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1. Erving Goffmans Reich der Interaktion' - SSOAR

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IV. Die Interaktionsordnung<br />

Bei aller Vielfalt <strong>der</strong> Begriffe und Themen, die hier sehr vergröbert<br />

wie<strong>der</strong>gegeben werden, bezieht sich Goffman in allen Untersuchungen<br />

immer wie<strong>der</strong> auf diesen Bereich, den er in diesem<br />

letzten, von ihm selbst veröffentlichten Aufsatz auf den Begriff<br />

bringt: Sein Anliegen über all die Jahre hinweg nämlich<br />

sei es gewesen, die Interaktionsordnung als einen Gegenstand<br />

in eigenem Recht zu etablieren. Und hier wird <strong>der</strong> »Rahmen«<br />

ebensowenig erwähnt wie die Theatermetapher; selbst das<br />

Sprechen spielt nur eine Rolle, insofern es die Koordination erleichtert.<br />

Dieses Thema zieht sich auch wie ein roter Faden<br />

durch alle Arbeiten <strong>Goffmans</strong> hindurch, und es findet seinen<br />

Ausdruck in seiner immer wie<strong>der</strong>holten Betonung <strong>der</strong> Definition<br />

von sozialen Situationen, Ereignissen, Begegnungen. Lenz<br />

{1991b, 28ff.) führt eine Liste solcher Definitionen auf, die<br />

<strong>Goffmans</strong> Werk durchziehen, und zwar, wie Kendon (1988,<br />

15f.) beobachtet, mit unterschiedlichen Abgrenzungen: zu<br />

Kleingruppenuntersuchungen, zur Psychologie o<strong>der</strong> zur Ethologie.<br />

Durchgängig bezeichnet Goffman darin die Interaktion<br />

im »microecological orbit« <strong>der</strong> sozialen Situation als seinen<br />

Untersuchungsgegenstand. Sie nämlich ist die »reality sui generis«,<br />

wie Goffman (1972, 63) sehr explizit in Anspielung auf<br />

Dürkheim (»as He (!) used to say«) meint.<br />

<strong>Goffmans</strong> Anliegen wird vielleicht von Giddens (1987, 115)<br />

am treffendsten auf den Begriff gebracht, <strong>der</strong> ihn als einen<br />

»theorist of co-presence« würdigt. Die Interaktionsordnung<br />

wird nämlich auf eine Weise erzeugt, die durchaus analog zur<br />

Simmelschen Vorstellung <strong>der</strong> sozialen Wechselwirkung verstanden<br />

werden darf (Simmel 1917/1970, 13). Dabei beginnt Goffman<br />

aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Handelnden, um dann die Strukturen<br />

zu beschreiben, die in <strong>der</strong> Interaktion zwischen ihnen<br />

entstehen: »We look within an act for the involvement it<br />

seems to express; we look to the involvement for the regulations<br />

by which it is bound. And we look to these regulations<br />

as a sign of what is owed to the gathering and its social occasion<br />

as realities in their own right« (1963, 247). Diese Struktu-<br />

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