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Etatrede des Bürgermeisters der Stadt Ratingen Harald Birkenkamp ...

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<strong>Etatrede</strong><br />

<strong>des</strong><br />

Bürgermeisters<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong><br />

<strong>Harald</strong> <strong>Birkenkamp</strong><br />

zur Einbringung<br />

<strong>des</strong> Haushaltsplanentwurfes 2013<br />

in <strong>der</strong> Sitzung <strong>des</strong> Rates<br />

am 18. Dezember 2012<br />

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Sehr geehrte Damen und Herren <strong>des</strong> Rates!<br />

sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger!<br />

sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung!<br />

Traditionell zum Ende <strong>des</strong> laufenden Haushaltsjahres stellen wir<br />

Ihnen heute den Haushaltsplanentwurf für das nächste Jahr vor. Die<br />

Aufstellung <strong>des</strong> Haushaltsplanentwurfes 2013 musste hierbei klar im<br />

Zeichen <strong>der</strong> Haushaltskonsolidierung erfolgen, nachdem wir im Jahr<br />

2012 einen -so hoffe ich- in diesem Ausmaß einmaligen „Absturz“<br />

<strong>der</strong> Gewerbesteuereinnahmen erleben mussten.<br />

Zusammenfassend möchte ich gleich zu Beginn meiner heutigen<br />

<strong>Etatrede</strong> Folgen<strong>des</strong> hervorheben:<br />

Der Ergebnisfehlbetrag wird sich im Jahr 2013 erheblich<br />

gegenüber dem Vorjahr verbessern!<br />

Dennoch reichen die Erträge von rd. 237 Mio. Euro nicht aus,<br />

die Gesamtaufwendungen von rd. 240 Mio. Euro zu decken!<br />

Daher muss <strong>der</strong> Fehlbetrag von rd. 3 Mio. Euro aus <strong>der</strong><br />

Ausgleichsrücklage kompensiert werden!<br />

Damit gilt <strong>der</strong> Haushaltsplanentwurf 2013 als ausgeglichen!<br />

Weitere Konsolidierungsmaßnahmen sind jedoch erfor<strong>der</strong>lich!<br />

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Meine Damen und Herren,<br />

bevor ich Ihnen aus meiner Sicht die wichtigsten Informationen zum<br />

Haushaltsplanentwurf 2013 darstelle, möchte ich zunächst auf<br />

einige wesentliche allgemeine Entwicklungen im Bereich <strong>der</strong><br />

Kommunalfinanzen eingehen, die sich voraussichtlich auf die<br />

künftige finanzielle Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> auswirken<br />

können:<br />

Die sehr angespannte finanzielle Lage <strong>der</strong> Kommunen, vor allem in<br />

Nordrhein-Westfalen, ist nach wie vor eines <strong>der</strong> zentralen Themen<br />

<strong>der</strong> Medienberichterstattung. Mit Meldungen wie z.B. „Die<br />

Zeitbombe <strong>der</strong> kommunalen Kassen“ (rp-online.de / 08.05.2012) o<strong>der</strong><br />

„NRW-Städte rutschen immer tiefer in die Schulden“ (waz.de /<br />

18.06.2012) werden wir beinahe wöchentlich daran erinnert, dass die<br />

kommunale Familie finanziell stark unter Druck steht und<br />

Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung das Gebot <strong>der</strong> Stunde<br />

sind. Ende <strong>des</strong> Jahres 2011 hatten die NRW-Kommunen Schulden<br />

in Höhe von insgesamt mehr als 50 Milliarden Euro (!) – mit<br />

steigen<strong>der</strong> Tendenz (!) Im Jahr 2009 waren es noch 40 Milliarden<br />

Euro. Innerhalb von nur zwei Jahren hat sich die Verschuldung <strong>der</strong><br />

NRW-Kommunen somit um sage und schreibe 10 Mrd. Euro, d.h.<br />

um 25% erhöht. Es besteht also dringend Handlungsbedarf.<br />

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Die NRW-Kommunen einschl. ihrer Beteiligungsgesellschaften<br />

haben zurzeit Schulden in Höhe von durchschnittlich rd. 2.820 Euro<br />

pro Einwohner. <strong>Ratingen</strong> liegt erfreulicherweise zurzeit mit Schulden<br />

von rd. 1.400 Euro pro Einwohner deutlich unter dem NRW-<br />

Durchschnitt.<br />

Aber worauf ist <strong>der</strong> Schuldenanstieg in Nordrhein-Westfalen<br />

zurückzuführen? Ist es den Kommunen noch möglich mit eigenen<br />

Maßnahmen ihre Haushalte zu konsolidieren und somit aus eigner<br />

Kraft den Schuldenanstieg abzumil<strong>der</strong>n?<br />

Allein mit eigenen Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen ist dies<br />

meines Erachtens nicht zu schaffen. Es bedarf einer ausreichenden<br />

Finanzmittelausstattung von Seiten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> und <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>,<br />

um die den Kommunen übertragenen Aufgaben finanzieren zu<br />

können. Die Finanzmittelausstattung <strong>der</strong> Kommunen i s t jedoch<br />

nicht ausreichend. Immer neue Aufgaben werden den Kommunen<br />

übertragen, ohne dass hierfür in ausreichen<strong>der</strong> Höhe die Kosten<br />

erstattet werden. Bei vielen auf Bun<strong>des</strong>ebene beschlossenen<br />

Maßnahmen müssen die Kommunen nicht nur die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> neuen Aufgaben annehmen, sie müssen oft<br />

im Nachhinein und auf dem Klageweg erkämpfen, dass ihnen auch<br />

die Kosten erstattet werden.<br />

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Ich nenne hier nur beispielhaft den auf Bun<strong>des</strong>ebene<br />

beschlossenen Rechtsanspruch für unterdreijährige Kin<strong>der</strong>. Diesen<br />

Rechtsanspruch halte ich für richtig. Nicht richtig war, dass die<br />

Kommunen bei <strong>der</strong> Finanzierung nicht genügend ausgestattet<br />

wurden. Erst eine Entscheidung <strong>des</strong> Verfassungsgerichts führte<br />

dazu, dass die NRW-Kommunen höhere Zuschüsse zur Schaffung<br />

von Kin<strong>der</strong>gartenplätzen erhalten. Diese Finanzierungsstreitigkeiten<br />

zwischen Bund, Land und Kommunen erfor<strong>der</strong>n von allen<br />

Beteiligten erhebliche Kraftanstrengungen. Die den Kommunen<br />

übertragenen, neuen Aufgaben können dadurch zumeist nicht mit<br />

<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Priorität begonnen werden, Verzögerungen treten<br />

ein und führen zu Unmut. Daher ist es unbedingt erfor<strong>der</strong>lich, dass<br />

den Kommunen bereits gleichzeitig mit neu beschlossenen<br />

Aufgaben die benötigten Finanzmittel verbindlich zugesagt werden.<br />

Ähnlich wie bei <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung könnten sich<br />

Finanzierungsauseinan<strong>der</strong>setzungen auch bei <strong>der</strong> zukünftigen<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Inklusion in den Schulen ergeben. Gerade in diesem<br />

Bereich müssen aus meiner Sicht im Sinne <strong>der</strong> betroffenen<br />

Schülerinnen und Schüler Finanzierungsstreitigkeiten unbedingt<br />

vermieden werden. Aufgrund <strong>der</strong> finanziellen Situation <strong>der</strong><br />

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Kommunen sind Auseinan<strong>der</strong>setzungen aber nur dann vermeidbar,<br />

wenn den Kommunen die Kosten vollständig erstattet werden.<br />

Zudem sind die Kommunen nicht imstande, den Anstieg <strong>der</strong><br />

Sozialkosten finanzieren zu können. Ich begrüße ausdrücklich, dass<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>tag beschlossen hat, die Grundsicherungskosten im<br />

Alter und bei Erwerbsmin<strong>der</strong>ung schrittweise bis zum Jahr 2014<br />

vollständig zu übernehmen. Dies entlastet auch die <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong><br />

bei <strong>der</strong> Kreisumlage. Dieser erste Schritt in die richtige Richtung<br />

wird jedoch nicht ausreichen, Sozialkostensteigerungen an an<strong>der</strong>er<br />

Stelle kompensieren zu können.<br />

Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass <strong>der</strong> Bund gleich zu<br />

Beginn <strong>der</strong> nächsten Legislaturperiode seine Zusage einhält, den<br />

Bun<strong>des</strong>anteil zur Finanzierung <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe für<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen deutlich zu erhöhen. An<strong>der</strong>enfalls können die<br />

Kommunen aus eigener Kraft ihre finanziellen Schwierigkeiten nicht<br />

bewältigen. Die Zustimmung <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong> zum europäischen<br />

Fiskalpakt darf in diesem Zusammenhang nicht dazu führen, dass<br />

die von den Län<strong>der</strong>n gefor<strong>der</strong>ten Konsolidierungsmaßnahmen die<br />

Kommunen finanziell mehr belasten. Die Initiative <strong>der</strong><br />

Lan<strong>des</strong>regierung, eine erhebliche Entlastung <strong>der</strong> Kommunen auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene einzufor<strong>der</strong>n, ist daher ein Schritt in die richtige<br />

Richtung.<br />

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Meine Damen und Herren,<br />

trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen freue ich mich, Ihnen<br />

heute gemeinsam mit Herrn <strong>Stadt</strong>kämmerer Gentzsch einen<br />

Haushaltsplanentwurf 2013 vorlegen zu können, <strong>der</strong> zwar strukturell<br />

mit einem Fehlbetrag von 3,1 Mio. Euro noch nicht wie<strong>der</strong><br />

ausgeglichen ist, sich jedoch erheblich im Vergleich zum Jahr 2012<br />

verbessert.<br />

Das Jahr 2012 hat uns in finanzieller Hinsicht vor eine harte Probe<br />

gestellt. Den Einbruch <strong>der</strong> Gewerbesteuereinnahmen auf ein<br />

Rekordtief von voraussichtlich weniger als 50 Mio. Euro werden wir<br />

wahrscheinlich noch lange in Erinnerung behalten. Ein daraus<br />

resultieren<strong>der</strong> Fehlbetrag im Jahr 2012 von voraussichtlich mehr als<br />

40 Mio. Euro stellt für die <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> ein Novum dar. In allen<br />

an<strong>der</strong>en Jahren seit <strong>der</strong> Einführung <strong>des</strong> Neuen Kommunalen<br />

Finanzmanagements konnten wir Ergebnisüberschüsse erzielen.<br />

Dies gelang in den Jahren 2008 bis 2011 nur sehr wenigen <strong>der</strong> 396<br />

NRW-Kommunen.<br />

Schwankungen bei <strong>der</strong> Gewerbesteuer sind von Jahr zu Jahr nicht<br />

ungewöhnlich, die hohen Abgänge im Jahr 2012 waren jedoch für<br />

die <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> außergewöhnlich. Im Haushaltsjahr 2013 werden<br />

die Gewerbesteuereinnahmen erfreulicherweise wie erhofft wie<strong>der</strong><br />

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deutlich steigen. Diese sind in Höhe von 80 Mio. Euro eingeplant<br />

und liegen somit um 30 Mio. Euro über dem Vorjahresansatz.<br />

Eine Erhöhung <strong>des</strong> Gewerbesteuerhebesatzes werde ich Ihnen trotz<br />

<strong>der</strong> nach wie vor vorhandenen Ergebnisunterdeckung nicht<br />

vorschlagen. Dies verbietet sich auch angesichts <strong>der</strong><br />

Gewerbesteuerpolitik zweier Städte im Südkreis. Zudem muss sich<br />

die <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> als verlässlicher Partner <strong>der</strong> Ratinger<br />

Unternehmen erweisen. Diese haben vor allem in den Jahren 2005<br />

bis 2011 mit hohen Gewerbesteuerzahlungen erheblich dazu<br />

beigetragen, dass eine robuste städtische Finanzsituation<br />

geschaffen und dadurch insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> hohe Fehlbetrag im Jahr<br />

2012 kompensiert werden konnte.<br />

Im Jahr 2012 betrug die Kreisumlage noch rd. 67 Mio. Euro. Da<br />

unsere Steuerkraft stark gesunken ist, verringert sich die<br />

Kreisumlage im Jahr 2013 auf rd. 54 bis 56 Mio. Euro. Dies trägt<br />

neben <strong>der</strong> Gewerbesteuer erheblich zur Verbesserung bei. Der<br />

Kreis Mettmann kann insbeson<strong>der</strong>e auf Grund <strong>der</strong> positiven<br />

Gewerbesteuerentwicklung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> Monheim den<br />

Kreisumlagehebesatz senken, dennoch steigt <strong>der</strong><br />

Kreisumlagebedarf lt. Kreishaushaltsentwurf 2013 um rd. 9 Mio.<br />

Euro. Hier habe ich die Hoffnung, dass <strong>der</strong> Kreis Mettmann sich<br />

entschließen kann, den Mehrbedarf von 9 Mio. Euro nicht über die<br />

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Kreisumlage geltend zu machen. Die hierzu bestehenden<br />

Möglichkeiten werden Ihnen vom <strong>Stadt</strong>kämmerer näher erläutert. Im<br />

Haushaltsplanentwurf 2013 ist die daher Kreisumlage gegenüber<br />

dem Kreishaushaltsentwurf um rd. 1,8 Mio. Euro niedriger<br />

veranschlagt. Sofern <strong>der</strong> Kreis Mettmann nicht auf den Mehrbedarf<br />

von 9 Mio. Euro verzichten kann, wird sich unser Ergebnisfehlbetrag<br />

im Jahr 2013 von 3,1 Mio. Euro auf voraussichtlich 4,9 Mio. Euro<br />

erhöhen.<br />

Den Min<strong>der</strong>aufwendungen bei <strong>der</strong> Kreisumlage stehen jedoch die<br />

wie<strong>der</strong> steigenden Aufwendungen für die Gewerbesteuerumlage<br />

und die Umlage Fonds Deutsche Einheit gegenüber. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Höhe <strong>des</strong> kommunalen Finanzierungsanteils an <strong>der</strong> Umlage<br />

Fonds Deutsche Einheit war in den letzten Jahren mehrmals<br />

Gegenstand von Verfassungsbeschwerden <strong>der</strong> Kommunen gegen<br />

das Land. Im Mai 2012 wurde zuletzt das sogenannte<br />

Einheitslastenabrechnungsgesetz für verfassungswidrig erklärt. Die<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> war eine <strong>der</strong> klagenden Kommunen, da wir auf<br />

Grund <strong>der</strong> vom Land ab dem Jahr 2006 beschlossenen<br />

Neuregelung pro Jahr um durchschnittlich 6 – 7 Mio. Euro mehr<br />

belastet wurden. Für das Jahr 2006 hat die <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> vom<br />

Land auf Grund eines Verfassungsgerichtsurteils 6 Mio. Euro<br />

zurückerhalten. Die Abrechnung <strong>des</strong> Jahres 2006 ist damit<br />

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abgeschlossen und führte aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> zu<br />

einem zufriedenstellenden Ergebnis. Für die Jahre 2007 und 2008<br />

hatte die <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> zwar auch Rückerstattungen von jeweils<br />

rd. 2 Mio. Euro erhalten, diese sind nun auf Grund <strong>der</strong><br />

Verfassungswidrigkeit <strong>des</strong> Einheitslastenabrechnungsgesetzes als<br />

vorläufig einzustufen.<br />

Sie stellen sich vielleicht die Frage, warum die Kommunen trotz <strong>der</strong><br />

Rückerstattungen für die Jahre 2006 – 2008 gegen das Land<br />

geklagt haben? Dies lag vor allem daran, dass auf Grund <strong>der</strong><br />

Berechnungssystematik <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> die Rückerstattungen in den<br />

Jahren 2007 und 2008 bereits niedriger waren und außerdem ab<br />

dem Jahr 2009 alle NRW-Kommunen sogar Nachzahlungen zum<br />

Fonds Deutsche Einheit in Millionenhöhe hätten leisten müssen.<br />

Das Land muss nun eine neue gesetzliche Grundlage zur<br />

Abrechnung <strong>der</strong> Einheitslasten schaffen. Sofern die Neuregelung<br />

nicht zu Gunsten <strong>der</strong> Kommunen getroffen wird und die erheblichen<br />

finanziellen Mehrbelastungen nicht bereinigt werden, werde ich<br />

dafür eintreten, dass die <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> erneut eine<br />

Verfassungsbeschwerde einlegt.<br />

In einer an<strong>der</strong>en Angelegenheit werde ich eventuell ebenfalls<br />

gezwungen sein, Ihnen die Erhebung einer Verfassungsbeschwerde<br />

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vorschlagen zu müssen. Mit Wirkung ab dem Jahr 2014 beabsichtigt<br />

die Lan<strong>des</strong>regierung im Verlaufe <strong>des</strong> Jahres 2013 eine rechtliche<br />

Grundlage zur Erhebung einer sogenannten Abundanzumlage zu<br />

schaffen. Diese soll nach dem Willen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> von steuerstarken<br />

NRW-Kommunen in Höhe von insgesamt 180 Millionen Euro pro<br />

Jahr erhoben werden. Mit <strong>der</strong> Abundanzumlage sollen Teile <strong>der</strong><br />

Finanzhilfen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> an finanziell notleidende NRW-Kommunen<br />

finanziert werden. Als abundant gelten Kommunen, die keine<br />

Schlüsselzuweisungen vom Land erhalten. Trotz <strong>des</strong> erheblichen<br />

Rückgangs <strong>der</strong> Steuerkraft bleibt die <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> abundant,<br />

erhält keine Schlüsselzuweisungen und muss somit die Ausgaben<br />

daher überwiegend aus eigenen Mitteln decken.<br />

Wenn zusätzlich in Millionenhöhe noch eine Abundanzumlage von<br />

steuerstarken Kommunen abverlangt wird, erhöht sich das<br />

Haushaltsdefizit <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> deutlich. Eine weitere Folge<br />

wäre, dass dadurch unsere Verschuldung erheblich ansteigen<br />

würde. Die Abundanzumlage führt somit lediglich dazu, dass<br />

Schulden von Kommunen auf an<strong>der</strong>e Kommunen verteilt werden.<br />

Aus diesen Gründen bin ich im Sinne <strong>der</strong> Ratinger Bürgerinnen und<br />

Bürgern sowie Unternehmen gezwungen, notfalls gerichtlich gegen<br />

die Erhebung einer Abundanzumlage vorzugehen.<br />

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Meine Damen und Herren,<br />

bei den Hebesätzen für die Grundsteuer A und B ist für das Jahr<br />

2013 keine Verän<strong>der</strong>ung vorgesehen.<br />

Positiv entwickeln sich auch die Anteile an <strong>der</strong> Einkommensteuer<br />

und <strong>der</strong> Umsatzsteuer. Sie werden mit rd. 48 Mio. Euro bzw. 7 Mio.<br />

Euro im Jahr 2013 voraussichtlich Höchstwerte erreichen.<br />

Demgegenüber erhöht sich das Personalkostenbudget um 2,3 Mio.<br />

Euro vor allem auf Grund <strong>der</strong> erwarteten Tarif- und<br />

Besoldungssteigerungen sowie <strong>der</strong> im Verlaufe <strong>des</strong> Jahres 2012<br />

neu geschaffenen Stellen in den Bereichen Rettungsdienst, U3-<br />

Betreuung, Schulsozialarbeit als auch <strong>der</strong> Übernahme von Personal<br />

früherer konfessioneller Kin<strong>der</strong>tagesstätten. Die zusätzlichen Stellen<br />

werden überwiegend aus Bun<strong>des</strong>- und Lan<strong>des</strong>mitteln o<strong>der</strong> von den<br />

Krankenkassen refinanziert bzw. führen teilweise zu<br />

Kostensenkungen bei Sachausgaben. Ferner erhöht sich das<br />

Personalkostenbudget um weitere rd. 0,9 Mio. Euro auf Grund<br />

höherer Zuführungen zu Pensionsrückstellungen.<br />

Zur Haushaltskonsolidierung im Ergebnisplan wurden allen<br />

<strong>Stadt</strong>ämtern Einsparungsziele vorgegeben. In den Ämterbudgets<br />

konnten auf diese Weise Einsparungen von rd. 1,0 Mio. Euro bei<br />

den beeinflussbaren Haushaltspositionen vorgesehen werden. Allen<br />

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Dezernenten und <strong>Stadt</strong>ämtern danke ich an dieser Stelle herzlich für<br />

die Unterstützung und jeden einzelnen Einsparungsvorschlag!<br />

Die vorgenannten Ertrags- und Aufwandsentwicklungen sind<br />

ausschlaggebend dafür, dass sich die Ausgleichsrücklage trotz aller<br />

Einsparungsmaßnahmen in Höhe <strong>des</strong> eingeplanten<br />

Ergebnisfehlbetrages von min<strong>des</strong>tens rd. 3,1 Mio. Euro verringert.<br />

Nach dem erheblichen Fehlbetrag im Jahr 2012 könnte sich die<br />

Ausgleichsrücklage voraussichtlich bis zum Ende <strong>des</strong> Jahres 2013<br />

von rd. 62 Mio. Euro auf ca. 20 Mio. Euro verringern. Mit dem<br />

Jahresabschluss 2012 kann jedoch von <strong>der</strong> Option Gebrauch<br />

gemacht werden, die Ausgleichsrücklage in Höhe <strong>der</strong><br />

Jahresüberschüsse 2008 bis 2011 um ca. 26 Mio. Euro<br />

aufzustocken. Solange die Ausgleichsrücklage vorhanden ist, muss<br />

die <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> den Haushaltsplan nicht von <strong>der</strong><br />

Aufsichtsbehörde genehmigen lassen. Eine Vielzahl von NRW-<br />

Kommunen mussten ihre Ausgleichsrücklagen auf Grund von<br />

Ergebnisfehlbeträgen bereits vollständig in Anspruch nehmen und<br />

können ihre Haushalte nicht mehr eigenständig ohne Genehmigung<br />

<strong>der</strong> Aufsichtsbehörden aufstellen. Die <strong>Stadt</strong> <strong>Ratingen</strong> muss daher<br />

anstreben, dass ein ausreichen<strong>der</strong> Bestand <strong>der</strong> Ausgleichsrücklage<br />

verbleibt. Daher muss versucht werden, in diesem und den<br />

nächsten Jahren weitere Einsparungen vorzunehmen.<br />

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Meine Damen und Herren,<br />

Investitionsmaßnahmen sind im Jahr 2013 in Höhe von rd. 21 Mio.<br />

Euro vorgesehen.<br />

Als eine <strong>der</strong> wichtigen Investitionsmaßnahmen ist im<br />

Haushaltsplanentwurf 2013 das Rathaus einschließlich Erneuerung<br />

<strong>der</strong> Rathaustiefgarage mit einem Mittelbedarf in Höhe von<br />

insgesamt 26,5 Mio. Euro veranschlagt. Ich bin froh, dass <strong>der</strong> Rat<br />

vor einigen Monaten den Grundsatzbeschluss für das<br />

Rathausprojekt gefasst hat. Hier besteht dringend Handlungsbedarf.<br />

Die Rathausbediensteten warten wegen <strong>der</strong> PCB-<br />

Belastungssituation bereits seit mehr als zehn Jahren auf eine nun<br />

dringend erfor<strong>der</strong>liche Lösung. Zu den Etatberatungen wird die<br />

Verwaltung eine Beschlussvorlage erstellen, damit <strong>der</strong> Rat auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> dann konkretisierten Planung den Startschuss für<br />

den Beginn <strong>des</strong> Rathausprojektes geben kann.<br />

Auch <strong>der</strong> beabsichtigte Neubau <strong>des</strong> Baubetriebshofes an <strong>der</strong><br />

Sandstraße liegt mir am Herzen, da hierdurch u.a. die betreffenden<br />

Kolleginnen und Kollegen an einem Standort zusammen arbeiten<br />

könnten. Diese Maßnahme mit einem Kostenvolumen von rd. 6 Mio.<br />

Euro gleichzeitig mit dem Rathausprojekt zu stemmen, ist jedoch<br />

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angesichts <strong>der</strong> aktuellen Haushaltssituation schlicht nicht möglich.<br />

Deshalb schlagen wir vor, den Neubau <strong>des</strong> Baubetriebshofes<br />

zunächst um min<strong>des</strong>tens zwei Jahre zu verschieben. Wir<br />

beabsichtigen jedoch, Ihnen zu den Etatberatungen einen Vorschlag<br />

für einen realisierbaren ersten Bauabschnitt zur Entscheidung<br />

vorzulegen, von dem ich bereits erste deutliche Synergieeffekte<br />

erwarte.<br />

Baukosten für ein weiteres Großprojekt sind im<br />

Haushaltsplanentwurf 2013 mit Ausnahme von Planungskosten<br />

noch nicht enthalten. Die Entwurfs- und Genehmigungsplanung zur<br />

notwendigen Umgestaltung <strong>des</strong> Düsseldorfer Platzes wird allerdings<br />

im Verlaufe <strong>der</strong> Etatberatungen zur Verfügung stehen. Der Rat wird<br />

somit voraussichtlich in <strong>der</strong> nächsten Ratssitzung in Kenntnis <strong>der</strong><br />

aktuellen Haushaltssituation und <strong>der</strong> erwarteten Zuschüsse Dritter<br />

über die genaue Ausgestaltung dieser städtebaulich wichtigen<br />

Maßnahme entscheiden können.<br />

Zudem müssen im Jahr 2013 die teilweise bereits beschlossenen<br />

Baumaßnahmen zur Gewährleistung <strong>des</strong> Rechtsanspruches für die<br />

Unterdreijährigen-Betreuung durchgeführt werden. Nach<br />

Beendigung dieser Baumaßnahmen, unter an<strong>der</strong>em bei den<br />

Kin<strong>der</strong>tagesstätten Am Söttgen in Tiefenbroich und Krummenweger<br />

Straße in Lintorf werden wir eine Betreuungsquote im<br />

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Kin<strong>der</strong>gartenjahr 2013/2014 von über 46% erreichen. Im<br />

Gegensatz zu vielen an<strong>der</strong>en NRW-Kommunen liegen wir hierbei<br />

deutlich über <strong>der</strong> vom Bund berechneten Betreuungsquote von<br />

35%. Hierauf können wir sehr stolz sein und belegen, dass wir<br />

unsere Strategie für einen attraktiven Kin<strong>der</strong>betreuungsstandort<br />

<strong>Ratingen</strong> weiterhin erfüllen.<br />

Wie in den Vorjahren werden hohe Mittelbedarfe zur Umsetzung <strong>des</strong><br />

Abwasserbeseitigungskonzeptes benötigt. Diese Investitionsmaßnahmen<br />

müssen im Verlaufe <strong>des</strong> Jahres 2013 von <strong>der</strong><br />

Bezirksregierung genehmigt werden. Angesichts <strong>der</strong><br />

Haushaltssituation und <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

Entwässerungsgebühren ist es erfor<strong>der</strong>lich, diese Maßnahmen<br />

verteilt über einen längeren Zeitraum durchzuführen, sofern dies<br />

fachlich vertretbar ist. Im Haushaltsplanentwurf 2013 sind in den<br />

Jahren 2013 bis 2016 Investitionsmittel für das<br />

Abwasserbeseitigungskonzept in Höhe von vorläufig insgesamt rd.<br />

24 Mio. Euro eingeplant.<br />

Ferner wurden im Investitionsprogramm weitere Maßnahmen in die<br />

Jahre 2014 und später verschoben, damit <strong>der</strong> Schuldenanstieg sich<br />

mo<strong>der</strong>ater vollzieht und insbeson<strong>der</strong>e die weitere Entwicklung <strong>der</strong><br />

Haushaltssituation abgewartet werden kann. Die fachlich vertretbare<br />

Verschiebung einiger Maßnahmen wie zum Beispiel <strong>der</strong> Neubau<br />

Seite 16 von 19


<strong>des</strong> Baubetriebshofes o<strong>der</strong> einiger Maßnahmen <strong>des</strong><br />

Sportstättenentwicklungsplanes<br />

(z.B. Erneuerung Rasenplätze<br />

Gothaer Straße und Stadion Mitte) o<strong>der</strong> im Bereich <strong>der</strong><br />

Verkehrsinfrastruktur (z.B. Parkplatz Pulchgelände) bedeuten nicht,<br />

dass diese Maßnahmen auch in Zukunft nicht ausgeführt werden.<br />

Diese können später gegebenenfalls umgesetzt werden, wenn eine<br />

dringende Notwendigkeit hierzu besteht und die finanziellen<br />

Rahmenbedingungen hierzu gegeben sind. Hier müssen wir getreu<br />

<strong>der</strong> bekannten Sprichwort verfahren: „Aufgeschoben ist nicht<br />

aufgehoben!“.<br />

Zur Finanzierung <strong>der</strong> Investitionsmaßnahmen ist im Jahr 2013 eine<br />

Kreditermächtigung von rd. 6,4 Mio. Euro vorgesehen. Abzüglich <strong>der</strong><br />

Kredittilgung von rd. 5,6 Mio. Euro bedeutet dies eine mo<strong>der</strong>ate<br />

Nettoneuverschuldung im Bereich <strong>der</strong> Gebührenhaushalte von rd.<br />

800.000 Euro. Im Vorjahr 2012 musste noch eine<br />

Kreditermächtigung von 15 Mio. Euro eingeplant werden. Die Ihnen<br />

vorgeschlagenen neuen Prioritätensetzungen bei den<br />

Investitionsmaßnahmen tragen somit auch zu einem deutlichen<br />

Rückgang <strong>des</strong> Kreditbedarfes bei.<br />

Meine Damen und Herren, die aus meiner Sicht mit dem<br />

Haushaltsplanentwurf 2013 verbundenen wesentlichen<br />

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Entwicklungen, Zielsetzungen und Rahmenbedingungen habe ich<br />

Ihnen erläutert.<br />

Zum Schluss meiner Ausführungen möchte ich mich herzlich<br />

bedanken: Bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die an den<br />

intensiven Vorbereitungen beteiligt waren und bei den Kollegen <strong>des</strong><br />

Verwaltungsvorstan<strong>des</strong> für die Unterstützung bei <strong>der</strong> Aufstellung<br />

dieses gemeinsam getragenen Haushaltsplanentwurfes.<br />

Und mein ganz beson<strong>der</strong>er Dank gebührt auch in diesem Jahr<br />

wie<strong>der</strong> Herrn Martin Gentzsch und seinem engagierten<br />

Kämmereiteam. Herr Gentzsch war erstmals in doppelter Funktion<br />

tätig, als Leiter <strong>des</strong> Amtes für Finanzwirtschaft und als<br />

<strong>Stadt</strong>kämmerer. Er wird nun persönlich Gelegenheit haben weitere<br />

Einzelheiten zur Haushaltsentwicklung im Jahr 2013 in seiner ersten<br />

<strong>Etatrede</strong> darzustellen.<br />

Bei Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, bedanke ich<br />

mich ganz herzlich für Ihre geduldige Aufmerksamkeit, und uns allen<br />

wünsche ich für die bevorstehenden Haushaltsberatungen<br />

konstruktive Diskussionen.<br />

Bleibt mir abschließend nur noch Ihnen und Ihren Familien einen<br />

schönen vierten Advent, ein ruhiges und besinnliches<br />

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Weihnachtsfest zu wünschen und einen guten Rutsch in das neue<br />

Jahr 2013.<br />

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