PTA-Magazin - Springer GuP

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T i t e l t h e m a < Sammeln Sie Fortbildungspunkte! blockieren. Weil unter der Gabe von Antiandrogenen eine Schwangerschaft vermieden werden muss (Gefahr von Genitalfehlentwicklungen des Feten) sowie zur Aufrechterhaltung der regelmäßigen Monatszyklen, werden sie bei Frauen im gebärfähigen Alter mit einem Östrogen kombiniert. Auf dem Markt gibt es orale Kontrazeptiva mit fixen Kombinationen aus Ethinylestradiol und Cyproteronacetat (z. B. Diane ® -35) oder Ethinylestradiol und Chlormadinonacetat (Neo-Eunomin ® ). Frauen nach der Menopause oder der operativen Entfernung der Gebärmutter können mit CPA-Monopräparaten (z. B. Androcur ® 10 mg) therapiert werden. Kontraindiziert ist die Gabe von Androgenen bei Patientinnen mit Lebertumoren, vorausgegangenen thromboembolischen Prozessen, bei Herz-Kreislauf- und Fettstoffwechselerkrankungen, schwerer Adipositas oder Raucherinnen. Alfatradiol (früher 17-alpha-Estradiol) in den Kopfhauttinkturen Ell-Cranell ® alpha oder Pantostin ® wirkt aufgrund seiner chemischen Struktur nicht wie ein Östrogen. Es wird vermutet, dass die Substanz äußerlich angewendet die 5-alpha-Reduktase im Haarfollikel hemmt. Über einen Zeitraum von sechs Monaten aufgetragen, soll es dazu beitragen, Haarausfall zu stoppen. Alopecia areata Auf Seite 36 finden Sie 10 Fortbildungsfragen zu diesem Beitrag. Bei zu 80 Prozent richtiger Beantwortung können Sie einen Punkt der Bundesapothekerkammer für Ihr Fortbildungskonto erhalten! Patienten mit einer Alopecia areata leiden unter scharf begrenzten, völlig haarlosen, etwa kreisrunden Arealen auf dem Kopf oder im Bartbereich. Stärkerer Befall kann zur völligen Kahlheit des Kopfes führen (Alopecia areata totalis). Fallen alle Körperhaare aus, spricht man von einer Alopecia areata universalis. Weil die Haarfollikel nicht zerstört werden bzw. vernarben, ist eine Alopecia areata theoretisch voll reversibel. Nach ihrem ersten Auftreten wachsen bei jedem dritten Patienten innerhalb von sechs Monaten die Haare spontan nach, jedoch kommt es häufig zu Rückfällen. Die Ursachen der Erkrankung sind nicht geklärt. Histologische Untersuchungen deuten darauf hin, dass es sich bei der Alopecia areata um eine zellulär vermittelte Autoimmunerkrankung mit dem Zielorgan Haarfollikel handelt. Schwere Verlaufsformen können mit atopischen Erkrankungen wie Neurodermitis, Heuschnupfen oder allergischem Asthma einhergehen. Die Betroffenen entwickeln nicht selten andere Autoimmunerkrankungen wie chronische Schilddrüsenentzündungen (Autoimmunthyreoiditis) oder Weißfleckenkrankheit (Vitiligo). Typisch sind zudem Nagelveränderungen wie Tüpfel- oder Sandpapiernägel. Aufgrund ihrer immunmodulatorischen Eigenschaften können zu Beginn der Erkrankung über mehrere Monate Zinksalze verordnet werden [z. B. pro Tag zweimal 50 mg Zinkbis(hydrogenaspartat), z. B. Unizink ® ]. Dermatologen verordnen lokale Kortikoide, um das Immunsystem im betroffenen Gebiet außer Gefecht zu setzen. Verschreibungspflichtige Substanzen wie Prednicarbat (z. B. Dermatop ® Lösung), Mometasonfuorat (z. B. Ecural ® Lösung) oder Triamcinolonacetonid (z. B. Triamgalen ® ) werden zweimal täglich äußerlich aufgetragen. Topische Immuntherapie Alopecia areata lässt sich derzeit am wirksamsten durch eine topische Immuntherapie mit einem Kontaktallergen behandeln. Mit Hilfe der nicht als Medikament zugelassenen Substanz Diphenylcyclopropenon (DPCP, siehe NRF-Rezepturhinweise: Diphenylcyclopropenon zur Anwendung auf der Haut, Stand 28.11.2007, www.dac-nrf.de) erzeugt man ein allergisches Kontaktekzem. Zur Sensibilisierung wird zunächst halbseitig auf den Kopf eine zweiprozentige DPCP- Lösung aufgepinselt. 14 Tage nach der Sensibilisierung wird ein jetzt auf 0,001 Prozent verdünntes DPCP-Gemisch appliziert. Das Auftragen wird wöchentlich wiederholt und die Dosis so gesteigert, dass einen Tag nach dem Aufpinseln eine entzündliche Hautreaktion mit Rötung und Juckreiz entsteht, die unter Schuppung ausheilt. Behandelt wird so lange, bis die 16 > DAS PTA MAGAZIN -- 0 9 / 2 0 0 8 -- Heft 9

T i t e l t h e m a < Auf einen Blick Gegen diffusen Haarausfall » In der Selbstmedikation stehen zum Beispiel verschiedene B-Vitamine (Biotin, Panthothensäure, Thiamin), Zink, Cystin, Taurin oder Omega- 3- und Omega-6-Konzentrate zur Verfügung. Gegen androgenetisch bedingten Haarausfall » Finasterid (Propecia®, Rp) wird in einer Dosierung von 1 mg/Tag nur bei Männern eingesetzt. » Minoxidil wird als fünfprozentige Lösung bei Männern und als zweiprozentige Lösung bei Frauen eingesetzt (Regaine® Männer/Frauen, Ap). » Antiandrogene wie Cyproteronacetat oder Chlormadinonacetat (beide Rp) werden bei Frauen angewendet. » Alfatradiol (früher 17-alpha-Estradiol) ist als 0,025prozentige Lösung für Frauen und Männer geeignet (Pantostin®, Ell-Cranell® alpha, beide Ap). Haare wieder zu wachsen beginnen. Dann kann die Therapie ausschleichend beendet werden. Viele der Patienten bleiben nach erfolgreicher Therapie über Jahre erscheinungsfrei. Allerdings muss damit gerechnet werden, dass DPCP nur so lange wirkt, wie es aufgetragen wird. Sein Mechanismus beruht wahrscheinlich auf einer Ausschaltung der gegen den Haarfollikel gerichteten immunologischen Reaktion. Sonstige Ausfälle Krebspatienten unter Chemotherapie verlieren oft innerhalb kürzester Zeit ihre Haare, weil alle in der Anagenphase befindlichen Haare geschädigt werden und in der Wurzel abbrechen. Nach dem Ende der Chemotherapie regenerieren sich die Follikel. Schon nach einigen Wochen setzt wieder ein kräftiges Wachstum ein. Aus einem zuvor krausen Kopf kann dann gelegentlich auch mal ein glatter werden. Werden Kopfhaarfollikel vollständig zerstört, kommt es zur Ausbildung von narbigen Arealen auf der Kopfhaut, in denen nie Gegen kreisrunden Haarausfall » Substanzen wie Prednicarbat, Mometasonfuorat oder Triamcinolon und Diphenylcyclopropenon-Lösungen (alle Rp) zur topischen Anwendung werden vom Arzt verordnet. » Zinksalze werden über mehrere Monate als Immunmodulatoren gegeben. mehr Haare wachsen. Die möglichen Ursachen sind vielfältig. Neben Verbrühungen und Verbrennungen gehen vernarbende Alopezien zum Beispiel mit einem Lupus erythematodes (eine systemisch-entzündliche Autoimmunkrankheit) oder einer Lichen ruber follicularis (Knötchenflechte) einher. Ihre Behandlung gestaltet sich meist langwierig und schwierig. Es wird versucht, ein Fortschreiten zu verhindern und Entzündungen mit Kortikosteroidlösungen und -cremes einzudämmen bzw. auszuschalten. Weil die behaarte Kopfhaut nicht zu Hautatrophien neigt, können im Gegensatz zur Gesichtshaut stark und sehr stark wirksame Präparate verordnet werden. Autorenverzeichnis Haben Sie Fragen an unsere AutorInnen, oder interessieren Sie sich für die Literatur? Hier finden Sie die Kontaktdaten. Sylvia Dauborn Goethestraße 26 65462 Ginsheim-Gustavsburg hp@sylvia-dauborn.de Stefanie Fastnacht Friedrich-List-Straße 18 63263 Neu-Isenburg s.fastnacht@vff.uni-frankfurt.de Hannelore Gießen Gotenstraße 9 85551 Kirchheim hannelore.giessen@t-online.de Dr. Ute Koch Sybelstraße 42 10629 Berlin ute.koch@berlin.de Gode Meyer-Chlond Adickesstraße 26 22607Hamburg meyer-chlond@t-online.de Bildnachweis: Titel Getty Images S.7 Anonyma © 2008 Constantin Film Verleih GmbH istockphoto, fotolia Jane Funke Paul-Gerhardt-Straße 33 82256 Fürstenfeldbruck Dr. Constanze Schäfer Poststraße 4 40213 Düsseldorf c.schaefer@aknr.de 18 > DAS PTA MAGAZIN -- 0 9 / 2 0 0 8 -- Heft 9

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Sammeln Sie<br />

Fortbildungspunkte!<br />

blockieren. Weil unter der Gabe von Antiandrogenen eine<br />

Schwangerschaft vermieden werden muss (Gefahr von Genitalfehlentwicklungen<br />

des Feten) sowie zur Aufrechterhaltung<br />

der regelmäßigen Monatszyklen, werden sie bei Frauen im<br />

gebärfähigen Alter mit einem Östrogen kombiniert. Auf dem<br />

Markt gibt es orale Kontrazeptiva mit fixen Kombinationen<br />

aus Ethinylestradiol und Cyproteronacetat (z. B. Diane ® -35)<br />

oder Ethinylestradiol und Chlormadinonacetat (Neo-Eunomin<br />

® ). Frauen nach der Menopause oder der operativen Entfernung<br />

der Gebärmutter können mit CPA-Monopräparaten<br />

(z. B. Androcur ® 10 mg) therapiert werden. Kontraindiziert ist<br />

die Gabe von Androgenen bei Patientinnen mit Lebertumoren,<br />

vorausgegangenen thromboembolischen Prozessen, bei<br />

Herz-Kreislauf- und Fettstoffwechselerkrankungen, schwerer<br />

Adipositas oder Raucherinnen.<br />

Alfatradiol (früher 17-alpha-Estradiol) in den Kopfhauttinkturen<br />

Ell-Cranell ® alpha oder Pantostin ® wirkt aufgrund seiner chemischen<br />

Struktur nicht wie ein Östrogen. Es wird vermutet, dass<br />

die Substanz äußerlich angewendet die 5-alpha-Reduktase im<br />

Haarfollikel hemmt. Über einen Zeitraum von sechs Monaten<br />

aufgetragen, soll es dazu beitragen, Haarausfall zu stoppen.<br />

Alopecia areata<br />

Auf Seite 36 finden Sie 10 Fortbildungsfragen<br />

zu diesem Beitrag. Bei zu 80 Prozent richtiger<br />

Beantwortung können Sie einen Punkt der<br />

Bundesapothekerkammer für Ihr Fortbildungskonto<br />

erhalten!<br />

Patienten mit einer Alopecia areata leiden unter scharf begrenzten,<br />

völlig haarlosen, etwa kreisrunden Arealen auf dem<br />

Kopf oder im Bartbereich. Stärkerer Befall kann zur völligen<br />

Kahlheit des Kopfes führen (Alopecia areata totalis). Fallen<br />

alle Körperhaare aus, spricht man von einer Alopecia areata<br />

universalis. Weil die Haarfollikel nicht zerstört werden bzw.<br />

vernarben, ist eine Alopecia areata theoretisch voll reversibel.<br />

Nach ihrem ersten Auftreten wachsen bei jedem dritten Patienten<br />

innerhalb von sechs Monaten die Haare spontan nach,<br />

jedoch kommt es häufig zu Rückfällen.<br />

Die Ursachen der Erkrankung sind nicht geklärt. Histologische<br />

Untersuchungen deuten darauf hin, dass es sich bei<br />

der Alopecia areata um eine zellulär vermittelte Autoimmunerkrankung<br />

mit dem Zielorgan Haarfollikel handelt. Schwere<br />

Verlaufsformen können mit atopischen Erkrankungen wie<br />

Neurodermitis, Heuschnupfen oder allergischem Asthma<br />

einhergehen. Die Betroffenen entwickeln nicht selten andere<br />

Autoimmunerkrankungen wie chronische Schilddrüsenentzündungen<br />

(Autoimmunthyreoiditis) oder Weißfleckenkrankheit<br />

(Vitiligo). Typisch sind zudem Nagelveränderungen wie<br />

Tüpfel- oder Sandpapiernägel.<br />

Aufgrund ihrer immunmodulatorischen Eigenschaften können<br />

zu Beginn der Erkrankung über mehrere Monate Zinksalze<br />

verordnet werden [z. B. pro Tag zweimal 50 mg Zinkbis(hydrogenaspartat),<br />

z. B. Unizink ® ]. Dermatologen verordnen lokale<br />

Kortikoide, um das Immunsystem im betroffenen Gebiet<br />

außer Gefecht zu setzen. Verschreibungspflichtige Substanzen<br />

wie Prednicarbat (z. B. Dermatop ® Lösung), Mometasonfuorat<br />

(z. B. Ecural ® Lösung) oder Triamcinolonacetonid (z. B. Triamgalen<br />

® ) werden zweimal täglich äußerlich aufgetragen.<br />

Topische Immuntherapie<br />

Alopecia areata lässt sich derzeit am wirksamsten durch eine<br />

topische Immuntherapie mit einem Kontaktallergen behandeln.<br />

Mit Hilfe der nicht als Medikament zugelassenen<br />

Substanz Diphenylcyclopropenon (DPCP, siehe NRF-Rezepturhinweise:<br />

Diphenylcyclopropenon zur Anwendung auf<br />

der Haut, Stand 28.11.2007, www.dac-nrf.de) erzeugt man<br />

ein allergisches Kontaktekzem. Zur Sensibilisierung wird zunächst<br />

halbseitig auf den Kopf eine zweiprozentige DPCP-<br />

Lösung aufgepinselt. 14 Tage nach der Sensibilisierung wird<br />

ein jetzt auf 0,001 Prozent verdünntes DPCP-Gemisch appliziert.<br />

Das Auftragen wird wöchentlich wiederholt und die<br />

Dosis so gesteigert, dass einen Tag nach dem Aufpinseln eine<br />

entzündliche Hautreaktion mit Rötung und Juckreiz entsteht,<br />

die unter Schuppung ausheilt. Behandelt wird so lange, bis die<br />

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