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Die Brücke - St. Otto Lauf

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2 ZUM GELEIT<br />

Zeit – knappe Ressource oder Raum zum Leben<br />

Wenn man mit Jugendlichen einen Termin ausmachen will, kippt die <strong>St</strong>immung<br />

meist sofort: Ein Blick in den Terminkalender und der Gesichtsausdruck wird gehetzt:<br />

„oh je, da schreib ich Mathe“…. „da geht’s nicht, da ist Training“…. „in der<br />

Woche muss ich mein Referat abgeben“…. „Mann, Scheiße, ich hab ja die Kurzarbeit<br />

ganz vergessen“… Man hat den Eindruck, es mit lauter Managern zu tun zu<br />

haben und bekommt als Hauptamtliche jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn<br />

jetzt auch noch Zeit sein soll für Jugendarbeit! Nur: wenn keiner Zeit hat – wo<br />

bleibt da die Persönlichkeitsbildung, wo der Raum, sich selbst mal auszuprobieren,<br />

Erfahrungen zu sammeln, die nicht von Erwachsenen vorgegeben sind, oder<br />

Zeit, einfach nur „die Seele baumeln zu lassen“?<br />

Man hat den Eindruck, die Kinder und Jugendlichen sind Spiegel einer Gesellschaft,<br />

in der es nicht mehr auf die Persönlichkeit von Menschen ankommt,<br />

sondern nur noch auf deren Arbeitsleistung, Verwertbarkeit und Produktivität.<br />

Auch die Zeit vieler Erwachsener ist eng getaktet, strukturiert und steht unter<br />

dem Diktat der Effektivität. <strong>Die</strong> technischen Entwicklungen der letzten Jahre haben<br />

dazu beigetragen und den Lebensstil vieler Menschen sehr verändert: ständige<br />

Erreichbarkeit wird erwartet, die Arbeitsabläufe haben sich enorm beschleunigt<br />

mit dem Effekt, dass in der gleichen Zeit viel mehr Verschiedenes bearbeitet<br />

werden kann und muss. Natürlich: Menschen sind anpassungsfähig, sie lernen<br />

mit den neuen Anforderungen umzugehen. Es ist aber die Frage, ob diese Entwicklungen<br />

uns allen – Kindern wie Erwachsenen – gut tun.<br />

Zunehmend melden sich kritische <strong>St</strong>immen, die Sorge haben, es könnte eine<br />

wichtige Dimension des Lebens verlorengehen: Eltern, Lehrerverbände, Kinder-<br />

und Jugendtherapeuten, Ärzte, Burn-out-Spezialisten ... sie alle mahnen an,<br />

das Leben wieder zu entkoppeln von der Frage der Leistung, Türen zu öffnen<br />

für zweckfreies Da-Sein, dem Spiel, der Kreativität und der Selbstbestimmtheit<br />

Raum zu geben, Menschen neu zu sehen lernen jenseits von aller Effektivität.<br />

Das Evangelium hätte an dieser <strong>St</strong>elle viel zu sagen – lebt uns doch Jesus eine<br />

Liebe vor, die fernab von jedem Leistungsgedanken steht. Aber tappen wir als<br />

Kirchengemeinde nicht manchmal in dieselbe Effektivitäts-Falle wie viele andere<br />

auch und müssen uns fragen lassen, was wir denn für einen <strong>St</strong>il vorleben: gestresste<br />

Manager in Sachen Glauben oder Menschen, die sich und anderen Räume<br />

eröffnen, in denen man zu sich selbst finden kann? Gelingt es uns denn, Zeit

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