Blickpunkt - Linksfraktion Bremen
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Juni 2012<br />
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DSTG INFORMIERT WILLKOMMEN<br />
SEITE 3<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wir freuen uns, Ihnen heute wieder eine aktuelle Ausgabe unserer Verbandszeitung<br />
„DSTG INFORMIERT“ präsentieren zu können. Es ist regelmäßig für die<br />
gesamte Redaktion ein spürbares Stück Arbeit, bis das Ergebnis in dieser Form<br />
feststeht. „Diese Form“ soll unsere Zeitung ja auch behalten; worüber derzeit<br />
allerdings treffend diskutiert wird, ist die Frage, wie wir sie unter die Mitglieder<br />
bringen sollen. Viele von Ihnen haben sich bereits an der Meinungsbildung,<br />
ob nun Digital- oder Print-Ausgabe die ideale Version ist, beteiligt; vielen<br />
Dank dafür. Die Waage neigt sich derzeit leicht in Richtung „digital“, aber<br />
die Meinungsbildung durch unsere Mitglieder ist ja noch nicht abgeschlossen.<br />
Sagen Sie uns also bitte (sofern Sie es noch nicht getan haben), welche Version<br />
Sie bevorzugen. Über die E-Mail-Adresse leserbriefe@dstg-bremen.de sind<br />
wir jederzeit für Sie aufnahmebereit.<br />
Im Mittelpunkt der Juni-Ausgabe steht der kürzlich beschlossene Doppelhaushalt unseres Landes <strong>Bremen</strong>.<br />
Bei allem Verständnis für die schwerwiegende Problematik um die Finanzsituation dieses Bundeslandes<br />
stimmt das Ergebnis wenig zuversichtlich, und auch die oppositionelle CDU-Fraktion hat sich in<br />
diesem Zusammenhang wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Der Spitzenpolitiker der Links-Fraktion<br />
Klaus-Rainer Rupp spricht hingegen in seinem Gastkommentar Klartext.<br />
Ein offenes Wort muss auch die DSTG zur Frage des Miteinanders von Verwaltung und Personalräten<br />
verlieren. Es drängt sich der Eindruck einer härteren Gangart auf, die – wenn sich dieser Anschein bewahrheitet<br />
– nur zu Lasten des zu vertretenden Personals gehen wird. DSTG und Personalräte allerdings<br />
lassen sich nicht so schnell schrecken und werden gemeinsam gegenhalten.<br />
Theater gibt’s also reichlich, aber zum Glück auch „echtes“: Die Bremer Shakespeare Company –<br />
immerhin! – arbeitet Geschichte an originalen Orten auf – auch hier im Haus des Reichs. Wer es gesehen<br />
hat, ist beeindruckt, wer es verpasst hat, hat noch eine Chance nach der Sommerpause. Wer hingegen<br />
unseren Steuerabteilungsleiter Jürgen Albers noch einmal im Amt des ranghöchsten bremischen<br />
Steuerbeamten erleben will, muss sich sputen: Ende Juni ist die aktive Dienstzeit vorbei. Für die Redaktion<br />
war es Anlass genug, den beruflichen Werdegang unseres früheren DSTG- und dbb-Landesvorsitzenden<br />
einmal Revue passieren zu lassen.<br />
Der Pfeifer schließt dieses Mal das Heft mit einem sommerlichen Speiseeis ab – das bringt uns zum<br />
Hinweis auf die Sommerpause unserer „DSTG INFORMIERT“, die erst im August mit der nächsten Ausgabe<br />
wieder erscheinen wird.<br />
Ich wünsche Ihnen erholsame Urlaubs- und wunderschöne Sommertage.<br />
Ihr<br />
INHALT<br />
BLICKPUNKT Bürgerschaft beschließt Doppelhaushalt 2012/2013 4<br />
Gastkommentar von Klaus-Rainer Rupp 5<br />
Wird Personalratsarbeit zur Machtprobe mit Amtsleitungen? 6<br />
HALBZEIT Es war einmal...... 7<br />
AKTIV Theater war zu Gast im Haus des Reichs 8<br />
Steuerabteilungsleiter Albers vor dem Ruhestand 9<br />
SCHLUSSPFIFF Gestatten Pfeifer! 12<br />
AUSGABE JUNI 2012<br />
Seite
DSTG INFORMIERT BLICKPUNKT<br />
SEITE 4<br />
Bürgerschaft beschließt Doppelhaushalt 2012/2013<br />
Lange musste <strong>Bremen</strong> warten, bis das rot-grüne Gezänk um den Doppelhaushalt 2012/2013 abebbte.<br />
Endlich ist die parlamentarische Hürde genommen. Länger als vier Monate dauerte das<br />
haushaltslose Chaos an und lähmte in dieser Zeit Stadt und Land. Denn bereits als es um die Mittelverteilung<br />
ging, traten die unterschiedlichen Begehrlichkeiten und Ansprüche der Koalitionspartner<br />
mehr oder weniger unverhohlen zutage.<br />
Entsprechend beweist der Kompromiss,<br />
der jetzt von der Bürgerschaft<br />
abgenickt wurde, in keinem<br />
Kapitel eine unbedingte<br />
Entschlusskraft, die nötig wäre,<br />
um <strong>Bremen</strong>s Staatsfinanzen überhaupt<br />
noch zu sanieren. Die CDU<br />
hatte deshalb schon im Vorfeld<br />
resigniert und darauf verzichtet,<br />
Änderungsanträge einzubringen.<br />
Da könne nur ein komplett anderer<br />
Haushalt noch helfen, begründete<br />
eine Sprecherin der CDU die<br />
Hoffnungslosigkeit ihrer Fraktion.<br />
Die Linke, die schon in ihrem<br />
Wahlprogramm 2011 gänzlich<br />
andere Vorstellungen von Sanierungspolitik<br />
präsentierte, demaskierte<br />
dagegen umso schonungsloser<br />
die Schwachstellen der<br />
Haushaltsvorlage.<br />
Kein Wunder, dass Senatspräsident<br />
Jens Böhrnsen und Finanzsenatorin<br />
Karoline Linnert merklich<br />
angefressen vor das Hohe<br />
Haus traten. Hatte es doch schon<br />
hinter den verschlossenen Türen<br />
der Koalition aller Anstrengungen<br />
bedurft, die unterschiedlichen<br />
Ansprüche unter einen Hut zu<br />
bringen, ohne dass nach außen<br />
hin die entstandenen Risse allzu<br />
offenbar wurden. Da wundert es<br />
nicht, dass bestenfalls noch ein<br />
Minimalkonsens zustande kam.<br />
Die Erhöhung der Neuverschuldung<br />
um eine satte Milliarde Euro<br />
innerhalb der kommenden beiden<br />
Jahre führt angesichts der üppig<br />
sprießenden Steuereinnahmen<br />
die Sparbemühungen indessen<br />
völlig ad absurdum. Und gleichwohl<br />
fehlen trotz dieses kräftigen<br />
Schlucks aus der Schuldenpulle<br />
Mut und Geld für die erforderli-<br />
chen Zukunftsimpulse. Denn Zukunft<br />
sind in erster Linie Kinder<br />
und Jugendliche. Aber die zahlen<br />
letztendlich nur die Zinsen für<br />
diesen ungedeckten Scheck! Wo<br />
bitte finden sie sich wieder in diesem<br />
Haushalt? Wo es bereits den<br />
Schulen an elementarem Equipment<br />
mangelt. Wo für Personal,<br />
Bücher, Reinigung und Zustand<br />
der Schultoiletten trotz gegenteiliger<br />
Beteuerungen des Bildungsressorts<br />
keine ausreichenden Mittel<br />
zur Verfügung stehen. Schwer<br />
vorstellbar, dass Schüler gegen<br />
die Haushaltspläne vors Parlament<br />
ziehen, weil sie sich ausreichend<br />
versorgt fühlten und mit<br />
ihrer Zeit nichts besseres anzufangen<br />
wissen. Wie will <strong>Bremen</strong><br />
mit dieser Politik eigentlich die<br />
Rote Laterne im Bildungsbereich<br />
abgeben? Und dass trotz „Herdprämie“<br />
nicht ausreichend<br />
Betreuungsplätze für die unter<br />
dreijährigen Kinder zur Verfügung<br />
stehen werden, musste auch<br />
Sozialsenatorin Anja Stahmann<br />
unlängst bekennen.<br />
Wo Rost geklopft werden müsste,<br />
kratzt Rot-Grün nicht einmal den<br />
Lack an. Diese Politik bringt <strong>Bremen</strong>s<br />
Finanzen nicht wirklich<br />
nach vorne.<br />
Als in den 90er Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts Unternehmensberater<br />
und Wirtschaftsprüfer<br />
Sparpotential ausloten sollten,<br />
wurden die angeblich zu hohen<br />
Personalkosten als Quelle allen<br />
Übels ausgemacht. Erbärmlich,<br />
dass sich diese These bis heute<br />
völlig unverrückbar in Politikerhirne<br />
eingebrannt hat, obgleich<br />
sie von Experten vielfach wider-<br />
AUSGABE JUNI 2012<br />
legt wurde. Reale Einkommenszuwächse<br />
würden jetzt<br />
gut tun und die Binnennachfrage<br />
erhöhen, verkündet inzwischen<br />
selbst Wolfgang Schäuble.<br />
Und Rot-Grün? Will <strong>Bremen</strong>s<br />
Bedienstete mit 0,9 %<br />
abspeisen und hält das für gerecht<br />
und angemessen.<br />
Seit Jahren betont der Gesamtpersonalrat,<br />
dass Rotstifte keine<br />
Feuer löschen. Sie machen<br />
weder Einbrecher dingfest<br />
noch stellen sie Hygienemängel<br />
in den Kliniken ab. Mutig,<br />
dass die Finanzsenatorin völlig<br />
unbeeindruckt von den Wartezeiten<br />
beim Stadtamt immer<br />
noch stolz den Dienstleistungs-<br />
und Servicegedanken als Leitlinie<br />
ihres Schaffens herausstellt.<br />
Dazu passt ins Bild, dass<br />
Prüfungen der Effizienz und<br />
der Effektivität in den Arbeitnehmerstellen<br />
der Finanzämter<br />
ergeben haben, dass es trotz<br />
gegenläufiger Theorien dort<br />
keinerlei Möglichkeiten mehr<br />
gibt, die Fallzahlen pro Vollzeitkraft<br />
noch weiter nach oben<br />
zu schrauben. Im Gegenteil, so<br />
das ernüchternde Ergebnis, die<br />
Kolleginnen und Kollegen arbeiteten<br />
bereits über Limit.<br />
Fakt ist, dass seit dem Beginn<br />
der Haushaltssanierung vor<br />
rund 20 Jahren keine Besserung<br />
der Finanzlage <strong>Bremen</strong>s<br />
eingetreten ist – im Gegenteil.<br />
Trotz realer Kürzung der Ausgaben<br />
ist die Verschuldung<br />
weiter gestiegen und passiert in<br />
absehbarer Zeit die 20-Milliarden-Euro-Marke.<br />
Die Steigerung<br />
der Schulden kam haupt-
DSTG INFORMIERT BLICKPUNKT<br />
SEITE 5<br />
sächlich deshalb zustande, weil<br />
der Fokus der Politik einseitig<br />
auf den Bereich der Ausgaben<br />
gelegt wurde.<br />
Auch wenn die jahrelangen konstruktiven<br />
Vorschläge von<br />
DSTG Bund und DSTG <strong>Bremen</strong><br />
zur Verbesserung der Einnahmen<br />
stets als ideologisch gefärbt abgetan<br />
werden, behaupten wir davon<br />
unbeeindruckt weiter, das<br />
<strong>Bremen</strong> das Geld, das auf der<br />
Straße liegt, nicht einsammeln<br />
will. Dabei ist es im Grunde<br />
ganz einfach: Mehr Ausbildung<br />
= mehr Personal = höhere Einnahmen<br />
= bessere Zukunft. Natürlich<br />
wissen wir, dass ein<br />
Großteil der Mehreinnahmen in<br />
die Gemeinschaftskasse von<br />
Bund und Ländern fließt. Doch<br />
statt hier Verbesserungen zu fordern,<br />
behauptet <strong>Bremen</strong> trotzig,<br />
mit der Schuldenbremse 2020<br />
werde alles wieder gut und baut<br />
munter weiter Steuerpersonal<br />
ab.<br />
Die unlängst wieder ins Spiel<br />
gebrachte Bundessteuerverwaltung<br />
ist dabei keine machbare<br />
Lösung, aber eine angemessene<br />
und ausgewogene Verteilung der<br />
Personalkosten auf Bund und<br />
Länder muss endlich ergebnisoffen<br />
diskutiert werden. Dafür<br />
müsste <strong>Bremen</strong> energisch eintreten.<br />
Der bisherige Sanierungspfad<br />
jedenfalls, soviel ist nach 20<br />
Jahren nüchtern und ohne gewerkschaftspolitische<br />
Brille festzustellen,<br />
war und ist nicht geeignet,<br />
<strong>Bremen</strong>s Finanzlage zu<br />
verbessern. Es bleibt das Geheimnis<br />
von Karoline Linnert,<br />
warum sie den Haushalt als<br />
„alternativlos bezeichnet, obwohl<br />
gerade sie doch sehr genau<br />
wissen müsste, dass diese Haushaltspolitik<br />
unserem Land seit 20<br />
Jahren außer einer monströsen<br />
Neuverschuldung absolut nichts<br />
gebracht hat.<br />
AUSGABE JUNI 2012<br />
Der Gastkommentar<br />
Heute: Klaus-Rainer Rupp MdBB<br />
In den letzten 17 Jahren ist der<br />
Bremer Haushalt aufgrund von<br />
„Sanierungsvereinbarungen“ real<br />
um mehrere hundert Mio. € gekürzt<br />
worden. Trotzdem ist <strong>Bremen</strong><br />
einem ausgeglichenen<br />
Haushalt nicht näher gekommen:<br />
die bremischen Einnahmen sind<br />
in dieser Zeit real noch stärker<br />
gesunken.<br />
Die Folgen sind heute in allen<br />
Bereichen der öffentlichen Hand<br />
zu spüren: Die Finanzierung der<br />
bremischen Schulen ist unterirdisch.<br />
Feuerwehr, Polizei und<br />
Stadtamt sind völlig unzureichend<br />
ausgestattet. Auch die personelle<br />
Ausstattung der bremischen<br />
Finanzämter liegt weit unter<br />
den bundeseinheitlichen<br />
Richtlinien. Absurderweise gehen<br />
<strong>Bremen</strong> dadurch Einnahmen<br />
in Höhe von 30-60 Mio. € p. a.<br />
verloren. Dazu kommen unzureichende<br />
U3-Betreuungsplätze,<br />
ausgehungerte soziale Dienstleister<br />
und Initiativen und Sanierungsstau<br />
bei öffentlichen Gebäuden.<br />
Ein Gemeinwesen kann<br />
eine Zeitlang „abgemagert“ werden,<br />
aber irgendwann ist Schluss.<br />
Wenn dann weitergekürzt wird,<br />
brechen Strukturen zusammen.<br />
Wir haben in den Haushaltsdebatten<br />
durch konkrete Änderungsanträge<br />
aufgezeigt, wo<br />
höhere Ausgaben dringend<br />
notwendig sind. Mit dabei: ein<br />
Antrag auf eine Erhöhung der<br />
Ausbildungsplätze in der Steuerverwaltung.<br />
Und wir haben<br />
die wegbrechenden Einnahmen<br />
als wirklichen Grund der bremischen<br />
Haushaltsmisere thematisiert,<br />
u. a. durch einen Antrag<br />
auf Prüfung einer lokalen<br />
Millionärssteuer. Trotzdem<br />
wurden unsere Vorschläge allesamt<br />
abgelehnt. Der Senat<br />
lässt sich bislang nicht von seiner<br />
Kürzungspolitik abbringen:<br />
die bremischen Primärausgaben<br />
sollen auch in den nächsten<br />
Jahren real um 1,5 % p. a.<br />
sinken. Sie bleiben damit 2012<br />
und 2013 weit unter der Neuverschuldungs-Obergrenze<br />
des „Sanierungspfads“. Damit<br />
übererfüllt der Senat zwar die<br />
Auflagen des „Stabilitätsrats“–<br />
jener Institution, die <strong>Bremen</strong>s<br />
Finanzen überwacht. Aber die<br />
Folgekosten für diese Politik<br />
sind unkalkulierbar hoch. Man<br />
hat den Eindruck, dabei zusehen<br />
zu müssen, wie die Stadt<br />
in Zeitlupe vor die Wand gefahren<br />
wird.<br />
Klaus-Rainer Rupp ist Ingenieur<br />
für Steuerungstechnik und<br />
leitet seit 25 Jahren ein Ingenieurbüro<br />
für Steuerungstechnik.<br />
Seit 1992 in der Bremer PDS,<br />
später Linkspartei und heute<br />
DIE LINKE aktiv. Engagiert in<br />
der IG Metall und bei ATTAC.<br />
Seit 2007 Bürgerschaftsabgeordneter<br />
der LINKEN. Sprecher<br />
für Haushalt und Finanzen.
DSTG INFORMIERT BLICKPUNKT<br />
SEITE 6<br />
Der Grundsatz der vertrauensvollen<br />
Zusammenarbeit ist in<br />
vielen Personalvertretungsgesetzen<br />
ausdrücklich definiert.<br />
Das Bremische Personalvertretungsgesetz<br />
(BremPVG) kennt<br />
die gesetzliche Verankerung<br />
dieser Verpflichtung allerdings<br />
nicht.<br />
Das bedeutet jedoch nicht, dass<br />
das BremPVG von vorn herein<br />
als Konfliktstrategie angelegt<br />
ist. Im Gegenteil: Die Allzuständigkeit<br />
und die Beteiligungsform<br />
verdeutlichen, warum<br />
in <strong>Bremen</strong> von diesem<br />
Grundsatz, der sich in den meisten<br />
Personalvertretungsgesetzen<br />
der Länder und auch des Bundes<br />
wiederfindet, abgewichen<br />
werden kann, denn wenn die<br />
Personalvertretung ein umfassendes<br />
Mitbestimmungsrecht<br />
hat, ist ein Großteil der praktischen<br />
Probleme bereits ausgeräumt.<br />
Das BremPVG sieht eine grundsätzlich<br />
gleichberechtigte Stellung<br />
der Partner in der Mitbestimmung.<br />
Es ist allerdings eher<br />
eine Partnerschaft in dem technischen<br />
Sinne, den das Mitbestimmungsverfahren<br />
selbst nahelegt:<br />
Es ist auf eine Einigung<br />
ausgerichtet.<br />
Erfahrene Personalräte wissen<br />
das, junge müssen es erst noch<br />
lernen. Und so besteht genau an<br />
dieser Stelle die Gefahr, dass<br />
Dienststellenleiter versuchen,<br />
neue Personalräte auszutricksen.<br />
Denn nicht anders ist es zu<br />
bezeichnen, wenn man sich be-<br />
Wird Personalratsarbeit zur<br />
Machtprobe mit Amtsleitungen?<br />
Die Personalräte der Dienststellen des öffentlichen Dienstes im Lande <strong>Bremen</strong> sind im März 2012<br />
neu gewählt worden. Inzwischen haben sie ihre Aufgaben übernommen und erste, zum Teil bereits<br />
schmerzhafte, Erfahrungen gesammelt. Anlass genug mithin für die DSTG, sich einiger<br />
Problemfelder anzunehmen.<br />
wusst nicht auf Augenhöhe begegnet,<br />
sondern die Machtposition,<br />
die ein Dienststellenleiter<br />
im Allgemeinen durchaus hat,<br />
gegenüber dem Mitbestimmungspartner<br />
Personalrat auszuspielen<br />
versucht. Dass dabei<br />
das Ausnutzen der Unerfahrenheit<br />
des Gegenübers die Schwäche<br />
der eigenen Argumente kaschiert,<br />
ist eine perfide Vorgehensweise.<br />
Doch das berührt<br />
manch einen nur wenig, geht es<br />
doch immerhin um etwas Größeres:<br />
Die Macht.<br />
Viele verantwortungsbewusste<br />
Amtsleiter fordern und fördern<br />
ihren Personalrat. Grundschulungen<br />
sind schon deshalb<br />
selbstverständlich, weil die<br />
„Augenhöhe“ erreicht werden<br />
soll, und nicht, weil der Anspruch<br />
im Gesetz steht. Und<br />
fachspezifische Fortbildungen<br />
des Personalrats nutzen auch<br />
der Dienststelle. Ein gleichberechtigtes<br />
Miteinander anstelle<br />
eines faktischen Über- und Unterordnungsverhältnissesübersteht<br />
manch sachliche Auseinandersetzung,<br />
ohne Schaden<br />
zu nehmen. Sieht der Dienststellenleiter<br />
hingegen den Personalrat<br />
als potentiellen Gegner,<br />
der seine „Macht“ beschneiden<br />
will, dann sind Konflikte unausbleiblich.<br />
Die Diskussionen in einschlägigen<br />
Foren im Internet machen<br />
den Kern dieses Problems<br />
schnell deutlich: Schulungen<br />
werden verweigert, um Personalratskenntnisse<br />
zu verhindern,<br />
AUSGABE JUNI 2012<br />
kurz: Um den Personalrat dumm<br />
zu halten. Es kann kein Zufall<br />
sein, dass es sich im Beispielsfall<br />
um einen Personalrat handelt,<br />
dem erfahrene Mitglieder<br />
ohnehin fehlen.<br />
Amtsleitungen sind gut beraten,<br />
wenn sie sich auf derartige<br />
Machtproben gar nicht erst einlassen.<br />
Die Partnerschaft auf<br />
Augenhöhe sollte erstrebenswert<br />
sein und die gemeinsame Lösung<br />
von Sachfragen im Mittelpunkt<br />
stehen. Die qualifizierte<br />
Ausbildung von Personalräten<br />
sollte genau so selbstverständlich<br />
sein, wie man sie zum Beispiel<br />
auch bei Steuerbeamten<br />
erwartet. Es gibt Dienststellenleiter,<br />
die sehen das so.<br />
Die DSTG wird die Qualifizierung<br />
ihrer Mitglieder in den Personalräten<br />
vorantreiben. Dazu<br />
gehören nicht nur Grundschulungen<br />
für „die Neuen“ zu Beginn<br />
der vierjährigen Amtsperiode,<br />
sondern - in einem deutlich<br />
breiterem Umfang als bisher -<br />
Aufbauschulungen für alle PR-<br />
Mitglieder sowie fachspezifische<br />
Fortbildungen für die Spezialisten<br />
in den Personalvertretungen.<br />
Gemeinsam mit dem<br />
Dachverband dbb wird die<br />
Betreuung und Beratung der<br />
Personalvertretungen durch die<br />
DSTG künftig einen spürbar<br />
größeren Raum einnehmen.<br />
DSTG-Mitglieder in den Personalvertretungen<br />
sollen wissen:<br />
Auch hier werden wir nicht allein<br />
gelassen!
DSTG INFORMIERT HALBZEIT<br />
SEITE 7<br />
Es war einmal...<br />
Vor 40 Jahren:<br />
In Frankfurt am Main werden nach einer Schießerei Andreas Baader und andere Mitglieder der RAF<br />
verhaftet. Das Transitabkommen zwischen der DDR und der Bundesrepublik tritt in Kraft. Das aktive<br />
Wahlalter in der BRD wird auf 18 Jahre herabgesetzt. Durch einen Einbruch ins Watergate-Gebäude in<br />
Washington D.C. wird die Watergate-Affäre ausgelöst. Am 30. Juni wird in Deutschland erstmals nach<br />
23:59:59 eine Schaltsekunde von der Pysikalisch-Technischen Bundesanstalt eingefügt. Die Chartspitze<br />
teilen sich Christian Anders mit „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ mit Daniel Boone und seinem<br />
„Beautiful Sunday“.<br />
Vor 25 Jahren:<br />
Anlässlich seines Besuches zur 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin fordert Ronald Reagan den sowjetischen<br />
Parteichef Michail Gorbatschow auf, die Mauer einzureißen und danach in beiden Teilen der Stadt die<br />
Olympischen Spiele abzuhalten. Nicht alle denken so friedfertig: In Barcelona finden nach einem Bombenanschlag<br />
der ETA auf ein Kaufhaus 18 Menschen den Tod. Eine Weltkarriere beginnt: Am 6.6. gewinnt<br />
eine Deutsche ihren ersten von 22 Grand Slam-Titeln und erobert damit sogar gleichzeitig den<br />
ersten Platz in der Weltrangliste. Die 17-jährige junge Dame heißt: Steffi Graf. Madonna besingt die „la<br />
Isla Bonita“, und Whitney Houston dachte sich wohl: nur nicht allein und suchte mit „I wanna dance<br />
with somebody“ einen Tanzpartner für einsame Stunden.<br />
Was sonst noch im Juni in den verschiedenen Jahren passierte:<br />
1944: Der D-Day beginnt. Die alliierten Truppen erstürmen die Strände der Normandie. 1961: Das ZDF<br />
wird in Stuttgart gegründet. 1968: Robert F. Kennedy fällt ebenfalls einem Attentat zum Opfer, Tatort<br />
diesmal aber Los Angeles. 1971: Es wird ernst, in der Ausgabe des „Stern“ bekennen 374 Frauen, dass<br />
sie abgetrieben haben. Initiiert von Alice Schwarzer soll endlich der § 218 StGB abgeschafft werden.<br />
1986: Da kann man mal wieder sehen, dass erst Katastrophen notwendig sind, bis wir handeln: Wenige<br />
Wochen nach Tschernobyl wird das Bundesumweltministerium gegründet.<br />
AUSGABE JUNI 2012
DSTG INFORMIERT DSTG HALBZEIT AKTIV AKTIV<br />
SEITE 8<br />
Theater zu Gast im Haus des Reichs<br />
Viele werden es mitbekommen haben: Das Theater war zu Gast im Haus des Reichs, und nicht nur<br />
irgendein Theater, nein, es war die Shakespeare Company, die diverse Plätze und Zimmer des Hauses<br />
in Beschlag genommen hatte. Diesmal aber nicht, um alten Geschichten neues Leben einzuhauchen,<br />
sondern um die neueste Geschichte wahrhaft zu erzählen. Ich habe aus zuverlässigster Quelle<br />
gehört, dass ein Besuch unbedingt lohnenswert ist und es nach den Sommerferien mit den Aufführungen<br />
auch noch weitergehen soll. Daher möchte ich es unseren Lesern noch einmal ans Herz legen<br />
diese Veranstaltung zu besuchen:<br />
„Im Lager hat man auch mich zum Verbrecher gemacht“<br />
Freispruch für eine Ausschwitz-Aufseherin?<br />
Die obere Marmorhalle als Theatersaal – ein ungewohnter Anblick für die Kolleginnen und Kollegen,<br />
die nach Büroschluss zum Ausgang eilen. Vor Zimmer 213 drei niedrige Podeste, die als Bühne<br />
dienen. Durch die Tür werden die Schauspieler auf und wieder abtreten. Die Halle verwandelt<br />
sich im Laufe des Abends in einen Verhörraum und die Zuschauer werden dabei zu Zeugen eines<br />
Verfahrens, das schon im Jahr 1948/49 kontrovers diskutiert wurde - der Fall von Margarete Ries,<br />
Aufseherin im Vernichtungslager Auschwitz.<br />
Wie im letzten Jahr der Schwurgerichtssaal im Gerichtshaus, fungiert seit April diesen Jahres das<br />
Haus des Reichs als Spielstätte – Schauplatz eines schon damals umstrittenen Verfahrens, das mit<br />
einer Mordanklage begann und mit einem Freispruch endete.<br />
Das Stück, das kein Theaterstück sein will, aber auch keine Lesung, gehört zu der bundesweit einmaligen<br />
Projektreihe „Aus den Akten auf die Bühne“. Seit 2007 entstehen in Kooperation der Universität<br />
<strong>Bremen</strong> mit der Bremer Shakespeare Company Theaterprojekte zu Themen aus der bremischen<br />
Geschichte.<br />
An Originalschauplätzen wird jeweils ein Fall aufgerollt. Doch die Texte hat niemand erfunden, sie<br />
sind echt: die Schauspieler tragen aus Originaldokumenten vor. Fundort: Bremer Archive. Die<br />
Quellen: Akten, Verhörprotokolle, Zeugenaussagen, Gutachten, Urteilsbegründungen.<br />
Der „Fall“: Bremer Hauptbahnhof im Januar 1948. Feiga Berkmann, Auschwitz-Überlebende, ist<br />
auf der Durchreise in die Vereinigten Staaten. Im Gedränge erkennt sie ihre ehemalige Peinigerin<br />
aus dem KZ und ruft die Polizei. Es kommt zur Verhaftung. Die junge Frau wirft Ries vor, als Kapo<br />
„Gretel“ Häftlinge gequält und erschlagen zu haben, darunter ihre eigene Schwester Rosa.<br />
Im Haus des Reichs, damals Kommandozentrale der amerikanischen Besatzung, werden die Ermittlungen<br />
aufgenommen. Über ein Jahr lang wird Ries verhört. Es ist kein einfacher Fall: Die Kapos,<br />
selbst Häftlinge, bildeten die unterste Stufe des Bewachungssystems der Lager. Da ihr nicht nachgewiesen<br />
werden kann, dass sie „aus politischen Gründen“ gehandelt hat, und Belastungszeugen nicht<br />
mehr persönlich vorgeladen werden können, wird sie am Ende als „nicht belastet“ frei gesprochen.<br />
„Der Fall Margarete Ries zeigt eindringlich das Nebeneinander und die Vermischung von Opfer-<br />
und Täter-Sein eines Kapos“, sagt Eva Schöck-Quinteros, Leiterin des Projekts an der Universität<br />
<strong>Bremen</strong>. „Die Dokumente zeigen ein vielschichtiges Bild von Ries“, sagt Studentin Frederike Buda.<br />
„Die heutige Generation fragt sich, ob sie nicht doch Handlungsspielräume gehabt hätte. Aber<br />
das ist eine Frage, die schwierig zu beantworten ist.“<br />
Nach der Sommerpause sind weitere Vorstellungen im Haus des Reichs geplant! Kartenvorverkauf<br />
über die Shakespeare Company.<br />
Näheres unter http://www.sprechende-akten.de/<br />
AUSGABE JUNI 2012
DSTG INFORMIERT DSTG HALBZEIT AKTIV<br />
SEITE 9<br />
Steuerabteilungsleiter Albers vor dem Ruhestand<br />
Er ist sicher nicht der erste, aber bestimmt ein herausragender Beamter, den die Anhebung der<br />
Altersgrenze um einen Monat (auch) erreicht hat: Der Leiter der Steuerabteilung bei der Senatorin<br />
für Finanzen in <strong>Bremen</strong>, Kollege Jürgen Albers, wird mit Ablauf des Juni 2012 wegen Erreichens<br />
der (angehobenen) Altersgrenze in den Ruhestand versetzt. <strong>Bremen</strong>s ranghöchster Steuerbeamte<br />
räumt seinen Stuhl im Haus des Reichs - Grund genug, an dieser Stelle einmal zurückzublicken<br />
auf über 48 Dienstjahre in der Finanzverwaltung.<br />
Begonnen hatte alles 1964. Der<br />
damals 16-jährige Realschulabsolvent<br />
Albers hatte sich als<br />
„Hamburger Jung“ sowohl bei<br />
der Allgemeinen als auch bei der<br />
Steuerverwaltung der Freien und<br />
Hansestadt Hamburg beworben.<br />
Letztlich wollten ihn beide; Albers<br />
entschied sich für die Steuer.<br />
Aus gutem Grund, wie der<br />
junge Jürgen meinte: Sowohl<br />
sein Bruder als auch dessen<br />
Schwiegervater waren in Hamburgs<br />
Steuerverwaltung tätig,<br />
und der angehende Steuerbeamte<br />
versprach sich dadurch beste familiäre<br />
Unterstützung. „Das war<br />
aber wohl nichts,“ bewertet Jürgen<br />
Albers heute seinen damaligen<br />
vermeintlichen Schachzug<br />
schmunzelnd, „denn meine Prüfungen<br />
musste ich alle selbst<br />
schreiben und bestehen!“<br />
Bevor es aber in die steuerfachliche<br />
Ausbildung zum gehobenen<br />
Dienst ging, wurde Albers, der<br />
die Realschule mit der mittleren<br />
Reife abgeschlossen hatte, zusammen<br />
mit anderen Kandidaten<br />
als „Finanzschüler“ auf ein Bildungsniveau<br />
gebracht, dass demjenigen<br />
der Finanzanwärter - in<br />
der Regel Abiturienten - gleichwertig<br />
war. Fulltime in nur zwei<br />
Jahren und mit Ausbildungsbeihilfe<br />
zu einem gleichwertigen<br />
Abschluss zu kommen, wertet<br />
Jürgen Albers auch heute noch<br />
als sehr gute Lösung. Die Finanzanwärter-Ausbildung<br />
wurde<br />
allerdings gleich nach der Zwischenprüfung<br />
drastisch unterbrochen:<br />
Vater Staat rief seinen<br />
Jungbürger Albers für achtzehn<br />
Monate zum Grundwehrdienst,<br />
so dass es den Steuerinspektor<br />
Albers erst im Jahre 1971 geben<br />
konnte. Das Finanzamt Hamburg-Harburg<br />
war (als „Springer“)<br />
die erste kurze Einsatzstation,<br />
denn schon bald wurde Albers<br />
Sachbearbeiter in der Personalabteilung<br />
der OFD Hamburg.<br />
Parallel zur beruflichen verlief<br />
die private Entwicklung des jungen<br />
Albers: Eheschließung (die<br />
noch immer besteht!) mit Rita<br />
und im Laufe der Jahre vier Kinder,<br />
dazu ein „familiär-günsti-<br />
AUSGABE JUNI 2012<br />
ges“ Bau-Grundstück im niedersächsischen<br />
Wulmstorf<br />
(heute Gemeinde Thedinghausen)<br />
führten auch zu einer Veränderung<br />
des beruflichen<br />
Standortes. Und weil, wie Jürgen<br />
Albers bereits Anfang der<br />
siebziger Jahre feststellte,<br />
schon damals die Beförderungssituation<br />
in <strong>Bremen</strong> besser<br />
als in Hamburg oder Niedersachsen<br />
war, wurde folgerichtig<br />
die Versetzung in die<br />
Steuerverwaltung der Freien<br />
Hansestadt <strong>Bremen</strong> beantragt<br />
und vollzogen. Amtsleiter Dr.<br />
Kühnel begrüßte den Neuzugang<br />
Anfang 1974 beim Finanzamt<br />
<strong>Bremen</strong>-Mitte: „Sie<br />
kommen ja von einer Oberbehörde“,<br />
so der damalige Vorsteher,<br />
„nun können Sie bei<br />
uns endlich mal wieder das Ar-<br />
(Fortsetzung auf Seite 10)
DSTG INFORMIERT DSTG AKTIV<br />
SEITE 10<br />
(Fortsetzung von Seite 9)<br />
beiten lernen!“ Erster Arbeitsplatz<br />
beim Finanzamt Mitte war<br />
die Lohnsteuerstelle; es folgten<br />
die Vollstreckungsstelle, die Geschäftsstelle<br />
des Finanzamts sowie<br />
eine Sachgebietsleitung in<br />
der neu gegründeten Zentralen<br />
Vollstreckungsstelle.<br />
Damit war dann aber auch das<br />
Kapitel Finanzamt abgeschlossen,<br />
denn ab 1988 gab es eine<br />
völlig andere Verwendung: Jürgen<br />
Albers wurde an die Bremer<br />
Landesvertretung beim Bund in<br />
der damaligen Bundeshauptstadt<br />
Bonn abgeordnet und war für<br />
alles zuständig, was auf der Ebene<br />
Bund - Land <strong>Bremen</strong> mit Finanzen,<br />
Bau und Landwirtschaft<br />
zu tun hatte. Nebenbei bemerkt:<br />
Die Familie lebte unverändert in<br />
Thedinghausen, und Jürgen Albers<br />
war inzwischen Landesvorsitzender<br />
des DSTG und - etwas<br />
später - Landesbundvorsitzender<br />
des dbb geworden. „Eine schöne,<br />
aber auch eine anstrengende<br />
Zeit“, erinnert sich Albers. „Es<br />
war nicht ungewöhnlich, mitten<br />
in der Woche zu Vorstandssitzungen<br />
von Bonn nach <strong>Bremen</strong><br />
zu fahren.“ Und natürlich an-<br />
schließend wieder zurück…<br />
Ab 1991 gab es dann wieder<br />
Verwendungen in <strong>Bremen</strong>, nun<br />
aber beim Senator für Finanzen:<br />
Die Leitung verschiedener Referate<br />
(u.a. Verteidigungslasten,<br />
Vorprüfung, Personal, Organisation,<br />
Ausbildung) führte 1997<br />
zur Stellvertretung des Leiters<br />
und ab Juli 1999 zur Leitung der<br />
Steuerabteilung im Haus des<br />
Reichs, dem Dienstposten, von<br />
dem aus Jürgen Albers nun in<br />
den Ruhestand tritt. Einen<br />
„liebsten Dienstposten“ habe es,<br />
so Albers auf Nachfrage, trotz<br />
dieser beachtlichen Verwendungsbreite<br />
nie gegeben. Personal<br />
und Orga hätten stets viel<br />
Spaß gemacht, „und ich bin meinen<br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
sehr dankbar für ihre Hilfe in<br />
steuerlichen Fragen“ gibt der<br />
Abteilungsleiter offen zu. Dass<br />
er in den vergangenen Jahren mit<br />
den Umstrukturierungsplänen für<br />
die Finanzämter gerade dort für<br />
erhebliche Unruhe gesorgt hat,<br />
hält Albers für notwendig. Nur<br />
so könne sichergestellt werden,<br />
dass mit immer weniger Personal<br />
die der Steuerverwaltung gestellten<br />
Aufgaben noch erledigt werden<br />
können. Leider jedoch könne<br />
er dieses Projekt nun nicht mehr<br />
bis zum Ende begleiten.<br />
Konfliktsituationen, die aus der<br />
Aufgabe als Steuerabteilungsleiter<br />
einerseits und als DSTG-Mitglied<br />
andererseits hätten entstehen<br />
können, habe es, so Albers,<br />
nicht gegeben. Es habe eine eindeutige<br />
Vereinbarung mit dem<br />
damaligen Senator bestanden:<br />
Der Einsatz als Abteilungsleiter<br />
schließt jegliche gewerkschaftliche<br />
Funktion aus. Daran habe er<br />
sich gehalten. „Ich habe mich<br />
den dienstlichen Anforderungen<br />
gestellt. Gewerkschaftliche Forderungen<br />
spielten keine Rolle<br />
mehr. Es gab eine klare Tren-<br />
AUSGABE JUNI 2012<br />
nung zwischen Amt und Gewerkschaft,<br />
die es mir letztlich<br />
ermöglichte, weiterhin DSTG-<br />
Mitglied zu bleiben“, erläuterte<br />
Albers die gewiss nicht alltägliche<br />
Situation.<br />
Es wäre auch schade gewesen<br />
um das vorzeitige Ende einer<br />
nunmehr bereits 48 Jahre dauernden<br />
DSTG-Mitgliedschaft,<br />
die im Juli 1964 im Hamburg<br />
begann. „Die Kollegen Fromme<br />
und Röhlig waren damals<br />
diejenigen, die mich überzeugten“,<br />
weiß Jürgen Albers auch<br />
heute noch genau.<br />
Was bringt nun der neue Lebensabschnitt?<br />
So viel anders,<br />
glaubt man dem scheidenden<br />
Steuerabteilungsleiter, wird er<br />
nicht werden, und doch soll es<br />
Veränderungen geben: „40<br />
Jahre lang ist es nach meinen<br />
Wünschen und Bedürfnissen<br />
gegangen. Jetzt hat meine Frau<br />
das Vorschlagsrecht!“ spielt<br />
Jürgen seiner Rita geschickt<br />
den Ball zu, wohl wissend,<br />
dass es bei Reisen oder der<br />
Pflege des großen Grundstücks<br />
viele gemeinsame Interessen<br />
gibt. Daneben ist seine Mitarbeit<br />
im Kirchenvorstand gefragt<br />
und - „schreib das auf!“ -<br />
Gewerkschaftsmitglied bleibt<br />
er auch. Immerhin ist Jürgen<br />
Albers auch noch Ehrenvorsitzender<br />
des dbb bremen.<br />
Wer den zukünftigen Ruheständler<br />
kennt, weiß, dass die<br />
Erfindung des Wortteiles „Ruhe“<br />
nicht von ihm stammen<br />
kann. Und so wird es vermutlich<br />
bleiben wie es war: Jürgen<br />
Albers wird uns immer wieder<br />
mal, eingeplant oder auch unverhofft,<br />
begegnen, hier oder<br />
da. Und das ist gut so, und da<br />
freuen wir uns drauf.<br />
Alles Gute im Ruhestand, lieber<br />
Jürgen Albers!
DSTG INFORMIERT SCHLUSSPFIFF<br />
DSTG AKTIV<br />
SEITE 11<br />
SfF Tischtennis–Pokal 2012<br />
Am 22.05.2012, dem bisher heißesten Tag des Jahres in <strong>Bremen</strong>, wurde der SfF TT-Pokal 2012 ausgetragen.<br />
Erfreulicherweise hatten sich 8 Spieler zu diesem Wettbewerb angemeldet, jedoch konnten zwei<br />
wegen Erkrankung, davon einer sehr kurzfristig, nicht antreten. Erfreulich ebenfalls, dass sich ein Pensionär<br />
dazu entschloss, am Pokal teilzunehmen. Hoffentlich werden sich zukünftig mehr von unseren<br />
„Ehemaligen“ hierzu anmelden, zumal auf diesem sportlichen<br />
Weg auch der Kontakt gepflegt werden kann.<br />
Im Pokal werden Leistungsdifferenzen durch Punktvorgaben<br />
ausgeglichen. Wie die Tabelle zeigt, waren deswegen die Plätze<br />
1-4 heiß umkämpft und sind letztendlich nur knapp entschieden<br />
worden. Glücklicher Pokalsieger 2012 wurde Markus Lang.<br />
Punkte Sätze<br />
1. Lang, Markus 4:1 14:7<br />
2. Schlönvoigt, Kurt 4:1 12:6<br />
3. Leufert, Herwig 3:2 12:8<br />
4. Groneberg, Heike 3:2 11:9<br />
5. Ebbecke, Fritz 1:4 4:12<br />
6. Arnold, Kuno 0:5 4:15<br />
WIR GRATULIEREN<br />
GEBURTSTAGE IM JUNI 2012<br />
Heinrich Kämener 92 Jahre OV <strong>Bremen</strong>-West<br />
Helmut Wolters 80 Jahre OV Außenprüfung<br />
Heike Suchowitz 65 Jahre OV <strong>Bremen</strong>-Mitte<br />
Herzliche Glückwünsche!<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: Deutsche Steuer-Gewerkschaft, Landesverband <strong>Bremen</strong> e.V., Anschrift wie Titelseite, E-Mail:<br />
info@dstg-bremen.de, Internet: www.dstg-bremen.de. V.i.S.d.P.: Winfried Noske, Vorsitzender.<br />
Redaktion: Tim Beinker, Christine Diehl, Frank Eisenkolb, Frank Grotheer, Ulrike Mihatsch, Winfried Noske,<br />
Wolfgang Wieschenkämper. Mitarbeit: Gundula Rentrop, Herwig Leufert.<br />
E-Mail: redaktion@dstg-bremen.de.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen in jedem Fall die Meinung des Verfassers dar und müssen nicht mit<br />
der Auffassung des Landesverbandes übereinstimmen.<br />
Fotos: fotomek/Fotolia.com (1), <strong>Linksfraktion</strong> <strong>Bremen</strong> (5), Herwig Leufert (11) und DSTG.<br />
Bezugsbedingungen: DSTG INFORMIERT erscheint monatlich. Die Redaktion behält sich einen abweichenden Erscheinungsmodus<br />
vor. Die Zeitschrift wird kostenlos an die Mitglieder des Landesverbandes verteilt.<br />
Anzeigenliste: Es gilt die jeweils aktuelle Anzeigenpreisliste.<br />
Auflagenhöhe: 1.200 Exemplare.<br />
Nachdruck gestattet, Quellenangabe und Belegexemplar erbeten.<br />
AUSGABE JUNI 2012<br />
Die SfF-TT-Pokalteilnehmer 2012:Kuno<br />
Arnold, Markus Lang, Heike Groneberg,<br />
Kurt Schlönvoigt und Fritz Ebbecke (v.l.<br />
n.r.)
DSTG INFORMIERT SCHLUSSPFIFF<br />
WERBUNG<br />
SEITE 12<br />
Gestatten, Pfeifer!<br />
An einem der schönen und heißen Tage Ende Mai zieht es den Pfeifer und sein altmodisches<br />
Fahrrad hinaus in die Natur. Der Pfeifer pfeift nämlich auf diese neumodischen E-Bikes, wenn er<br />
technischer Unterstützung beim Zweiradfahren bedarf, benutzt er lieber sein Motorrad und erkundet<br />
damit in gelassener Manier die norddeutsche Tiefebene. Nein, heute ist er mit dem Fahrrad<br />
unterwegs, weil Sonne und wenig Wind regelrecht dazu einladen.<br />
Irgendwann auf seiner Tour erreicht<br />
er Fischerhude, und bevor<br />
er in Richtung Hexenberg abbiegt,<br />
gönnt er sich im stets belagerten<br />
Café Lindenlaub an der<br />
Hauptstraße drei Kugeln Eis.<br />
„Aftereight“, „Sahne-Kirsch“<br />
und „Cappuccino“ müssen es<br />
sein. Hmm, lecker. Sitzplätze<br />
sind aus und so stellt sich der<br />
Pfeifer auf dem schmalen Trottoir<br />
neben sein Rad und schleckt<br />
das Eis. Hinweis: Liebe Kinder,<br />
bitte nicht nachmachen, Eis<br />
verursacht Karies. Im Zweifel<br />
fragt bitte vorher Mama oder<br />
die Zahnfee.<br />
Plötzlich wird der Pfeifer angesprochen<br />
von einer Kollegin, die<br />
auch eine Eistüte in der Hand<br />
hält. Man unterhält sich über das<br />
schöne Wetter, über das gute Eis<br />
und fragt sich gegenseitig: „Woher?“<br />
- „Wohin?“ Man kennt<br />
sich von gemeinsamer Gewerkschaftsarbeit,<br />
und irgendwann<br />
spricht man auch über die vergangenen<br />
Personalratswahlen.<br />
Der Pfeifer und die Kollegin<br />
stimmen darin überein, dass zu<br />
jeder Wahl auch eine Schulung<br />
derjenigen Personalratsmitglieder<br />
gehört, die so etwas noch<br />
nicht durchlaufen hätten. Eigentlich,<br />
so glaubt der in diesem<br />
Punkt etwas naive Pfeifer, eine<br />
Selbstverständlichkeit. Aber weit<br />
gefehlt, klärt ihn die Kollegin<br />
auf: Ihre Amtsleitung vertrete<br />
die Meinung, weil einige der<br />
Mitglieder des Personalrats<br />
schon einige Zeit im Amt seien,<br />
würden sie über ausreichende<br />
Erfahrungen verfügen, eine<br />
NEULICH BEI DER AMTSLEITUNG...<br />
AUSGABE JUNI 2012<br />
Schulung sei deshalb nicht erforderlich.<br />
Und das, obwohl<br />
noch kein Mitglied des Personalrats<br />
entsprechend geschult<br />
worden sei. Und im Übrigen<br />
könne die Schulung für die<br />
Neulinge ohnehin nicht genehmigt<br />
werden, befände man sich<br />
doch in einer haushaltslosen<br />
Zeit und dürfe deshalb überhaupt<br />
keine Mittel für außerplanmäßige<br />
Aufwendungen bewilligen.<br />
Donnerwetter, staunt der Pfeifer,<br />
ganz schön plietsch, diese<br />
Amtsleitung. Und fragt dann<br />
ganz unschuldig, was wäre<br />
wohl, wenn der dbb <strong>Bremen</strong> als<br />
Veranstalter der Schulungen die<br />
Kosten dafür bis zur Verabschiedung<br />
des Haushalts stunden<br />
würde…?!?