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Ausgabe 50 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG

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18 Juli/August Oktober 2012 2013<br />

| lichtbildarena |<br />

Ohne Geld<br />

ans Ende der Welt<br />

Reporter, Selbstfilmer, Autor: Michael Wigge reiste<br />

ohne einen Cent in der Tasche von Berlin in die Antarktis.<br />

Foto: Michael Wigge<br />

Der Fernsehreporter und Autor Michael Wigge ist bekannt für eine unkonventionelle Mischung aus Comedy,<br />

Entertainment und Dokumentation, ebenso für schräge Selbstversuche. Sein jüngstes Unterfangen: Er reiste von<br />

Berlin in die Antarktis ohne einen Cent in der Tasche. <strong>Das</strong> führte ihn auf die Couches wildfremder Menschen, in<br />

Scheunen oder an Strände.<br />

Du hast bei Amish Bauern übernachtet, bist<br />

Aussteigern, Zuhältern und Obdachlosen<br />

begegnet. Welches Erlebnis beeindruckt<br />

Dich bis heute?<br />

Michael Wigge: Meine Zeit mit Peter in<br />

Köln. Klingt ganz unspektakulär, aber: Peter<br />

ist Freeganer! »Freegan«, das leitet sich von<br />

»free« ab, auf Deutsch »frei«. <strong>Das</strong> sind Leute,<br />

die das kommerzielle Leben bis zu einem<br />

gewissen Grad ablehnen. Peter sucht also in<br />

Abfallbehältern der Supermärkte nach weggeworfenem<br />

Essen. Ich habe mitgemacht —<br />

und wir haben unglaublich viele vollständig<br />

verpackte Lebensmittel gefunden, die oftmals<br />

noch nicht einmal abgelaufen sind! Ich wurde<br />

satt, ohne einen Cent ausgegeben zu haben!<br />

Was war das Schwierigste beim Reisen<br />

ohne Geld?<br />

Wigge: Es drehte sich alles um Nahrung,<br />

Reisen, Schlafen. Nahrung habe ich durch<br />

Tauschgeschäfte recht einfach bekommen.<br />

Eine Unterkunft bekam ich auch meist problemlos,<br />

weil ich oft Couchsurfing gemacht<br />

habe, oder auch mal am Strand übernachtete.<br />

Um das Geld für das nächste Ticket zu bekommen,<br />

habe ich Straßenkunst angeboten: Ich<br />

machte mich für ein paar Cent als »Human<br />

Sofa« in Las Vegas nützlich, wo Leute sich auf<br />

meinen Rücken setzten und verschnauften.<br />

Ich arbeitete als Butler beim Botschafter von<br />

Panama oder trug in Peru Gepäck gen Machu<br />

Picchu. Und: Ich verdiente mir etwas mit Kissenschlachten<br />

in Diskos!<br />

Wie reagierten die jeweiligen Einheimischen?<br />

Wigge: In Nordamerika — speziell in den<br />

USA — hatte ich den Eindruck, man hilft mir,<br />

weil man mich und meine Reise spannend<br />

findet: Jemand hat einen Traum — vom Tellerwäscher<br />

zum Millionär sozusagen. In Lateinamerika<br />

hingegen gaben die Leute eher aus<br />

einem Mitgefühl: »Oh, der hat nichts«. Viele<br />

der Leute waren selbst in armen Verhältnissen<br />

aufgewachsen und gaben etwas ab.<br />

Was war ein Highlight deiner Reise?<br />

Wigge: Der Sohn eines Piloten in Kalifornien<br />

schenkte mir ein Ticket nach Hawaii!<br />

So konnte ich zehn unvergessliche Tage dort<br />

verbringen: Ich habe im Urwald gelebt, Blumen<br />

gegessen und das totale Aussteigerleben<br />

ausprobiert. <strong>Das</strong> hat mich fasziniert und inspiriert!<br />

Ein Tiefpunkt?<br />

Wigge: In Chile ließ die Motivation nach.<br />

Als ich mit einem Kleinbus durch die Anden<br />

trampte und der übelgelaunte Fahrer ständig<br />

auf der linken Spur fuhr und meine Bitten,<br />

doch rechts zu bleiben, ignorierte, wollte ich<br />

aussteigen! Er schrie mich an, es gab ein großes<br />

Hin und Her. Die folgenden drei Wochen,<br />

obwohl sie landwirtschaftlich toll und dort<br />

nette Menschen waren, waren einfach nur<br />

anstrengend.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Interview: Anne-Kristin Henker<br />

Die Lichtbildarena zählt zu den größten<br />

Reise-Show-Foren Deutschlands und steht<br />

für ausdrucksstarke Bilder, spannende<br />

Reiseberichte und erlebte Information.<br />

Die Organisatoren Barbara Vetter und<br />

Vincent Heiland haben sich für das<br />

12. Lichtbildarena-Festival vom Thema<br />

»Extreme« leiten lassen und holen u. a.<br />

den Extrem-Bergsteiger Alexander Huber,<br />

die ›Seenomaden‹ Doris Renoldner und<br />

Wolfgang Slanec sowie den renommierten<br />

National-Geographic-Fotografen Carsten<br />

Peter vom 8. bis 10. November nach Jena.<br />

Wie er mit Hartnäckigkeit, Ausdauer,<br />

Improvisationstalent und einem<br />

Quäntchen Glück ohne Geld von Berlin<br />

zur Antarktis reiste, verrät Michael Wigge<br />

beim 12. Lichtbildarena-Festival:<br />

»Weltreise — Ohne Geld ans Ende der<br />

Welt« am Samstag, den 9. November<br />

um 17:30 Uhr live.<br />

Karten sind im Vorverkauf und unter<br />

www.lichtbildarena.de erhältlich.

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