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therapie der Myelofibrose - Springer GuP

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P h a r m a z i e Z e r t i f i z i e r t e F o r t b i l d u n g<br />

Fibrosierung<br />

Das blutbildende Knochenmark eines<br />

<strong>Myelofibrose</strong>patienten wird nach und<br />

nach durch Bindegewebe ersetzt.<br />

watch and wait<br />

Patienten mit geringem o<strong>der</strong> mittlerem<br />

Risiko (Intermediärrisiko 1) werden<br />

engmaschig überwacht. Bei Verschlechterung<br />

des Prognosescores wird eine<br />

palliative Therapie eingeleitet bzw. falls<br />

möglich eine Transplantation<br />

vorgenommen.<br />

Januskinasen<br />

Diese Enzyme aktivieren die über<br />

Zytokine o<strong>der</strong> Wachstumsfaktoren<br />

angestoßene Signalkaskade in<br />

spezifischen Rezeptoren.<br />

Die <strong>Myelofibrose</strong> stammt aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> myeloproliferativen Neoplasien (MPN),<br />

welche durch die genetische Verän<strong>der</strong>ung hämatopoetischer Stammzellen gekennzeichnet<br />

sind. Zu den myeloproliferativen Neoplasien gehören nach <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) von 2008 die BCR-ABL-positive chronisch myeloische<br />

Leukämie (CML) und verschiedene BCR-ABL-negative Neoplasien, zu denen die <strong>Myelofibrose</strong><br />

gezählt wird. Die <strong>Myelofibrose</strong> kann entwe<strong>der</strong> als primäre <strong>Myelofibrose</strong> auftreten<br />

o<strong>der</strong> sich sekundär aus an<strong>der</strong>en Erkrankungen, wie <strong>der</strong> Polycythaemia vera o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> essenziellen Thrombozythämie entwickeln. Problematisch ist die mögliche Transformation<br />

<strong>der</strong> Erkrankung in eine akute myeloische Leukämie. Neben dem Begriff primäre<br />

<strong>Myelofibrose</strong>, <strong>der</strong> seit 2008 durch die überarbeitete Nomenklatur <strong>der</strong> WHO als<br />

Standard gilt, sind noch weitere veraltete Namen, wie idiopathische <strong>Myelofibrose</strong> o<strong>der</strong><br />

Osteomyelofibrose im Sprachgebrauch.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Myelofibrose</strong> wird das hämatopoetische Knochenmark zunehmend durch<br />

Bindegewebe ersetzt (Fibrosierung). Man geht davon aus, dass durch einen Defekt <strong>der</strong><br />

Stammzellen zunächst zu viele Leukozyten, Thrombozyten und <strong>der</strong>en Vorläuferzellen gebildet<br />

werden (Leukozytose, Thrombozytose). Entwickeln sich vermehrt krankhaft viele<br />

Blutzellen, kommt es auch zur vermehrten Ausschüttung von Wachstumsfaktoren (PGDF,<br />

EGV, TGF-beta), welche Fibroblasten und damit die Bindegewebesynthese stimulieren.<br />

Im initialen Stadium ist die primäre <strong>Myelofibrose</strong> oft asymptomatisch. Im weiteren<br />

Verlauf kommt es zu Anzeichen einer ineffektiven Hämatopoese. Klinisch ist die Erkrankung<br />

durch die Knochenmarkfibrose (Ersatz des blutbildenden Knochenmarkgewebes<br />

durch Bindegewebe), progressive Anämie und extramedulläre Hämatopoese (Blutbildung<br />

außerhalb des Knochenmarks in Milz, Leber, Haut, Lymphknoten) gekennzeichnet. In<br />

<strong>der</strong> Folge treten eine Vergrößerung <strong>der</strong> Leber (Hepatomegalie), vor allem jedoch <strong>der</strong><br />

Milz, eine Splenomegalie, auf, die mit Oberbauchbeschwerden und Schmerzen einhergehen.<br />

Weitere Symptome sind konstitutioneller Art wie Nachtschweiß, und Gewichtsverlust,<br />

Fieber, Pruritus und Fatique.<br />

Alle Patienten, unabhängig vom Alter, die <strong>der</strong> Prognosegruppe Niedrigrisiko o<strong>der</strong><br />

Intermediärrisiko 1, zugeordnet werden können, sollten einer „watch and wait“- Strategie<br />

zugeführt werden. Patienten mit hohem Risiko o<strong>der</strong> Intermediärrisiko 2 müssen<br />

entwe<strong>der</strong> allogen transplantiert o<strong>der</strong> palliativ behandelt werden, da die mittlere Überlebenszeit<br />

dieser Patienten nur vier Jahre beträgt. Sofern geeignete Studienkonzepte vorhanden<br />

sind, ist es sinnvoll, die Patienten in klinische Studien einzuschließen.<br />

Medizinische Chemie<br />

JAK-STAT-Signalkaskade – Wirkmechanismus von Ruxolitinib<br />

Die JAK-STAT-Signalkaskade hat ihre Bedeutung vor allem in <strong>der</strong> Hämatopoese, bei<br />

Entzündungsreaktionen, aber auch in <strong>der</strong> Funktion des Immunsystems. Unter dem Einfluss<br />

hämatopoetischer Wachstumsfaktoren (G-CSF, EPO) und Zytokinen (IL-2, IL-6)<br />

bilden hämatopoetische Stammzellen Leukozyten, Erythrozyten und Thrombozyten.<br />

Die JAK-STAT-Signalkaskade hat die Aufgabe, durch extrazelluläre Signale die Expression<br />

spezifischer Zielgene zu ermöglichen. Verschiedene transmembranäre Zytokinund<br />

Wachstumsfaktorrezeptoren benötigen die Januskinasen 1 und 2 (JAK 1 und JAK<br />

2), um die Signalkaskade innerhalb <strong>der</strong> Zelle zu aktivieren, da sie oftmals selbst keine<br />

Enzymaktivität besitzen. Die Januskinasen (früher Just Another Kinase) sind an den Rezeptor<br />

gekoppelte Tyrosinkinasen, wobei <strong>der</strong> Familie die Subtypen JAK1, JAK2, JAK3<br />

und TYK2 zuzuordnen sind.<br />

Hämatopoetische Wachstumsfaktoren und Zytokine binden an ihren spezifischen Rezeptor<br />

und bewirken damit eine Konformationsän<strong>der</strong>ung. Nach <strong>der</strong> Homodimerisierung<br />

(zwei JAK2-Moleküle) o<strong>der</strong> Heterodimerisierung (JAK1-Molekül und JAK2-Molekül)<br />

phosphoryliert sich die rezeptorassoziierte Januskinase einerseits selbst und an<strong>der</strong>erseits<br />

bestimmte Bindungsstellen am Rezeptor, an welche zytoplasmatisch zirkulierende<br />

STAT-Proteine (Signal Transducer and Activator of Transcription) andocken können.<br />

Diese werden wie<strong>der</strong>um phosphoryliert und damit aktiviert. Aktivierte dimerisierte<br />

STAT-Proteine gelangen in den Zellkern, binden an regulatorische DNA-Sequenzen<br />

und wirken als Transkriptionsfaktoren. Als Ursache <strong>der</strong> Erkrankung wird die Dysregulation<br />

des JAK-Signalweges angesehen. Verschiedene Faktoren wurden als Auslöser <strong>der</strong><br />

l. S. o. © Keith Brofsky / Photodisc / Thinkstock | l. S. m. © K. Greiner / fotolia.com | r. S. o. © photos.com | r. S. u. © panthermedia<br />

42 apotheke+marketing 01.2013

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