Ausgabe 50 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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Juli/August Oktober 2013 2012 29<br />
nachherige akademische Laufbahn,<br />
von der ich freilich damals<br />
noch nichts ahnte.«<br />
Da es Hufeland unglücklicherweise<br />
nicht gelingen wollte, die<br />
schwer erkrankte fünfjährige<br />
Tochter des Herzogs Luise Auguste<br />
Amalie vor dem Tode zu bewahren,<br />
blieb es ihm allerdings<br />
verwehrt, in die Fußstapfen seines<br />
Vaters zu treten und ebenfalls<br />
Leibarzt am herzoglichen<br />
Hofe zu werden. Dennoch war es<br />
eben jener Herzog Karl August,<br />
der für einen unerwarteten Karrieresprung<br />
des Arztes sorgte:<br />
Goethe, der regelmäßig eine Privatgesellschaft<br />
mit ausgewählten<br />
Themen unterhielt, lud Hufeland<br />
im Herbst 1792 ein, etwas aus seinem<br />
schriftstellerischen Arbeiten<br />
vorzutragen. Schon seit einiger<br />
Zeit waren dem Arzt »viele neue<br />
Ideen aufgegangen, die in die Betrachtung<br />
des Lebens und in die<br />
Kunst einen höheren Einheitsgesichtspunkt<br />
brachten«. Aus einer<br />
noch unveröffentlichten Arbeit<br />
über »Makrobiotik« trug er der<br />
versammelten Gesellschaft seine<br />
Gedanken zur Gesundheitspflege<br />
vor und beeindruckte damit den<br />
ebenfalls anwesenden Herzog<br />
derart, dass dieser ihn sofort für<br />
einen Universitätsposten in Jena<br />
vorschlug: »Der Hufeland passt<br />
zu einem Professor, ich will ihn<br />
nach Jena versetzen.«<br />
Als Bestseller-Autor<br />
in Jena<br />
Hufeland nahm dieses Angebot<br />
dankend an und trat Ostern<br />
1793, noch nicht einmal 31 Jahre<br />
alt, sein Lehramt als Honorarprofessor<br />
in Jena an. Reich machte<br />
ihn der neue Posten indes nicht —<br />
gerade einmal 300 Taler mageres<br />
Gehalt wurden ihm bewilligt —<br />
und mehr Freizeit brachte die<br />
Stelle schon gar nicht ein: Jetzt<br />
wollte nicht nur die nach wie vor<br />
fortgeführte Praxis des Vaters in<br />
Weimar bewältigt werden, sondern<br />
auch die Arbeit an der Jenaer<br />
Universität, die unter anderem<br />
täglich vier Stunden Vorlesung<br />
nebst deren Vorbereitung beinhaltete.<br />
Diese fanden allerdings<br />
äußerst regen Anklang. Schon<br />
nach kurzer Zeit drängten sich<br />
bis zu <strong>50</strong>0 Zuhörer im Auditorium,<br />
alle wollten den jungen<br />
Herrn Professor sehen und vor<br />
allem dessen Ausführungen zur<br />
›Kunst des längeren Lebens‹ hören.<br />
Weit über die Stadt- und sogar<br />
über die Landesgrenzen hinaus<br />
wuchs Hufelands Ruf, nachdem<br />
er 1796 all seine gesammelten Gedanken<br />
und Untersuchungen zu<br />
diesem Thema in Buchform veröffentlicht<br />
hatte. Binnen kurzem<br />
wurde »Die Kunst das menschliche<br />
Leben zu verlängern«, der<br />
Titel, unter dem das Buch zuerst<br />
Christoph Wilhelm Hufeland<br />
(12.08.1762 — 25.08.1836)<br />
erschien, zu einem Bestseller — in<br />
alle europäischen Sprachen und<br />
sogar ins Japanische übersetzt<br />
und noch zu Lebzeiten Hufelands<br />
erlebte das Buch seine achte Auflage.<br />
Dabei war es keinesfalls so,<br />
dass Hufeland die Kunst, mittels<br />
Diätetik (diese umfasst alle Maßnahmen<br />
zur Gesunderhaltung<br />
im Sinne einer geregelten Lebensweise)<br />
auf ein langes Leben<br />
hinzuwirken, erfunden hätte.<br />
Wie er selbst im ersten Teil seiner<br />
»Makrobiotik« auf nüchternhumorvolle<br />
Art schildert, hatten<br />
bereits antike Größen wie Herodot,<br />
Pythagoras, Platon oder<br />
Aristoteles derlei Maßnahmen<br />
ausgiebigst durchdacht und auch<br />
nachfolgende Generationen hatten<br />
ihre diesbezüglich ihre eigenen<br />
Vorstellungen. So galt es<br />
etwa im Mittelalter als eine treffliche<br />
Maßnahme für die Vitalität<br />
älterer Männer, neben Jungfrauen<br />
zu nächtigen: Deren Atem sollte<br />
revitalisierende Kräfte haben.<br />
Ein gewisser Marsilio Ficino riet<br />
Hufeland zufolge im 15. Jahrhundert<br />
sogar dazu, das Blut junger<br />
Menschen mit Zucker zu trinken<br />
und an der Brust eines jungen,<br />
fröhlichen und schönen Mädchens<br />
bei Vollmond zu saugen,<br />
um das Alter zu erhalten oder gar<br />
zu verjüngen.<br />
Hufeland selbst war mit seiner<br />
jahrelangen medizinischen<br />
Erfahrung weit davon entfernt,<br />
sich von derlei Scharlatanerie<br />
beeindrucken zu lassen. Für<br />
sein Buch hatte er Lebensdaten<br />
Hunderter Menschen aus verschiedenen<br />
Ländern gesammelt,<br />
welche ihm als Grundlage für<br />
die Erstellung einer ganzen Liste<br />
an Faktoren dienten, die zu einer<br />
Lebensverlängerung oder eben<br />
auch –verkürzung führen können.<br />
Seiner Überzeugung zufolge<br />
sei der Mensch durchaus imstande<br />
200 Jahre alt zu werden,<br />
wenn er nicht vor dem 100. Lebensjahr<br />
durch Krankheit oder<br />
Zufälle daran gehindert würde.<br />
Alles was man dafür brauche,<br />
sei etwa ein abgehärteter Körper,<br />
ein guter Magen, gute Zähne, gute<br />
Respirationsorgane, ein nicht<br />
zu reizbares Herz, regelmäßige<br />
Körperpflege sowie Hoffnung,<br />
Liebe, Heiterkeit, Frohsinn und<br />
innere Ausgeglichenheit. Lebensverkürzend<br />
wirken hingegen<br />
»<br />
MEL NIE<br />
A<br />
Viele Menschen in<br />
Jena brauchen<br />
Blut der Gruppe<br />
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