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Paul Oehlke Arbeitspolitische Innovationsstrategien in Skandinavien ...

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<strong>Paul</strong> <strong>Oehlke</strong><br />

<strong>Arbeitspolitische</strong> <strong>Innovationsstrategien</strong> <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien. Sozialer Dialog als<br />

Produktivitätstreiber <strong>in</strong> Norwegen und Schweden<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das skand<strong>in</strong>avische Erfolgsmodell ......................................... 2<br />

1.1 Internationale Spitzenstellung Norwegens und Schwedens ……… 2<br />

1.2 Sozial-ökonomisch ausbalancierte Entwicklungspfade 3<br />

1.3 Zur <strong>in</strong>novativen Funktion gesellschaftlicher Aktivierung 4<br />

2. Historische Voraussetzungen, gesellschaftliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

und <strong>in</strong>stitutionelle Regulative........................................................................ 4<br />

2.1 Arbeits- und produktivitätspolitische Problemlagen als Anstoß<br />

für neue Unternehmens- und Förderkonzepte ................................. 5<br />

2.2 Langfristig entfaltete Arbeitsbeziehungen und soziale<br />

Innovationsdialoge ............................................................................ 6<br />

2.3 Betriebliche Regulationsformen und arbeitspolitische<br />

Programme........................................................................................ 6<br />

2.4 Forschungspolitische und arbeitswissenschaftliche<br />

Infrastrukturen ................................................................................... 7<br />

3. Zur Entstehung und Entwicklung arbeitspolitischer Innovationsaktivitäten<br />

<strong>in</strong> Norwegen und Schweden ....................................................................... 8<br />

3.1 Schweden: anhaltender Impulsgeber für arbeitspolitische<br />

Innovationen <strong>in</strong> Europa ..................................................................... 9<br />

3.2 Norwegen: von <strong>in</strong>dustrieller Demokratie zu regionaler<br />

Wertschöpfung .................................................................................. 10<br />

3.3 Nachhaltige Struktureffekte aus der arbeitspolitischen<br />

Beteiligungstradition .......................................................................... 12<br />

3.4 E<strong>in</strong>schätzung der arbeitspolitischen Programmaktivitäten<br />

<strong>in</strong> beiden Ländern.............................................................................. 14<br />

4 Skand<strong>in</strong>avische Wirkungen im europäischen Kontext ................................. 15<br />

4.1 Exemplarische Transfereffekte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Ländern 16<br />

4.2 <strong>Arbeitspolitische</strong> Netzwerke <strong>in</strong> der Europäischen Union 17<br />

4.3 Ausblick auf deutsche Kooperationsanstrengungen 19<br />

Literatur .......................................................................................................... 21<br />

Erschienen <strong>in</strong>: Frank Gerlach/Astrid Ziegler (Hg.): Innovationspolitik: Wie kann Deutschland<br />

von anderen lernen? Standortdebatte. E<strong>in</strong>e Reihe der Hans-Böckler-Stiftung. Marburg 2007,<br />

Schueren, 80-102


1. E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das skand<strong>in</strong>avische Erfolgsmodell<br />

Die <strong>in</strong>ternational herausragende Stellung der skand<strong>in</strong>avischen Länder von der<br />

menschlichen Entwicklung bis zur Wettbewerbsfähigkeit widerspricht der <strong>in</strong> Deutschland<br />

vorherrschenden Wirtschaftsideologie. Nach ihr werden die ökonomischen Antriebskräfte<br />

durch starke Gewerkschaften, soziale Ausgleichsformen und hohe Steuer-<br />

und Staatsquoten stranguliert. Entsprechend spielen bei der Abkehr von der Leitvorstellung<br />

e<strong>in</strong>es europäischen Sozialmodells steuer-, arbeitsmarkt- und lohnpolitische<br />

Unterbietungswettbewerbe e<strong>in</strong>e fatale Rolle (siehe Alhadeff/Hugendubel 2005).<br />

Sie haben die von e<strong>in</strong>er hochrangigen Expertengruppe prognostizierten arbeits- und<br />

sozialpolitische Abwärtsspiralen seit den späten 1990er Jahren verstärkt (European<br />

Commission 1998).<br />

1.1 Internationale Spitzenstellung Norwegens und Schwedens<br />

Internationale Spitzenstellungen Schwedens und Norwegens wie der anderen nordischen<br />

Länder Island, Dänemark und F<strong>in</strong>nland bei den gängigen Human-, Sozial- und<br />

Umwelt<strong>in</strong>dikatoren blockieren nicht, sondern befördern vielmehr ihre Innovations-,<br />

Wachstums- und Wettbewerbsfähigkeit (siehe European Policy Centre 2005). Es<br />

handelt sich hierbei um vielfach dokumentierte Entwicklungszusammenhänge, die <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er breiten Zusammenstellung von Rank<strong>in</strong>gbefunden <strong>in</strong>ternationaler Institutionen<br />

von dem Weltwirtschaftsforum (WEF) über die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (OECD) bis zum Entwicklungsprogramm der Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen (UNDP) deutlich zutage treten (He<strong>in</strong>tze 2006: 118). Sie beziehen sich<br />

auf e<strong>in</strong>e breite Palette von statistisch erfassten Politikfeldern, die von Geschlechterdiskrepanzen<br />

und Geburtenquoten, K<strong>in</strong>derarmut und menschlicher Entwicklung bis<br />

zu ökologischer Nachhaltigkeit und Korruptionsverbreitung, wirtschaftlichem Wachstum<br />

und ökonomischer Wettbewerbsfähigkeit reichen.<br />

Für diese gravierenden Unterschiede ist vor allem der konsequente Ausbau e<strong>in</strong>es<br />

leistungsfähigen öffentlichen Sektors von der K<strong>in</strong>derbetreuung über Gesundheit, Bildung<br />

und Forschung bis zur Altenpflege verantwortlich. Die breite Palette wohlfahrtsstaatlicher<br />

Leistungen von der Wiege bis zur Bahre sowie e<strong>in</strong>e anhaltende Förderung<br />

<strong>in</strong>frastruktureller Entwicklungsdeterm<strong>in</strong>anten von der Bildung bis zur Forschung setzen<br />

überdurchschnittliche Steuer- und Staatsquoten, e<strong>in</strong>e relative Gleichheit <strong>in</strong> der<br />

E<strong>in</strong>kommensverteilung und e<strong>in</strong>en hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad vor-<br />

2


aus. Sie lassen sich auf die langfristige Wirksamkeit politischer Reformkoalitionen<br />

und sozialpartnerschaftlicher Vere<strong>in</strong>barungen sowie die Umsetzung e<strong>in</strong>er solidarischen<br />

Lohn- und Sozialpolitik <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Schweden (Meidner 1994; Schulten<br />

2004: 158-163) und weitgehende Beteiligungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

der Beschäftigten zurückführen. Sie haben <strong>in</strong> der Qu<strong>in</strong>tessenz die Herausbildung<br />

e<strong>in</strong>es egalitären Gesellschaftsverständnisses zur Folge, das tendenziell allen Bevölkerungsgruppen<br />

breite <strong>in</strong>dividuelle Freiheitsspielräume eröffnet. In diesem S<strong>in</strong>ne beruht<br />

die flexible Wettbewerbsfähigkeit der skand<strong>in</strong>avischen Länder auf der weitgehenden<br />

Akzeptanz e<strong>in</strong>er breiten sozialstaatlichen E<strong>in</strong>bettung.<br />

1.2 Sozial -ökonomisch ausbalancierte Entwicklungspfade<br />

Das anhaltende gesellschaftliche Kräftegleichgewicht f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> den sich verbessernden<br />

Arbeits- und Lebensbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>en sichtbaren Ausdruck, mit denen e<strong>in</strong> überdurchschnittlicher<br />

Produktivitätszuwachs e<strong>in</strong>hergeht: So stehen den <strong>in</strong> Deutschland<br />

zwischen 1995 und 2004 jährlich erzielten 1,7 % <strong>in</strong> Norwegen 2,2% und <strong>in</strong><br />

Schweden 2,4 % gegenüber (OECD Productivity Data Base). In der günstigen Produktivitätsentwicklung<br />

erhalten die seit Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegten<br />

arbeitspolitischen <strong>Innovationsstrategien</strong> e<strong>in</strong>en makroökonomischen Nachweis. <strong>Arbeitspolitische</strong><br />

Modernisierungen schließen seit jeher <strong>in</strong>stitutionalisierte Kommunikations-<br />

und Kooperationsformen zwischen den Betriebs- und Tarifparteien, Forschungs-<br />

und Bildungse<strong>in</strong>richtungen, öffentlichen Institutionen und zivilen Akteuren<br />

e<strong>in</strong>. Hierdurch werden korporative top-down-Absprachen durch vielfältige bottom-up-<br />

Initiativen ergänzt.<br />

Die hohe gesellschaftliche Interaktionsfähigkeit unterschiedlicher Stakeholder <strong>in</strong> beiden<br />

Ländern bildet e<strong>in</strong> zentrales Kriterium modernen Innovationsgeschehens (European<br />

Commission 1995). Hierbei kommt den Bildungs-, Forschungs- und Entwicklungsausgaben<br />

e<strong>in</strong>e verstärkende Funktion zu. Diese liegen <strong>in</strong> den skand<strong>in</strong>avischen<br />

Ländern um e<strong>in</strong> Drittel oder mehr über dem europäischen Durchschnitt. So klafften<br />

bspw. die Aufwendungen für Bildung zwischen Schweden und Deutschland mit 7,7<br />

zu 4,8 % des BIP im Jahre 2002 ebenso ause<strong>in</strong>ander wie die für Forschung und<br />

Entwicklung mit 4,3 zu mageren 2,5 % (Eurostat). Diese Diskrepanz setzt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

weiter differenzierten Aufstellung von Talent-, Technologie- und Toleranz<strong>in</strong>dikato-<br />

3


en fort, die von Richard Florida und Irene T<strong>in</strong>agli <strong>in</strong> ihrer Untersuchung Europe <strong>in</strong> the<br />

Creative Age (2004) aufbereitet worden s<strong>in</strong>d.<br />

1.3 Zur <strong>in</strong>novativen Funktion gesellschaftlicher Aktivierung<br />

Gesundheitsgerechte, lern- und gestaltungsförderliche Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, also e<strong>in</strong>e<br />

hohe Arbeitsqualität mit <strong>in</strong>ner-, zwischen- und überbetrieblichen Möglichkeiten der<br />

Beteiligung und Zusammenarbeit werden als Quellen sozialer Wohlfahrt, hoher Beschäftigung<br />

und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit <strong>in</strong> Norwegen und Schweden<br />

verstanden (Research Council of Norway 1999; Huzzard 2003). Auf die <strong>in</strong>novationsförderliche<br />

Funktion breit angelegter gesellschaftlicher Aktivierungsprozesse und<br />

demokratischer Beteiligungsformen hatte schon e<strong>in</strong>e von der OECD <strong>in</strong> der Mitte der<br />

1980er Jahre e<strong>in</strong>berufene Expertengruppe zur strategischen Bewältigung der sich<br />

beschleunigt ausbreitenden Informations- und Kommunikationstechnologien aufmerksam<br />

gemacht (OECD 1988).<br />

In der herausragenden arbeits- und unternehmenspolitischen Innovationsfähigkeit<br />

beider Länder mit ihren dialogischen Formen kommt e<strong>in</strong>e tiefe gesellschaftliche Verankerung<br />

und exemplarische Breitenwirkung ihrer sozialen Demokratien zum Ausdruck.<br />

Sie haben <strong>in</strong> der egalitären Ausrichtung der K<strong>in</strong>der-, Bildungs- und Familienpolitik<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>en Niederschlag gefunden, der positive beschäftigungspolitische<br />

Auswirkungen <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der außerordentlich hohen Beschäftigungsquote von<br />

Frauen zur Folge hat (He<strong>in</strong>tze 2005). Entsprechend liegt das Beschäftigungsniveau<br />

<strong>in</strong> Norwegen und Schweden mit etwa 75 % um 10 % höher als <strong>in</strong> anderen europäischen<br />

Ländern wie z.B. Deutschland (OECD 2005), das zudem e<strong>in</strong>e doppelt so hohe<br />

Arbeitslosenquote aufweist.<br />

2. Historische Voraussetzungen, gesellschaftliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und<br />

<strong>in</strong>stitutionelle Regulative<br />

Es ist zunächst zu klären, <strong>in</strong> welch besonderen historischen Konstitutionsbed<strong>in</strong>gungen,<br />

gesellschaftlichen Konstellationen und <strong>in</strong>stitutionellen Regulationsformen die<br />

skand<strong>in</strong>avischen Entwicklungsalternativen und <strong>in</strong> diese e<strong>in</strong>gebettete arbeitspolitische<br />

<strong>Innovationsstrategien</strong> begründet s<strong>in</strong>d. Dies soll anhand e<strong>in</strong>iger Elemente der arbeitsund<br />

produktivitätspolitischen Problemlagen, der Arbeits- und Sozialbeziehungen, der<br />

4


etrieblichen Regulationsformen und arbeitspolitischen Programme sowie der arbeits-<br />

und aktionswissenschaftlichen Fundierung von Gestaltungsprozessen <strong>in</strong> Norwegen<br />

und Schweden erläutert werden.<br />

2.1 Arbeits- und produktivitätspolitische Problemlagen als Anstoß für neue Unternehmens-<br />

und Förderkonzepte<br />

Unter wirtschaftsstrukturellen Gesichtspunkten bestehen nach wie vor erhebliche<br />

Unterschiede zwischen den skand<strong>in</strong>avischen Ländern. Schweden weist e<strong>in</strong>ige große<br />

transnationale Unternehmen im Unterschied zur mittelständisch geprägten Wirtschaft<br />

Norwegens auf. Während diese traditionell auf e<strong>in</strong>e günstige Energiebilanz zurückgreift,<br />

die seit dem Ende der 1960er Jahre von den Öl- und Gasvorkommen <strong>in</strong> der<br />

Nordsee geprägt wird, spielten <strong>in</strong> der schwedischen Wirtschaft transnational agierende<br />

Unternehmen <strong>in</strong> der Automobil- und Elektro<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. In beiden<br />

Ländern wurden aber die Gefahren e<strong>in</strong>seitiger <strong>in</strong>dustriepolitischer Abhängigkeiten<br />

wie auch schrumpfender Märkte für ehemals bestimmende Branchen wie Fischerei,<br />

Schiffbau und Holzverarbeitung durch e<strong>in</strong>e frühzeitige Förderung von wissens<strong>in</strong>tensiven<br />

Industrien und Dienstleistungen vermieden (Hertog/Schröder 1989). In Norwegen<br />

standen <strong>in</strong>sbesondere die Weiterverarbeitung von Öl und Gas sowie die neuen<br />

Informations- und Biotechnologien im Vordergrund, während <strong>in</strong> Schweden neben den<br />

beiden letzteren der Metallsektor und hier <strong>in</strong>sbesondere der Anlagenbau e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Stellung e<strong>in</strong>nahmen.<br />

Die unmittelbaren Anstöße für arbeitspolitische Reformen g<strong>in</strong>gen jedoch <strong>in</strong> beiden<br />

Ländern von allgeme<strong>in</strong>en arbeitspolitischen Problemlagen aus. Sie hatten sich mit<br />

der anhebenden Krise der arbeitsteiligen Produktionsstrukturen <strong>in</strong> zahlreichen europäischen<br />

Ländern seit den 1960er Jahren vertieft und teilweise zu massiven sozialen<br />

Konflikten geführt (Albers et al. 1976). Die Beschäftigten nahmen mit dem steigenden<br />

Lebensniveau im goldenen Zeitalter e<strong>in</strong>es, wenn auch kurzen Traums immerwährender<br />

Prosperität (Lutz 1984) immer weniger monotone, kurzzyklische und <strong>in</strong>haltsleere<br />

Arbeitsformen h<strong>in</strong>. Sie reagierten <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien jedoch im Unterschied zu den<br />

Massenstreiks <strong>in</strong> Frankreich, Italien und Großbritannien mit eher <strong>in</strong>direkten Formen<br />

der Arbeitsverweigerung wie Fluktuation und Fehlzeiten, die sich <strong>in</strong> steigenden Kosten,<br />

Qualitätsdefiziten und organisatorischen Engpässen niederschlugen. Dies fiel<br />

betriebswirtschaftlich umso stärker <strong>in</strong>s Gewicht, als auf den zunehmend gesättigten<br />

5


Märkten flexible betriebliche Reaktionsfähigkeiten von e<strong>in</strong>er sich differenzierenden<br />

Nachfrage verlangt wurden. Sie <strong>in</strong>duzierte arbeitsorganisatorisch erweiterte Produktionskonzepte,<br />

die mit Hilfe staatlicher Förderaktivitäten erprobt wurden. Hierbei ließen<br />

sich gewerkschaftspolitische Zielsetzungen verbesserter Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

und demokratischer Mitwirkung an Entscheidungsprozessen mit unternehmenspolitischen<br />

e<strong>in</strong>er betrieblichen Kostensenkung und Produktivitätssteigerung vermitteln.<br />

2.2 Langfristig entfaltete Arbeitsbeziehungen und soziale Dialoge<br />

Für die folgenden arbeitspolitischen Reformprogramme fiel <strong>in</strong>s Gewicht, dass beide<br />

Länder e<strong>in</strong>e relativ ungebrochene Entwicklung zu sozial verfassten Demokratien verzeichneten.<br />

Sie ist nach dem Zweiten Weltkrieg von den mit wenigen Unterbrechungen<br />

regierenden sozialdemokratischen Arbeiterparteien geprägt und kle<strong>in</strong>eren l<strong>in</strong>kssozialistischen<br />

oder teilweise auch kommunistischen Parteien bee<strong>in</strong>flusst worden.<br />

Die von ihnen bevorzugten staatlichen Interventionen gewährleisteten e<strong>in</strong>en hohen<br />

Beschäftigungsstand und steigende Arbeitsstandards, die von e<strong>in</strong>em überdurchschnittlichen<br />

gewerkschaftlichen Organisationsgrad, entwickelten Systemen sozialer<br />

Sicherheit und entsprechenden öffentlichen Investitionen mitbestimmt wurden.<br />

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg hatte sich <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien e<strong>in</strong>e gewerkschaftliche<br />

Stärkeposition herausgebildet, die <strong>in</strong> kooperativen Beziehungen auf gleicher Augenhöhe<br />

mit den Arbeitgebern zum Ausdruck kam. Diese waren <strong>in</strong> dem 1935 <strong>in</strong> Norwegen<br />

abgeschlossenen Rahmenabkommen und <strong>in</strong> Schweden 1938 <strong>in</strong> dem als höchst<br />

bedeutsam e<strong>in</strong>gestuften Vertrag von Saltsjöbaden vere<strong>in</strong>bart worden. Sie legten <strong>in</strong><br />

beiden Ländern e<strong>in</strong>en Grundste<strong>in</strong> für den sich <strong>in</strong> den 1950er und 1960er Jahren weiter<br />

entwickelnden sozialen Dialog. Dieser erfuhr rechtliche Konkretisierungen <strong>in</strong> Arbeitsschutzgesetzen<br />

und Mitbestimmungsregelungen, seit 1973 <strong>in</strong> Norwegen und<br />

seit 1977 <strong>in</strong> Schweden (hierzu ausführlich Fricke et al. 1986).<br />

2.3 Betriebliche Regulationsformen und arbeitspolitische Programme<br />

Die schwedischen und norwegischen Gewerkschaften hatten frühzeitig erkannt, dass<br />

der rechtlich geregelte Arbeitsschutz und <strong>in</strong>stitutionalisierte Beteiligungsmöglichkeiten<br />

am Arbeitsplatz durch demokratische Entscheidungsf<strong>in</strong>dungen auf Unternehmensebene<br />

ergänzt werden müssen. Hierbei hat sich e<strong>in</strong>e fruchtbare Komb<strong>in</strong>ation<br />

aus Elementen staatlicher Kontrolle und Gesetzgebung sowie gewerkschaftlicher<br />

6


Mitbestimmung und betrieblicher Arbeitnehmerbeteiligung herausgebildet. Dies reichte<br />

von der Wahl betrieblicher Sicherheitsdelegierter und paritätisch besetzter Arbeitsmilieuausschüsse<br />

über tarifvertragliche und gesetzliche Beteiligungsregelungen<br />

zur Gestaltung von Arbeit und Technik bis zur präventiven E<strong>in</strong>haltung von Arbeitsschutzvorschriften.<br />

Sie eröffneten dem e<strong>in</strong>zelnen Arbeitnehmer erweiterte Reklamationsrechte<br />

wie den Experten des Arbeitsschutzes weit gefasste Interventionsmöglichkeiten.<br />

Die Integration von präventivem Arbeitsschutz und demokratischer Mitbestimmung ist<br />

durch breit angelegte und drittelparitätisch <strong>in</strong>stitutionalisierte Forschungs- und Aktionsprogramme<br />

ergänzt worden. Sie stützten sich auf e<strong>in</strong>en legislativen Rahmen, der<br />

betriebliche Veränderungs- und Gestaltungsprozesse nicht nur mit der Beteiligung<br />

der Beschäftigten verband, sondern darüber h<strong>in</strong>aus auch wissenschaftliche Hilfestellungen<br />

gewährleistete (Gustavsen 1993: 142-150). So konnten neue arbeitswissenschaftliche<br />

Erfahrungen und Erkenntnisse durch die Betriebe und ihre Beschäftigten<br />

gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend <strong>in</strong> Veränderungsprozesse e<strong>in</strong>bezogen werden. In ähnlicher Weise<br />

verlangte das deutsche Betriebsverfassungsgesetz, den arbeitswissenschaftlichen<br />

Erkenntnisstand bei der menschengerechten Arbeits- und Technikgestaltung zu berücksichtigen.<br />

Dieses Gebot des Gesetzgebers brachte <strong>in</strong> Deutschland ebenfalls arbeitspolitische<br />

Forschungsaktivitäten auf den Weg.<br />

2.4 Forschungspolitische und arbeitswissenschaftliche Infrastrukturen<br />

Die Forschungs- und Technologiepolitik beider Länder zeichnete sich im Unterschied<br />

zu den angelsächsischen Ländern durch e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit mit beiden Sozialpartnern<br />

aus. Im Vergleich zu dem Zusammenspiel etwa der deutschen und französischen<br />

M<strong>in</strong>isterialbürokratien mit den Stäben großer Konzerne lieferten die weitgehenden<br />

gewerkschaftlichen Mitsprachemöglichkeiten e<strong>in</strong>e Erklärung dafür, dass<br />

bei den volkswirtschaftlichen Modernisierungsaktivitäten bereits seit den 1970er Jahren<br />

e<strong>in</strong> besonderes Gewicht auf die konsequente Entfaltung der Humanressourcen<br />

gelegt worden ist. Dies schlug sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em beispielhaften Ausbau der Bildungs- und<br />

Wissenschaftssysteme nieder, mit denen e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Förderung der <strong>in</strong>nerund<br />

außerbetrieblichen Weiterbildung e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>g. Im Kontext der zahlreichen bildungs-<br />

und forschungspolitischen Aktivitäten konnten die verschiedenen Programme<br />

7


zur gesundheits-, lern- und persönlichkeitsförderlichen Gestaltung von Arbeitsplätzen<br />

und Arbeitsprozessen gut gedeihen.<br />

Bei der arbeitswissenschaftlichen Unterstützung von Gestaltungsprozessen spielten<br />

zentrale Förder<strong>in</strong>stitutionen e<strong>in</strong>e ausschlaggebende Rolle: die e<strong>in</strong>zelnen M<strong>in</strong>isterien<br />

unterstehenden Forschungsräte <strong>in</strong> Norwegen und <strong>in</strong> Schweden der Arbeitsmilieufonds,<br />

die nationale Behörde für Technikentwicklung und das nationale Institut für<br />

Arbeitsschutz (Hertog/Schröder 1989). Aus diesen förderpolitischen Verbundsystemen<br />

speisten sich wiederum die <strong>in</strong>genieur- und sozialwissenschaftlichen Institute 1 .<br />

Die Förder- und Forschungs<strong>in</strong>stitutionen erfreuten sich nicht nur untere<strong>in</strong>ander, sondern<br />

auch zwischen beiden Ländern e<strong>in</strong>er größeren personellen Durchlässigkeit. Die<br />

<strong>in</strong>stitutionelle Flexibilität hat sich seit vielen Jahrzehnten durch <strong>in</strong>dividuelle Kontakte<br />

und projektförmige Kooperationsformen zur europäischen und <strong>in</strong>ternationalen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

fortgesetzt. Dabei wurde zunehmend stärkeres Gewicht auf<br />

produktive Interaktionen mit Unternehmen und anderen Organisationen gelegt, also<br />

auf arbeitspolitisch wirksame Innovationsnetzwerke (Gustavsen et al. 2001). Diese<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Folgezeit zu regionalen Entwicklungskoalitionen aus unterschiedlichen<br />

Stakeholdern weiter entwickelt worden, die über e<strong>in</strong>en mittlerweile von der EU geförderten<br />

transnationalen Austausch e<strong>in</strong>e europäische Dimension erhalten haben (Ennals/Gustavsen<br />

1999).<br />

3. Zur Entstehung und Entwicklung arbeitspolitischer <strong>Innovationsstrategien</strong><br />

<strong>in</strong> Norwegen und Schweden<br />

In beiden Ländern s<strong>in</strong>d die arbeitspolitischen <strong>Innovationsstrategien</strong> von kooperativen<br />

Arbeits- und Sozialbeziehungen geprägt worden. Sie kommen <strong>in</strong> dialogisch orientier-<br />

1 Hervorgehoben seien das Arbeitsforschungs<strong>in</strong>stitut <strong>in</strong> Oslo (WRI/Work Research Institute) und<br />

das nationale Institut für das Arbeitsleben <strong>in</strong> Stockholm (NIWL/National Institute for Work<strong>in</strong>g Life).<br />

Sie konnten e<strong>in</strong>e prägende Rolle <strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen arbeitspolitischen Forschung gew<strong>in</strong>nen. So<br />

hat beispielsweise das NIWL im Verbund mit den schwedischen Gewerkschaften die SALTSA-<br />

Initiative <strong>in</strong>s Leben gerufen, mit der arbeitsmarktpolitische, arbeitsorganisatorische und arbeitsplatzspezifische<br />

Fragen <strong>in</strong> transnational ausgelegten Forschungsverbünden exploriert werden. In<br />

dem Projekt Arbeitsleben 2000 veranstaltete das NIWL über sechzig <strong>in</strong>ternationale Workshops zu<br />

e<strong>in</strong>em weltweit e<strong>in</strong>zigartigen Spektrum arbeits- und sozial-, <strong>in</strong>novations- und beschäftigungspolitischer<br />

Fragestellungen (Skiöld 2000). Sie wurden <strong>in</strong> drei Jahrbüchern dokumentiert und im Rahmen<br />

der schwedischen EU-Präsidentschaft 2001 auf dem Kongress Work Life 2000 <strong>in</strong> Malmö<br />

vorgestellt (Ennals 1999; 2000; 2001).<br />

8


ten Veränderungsprozessen zum Ausdruck, die von e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsplätzen und<br />

Betrieben auf sektorale und regionale Verbünde ausgeweitet worden s<strong>in</strong>d. Seit längerer<br />

Zeit steht die Entwicklung produktiver Entwicklungskoalitionen aus unterschiedlichen<br />

Stakeholdern im Vordergrund. Soziale Innovationspakte als Produktivitätstreiber<br />

zeichnen sich <strong>in</strong> Norwegen eher durch ihre kont<strong>in</strong>uierliche Weiterentwicklung und<br />

<strong>in</strong> Schweden seit den 1990er Jahren mehr durch e<strong>in</strong>e thematische und methodische<br />

Vielfalt aus.<br />

3.1 Schweden: europäischer Impulsgeber für arbeitspolitische Innovationen<br />

Die schwedische Politik wurde bis <strong>in</strong> die 1990er Jahre durch vielfältige arbeitspolitische<br />

Aktivitäten bestimmt, die im Rahmen der schwedischen Arbeitsschutz- und Mitbestimmungsgesetze<br />

von Forschungs- und Entwicklungsprogrammen flankiert worden<br />

s<strong>in</strong>d. Entsprechend s<strong>in</strong>d technologische Innovationen von e<strong>in</strong>er 1982 abgeschlossenen<br />

Entwicklungsvere<strong>in</strong>barung begleitet worden, die Technik, Arbeitsorganisation<br />

und Personalentwicklung mit sozial- und wirtschaftspolitischen Aspekten verb<strong>in</strong>den<br />

wollte. Diese <strong>in</strong>tegrale Sichtweise bestimmte das technologische Entwicklungsprogramm<br />

(1983-1988), das wichtige Anstöße zu den Programmen Mensch,<br />

Computer und Arbeit (MDA) und lernende Organisationen gab.<br />

In diesem Zusammenhang stellte das arbeitsorganisatorisch zentrierte LOM-<br />

Programm (1985-1990) zu Führung, Organisation und Beteiligung e<strong>in</strong> immer wieder<br />

diskutiertes Gravitätszentrum skand<strong>in</strong>avischer Aktionsforschung dar (Gustavsen<br />

1988). Es setzte durch se<strong>in</strong>e auf Moderation der betrieblichen Experten konzentrierte<br />

Methodik vielfältige demokratische Dialoge <strong>in</strong> Gang, bezog alle betrieblichen Gruppen<br />

von den Beschäftigten über ihre Interessenvertretung bis zum Management e<strong>in</strong>.<br />

Über zwischenbetriebliche Cluster aus homogenen Gruppen zur geme<strong>in</strong>samen Interessenidentifikation<br />

konnten schließlich <strong>in</strong>nerbetriebliche Veränderungsprozesse<br />

ausgehandelt und ausgelöst werden.<br />

Der durch e<strong>in</strong>e Lohnsteuer mit umgerechnet über e<strong>in</strong>e Milliarde Euro subventionierte<br />

Arbeitslebensfonds (1990-1995), der <strong>in</strong>sgesamt mehr als drei Milliarden Euro für etwa<br />

25.000 Arbeitsstätten mobilisierte, stellte e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> dieser Größenordnung e<strong>in</strong>zigartige,<br />

öffentlich vermittelte tripartistische Aktivität dar. Der Fonds war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Phase<br />

knapper Arbeitskräfte und hoher Inflationsgefahren <strong>in</strong>s Leben gerufen worden, um<br />

flächendeckend Leistungsbereitschaft und Arbeitsproduktivität zu steigern. Dabei<br />

9


standen arbeitspolitische Verbesserungen h<strong>in</strong>sichtlich die Gesundheit gefährdender<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und die Arbeitsmotivation e<strong>in</strong>schränkender Organisationsformen<br />

im Vordergrund. Auch wenn die tatsächlich erzielten Ergebnisse angesichts bisher<br />

nicht befriedigend gelöster Zurechnungsprobleme umstritten blieben und die umfangreichen<br />

Förderaktivitäten nicht weitergeführt wurden, verzeichneten die vielfältigen<br />

arbeitspolitischen Impulse produktivitätswirksame Struktureffekte <strong>in</strong>sbesondere auf<br />

regionaler Ebene (Gustavsen et al. 1996). Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>folge der relativen Autonomie<br />

kommunaler Körperschaften <strong>in</strong> der Programmdurchführung später <strong>in</strong> sozialpolitische<br />

Maßnahmen der Europäischen Kommission <strong>in</strong>tegriert und zur Milderung von regionalen<br />

Struktur- und Beschäftigungsproblemen verwandt worden (Riegler 1998).<br />

Unter den Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er seit Ende der 1990er Jahre <strong>in</strong>stitutionell zersplitterten<br />

Förderung der schwedischen Arbeitsforschung konzentriert sich nunmehr der<br />

schwedische Rat für Arbeits- und Sozialforschung (FAS) auf grundlagen- und methodenorientierte<br />

Fragestellungen der Arbeitsmarktforschung, des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />

sowie der Arbeitsbeziehungen, während sich das NIWL mit der Verr<strong>in</strong>gerung<br />

arbeitsmarktpolitischer Problemlagen, der Förderung von vermehrter Chancengleichheit<br />

und <strong>in</strong>dividuellen Entwicklungsmöglichkeiten beschäftigt. Dagegen wird<br />

das mehr auf Anwendung orientierte Forschungs- und Entwicklungsprogramm zu<br />

dynamischen Arbeitsmärkten und Organisationen von der zentralen schwedischen<br />

Agentur für Innovationssysteme (VINNOVA) durchgeführt. Im Rahmen ihrer strategischen<br />

Planung von 2003-2007 werden <strong>in</strong> vier Wissensplattformen zentrale Unterstützungsleistungen<br />

für sektorale Innovationssysteme <strong>in</strong> achtzehn def<strong>in</strong>ierten Wachstumsbereichen<br />

erbracht (VINNOVA 2002). Hierbei kommt das Triple-Helix-Konzept<br />

zum Tragen, das sich durch <strong>in</strong>tensive Interaktionen zwischen Forschungse<strong>in</strong>richtungen,<br />

Unternehmen und politischen Institutionen auszeichnet, aber nach dem Rückzug<br />

der schwedischen Arbeitgeber auch die Gewerkschaften ausspart.<br />

3.2 Norwegen: von <strong>in</strong>dustrieller Demokratie zu regionaler Wertschöpfung<br />

In Norwegen bot die Vere<strong>in</strong>barung der Sozialpartner zur Unternehmensentwicklung<br />

aus dem Jahr 1982 e<strong>in</strong>en Rahmen für die Entwicklung, Erprobung und Verbreitung<br />

neuer arbeitsorganisatorischer Initiativen. Diese konzentrierten sich im Habut-<br />

Programm der 1980er Jahre auf e<strong>in</strong>e durchgängige Prozessorientierung, <strong>in</strong> der sich<br />

die Erfahrungen aus betrieblichen Organisationsprojekten und zwischenbetrieblichen<br />

10


Suchkonferenzen niederschlugen. Sie kulm<strong>in</strong>ierten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em demokratischen Dialogansatz<br />

(dialogue conference) zur flexiblen Erfassung betrieblicher Entwicklungsaufgaben<br />

durch möglichst alle Beschäftigten (Gustavsen/Engelstad 1986).<br />

Mit den demokratischen Dialogformen g<strong>in</strong>g zugleich e<strong>in</strong> bedeutsamer Formwandel<br />

von der expertokratischen und hierarchischen Stellung der Begleitforschung <strong>in</strong> Gestaltungsprozessen<br />

zu e<strong>in</strong>er moderierenden Aktionsforschung e<strong>in</strong>her. Sie speist<br />

analytisch-diagnostische und methodisch-didaktische Aspekte <strong>in</strong> Veränderungsprozesse<br />

der betrieblichen Akteure e<strong>in</strong>. Im Mittelpunkt standen arbeitspolitische Aktivierungen<br />

<strong>in</strong> den Betrieben, die zu Beg<strong>in</strong>n der 1990er Jahre e<strong>in</strong>e Ausweitung auf<br />

Wertschöpfungsketten und regionale Produktionsnetzwerke erfuhren. Dies galt vor<br />

allem für mittelständisch geprägte Branchen wie Hotel und Gaststätten, Autohändler<br />

und Reparaturwerkstätten, Textil<strong>in</strong>dustrie und Fischverarbeitung (Engelstad 1992).<br />

In den folgenden, stärker unternehmenspolitisch ausgerichteten Aktivitäten rückten<br />

unter dem Druck <strong>in</strong>ternationaler Qualitäts- und Flexibilitätsanforderungen <strong>in</strong>novations-<br />

und produktivitätspolitische Zielsetzungen <strong>in</strong> den Vordergrund. Die regional<br />

ausgelegten Programme Unternehmensentwicklung 2000 (1994-2001) und vor allem<br />

Wertschöpfung 2010 mit regionalen Modulen sehen arbeitsorganisatorische Modernisierungen<br />

von e<strong>in</strong>zelnen Unternehmen bis zu <strong>in</strong>tegrierten Produktionsnetzwerken<br />

als vordr<strong>in</strong>glich für regionale Wertschöpfungsprozesse an (Gustavsen 2004; Gustavsen<br />

2006). Sie werden im E<strong>in</strong>klang mit der norwegischen Tradition der Aktionsforschung<br />

von breiter Partizipation, Kooperation und Interaktion aller Beteiligten getragen<br />

(Qvale 2002; Gustavsen 2005). In den Steuerungsgruppen arbeiten die beteiligten<br />

Unternehmen mit wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Behörden sowie Bildungs-<br />

und Forschungs<strong>in</strong>stitutionen zusammen. Letztere bilden e<strong>in</strong> Scharnier zwischen<br />

<strong>in</strong>novativer Unternehmensentwicklung und regionaler Entwicklungspolitik.<br />

Die norwegischen arbeitspolitischen Programme versuchen darüber h<strong>in</strong>aus seit den<br />

1990er Jahren mit Forschern, Unternehmensnetzwerken und regionalen Partnerschaften<br />

transnationale Kooperationsformen zu etablieren (Mikkelsen 1997). Dies<br />

setzt sich <strong>in</strong> entsprechenden Benchmark<strong>in</strong>gaktivitäten und Qualitätskriterien für englischsprachige<br />

Publikationen, Lehr<strong>in</strong>halte und Promotionsprogramme fort (Research<br />

Council of Norway 1999; Alaso<strong>in</strong>i et al. 2005). Hiermit sollen <strong>in</strong>ternationale Lernpro-<br />

11


zesse <strong>in</strong> den nationalen Communities der Arbeits- und Innovationsforschung <strong>in</strong>itiiert<br />

oder verstärkt werden.<br />

3.3 Nachhaltige Struktureffekte aus der arbeitspolitischen Tradition<br />

Nachhaltige Wirkungen arbeitspolitischer Innovationsaktivitäten lassen sich <strong>in</strong> Norwegen<br />

und Schweden an der hohen Verbreitung von qualifizierten Arbeitsformen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Gruppenarbeit, diagnostizieren. Nach e<strong>in</strong>er Studie über flexible<br />

Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten (NUTEK 1999) hat Gruppenarbeit <strong>in</strong><br />

Norwegen (69%) und noch mehr <strong>in</strong> Schweden (91%) e<strong>in</strong>e hohe Verbreitung. Hier<br />

arbeiten <strong>in</strong> knapp 60% der Betriebe mehr als die Hälfte der Beschäftigten <strong>in</strong> Gruppen.<br />

Qualifiziert man diese nach entwickelten Humanressourcen, ganzheitlichen Arbeitsvollzügen<br />

und dezentraler Verantwortung, kommen immerh<strong>in</strong> noch e<strong>in</strong> gutes<br />

Viertel der Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten <strong>in</strong> Betracht. Diese Daten weisen<br />

auf e<strong>in</strong>e strategische Funktion arbeitspolitischer Forschungskapazitäten. So werden<br />

erweiterte Forschungs<strong>in</strong>frastrukturen von dem schwedischen Rat für Arbeits- und<br />

Sozialforschung wie auch von dem norwegischen Forschungsrat als vordr<strong>in</strong>glich angesehen.<br />

Hierbei gew<strong>in</strong>nen stärkere Interaktionen zwischen technischer und sozialer<br />

Forschungsförderung sowie flexiblere Kooperationsstrukturen zwischen Förder- und<br />

Forschungse<strong>in</strong>richtungen an Bededutung.<br />

In dem norwegischen Programm Wertschöpfung 2010 werden neue forschungspolitische<br />

Fragestellungen mit veränderten förderpolitischen Erfordernissen <strong>in</strong> Richtung<br />

reflexiver Module vere<strong>in</strong>t, <strong>in</strong> denen beide aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt und fortschreitend<br />

verbessert werden. Sie schließen die <strong>in</strong>teraktive Evaluation von <strong>in</strong>ner-, zwischenund<br />

überbetrieblichen Netzwerken e<strong>in</strong>, die auch <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e struktur- und<br />

regionalpolitische Alternative zu den Umsetzungs- oder Transferproblemen von bestpractice-Beispielen<br />

darstellen (Deitmer 2004). Gerade die Lerneffekte der norwegischern<br />

Programmentwicklungen verweisen gegenüber vergleichbaren Gestaltungsaktivitäten<br />

<strong>in</strong> anderen europäischen Ländern auf e<strong>in</strong>e historischen Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong><br />

Skand<strong>in</strong>avien, die e<strong>in</strong>e wesentlich stärkere Tiefen- und Breitendimension <strong>in</strong> der betriebs-<br />

und unternehmenspolitischen Praxis zur Folge hat (Brödner/Latniak 2003).<br />

Dass sich Humanisierungsmaßnahmen rechnen konnten, hatten schwedische Unternehmen<br />

<strong>in</strong> zahlreichen eigenständigen Projekten zur Arbeitsstrukturierung schon zu<br />

12


Anfang der 1970er Jahre demonstriert (SAF 1975). Dabei spielte die Auflösung der<br />

belastungs<strong>in</strong>tensiven Fließbandarbeit mit starren Produktionsabläufen durch neue<br />

Formen der Gruppenarbeit mit längeren Arbeitszyklen, <strong>in</strong>tegrierten Aufgabenpaketen<br />

und vermehrten Handlungsspielräumen e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. So konnte nach zwei<br />

Jahrzehnten <strong>in</strong>novativer Gestaltungsprozesse <strong>in</strong> den arbeitspolitischen Flagschiffen<br />

Saab und Volvo mit e<strong>in</strong>er flexiblen Spezialisierung und differenzierten Qualitätsfertigung<br />

beispielhaft auf spezielle Kundenwünsche e<strong>in</strong>gegangen und das Fertigungsvolumen<br />

an Nachfrageschwankungen angepasst werden (Norstedt/Aguren 1973;<br />

Pornschlegel 1991). Trotz hierdurch steigender Produktivitätseffekte setzten sich jedoch<br />

mit unternehmenspolitischen Fusionen, anstehenden Produktionsverlagerungen<br />

nach Osteuropa und Südostasien sowie der Orientierung des neuen Partners<br />

Renault an Toyota wieder erneuerte arbeitsteilige Fertigungsl<strong>in</strong>ien durch (Sandberg<br />

1993).<br />

Die se<strong>in</strong>erzeit viel diskutierte Niederlage des Volvoismus machte deutlich, dass die<br />

experimentellen Modelle e<strong>in</strong>er solidarischen Arbeitspolitik im Zuge global orientierter<br />

Kapital<strong>in</strong>teressen ihre <strong>in</strong>novative Signalfunktion e<strong>in</strong>büßen können, wenn es nicht<br />

mehr gel<strong>in</strong>gt, diese ausreichend zu <strong>in</strong>stitutionalisieren. Entsprechend haben sich seit<br />

anderthalb Jahrzehnten die nationalen Arbeitgeberorganisationen <strong>in</strong> Schweden im<br />

Schlepptau ihrer transnational agierenden Kapitalfraktionen aus den etablierten tripartistischen<br />

Arrangements gelöst. Dies führte zu heftigen Erschütterungen des gesellschaftlich<br />

weitgehend akzeptierten Solidarpaktes und zeichnete für die sich Anfang<br />

der 1990er Jahre verschärfenden Krisentendenzen im schwedischen Wohlfahrtsmodell<br />

mitverantwortlich (Micheletti 1991: 144ff.). Doch ist es mit ihrer höchst<br />

erfolgreichen Bewältigung durch sozial- und steuerpolitisch Ausgleichsformen gelungen,<br />

die rechtlichen und <strong>in</strong>stitutionellen Beteiligungsmöglichkeiten e<strong>in</strong>schließlich der<br />

langfristig praktizierten Formen sozialpartnerschaftlicher Zusammenarbeit weitgehend<br />

unterhalb der nationalen Ebene zu bewahren.<br />

3.4 E<strong>in</strong>schätzung der arbeitspolitischer Programmaktivitäten <strong>in</strong> beiden<br />

Ländern<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er langfristigen sozialpartnerschaftlichen Tradition, rechtlich<br />

kodifizierter Rahmenvere<strong>in</strong>barungen sowie <strong>in</strong>stitutionalisierter Beteiligungs- und Mit-<br />

13


estimmungsmöglichkeiten bildeten sich <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien reformpolitische Kräftekonstellationen<br />

heraus, die betriebliche Demokratisierungen und arbeitspolitische<br />

Innovationen auf den Weg brachten. Sie lassen <strong>in</strong> Norwegen e<strong>in</strong>e anhaltende Kont<strong>in</strong>uität<br />

von dem Programm für <strong>in</strong>dustrielle Demokratie aus den 1960er Jahren über<br />

die unternehmenspolitisch ausgerichteten Entwicklungsprogramme der 1980er und<br />

1990er Jahre bis zum gegenwärtigen Programm Wertschöpfung 2010 erkennen,<br />

während die schwedischen arbeits-, organisations- und technologiepolitischen Aktivitäten<br />

e<strong>in</strong>e nirgendwo sonst <strong>in</strong> der Welt erreichte thematische, programmatische und<br />

<strong>in</strong>strumentelle Variationsbreite, aber auch <strong>in</strong>stitutionelle Bruchpunkte aufweisen.<br />

Die norwegischen und schwedischen Programme um die Wende zu den 1990er Jahren<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vergleich strategisch orientierter arbeitspolitischer Innovationsaktivitäten<br />

<strong>in</strong> Europa, Japan, den USA und Australien <strong>in</strong>sbesondere im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

herausragende Beteiligung und Aktivierung der Beschäftigten positiv gewürdigt, aber<br />

zugleich h<strong>in</strong>sichtlich ihrer teilweise bis heute praktizierten ergebnisoffenen Prozessorientierung<br />

kritisiert worden. Dies wurde <strong>in</strong>sbesondere an den nicht h<strong>in</strong>reichend<br />

thematisierten betriebs-, unternehmens- und <strong>in</strong>dustriepolitischen Zielsetzungen festgemacht<br />

(Naschold 1994). Diese E<strong>in</strong>schätzung bezog sich zwar nur auf die evaluierten<br />

norwegischen SBA- und schwedischen LOM-Programme, brachte aber dennoch<br />

e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Schwäche vorwiegend auf e<strong>in</strong>zelne Betriebe oder kle<strong>in</strong>e Verbünde<br />

ausgelegter <strong>Innovationsstrategien</strong> auf den Punkt, sofern diese nicht mit <strong>in</strong>frastrukturellen<br />

und makroökonomischen Zielsetzungen verknüpft werden.<br />

Diese Defizite stellen e<strong>in</strong>e offene Flanke arbeitspolitischer Entwicklungsansätze <strong>in</strong><br />

Skand<strong>in</strong>avien dar, die gegenwärtig <strong>in</strong> verstärktem Maße durch die Bildung produktiv<br />

wirksamer Strukturen <strong>in</strong> regionalpolitischen Vernetzungen geschlossen werden. Die<br />

regionalen <strong>Innovationsstrategien</strong> können eher wirtschaftliche Sackgassen e<strong>in</strong>er auf<br />

unmittelbare Kostensenkungen fixierten Wettbewerbsfähigkeit vermeiden, die unter<br />

kurzfristigen Renditekalkülen der F<strong>in</strong>anzmärkte <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Spannungsverhältnis zu längerfristigen<br />

betrieblichen Entwicklungserfordernissen gerät (<strong>Oehlke</strong> 2006). Umso<br />

mehr bedürfen <strong>in</strong>tegrierte Gestaltungsprozesse von Arbeits- und Fertigungsprozessen,<br />

neuen Produkten und kundennahen Diensten arbeits-, bildungs- und technikwissenschaftlicher<br />

Unterstützung durch Förder-, Forschungs- und Transfere<strong>in</strong>richtungen,<br />

ganz zu schweigen von <strong>in</strong>tegrierten wirtschafts- und f<strong>in</strong>anzpolitischen Strategien<br />

<strong>in</strong> der europäischen Mehrebenenregulation (<strong>Oehlke</strong> 2002).<br />

14


Hierbei ergänzen sich die gesellschafts-, bildungs- und <strong>in</strong>novationspolitischen Aktivitäten<br />

der skand<strong>in</strong>avischen Länder, die gleiche Rechte und soziale Zugänge zu e<strong>in</strong>er<br />

kostenlosen Ausbildung vom K<strong>in</strong>dergarten aufwärts, vielfältige Weiterbildungsangebote<br />

für Erwachsene und breite betriebliche Beteiligungsmöglichkeiten gewährleisten.<br />

Sie tragen wiederum zu hoher Leistungsfähigkeit, Flexibilität und Produktivität<br />

der arbeitspolitischen Innovationen bei. In diesem Zusammenhang br<strong>in</strong>gt das viel<br />

diskutierte dänische Konzept der flexicurity den skand<strong>in</strong>avischen Ansatz auf den<br />

Punkt, arbeitsmarktpolitische Flexibilitätserfordernisse durch differenzierte Bildungsangebote<br />

bei hoher sozialer Sicherheit zu bewältigen (Jensen/Larsen 2005). Parallel<br />

zu e<strong>in</strong>er fördernden Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Beschäftigungspolitik stärken <strong>in</strong> den<br />

skand<strong>in</strong>avischen Ländern rechtlich <strong>in</strong>stitutionalisierte und förderpolitisch gestützte<br />

arbeitspolitische Innovationspotenziale nicht nur die allgeme<strong>in</strong>e wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit,<br />

sondern auch die nationalen Abwehrkräfte zur Überw<strong>in</strong>dung weltwirtschaftlicher<br />

Kriseneffekte.<br />

4. Skand<strong>in</strong>avische Wirkungen im europäischen Kontext<br />

Angesichts der gegenwärtigen Ause<strong>in</strong>andersetzungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen europäischen<br />

Ländern, der EU und vor allem <strong>in</strong> Deutschland um weitere arbeitsrechtliche Deregulierungsbestrebungen<br />

stellen die <strong>in</strong> Norwegen und Schweden errungenen Mitwirkungs-<br />

und Mitbestimmungsmöglichkeiten der Beschäftigten nicht nur e<strong>in</strong>e Stufe historischen<br />

Fortschritts auf dem Wege konkreter Selbstbestimmung als Inhalt von <strong>in</strong>dividueller<br />

Freiheit dar; sondern sie fungieren darüber h<strong>in</strong>aus auch als <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen für arbeitspolitische <strong>Innovationsstrategien</strong>. So bilden die<br />

aus nationalen Vere<strong>in</strong>barungen der Sozialpartner geborenen arbeitspolitischen Regelwerke<br />

<strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien gleichsam die <strong>in</strong>stitutionelle Hardware für die weitere Entwicklung,<br />

Erprobung und Verbreitung organisatorischer Modernisierungen als Drehund<br />

Angelpunkte für arbeits- und <strong>in</strong>novationspolitische Strategien mit transnationalen<br />

Wirkungen.<br />

4.1 Exemplarische Transfereffekte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Ländern<br />

Bei der Abwehr von nordischen Alternativen wird gerne auf vorteilhafte kommunikations-<br />

und kooperationsförderliche Bed<strong>in</strong>gungen kle<strong>in</strong>er Länder verwiesen. Hiergegen<br />

15


sprechen allerd<strong>in</strong>gs zahlreiche Gegenbeispiele blockierter Interaktionen (He<strong>in</strong>tze<br />

2005). Viel schwerer wiegt dagegen, dass ihre beschränkten Ressourcen etwa im<br />

Vergleich zu den USA, Japan oder Deutschland e<strong>in</strong>e größere Verwundbarkeit durch<br />

globale ökonomische Zwänge und komplexe wissensgesellschaftliche Erfordernisse<br />

mit sich br<strong>in</strong>gen. Strukturelle Abhängigkeiten werden von norwegischen und schwedischen,<br />

aber zunehmend auch von f<strong>in</strong>nischen Akteursgruppen im Bereich arbeitspolitischer<br />

Innovationsprogramme jedoch durch <strong>in</strong>ner- und außereuropäische Kooperationsanstrengungen<br />

erfolgreich bewältigt (Alaso<strong>in</strong>i et al. 2005). Diese nordischen<br />

Länder gehen selbst <strong>in</strong> absoluten Aufwendungen für Personal und F<strong>in</strong>anzmittel über<br />

vergleichbare <strong>in</strong>ternationale Aktivitäten <strong>in</strong> Frankreich und Deutschland mit ihren<br />

zehn- bis zwanzigfach größeren Bevölkerungen h<strong>in</strong>aus.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund vielfältig etablierter nordischer Kooperationsformen knüpfte das<br />

1996 aufgelegte arbeitspolitische Entwicklungsprogramm (National Workplace Development<br />

Programme) <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland implizit an die schwedischen und norwegischen<br />

Erfahrungen an, allerd<strong>in</strong>gs unter Berücksichtung der europäischen und hier <strong>in</strong>sbesondere<br />

der deutschen Programmentwicklungen wie dem allgeme<strong>in</strong>en theoretischen<br />

Diskussionsstand über nationale Innovationssysteme (Alaso<strong>in</strong>i 1997). Auch wenn<br />

sich hier e<strong>in</strong>e arbeitspolitisch <strong>in</strong>tegrierte Innovationsstrategie erst ansatzweise erreichen<br />

lässt, konnten bereits weitere wirtschafts- und sozialpolitische Aktivitäten angelagert<br />

worden. Davon zeugt die Integration der Programme zur Steigerung der Produktivität,<br />

zu alternden Belegschaften und zum Wohlbef<strong>in</strong>den am Arbeitsplatz. Entsprechend<br />

ragt die Instrumentierung der f<strong>in</strong>nischen Förderaktivitäten durch ihre Vielfalt,<br />

horizontale Interaktionen und f<strong>in</strong>anzielle Mittelausstattung sowie ihre Anlage als<br />

lernende Programme mit <strong>in</strong>ternationalen Austauschmöglichkeiten <strong>in</strong>zwischen selbst<br />

gegenüber den skand<strong>in</strong>avischen Vorbildern heraus (Alaso<strong>in</strong>i et al. 2005).<br />

In jüngster Zeit haben die nordischen Erfolge e<strong>in</strong>en arbeitspolitischen Kurswechsel <strong>in</strong><br />

Irland befruchtet. Um ihre sozialen und ökonomischen Zielsetzungen geme<strong>in</strong>sam mit<br />

den Sozialpartnern, Beschäftigten und Unternehmen realisieren zu können, hat die<br />

irische Regierung im Rahmen ihres Programms für nachhaltigen Fortschritt das National<br />

Centre for Partnership and Performance (Nationale Zentrum für Partnerschaft<br />

und Leistung) beauftragt, e<strong>in</strong> gesellschaftlich repräsentatives Forum für den Arbeitsplatz<br />

der Zukunft e<strong>in</strong>zurichten. Es legte auf der Grundlage <strong>in</strong>tensiver Befragungen<br />

irischer Beschäftigter und Unternehmer sowie mit Hilfe europäischer Erfahrungen<br />

16


und <strong>in</strong>ternationaler Literaturstudien <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>en Bericht vor, <strong>in</strong> dem die Grundzüge<br />

der neuen arbeitspolitischen Innovationsstrategie dargelegt werden (NCPP<br />

2005). Sie sollen von e<strong>in</strong>er hochrangigen <strong>in</strong>nerm<strong>in</strong>isteriellen Arbeitsgruppe unter Leitung<br />

des Arbeitsm<strong>in</strong>isters mit den Sozialpartnern umgesetzt werden.<br />

Ganz und gar im Gegensatz zu früheren Niedriglohnstrategien betont der irische<br />

Premierm<strong>in</strong>ister nunmehr e<strong>in</strong>e arbeitspolitische Kehrtwende des irischen Tigers zu<br />

besser ausgebildeten und auch bezahlten Beschäftigten (Ahern 2005: 13-15). Mit<br />

dieser neuen Qualitätsstrategie wird zugleich e<strong>in</strong> organischer Zusammenhang zu<br />

qualifizierter K<strong>in</strong>der- und Jugenderziehung, beruflicher Ausbildung und lebenslangen<br />

Lernprozessen sowie zu der explizit artikulierten Integration benachteiligter Arbeitnehmergruppen<br />

wie Frauen, Ältere und Immigranten hergestellt. Erweiterte Beteiligungsmöglichkeiten<br />

und Innovationsfähigkeit, steigende Arbeitsqualität und Produktivität<br />

stehen im Zentrum der neuen irischen Wirtschaftsstrategie, die im Zuge des<br />

wissens<strong>in</strong>tensiven Strukturwandels e<strong>in</strong>en höheren sozialen Zusammenhalt, steigende<br />

Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsvorteile anstrebt.<br />

4.2 <strong>Arbeitspolitische</strong> Netzwerke <strong>in</strong> der Europäischen Union<br />

Unter dem prägenden E<strong>in</strong>fluss der skand<strong>in</strong>avischen Programme und hier <strong>in</strong>sbesondere<br />

der vielfältigen schwedischen Aktivitäten bildeten sich abgesehen von vere<strong>in</strong>zelten<br />

bi- und multilateralen Kontakten immer wieder arbeitspolitische Netzwerke <strong>in</strong> Europa<br />

heraus. Aus diesen Aktivitäten entsprang e<strong>in</strong>e viel versprechende, wenn auch<br />

scheiternde Initiative zur Verankerung arbeitsorganisatorischer Innovationen im Vierten<br />

Forschungsrahmenprogramm 1994-1998 (Andreasen et al. 1995). Diese Arbeit<br />

ist systematisch durch das vom Europäischen Sozialfonds geförderte European Work<br />

and Technology Consortium (EWTC) zwischen 1995 und 1997 fortgeführt worden.<br />

Es erarbeitete e<strong>in</strong>e Landkarte <strong>in</strong>novativer Organisationsentwicklungen anhand betrieblicher<br />

Fallbeispiele und zwischenbetrieblicher Netzwerke sowie regionaler und<br />

nationaler Programmentwicklungen. Sie boten die Grundlage für das europäische-<br />

Konzept e<strong>in</strong>er arbeitspolitischen Innovationsstrategie (EWTC 1998), die auf der systematischen<br />

Unterscheidung zwischen niedrigen und hohen Innovationspfaden beruhte<br />

(Brödner et al. 1998). Die hier geleisteten Positionsbestimmungen g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />

17


das Grünbuch der Europäischen Kommission E<strong>in</strong>e neue Arbeitsorganisation im Geist<br />

der Partnerschaft e<strong>in</strong> (European Commission 1997).<br />

Die arbeitspolitischen Kommissionsaktivitäten fanden zwar <strong>in</strong> der europäischen Beschäftigungsstrategie<br />

e<strong>in</strong>en herausgehobenen Niederschlag, stießen aber auf den<br />

Widerstand e<strong>in</strong>er qualifizierten M<strong>in</strong>derheit maßgeblicher nationaler Arbeitgeberverbände.<br />

So befürchteten <strong>in</strong>sbesondere die deutschen Arbeitgeber gesetzliche Bestimmungen<br />

analog zum deutschen Betriebsverfassungsgesetz und beharrten auf<br />

dem une<strong>in</strong>geschränkten Direktionsrecht des Managements zur E<strong>in</strong>führung oder Beibehaltung<br />

tayloristischer Organisationsformen. Von der zunächst viel versprechenden<br />

europäischen Umsetzung arbeitspolitischer Modernisierung blieb nur die Gründung<br />

des Europäischen Netzwerkes für die Arbeitsorganisation (European Network<br />

on Work Organisation/EWON) übrig. Es wurde im März 1999 von der Generaldirektion<br />

Beschäftigung und Soziales zur Identifizierung, Analyse und Verbreitung neuer<br />

Trends der Arbeitsorganisation e<strong>in</strong>berufen und nach e<strong>in</strong> paar Jahren wieder aufgegeben.<br />

EWON stellte mit se<strong>in</strong>em <strong>in</strong> allen Sprachen der Geme<strong>in</strong>schaft publizierten<br />

Newslettern und arbeitspolitischen Positionspapieren e<strong>in</strong>e progressive, aber letztlich<br />

wirkungslose Alternative zu den vorherrschenden Innovationspfaden dar.<br />

Entsprechend hatten empirische Studien der Europäischen Stiftung zur Verbesserung<br />

der Lebens- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge kont<strong>in</strong>entaleuropäische<br />

Verbreitung neuer Organisationsformen belegt (EPOC 1997; 1999). Dies fand ebenfalls<br />

deutliche Kritik <strong>in</strong> den jährlichen Evaluationen der nationalen Aktionspläne im<br />

Rahmen der europäischen Beschäftigungsstrategie, die von betrieblichen Modernisierungspakten<br />

produktive Wirkungen erhoffte. Durch das Beharrungsvermögen arbeitsteiliger<br />

Organisationszuschnitte werden jedoch betriebliche Entwicklungspotenziale<br />

verspielt, die aus der <strong>in</strong>novativen Komb<strong>in</strong>ation von flexiblen Techniken und flexiblen<br />

Arbeitsformen der Beschäftigten hervorgehen. Hierfür haben schwedische,<br />

f<strong>in</strong>nische und deutsche Befragungen deutliche Produktivitätseffekte nachgewiesen<br />

(Antila/Ylöstalo 1999, Lay et al. 1999; NUTEK 1999).<br />

Angesichts der unterschiedlichen Ausrichtung e<strong>in</strong>zelner Politikbereiche <strong>in</strong> der EU<br />

drohen die Kenntnisse über menschengerechte Gestaltungsprozesse von Arbeit und<br />

Technik immer wieder verloren zu gehen (Ehn 1988; <strong>Oehlke</strong> 2004). So entdeckte<br />

e<strong>in</strong>e Mitteilung der Kommission zur Innovationspolitik (European Commission 2003)<br />

18


erneut die Notwendigkeit geme<strong>in</strong>samer technischer und organisatorischer Innovationen<br />

sowie e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>novationsförderlichen Beteiligung und Mitwirkung aller Beschäftigten,<br />

ohne auf das erst e<strong>in</strong> paar Jahre zuvor publizierte Grünbuch zur Arbeitsorganisation,<br />

geschweige die umfangreichen Aktivitäten <strong>in</strong> den beiden vergangenen Jahrzehnten<br />

e<strong>in</strong>zugehen. Ohne historische und gesellschaftliche Verankerung währte der<br />

arbeitspolitische Erkenntnisgew<strong>in</strong>n nur kurzfristig. Mit der beschleunigten Zerfallszeit<br />

von Lernprozessen im Internetzeitalter muss das Rad auch im Bereich arbeitspolitischer<br />

<strong>Innovationsstrategien</strong> immer wieder neu erfunden werden.<br />

4.3 Ausblick auf deutsche Kooperationsanstrengungen<br />

In dem verlorenen Jahrzehnt arbeitspolitischer Förder- und Forschungspolitik <strong>in</strong><br />

Deutschland seit den 1990er Jahren stagnierten auch die <strong>in</strong>ternationalen Kooperationsanstrengungen,<br />

die von e<strong>in</strong>em Schwund transnationaler Orientierungen begleitet<br />

worden s<strong>in</strong>d. Sie s<strong>in</strong>d hierzulande wieder h<strong>in</strong>ter den im Verlaufe der 1980er Jahre<br />

erreichten Stand zurückgefallen (Pornschlegel 1992). E<strong>in</strong>ige arbeitspolitische Protagonisten<br />

<strong>in</strong> der Bundesrepublik waren von den frühen arbeitsorganisatorischen Innovationen<br />

der Fahrzeughersteller Saab und Volvo bee<strong>in</strong>flusst worden. Diese standen<br />

auch Pate bei den ersten Arbeitsstrukturierungsprojekten des deutschen Humanisierungsprogramms<br />

<strong>in</strong> der zweiten Hälfte der 1970er Jahre. Mit ihrer E<strong>in</strong>stellung zu Anfang<br />

der 1980er Jahre gelang es erst nach e<strong>in</strong>er fünfjährigen Ruhepause e<strong>in</strong>zelnen<br />

Akteuren aus dem programmbegleitenden Gesprächskreis und dem zuständigen<br />

Projektträger wieder Kontakte mit den arbeitspolitischen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Schweden,<br />

<strong>in</strong>sbesondere dem Arbetsmiljöfonden (Work Environment Fund), aufzunehmen 2 .<br />

In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre s<strong>in</strong>d jedoch <strong>in</strong>novationspolitische Erfahrungen<br />

und Erkenntnisse aus Europa zu regionalen Milieus, sozialen Netzwerken und ökonomischen<br />

Produktionsclustern, die Perspektiven für e<strong>in</strong>e beschäftigungspolitische<br />

2 Diese führten <strong>in</strong> der zweiten Hälfte der 1980er Jahre bis Anfang der 1990er Jahre zu e<strong>in</strong>er Reihe<br />

von geme<strong>in</strong>samen Aktivitäten des Arbeitsmilieufonds und des Projektträgers wie Workshops<br />

im Bereich der menschengerechten Softwaregestaltung und <strong>in</strong>novativer Dienstleistungen, darüber<br />

h<strong>in</strong>aus auch zu bilateralen Projektverbünden <strong>in</strong> der Holzverarbeitung, Gießerei<strong>in</strong>dustrie<br />

und Logistik.<br />

Die mühsam aufgebauten <strong>in</strong>stitutionellen Kooperationsformen konnten im Zuge der gravierenden<br />

haushaltspolitischen E<strong>in</strong>schränkungen der deutschen Programmaktivitäten <strong>in</strong> den 1990er<br />

Jahren jedoch nur begrenzt aufrechterhalten werden (<strong>Oehlke</strong> 2001). Mit ihrer Rückbildung<br />

schrumpften die Nutzungsmöglichkeiten transnationaler Spielräume, die durch national zentrierte<br />

Blickverengungen <strong>in</strong> der deutschen Förderpolitik ohneh<strong>in</strong> beschränkt waren. Die strukturellen<br />

Engpässe verstärkten sich noch mit den Anforderungen des deutschen Vere<strong>in</strong>igungsprozesses,<br />

die Kooperationsanstrengungen e<strong>in</strong>zelner Akteure zunächst <strong>in</strong>s Leere laufen ließen.<br />

19


Erweiterung der bisherigen arbeitspolitischen Strategien eröffneten, wieder auf Eis<br />

gelegt worden (Lehner et al. 1998). Dies hat freilich die verbliebenen arbeitspolitischen<br />

Promotoren <strong>in</strong>ternationaler Vernetzungen nicht entmutigt, <strong>in</strong> europäischen<br />

Netzwerken mitzuarbeiten oder diese, soweit möglich, federführend aufzubauen. So<br />

haben die immer wieder zurückgeworfenen Bestrebungen zur Begründung, Stimulierung<br />

und Förderung europäisch vernetzter Arbeits-, Innovations- und Produktivitätsstrategien<br />

seit 2004 e<strong>in</strong>en erneuten Auftrieb erfahren. Durch die Initiative deutscher<br />

und nordischer Promotoren ist das von der EU geförderte Vierjahresprojekt WORK-<br />

IN-NET zustande gekommen. Es zielt im Rahmen der Kommissionsaktivitäten zur<br />

Vernetzung des europäischen Forschungsraums darauf ab, <strong>in</strong> ausgewählten Problemfeldern<br />

geme<strong>in</strong>same transnationale Forschungsaktivitäten der nationalen arbeitspolitischen<br />

Programme zu entwickeln (<strong>Oehlke</strong> et al. 2005).<br />

Inwieweit <strong>in</strong> der nahen Zukunft breitere arbeits-, <strong>in</strong>novations- und beschäftigungspolitische<br />

Aktivitäten gegenüber politisch verschärften f<strong>in</strong>anzmarkt- und arbeitsmarktpolitischen<br />

Zwängen <strong>in</strong> Deutschland etabliert werden können, hängt entscheidend von<br />

e<strong>in</strong>er widerständigen Selbstaktivierung <strong>in</strong>novativer Stakeholder ab. Insofern setzt e<strong>in</strong><br />

Transfer alternativer Produktivitätsmodelle durch transnationale Lernprozesse wieder<br />

erstarkte gewerkschaftliche, zivilgesellschaftliche und politische Akteure voraus. Im<br />

Unterschied zu den Selektions-, Spaltungs- und Ausgrenzungsprozessen <strong>in</strong> Deutschland<br />

haben sich die nordischen Gesellschaften auf breitenwirksame Entwicklungsstrategien<br />

von den frühen Sozialisations- und Bildungsstufen über ihre Wissenschafts-<br />

und Forschungssysteme bis zu arbeitspolitischen Innovations- und Beschäftigungsaktivitäten<br />

verständigt (Alhadeff/Hugendubel 2005).<br />

Das konzertierte Zusammenwirken ausgebauter öffentlicher Infrastrukturen, e<strong>in</strong>es<br />

sozialpartnerschaftlichen Interessenausgleichs und flexibler Unternehmenskulturen<br />

hält die nordischen Erfolgsmodelle auch unter verschärften globalen Wettbewerbsanforderungen<br />

auf der Spur. Sie befördern mit ihren vergleichsweise hohen Steuer-,<br />

Sozial- und Staatsquoten gesellschaftliche Stabilität und ökonomische Dynamik<br />

durch umfassende Sozial- und Bildungssysteme, die tendenziell allen Gesellschaftsmitgliedern<br />

soziale Sicherheit und freie Entfaltung als den beiden Seiten e<strong>in</strong>er Medaille<br />

gewährleisten.<br />

20


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