PTA-Magazin - Springer GuP
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Dreiteiliger Reifungszyklus<br />
Haare durchlaufen einen dreiteiligen Reifungsprozess. Während<br />
der Anagenphase wachsen sie. In dieser Zeit sind die<br />
Haarmatrixzellen sehr stoffwechselaktiv, gleichzeitig aber auch<br />
sehr anfällig gegenüber schädigenden äußeren oder inneren<br />
Einflüssen. Die meisten Störungen führen zu einem vorzeitigen<br />
Ende der Wachstumsphase, die genetisch vorprogrammiert<br />
bei einem Haar normalerweise zwischen zwei bis sechs<br />
Jahre dauert. In der darauffolgenden ein- bis zweiwöchigen<br />
Katagenphase lässt die mitotische Aktivität der Matrixzellen<br />
nach, und die Haarwurzel verkleinert sich. Die Telogen- oder<br />
Ruhephase beendet den Haarzyklus. Das mittlerweile an der<br />
Wurzel verhornte Kolbenhaar steckt noch für zwei bis vier<br />
Monate im stoffwechselinaktiven Haarfollikel und fällt beim<br />
Kämmen oder Waschen aus.<br />
Normalerweise folgt jeder Follikel seinem eigenen, gegenüber<br />
dem Nachbarfollikel zeitlich versetzten Reifungszyklus. Mit<br />
diesem Trick will die Natur einen gleichmäßigen Haarbestand<br />
auf einmal mehr als 100 Haare im Kamm, sprechen Mediziner<br />
vom Effluvium (gesteigerter Haarverlust). Die sichtbare<br />
Haarlosigkeit wird als Alopezie bezeichnet.<br />
Um dem Haarausfall auf die Spur zu kommen, braucht es<br />
bisweilen detektivisches Fingerspitzengefühl. Hilfreich ist es,<br />
nach die Anagenphase störenden Ereignissen zu fahnden, die<br />
etwa zwei bis vier Monate zurückliegen. Weit oben auf der<br />
Liste der Verdächtigen rangieren neben Chemotherapeutika<br />
Arzneistoffe wie intravenös verabreichtes Heparin zur Thromboseprophylaxe,<br />
Methylphenidat, Allopurinol, Valproinsäure<br />
oder Clofibrat. Auch das Absetzen oraler Kontrazeptiva<br />
oder hormonelle Umstellungen nach der Geburt und in den<br />
Ausdünnungen des Haarkleides werden von vielen Menschen<br />
als regelrecht bedrohlich empfunden. Besonders bei Frauen<br />
kratzt der Haarverlust an der Psyche.<br />
der Kopfhaut garantieren. Finden sich beim morgendlichen<br />
Kämmen oder nach der Haarwäsche plötzlich jede Menge<br />
Haare in der Bürste, wurden mehrere Haarfollikel auf einmal<br />
vor dem natürlichen Ende ihrer Wachstumsphase ins Katagen<br />
mit anschließendem Telogen katapultiert.<br />
Dem Verlust auf der Spur<br />
Jeder Mensch verliert bis zu 100 Kopfhaare pro Tag. Zudem<br />
unterliegt der Haarzyklus jahreszeitlichen Schwankungen mit<br />
verstärkten Verlusten im Frühjahr und Herbst. Das ist völlig<br />
normal und kein Grund, in Panik zu geraten. Stecken jedoch<br />
Wechseljahren setzten der Haarfülle zu. Genauso wie Schilddrüsenfunktionsstörungen,<br />
Fehlernährung und Stress. Zum<br />
Ausschluss organischer Ursachen sollte der Arzt die Eisen- und<br />
Schilddrüsenwerte überprüfen. Weil Geschlechtskrankheiten<br />
wie die Syphillis mit Haarausfall einhergehen, müssen auch sie<br />
per Blutuntersuchung ausgeschlossen werden.<br />
Haarwurzel unter der Lupe<br />
Zusätzlich zu diesen Untersuchungen kann der Arzt ein Trichogramm<br />
erstellen. Die wegen ihrer Schmerzhaftigkeit bei<br />
Patienten nicht besonders beliebte Methode hilft, verschiedene<br />
> DAS <strong>PTA</strong> MAGAZIN -- 0 9 / 2 0 0 8 -- Heft 9 < 11