Ausgabe 50 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
Ausgabe 50 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
Ausgabe 50 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
32 Juli/August Oktober 2012 2013<br />
| DNT Weimar |<br />
Martern<br />
aller Arten<br />
Im Oktober prallen am DNT Weimar<br />
Kulturen aufeinander, werden Gewissensfragen<br />
gestellt, Erinnerungsspuren verfolgt und spannende<br />
Blickwinkel eröffnet.<br />
Foto: Thomas Müller<br />
Mit Mozarts »Entführung aus dem Serail« unter<br />
der Leitung von Stefan Klingele und in der<br />
Regie von Elisabeth Stöppler setzt das DNT<br />
Weimar die Reihe seiner Neuproduktionen<br />
im Großen Haus fort. Eine Gruppe Europäer<br />
wird am türkischen Hof des Bassa Selim<br />
gefangen gehalten. Doch nicht ihr Fluchtversuch<br />
bildet den dramatischen Kern dieses<br />
deutschen Singspiels, sondern vielmehr das<br />
Beziehungsgeflecht der Figuren, das sich im<br />
Aufeinanderprallen der Kulturen als sehr fragil<br />
erweist. Emotionale Konflikte führen zu<br />
tiefem Zweifel an der eigenen Identität, der<br />
alle gleichermaßen in eine bodenlose Suche<br />
nach Freiheit und Selbstbestimmung innerhalb<br />
ihrer Liebesbeziehungen treibt. In einem<br />
changierenden Gefüge von Sehnsucht, Begehren<br />
oder auch Hass können sich die Figuren<br />
dabei selbst nicht entfliehen.<br />
Ebenfalls im großen Haus erlebt in der<br />
Regie von Thomas Dannemann eine Bühnenadaption<br />
von Fjodor M. Dostojewskis Roman<br />
»Schuld und Sühne« ihre Premiere. Um<br />
seine Theorie zu testen, ob ein einzigartiger<br />
Mensch berechtigt ist, Verbrechen für die<br />
Durchsetzung seiner Ziele zu begehen, ermordet<br />
der Student Raskolnikow eine gierige Wucherin.<br />
Aber die erhoffte Befreiung von allen<br />
gesellschaftlichen Konventionen bleibt aus.<br />
Stattdessen ist der Staatsanwalt Profirij dem<br />
Mörder auf den Fersen. Dostojewskis Raskolnikow<br />
ist der Hamlet des 19. Jahrhunderts.<br />
Dessen Frage nach dem Recht zur Tat findet<br />
sich in diesem »größten Kriminalroman aller<br />
Zeiten«, wie Thomas Mann ihn nannte, wieder<br />
und beschäftigt uns bis heute: Wann wird<br />
aus einem tabubrechenden Helden einfach<br />
ein simpler Verbrecher?<br />
Auf der Studiobühne stellt Nina Mattenklotz<br />
mit »Und dann« von Wolfram Höll<br />
ihre erste Regiearbeit am DNT Weimar vor.<br />
In seinem Theatertext entwirft der 1986 in<br />
Leipzig geborene Autor den Erinnerungsraum<br />
einer ostdeutschen Kindheit während der<br />
Wendezeit. Die Erfahrungen von Verlust und<br />
Umbruch, Sehnsucht und Neuanfang konzentrieren<br />
sich zu einer Momentaufnahme des<br />
Lebens, zum Mikrokosmos einer taumelnden<br />
Familie.<br />
Die Staatskapelle Weimar bringt in ihrem<br />
2. Sinfoniekonzert das Auftragswerk<br />
des 1. Thüringer Kompositionspreises, »Orpheus-Fragmente«<br />
von Mario Wiegand, zur<br />
Uraufführung. Außerdem stehen das 1. Klavierkonzert<br />
und die 2. Sinfonie von Brahms<br />
auf dem Programm. Als Solistin ist die charismatische<br />
norwegische Pianistin Gunilla<br />
Süssmann zu erleben, deren farbenreiches,<br />
fantasievolles und gleichermaßen virtuoses<br />
Klavierspiel überall begeisterte Kritiken und<br />
Publikumsreaktionen erhält. Die Leitung des<br />
Konzerts liegt in den Händen von Chefdirigent<br />
Stefan Solyom, der wenige Tage später<br />
auch das Sonderkonzert »Genie und Wahnsinn«<br />
dirigieren wird. Umrahmt von Mozarts<br />
Jupiter-Sinfonie und Beethovens »Eroica« liest<br />
der Schauspieler, Regisseur und Autor Maximilian<br />
Schell an diesem Abend aus seinem<br />
Buch »Ich flieg über Täler« sowie aus seinem<br />
Filmszenarium »Beethoven und Napoléon —<br />
Genie und Wahnsinn«.<br />
Zudem startet im Oktober die neue Veranstaltungsreihe<br />
Theaterpredigten, in denen<br />
jeweils ein Stück und seine Inszenierung am<br />
DNT Weimar aus theologischem Blickwinkel<br />
betrachtet und diskutiert wird. Zum Auftakt<br />
spricht Pfarrer Daniel Schilling-Schön in der<br />
frisch restaurierten Kapelle von Schloss Goseck<br />
über Fausts Neugier am Leben und die<br />
Faszination des Bösen.(sle)<br />
Auf einen Blick<br />
Die Entführung aus dem Serail<br />
Premiere: 11.10., 19.30 Uhr, Großes Haus<br />
Weitere Vorstellungen: 17., 27.10., <strong>07</strong>. und<br />
21.11., 13., 27.12., 03., 29.01.2014 u. w.<br />
Und dann<br />
Premiere: 24.10., 20 Uhr, Studiobühne<br />
Weitere Vorstellungen: 29., 30.10.,<br />
08., 19., 20., 28.11.2013 u. w.<br />
Schuld und Sühne<br />
Premiere: 31.10., 10.30 Uhr, Großes Haus<br />
Weitere Vorstellungen: 03., 10., 15., 22.,<br />
29.11. und 06., 15., 28.12.2013<br />
Sinfoniekonzert der Staatskapelle<br />
Weimar<br />
20. und 21.10.2013, jeweils 19.30 Uhr,<br />
Weimarhalle<br />
»Genie und Wahnsinn«<br />
Sonderkonzert der Staatskapelle<br />
Weimar mit Maximilian Schell<br />
24.10.2013, 19.30 Uhr, Weimarhalle<br />
Theaterpredigt zu Goethes »Faust«<br />
13.10.2013, 18 Uhr, Schloss Goseck<br />
Informationen zu allen Neuinszenierungen<br />
der Spielzeit 2013/14, das Konzertprogramm<br />
der Staatskapelle Weimar und<br />
weitere Angebote sowie den Spielplan<br />
bis Januar 2014 gibt es unter<br />
www.nationaltheater-weimar.de