01.11.2012 Aufrufe

Blickpunkt - Linksfraktion Bremen

Blickpunkt - Linksfraktion Bremen

Blickpunkt - Linksfraktion Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

DSTG INFORMIERT BLICKPUNKT<br />

SEITE 4<br />

Bürgerschaft beschließt Doppelhaushalt 2012/2013<br />

Lange musste <strong>Bremen</strong> warten, bis das rot-grüne Gezänk um den Doppelhaushalt 2012/2013 abebbte.<br />

Endlich ist die parlamentarische Hürde genommen. Länger als vier Monate dauerte das<br />

haushaltslose Chaos an und lähmte in dieser Zeit Stadt und Land. Denn bereits als es um die Mittelverteilung<br />

ging, traten die unterschiedlichen Begehrlichkeiten und Ansprüche der Koalitionspartner<br />

mehr oder weniger unverhohlen zutage.<br />

Entsprechend beweist der Kompromiss,<br />

der jetzt von der Bürgerschaft<br />

abgenickt wurde, in keinem<br />

Kapitel eine unbedingte<br />

Entschlusskraft, die nötig wäre,<br />

um <strong>Bremen</strong>s Staatsfinanzen überhaupt<br />

noch zu sanieren. Die CDU<br />

hatte deshalb schon im Vorfeld<br />

resigniert und darauf verzichtet,<br />

Änderungsanträge einzubringen.<br />

Da könne nur ein komplett anderer<br />

Haushalt noch helfen, begründete<br />

eine Sprecherin der CDU die<br />

Hoffnungslosigkeit ihrer Fraktion.<br />

Die Linke, die schon in ihrem<br />

Wahlprogramm 2011 gänzlich<br />

andere Vorstellungen von Sanierungspolitik<br />

präsentierte, demaskierte<br />

dagegen umso schonungsloser<br />

die Schwachstellen der<br />

Haushaltsvorlage.<br />

Kein Wunder, dass Senatspräsident<br />

Jens Böhrnsen und Finanzsenatorin<br />

Karoline Linnert merklich<br />

angefressen vor das Hohe<br />

Haus traten. Hatte es doch schon<br />

hinter den verschlossenen Türen<br />

der Koalition aller Anstrengungen<br />

bedurft, die unterschiedlichen<br />

Ansprüche unter einen Hut zu<br />

bringen, ohne dass nach außen<br />

hin die entstandenen Risse allzu<br />

offenbar wurden. Da wundert es<br />

nicht, dass bestenfalls noch ein<br />

Minimalkonsens zustande kam.<br />

Die Erhöhung der Neuverschuldung<br />

um eine satte Milliarde Euro<br />

innerhalb der kommenden beiden<br />

Jahre führt angesichts der üppig<br />

sprießenden Steuereinnahmen<br />

die Sparbemühungen indessen<br />

völlig ad absurdum. Und gleichwohl<br />

fehlen trotz dieses kräftigen<br />

Schlucks aus der Schuldenpulle<br />

Mut und Geld für die erforderli-<br />

chen Zukunftsimpulse. Denn Zukunft<br />

sind in erster Linie Kinder<br />

und Jugendliche. Aber die zahlen<br />

letztendlich nur die Zinsen für<br />

diesen ungedeckten Scheck! Wo<br />

bitte finden sie sich wieder in diesem<br />

Haushalt? Wo es bereits den<br />

Schulen an elementarem Equipment<br />

mangelt. Wo für Personal,<br />

Bücher, Reinigung und Zustand<br />

der Schultoiletten trotz gegenteiliger<br />

Beteuerungen des Bildungsressorts<br />

keine ausreichenden Mittel<br />

zur Verfügung stehen. Schwer<br />

vorstellbar, dass Schüler gegen<br />

die Haushaltspläne vors Parlament<br />

ziehen, weil sie sich ausreichend<br />

versorgt fühlten und mit<br />

ihrer Zeit nichts besseres anzufangen<br />

wissen. Wie will <strong>Bremen</strong><br />

mit dieser Politik eigentlich die<br />

Rote Laterne im Bildungsbereich<br />

abgeben? Und dass trotz „Herdprämie“<br />

nicht ausreichend<br />

Betreuungsplätze für die unter<br />

dreijährigen Kinder zur Verfügung<br />

stehen werden, musste auch<br />

Sozialsenatorin Anja Stahmann<br />

unlängst bekennen.<br />

Wo Rost geklopft werden müsste,<br />

kratzt Rot-Grün nicht einmal den<br />

Lack an. Diese Politik bringt <strong>Bremen</strong>s<br />

Finanzen nicht wirklich<br />

nach vorne.<br />

Als in den 90er Jahren des vergangenen<br />

Jahrhunderts Unternehmensberater<br />

und Wirtschaftsprüfer<br />

Sparpotential ausloten sollten,<br />

wurden die angeblich zu hohen<br />

Personalkosten als Quelle allen<br />

Übels ausgemacht. Erbärmlich,<br />

dass sich diese These bis heute<br />

völlig unverrückbar in Politikerhirne<br />

eingebrannt hat, obgleich<br />

sie von Experten vielfach wider-<br />

AUSGABE JUNI 2012<br />

legt wurde. Reale Einkommenszuwächse<br />

würden jetzt<br />

gut tun und die Binnennachfrage<br />

erhöhen, verkündet inzwischen<br />

selbst Wolfgang Schäuble.<br />

Und Rot-Grün? Will <strong>Bremen</strong>s<br />

Bedienstete mit 0,9 %<br />

abspeisen und hält das für gerecht<br />

und angemessen.<br />

Seit Jahren betont der Gesamtpersonalrat,<br />

dass Rotstifte keine<br />

Feuer löschen. Sie machen<br />

weder Einbrecher dingfest<br />

noch stellen sie Hygienemängel<br />

in den Kliniken ab. Mutig,<br />

dass die Finanzsenatorin völlig<br />

unbeeindruckt von den Wartezeiten<br />

beim Stadtamt immer<br />

noch stolz den Dienstleistungs-<br />

und Servicegedanken als Leitlinie<br />

ihres Schaffens herausstellt.<br />

Dazu passt ins Bild, dass<br />

Prüfungen der Effizienz und<br />

der Effektivität in den Arbeitnehmerstellen<br />

der Finanzämter<br />

ergeben haben, dass es trotz<br />

gegenläufiger Theorien dort<br />

keinerlei Möglichkeiten mehr<br />

gibt, die Fallzahlen pro Vollzeitkraft<br />

noch weiter nach oben<br />

zu schrauben. Im Gegenteil, so<br />

das ernüchternde Ergebnis, die<br />

Kolleginnen und Kollegen arbeiteten<br />

bereits über Limit.<br />

Fakt ist, dass seit dem Beginn<br />

der Haushaltssanierung vor<br />

rund 20 Jahren keine Besserung<br />

der Finanzlage <strong>Bremen</strong>s<br />

eingetreten ist – im Gegenteil.<br />

Trotz realer Kürzung der Ausgaben<br />

ist die Verschuldung<br />

weiter gestiegen und passiert in<br />

absehbarer Zeit die 20-Milliarden-Euro-Marke.<br />

Die Steigerung<br />

der Schulden kam haupt-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!