Learning Routes - beim SPZ Linz-Land
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Gleichzeitig mit der Fähigkeit Buchstaben Lauten zuzuordnen, sollte sich langsam die<br />
Fähigkeit zum raschen lexikalischen Abruf von Wörtern, also zum Worterkennen<br />
entwickeln (vgl. KLICPERA, C. u. a. 2008, S. 7).<br />
Ad 3. Stufe: Orthographische Phase:<br />
In dieser Phase bauen die Kinder allmählich eine vollständige Repräsentation der<br />
Buchstabenfolge eines Wortes auf. Dabei werden schon größere Einheiten wie<br />
Buchstabenverbindungen oder Silben gespeichert. Die Lesegeschwindigkeit wird<br />
deutlich erhöht. Deshalb wird diese Phase auch das Stadium des reifen Lesens genannt<br />
(vgl. KLICPERA, C./SCHABMANN, A./GASTEIGER-KLICPERA, B. 2007 2 , S. 25).<br />
2.3. Zwei-Wege-Modelle<br />
Wie bereits oben erwähnt, entwickelt sich neben der Fähigkeit der phonologischen<br />
Rekodierung (= „indirektes Lesen“ über das Lautieren bzw. Zusammenlauten einzelner<br />
Buchstaben), die Fähigkeit, Wörter als Ganzes aus dem lexikalischen Speicher<br />
abzurufen (=direkter Zugang). Bei diesem direkten, lexikalischen Zugriff können Klang<br />
und Bedeutung direkt über das Wiedererkennen des Wortbildes abgerufen werden, weil<br />
das Wortbild im Langzeitgedächtnis gespeichert ist.<br />
Beide Möglichkeiten bestehen nebeneinander, wobei Leseanfänger/innen zunächst auf<br />
den indirekten Weg angewiesen sind, weil sie noch keine oder nur wenige Wörter<br />
abgespeichert haben. Auch erwachsene, geübte LeserInnen verwenden bei<br />
unbekannten Wörtern den indirekten Zugang (vgl. SCHNEIDER, W./STOCK, C. 2011, S. 12<br />
– 13). Man denke dabei zum Beispiel an Packungsbeilagen von Medikamenten. Beim<br />
Lesen sollte jene Strategie verwendet werden, die am schnellsten zum Ziel führt. Im<br />
Allgemeinen ist dies der direkte Zugang (vgl. KLICPERA u. a., S. 8).<br />
Wie bereits oben angeführt, ist die kontextfreie Worterkennung für den<br />
Schriftspracherwerb von enormer Bedeutung. Nach Erkenntnis der kognitionspsychologischen<br />
Leseforschung können Lesetexte dann gut bewältigt werden können,<br />
wenn die einzelnen Wörter im Text weitgehend fehlerfrei und schnell identifiziert werden<br />
können. Schwierigkeiten im Textverständnis sind in vielen Fällen eine Konsequenz von<br />
Defiziten in der direkten Worterkennung (vgl. LANDERL, K. & MOLL, K. 2010, S. 19). Dieser<br />
enge Zusammenhang zwischen der Wortleseleistung und dem Leseverständnis wird<br />
durch zahlreiche Studien belegt (z.B. LANDERL & REITER 2002, PERFETTI & HOGABOAM<br />
1975 zit. n. ebd., S.19).<br />
Mag. Ingrid Schwarz <strong>SPZ</strong> <strong>Linz</strong>-<strong>Land</strong> 10