Ausgabe Nr. 2 / 2013 - St. Vincenz Krankenhaus Limburg

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25.07.2014 Aufrufe

4 > VIA > St. Vincenz Guido Wernert Erwin Reuhl des Abends, so die einhellige Meinung zahlreicher Beobachter des Abends, war allein die Tatsache, dass sich die Vertreter der verschiedenen Gruppierungen und Einrichtungen in dieser Konstellation de facto so zusammengefunden haben, um Lobbyarbeit für die gemeinsame Sache zu machen: das Gesundheitswesen im ländlichen Raum. Jürgen Wütscher, profunder Kenner des Krankenhauswesens und ehemaliger Referatsleiter für Krankenhauswesen im Hessischen Sozialministerium zog DAS Fazit der Veranstaltung gleich zu Beginn: „Es gibt keine wirkliche Alternative zu regionalen Netzwerken.“ „Zukunft vorherzusagen scheint schwierig. Es ist aber ganz einfach, wenn man sie gestaltet…“, so der Ideengeber der Veranstaltung, Vincenz- Geschäftsführer Guido Wernert. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Erwin Reuhl, begrüßte er rund 500 Gäste in der Limburger Stadthalle. Er appellierte an Plenum und Podium, Zukunftsmotor zu sein: „Gemeinsam sind wir stark. Wir werden heute Ideen entwickeln und nicht warten, bis uns jemand entdeckt. Bringen Sie uns Ideen. Wir möchten diese bündeln und nutzen - für Sie und uns und für die Region.“ Erwin Reuhl verwies darauf, dass laut einer Studie des Rheinisch Westfälischen Instituts im Jahr 2020 die Finanzierungslücke im Gesundheitswesen 41 Milliarden Euro betragen werde. „Es ist also nicht nur ein Gebot der Stunde, dass wir zusammenarbeiten, sondern es ist geradezu notwendig, dass wir Mittel und Wege finden, unsere Möglichkeiten in den unterschiedlichen Einrichtungen aufeinander abzustimmen und kollegial um den Patienten werben und um den Patienten bemüht sind. Das anzuschieben ist Auftrag dieser Pilotveranstaltung.“ „ Wir erleben seit Jahren durch die Finanzierungssysteme einen Angriff auf die Häuser im ländlichen Raum.” In seinem Grußwort ging der Gesundheitsdezernent des Landkreises Limburg-Weilburg, Helmut Jung, auf die Herausforderungen der demografischen Entwicklung ein Ministerialrat a.D. Jürgen Wütscher gab in seinem Referat über die „Gesundheitsentwicklung in Deutschland – wohin geht die Reise?“ wichtige Impulse für die anschließende Podiumsdiskussion. Der Referent ist ehemaliger Referatsleiter für Krankenhauswesen im Hessischen Sozialministerium und Aufsichtsratsmitglied diverser Krankenhausgesellschaften, u.a. Agaplesion und St. Vincenz Krankenhaus gGmbH Fulda. Bezogen auf die Situation der Hausärzte skizzierte Jung ein düsteres Bild: vermutlich stünden in zehn Jahren nur noch etwa die Hälfte der Ärzte im ambulanten Bereich zur Verfügung. Daher gelte es, nach neuen Berufsbildern in bei der Hausarztversorgung zu suchen“, sagt er. Hier seien in erster Linie auch die kassenärztlichen Vereinigungen in der Verantwortung. Gefordert seien hier Solidarität - sowohl von Fach-, als auch von den Hausärzten. Jürgen Wütscher gab in seinem Referat über die „Gesundheitsentwicklung in Deutschland – wohin geht die Helmut Jung In seinem Grußwort ging der Gesundheitsdezernent des Landkreises Limburg-Weilburg, Helmut Jung, auf die Herausforderungen der demografischen Entwicklung ein: „Wir werden weniger und wir werden älter. Das geht einher mit einem zunehmenden Bedarf an gesundheitlichen Leistungen.“ Das bedeute: wenige zahlende junge Menschen und mehr Leistungsansprüche. „Wir haben zwei Akutkrankenhäuser im Landkreis, ein drittes mit Teilbereichen in Weilmünster. Aber das ist nicht mehr so selbstverständlich. Wir erleben seit Jahren durch die Finanzierungssysteme einen Angriff auf die Häuser im ländlichen Raum.“ Die Schere zwischen der medizinischen Leistung der Krankenhäuser und der Finanzierung werde immer enger. Die derzeitige Krankenhausfinanzierung sei nicht tragfähig, so Jung, insbesondere nicht für den ländlichen Raum. Notfallversorgung und Rettungsdienst müssten auch in Zukunft gewährleistet bleiben. „ Gerade mit Blick auf den demografischen Wandel und die tendenziell zunehmende Entwicklung von Demenzerkrankungen brauchen wir mehr Pflegekräfte und Ärzte, die speziell dafür ausgebildet sind. Wichtig wäre auch, dass alle Patienten, die aufgenommen werden, auf MRSA getestet werden. Durch die Verbreitung dieser Keime entsteht für die betroffenen Menschen großes Leid und für das Gesundheitswesen hohe Kosten.” Antonia Haberkern, Selters

St. Vincenz < VIA < 5 IMPULSE VISIONEN NETWORK Im Livestream war das Zukunftsforum via Internet hautnah mitzuerleben. Der Patientensender VincenzTV übertrug die Veranstaltung live in die Patientenzimmer des St. Vincenz. Auch ein Kurzfilm mit den Highlights und zentralen Aussagen des Forums ist online zu sehen unter: www.st-vincenz.de/mediathek/index.php Reise?“ wichtige Impulse für die anschließende Podiumsdiskussion. „Das Gesundheitswesen wird wie kein anderer Bereich von der immer wieder neu gestellten und auch immer wieder neu zu beantwortenden Frage nach dem Verhältnis von Staat und Markt bestimmt. Während bis zum Ende des letzten Jahrhunderts die staatliche Verantwortung für die Sicherstellung der Versorgung im Vordergrund stand, wird die Entwicklung seit Beginn des neuen Jahrhunderts immer mehr von marktwirtschaftlichen Aspekten bestimmt, was im Krankenhausbereich besonders deutlich wird.“ Ausführlich schilderte der Ministerialrat a.D. die Entwicklung des Gesundheitswesens in Deutschland auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene sowie seitens der Krankenkassen. Dabei ging er auch auf die Besorgnis erregende Entwicklung der privaten Krankenhausträger ein, bei denen es längst nicht mehr um Übernahme einzelner Häuser gehe, sondern um die Übernahme von Gruppen untereinander. Eine Kooperation von niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern, regionale Solidarität, ein Schulterschluss mit den Landkreisen als Gesamtverantwortliche für die Daseinsvorsorge sah Wütscher als unabdingbar. „Auf der regionalen Ebene bleibt kein anderer Weg als dass die Beteiligten sich untereinander vernetzen und ihre Zukunft insgesamt gestalten“, sagte Wütscher, der den verschiedensten Aufsichtsräten, darunter auch Agaplesion und der St. Vincenz Krankenhaus gGmbH Fulda angehört. „Bundesweit wird der Konzentrationsprozess fortschreiten, dass heißt, es wird einen stetig steigenden Anteil an gewerblichen Krankenhäusern geben.“ Auch kommunale Krankenhäuser werden sich regional zusammenschließen, um die Versorgung zu gewährleisten, so Wütscher. Seine Thesen diskutierte anschließend ein interdisziplinär besetztes Podium: Martina Weich, Pflegedirektorin am St. Vincenz Krankenhaus, Dr. Gerhard Roos, Vorsitzender des Gesundheitsnetzes Oberlahn, Dr. Wilfried Thiel, Vorsitzender Ärztenetzwerk PIA- NO, PD Dr. Joachim Hillmeier, Ärztlicher Direktor St. Vincenz Krankenhaus, Guido Wernert, Erwin Reuhl und Peter Schermuly, der Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Weilburg. In Limburg sei man noch relativ gut aufgestellt, so Dr. Wilfried Thiel, wobei auch hier Lücken in der fachärztlichen Versorgung bestünden, insbesondere fehlten Augenärzte. Große Not bestehe in der hausärztlichen Versorgung in den ländlichen Gebieten. Viele Kollegen seien mit 70 Jahren noch tätig, um Engagierte gesundheitspolitische Debatte auch von Seiten der Vertreter der beiden regionalen Ärztenetzwerke PIANO eG und Gesundheitsnetz Oberlahn. Im Bild oben: Moderator Barthel Pester mit Dr. Gerhard Roos und Dr. Winfried Thiel. Bild unten: Verwaltungsratsvorsitzender Erwin Reuhl, Jürgen Wütscher, Pflegedirektorin Martina Weich und der Ärztliche Direktor des St. Vincenz, PD Dr. Joachim Hillmeier.

<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> < VIA < 5<br />

IMPULSE<br />

VISIONEN<br />

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Im Livestream war das Zukunftsforum via Internet hautnah mitzuerleben. Der Patientensender <strong>Vincenz</strong>TV übertrug<br />

die Veranstaltung live in die Patientenzimmer des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>. Auch ein Kurzfilm mit den Highlights und zentralen<br />

Aussagen des Forums ist online zu sehen unter: www.st-vincenz.de/mediathek/index.php<br />

Reise?“ wichtige Impulse für die anschließende Podiumsdiskussion.<br />

„Das Gesundheitswesen wird wie kein anderer<br />

Bereich von der immer wieder neu gestellten und auch<br />

immer wieder neu zu beantwortenden Frage nach dem<br />

Verhältnis von <strong>St</strong>aat und Markt bestimmt. Während bis<br />

zum Ende des letzten Jahrhunderts die staatliche Verantwortung<br />

für die Sicherstellung der Versorgung im Vordergrund<br />

stand, wird die Entwicklung seit Beginn des<br />

neuen Jahrhunderts immer mehr von marktwirtschaftlichen<br />

Aspekten bestimmt, was im <strong>Krankenhaus</strong>bereich<br />

besonders deutlich wird.“ Ausführlich schilderte der Ministerialrat<br />

a.D. die Entwicklung des Gesundheitswesens<br />

in Deutschland auf Bundes-, Landes- und kommunaler<br />

Ebene sowie seitens der Krankenkassen. Dabei ging er<br />

auch auf die Besorgnis erregende Entwicklung der privaten<br />

<strong>Krankenhaus</strong>träger ein, bei denen es längst nicht<br />

mehr um Übernahme einzelner Häuser gehe, sondern um<br />

die Übernahme von Gruppen untereinander. Eine Kooperation<br />

von niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern,<br />

regionale Solidarität, ein Schulterschluss mit den Landkreisen<br />

als Gesamtverantwortliche für die Daseinsvorsorge<br />

sah Wütscher als unabdingbar. „Auf der regionalen<br />

Ebene bleibt kein anderer Weg als dass die Beteiligten<br />

sich untereinander vernetzen und ihre Zukunft insgesamt<br />

gestalten“, sagte Wütscher, der den verschiedensten Aufsichtsräten,<br />

darunter auch Agaplesion und der <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />

<strong>Krankenhaus</strong> gGmbH Fulda angehört. „Bundesweit<br />

wird der Konzentrationsprozess fortschreiten, dass heißt,<br />

es wird einen stetig steigenden Anteil an gewerblichen<br />

Krankenhäusern geben.“ Auch kommunale Krankenhäuser<br />

werden sich regional zusammenschließen, um die<br />

Versorgung zu gewährleisten, so Wütscher.<br />

Seine Thesen diskutierte anschließend ein interdisziplinär<br />

besetztes Podium: Martina Weich, Pflegedirektorin<br />

am <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> <strong>Krankenhaus</strong>, Dr. Gerhard<br />

Roos, Vorsitzender des Gesundheitsnetzes Oberlahn,<br />

Dr. Wilfried Thiel, Vorsitzender Ärztenetzwerk PIA-<br />

NO, PD Dr. Joachim Hillmeier, Ärztlicher Direktor <strong>St</strong>.<br />

<strong>Vincenz</strong> <strong>Krankenhaus</strong>, Guido Wernert, Erwin Reuhl<br />

und Peter Schermuly, der Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses<br />

Weilburg.<br />

In <strong>Limburg</strong> sei man noch relativ gut aufgestellt, so<br />

Dr. Wilfried Thiel, wobei auch hier Lücken in der<br />

fachärztlichen Versorgung bestünden, insbesondere<br />

fehlten Augenärzte. Große Not bestehe in der hausärztlichen<br />

Versorgung in den ländlichen Gebieten.<br />

Viele Kollegen seien mit 70 Jahren noch tätig, um<br />

Engagierte gesundheitspolitische<br />

Debatte auch von Seiten der Vertreter<br />

der beiden regionalen Ärztenetzwerke<br />

PIANO eG und Gesundheitsnetz<br />

Oberlahn. Im Bild oben:<br />

Moderator Barthel Pester mit Dr.<br />

Gerhard Roos und Dr. Winfried<br />

Thiel. Bild unten: Verwaltungsratsvorsitzender<br />

Erwin Reuhl, Jürgen<br />

Wütscher, Pflegedirektorin Martina<br />

Weich und der Ärztliche Direktor<br />

des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>, PD Dr. Joachim<br />

Hillmeier.

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