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Carolinum - carocktikum.de

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Ist das <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>s Lebens? Hektik, Stress, Unruhe, Leistungs- und<br />

Erwartungsdruck … unglücklich sein? Nein. Das kann es einfach nicht sein! In <strong>de</strong>m<br />

Moment komme ich an einem Café vorbei. Die Tür ist noch einen spaltbreit offen.<br />

Aus <strong>de</strong>n sicherlich warmen Inneren tönt die Textzeile: „I still haven’t found what I’m<br />

looking for“. Was suche ich eigentlich? Was ist es, das mir fehlt?<br />

Während mir diese Frage noch durch <strong>de</strong>n Kopf geht, sehe ich <strong>de</strong>n Falken hoch über<br />

mir seine Run<strong>de</strong>n ziehen. Und plötzlich weiß ich die Antwort. Natürlich! So ergibt<br />

alles einen Sinn! Was mir fehlt ist wahre FREIHEIT.<br />

Beflügelt durch die gefun<strong>de</strong>ne Antwort renne ich die Treppe hoch, gehe in die<br />

Wohnung und lege mich mitten in mein Zimmer hinein. Freiheit. Das ist es. Das alles<br />

hier ist nur ein Käfig, ein Schema, in das je<strong>de</strong>r gepresst wird. Doch ich nicht. Ich<br />

nicht. Ich möchte hier raus … einfach weg. Aber ist weglaufen eine Lösung? Man<br />

wür<strong>de</strong> mich fin<strong>de</strong>n und wie<strong>de</strong>r nach Hause bringen. Das ist nicht das Wahre.<br />

Aus Richtung meines Fensters kommt ein vertrautes Geräusch: Der Falke ist bei mir.<br />

Ich hole ihm etwas zu fressen, öffne das Fenster, streichle hin kurz und <strong>de</strong>nke daran<br />

das er frei ist. Er kann fliegen wohin er will, kennt keine Grenzen, Mauern und<br />

Zwänge. Doch ich bin kein Vogel und kann nicht fliegen, möchte aber trotz<strong>de</strong>m frei<br />

sein von allen Zwängen …<br />

Der nächste Gedanke lässt mich erschrecken: Wahre Freiheit bietet nur <strong>de</strong>r Tod.<br />

Aber ich und Selbstmord? Das ist doch Quatsch. Nein. Das mache ich nicht.<br />

Damit verwerfe ich <strong>de</strong>n Gedanken, setzte mich an meinen Schreibtisch und fange mit<br />

<strong>de</strong>n Hausaufgaben an. Danach sehe ich noch einen Film, verabschie<strong>de</strong> mich von<br />

meinen Eltern, die morgen ganz früh auf Geschäftsreise gehen und lege mich dann<br />

schlafen.<br />

Ein neuer Tag. Der gleiche Stress. Die Schule engt mich ein. Dieses Gehetze! Meine<br />

Freun<strong>de</strong> sind zwar super, doch können sie mir nicht helfen. Ich verberge meine<br />

Gedanken vor ihnen, bin äußerlich so wie immer. Sie merken nicht, wie mich das<br />

alles angreift.<br />

Nach <strong>de</strong>r Schule gehe ich in aller Ruhe nach Hause. Der Himmel ist klar, doch die<br />

Temperatur verrät die kommen<strong>de</strong> Jahreszeit. Ich freue mich auf <strong>de</strong>n ersten Schnee.<br />

Diese Ruhe, das unendliche Weiß. Der Winter befreit die Natur von allen Dingen, die<br />

überschüssig gewor<strong>de</strong>n sind. Er ist ein Befreier.<br />

Freiheit. Ja … das ist mein Traum, mein Ziel. An<strong>de</strong>re fahren mit einem<br />

Kreuzfahrtschiff um die Welt. Ich möchte einfach frei sein. Frei von allen Zwängen.<br />

Frei vom Stress und <strong>de</strong>m Gehetze. Frei von einfach allem. Wieso also nicht? Ich<br />

wer<strong>de</strong> frei sein. Einfach frei. Der Gedanke ist verlockend. Zu verlockend. Ich habe<br />

mich entschie<strong>de</strong>n. Der Winter wird auch mein Befreier sein.<br />

Aber die an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n es nicht verstehen. Keiner wird es verstehen. Ich möchte<br />

nicht, dass sie mich für verrückt halten. Ich muss einen Abschiedsbrief schreiben.<br />

Der soll sie beruhigen. Er darf nicht verrückt klingen. Außer<strong>de</strong>m soll sich keiner<br />

schuldig fühlen.<br />

Zu Hause angekommen schreibe ich <strong>de</strong>n Brief. Zuerst lauter allgemeines Zeug: Dass<br />

ich unglücklich bin, die Schule nicht mag und dass mir das alles viel zu stressig ist.<br />

Stimmt ja auch. Außer<strong>de</strong>m spreche ich alle an und sage <strong>de</strong>utlich, dass sie keine<br />

Schuld haben. Es ist allein meine Entscheidung. Das war’s. Ich falte <strong>de</strong>n Brief

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