Ausgabe 50 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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Juli/August Oktober 2013 2012 35<br />
Abbildungen: Boock<br />
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war<br />
auch die große Anzahl der Mitarbeiter schnell<br />
wieder dahin, obwohl gerade jetzt jede helfende<br />
Hand willkommen war: In Zeiten allgemeinen<br />
Hungerns lag der Schwerpunkt der<br />
Gärtnerei beinahe ausschließlich auf dem<br />
Anbau von Gemüse — nicht nur die Stadtbevölkerung,<br />
sondern auch die eigene, mittlerweile<br />
zehn Kinder umfassende Familie<br />
wollte versorgt werden. Tonnenweise fuhren<br />
die kleinen Pferde der Gärtnerei daher das<br />
Gemüse, das Kurt Boock nach biologischdynamischer<br />
Wirtschaftsweise produzierte,<br />
zu den staatlichen Abnahmestellen.<br />
Erst als die ärgste Hungerzeit Anfang der<br />
19<strong>50</strong>er Jahre überstanden war, konnte in der<br />
Gärtnerei Boock der Normalbetrieb<br />
wieder aufgenommen und<br />
auch Heckenpflanzen, Ziergehölze,<br />
Nadelgehölze und Blütenstauden<br />
erneut in den Vordergrund<br />
der gärtnerischen Produktion gerückt<br />
werden. Allerdings sprengte<br />
das nun sehr große Warensortiment<br />
sowohl den Rahmen des<br />
Lobedaer Ladens und als auch<br />
den Platz des eigenen Standes<br />
auf dem Jenaer Wochenmarkt.<br />
Also wurde ein Verkaufsgarten<br />
in Jena eingerichtet, zunächst<br />
1952/1953 am Löbdergraben gegenüber dem<br />
Capitol, Ende der 19<strong>50</strong>er Jahre dann neben<br />
dem Platanenhaus und schließlich 1972 am<br />
Heinrichsberg (heute Holzhandlung Schmidt).<br />
Doch auch hier wurde es im Laufe der Zeit zu<br />
eng, zudem auch die Transportwege aus der<br />
Lobedaer Baumschule zu lang. Und so wurde<br />
der Verkaufsgarten am heutigen Standort in<br />
den Saaleauen auf Höhe von Lobeda konzipiert<br />
und unmittelbar nach der Wende 1990<br />
eröffnet.<br />
stephan boock<br />
(geb. 1937)<br />
Dritte Generation:<br />
Treibende Kraft im Familienbetrieb war<br />
zu diesem Zeitpunkt Stephan Boock, der die<br />
Gärtnerei 1970 in dritter Generation von seinem<br />
Vater übernommen hatte. Zuvor hatte<br />
er eine Gärtnerlehre absolviert, anschließend<br />
einige Zeit in Potsdam-Bornim bei dem Staudenzüchter,<br />
Garten-Schriftsteller und Garten-<br />
Philosoph Karl Foerster gearbeitet und parallel<br />
dazu an der Ingenieurschule<br />
für Gartenbau in Erfurt studiert.<br />
Zusammen mit Hannes Schneider,<br />
einem Studienkollegen, der<br />
schon seit 1959 in der Gärtnerei<br />
tätig war, führte Stephan Boock<br />
den Betrieb durch bewegte DDRund<br />
Wende-Zeiten.<br />
Gerade in den 1970er und<br />
1980er Jahren fanden etliche ›Andersdenkende‹<br />
— etwa Ausreiseantragsteller<br />
oder Personen, die<br />
den Dienst an der Waffe verweigert<br />
hatten — in der Gärtnerei eine<br />
Möglichkeit zu leben, zu arbeiten und sich<br />
auszutauschen. Diese Offenheit und Aufnahmebereitschaft<br />
der Boocks besteht auch heute<br />
noch: Zu jeder Zeit wurden und werden nicht<br />
nur Lehrlinge in den einzelnen Fachbereichen<br />
des Gärtnereiwesens ausgebildet,<br />
sondern stets auch hilfsbedürftige<br />
und eingeschränkt arbeitsfähige<br />
Menschen in der Gärtnerei<br />
integriert.<br />
Vierte Generation<br />
1990 wurde auch der Anfang<br />
des Jahrhunderts von Kurt Boock<br />
in den Gärtnereibetrieb eingegliederte<br />
Bereich Garten- und<br />
Landschaftsbau wieder belebt.<br />
Insbesondere Hannes Schneider<br />
Susanne und<br />
Hans-Detlev Boock<br />
Umpflanzung von Bäumen<br />
im Leutratal für den Autobahnbau<br />
widmete sich in der Folge zunehmend seiner<br />
Begabung der Gartengestaltung, so dass erneut<br />
viele Gärten in und um Jena vom boockschen<br />
Gestaltungsstil geprägt wurden. Zusammen<br />
mit Stephan Boock und dessen Sohn<br />
Hans-Detlev begründete dieser zudem 1995<br />
die ›Gärtnerei Boock OHG‹ — womit die Gärtnerei-Tradition<br />
der Familie Boock zugleich in<br />
die vierte Generation übergeben wurde.<br />
Zwar haben sich die beiden älteren Gesellschafter<br />
mittlerweile zur Ruhe gesetzt,<br />
der Betrieb selbst ist jedoch wie all die vielen<br />
Pflanzen, die man dort kaufen kann, auch<br />
unter der Leitung von Hans-Detlev Boock<br />
und seiner Frau Susanne Boock fortwährend<br />
am gedeihen: ab dem 1. Oktober 2013<br />
mit neuem Namen bzw. Gesicht als ›Boock<br />
Gartenkultur‹. Etwa 35 Mitarbeiter — studierte<br />
Gartengestalter, gut ausgebildete und<br />
erfahrene Gärtner und Menschen mit Ideen<br />
und Weitblick — sind hier in den Bereichen<br />
Garten- und Landschaftsbau, Verkaufsgarten,<br />
Grabgestaltung und -pflege<br />
sowie Baumschule und Staudengärtnerei<br />
tätig und vereint<br />
in ihrer Freude an der Arbeit mit<br />
dem holden Grün in all seinen<br />
Formen.<br />
Da kann es im Grunde nur<br />
wünschenswert erscheinen,<br />
wenn der Name Boock noch<br />
zahlreiche weitere Generationen<br />
in Jena unmittelbar mit dem<br />
Gartenwesen in Verbindung gebracht<br />
wird.(sbo/mei)