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Ortsgruppe Schwanstetten - DAV Sektion Schwabach

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STILLBACH ODER DIE SEHNSUCHT<br />

Bücherecke<br />

Von Sabine Gruber<br />

Südtirol ist ein auch und gerade bei vielen Bergfreunden außerordentlich beliebtes<br />

Urlaubsland. Seine Schönheit, seine Vielfalt, seine uralte Kultur und natürlich auch<br />

seine kulinarischen Köstlichkeiten üben eine große Anziehungskraft aus und viele, die<br />

einmal dort Urlaub gemacht haben, kommen immer wieder. Die deutschsprachigen<br />

Südtiroler und die in den letzten 100 Jahren – vor allem während der faschistischen<br />

Herrschaft unter Mussolini unter Druck – zugewanderten Italiener leben dort weitestgehend<br />

friedlich nebeneinander oder besser inzwischen miteinander. Das war nicht<br />

immer so. Bis in die späten siebziger Jahre gab es erhebliche Schwierigkeiten. Die<br />

Südtiroler wehrten sich mit großem Nachdruck gegen ihre Unterdrückung durch die<br />

italienische Obrigkeit. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet, der italienische<br />

Staat akzeptiert die Gleichbehandlung beider Volksgruppen, die gegenseitigen Vorbehalte<br />

sind weitgehend abgebaut.<br />

Südtirol war als Teil Tirols bis 1919 Teil Österreichs. Es wurde nach dem Ende des 1.<br />

Weltkriegs von den siegreichen Alliierten Italien zugeschlagen. In der faschistischen<br />

Ära unter Mussolini wurden die Südtiroler hart unterdrückt und man versuchte, sie<br />

durch Zwang zu italienisieren. Hitler, der die deutschsprachigen Bewohner aus den<br />

angrenzenden Ländern „heim ins Reich“ holte, besetzte nicht wie üblich deren Lebensraum,<br />

sondern empfahl den Südtirolern, ihre Heimat zu verlassen. Als 1943 Mussolini<br />

gestürzt wurde, annektierte Hitler faktisch Südtirol. Und so wurden viele Südtiroler,<br />

die ja die italienische Staatsbürgerschaft hatten, zwangsweise Soldaten auf der<br />

falschen Seite, was der Staat Italien nach dem 2. Weltkrieg zum Vorwurf machte, auch<br />

wenn sie für Selektion und Abtransport der römischen Juden nicht befasst waren.<br />

Die Süddeutsche Zeitung schreibt dazu: „Der neue Roman der 1963 in Meran geborenen<br />

Autorin Sabine Gruber nimmt sich des zwiespältigen Schicksals dieser zwischen<br />

der deutschen und der italienischen Diktatur zerriebenen Südtiroler Volksgruppe mit<br />

Feingefühl und Akribie an…. Wie immer ist es der ungewöhnliche, dabei nicht untypische<br />

Einzelfall, der das Licht des historischen Erbarmens auf ein Feld kaum auszugleichender<br />

moralischer Rechnungen wirft“.<br />

Zum Inhalt: In einem Romanmanuskript, das nach ihrem Tod ihre beste Freundlich<br />

Clara findet, beschreibt Ines aus Stillbach ihre eigene Ferienarbeit vor mehr als dreißig<br />

Jahren als Zimmermädchen im Hotel Manente in Rom. Sie schreibt von Verrat, Liebe<br />

und Subversion, erzählt aber die Geschichte ihrer Chefin Emma Manente, die seit 1938<br />

in Rom lebt und zum Leidwesen ihrer Südtiroler Familie einen Italiener geheiratet hat.<br />

War sie tatsächlich Johann aus Stillbach versprochen gewesen, der 1944 bei einem<br />

Partisanenanschlag in Rom getötet worden war? Und ist der Historiker Paul, den Clara<br />

in Rom kennenlernt, der Geliebte von Ines aus jenem Jahr? Wie wirken die Spannungen<br />

um Südtirol und seine Zugehörigkeit seit der NS-Zeit und dem Faschismus bis<br />

heute nach?<br />

Der Roman beschreibt spannend und präzise von der Verflechtung persönlicher und<br />

historischer Ereignisse, von Stillbach und von Rom, von Verrat und Verbrechen, von<br />

Sehnsucht, Wahrheit und neuer Liebe<br />

ISBN 978-3-406-62166-6 – Preis 19,95 € – Verlag C.H. Beck, München<br />

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