26.07.2014 Aufrufe

Ausgabe 50 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG

Ausgabe 50 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG

Ausgabe 50 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

24 Juli/August Oktober 2012 2013<br />

| Theater Rudolstadt |<br />

Starke Stücke über<br />

die alltägliche<br />

Kunst des Alterns<br />

AGE COMPANY Wien<br />

<strong>Das</strong> Thüringer Theaterfestival 60plus steht in diesem Jahr vom 3. bis 6. Oktober<br />

unter dem Motto »Anders altern!« und zeigt Produktionen aus Deutschland, Österreich<br />

und Ungarn, vom Schauspiel über Varieté, Puppenspiel bis hin zum Tanztheater.<br />

Fotos: Benjamin Epp / Henning Schossig<br />

Wenn vom 3. bis 6. Oktober am Theater Rudolstadt<br />

zum zweiten Mal zur »Ruhestörung«<br />

geladen wird, dann stehen zumeist Theaterspieler<br />

und Laien auf der Bühne, die die 60<br />

schon überschritten haben. Doch zum alten<br />

Eisen gehören Sie noch lange nicht. Mit Lust<br />

und Engagement werden sie in ihren Inszenierungen<br />

dem<br />

Michael Kliefert<br />

Publikum ein<br />

facet ten reic hes<br />

und überraschendes<br />

Bild vom Lebensalltag,<br />

den<br />

Hoffnungen und<br />

Themen ihrer Generation<br />

zeigen.<br />

Ein Gespräch mit<br />

Michael Kliefert,<br />

Chefdramaturg<br />

am Theater Rudolstadt<br />

und Jury-<br />

Vorsitzender.<br />

Wie alt sind Sie?<br />

Michael Kliefert: <strong>50</strong>, also genau in<br />

der Mitte des Lebens! Hoffentlich! (lacht.)<br />

In welchen Momenten spielt das für Sie<br />

eine Rolle?<br />

Kliefert: Wenn ich spüre, dass ich die<br />

Spontanität meiner körperlichen Aktionen<br />

abbremse. Ein Wettrennen mit meinem Sohn<br />

würde ich z. B. eindeutig verlieren. Ebenso<br />

empfinde ich die Frage nach der vorrückenden<br />

Lebenszeit bei der Begegnung mit sehr<br />

alten oder sehr kleinen Menschen. Dann frage<br />

ich mich oft: Was kommt noch? Was ist<br />

definitiv vorbei? Und was willst du noch anpacken?<br />

Was bewegt Sie, wenn Sie ans Alter<br />

denken? Und hat sich das durch das<br />

Festival geändert?<br />

Kliefert: Ich empfinde oft, dass die reine<br />

Gegenwart so schwer zu fassen ist, und<br />

gönne mir häufiger den Versuch, Zeit und<br />

Schönheit bewusster schon in kleinen Augenblicken<br />

zu erleben.<br />

Gab es Berührungsängste oder Vorurteile,<br />

als Sie sich zum ersten Mal mit einem<br />

Festival zu diesem Thema auseinandersetzten?<br />

Kliefert: Nein, nur den Wunsch dem<br />

Unvermeidlichen des Alterns nicht mit Lethargie<br />

zu begegnen, sondern den vielen<br />

Negativschlagzeilen von Vergreisung, Pflegenotstand,<br />

Rentenbeiträgen, Einsamkeit etc.<br />

etwas entgegenzusetzen.<br />

Was waren die bleibenden Eindrücke von<br />

der letzten »Ruhestörung«? Und was<br />

erwarten Sie von dieser?<br />

Kliefert: <strong>Das</strong> letzte Festival hatte eine<br />

herrliche Atmosphäre. Es gab so viele begeisterte<br />

Reaktionen von den Akteuren und<br />

den Zuschauern. Viele waren zum ersten Mal<br />

in Rudolstadt, und vom Flair der Stadt und<br />

des Theaters sehr angetan. Die Neugier und<br />

Freundlichkeit, die Kontraste im Programm,<br />

die Auseinandersetzungen um Inhalte und<br />

Spielweisen sind mir noch sehr gegenwärtig.<br />

Gibt es einen persönlichen Höhepunkt?<br />

Kliefert: Ja, Hermann Beyer im Zusammenspiel<br />

mit Irma Münch auf der Rudolstädter<br />

Bühne im Stück von Henning Mankell<br />

erleben zu dürfen. Dieser Schauspieler mit<br />

seiner unverwechselbaren markanten Stimme<br />

verkörpert für mich ein Stück deutscher<br />

Theatergeschichte. Ich habe Hermann Beyer<br />

in vielen unvergesslichen Aufführungen u. a.<br />

am Berliner Ensemble und an der Volksbühne<br />

gesehen. Erinnert sei aber auch an seine<br />

Mitwirkung bei »Jakob der Lügner« — der einzigen<br />

DDR-Filmproduktion, die jemals für den<br />

»Oscar« nominiert wurde. Also man sollte<br />

sich seinen Auftritt auf keinen Fall entgehen<br />

lassen.<br />

Wen möchten Sie mit dem Programm<br />

erreichen?<br />

Kliefert: Menschen ganz unterschiedlichen<br />

Alters, denn ein jeder altert vom ersten<br />

Tag und es gibt dazu keine Alternative!<br />

(lacht.)<br />

Danke für das Gespräch.<br />

Interview: Friederike Lüdde<br />

<strong>Das</strong> genaue Festivalprogramm ist unter<br />

www.ruhestoerung-rudolstadt.de zu<br />

finden. Karten zum Preis von jeweils<br />

5 Euro gibt es an den Vorverkaufsstellen<br />

und unter Tel. 03672/422766.<br />

Ein Festivalpass kostet einmalig 20 Euro.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!