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Denken und Glauben am Göbekli Tepe - SSOAR

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post@LarsHennings.de 31<br />

Latmosgebirge, die Peschlow-Bindokat östlich von Milet beschrieb, 1 (2003; Zick, 2008)<br />

ebenso in bildnerischen Darstellungen in der Sahara oder Australien, finden sich<br />

Menschen eher als Strichfiguren, nicht als flächige Portraits in jener Technik, wie sie<br />

schon in manchen, zum Teil detaillierten weit älteren Tierbildern aufscheinen; besonders<br />

in Alt<strong>am</strong>ira. (>Eiszeit, 2009: 292) Am <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> sind bislang nur zwei<br />

Männerdarstellungen als Flachreliefs entdeckt worden. In der Altstadt von Urfa fand sich<br />

eine nur andeutungsweise realistische Männerskulptur in leicht übernatürlicher Größe (2<br />

m) aus jener Zeit der Errichtung des Kultbaus, was Schmidt zu der These führt, dort könne<br />

ein städtisches Zentrum der d<strong>am</strong>aligen Zeit verborgen sein – unerreichbar wegen der<br />

heiligen isl<strong>am</strong>ischen Erde (aber die Männerfigur wurde vielleicht beim Bau einer<br />

Tiefgarage ausgegraben). In seiner Kunst zeigt der Bau sich nicht generell als neue<br />

Epoche, wie hochqualifizierte steinzeitliche ältere Schnitzereien bereits zeigen.<br />

(>Burenhult, 2004: 98ff, 107; Ruspoli, 1998) Das hochqualifizierte Vermögen zur<br />

figuralen Skulptur ist jedenfalls deutlich älter. War die Abstraktion der T-Pfeiler aus<br />

religiösen Gründen so weit von realistischer Darstellung entfernt, weil sie Götter waren,<br />

sie nicht nur darstellten, <strong>und</strong> sie nicht konkreter abgebildet werden durften, weil ein Gott<br />

<strong>und</strong> sein Bild identisch sind?<br />

Das Ende der Eiszeit<br />

Ein wichtiger Kandidat für die Auslösung elementaren sozialen Wandels ist das Ende<br />

der Eiszeit – das ist zugleich nominell das Ende des Plaistozäns, das tatsächlich mit um<br />

9.660 vC angegeben wird, (± 60 Jahre, sehr genau: Wikipedia.de) also zeitgleich zum<br />

Beginn des Baus <strong>am</strong> <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> um 9.500 vC. Aber auch Wanderungsbewegungen als<br />

Folge der Erwärmung sind möglich; es mußten starke Gründe für den Tempelbau<br />

bestehen. Das Tauen, d<strong>am</strong>it die spürbare Veränderung des Klimas, begann deutlich früher.<br />

Kann das eine jene Menschen in Nord-Mesopot<strong>am</strong>ien derartig aufwühlende Erscheinung<br />

gewesen sein, um ein Heiligtum zu errichten? Wie lange dauerte dieses Ende, war es<br />

überhaupt als ein Ereignis erfahrbar, oder passierte es zu langs<strong>am</strong>? Nein, läßt sich nun<br />

sagen, das scheint auch in Nord-Mesopot<strong>am</strong>ien spürbar gewesen zu sein, wenn ich im<br />

Moment auch vor allem für Mitteleuropa Hinweise habe. Demnach leitete vor 14.700<br />

Jahren ein scharfer Anstieg der Lufttemperaturen über Grönland <strong>und</strong> der<br />

Meeresoberflächentemperaturen des Nordatlantiks binnen etwa 50 Jahren das Ende der<br />

Eiszeit ein; in der Zus<strong>am</strong>menfassung des Buches ist für Grönland sogar die Rede,<br />

innerhalb nur fünf Jahren seien die Temperaturen auf ein warmzeitliches Niveau<br />

gesprungen. 2 (>Sirocko, 2010: 184) Mitteleuropa geriet verstärkt unter Einfluß<br />

atlantischer Strömungen <strong>und</strong> eine Luftmassenzufuhr aus den Subtropen. (93) Es gibt<br />

Hinweise, diese Entwicklung auch auf den Nahen Osten relativ auszudehnen, da die<br />

Wassertemperaturen im Mittelmeer <strong>und</strong> Schwarzen Meer im Sommer heute (!)<br />

typischerweise deutlich wärmer sind als der Atlantik westlich von Frankreich <strong>und</strong><br />

England/ Irland. Im Winter trifft das abgemildert auf das Meer vor Palästina zu, nicht aber<br />

für das nördliche Mittelmeer <strong>und</strong> schon gar nicht für das Schwarze Meer. (45) Die<br />

Aussagen Uerpmanns (2007) unterstützen diese Tendenz. Vor 12.000 Jahren sei es rasch<br />

wärmer geworden, sagen Mayer/ Aksoy (1986) Für die Levante sieht Bartl eine positive<br />

Klimaentwicklung vor 17.000 bis 11.500 Jahren. (2004: 15) Und Benz berichtet von einer<br />

spürbaren Verbesserung in nur 20 Jahren gerade ab vor 11.620 Jahren, also innerhalb einer<br />

Generation (Eiskernbohrungen in Grönland <strong>und</strong> der Antarktis). Um vor 11.000 Jahren<br />

begann nach dem Ende der großen Eiszeit noch eine kleine Zwischeneiszeit über etwa 500<br />

Jahre. Die habe langs<strong>am</strong> begonnen, in über 100 Jahren, <strong>und</strong> sei kaum gleich als<br />

Verschlechterung des Wetters spürbar gewesen. (2010 b : 78) Wie äußerte sich das alles <strong>am</strong><br />

Euphrat in nur kurzer Entfernung von den nördlichen schneebedeckten Bergen? Zum Teil<br />

stieg der Meeresspiegel um einen Meter in zehn Jahren; (Spiegel.de 21.5.04) ob aber auch<br />

<strong>am</strong> Euphrat in Nord-Mesopot<strong>am</strong>ien davon Gravierendes zu bemerken war? War das, so<br />

weit weg vom Meer, für zwei drei Generationen, also für die lebenden Menschen direkt<br />

spürbar, verstärkt durch Erzählungen der Älteren <strong>und</strong> Übermittlungen der Ahnen? Als ein<br />

1 In diesen Bildern finden wir die ausgeprägten Gesäße bei Frauen wieder, die von den Frauen-Figurinen <strong>und</strong><br />

auch Höhlenzeichnungen her schon bekannt sind; sie finden sich real bei rezenten WildbeuterInnen, den<br />

Buschleuten der Kalahari: Steatopygie. (>Burenhult, 2004: 100ff) Es scheint sinnvoller, diese Formen als<br />

symbolisch zu verstehen. Wer Fotos von rezenten Urvölkern ansieht, wird oft auf lange Brüste stoßen, wie sie<br />

– wenn auch „voller“ – bei Frauen-Figurinen ausgeprägt sind, die nicht so symbolisch sind, wie oft gedacht.<br />

(>Bild-..., 2009)<br />

2 In diesem schönen Band wird das Wettergeschehen bis heute, dessen Rekonstruktion <strong>und</strong> die Methodik<br />

ausführlich für Mitteleuropa aufgezeigt.

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