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Reflexionen der Preisträgerin des
Gedichtwettbewerbes
Hanna Henning (Klasse 10)
„Gedichte sind Balsam auf Unstillbares im Leben.“ Dies hat schon Caroline von
Schlegel-Schelling im 16. Jahrhundert gesagt und ich selbst empfinde nicht anders.
Nun gut, das scheint noch lange kein Anlass zu sein, an einem Rezitatorenwettbewerb
von Schülern des Carolinums im Rahmen der Hermann Hesse Ausstellung
teilzunehmen, noch dazu, wenn man kaum eine lyrische Arbeit eben jenes
Schriftstellers kennt.
Doch diese Einwände habe ich einfach beiseite gewischt und mich kurzerhand
gemeldet. Zugute kam mir dabei die Ausstellung an unserer Schule, weil ich so einen
kleinen Einblick in das Leben und die Seele dieses weltberühmten Schriftstellers
gewinnen konnte. Geholfen hat mir auch, dass ich mich mit Hesses Arbeiten sehr gut
identifizieren kann, weil ich seine tief reichenden Gedanken und seine Melancholie
für mich nachempfinden kann. Meine Wahl fiel schließlich auf das Gedicht
„Bhagavad Gita“, das wahrscheinlich in jedem Zeitalter modern wäre, weil es von
Fragen handelt, die schon so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst sind.
Trotzdem stand ich am Wettbewerbstag mit klapprigen Beinen und brüchiger Stimme
vor der Jury – wohl vor allem, weil ich das Gedicht erst eine halbe Stunde vorher
auswendig gelernt hatte.
Dass ich den Wettbewerb gewinnen könnte, habe ich eigentlich nie in Erwägung
gezogen und das war auch nicht mein Ziel. Einzig der Spaß am Rezitieren und die
ungewohnte Herausforderung waren es, die mich teilnehmen ließen. Umso größer
jedoch waren meine Überraschung und meine Freude als ich die Urkunde in den
Händen hielt.
Bhagavad Gita
Wieder lag ich schlaflos Stund um Stund,
Unbegriffenen Leids die Seele voll und wund.
Brand und Tod sah ich auf Erden lodern,
Tausende unschuldig leiden, sterben, modern.
Und ich schwor dem Kriege ab im Herzen
Als dem blinden Gott sinnloser Schmerzen.
Sieh, da klang mir in der Stunde trüber
Einsamkeit Erinnerung herüber,
Und es sprach zu mir den Friedensspruch
Ein uraltes indisches Götterbuch:
"Krieg und Friede, beide gelten gleich,
Denn kein Tod berührt des Geistes Reich.
Ob des Friedens Schale steigt, ob fällt,
Ungemindert bleibt das Weh der Welt.
Darum kämpfe du und lieg nicht stille;
Daß du Kräfte regst, ist Gottes Wille!
Doch ob dein Kampf zu tausend Siegen führt,
Das Herz der Welt schlägt weiter
unberührt."
Den 2. Platz des schulinternenGedichtwettbewerbes
am Gymnasium
Carolinum belegte
Monique Jörß (Klasse 13),
den 3. Platz Thomas
Buksch (Klasse 12).