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1. Erving Goffmans Reich der Interaktion' - SSOAR

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etwa <strong>der</strong> Umgang mit Unbekannten auf lebhaften Straßen, im<br />

Aufzug o<strong>der</strong> im Bus erfor<strong>der</strong>t zwar eine geringe Beteiligung;<br />

doch behalten sich die angeblich Aneinan<strong>der</strong>vorbeiblickenden<br />

fortwährend in den Augenwinkeln, sie betreiben ein beständiges<br />

gegenseitiges »monitoring«, durch das die Aufmerksamkeit<br />

je<strong>der</strong>zeit etwa auf plötzlich heranspringende Menschen gerichtet<br />

werden kann. Die höfliche Gleichgültigkeit bleibt solange<br />

erhalten, wie keine Territorien verletzt werden, keine<br />

Übergriffe o<strong>der</strong> gar Angriffe stattfinden. Bleiben die Regeln<br />

des höflichen Umgangs in <strong>der</strong> Öffentlichkeit eingehalten, vermitteln<br />

wir den Eindruck, die an<strong>der</strong>en zu ignorieren - und wir<br />

sind auch dazu angehalten.<br />

Situative Angemessenheit, »Involvement«, Verfügbarkeit<br />

und höfliche Unaufmerksamkeit werden reguliert vor allem<br />

durch Rituale. Rituale regeln das »Einklinken« <strong>der</strong> Individuen<br />

in die Interaktion und zeigen an, in welcher Art sie sich an<br />

einem gemeinsamen Fokus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit ausrichten.<br />

(Zugleich zeigen die Rahmen an, an welcher Welt von Bedeutungen<br />

sie sich beteiligen.) Rituale regeln vor allem die<br />

»alignments«, die Verbindungen zwischen den Teilnehmern.<br />

c) Rituale<br />

Der Ritualbegriff stellt, wie erwähnt, eine Erbmasse Dürkheims<br />

dar. Doch Goffman verweist mit seinen Ritualen auch<br />

mehrfach auf die »Realisierung« <strong>der</strong> Verhaltensforscher, also<br />

emotional motivierte Verhaltensweisen, die unter dem Druck<br />

<strong>der</strong> natürlichen Auslese formalisiert, stereotyp übertrieben, vereinfacht<br />

und aus dem Kontext des auslösenden Reizes herausgenommen<br />

werden. Die interpersonellen Rituale, die Goffman<br />

vorwiegend betrachtet, regulieren auf vielfältige Weise den Umgang<br />

<strong>der</strong> Individuen miteinan<strong>der</strong>. Dazu zählt etwa <strong>der</strong> bestätigende<br />

Austausch, <strong>der</strong> Formen des Miteinan<strong>der</strong>umgehens umfaßt,<br />

die dem än<strong>der</strong>n zeigen, daß man ihn für ein respektiertes<br />

Mitglied <strong>der</strong> Gesellschaft hält, das gegrüßt wird, Komplimente<br />

erhält und dessen Teilnahme an sozialen Situationen ratifiziert<br />

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