Ausgabe Nr. 2 / 2013 - St. Vincenz Krankenhaus Limburg

Aktuell < VIA < 15
entdecken kann, aber das Auftreten der Erkrankung nicht
verhindern kann.
Neben den Kosten einer sich über mehrere Jahrzehnte erstreckenden
bildgebenden Diagnostik (werden nicht immer
von den Kassen getragen!), kann derzeit für keine der
Methoden ein Gewinn an Lebensjahren bewiesen werden.
Der Einsatz der Mammographie vor dem 30. Lebensjahr
kann darüber hinaus das Brustkrebsrisiko erhöhen.
Insbesondere die Kernspintomographie der Brust findet
häufig Auffälligkeiten, die sich nachträglich als harmlos
heraus stellen.
Ein wirkliches Screening für den Eierstockskrebs existiert
letztlich nicht. Wir verfügen derzeit über keine Methode,
die diese Erkrankung zuverlässig in einem heilbaren Frühstadium
erkennen kann!
Also doch Brüste und Eierstöcke entfernen lassen?
Zwar können wir so das Erkrankungsrisiko auf Lebenszeit
auf unter fünf Prozent senken, was sicherlich einen großen
Erfolg darstellt, aber eine operative Entfernung von Brüsten
und/oder Eierstöcken und Eileitern hat einen hohen Preis.
Neben einer Störung der kosmetisch-ästhetischen Integrität,
Schmerzen, Folgeoperationen usw. nach Brustentfernung
kann auch eine Eierstocks/Eileiter- Entfernung vor
dem 40. Lebensjahr zu großen Problemen führen.
Wechseljahresbeschwerden, sexuelle Beeinträchtigung,
Libidoverlust, Osteoporose, Antriebslosigkeit, erhöhtes
Herzinfarktrisiko sind hier zu nennen. Auch die Frage
einer Hormonersatztherapie nach erfolgter Entfernung
der Eierstöcke wartet dann auf Antworten, die wir jedoch
nicht eindeutig erteilen können. Dies leitet über zur Option
der sogenannten Chemoprävention, das heißt einer
vorbeugenden Medikamenteneinnahme. Auch hier muss
mit Nebenwirkungen gerechnet werden. Wechseljahresbeschwerden,
Knochen-, Muskel- und Gelenkschmerzen
usw. können darunter auftreten.
FAZIT
• Die überwältigende Mehrheit der weiblichen Bevölkerung
wird in Laufe ihres Lebens nicht an Brustkrebs erkranken
auch wenn die Präsenz des Themas Brustkrebs
in den Medien einen anderen Eindruck vermittelt.
• Krebsvorsorge und Früherkennung kann die Heilungschancen
verbessern, im Einzelfall sogar Leben retten.
Dennoch kann individuell nicht vorher gesagt werden,
ob und wie hiervon profitiert wird und wem hierdurch
sogar Nachteile entstehen.
• Im Interesse Ihrer eigenen Gesundheit, aber auch Ihrer
Familie sollte auf eine familiäre Häufung von Krebserkrankungen
geachtet und dies mit HausÄrztin und/oder
FrauenÄrztin besprochen werden.
• Das Erstellen einer Stammbaumanalyse und auch die
eventuelle Durchführung eines Gentests liegt in Ihrer eigenen
Entscheidung und will wohl überlegt sein. Es gibt
hier keinen Automatismus, der dies zwingend erfordert.
• Bei der Auswahl der Präventionsmaßnahme ist immer
Ihre eigene Lebenssituation entscheidend. Es gibt auch
hier keinen Automatismus, der bei positivem Test die
Entfernung Ihrer Brust und/oder der Eierstöcke bedeutet.
• Angelina Jolies Weg muss nicht Ihr Weg werden, sondern
beruht auf deren eigener, individueller Präventionsentscheidung.
• Es gibt für Betroffene keine „richtige“ oder eindeutige
Behandlungsstrategie. Immer muss eine individuelle
Entscheidung gesucht und getroffen werden. Diese Entscheidung
wird im Kontext Ihrer Lebens- und Familiensituation,
Ihres Wertekanons getroffen und kann auch
Veränderungen unterliegen (Beispiel: eine Entscheidung
wird vermutlich vor Familiengründung anders getroffen
als nach abgeschlossener Familienplanung).
INFO
WEITERFÜHRENDE LITERATUR UND KONTAKTADRESSEN
www.krebshilfe.de/brustkrebszentren.html
www.brca-netzwerk.de
www.krebsgesellschaft.de
www.krebsinformation.de