therapie der Myelofibrose - Springer GuP
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P h a r m a z i e Z e r t i f i z i e r t e F o r t b i l d u n g<br />
Kin<strong>der</strong><br />
Das neue Medikament wurde nicht bei<br />
Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen geprüft und<br />
ist deshalb für diese Altersklasse auch<br />
nicht zugelassen.<br />
Wechselwirkungen<br />
Unter Ruxolitinib können zahlreiche<br />
Interaktionen mit an<strong>der</strong>en Medikamenten<br />
auftreten.<br />
Schwangerschaft<br />
In Schwangerschaft und Stillzeit darf<br />
das neue Medikament nicht angewandt<br />
werden.<br />
Gegenanzeigen<br />
Es gibt keine Untersuchungen zur Sicherheit und Wirksamkeit bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen.<br />
Die europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat den Hersteller von <strong>der</strong> Verpflichtung,<br />
Studien in pädiatrischen Altersklassen durchzuführen, freigesprochen. Das<br />
Präparat darf nicht in Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Die Tabletten<br />
enthalten Laktose. Deshalb sollten sie bei Galaktose-Intoleranz, Laktase-Mangel o<strong>der</strong><br />
Glukose-Galaktose-Malabsorption nicht eingenommen werden.<br />
Wechselwirkungen<br />
Ruxolitinib wird durch Metabolisierung über Cytochrom P450- 3A4 und -2C9 eliminiert.<br />
Arzneimittel, die diese Enzyme hemmen, führen zu einem Anstieg <strong>der</strong> Exposition des<br />
Wirkstoffs. Starke CYP3A4- Inhibitoren, beispielsweise Azolantimykotika o<strong>der</strong> Makrolide<br />
wie Clarithromycin, führen zu einem Anstieg <strong>der</strong> maximalen Plasmakonzentration<br />
und AUC. Eine Dosisreduktion um 50 Prozent wird laut Fachinformation empfohlen,<br />
wobei eine engmaschige Kontrolle des Blutbildes auf Zytopenien zu erfolgen hat. Bei<br />
<strong>der</strong> gleichzeitigen Anwendung von Ruxolitinib mit schwachen o<strong>der</strong> mäßig wirksamen<br />
CYP3A4-Inhibitoren ist keine Dosisanpassung notwendig, jedoch sollte auch hier auf<br />
Zytopenien kontrolliert werden.<br />
Cytochrom-P450-3A4-Induktoren, wie Rifampicin o<strong>der</strong> Johanniskraut, können zu<br />
einer Erniedrigung <strong>der</strong> Wirkstoffexposition führen. Nach gleichzeitiger Gabe von Ruxolitinib<br />
mit Rifampicin wurde eine vermin<strong>der</strong>te AUC um 70 Prozent festgestellt, wobei<br />
das Vorhandensein aktiver Ruxolitinib-Metaboliten unverän<strong>der</strong>t blieb. Offensichtlich<br />
resultiert aus <strong>der</strong> CYP3A4-Induktion nur ein minimaler Effekt auf die Pharmakodynamik.<br />
Aussagen zu einer empirischen Dosiserhöhung bei gleichzeitiger Anwendung starker<br />
Induktoren werden in <strong>der</strong> Fachinformation nicht getroffen.<br />
Schwangerschaft und Stillzeit<br />
Das Arzneimittel darf nicht in Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Ruxolitinib<br />
zeigte sich an Studien mit Tieren als embryo- und fetotoxisch. Niedrigdosiertes<br />
Ruxolitinib erwies sich bei Ratten und Kaninchen allerdings als nicht teratogen, wobei<br />
die Ergebnisse aufgrund <strong>der</strong> geringen Expositionsspanne für den Menschen von eingeschränkter<br />
Bedeutung sind. Der Wirkstoff zeigte we<strong>der</strong> eine mutagene noch kanzerogene<br />
Wirkung.<br />
Pharmakoökonomie<br />
Eine Behandlung mit Ruxolitinib kostet<br />
monatlich ca. 5000 Euro.<br />
Pharmaökonomische Aspekte<br />
Ruxolitinib erhielt im April 2012 eine positive Stellungnahme seitens des Ausschusses<br />
für Humanarzneimittel (CHMP) <strong>der</strong> Europäischen Zulassungsbehörde (EMA). Schon in<br />
den Jahren 2008/2009 war bekannt, dass <strong>der</strong> Wirkstoff den Status eines „Orphan drug“<br />
erhalten würde, da die Erkrankung „Primäre <strong>Myelofibrose</strong>“ zu den seltenen Erkrankungen<br />
(weniger als fünf Fälle/10 000 Menschen) gezählt wird.<br />
Aus <strong>der</strong> empfohlenen Dosierung des Präparates von zweimal täglich 20 mg resultieren<br />
Tages<strong>therapie</strong>kosten von circa 140 Euro in <strong>der</strong> Klinik bzw. 170 Euro in <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Apotheke. Die Therapie kostet damit ungefähr 5000 Euro im Monat. Mit <strong>der</strong> Fallpauschale<br />
sind die Tages<strong>therapie</strong>kosten im Krankenhaus nicht abgedeckt, wodurch <strong>der</strong> Antrag<br />
als NUB (Neue Untersuchungs – und Behandlungsmethode) seitens <strong>der</strong> Krankenhäuser<br />
an das InEK (Institut für das Entgeltsystem im. Krankenhaus) gestellt werden kann.<br />
Durch den Einsatz dieser Substanz erhofft man sich, dass die Zahl <strong>der</strong> Splenektomien<br />
und Milzbestrahlungen zurückgehen wird.<br />
Als Grundlage für die Zulassung des Präparates dienten zwei klinische Phase-III-<br />
Studien, namens COMFORT I und COMFORT II. Eingeschlossen wurden Patienten<br />
mit <strong>der</strong> Diagnose primäre <strong>Myelofibrose</strong>, Post-Polycythaemia vera <strong>Myelofibrose</strong> o<strong>der</strong><br />
Post-Essenzieller-Thrombozythämie-<strong>Myelofibrose</strong>. Tabelle 1 (Seite 45) zeigt beide Studien<br />
im Überblick.<br />
In <strong>der</strong> COMFORT I-Studie konnte ein verbessertes Gesamtüberleben bei einer medianen<br />
Follow-up-Periode von 51 Wochen gezeigt werden (p = 0,04), wobei hier deutlich<br />
darauf hingewiesen werden muss, dass <strong>der</strong> Wirkstoff gegen Placebo getestet wurde,<br />
obwohl man bei Patienten dieser Risikoklassen laut Leitlinie zumindest eine palliative<br />
l. S. © PRILL Mediendesign / fotolia.com | r. S. © CECAD / Uni Köln<br />
44 apotheke+marketing 01.2013