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ziten Wandel von einer emanzipatorischen feministischen<br />

Bewegung hin zu einem Mainstream.<br />

Mit diesem Bekenntnis zum Mainstream geht<br />

die Teilhabe an Machtstrukturen einher, die<br />

weniger hinterfragt und kritisiert, sondern<br />

bestätigt und gestützt werden. Nur so lässt sich<br />

die parallele Geschichte der mehr oder weniger<br />

erfolgreichen Gender-Politik und der gleichzeitigen<br />

Etablierung neoliberaler Führungshierarchien<br />

an Universitäten, die nach dem<br />

Muster von gewinnorientierten Unternehmen<br />

umgebaut werden, verstehen. Nebeneinander<br />

betrachtet bedeutet dies ein Bekenntnis zur<br />

Gleichstellungspolitik bei einem gleichzeitigen<br />

Bekenntnis zum Abbau emanzipatorischer und<br />

partizipativer Strukturen in der Verwaltung<br />

universitärer Wissensproduktion.<br />

Das führt zu dem Paradoxon, dass das Gender<br />

Mainstreaming unter den Vorzeichen neoliberaler<br />

Führungsstrukturen zu einem größeren<br />

Anteil von Frauen in der Lehre, Forschung und<br />

in Führungspositionen führen soll und zugleich<br />

ein größerer Ausschluss von Personen bei Entscheidungsfindungsprozessen<br />

etabliert wird. In<br />

Prozenten dargestellt kann dies bedeuten, zwar<br />

mehr Prozent Frauen in Führungspositionen zu<br />

haben, aber ob der Reduktion von partizipativen<br />

Strukturen bei Führungsrollen zugleich<br />

mehr Frauen real ausschließen zu können.<br />

Daher kann das Festlegen von prozentualen<br />

Mindeststandards bei der Gleichstellungspolitik<br />

paradoxerweise dazu führen, tatsächlich<br />

mehr Frauen und Männer von einer Teilhabe an<br />

Führungsaufgaben auszuschließen. Dem prozentualen<br />

Zuwachs steht ein realer Abbau von<br />

Führungspositionen gegenüber.<br />

Der Grund dafür liegt nicht in der Gender-<br />

Politik selbst, sondern in der Methode, die<br />

Gender-Politik in die Unternehmensführung<br />

und die entsprechenden Machtstrukturen zu<br />

integrieren. Nur so lässt sich auch verstehen,<br />

warum die realpolitischen Bedingungen für<br />

einen wachsenden Teil der Gesellschaft – trotz<br />

der Gleichstellungsbekenntnisse auf allen<br />

Ebenen – schlechter werden: Diese Verschlechterung<br />

manifestiert sich in einem zunehmenden<br />

Abbau von Sozialleistungen, prekär werdenden<br />

Arbeitsverhältnissen und der Reetablierung<br />

nationalistischer, rassistischer und xenophober<br />

Kulturbegriffe. Anstelle einer umfassenden<br />

Gleichstellungspolitik, die auf Partizipation auf<br />

allen Ebenen abzielt, etabliert sich eine Politik<br />

der Ausgrenzung und Marginalisierung. Die<br />

Verwandlung dieser Verhältnisse in ein prozentuales<br />

Zahlenwerk tendiert dazu, die faktischen<br />

Ausschließungsmechanismen zu maskieren.<br />

VORTRÄGE<br />

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