1. Erving Goffmans Reich der Interaktion' - SSOAR
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auch <strong>der</strong> Popularität seiner Schriften zu verdanken, daß Goffman,<br />
die längste Zeit seines Lebens Randgänger <strong>der</strong> Soziologie,<br />
zunehmend Anerkennung fand. Diese Anerkennung gipfelte<br />
1980 in seiner Wahl zum Präsidenten <strong>der</strong> Amerikanischen<br />
Soziologischen Gesellschaft. Schon schwer erkrankt, verfaßte<br />
er die Präsidenten-Ansprache, in <strong>der</strong> er sein Untersuchungfeld<br />
absteckt und erstmals das Verhältnis zur Mainstream-Soziologie<br />
aufzeigt. Die Ansprache - eben die »Interaction<br />
Or<strong>der</strong>« - zeugt nicht nur von seiner Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit »sozialstrukturellen«, »makrosoziologischen« Fragen;<br />
Goffman macht auch - in aller Bescheidenheit - deutlich, wie<br />
er seine Arbeit verstanden wissen will: als Erforschung <strong>der</strong> sozialen<br />
Ordnung von Interaktionen. Goffman war schon zu<br />
krank, um den Vortrag selbst zu halten. Doch bereitete er ihn<br />
als letzte von ihm selbst eingereichte Veröffentlichung vor.<br />
Die Ordnung <strong>der</strong> Interaktion ist zweifellos ein Thema, das<br />
sich durch die Arbeiten <strong>Goffmans</strong> zieht. Wenn es erlaubt ist,<br />
die »Interaktionsordnung« als sein Vermächtnis anzusehen,<br />
verwun<strong>der</strong>t es nicht nur, daß er eine Reihe an<strong>der</strong>er Themen,<br />
die er im Laufe seines Lebens bearbeitete und die seine Interpreten<br />
in den Vor<strong>der</strong>grund stellen, nicht einmal mehr erwähnt.<br />
Die »Theatermetapher« taucht ebensowenig auf wie die »Spielanalogie«;<br />
er legt den amerikanischen Soziologen we<strong>der</strong> die<br />
Rahmenanalyse noch die »forms of talk« nahe, die ihn noch<br />
kurz zuvor beschäftigt hatten. Er rückt überdies ein Thema in<br />
den Mittelpunkt, das seine Interpreten, geblendet von <strong>der</strong><br />
Theater-, Spiel- und Rahmenmetapher, bestenfalls am Rande<br />
behandelten. Allerdings steht die Interaktionsordnung nicht<br />
im Wi<strong>der</strong>spruch zu diesen früheren Arbeiten. Nach einem<br />
Überblick über einige gängige Interpretationen seines Werkes<br />
(II) wollen wir uns deswegen den Schwerpunkten und Themen<br />
des <strong>Goffmans</strong>chen Werkes zuwenden (III), um sie schließlich<br />
vor dem Hintergrund von <strong>Goffmans</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Formen<br />
und Prozesse <strong>der</strong> Interaktionsordnung einzuordnen (IV). Obwohl<br />
früher verfaßt, erscheint Das Arrangement <strong>der</strong> Geschlechter<br />
nicht nur als eine gelungene Untersuchung darüber<br />
wie Frauen und Männer durch die Interaktion plaziert wer<br />
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