Ausgabe 46 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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12<br />
Mai 2013<br />
| mein liebstes ding |<br />
Fisch ahoi!<br />
Für die einen dekoratives Beiwerk, für die anderen künstlicher Mikrokosmos:<br />
Ein Aquarium bietet nicht nur Abwechslung im Alltag und beruhigt die<br />
Seele, es erfordert auch Fachwissen und Geschick, um zu erhalten, was kostbar<br />
ist. Wolfram Buhler geht noch einen Schritt weiter: Er züchtet Zierfische.<br />
<strong>Das</strong> WWWW des Liebhabers:<br />
Wer: Wolfram Buhler (geb. 1942)<br />
Was: Buntbarsch, Guppy, Blackmolly,<br />
Schwertträger<br />
Wann: seit 1972<br />
Woher: Fachhandel, Aquarianerfreunde<br />
Fotos: Henry Tornow / Bartiebert-wikipedia.de<br />
Trist und monoton schieben sich die<br />
Stockwerke des Wohnblocks in den<br />
Wolken verhangenen Himmel. <strong>Das</strong> Gebäude<br />
erfuhr vor geraumer Zeit eine grundlegende<br />
Sanierung, kommt nun daher mit<br />
modernen Fenstern, anderem Putz und weiteren<br />
Verbesserungen.<br />
Dennoch bleibt es nur<br />
eines von vielen, hebt<br />
sich kaum ab im Reigen<br />
der Plattenbauten<br />
– trotz der farbigen Außenfassade.<br />
Damals,<br />
Anfang der 70er-Jahre,<br />
waren solche Betonplatten<br />
Ausdruck moderner<br />
Architektur,<br />
begehrt bei denjenigen,<br />
die träumten von<br />
Fernwärme, die Heizen mit Kohle und Altbau<br />
den Rücken kehren wollten. Doch das alles<br />
liegt lange zurück.<br />
Wolfram Buhler und seine Frau hatten vor<br />
mehr als 40 Jahren das Glück, in eine dieser<br />
Wohnungen zu ziehen. Doch ein jeder irrt,<br />
der hier das normale Zuhause eines Rentnerpaares<br />
im Neubaugebiet erwartet. Denn Buhlers<br />
haben Mitbewohner — viele Mitbewohner.<br />
Erahnen kann man das bereits beim Betreten<br />
der Wohnung. Die entgegenströmende Atemluft<br />
ist irgendwie anders, sehr warm, und vor<br />
allem sehr feucht. Sie erinnert unweigerlich<br />
an ein Hallenbad,<br />
nur ohne Chloranteil.<br />
Im eigentlich<br />
fensterlosen<br />
Flur schimmert<br />
es grünfarben<br />
aus einer Ecke an<br />
der Decke. Und<br />
im nächsten Moment<br />
sieht man<br />
sie. Im Prinzip<br />
sind sie überall:<br />
buntbarsch<br />
Aquarien.<br />
»Im Wohnzimmer sind die Zuchttiere, im<br />
Kinderzimmer die Jungfische — so, wie es früher<br />
mit den Kindern auch war«, sagt Wolfram<br />
Buhler und lacht dabei. Etwa um die 30<br />
Fische tummeln sich im Wohnzimmeraquarium,<br />
darunter Buntbarsch, Gubby, Black<br />
Molly und Schwertträger. Wasserbecken in<br />
der Wohnung haben und Tiere züchten, das<br />
wollte er bereits als kleiner Steppke. »Wir<br />
sind schon als Kinder an die Saale, haben<br />
Stichlinge rausgeholt und bei uns ins Fenster<br />
gestellt. Später gingen sie dann ein wegen<br />
Sauerstoffmangel — wir kannten ja damals<br />
die ganzen Zusammenhänge noch nicht«,<br />
sagt der gelernte Elektromonteur und muss<br />
schon wieder grinsen. <strong>Das</strong> Fachwissen eignete<br />
er sich an, als er im gleichen Jahr durch<br />
seinen Schwager die Bekanntschaft mit dem<br />
Jenaer Wasserrose e. V. machte. Heute ist er<br />
dort Vereinsvorsitzender.<br />
Wenn sich Aquarianer in Jena organisieren<br />
möchten, dann findet sich dort der beste<br />
Anlaufpunkt, im Februar dieses Jahres feierte<br />
er sein 100-jähriges Bestehen. Und die Vereinsgeschichte<br />
kann sich sehen lassen. In der<br />
DDR sei Fischezucht populär gewesen — »der<br />
Strom war billig, das Wasser war billig, die<br />
Saale war verpachtet und massenweise wurde<br />
der Tubifex rausgezogen als Fischfutter.<br />
Damals wurde richtig Geld gemacht«, weiß<br />
Wolfram Buhler. Die Zoologica Berlin koordinierte<br />
einst Im- und Export der Kiemenatmer<br />
ins nichtsozialistische Wirtschaftssystem.