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1. Erving Goffmans Reich der Interaktion' - SSOAR

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lungen von Umgangsformen (vom formalen Sie zum informellen<br />

Du) und an politisch oktroyierten Umgangsformen - etwa<br />

dem Hitlergruß - zeigt sich, daß es eine »lockere Verbindung«<br />

zwischen den beiden Ordnungen gibt; wie Goffman an den<br />

schönen Beispielen des Schlangestehens bei Dienstleistungsinteraktionen<br />

zeigt, werden die aus <strong>der</strong> klassischen Herr-Knecht-<br />

Beziehung erwachsenen Dienstleistungsinteraktionen von den<br />

Prinzipien <strong>der</strong> Gleichheit und gleichen Höflichkeit beherrscht.<br />

Diese Prinzipien treffen zwar real nur in bedingtem Maße zu,<br />

doch versuchen die Beteiligten den Eindruck aufrechtzuerhalten,<br />

daß diese Prinzipien gelten: Im fortwährenden Versuch,<br />

Statusmerkmale aus <strong>der</strong> Dienstleistungsbeziehung auszuschließen,<br />

zeigen etwa Schlangestehende sich selbst die Eigengesetzlichkeit<br />

<strong>der</strong> Interaktionsordnung an.<br />

Um die Trennung zwischen Interaktionsordnung und sozialer<br />

Organisation durchzuführen, wendet sich Goffman mit Vehemenz<br />

gegen Dürkheims bekannte »Litanei« <strong>der</strong> symbolischen<br />

Repräsentation <strong>der</strong> Gesellschaft in feierlichen sozialen<br />

Anlässen. Symbolische und rituelle Inszenierungen, wie sie in<br />

Zeremonien vollzogen werden, können durchaus Folgen für<br />

die Sozialstruktur haben. Allerdings wirken sich zeremonielle<br />

Handlungen - Lichterketten könnten hier ebenso ein Beispiel<br />

sein wie <strong>der</strong> »Runde Tisch«, Krönungszeremonien, modische<br />

Wandlungen <strong>der</strong> Anredeformen (rituelle Idiome) und politische<br />

Bewegungen >von unten< - nur manchmal auf die gesellschaftliche<br />

Ordnung aus, es gibt lediglich eine »lose Koppelung«<br />

interaktiver Praktiken und sozialer Strukturen. Die vielleicht<br />

engste Koppelung zeigt sich einerseits bei sozialen Beziehungen,<br />

vor allen Dingen aber bei sozialen Kategorien wie<br />

Klasse, Geschlecht o<strong>der</strong> ethnischer Zugehörigkeit. In einer eindrücklichen<br />

Analyse von Dienstleistungsinteraktionen zeigt<br />

Goffman, wie in <strong>der</strong> Interaktionsordnung <strong>der</strong> Eindruck <strong>der</strong><br />

von Hautfarbe, Klasse und Alter unbeeinflußten fairen und<br />

gleichen Behandlung aufrechterhalten wird, obwohl diese<br />

Gleichbehandlung nicht durchgehalten werden kann. Denn soziale<br />

Kategorien des Alters, Geschlechts, <strong>der</strong> Klasse und <strong>der</strong><br />

ethnischen Zugehörigkeit durchschießen die in <strong>der</strong> Dienstlei­<br />

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