1. Erving Goffmans Reich der Interaktion' - SSOAR
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chen Rahmungen in <strong>der</strong> Lage sind, müßten diese bei Menschen<br />
in äußerst subtilen Formen ausgeprägt sein.<br />
Der wichtigste Rahmen ist <strong>der</strong> »primäre Rahmen«. Darunter<br />
fallen natürliche Rahmen, die Situationen als physische Ereignisse<br />
definieren, die nicht von Menschenhand beeinflußt<br />
werden. Im Unterschied dazu machen soziale Rahmen Sinn<br />
durch menschliche Eingriffe und erfor<strong>der</strong>n Agenten, die unser<br />
Verständnis eines Interaktionsausschnitts leiten. Die primären<br />
Rahmen bilden zwar den Hauptbestandteil einer jeden Kultur,<br />
doch sind sie auch oft nur das Ausgangsmaterial für mannigfaltige<br />
Sinntransformationen, und diese Transformationen sind<br />
sein zentrales Thema. Primäre Rahmen werden moduliert<br />
(keyed), wenn ihr Sinn in etwas transformiert wird, das zwar<br />
das Muster <strong>der</strong> primären Rahmen verwendet, aber unabhängig<br />
von ihm verläuft. Das System <strong>der</strong> Konventionen, das eine<br />
bestimmte Tätigkeit, die aufgrund eines primären Rahmens<br />
sinnvoll ist, in etwas transformiert, das dieser Tätigkeit nur<br />
nachgebildet ist, nennt Goffman Modulationen.<br />
Da Rahmen Erfahrungen zu sinnvollen Einheiten ordnen,<br />
liegt - wie Eberle (1991) zeigt - ein Vergleich zur phänomenologischen<br />
Untersuchung <strong>der</strong> mannigfaltigen Wirklichkeiten nahe.<br />
Die »primären Rahmen« weisen tatsächlich deutliche Ähnlichkeit<br />
zu Schütz’ (1971, 260f.) »ausgezeichneter Wirklichkeit«<br />
des Alltags auf (Goffman bezieht sich hier auf die Jamessche<br />
»Attention«, die Bergsons »attention ä la vie« und Schütz’<br />
»Wachheit« entspricht); und die Modifikationen des Rahmens<br />
ähneln auch den »geschlossenen Sinngebieten« Schütz’ (1984,<br />
387), die nicht einmal durch >Tranformationsregeln< aufeinan<strong>der</strong><br />
zurückführbar seien. Bei all diesen Ähnlichkeiten verfolgt indessen<br />
Goffman ein an<strong>der</strong>es Interesse. Während sich nämlich<br />
Schütz mit den Modulationen <strong>der</strong> subjektiven Erfahrung von<br />
Wirklichkeit beschäftigt und den Alltag von Traum, Phantasie<br />
und Theoretisieren scheidet, zielt Goffman keineswegs bloß auf<br />
subjektive >Erlebnisstile