Download - Gesis

Download - Gesis Download - Gesis

24.07.2014 Aufrufe

etwas höher als im Durchschnitt der anderen Bundesländer. Unbestreitbar gewannen die nicht vom Land getragenen Hochschulen in den letzten Jahren an Bedeutung. Ihre Studierendenzahlen sind gestiegen, beispielsweise wuchs die Zahl der Studierenden an der privaten FH für Ökonomie und Management (FOM) mit Sitz in Essen innerhalb von zehn Jahren um fast 700 % (von 856 Studierenden im WS 1997/98 auf 6698 Studierende im WS 2007/08), während die Studierendenzahlen der Hochschulen in Trägerschaft des Landes zwischen dem WS 1997/98 und dem WS 2008/09 um 11,5 % zurückgegangen sind (vgl. Becker u. a. 2010). Schlagwortartig könnte von einer Entwicklung von Staat zu Privat gesprochen werden. Gleichstellungspolitik ist an einigen privaten Hochschulen gar nicht oder nur rudimentär vorhanden und gleichstellungs- wie auch landespolitisch müssen hier die neu gegründeten privaten Hochschulen in den Blick genommen werden. Es gibt viele monoedukative Angebote für Frauen – aber keine monoedukative Hochschule für Frauen Die hohe Vielzahl der Frauenfördermaßnahmen dokumentiert, dass die „Passfähigkeit“ von Frauen an die Struktur der Hochschule gezielt erhöht werden soll, es aber bisher keine Hochschulstruktur gibt, die sich als „passfähig“ für Frauen erwiesen hätte. Auf der Basis des Gender-Reports erstellt die Koordinations- und Forschungsstelle des Netzwerks aktuell eine Datenbank mit den gleichstellungspolitischen Maßnahmen aller nordrhein-westfälischen Hochschulen. 6 Bei dem Großteil der gleichstellungspolitischen Maßnahmen handelt es um personenzentrierte monoedukative Fördermaßnahmen und Projekte, die sich ausschließlich an Frauen wenden – vom Girls’ Day, über das Schnupperstudium bis hin zum Mentoringprogramm für Doktorandinnen. Vielleicht fällt es uns erst gar nicht auf, daher hier die Zuspitzung: Trotz der hohen Akzeptanz personenzentrierter Gleichstellungsmaßnahmen für Frauen gibt es keine Akzeptanz für eine Frauenhochschule oder einen regulären Studiengang für Frauen. Trotz der Vielfalt der nordrhein-westfälischen Hochschulen, wie z. B. der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg die als „frauengerechte Hochschule“ gegründet wurde, gibt es bisher keine regulären monoedukativen Hochschul- oder Studienangebote. 3.2 Die Entwicklung der Geschlechterparität Geschlechterparität bei den Studierenden bald erreicht – Geschlechterparität bei Professuren in weiter Ferne Frauen holen in allen Bereichen auf, insbesondere beim wissenschaftlich-künstlerischen Personal und bei der Besetzung von Professuren – und dies trotz Studiengebühren und Stellen- 6 Siehe unter www.geschlechtergerechte-hochschule-nrw.de/ gleichstellung_v.html (Zugriff: 03.01.2011). In der Datenbank werden die gleichstellungspolitischen Maßnahmen und Projekte an allen 68 nordrhein-westfälischen Hochschulen verzeichnet. Möglich ist eine Recherche nach der Zielgruppe, an die sich eine gleichstellungspolitische Maßnahme bzw. ein Projekt richtet, sowie nach der Art der gleichstellungspolitischen Maßnahme. Zudem besteht die Möglichkeit, die gleichstellungspolitischen Maßnahmen und Projekte über eine Imagemap des Landes NRW nach Hochschulort oder Hochschulform zu durchsuchen. VORTRÄGE 101

abbau an nordrhein-westfälischen Hochschulen. Das ist ein ermutigendes Ergebnis des Gender- Reports. Gemessen am Anteil der Frauen an den Studierenden sind die Hochschulen in NRW insgesamt nicht mehr sehr weit von der Geschlechterparität entfernt: Im WS 2009/10 lag der Studentinnenanteil bei 46,4 %. Das waren allerdings 2 Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt der übrigen Bundesländer, bei denen mit 48,4 % nur noch 1,6 Prozentpunkte zur Parität fehlten. Dieser Rückstand in NRW hat eine lange Tradition. Doch gemessen am Frauenanteil an den AbsolventInnen ist die Geschlechterparität aus Sicht der Frauen mehr als erreicht, denn sowohl in NRW als auch in der gesamten Republik schließen inzwischen etwas mehr Frauen als Männer ein akademisches Studium ab. Dabei ist der Frauenanteil in NRW sogar noch etwas höher als im Durchschnitt der übrigen Bundesländer (52,8 % in NRW zu 52 % Gesamt-BRD ohne NRW). Am geringsten ist der Abstand zur Parität bei den Promotionen, denn die Zahl der Promotionen von Frauen steigt, die der Männer sinkt – in NRW und in Deutschland. Entsprechend steigt der Frauenanteil, wobei die Steigerung von 9 Prozentpunkten von 1997 bis 2007 in NRW ziemlich genau dem Durchschnitt der anderen Bundesländer entspricht. Das heißt leider auch, dass der Frauenanteil in NRW nach wie vor um 3 bis 4 Prozentpunkte unter dem Anteil in Deutschland liegt (39,2 % zu 42,6 % im Jahr 2008). Bei einer gleich bleibenden Steigerung des Professorinnenanteils von 7 Prozentpunkten innerhalb eines Jahrzehnts dauert es noch weitere fünfzig Jahre, bis Frauen und Männer gleich viele Professuren besetzen. Studierende treffen somit noch lange nicht auf eine paritätische Anzahl von Professorinnen und Professoren. Die Studienfachwahl von Frauen und Männern als Problem Die horizontale Segregation unter den Studierenden ist hoch: Die Geschlechterunterschiede bei der Studienfachwahl in Deutschland sind ebenso wie in NRW ungebrochen groß. Frauen dominieren in den Sprach- und Kulturwissenschaften (69 %), in den Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften (65 %), in der FG Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften (63 %) und in der FG Kunst/Kunstwissenschaft (61 %). Männer dominieren dagegen in den Ingenieurwissenschaften (80 %) und in den FG Mathematik/Naturwissenschaften und Sport/ Sportwissenschaft (mit jeweils 65 %). Eine fast paritätisch besetzte Fächergruppe sind die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (mit 46,2 % Frauen in NRW, 49,2 % in Deutschland gesamt). Die Studienfachwahl der jungen Frauen ist etwas vielfältiger geworden, während sich die geschlechtsspezifische Studienfachwahl von jungen Männern verfestigt hat. Junge Männer wählen verstärkt mathematischnaturwissenschaftliche Fächer und kehren nach einem drastischen Einbruch in die Ingenieurwissenschaften zurück, während sie sich aus den Sprach- und Kulturwissenschaften tendenziell zurückziehen. Insgesamt lässt sich sagen, dass in NRW rund 18 % der Frauen ein männer- und 18 % der Männer ein frauendominiertes Studienfach 102

abbau an nordrhein-westfälischen Hochschulen.<br />

Das ist ein ermutigendes Ergebnis des Gender-<br />

Reports. Gemessen am Anteil der Frauen an<br />

den Studierenden sind die Hochschulen in<br />

NRW insgesamt nicht mehr sehr weit von der<br />

Geschlechterparität entfernt: Im WS 2009/10<br />

lag der Studentinnenanteil bei 46,4 %. Das<br />

waren allerdings 2 Prozentpunkte weniger als<br />

im Durchschnitt der übrigen Bundesländer, bei<br />

denen mit 48,4 % nur noch 1,6 Prozentpunkte<br />

zur Parität fehlten. Dieser Rückstand in NRW<br />

hat eine lange Tradition. Doch gemessen am<br />

Frauenanteil an den AbsolventInnen ist die<br />

Geschlechterparität aus Sicht der Frauen mehr<br />

als erreicht, denn sowohl in NRW als auch in<br />

der gesamten Republik schließen inzwischen etwas<br />

mehr Frauen als Männer ein akademisches<br />

Studium ab. Dabei ist der Frauenanteil in NRW<br />

sogar noch etwas höher als im Durchschnitt der<br />

übrigen Bundesländer (52,8 % in NRW zu 52 %<br />

Gesamt-BRD ohne NRW).<br />

Am geringsten ist der Abstand zur Parität bei den<br />

Promotionen, denn die Zahl der Promotionen von<br />

Frauen steigt, die der Männer sinkt – in NRW<br />

und in Deutschland. Entsprechend steigt der<br />

Frauenanteil, wobei die Steigerung von 9 Prozentpunkten<br />

von 1997 bis 2007 in NRW ziemlich<br />

genau dem Durchschnitt der anderen Bundesländer<br />

entspricht. Das heißt leider auch, dass der<br />

Frauenanteil in NRW nach wie vor um 3 bis<br />

4 Prozentpunkte unter dem Anteil in Deutschland<br />

liegt (39,2 % zu 42,6 % im Jahr 2008).<br />

Bei einer gleich bleibenden Steigerung des<br />

Professorinnenanteils von 7 Prozentpunkten innerhalb<br />

eines Jahrzehnts dauert es noch weitere<br />

fünfzig Jahre, bis Frauen und Männer gleich<br />

viele Professuren besetzen. Studierende treffen<br />

somit noch lange nicht auf eine paritätische<br />

Anzahl von Professorinnen und Professoren.<br />

Die Studienfachwahl von Frauen und<br />

Männern als Problem<br />

Die horizontale Segregation unter den Studierenden<br />

ist hoch: Die Geschlechterunterschiede<br />

bei der Studienfachwahl in Deutschland sind<br />

ebenso wie in NRW ungebrochen groß. Frauen<br />

dominieren in den Sprach- und Kulturwissenschaften<br />

(69 %), in den Agrar-, Forst- und<br />

Ernährungswissenschaften (65 %), in der FG<br />

Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften<br />

(63 %) und in der FG Kunst/Kunstwissenschaft<br />

(61 %). Männer dominieren dagegen in den<br />

Ingenieurwissenschaften (80 %) und in den FG<br />

Mathematik/Naturwissenschaften und Sport/<br />

Sportwissenschaft (mit jeweils 65 %). Eine<br />

fast paritätisch besetzte Fächergruppe sind<br />

die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

(mit 46,2 % Frauen in NRW, 49,2 % in<br />

Deutschland gesamt). Die Studienfachwahl der<br />

jungen Frauen ist etwas vielfältiger geworden,<br />

während sich die geschlechtsspezifische Studienfachwahl<br />

von jungen Männern verfestigt hat.<br />

Junge Männer wählen verstärkt mathematischnaturwissenschaftliche<br />

Fächer und kehren nach<br />

einem drastischen Einbruch in die Ingenieurwissenschaften<br />

zurück, während sie sich aus<br />

den Sprach- und Kulturwissenschaften tendenziell<br />

zurückziehen.<br />

Insgesamt lässt sich sagen, dass in NRW rund<br />

18 % der Frauen ein männer- und 18 % der<br />

Männer ein frauendominiertes Studienfach<br />

102

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!