ist eine infame Unterstellung, die höchstens Rückschlüsse<br />

auf die Denkweise derer zulässt, die das in die Welt<br />

setzen. Entscheidend ist, dass wir durch die Verlegung der<br />

Gleise und den Bau neuer barrierefreier Bahnsteige rund<br />

25.000 m 2 Grund erhalten, den wir für eine Seepromenade<br />

nutzen können, die diesen Namen auch verdient.<br />

Was mich außerdem persönlich trifft und ärgert, ist die ständige<br />

Behauptung, alles würde hinter verschlossenen Türen<br />

ausgemacht werden oder die „bereits hochverschuldete<br />

<strong>Stadt</strong>“ werde dringende Vorhaben, wie die Sanierung von<br />

„Straßen, Schulen oder Kindergärten … dauerhaft verschieben.“<br />

Zunächst einmal ist festzustellen, dass die für das Projekt<br />

wichtigen Eckpunkte des Vertrags mit der Bahn natürlich<br />

schon lange hinreichend bekannt sind. Dass man einen<br />

Vertrag zwischen zwei Partnern, zumal dann, wenn es der<br />

Partner ausdrücklich wünscht, nicht in der Öffentlichkeit<br />

breittritt, dürfte allerdings auch selbstverständlich sein.<br />

Noch nie wurde die Bürgerschaft bei so wichtigen Themen<br />

wie der Seeanbindung oder auch dem B 2-Tunnel so intensiv<br />

eingebunden, wie während meiner Amtszeit. Dass der<br />

vom <strong>Stadt</strong>rat mit großer Mehrheit eingesetzte Arbeitskreis<br />

grundsätzlich nichtöffentlich tagt, ändert nichts an einem<br />

„Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch der<br />

Irrtum um uns herum immer wieder gepredigt wird, und zwar<br />

nicht von einzelnen, sondern von der Masse.“ (Goethe)<br />

im Grunde offenen Prozess. Es ist eine über die Jahrzehnte<br />

hinweg gewonnene Erfahrung, dass die Arbeitsweise so<br />

wesentlich effizienter und strukturierter ist. Gleichwohl werden<br />

alle Ergebnisse fortlaufend den Bürgerinnen und Bürgern<br />

zugänglich gemacht. In den öffentlichen Sitzungen des<br />

STAgenda21-Arbeitskreises „Umwelt & Bauen“ werden die<br />

Protokolle des Arbeitskreises Seeanbindung regelmäßig vorgestellt<br />

und beraten. Jeder interessierte Bürger kann sich<br />

hier jederzeit beteiligen.<br />

Anfang Dezember haben wir den zweiten öffentlichen Workshop<br />

mit den und für die Bürgerinnen und Bürger der <strong>Stadt</strong><br />

veranstaltet. Von Gemauschel kann hier deshalb wirklich<br />

keine Rede sein!<br />

Genauso wenig ist richtig, dass sich die <strong>Stadt</strong> neben dem<br />

Projekt Seeanbindung nichts anderes mehr wird leisten können.<br />

Ich empfinde es als in höchstem Maße unverantwortlich,<br />

mit den Ängsten der Mitbürger zu spielen und<br />

beispielsweise zu behaupten, die <strong>Stadt</strong> würde die dringenden<br />

Sanierungen von Schulen und Kindergärten auf unbestimmte<br />

Zeit verschieben. Entschuldigung: Was tun wir denn<br />

gerade? Wir bauen eine Mensa für die Grund- und Mittelschule.<br />

Wir haben das Gymnasium für rund 4 Mio. Euro<br />

saniert, die Kosten für den G8-Umbau nicht eingerechnet.<br />

Wir sanieren und erweitern gerade für 3,7 Mio. Euro die<br />

Grundschule Söcking. Im nächsten Jahr wird mit der Sanierung<br />

des Maria-Kempter-Kindergartens begonnen. Der<br />

Kindergarten am Hirschanger ist erst vor wenigen Jahren<br />

ertüchtigt worden. Wir haben ein Jugendzentrum, zwei<br />

Feuerwehrhäuser und ein Museum gebaut. Wer, bitte, kann<br />

denn da ernsthaft behaupten, wir würden wegen der Seeanbindung<br />

die <strong>Stadt</strong> vernachlässigen?<br />

Auch bei den Baukosten des Projektes wird von Dritten<br />

immer wieder durch Aussagen, die <strong>Stadt</strong> würde sich auf „ein<br />

Kosten-Abenteuer mit unkalkulierbaren Risiken“ einlassen,<br />

versucht, die Bevölkerung gezielt zu verunsichern. Im Gegensatz<br />

zu unseren Fachleuten behauptet die Bürgerinitiative<br />

immer wieder, die Kosten für die Seeanbindung würden<br />

sich inzwischen auf über 100 Mio. Euro belaufen. Woher die<br />

Verantwortlichen hierfür ihre Weisheit nehmen, bleibt ein<br />

Rätsel. Tatsache ist nämlich, dass die Fachplaner der <strong>Stadt</strong><br />

derzeit von Investitionskosten i. H. v. 53,5 Mio. Euro für den<br />

Bahnhofsneubau, einschließlich des Umbaus von <strong>Stadt</strong>- und<br />

Seepromenade, ausgehen, von denen die <strong>Stadt</strong> unterm<br />

Strich rund 28,4 Mio. Euro – über mehrere Jahre verteilt –<br />

aus dem eigenen Haushalt finanzieren müsste.<br />

Liebe Bürgerinnen und Bürger, ich will dieses<br />

Jahrhundertprojekt nicht schönreden<br />

und schon gar nicht schönrechnen. Ich<br />

weiß, dass es für unsere <strong>Stadt</strong> eine große<br />

Herausforderung ist, allerdings eine, die<br />

große Chancen für die Zukunft in sich birgt.<br />

Ich weiß, dass wir das nur gemeinsam schaffen können und<br />

dass sich kein <strong>Stadt</strong>rat(smitglied) verantwortungslos auf dieses<br />

Projekt einlassen wird. Selbstverständlich wird die <strong>Stadt</strong><br />

auch zukünftig ihre Aufgaben erfüllen und die Seeanbindung<br />

– sollte sie am Ende der Planungen in dieser Form für uns<br />

tatsächlich nicht realisierbar sein – nicht mit aller Macht und<br />

gegen jegliche Vernunft durchdrücken. Aber lassen Sie uns<br />

das Projekt doch bitte erst einmal in Ruhe prüfen und durchplanen,<br />

damit wir die Entscheidungsgrundlagen ermitteln,<br />

die für die weiteren Beschlüsse erforderlich sind.<br />

Lassen Sie sich bitte nicht verunsichern! Denken Sie an die<br />

Zukunft unserer <strong>Stadt</strong> und unserer Kinder und Enkelkinder!<br />

Geben Sie der Seeanbindung eine faire Chance!<br />

Ihr<br />

Ferdinand Pfaffinger, Erster Bürgermeister

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!