Ausgabe 51 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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6 Juli/August November 2012 2013<br />
| lichtbildarena |<br />
Wo Auerhahn Hans<br />
und Füchsin Sophie<br />
sich ›Gute Nacht‹ sagen<br />
Mindestens sechs Stunden verbringt<br />
Klaus Echle täglich im Freien<br />
Foto: Klaus Echle<br />
Der Naturfotograf Klaus Echle schweift für seine Reportagen nicht in die Ferne. Er konzentriert sich aufs<br />
Naheliegende – in seinem Fall den heimischen Schwarzwald – und trifft damit beim Publikum ins Schwarze. Der<br />
gelernte Förster lichtet seit 20 Jahren mit geduldiger Passion die Wildnis vor seiner Haustür ab. Sein Anspruch:<br />
Verhaltensweisen, ökologische Zusammenhänge, das Verhältnis Mensch-Natur-Tier, bedrohte Arten und<br />
Lebensräume auch für ein ›naturfernes‹ Publikum mit künstlerischen Mitteln zu erschließen.<br />
Sie sind Förster des Städtischen Forstamts<br />
Freiburg und bewirtschaften ein Revier<br />
zwischen der Stadt und Ihrem Hausberg,<br />
dem Schauinsland. Welche Einflüsse hat<br />
Ihr Beruf auf die entstehenden Fotos?<br />
Klaus Echle: Ich bin mit Leib und Seele<br />
Förster, das ist meine Berufung. Selbst<br />
für einen Förster bin ich ungewöhnlich viel<br />
draußen — mindestens sechs Stunden täglich.<br />
Dabei bekomme ich Ideen und Inspirationen,<br />
etwa für bestimmte Blickwinkel oder Tiere.<br />
Ein Beispiel: 2006 wurde ich als Förster<br />
zweimal zu Wildkatzen gerufen, die überfahren<br />
wurden — obwohl diese Tiere seit 1912 in<br />
Baden-Württemberg als ausgestorben galten!<br />
Mit einigen Wissenschaftlern habe ich nach<br />
weiteren Wildkatzen gesucht und wir fanden<br />
heraus, wo sie sich aufhalten. <strong>Das</strong> habe ich<br />
als fotografisches Projekt umgesetzt und fotografiere<br />
sie seitdem jedes Jahr zu ihrer Paarungszeit<br />
im Frühling.<br />
Gemeinsam mit einer Wissenschaftlerin<br />
gelang es ihnen, die Füchsin »Sophie« 2010<br />
ein halbes Jahr lang zu begleiten. Können<br />
Sie uns eines der schönsten Erlebnisse mit<br />
der Füchsin schildern?<br />
Echle: Es war ein Sonntagnachmittag im<br />
Spätsommer, viele Waldbesucher waren unterwegs.<br />
Ich traf die Füchsin an, die mir wie<br />
ein kleines Kind vorkam: Hundemüde, aber<br />
wegen der vielen Besucher nicht zur Ruhe<br />
kommend. Als ich dann kam, legte sie sich<br />
hin, ganz nach dem Motto: »Jetzt bist Du da,<br />
Du passt auf mich auf, ich schlafe jetzt.« Diese<br />
Vertrautheit war etwas ganz besonderes<br />
für mich. Sie hat nicht nur gedöst, sie hat geschnarcht,<br />
geträumt. <strong>Das</strong> zu erleben, das war<br />
für mich schon fast sentimental.<br />
Geben Sie allen ›Ihren‹ Tieren Namen?<br />
Echle: In der Tat passiert es schon, dass<br />
man den Tieren Namen gibt, wenn man sie<br />
länger kennt und individuell von anderen unterscheidet.<br />
Ich habe ein Jahr lang einen Auerhahn<br />
begleitet, der hieß Fritz, ein zweiter<br />
Hans. Die habe ich schon relativ gut kennen<br />
gelernt.<br />
Welche sind Ihre Lieblingsplätze?<br />
Echle: Da habe ich einige, zum Alleinsein<br />
und zum Fotografieren. Einerseits liebe ich<br />
den Schauinsland, unseren über 1.200 Meter<br />
hohen Hausberg. Vor allem dann, wenn es im<br />
Sommer mal richtig regnet und stürmt. Ich bin<br />
dann völlig alleine im Wald und erlebe außergewöhnliche<br />
Stimmungen. Andererseits liebe<br />
ich auch die Mooswälder mit ihren knorrigen<br />
Eichen auf 200 Metern Höhe in Richtung der<br />
Rhein-Ebene. Außerdem gibt es einige wunderschöne<br />
felsige Stellen in meinem Revier.<br />
Worauf dürfen sich die Zuschauer in Jena<br />
freuen?<br />
Echle: Ich bringe sehr viele spannende<br />
Geschichten mit, die man mit Tieren erleben<br />
kann. Zum Beispiel die Geschichte von den<br />
Wildkatzen Hänsel und Gretel: Wo leben sie,<br />
welche Strategien haben sie, in unseren dicht<br />
besiedelten Gegenden zu überleben. Ich gebe<br />
intime Einblicke in das Leben der Füchsin Sophie.<br />
Und ich zeige auch, wie einige meiner<br />
Fotos entstanden sind.<br />
Danke für das Gespräch.<br />
Interview: Anne-Kristin Henker<br />
Die Organisatoren Barbara Vetter und Vincent<br />
Heiland haben sich für das 12. Lichtbildarena-Festival<br />
vom Thema „Extreme"<br />
leiten lassen und holen neben Klaus Echle<br />
u.a. den Extrem-Bergsteiger Alexander<br />
Huber oder den renommierten National-<br />
Geographic-Fotografen Carsten Peter vom<br />
8. bis 10. November nach Jena! <strong>Das</strong> komplette<br />
Programm: www.lichtbildarena.de.<br />
Ein absoluter ›Geheimtipp‹ des 12. Lichtbildarena-Festivals:<br />
In »Wildnis vor der<br />
Haustür« bringt Klaus Echle außergewöhnliche<br />
Bilder und Geschichten mit.<br />
Live zu erleben am Sonntag, den<br />
10.11.2013 um 11 Uhr im Uni-Hörsaal 1.<br />
Karten sind unter www.lichtbildarena.de<br />
und im Vorverkauf erhältlich.