Ausgabe 50 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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34 Juli/August Oktober 2012 2013<br />
| garten |<br />
Ein Familienbetrieb<br />
mit Grünem Daumen<br />
Es gibt wohl kaum einen anderen Namen in Jena, der so stark mit dem Gartenwesen in Verbindung steht wie<br />
den der Familie Boock. Seit bereits 115 Jahren befindet sich die Gärtnerfamilie auf einer Reise, die sich in ständiger<br />
Wiederholung an den wechselnden Jahreszeiten orientiert, einer Reise, in der sich vieles, aber längst nicht alles ums<br />
holde Grün in all seinen Formen und Ausprägungen dreht.<br />
Abbildungen: Boock<br />
Erste Generation<br />
Eröffnet wurde die Tradition<br />
des Boockschen Familienunternehmens<br />
durch den aus Naumburg<br />
stammende Karl Boock. Im<br />
Jahre 1898 ließ dieser sich als<br />
bereits ausgebildeter Gärtner der<br />
Liebe wegen mitsamt Hacke, Spaten<br />
und Gießkanne im unweit vor<br />
den Toren Jenas gelegenen Lobeda<br />
nieder und gründete dort eine<br />
Gärtnerei.<br />
Ins örtliche Gemeindeleben<br />
Karl BOOCK<br />
war Karl Boock schnell voll integriert,<br />
er beteiligte sich regel-<br />
(1872 — 1952)<br />
mäßig am Jahrmarkt und war Mitglied im<br />
Gesangsverein. In seinem Einmannbetrieb<br />
versorgte er die ihm bald lieb gewordenen<br />
Lobedaer mit allem, was man von einem<br />
Gärtner erwartet: Blumensträuße, Topfpflanzen,<br />
Gemüse-, Balkon- und Grabpflanzen,<br />
Dekorationen für Taufen, Hochzeiten und<br />
Beerdigungen. Auch um den Verschnitt und<br />
die Veredelung von Rosen und Obstbäumen<br />
kümmerte er sich und wenn Markttag in Jena<br />
war, beförderte er seine Waren auch in die<br />
Stadt — anfangs auf dem Rücken in der Kiepe,<br />
später mit dem Handwagen und schließlich<br />
mit dem Eselkarren.<br />
Veränderung in diesem arbeitsreichen,<br />
über die Jahre dahinfließenden Alltag brachte<br />
die Ankunft des Ersten Weltkriegs,<br />
die den Gärtner zum Soldaten<br />
machte. Der Betrieb in Jena<br />
lief dennoch weiter: Fern der<br />
Heimat schickte Karl Boock von<br />
der Front fortan Anweisungen an<br />
seine Frau und seinen 11jährigen<br />
Sohn Kurt, wie diese die Gärtnerei<br />
erhalten und weiterführen<br />
mussten. So musste der Schuljunge<br />
Kurt oft in den Schulpausen<br />
nach Hause laufen, Gewächshäuser<br />
heizen, lüften oder schattieren,<br />
damit die Kulturen entsprechend<br />
gediehen. In Frostnächten<br />
deckte er fürsorglich die Gewächshäuser und<br />
Kästen mit Strohdecken zu, sorgte sich um<br />
die rauchende Kanalheizung —<br />
und erkannte mehr oder weniger<br />
freiwillig seine Berufung: Kurt<br />
Boock wollte in die Fußstapfen<br />
seines Vaters treten.<br />
Zweite Generation<br />
Im sächsischen Pillnitz studierte<br />
er daher nach Abschluss<br />
der Schule Gartengestaltung und<br />
übernahm nach kurzer Wanderzeit<br />
im Jahre 1929 den elterlichen<br />
Betrieb in Lobeda — erweiterte<br />
diesen allerdings noch um die<br />
Kurt BOOCK<br />
(1903 — 1983)<br />
gärtnerischen Bereiche Baumschule und<br />
Staudenproduktion. Und da seine große Liebe<br />
der Gartengestaltung galt, trugen bald auch<br />
zahlreiche Jenaer Gärten seine gestalterische<br />
Handschrift: Mit Sachverstand und großer Begeisterung<br />
baute er unter anderem Steingärten,<br />
Treppen aus Naturstein, Pergolen sowie<br />
Wasseranlagen und bepflanzte die Ensembles.<br />
Ende der 1930er Jahre wurde aus dem<br />
kleinen Familienunternehmen in kürzester<br />
Zeit ein Betrieb mit über 100 Mitarbeitern:<br />
Im Zuge des Ausbaus der Autobahn — die<br />
damalige Reichsautobahnstrecke 80 — erhielt<br />
Kurt Boock nicht nur den Auftrag, die<br />
jeweils fertig gestellten Bauabschnitte um<br />
Jena neu zu begrünen, sondern auch die<br />
Orchideen aus jenen unteren<br />
Bereichen des Leutratals, das<br />
bereits zu diesem Zeitpunkt als<br />
Naturschutzgebiet ausgewiesen<br />
war und durch welches nun die<br />
Betonplattenstraße verlegt wurde,<br />
in die höheren Hangbereiche<br />
zu verpflanzen und damit zu<br />
bewahren. Selbst große Gehölze<br />
wurden dabei umgepflanzt —<br />
was zum Großteil in Handarbeit<br />
erfolgte, da entsprechende Technik<br />
im Vergleich zu heute wenig<br />
vorhanden war.