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Ausgabe Nr. 2 / 2013 - St. Vincenz Krankenhaus Limburg

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<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> < VIA < 13<br />

PRÄVENTIONSSTRATEGIEN<br />

Grundsätzlich wird in der Medizin zwischen drei Präventionsmustern<br />

unterschieden:<br />

1. Primärprävention: Ziel ist hier die Verhinderung des<br />

Auftretens eines Ereignisses bzw. einer Erkrankung.<br />

Beispiele sind Impfungen, Einname von Medikamenten,<br />

Spurenelementen, etc., Vermeiden von Allergenen<br />

sowie die vorbeugende Entfernung eines Organes<br />

(z. B. Brust, Eierstöcke, Dickdarm, Magen).<br />

2. Sekundärprävention: Ziel ist hier das frühzeitige<br />

Erkennen einer Erkrankung, um frühzeitig mit einer<br />

Behandlung beginnen und damit die Chancen auf<br />

Heilung verbessern zu können. Beispiel hierfür ist das<br />

Mammographie- oder Hautkrebscreening.<br />

3. Tertiärprävention: Nach behandelter Erkrankung soll<br />

ein möglicher Rückfall vermieden und/oder möglichst<br />

frühzeitig entdeckt werden, um erneut erfolgversprechend<br />

behandeln zu können. Beispiel hierfür ist die<br />

Tumornachsorge.<br />

Über 90 Prozent der weiblichen Bevölkerung mit einem<br />

auf Lebenszeit eher geringem Erkrankungsrisiko (zehn<br />

Prozent), wird neben der Teilnahme an den gesetzlich garantierten<br />

Krebsvorsorgeuntersuchungen die Teilnahme<br />

am Mammographiescreening (Altersgruppe 50 - 69) empfohlen,<br />

also typische Sekundärpräventionsmaßnahmen.<br />

Der Benefit all dieser Untersuchungen wird immer wieder<br />

kontrovers bewertet, auch wenn die derzeitige Mehrheitsmeinung<br />

ein Mammographiescreening befürwortet<br />

und mit etwa 30 Prozent weniger Brustkrebssterbefällen<br />

argumentiert. Von den Gegnern dieser Konzepte wird<br />

jedoch immer wieder die Rate an falsch positiven Befunden,<br />

die unnötige Biopsien nach sich ziehen und die<br />

betroffene Frau massiv ängstigen, kritisiert. Auch wird<br />

immer wieder angezweifelt, ob ein flächendeckendes<br />

Mammographiescreening die Brustkrebssterberate wirklich<br />

verringert. Letztlich kann jede Teilnehmerin/Teilnehmer<br />

einer Screeningmaßnahme hiervon profitieren,<br />

aber auch verlieren, d.h. Nachteile durch überflüssige<br />

Diagnostik und Therapie erfahren.<br />

Im Gegensatz hierzu wird aufgrund des extrem hohen<br />

Erkrankungsrisikos in der Gruppe mit vererbter Genmutation<br />

eine Kombination aus verschiedenen Präventionsmaßnahmen<br />

diskutiert. Insbesondere die Radikalität<br />

der operativen Primärpräventionskonzepte erschreckt<br />

zunächst, auch wenn dies für andere, jedoch seltenere<br />

familiär vererbte Krebserkrankungen (familiäre Dickdarm-<br />

oder Magenkrebs) schon seit Jahrzehnten praktiziert<br />

wird.<br />

Anders als für das flächendeckende Mammographiescreening<br />

ist für Hochrisikogruppe mit vererbten BRCA<br />

1+2 Gendefekten ein sicherer Effekt des bildgebenden<br />

Screenings auf die <strong>St</strong>erberate nicht belegt, auch wenn<br />

für diese Gruppe ein frühzeitiges bildgebendes Screening<br />

mit Kernspintomographie, Ultraschall und Mammographie<br />

empfohlen wird.<br />

Option<br />

Prophylaktische Brustentfernung<br />

und Eierstocks/Eileiterentfernung<br />

vor dem 40. Lebensjahr<br />

Eierstocks-und Eileiterentfernung<br />

vor dem 40. Lebensjahr<br />

und Brust Screening<br />

Eierstocks-und Eileiterentfernung<br />

vor dem 40. Lebensjahr<br />

und Tamoxifen<br />

Screening Brust/Eierstöcke<br />

Chemoprävention<br />

(Tamoxifen, Raloxifen)<br />

% Risikoverringerung<br />

Brustkrebs<br />

> 90 %<br />

≈ 85 %<br />

40 – 50 %<br />

unklar<br />

unklar<br />

Was lässt ein erhöhtes Risiko Trägerin eines Gendefektes<br />

zu sein, vermuten?<br />

• Mehrere enge Familienmitglieder (Mutter, Schwester,<br />

Tochter, Tante) mit Brust- und/oder Eierstockskrebs,<br />

Erkrankte unter dem 50. Lebensjahr, männliche Brustkrebsfälle.<br />

• Enge Familienmitglieder mit mehr als einem erkranktem<br />

Organ (beidseitiger Brustkrebs, Eierstockskrebs<br />

und Brustkrebs).<br />

• Erkrankungen über mehrere Generationen auftretend.<br />

• Zusätzliche Krebserkrankungen (Bauchspeicheldrüse,<br />

Prostata, Dickdarm, männlicher Brustkrebs) können<br />

Hinweis auf einen in der Familie verbreiteten Gendefekt<br />

sein.<br />

Was ist der erste Schritt vor einem Gentest?<br />

Wenn bei Ihnen eine Genmutation diskutiert wird, steht<br />

im Vordergrund ein Gespräch mit ihrem Hausarzt/Ärztin<br />

oder aber Ihrer Frauenärztin/Arzt. Häufig erfolgt dann<br />

eine Vorstellung in unserer Brustsprechstunde. Als nächster<br />

Schritt erfolgt dann eine Konsultation einer Kooperationspartnerin<br />

unseres Brustzentrums, nämlich der<br />

Medizinischen Genetikerin Frau Dr. Schwab.<br />

Von ihr wird dann in einem ausführlichen Gespräch,<br />

gerne auch mit mehreren Familienangehörigen, eine<br />

<strong>St</strong>ammbaumanalyse bezüglich des Risikos einer Genmutation<br />

durchgeführt und ggf. eine Testung eingeleitet.<br />

% Risikoverringerung<br />

Eierstockskrebs<br />

≈ 95%<br />

≈ 95%<br />

≈ 95%<br />

unklar<br />

unklar

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