24.07.2014 Aufrufe

1. Erving Goffmans Reich der Interaktion' - SSOAR

1. Erving Goffmans Reich der Interaktion' - SSOAR

1. Erving Goffmans Reich der Interaktion' - SSOAR

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

men und Prozesse <strong>der</strong> Interaktionsordnung, die zugleich Ort,<br />

Quelle und Ergebnis dieser Ritualisierung sind. Beide Perspektiven<br />

ziehen sich durch <strong>Goffmans</strong> Werk, so daß sie als grundlegende<br />

Merkmale des Soziallebens angesehen werden können:<br />

Es zehrt von <strong>der</strong> Spannung strategischer individueller Interessen<br />

und vorgegebener Muster, soziales Handeln bewegt sich<br />

zwischen Strategie und Ritual.<br />

Wenn auch die Interaktionsordnung den zentralen Gegenstand<br />

<strong>der</strong> <strong>Goffmans</strong>chen Untersuchungen bildet, kann aus<br />

zwei Gründen nicht von einer Theorie gesprochen werden -<br />

und Goffman selbst wäre vermutlich die Anerkennung als<br />

»Theoretiker <strong>der</strong> zweiten Generation« unangenehm gewesen,<br />

zumal er zweifelte (Lofland 1984,13), ob es die Soziologen bislang<br />

überhaupt zu etwas gebracht hätten, was den Namen<br />

Theorie verdiene.<br />

Zum einen wirft Goffman (1981b) Denzin und Keller<br />

(1981) in einer Antwort auf ihre Kritik vor, sie würden sein<br />

Werk ungerechtfertigerweise als ein substantielles Ganzes behandeln.<br />

Und auch in <strong>der</strong> »Interaktionsordnung« schlägt er<br />

keine Theorie vor, son<strong>der</strong>n for<strong>der</strong>t lediglich eine Anerkennung<br />

dieses Gegenstandsbereichs. Auch wenn hinter dieser<br />

For<strong>der</strong>ung eine Theorie vermutet werden kann, spricht ein<br />

durchgängiges Merkmal seiner Schriften gegen die Behauptung,<br />

er verfolge ein theoretisches Unterfangen, Die Anschaulichkeit<br />

seiner Analysen nämlich zehrt von einer Methode,<br />

die Lenz (1991a, 54) als »konzeptionellen Konstruktivismus«<br />

bezeichnet, die aber treffen<strong>der</strong> als heuristische »extended<br />

metaphorical description« (Manning 1992, 15ff.) o<strong>der</strong><br />

als »strategy of metaphor« (Lofland 1980, 25f.) bezeichnet<br />

werden könnte. Zur Analyse von Situationen sozialer Interaktionen<br />

verwendet Goffman - ganz im Stile <strong>der</strong> Chicagoer<br />

Methode <strong>der</strong> »natural metaphor« (Drew und Wootton<br />

1988, 8) eine Reihe von Metaphern und Analogien (Theater,<br />

Gesicht, Spiel usw.), die ihm gewissermaßen als begriffliches<br />

Modell dienen. So werden natürliche Schauplätze wie das<br />

Restaurant zum Theater, <strong>der</strong> Gastraum zur Bühne, die<br />

Küche zur Hinterbühne usw. Dabei verän<strong>der</strong>t Goffman be-<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!