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Grußwort von Chefarzt i.R. Prof. Dr. Uwe Ikinger Vorsitzender des ...

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1<br />

Grußwort<br />

<strong>von</strong> <strong>Chefarzt</strong> i.R. <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Uwe</strong> <strong>Ikinger</strong><br />

<strong>Vorsitzender</strong> <strong>des</strong> Vorstands<br />

zum Festkonzert anlässlich <strong>des</strong> 150-jährigen Bestehens<br />

der Evangelischen Stadtmission Heidelberg<br />

am Freitag, den 30. November 2012,<br />

in der Heiliggeistkirche, Heidelberg


2<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

verehrte Gäste der Evangelischen Stadtmission Heidelberg!<br />

Es ist mir als dem Vorsitzenden der Evangelischen Stadtmission<br />

Heidelberg eine große Freude und Ehre, Sie an dem heutigen,<br />

denkwürdigen Tag im Namen <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> in dieser<br />

wunderschönen Heiliggeistkirche zum Festkonzert anlässlich<br />

unseres 150-jährigen Bestehens zu begrüßen.<br />

Der Hausherrin, Frau Dekanin <strong>Dr</strong>. Marlene Schwöbel-Hug, danke ich<br />

ganz besonders herzlich dafür, dass wir heute hier sein dürfen.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

erwarten Sie bitte an dieser Stelle jetzt keine lange Rede - schließlich<br />

sind wir heute hier zu einem Festkonzert zusammengekommen.<br />

Gestatten Sie mir aber als Einstimmung ein paar Worte zu unserer<br />

Geschichte und den Grundlagen der Stadtmission.<br />

Heute auf den Tag vor 150 Jahren, also am 30. November 1862,<br />

wurde diese Evangelische Stadtmission Heidelberg gegründet. Es<br />

waren vor allem die christlichen Kaufleute Louis Werner, Philipp<br />

Zimmermann und Carl Winter, die hierfür den Grundstein legten.


3<br />

Mit ihren 150 Jahren ist die Stadtmission Heidelberg zwar nicht die<br />

älteste Stadtmission; in Deutschland ist sie aber wohl die älteste und<br />

am breitesten aufgestellte diesbezügliche Einrichtung.<br />

Bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich zunächst gerne ein paar<br />

Worte zu der Gründungsidee der Stadtmission an sich sagen:<br />

Um die Idee der Stadtmission zu begreifen, möchte ich Sie kurz in<br />

die Zeit ihrer Gründung, also in das 19. Jahrhundert zurückversetzen<br />

und uns noch einmal die soziale Situation dieser Zeit vor Augen<br />

führen:<br />

Mit der industriellen Revolution ergaben sich vielfältige neue<br />

Chancen, aber auch zunehmend schlechtere Bedingungen für die<br />

Arbeiterschaft. Die radikale Veränderung der Produktionsmethoden<br />

und die fortschreitende Mechanisierung zerstörten zunehmend<br />

traditionelle Arbeitsplätze und führten zunächst auch zu einer<br />

massenhaften Verelendung der Arbeiterschaft.<br />

In der Mitte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts wurde die Kehrseite der<br />

industriellen Revolution in dramatischer Weise offenbar und sichtbar:<br />

Elend und Armut der arbeitenden Bevölkerung, Hungersnot,<br />

Verkümmerung und Verwahrlosung im Verbund mit<br />

Hoffnungslosigkeit und Wohnungselend - insbesondere in den rasch<br />

wachsenden Industriestädten mit ihren Mietskasernen,<br />

Kellerwohnungen und Elendsquartieren - waren an der<br />

Tagesordnung.


4<br />

Es war zugleich die Zeit unvorstellbarer sanitärer und hygienischer<br />

Zustände in den Krankenanstalten mit überfüllten Krankensälen, mit<br />

Schmutz, Ungeziefer und unbeschreiblichen - häufig tödlichen -<br />

Infektionsrisiken: Bakterien waren noch unbekannt und Typhus- und<br />

Cholera-Epidemien die Regel.<br />

Es war die Zeit revolutionärer sozialer Umwälzungen:<br />

es war die Zeit <strong>des</strong> amerikanischen Bürgerkrieges und <strong>des</strong><br />

Boxeraufstan<strong>des</strong> in China und in Europa die Zeit <strong>von</strong> Karl Marx und<br />

Friedrich Engels und ihrem kommunistischen Manifest mit dem<br />

Aufruf: "Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" oder <strong>von</strong> Ferdinand<br />

Lassalle mit Gründung <strong>des</strong> Arbeitervereins; es war die Zeit der<br />

"Weber" <strong>von</strong> Gerhart Hauptmann oder <strong>von</strong> Victor Hugo mit "Les<br />

Miserables".<br />

Bei zunehmend verkümmernden moralischen Maßstäben wurde auf<br />

der anderen Seite die etablierte soziale Hierarchie als gottgegeben<br />

verteidigt.<br />

In dieser Zeit wachsender gesellschaftlicher Kritik und revolutionärer<br />

Entwicklungen, sozialer Härte und Massenverelendung, in diesem<br />

Teufelskreis der Ärmsten der Armen <strong>von</strong> Hunger und Elend, Armut<br />

und Wohnungslosigkeit, wurde im Jahr 1826 in England die Idee<br />

einer christlich getragenen Stadtmission geboren.<br />

Vor dem Hintergrund eines heute nicht mehr vorstellbaren<br />

Massenelends, insbesondere in den Städten, basierte die Idee der


5<br />

Stadtmission dabei eigentlich auf ganz einfachen Prinzipien: auf<br />

christlicher Nächstenliebe, auf Fürsorge und Hoffnung und auf<br />

vielfältiger Unterstützung Kranker und Schwacher.<br />

Diese Idee der im weitesten Sinne "urbanen christlichen Hilfe" fand in<br />

Deutschland ihren Niederschlag und ihre Verbreitung in der Person<br />

<strong>des</strong> Theologen und Sozialreformers Johann Hinrich Wichern und<br />

einer - ruhig wörtlich zu nehmenden - Vorstellung einer "Inneren<br />

Mission".<br />

Die Idee der tätigen Nächstenliebe für die Armen und Schwachen -<br />

und hier komme ich wieder zum Anfang meiner Rede zurück - fiel in<br />

vielen Städten in Deutschland auf fruchtbaren Boden, wie auch hier<br />

bei uns in Heidelberg:<br />

Vor allem den Kaufleuten Louis Werner, Philipp Zimmermann und<br />

Carl Winter verdanken wir im Jahr 1862 - also heute vor 150 Jahren -<br />

die Initialzündung der Evangelischen Stadtmission Heidelberg, um in<br />

christlicher Verantwortung Menschen in Not zu helfen.<br />

Auf der Grundlage <strong>von</strong> <strong>Prof</strong>essionalität einerseits und christlichem<br />

Engagement andererseits entstand über die zurückliegenden 150<br />

Jahre aus kleinsten Anfängen in größtem Elend ein beeindrucken<strong>des</strong><br />

und breitgefächertes "Mosaik" <strong>von</strong> Einrichtungen, die Alten, Kranken,<br />

unverschuldet Gestrandeten und anderen hilfebedürftigen Menschen<br />

offen standen und hoffentlich auch weiterhin offen stehen werden.<br />

Ein paar Zahlen mögen verdeutlichen, wie breit wir heute in<br />

Heidelberg und Umgebung aufgestellt sind:


6<br />

Die Evangelische Stadtmission Heidelberg besteht aus einem<br />

Verbund <strong>von</strong> über 20 Einrichtungen: <strong>von</strong> der Kinderkrippe bis zur<br />

Altenhilfe, <strong>von</strong> der Suchtberatung bis zur Wiedereingliederungshilfe,<br />

<strong>von</strong> der Bahnhofsmission bis zum modernen Klinikum. Wir arbeiten<br />

in Netzwerken und Kooperationen, beispielsweise mit dem<br />

Universitätsklinikum, dem Klinikum St. Elisabeth und der Caritas.<br />

Rund 1.600 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen leisten täglich, hauptund<br />

ehrenamtlich professionell und engagiert Hilfe.<br />

Ich möchte die Gelegenheit daher vor allem nutzen, um Dank zu<br />

sagen – ich danke all jenen, Ihnen allen, die über 15 Jahrzehnte und<br />

über viele Generationen bis heute – egal an welcher Stelle – dazu<br />

beigetragen haben, diese Stadtmission zu dem zu machen, was sie<br />

heute ist.<br />

Meine Damen und Herren, wir können stolz auf das Erreichte sein.<br />

Aber ich füge auch hinzu: es genügt nicht, dass wir stolz sind. Was<br />

erreicht wurde, muss uns zugleich Ansporn auf dem weiteren Weg<br />

sein.<br />

Die Herausforderungen, vor denen wir jetzt und in Zukunft stehen,<br />

sind vielfältig – und sie waren mit ein Grund, dass ich im Sommer<br />

dieses Jahres gerne die Nachfolge <strong>des</strong> langjährigen Vorsitzenden<br />

der Stadtmission, Herrn <strong>Dr</strong>. Wolfgang Wagner – dem ich an dieser<br />

Stelle noch einmal meinen ausdrücklichen Dank sage - angetreten<br />

habe.


7<br />

Gerne nutze ich an dieser Stelle auch die gute Gelegenheit, unseren<br />

zahlreichen Sponsoren zu danken, insbesondere Herrn Dietmar<br />

Hopp für sein Engagement im Krankenhaus Salem und Herrn<br />

Manfred Lautenschläger für sein Engagement im Mühlenhof in<br />

Schriesheim, einer Vorzeigeeinrichtung der<br />

Wiedereingliederungs­hilfe.<br />

Zu guter Letzt: was liegt näher, als diesen besonderen Tag in einer<br />

schönen Kirche mit einem außergewöhnlichen Ensemble zu feiern,<br />

das seinerseits zugleich Sinnbild ist eines ebenfalls<br />

außer­gewöhnlichen Unternehmens, der SAP, und in dem sich wie in<br />

den Einrichtungen der Stadtmission im Unternehmen wie im<br />

Orchester ebenfalls der Anspruch auf Teamgeist, Motivation,<br />

Ausdauer, Präzision und Disziplin überlappen.<br />

Meine Damen und Herren, ich begrüße die Mitglieder <strong>des</strong><br />

renommierten SAP-Sinfonieorchesters und übergebe mit großer<br />

Freude an die musikalische Leitung <strong>des</strong> Orchesters und<br />

Chefdirigentin Frau Johanna Weitkamp.<br />

Ich wünsche Ihnen, ich wünsche uns allen ein außergewöhnliches,<br />

feierliches, akustisches Vergnügen mit Werken <strong>von</strong> Wolfgang<br />

Amadeus Mozart, Richard Strauss und Ludwig van Beethoven.<br />

Genießen Sie diesen historischen Moment mit uns!<br />

Meine Damen und Herren, liebe Gäste, ich danke Ihnen für Ihre<br />

Aufmerksamkeit!

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