22.07.2014 Aufrufe

Info-Magazin der Kantonsschule Enge 2'13

Info-Magazin der Kantonsschule Enge 2'13

Info-Magazin der Kantonsschule Enge 2'13

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2/13<br />

Berichte<br />

∙ Herr <strong>der</strong> Fliegen<br />

Interview<br />

∙ Schülerberaterin<br />

im Gespräch<br />

Rektorat<br />

∙ Schule <strong>der</strong><br />

Langsamkeit<br />

<strong>Info</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>der</strong> <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Enge</strong> Zürich


2 kenzeichen 2/13<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

Editorial<br />

Urs Bigler<br />

Rektorat<br />

Schule <strong>der</strong> Langsamkeit 3<br />

Christoph Wittmer, Rektor<br />

Berichte<br />

Mit 4000 Schritten durch den Tag 4<br />

Viviane Reichenstein (W2a)<br />

Herr <strong>der</strong> Fliegen – ein Klassiker frei inszeniert 5<br />

Clio Huber (W2d)<br />

Schneeplausch – Sportferien 2013 6<br />

Viviane Reichenstein (W2a)<br />

Akzentmodul: Energiewoche 7<br />

Sara Salzmann, Arabella Fristensky (A2a)<br />

Individual reading project A1a and N1d 8<br />

Rahel Sieber (Englisch)<br />

Kein Luftschloss neben <strong>der</strong> KEN9<br />

Clio Huber (W2d)<br />

Sola-Stafette – die beste <strong>Kantonsschule</strong> 10<br />

Markus Meyer (Chemie)<br />

Maturitätsarbeiten – die besten des Jahrgangs 11<br />

Jasmin An<strong>der</strong>matt (Deutsch und Englisch)<br />

Daten durch die Luft – neues WLAN 12<br />

Franck Huber (A2a)<br />

Ehemalige<br />

Mann mit flottem Mundwerk –<br />

Roman Kilchsperger 12<br />

Jérémy Donath (W1c)<br />

Interview<br />

Ein professionelles Ohr für die Schwierigkeiten<br />

von KEN-Schüler/innen13<br />

Clio Huber (W2d)<br />

In guter Form – Gespräch mit Markus Kachel<br />

(Grafiker des kenzeichens)15<br />

Franck Huber (A2a)<br />

T e r m i n e<br />

September bis November 2013 16<br />

Impressum<br />

<strong>Kantonsschule</strong> <strong>Enge</strong><br />

Redaktion kenzeichen<br />

Steinentischstrasse 10<br />

8002 Zürich<br />

Herausgeber: KEN-Media<br />

(urs.bigler@ken.ch)<br />

Auflage: 1250 Exemplare<br />

Redaktion: Urs Bigler, Andreas Haag<br />

Layout: Markus Kachel<br />

Druck: Ba<strong>der</strong>+Nie<strong>der</strong>öst AG<br />

<strong>Info</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Kantonsschule</strong> <strong>Enge</strong> Zürich<br />

Nr.2, August 2013<br />

www.ken.ch/kenzeichen<br />

Titelbild: Andreas Haag<br />

Um sich Schlaflosigkeit zu ersparen, sollten<br />

frischbackene Hundebesitzer ihrem<br />

neuen Schützling Nähe bieten – zum Beispiel,<br />

indem sie ihm in <strong>der</strong> ersten Nacht<br />

gelegentlich die Hand zum Lecken hinhielten. Dies <strong>der</strong> Rat<br />

einer Hundeexpertin, den ich kürzlich in einem Zeitungsartikel<br />

gelesen habe. Die Begründung: Ein Welpe, an die<br />

Nestwärme seiner Artgenossen und an die Mutter gewöhnt,<br />

möge die Trennung als dramatisch empfinden, so dass er in<br />

Panik verfalle und mit heftigem Winseln und Heulen den<br />

Besitzer auf Trab halten könne.<br />

Neuere Erkenntnisse <strong>der</strong> Hirnforschung würden diesen Rat<br />

bekräftigen. Dabei gilt wohl, dass sich <strong>der</strong> Hundehalter<br />

mit einer einfachen Massnahme eine einigermassen ruhige<br />

Nacht verschafft und das Tier eine solide Basis für die<br />

spätere Entwicklung erhält – o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Worten: dass<br />

er mit einem für ihn quasi bedeutungslosen Aufwand einen<br />

maximalen Gewinn an Lebensqualität erzielt.<br />

Was ich mit dieser Weisheit aus dem Latein für Hundehalter<br />

sagen will – kluge Entscheide und glückliche Umstände<br />

sind für Lebewesen, die nicht bzw. beschränkt über sich<br />

selbst bestimmen können, das Fundament eines zufriedenen<br />

Lebens. Häufen sich unkluge Entscheide und unglückliche<br />

Umstände in einer frühen Lebensphase, so steigt die<br />

Wahrscheinlichkeit einer gehemmten Entwicklung und psychischen<br />

Leidens. In diesem Sinne darf wohl das Sprichwort<br />

«Je<strong>der</strong> ist seines Glückes eigener Schmied!» mit Vorsicht<br />

genossen werden, und <strong>der</strong> Verdacht drängt sich auf, dass<br />

dieser Volksweisheit hauptsächlich Wunsch- und Moraldenken<br />

Pate gestanden ist – und nicht in erster Linie differenzierte<br />

Einsicht.<br />

Es gibt nun allerdings Hinweise, dass viele Menschen dieser<br />

Volksweisheit ohnehin keinen Logenplatz mehr im Gewissen<br />

einräumen, zumindest Jugendliche <strong>der</strong> KEN scheinen<br />

heute vermehrt den Grund für eine schwierige Lebenssituation<br />

nicht mehr allein in sich selbst zu suchen. Sie wagen,<br />

wie Esther Schoellkopf im Interview auf S. 13 feststellt, immer<br />

öfter den Gang zur Schülerberaterin o<strong>der</strong> zum Schülerberater<br />

und wollen herausfinden, warum sie sich schlecht<br />

fühlen, was hinter ihrem Leiden steckt und wie sie damit<br />

umgehen können. Und das ist gut so. Schliesslich steigt so<br />

nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass sich ihre Stimmung<br />

verbessert, son<strong>der</strong>n sie sorgen damit auch indirekt dafür,<br />

dass in Zukunft vielleicht weniger unkluge Entscheide fallen<br />

und für an<strong>der</strong>e das Risiko sinkt, Leidtragende von unglücklichen<br />

Umständen zu werden.<br />

Eine anregende und spannende Lektüre wünscht<br />

Urs Bigler


3<br />

Rektorat<br />

Schule <strong>der</strong> Langsamkeit<br />

Herzlich willkommen an <strong>der</strong> <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Enge</strong>! Wir freuen<br />

uns auf die neuen Schülerinnen und Schüler in unserem Haus!<br />

An <strong>der</strong> vergangenen Abschlussfeier verkündete <strong>der</strong> Maturredner,<br />

dass für die Maturanden nach Kin<strong>der</strong>garten, Primar-, Sekundar-<br />

und Mittelschule bereits zum fünften Mal <strong>der</strong> «Ernst<br />

des Lebens» beginne. So betrachtet sind unsere neuen Schülerinnen<br />

und Schüler nach drei Hürden gut gewappnet für<br />

das, was sie im Gymnasium und an <strong>der</strong> Handelsmittelschule<br />

erwartet: weitere Jahre <strong>der</strong> Bildung, «Ernst des Lebens» im<br />

bekannten Sinne.<br />

Woher stammt <strong>der</strong> Begriff? «Bildung» geht zurück auf das<br />

althochdeutsche «bildunga», das mit Schöpfung, Bild o<strong>der</strong><br />

Gestalt übersetzt werden kann, und bezeichnet – so heisst es<br />

im wohl meistkonsultierten digitalen Nachschlagewerk unserer<br />

Zeit – die «Formung des Menschen im Hinblick auf sein<br />

Menschsein, seine geistigen Fähigkeiten». Wer gebildet sei,<br />

habe ein «reflektiertes Verhältnis zu sich, zu an<strong>der</strong>en und zur<br />

Welt» – dieses Begriffsverständnis gelte als <strong>der</strong> gemeinsame<br />

Nenner aller Bildungstheorien. Die Reglemente <strong>der</strong> Mittelschulen<br />

formulieren als Ziel eine «persönliche Reife», die den<br />

Menschen für ein Hochschulstudium und für «anspruchsvolle<br />

Aufgaben in <strong>der</strong> Gesellschaft» befähigt.<br />

Bildung im Sinne von Reife braucht zwingend Zeit und ein bestimmtes<br />

Mass an Langsamkeit. Kontrollierte Reifung mag für<br />

Bananen im Schiffscontainer funktionieren – für Menschen<br />

ist die Methode nicht angezeigt. Aber Langsamkeit ist nicht<br />

zeitgemäss; das Immer-Mehr und Immer-Schneller hat auch<br />

die Schule erfasst. Beklagt wird die späte Einschulung im europäischen<br />

Vergleich, man spricht von «verlorenen Jahren»<br />

im Kin<strong>der</strong>garten, will die Studiendauer limitieren und hat die<br />

Schuldauer am Gymnasium gekürzt: frühere Abschlüsse für einen<br />

raschen Eintritt in den Arbeitsmarkt. Wir erwarten mehr<br />

Leistung von jungen Menschen und geben ihnen weniger Zeit.<br />

Tempo ist angesagt. Acht Tage dauerte es 1789, bis die Nachricht<br />

vom Sturm auf die Bastille und von <strong>der</strong> Geburtsstunde <strong>der</strong><br />

Französischen Revolution in <strong>der</strong> Presse des deutschen Sprachraums<br />

öffentlichen Nie<strong>der</strong>schlag fand. Heute kämpfen die Online-Dienste<br />

auch bei Nicht-Ereignissen um jede Sekunde für<br />

ihre Breaking News und suchen verzweifelt nach Content für<br />

die immer offenen Pipelines <strong>der</strong> <strong>Info</strong>rmationsvermittlung. Mit<br />

Folgen: Die neuen Kulturtechniken heissen «surfen», «liken»<br />

und «zappen»; <strong>der</strong> rasche Blick und das rasche Urteil kennzeichnen<br />

den mo<strong>der</strong>nen Menschen.<br />

Warum also noch Langsamkeit?<br />

Wenn man Menschen fragt, was sie geprägt habe in <strong>der</strong> Schule,<br />

was die Herzstücke ihrer Bildung gewesen seien, warum<br />

sie später ein Studium gewählt, einen Beruf ergriffen hätten,<br />

dann ist nie die Rede vom raschen Füllen des internen<br />

Speichers. Sie erwähnen die Bedeutung <strong>der</strong> Begegnung mit<br />

Persönlichkeiten und die Momente des Erkennens, des sich<br />

Anstecken-Lassens und Feuerfangens.<br />

Wir sind zu Recht stolz darauf, dass wir das Mittelalter überwunden<br />

haben und Bildung nicht mehr <strong>der</strong> Klostergemeinschaft<br />

vorbehalten sein darf. Unsere Schule ist offen und am<br />

Puls <strong>der</strong> Zeit. Aber ein bestimmtes Mass an Weltabwendung<br />

scheint auch heute notwendig zu sein, wenn sie glücken soll.<br />

Denn in Konkurrenz mit dem lauten Grundrauschen in den<br />

medialen Foren ist es nicht einfach, einen Raum <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />

zu schaffen. Das Erkennen ist auf Konzentration und<br />

Beschränkung angewiesen. Eine gewisse Kargheit <strong>der</strong> Umwelt<br />

ist notwendig, wenn es um Tiefe und nicht um oberflächliches<br />

Auswendiglernen o<strong>der</strong> belangloses Surfen über die Wellen des<br />

Wissens gehen soll. Die Schule darf nicht den Weg vieler Medien<br />

einschlagen, die lediglich Content vermitteln, also Inhalt<br />

ohne Gehalt transportieren. Lehrer sind keine «Contentprovi<strong>der</strong>»<br />

und Schüler keine Trichter, in die Bildung in <strong>Info</strong>rmationsbits<br />

abgefüllt werden kann.<br />

Wir haben in unseren Schulzimmern – dies sei als Randnotiz<br />

erwähnt – eine «Handybox» eingeführt. Die Schachtel dient<br />

<strong>der</strong> temporären Aufbewahrung <strong>der</strong> Geräte, mit denen wir zunehmend<br />

verwachsen sind, damit die leisen, aber machtvollen<br />

Vibrationen <strong>der</strong> wichtigen und unwichtigen Messages wenigstens<br />

für kurze Zeit ihrer Wirksamkeit beraubt werden.<br />

«Wer geht, <strong>der</strong> sieht im Durchschnitt anthropologisch und<br />

kosmisch mehr, als wer fährt», sagte <strong>der</strong> Schriftsteller und Gelehrte<br />

Johann Gottfried Seume im frühen 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, als<br />

er langsames Reisen propagierte und sich von <strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />

von Pferd und Wagen distanzierte: «Ich bin <strong>der</strong> Meinung,<br />

dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge.»<br />

Dasselbe kann wohl heute für das Lernen gesagt werden: Das<br />

Gelände <strong>der</strong> Wissenschaften will nicht überflogen, son<strong>der</strong>n<br />

durchwan<strong>der</strong>t werden. Wir brauchen Zeit für die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> eigenen Art <strong>der</strong> Anschauung und <strong>der</strong> Bereitschaft, den<br />

Moment des Erkennens zu packen – wie einen Moment des<br />

Glücks. Wer rasch schaut und rasch urteilt, mag Eindruck heischen,<br />

aber er urteilt nicht zwingend richtig. Erst <strong>der</strong> Zweifel,<br />

die Genauigkeit, die Fähigkeit des Hinterfragens machen den<br />

Menschen aus und ermöglichen Fortschritt.<br />

Der Philosoph Paul Virilio behauptet, dass das Endstadium in<br />

<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> permanenten Beschleunigung ein Zustand<br />

des «rasenden Stillstands» sein werde. Die Menschheit habe<br />

mit <strong>der</strong> zunehmenden Geschwindigkeit auch fortwährend an<br />

Macht gewonnen – mit <strong>der</strong> Zähmung <strong>der</strong> Pferde, <strong>der</strong> Eisenbahn,<br />

dem Auto und dem Flugzeug. Das «Erreichen von Echtzeit»<br />

mit den neuen Übertragungstechnologien habe nun aber<br />

eine «neue Ohnmacht» zur Folge: «Nach jahrtausendelangem<br />

Beschleunigungsfortschritt droht eine totale Regression:<br />

Reglos dasitzend und lichtsensibel auf das Geflimmer auf dem<br />

Bildschirm reagierend, wird <strong>der</strong> künftige Mensch als Hybride<br />

von Pflanzen vegetieren.»<br />

So schlimm muss es nicht kommen, dem Kulturpessimismus<br />

wollen wir uns nicht hingeben, aber wir sollten <strong>der</strong> Zeit und<br />

<strong>der</strong> Langsamkeit in <strong>der</strong> Bildung erhöhte Achtsamkeit schenken.<br />

Unsere neuen Schülerinnen und Schüler könnten jetzt in<br />

die Arbeitswelt eintreten o<strong>der</strong> zielgerichtet auf einen Beruf<br />

hin lernen. Der Umstand, dass sie sich für weitere Jahre <strong>der</strong><br />

Schule entschieden haben, für das weite Feld <strong>der</strong> Sprachen,<br />

Mathematik, Natur- und Gesellschaftswissenschaften, Kunst<br />

und Sport, eröffnet ihnen eine grosse Chance für ihre Bildung.<br />

Wir wünschen ihnen dafür alles Gute!<br />

Christoph Wittmer, Rektor


4 kenzeichen 2/13<br />

Berichte<br />

Mit 4000 Schritten durch den Tag<br />

Es ist kurz nach sieben. Ich sitze in <strong>der</strong><br />

S8, zücke das iPhone aus <strong>der</strong> Jackentasche<br />

und aktiviere ein App, dass sich<br />

«Moves» nennt. Denn heute und in den<br />

nächsten zwei Tagen will ich es wissen<br />

– wie viele Schritte legt eine Schülerin<br />

täglich an <strong>der</strong> KEN zurück?<br />

Kurz nachdem ich den Zug verlassen habe,<br />

sehe ich schon die steile Treppe vor mir,<br />

die vom Perron zur Be<strong>der</strong>strasse führt. In<br />

Anbetracht des Gerangels vor mir leidet<br />

meine Motivation ein bisschen, doch ich<br />

beisse die Zähne zusammen und kämpfe<br />

mich in <strong>der</strong> Menge die schmale Treppe<br />

hoch. Schon jetzt bin ich erschöpft. Ich<br />

weiss jedoch, dass noch viele Stufen an<br />

diesem Tag auf mich warten.<br />

Kaum habe ich einige Schritte auf dem<br />

Gelände <strong>der</strong> <strong>Kantonsschule</strong> getan, erblicke<br />

ich schon die nächste Treppe vor<br />

mir. Noch immer sehr träge – schliesslich<br />

zeigen viele Studien, dass <strong>der</strong> frühe<br />

Schulbeginn nicht jugendgerecht ist<br />

bzw. einer Jugendquälerei gleichkommt<br />

– schleppe ich mich auch diese 39 Stufen<br />

hinauf. Wenn ich links und rechts<br />

zur Seite blicke, merke ich, dass ich<br />

nicht die Einzige bin, die unter dem gut<br />

schweizerischen Früh-aus-den-Fe<strong>der</strong>n-<br />

System leidet.<br />

Bald taucht <strong>der</strong> Eingang des Schulhauses<br />

vor mir auf, was mich mit einer gewissen<br />

Erleichterung erfüllt. Doch kaum habe<br />

ich das Scha<strong>der</strong>sche Gebäude betreten,<br />

erkenne ich schon mein nächstes Hin<strong>der</strong>nis:<br />

30 Stufen <strong>der</strong> Treppe, die in das<br />

erste Stockwerk hochführt. Ich werfe einen<br />

Blick in meine Schultasche und stelle<br />

fest, dass ich meine Mathe-Unterlagen<br />

dabei habe. Das ist gut so, denn nun bleiben<br />

mir 27 weitere Stufen zum zweiten<br />

Stockwerk hoch erspart, wo ich mein<br />

Kästchen habe. Fünfundvierzig Minuten<br />

später bringt mir mein gutes Vorausdenken<br />

allerdings nichts mehr, und<br />

ich steige die 27 Stufen zu meinem Spind<br />

hoch. Spätestens jetzt überlege ich mir,<br />

wie viele Meter ich an diesem Tag noch<br />

gehen und wie oft ich mich zu einer<br />

Selbstverschiebungsanstrengung überwinden<br />

muss. Fünf verschiedene Fächer<br />

stehen noch auf dem Programm, und<br />

ich male mir aus, dass noch ein kleiner<br />

Marathon auf mich wartet. Gleichzeitig<br />

mischt sich <strong>der</strong> Gedanke in die Betrachtung<br />

ein, dass es mir ganz gut tut, mich<br />

zwischen den Stunden zu bewegen.<br />

Denn nur schon mit kleinen Aktivitäten<br />

regen wir unser Gehirn wie<strong>der</strong> an. Eine<br />

Einsicht, die mir sogleich ein bisschen<br />

Auftrieb verleiht.<br />

Am Abend dann <strong>der</strong> Blick auf das iPhone:<br />

Den gefühlten zig Kilometern stehen<br />

nur gerade 4000 Schritte gegenüber. Ich<br />

bin ein wenig enttäuscht. Nur so wenig?<br />

Denn 4000 Schritte entsprechen etwa<br />

zweieinhalb Kilometern.<br />

An den folgenden zwei Schultagen wie<strong>der</strong>hole<br />

ich das Experiment, einmal<br />

lege ich 2300 und das an<strong>der</strong>e Mal 5633<br />

Schritte zurück. Eigentlich habe ich<br />

mehr erwartet, doch wenn ich noch<br />

die Anstrengungen für den Schulweg<br />

und weitere Aktivitäten des Tages hinzurechnen<br />

würde, ergäbe das sicherlich<br />

eine sportlichere Gesamtbilanz. Eines<br />

aber hat das Experiment bewirkt: Ich<br />

weiss jetzt, dass <strong>der</strong> Weg zum Kästli<br />

nicht wirklich viele Schritte abverlangt,<br />

ein o<strong>der</strong> zwei Gänge mehr nicht schaden<br />

und meine Fitness durchaus för<strong>der</strong>n.<br />

Viviane Reichenstein (W2a)


5<br />

Herr <strong>der</strong> Fliegen –<br />

ein Klassiker<br />

frei inszeniert<br />

Fotos Giorgio Zambrino und Andreas Haag<br />

Gespannt nehme ich in <strong>der</strong> Aula Platz<br />

und blicke auf die Bühne. «Wie wird<br />

<strong>der</strong> Theatergruppe die Umsetzung<br />

des Romans gelingen?», frage ich<br />

mich – denn ich habe den Bestseller von William Golding<br />

gelesen, habe eine klare Vorstellung des Stoffes<br />

und kenne die Absicht des Teams, das gemäss Plakat<br />

die Handlung nicht eins zu eins übernimmt, son<strong>der</strong>n<br />

daraus frei ein Theaterstück gestaltet. Ich freue mich<br />

auf eine interessante Inszenierung und schliesse aus<br />

den auf die Bühne gerichteten Blicken, dass es an<strong>der</strong>en<br />

ebenso ergeht.<br />

Es wird dunkel, <strong>der</strong> Vorhang öffnet sich, das Publikum<br />

raunt. Beim Bühnenvorbau fängt ein Licht an<br />

zu brennen, eine Gestalt bewegt sich hastig umher,<br />

man hört Flugzeuggetöse. Dann erneut Dunkelheit.<br />

Plötzlich machen sich einige Personen links von <strong>der</strong><br />

Tribüne bemerkbar: «Rupe hat gesagt, wir sollten uns<br />

nicht zu weit vom Flugzeug entfernen.» – Das Theaterspektakel<br />

beginnt.<br />

Die jugendlichen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes<br />

finden sich auf einer Insel wie<strong>der</strong> – von<br />

<strong>der</strong> Zivilisation abgeschottet und lediglich durch<br />

ein halbwegs funktionstüchtiges Funkgerät mit <strong>der</strong><br />

Aussenwelt verbunden. Sogleich bilden sich zwei<br />

Gruppen – jene des Schulsprechers Rupert (Malte<br />

Seiwerth) zum einen, die Gruppe <strong>der</strong> rebellischen<br />

Lavinia (Kiki Karpf) und ihres Freundes James bzw.<br />

Jamie (Ronen Fischer) zum an<strong>der</strong>en.<br />

Die Jugendlichen werden nun mit verschiedenen Widrigkeiten<br />

konfrontiert: Eine Mitschülerin wird schwerverletzt<br />

aufgefunden und stirbt; ein unbekanntes<br />

Wesen bestiehlt die Schlafenden und versetzt sie in<br />

Angst und Schrecken, wird schliesslich gejagt und getötet<br />

– es erweist sich, dass es sich dabei um einen<br />

zurückgelassenen Küchengehilfen (Francisco Aguirre,<br />

Bild) handelt; Energiereserven und Essensvorräte<br />

sind knapp, Querelen und Machtkämpfe eskalieren, die<br />

Gewaltbereitschaft steigt und droht in gegenseitiges<br />

Vernichtungsgebaren umzukippen.<br />

Das ganze Stück gefällt mir bis anhin, positiv finde<br />

ich die temporeiche, dichte Inszenierung und mir ist<br />

bislang noch keine Sekunde langweilig geworden. Gespannt<br />

warte ich auf die Umsetzung jener Szene, in <strong>der</strong><br />

im Roman von William Golding ein Schweinekopf als<br />

Schutzgötze installiert wird und ein Kind mit ihm ein<br />

verstörendes Fantasiegespräch über die Frage des Bösen<br />

im Menschen führt. Ein Gespräch, das diesem Jun-


6 kenzeichen 2/13<br />

Schneeplausch –<br />

gen klarmacht, dass die Gruppe<br />

sich in einen fürchterlichen Mob<br />

verwandeln könnte, und zur Kernfrage<br />

führt: «Sind wir nicht alle<br />

von Grund auf böse?»<br />

Ein bisschen enttäuscht bin ich,<br />

dass dieser Frage im Stück nicht<br />

das gleiche Gewicht wie im Roman<br />

zugemessen wird. Während in <strong>der</strong><br />

Originalgeschichte <strong>der</strong> erste Mord<br />

in einem ekstatischen Rausch geschieht,<br />

die Guten über das Böse<br />

nachdenken und in <strong>der</strong> Folge von<br />

den Bösen getötet, verjagt o<strong>der</strong><br />

gefügig gemacht werden, wird auf<br />

<strong>der</strong> Bühne nur <strong>der</strong> Küchengehilfe<br />

umgebracht, und <strong>der</strong> ekstatische<br />

Rausch ist nicht ganz fassbar.<br />

Auch bin ich ein wenig überrascht<br />

vom plötzlichen Ende – kurz bevor<br />

die beiden Gruppen übereinan<strong>der</strong><br />

herfallen, tritt <strong>der</strong> Geist<br />

<strong>der</strong> verstorbenen Gwen (Nora<br />

Büsser) auf und stiftet mit ihrem<br />

engelsähnlichen Gesang Frieden:<br />

Beide Parteien kommen zur<br />

Vernunft und wachsen wie<strong>der</strong> zu<br />

einer Gemeinschaft zusammen.<br />

Offen bleibt dabei <strong>der</strong> Ausgang<br />

<strong>der</strong> Geschichte, man weiss nicht,<br />

ob die jungen Menschen von <strong>der</strong><br />

Insel gerettet werden, wie das im<br />

Originalstoff <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Aufgefallen sind mir allgemein<br />

die Schauspielkünste <strong>der</strong> Schüler/innen.<br />

Ich habe eine passable<br />

Aufführung erwartet, bin aber<br />

positiv überrascht worden, denn<br />

es gibt einige Akteure, denen ich<br />

die gespielten Emotionen richtig<br />

abnehme. Sie wirken nicht aufgesetzt,<br />

son<strong>der</strong>n natürlich – eine<br />

Leistung, die beachtenswert ist<br />

und auf die wohl gezielt und erfolgreich<br />

unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

Michael Aeschbach, Daniel Hajdu<br />

und Sandro Paproth hingearbeitet<br />

worden ist.<br />

Fazit: ein gelungenes Theaterstück<br />

mit überraschend guter Besetzung,<br />

das vielleicht doch den<br />

einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en zum Nachdenken<br />

gebracht hat.<br />

Clio Huber (W2d)<br />

Sonntag, 10. Februar: Die<br />

Sportferien sind einen<br />

Tag alt, und ich stehe auf<br />

dem Parkplatz einer völlig<br />

verlassenen <strong>Kantonsschule</strong>. Lebhaft<br />

ist es einzig vor einem Reisebus – es ist<br />

<strong>der</strong> Car <strong>der</strong> Eurobus-Reiseunternehmung,<br />

<strong>der</strong> uns ins Bündnerland bringen soll, wo<br />

das diesjährige Schneesportlager in Lenzerheide<br />

stattfinden wird. Ich begrüsse<br />

meine Freundin Melanie, mit <strong>der</strong> ich einst<br />

zusammen in <strong>der</strong> Klasse war, und wir begutachten<br />

unser voluminöses Reisegepäck,<br />

um darüber Witze zu reissen und zu<br />

lachen. Bald gilt es einzusteigen, und die<br />

Fahrt ins Skigebiet beginnt. Noch sind die<br />

einzelnen Gruppen in sich geschlossen,<br />

das aber wird sich bald än<strong>der</strong>n, und neue<br />

Freundschaften werden sich ergeben.<br />

Nach einer etwa zweistündigen Fahrt hält<br />

<strong>der</strong> Bus in Lenzerheide vor dem Gasthaus<br />

Sanaspans. Wir steigen aus und beziehen<br />

unsere Unterkunft – ein Viererzimmer, das<br />

Melanie und ich mit zwei Schülerinnen aus<br />

einer dritten Klasse teilen. Uns fällt auf:<br />

Die Platzverhältnisse sind grosszügig und<br />

die Betten we<strong>der</strong> zu hart noch zu weich.<br />

Wir verstauen unser Gepäck und richten<br />

uns ein. Dann heisst es: Abendessen und<br />

Ausklingenlassen des Tages.<br />

Montagmorgen, es ist 07.30 Uhr, ich sitze<br />

mit Melanie am Frühstückstisch, verzichte<br />

auf den Standardbrotaufstrich (die ganze<br />

Woche Aprikosenkonfitüre) und trinke<br />

Kaffee, um mich für das bevorstehende<br />

Schneevergnügen zu beleben. Eine Dreiviertelstunde<br />

später stehe ich zusammen<br />

mit allen an<strong>der</strong>en Teilnehmer/innen des<br />

Lagers an <strong>der</strong> Haltestelle des Ortsbusses,<br />

<strong>der</strong> uns zur Talstation des Valbella-Skilifts<br />

fährt. Da das Wetter nicht gerade mitspielt<br />

– es ist eiskalt, heftiger Wind weht<br />

und dicker Nebel hüllt die Landschaft in<br />

trübes Grau –, pflegen wir an diesem Tag<br />

die Geselligkeit hauptsächlich in den Skihütten.<br />

Einige verlassen das Skigebiet<br />

und verbringen den Nachmittag im dampfend-warmen<br />

Wasser eines Freibades. Ein<br />

paar Hartgesottene aber, darunter auch<br />

ich, profitieren von den idealen Schneeverhältnissen,<br />

den leeren Pisten und den<br />

fehlenden Schlangen vor den Liften und<br />

carven die Hänge hinunter.<br />

Um 19.00 Uhr sitzen schliesslich alle wie<strong>der</strong><br />

im Gasthaus, lassen sich einen eher


Sportferien 2013<br />

mittelmässigen Znacht schmecken und planen<br />

den weiteren Abend. Einige entscheiden sich<br />

für einen Barbesuch o<strong>der</strong> ein Kartenspiel, an<strong>der</strong>e<br />

ziehen sich zurück und machen es sich<br />

mit iPhone und Böxchen im Kreise von Freunden<br />

irgendwo gemütlich.<br />

Zu unserem Erstaunen putzen in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />

Woche zum ersten Mal Sonnenstrahlen den Nebel<br />

weg. Ich sitze schon um halb acht munter<br />

am Frühstückstisch und rege mich nicht über<br />

die Aprikosenkonfitüre auf. An diesem Tag<br />

zeigt sich <strong>der</strong> Himmel von seiner schönsten<br />

Seite, und wir geniessen Abfahrten im neuen<br />

Pulverschnee. Auch wenn ich noch ein wenig<br />

ungeschickt meine Spur ziehe, macht es riesen<br />

Spass, einmal nicht auf <strong>der</strong> perfekt präparierten<br />

Piste zu fahren. Immer mehr entwickeln<br />

meine Freundinnen und ich das Gefühl für die<br />

richtigen Schwünge und für das Gleiten durch<br />

den leichten Schnee. Auch einen steilen Abschnitt<br />

auf <strong>der</strong> Stätzerhorn-Abfahrt meistern<br />

wir mit Bravour, obschon die stark abfallende<br />

Passage einige unserer Gruppe beträchtlich<br />

Überwindung kostet. Das Bil<strong>der</strong>buchwetter<br />

zieht immer mehr Ski- und Snowboardfahrer<br />

an. Wer sich nicht bei den Schanzen, Rails und<br />

Boxen des Funparks o<strong>der</strong> im Neuschnee vergnügt,<br />

muss die Piste mit unzähligen an<strong>der</strong>en<br />

Schönwettertouristen teilen. Am Abend dann<br />

die Fackelabfahrt. Nach einem Fondueessen<br />

in <strong>der</strong> Skihütte Scharmoin fahren wir auf einer<br />

Waldpiste nach Lenzerheide hinunter. Damit<br />

wir die Jacken nicht beschädigen, stülpen<br />

wir Plastiksäcke über unsere Ärmel. Während<br />

<strong>der</strong> Abfahrt jedoch konzentriere ich mich<br />

sehr aufs Fahren, so dass ich nicht merke, wie<br />

schnell die Fackel runterbrennt und meinen<br />

Handschuh schwärzt. Noch rechtzeitig werfe<br />

ich die Fackel zu Boden. An<strong>der</strong>en ergeht es<br />

ähnlich, so dass bald nur noch wenige mit Feuer<br />

unterwegs sind und wir uns bei spärlichem<br />

Licht orientieren müssen.<br />

Der Rest <strong>der</strong> Woche ist wie im Flug vorbei –<br />

erwähnenswert ist sicher noch das Ski- und<br />

Boar<strong>der</strong>cross-Rennen am Donnerstag, an dem<br />

Rachel Moser (N2a) und Fabio Cavelti (W1c)<br />

den zweiten bzw. dritten Platz belegen und<br />

sich damit für die Schweizer Meisterschaft<br />

qualifizieren.<br />

Nächstes Jahr findet das Lager erneut statt.<br />

Ich werde es vermutlich nicht verpassen, meinen<br />

Namen wie<strong>der</strong> auf die Teilnehmer/innen-<br />

Liste zu setzen.<br />

Viviane Reichenstein (W2a)<br />

Akzentmodul: Energiewoche<br />

Jedes Jahr, kurz vor den Sommerferien, findet für die zweite Akzentklasse<br />

eine Energiewoche statt. Experimente rund ums Thema<br />

Energie, Diskussionen mit Fachleuten, Theoriestunden und eine<br />

Exkursion stehen auf dem Programm.<br />

Wir sitzen am Montagmorgen im Zimmer N33, gespannt auf das,<br />

was uns erwartet, und eine freudige Stimmung herrscht. «Was ist<br />

Energie und welche Eigenschaften hat sie?» Mit dieser Frage starten<br />

wir in den Tag. Die Theoriestunde erleichtert uns das Verständnis <strong>der</strong> folgenden<br />

Experimente, unser Wissen wird aufgefrischt und ergänzt.<br />

Energie erlaubt es, Arbeit zu verrichten und Wärme zu erzeugen. Energieübertragung<br />

kann durch Arbeit o<strong>der</strong> Wärme geschehen. Arbeit überträgt die Energie<br />

mittels Kraft von einem Objekt zum an<strong>der</strong>en, Wärme wie<strong>der</strong>um ist die Übertragung<br />

von Energie durch Temperaturunterschiede. Oftmals wird die Energie bei <strong>der</strong><br />

Übertragung umgewandelt. Eine Glühbirne nimmt zum Beispiel elektrische Energie<br />

auf und gibt thermische ab; je weniger elektrische Energie eingesetzt werden<br />

muss, damit die Glühbirne hell leuchtet, desto effizienter ist diese Glühbirne. Eine<br />

Messgrösse hierbei ist <strong>der</strong> Wirkungsgrad. Je höher er ist, desto weniger Energie geht<br />

verloren – verloren im Sinne, dass <strong>der</strong> Mensch diesen Energieanteil nicht mehr direkt<br />

nutzen kann, weil er zum Beispiel zu Wärme geworden ist.<br />

Eine effiziente Nutzung spielt für den Menschen eine wichtige Rolle. Allerdings<br />

sollte nicht nur die Effizienz, son<strong>der</strong>n auch die Nachhaltigkeit bei <strong>der</strong> Energiewand-<br />

7


8<br />

lung beachtet werden. Ein Vertreter von myclimate,<br />

Herr Dominik Mösching, möchte uns die Wichtigkeit<br />

dieses Gedankens mittels eines Spiels näherbringen:<br />

Es heisst triCO2lor und besteht aus einem Spielbrett<br />

und einer virtuellen Darstellung des Weltklimas im<br />

Internet. Die Aufgabe ist es, Geld sinnvoll in Energieträger<br />

und -wandler zu investieren. Zur Auswahl<br />

haben wir fossile, effiziente und erneuerbare Energie.<br />

Die Umweltbilanz wird nach einem Durchgang an die<br />

nächstfolgende Generation weitergegeben. Schnell bemerken<br />

wir, dass das Handeln unserer Vorfahren einen<br />

entscheidenden Einfluss auf unser Spiel hat. Wir<br />

diskutieren hitzig über die verschiedenen Motive, die<br />

unsere Investitionsentscheidungen steuern. Schnell<br />

bemerken wir, dass es scheinbare Konflikte zwischen<br />

ökologischen und ökonomischen Zielen gibt. Während<br />

die einen ihr Geld in die teure erneuerbare Energie<br />

investieren und darauf spekulieren, dass sie günstiger<br />

wird, kaufen die an<strong>der</strong>en fossile Brennstoffe, die<br />

zu Beginn noch einen relativ tiefen Preis haben. Zum<br />

Schluss des Vormittags besprechen wir, was uns das<br />

Spiel gelehrt hat und sind uns über eine Botschaft einig<br />

: dass wir gemeinsam viel erreichen können und<br />

die Verantwortung tragen, unseren folgenden Generationen<br />

eine intakte Umwelt zu überlassen.<br />

Doch was bedeutet diese Erkenntnis konkret für den<br />

Alltag? Das Ziel ist, dass wir in <strong>der</strong> Schweiz unsere<br />

CO 2 -Emissionen bis 2050 pro Kopf von etwa 7 Tonnen<br />

Kohlendioxid pro Person und Jahr auf einen Wert von<br />

1–2 Tonnen senken. Alleine effiziente Energiewandler<br />

reichen dazu nicht aus. Wir müssen zusätzliche Alternativen<br />

zur jetzigen Energiepolitik finden. Es ist zum<br />

Beispiel notwendig, dass die Technik <strong>der</strong> erneuerbaren<br />

Energieträger optimiert und perfektioniert wird.<br />

Aber auch jede Privatperson kann zum Umweltschutz<br />

beitragen, indem sie mit <strong>der</strong> Bahn reist und auf Flüge<br />

und Autofahrten verzichtet o<strong>der</strong> saisonale und lokale<br />

Produkte kauft. Herr Mösching gibt uns das Gefühl,<br />

dass je<strong>der</strong> von uns Verantwortung trägt, und mit diesem<br />

Gedanken verlassen wir das Schulzimmer und<br />

geniessen ein köstliches Mittagessen.<br />

Am Nachmittag führen wir erneut Experimente<br />

durch, und es fällt uns immer leichter, die Fragen aus<br />

Physik und Chemie während <strong>der</strong> Versuche zu beantworten.<br />

So können wir zum Beispiel innert Kürze erklären,<br />

warum sich ein Taschenwärmer (Posten 29)<br />

erhitzt: Wird das Metallplättchen im Innern geknickt,<br />

wandelt sich chemische Energie des gelösten Salzes<br />

beim Auskristallisieren in thermische Energie um –<br />

es wird Gitterenergie bei <strong>der</strong> Bildung des Ionengitters<br />

frei. Wie<strong>der</strong> haben wir etwas dazu gelernt und verstehen<br />

unseren Alltag besser!<br />

Die Energiewoche bietet uns vieles. Neben all dem, was<br />

wir lernen, haben wir auch ausgesprochen viel Spass.<br />

Die Experimente sind vielfältig und wir profitieren von<br />

dem Engagement unserer Lehrpersonen. Alles in allem<br />

ziehen wir eine positive Bilanz, und alle folgenden Akzentklassen<br />

können sich auf dieses Modul freuen.<br />

Sara Salzmann, Arabella Fristensky (A2a)<br />

Individual Reading<br />

Project A1a and N1d<br />

After having read a book in class I asked my first year students to<br />

choose a book they were interested in and write about it as part<br />

of a project. Everybody had to choose a different book and we<br />

ended up with a large variety of novels, from science-fiction to<br />

vampire stories, war reports, children’s stories and classics. The<br />

students read and analyzed their novels and wrote about different<br />

aspects, such as the beginning of the book, the characters or the<br />

tension, and finished by writing a review of the book. Here is a<br />

selection of the novels they chose and the reviews they wrote.<br />

Rahel Sieber (Englisch)<br />

The Hunger Games by<br />

Suzanne Collins<br />

von Chiara Carrel (N1d)<br />

The book The Hunger Games is about<br />

a girl called Katniss and a boy called<br />

Peeta. They grow up in the same district.<br />

Katniss lives with her mother and<br />

her younger sister Prim and Peeta is a<br />

baker’s son. Every year the authorities<br />

organize «hunger games» and this year<br />

Katniss and Peeta find themselves in an<br />

arena where they have to fight hard to<br />

survive. They encounter many adventures<br />

before and also during the games.<br />

I would definitely recommend this book<br />

to those who like fantasy and action stories.<br />

There is also romance in it and so<br />

the novel is much more romantic than<br />

other books like this. When I was reading<br />

it, I could feel the emotions of all characters<br />

and I could imagine how they cope<br />

with their fear. It’s such a catchy story<br />

that you can’t stop reading anymore. You<br />

won’t regret your choice at all.<br />

The No.1 Ladies’ Detective Agency<br />

by Alexan<strong>der</strong> McCall Smith<br />

von Doriana Sabbatini (N1d)<br />

In the novel The No.1 Ladies’ Detective<br />

Agency a lady detective solves many<br />

different cases. For example, Madam<br />

Ramotswe has to follow a strange person,<br />

find a missing boy or bring back a<br />

stolen car to its owner. Madam Ramotswe<br />

is very brave and likeable, but she<br />

lives alone. The story takes place in<br />

Botswana in Africa. The scenic landscape<br />

is described in many details and<br />

the book lets you dream about Africa.<br />

I would recommend this book to someone<br />

who likes detective stories because it is<br />

exciting how the main character solves<br />

the cases and how African life works.<br />

The Awakening by L.J. Smith<br />

von Flavia Rosenau (A1a)<br />

My book is about the love story of Elena<br />

and Stefan. She is a normal girl and<br />

lives in a small town. Stefan comes from<br />

Italy, where he was born many years<br />

ago, and is a vampire. They get to know<br />

each other, she finds out his secret and<br />

finally they fall in love.


9<br />

Kein Luftschloss neben <strong>der</strong> KEN<br />

But during this time some people are<br />

killed in town. At first everyone believes<br />

it was Stefan and even he thinks he could<br />

be the perpetrator because he has strange<br />

blackouts. In truth the mur<strong>der</strong>er is Damon,<br />

Stefan’s brother. He also wants to<br />

kill Stefan to be with Elena himself.<br />

The book is thrilling and I liked it very<br />

much. The whole story is very sinister.<br />

There are many interesting, but unfortunately<br />

no funny parts in it.<br />

This book is a good read for people who<br />

are into fantasy and mystery. Because I<br />

think boys don’t really like romances, I<br />

recommend it to girls, who will probably<br />

enjoy it.<br />

The Fault in our Stars by John Green<br />

von Linda Kleiner (N1d)<br />

John Green’s The Fault in our Stars is about<br />

Hazel suffering form cancer, who meets<br />

Augustus Waters at the Support Group.<br />

They become friends and later lovers. Together<br />

they fly to Amsterdam to meet the<br />

author of Hazel’s favourite book. But fate<br />

isn’t in their favour.<br />

I would recommend the book because I<br />

really like the mix of drama, romance and<br />

comedy. If you read the book, you’ll cry,<br />

but a few pages later you’ll laugh. I give<br />

the book a five star rating. I think it depends<br />

on your own attitude to cancer if<br />

you take a liking to the book.<br />

Es ist Dienstagnachmittag und<br />

meine Klasse hat einen Aufsatz<br />

zu schreiben. Draussen ist<br />

alles grau und nass, weshalb<br />

sich mein Enthusiasmus in Grenzen hält. Als<br />

das Themenblatt vor mir liegt, will mir nichts<br />

Brauchbares einfallen. Verzweifelt auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach Inspirationen, lasse ich meinen Blick<br />

durchs Schulzimmer gleiten. Doch ich nehme<br />

nur meine Mitschüler wahr, die anscheinend<br />

mit viel Ideenreichtum wie wild ihre Texte<br />

tippen. Ich wende mich wie<strong>der</strong> dem Fenster<br />

zu und sehe plötzlich, wie es sich wuchtig vor<br />

mir auftürmt und alles um sich in den Schatten<br />

stellt: das Schloss Sihlberg. Ich frage mich,<br />

welcher vornehme Fürst mit seiner Anhängerschaft<br />

darin gehaust hat und welchem wohlhabenden<br />

CEO es wohl heute gehört. Meine<br />

Fantasie arbeitet auf Hochtouren und vor meinem<br />

geistigen Auge entsteht das Innenleben<br />

des Prunkbaus. Ich lasse die Bil<strong>der</strong> in den Text<br />

einfliessen und die Wörter schreiben sich wie<br />

von selbst.<br />

Tatsächlich stand die Villa, die von <strong>der</strong> Familie<br />

Hürlimann erbaut worden war, jahrelang leer<br />

und mo<strong>der</strong>te vor sich hin. Im Jahre 2005 erwarb<br />

<strong>der</strong> Schweizer Architekt Edward Schwyn<br />

das 4000m 2 umfassende Anwesen für eine<br />

Summe von 7.5 Millionen Schweizer Franken.<br />

Doch werfen wir einen Blick auf den Ursprung<br />

dieses Prachtgebäudes: Im Jahre 1897 erteilte<br />

die Familie Hürlimann, <strong>der</strong> zu dieser Zeit die<br />

grösste Bierbrauerei <strong>der</strong> Schweiz gehörte,<br />

zwei Schweizer Architekten den Auftrag, einen<br />

prunkvollen Familien- und Firmensitz ganz in<br />

Link für Interessierte in Sachen Neubau rund um das Schloss Sihlberg: www.prolex.ch


10 kenzeichen 2/13<br />

<strong>der</strong> Nähe ihrer Brauerei zu erbauen.<br />

Nach <strong>der</strong> Fusion <strong>der</strong> Hürlimann Brauerei<br />

mit Feldschlösschen in den 90er<br />

Jahren stand das Anwesen jahrelang<br />

leer und verkam bedauerlicherweise<br />

nach und nach.<br />

Mein Aufsatz ist beinahe fertig. Ich<br />

erlaube es mir, noch ein bisschen<br />

gedanklich abzuschweifen und stelle<br />

mir vor, dass ich auf steilen Wendeltreppen<br />

die kleinen Schlosstürmchen<br />

hinaufsteige, mir von oben einen<br />

Überblick über die ganze Stadt verschaffe<br />

und mit meinem Feldstecher<br />

das Treiben des normalen Volks beobachte.<br />

Doch zurück in die Realität und<br />

Gegenwart. Das Schloss Sihlberg wurde<br />

einer Renovation unterzogen und erscheint<br />

nun in neuem Glanz. Der Inhaber<br />

selbst machte es sich zur Aufgabe,<br />

die Innenarchitektur zu gestalten,<br />

wobei er mit viel Feingefühl versuchte,<br />

alte und neue Elemente harmonisch<br />

zu verbinden. Da das Anwesen<br />

im Jahre 2007 unter Denkmalschutz<br />

gestellt wurde, gab es immer wie<strong>der</strong><br />

Rechtsstreite, welche die Renovation<br />

behin<strong>der</strong>ten. Erfreulich ist heute,<br />

dass das Grundstück für diverse private<br />

und öffentliche Anlässe gemietet<br />

werden kann und nun auch Menschen,<br />

die bis anhin das Schloss nur von aussen<br />

bestaunen durften, für kurze Zeit<br />

darin hausen können wie ein König<br />

auf seiner Hochburg.<br />

Doch ob von diesem Angebot noch<br />

lange Gebrauch gemacht werden<br />

kann, ist ungewiss, denn das Verwaltungsgericht<br />

hat entschieden, dass<br />

sich fortan nicht mehr als 15 Personen<br />

auf einmal in <strong>der</strong> Villa aufhalten<br />

dürfen. Schwyn, <strong>der</strong> mit öffentlichen<br />

Anlässen das Haus beleben will, lässt<br />

das nicht auf sich sitzen und ist gewillt,<br />

den Fall bis vor Bundesgericht<br />

zu ziehen. Er scheint ohnehin von<br />

den Rechtsprechern nicht verwöhnt<br />

zu werden – ein geplanter Neubau auf<br />

dem Grundstück wurde vom Verwaltungsgericht<br />

abgelehnt.<br />

Ein Ende des Rechtsstreits ist noch<br />

nicht in Sicht und Weiteres darüber<br />

wird gewiss bald in <strong>der</strong> Presse herumgereicht.<br />

Doch ganz egal, was noch<br />

geschieht mit diesem wun<strong>der</strong>vollen<br />

Schloss, es hat mich sehr inspiriert,<br />

und ich hoffe, dass es auch noch die<br />

Fantasie vieler an<strong>der</strong>er KEN-Schüler/<br />

innen anregen wird.<br />

Basil Pfändler (N2b)<br />

Sola-Stafette –<br />

die beste <strong>Kantonsschule</strong><br />

Fünfhun<strong>der</strong>tdreizehn – achtundachtzig<br />

– dreihun<strong>der</strong>tsechsundvierzig –<br />

siebenhun<strong>der</strong>tsieben… – aufgepasst!<br />

– …undsechzig – nein, doch noch nicht, Adrenalin<br />

wie<strong>der</strong> runter. Wann kommt mein<br />

Vorläufer? Vierhun<strong>der</strong>tzwanzig – achthun<strong>der</strong>tzweiunddreissig<br />

– siebenhun<strong>der</strong>tsiebenundsiebzig:<br />

ja! Es kann losgehen! Mit Startnummer<br />

777 erscheint mein Vorläufer Sascha<br />

auf dem Hönggerberg. Knapp 900 Sportler/<br />

innen warten an je<strong>der</strong> Übergabestelle – spannend<br />

und motivierend! Multipliziert man diese<br />

Zahl mit 14 (so viel machen in einem Team<br />

mit), so erhält man ein Total von über 12‘000<br />

Teilnehmern. Für mich geht‘s runter zum Irchel.<br />

Aber Vorsicht: langsam starten, sich von<br />

den vielen an<strong>der</strong>en Läuferinnen und Läufern<br />

nicht anstecken lassen. Rein in den Wald, wo<br />

die sintflutartigen Regenfälle <strong>der</strong> letzten Tage<br />

ihre Spuren hinterlassen haben. Ich bemühe<br />

mich, glitschige Stellen und Hin<strong>der</strong>nisse elegant<br />

zu überspringen. Die Luft ist frisch, die<br />

Temperaturen angenehm – perfektes Laufwetter.<br />

Über den Asphalt im Buchegg-Quartier<br />

wird das Laufen etwas mühsamer. Aber das<br />

Ziel naht! Kurz davor überholt mich noch ein<br />

Läufer – Frechheit! Ich setze zum Endspurt an<br />

– aber dann: Es zwickt. Humpelnd schleppe<br />

ich mich ins Ziel. Doch welche Überraschung:<br />

Ich werde von Hun<strong>der</strong>ten von Zuschauern angefeuert.<br />

Cool! So schön kann die Teilnahme<br />

an <strong>der</strong> SOLA-Stafette sein.<br />

SOLA-Feier<br />

Von meinen Erlebnissen erzählte ich ein paar<br />

Tage später an unserer Team-Feier. An diesem<br />

Anlass hatten wir wirklich Grund zum Jubeln.<br />

286 – 235 – 125 – 207 – so lauteten die Positionen<br />

unseres Teams «KENrenner» in den<br />

Ranglisten von 2008–2011. Im vergangenen<br />

Jahr schafften wir es erstmals, die Hun<strong>der</strong>termarke<br />

zu unterbieten: Rang 90. Toll! Schon vor<br />

dem grossen Tag spürte ich, dass wir ein gutes<br />

Team beisammen hatten, das etwas Aussergewöhnliches<br />

vollbringen würde. Doch all meine<br />

Erwartungen wurden übertroffen! Rang 47 !!!<br />

Ich muss mir diese Zahl im Mund zergehen<br />

lassen: siebenundvierzig! Wow! Grossartig!<br />

Vor uns lagen nur Spitzensport- o<strong>der</strong> Hochschulmannschaften.<br />

Wir waren bei weitem das<br />

beste Team einer <strong>Kantonsschule</strong>!<br />

Schüler besser als Lehrer<br />

Mit Olivia Gutzwiller (W3c), Adrian Schalbetter<br />

(W4c), Hannes Stünzi (W4c), Samira<br />

Spirig (W3c) und Patrik Kuster (W4e) hatten<br />

wir fantastische Läufer und Läuferinnen<br />

in unseren Reihen. Auch die ehemaligen


Maturitätsarbeiten –<br />

die besten des Jahrgangs<br />

11<br />

Schüler Daniel Schlatter und<br />

Sascha Gusev standen ihnen in<br />

nichts nach.<br />

Unter den Lehrern und Angehörigen<br />

glänzen konnten Peter<br />

Deller, Martina Büttner und<br />

Benno Käppeli. Dank ihren<br />

Leistungen glich sich die sportliche<br />

Bilanz <strong>der</strong> Lehrer (mit dabei<br />

waren auch noch: Roland Wirth,<br />

Alberto Kratter, Beat Mattle,<br />

Autor des Textes) jener <strong>der</strong><br />

Schüler/innen an.<br />

Alle konnten mit <strong>der</strong> eigenen Leistung<br />

zufrieden sein und verdienten<br />

sich ein Bier o<strong>der</strong> auch zwei an<br />

<strong>der</strong> Feier. Interessante und lustige<br />

Geschichten rund um den Laufanlass<br />

wurden von den «KENrennern»<br />

zum Besten gegeben. Aber<br />

auch an<strong>der</strong>e Themen kamen zur<br />

Sprache, so wurde über Wahlkurse,<br />

Mountainbikes, <strong>Info</strong>rmatikfirmen,<br />

Studiengänge und Arbeitswochen<br />

diskutiert. Wun<strong>der</strong>bar!<br />

Ein wenig blickten wir auch schon<br />

voraus. Am 17. Mai 2014 heisst es<br />

erneut: auf zur SOLA-Stafette!<br />

Sicher sind einige vom diesjährigen<br />

Team wie<strong>der</strong> dabei; ich hoffe<br />

auch, dass wir von Nachwuchsläufern<br />

<strong>der</strong> Kanti <strong>Enge</strong> verstärkt<br />

werden. Ob am Ende Rang 90,<br />

207 o<strong>der</strong> 286 verkündet wird, ist<br />

egal, wichtig sind das Erlebnis<br />

und die eigene Leistung. In diesem<br />

Sinne: Hopp «KENrenner»!<br />

Markus Meyer (Chemie)<br />

Jedes Jahr im Januar wartet unsere achtköpfige Jury gespannt darauf, welche Maturitätsarbeiten<br />

aufgrund <strong>der</strong> ausserordentlichen Leistung ihrer Verfasser bei uns eingereicht werden.<br />

Denn abgesehen davon, dass wir uns auf die Lektüre qualitativ hochstehen<strong>der</strong> Arbeiten freuen,<br />

gewährt unser Amt uns auch spannende Einblicke in fremde Klassen und Fachgebiete.<br />

Innert zwei Wochen lesen wir ca. 15 Abschlussarbeiten, die wir an einer Sitzung diskutieren – mit dem<br />

Ziel, die Anzahl auf ungefähr sechs zu reduzieren. Diese sechs dürfen ihre Untersuchungen o<strong>der</strong> kreativen<br />

Werke nach den Sportferien nochmals vor Lehrern, Mitschülern, Freunden und Familienangehörigen<br />

präsentieren. Im Anschluss werden alle empfohlenen Arbeiten gewürdigt und die betreffenden Schüler/<br />

innen erhalten einen Preis.<br />

Doch die Arbeit <strong>der</strong> Jury ist damit noch nicht getan. Denn nun müssen wir entscheiden, welche drei Arbeiten<br />

im Rahmen <strong>der</strong> kantonalen Ausstellung gezeigt werden und die Chance auf einen <strong>der</strong> fünf Hauptpreise<br />

im Wert von je tausend Franken erhalten sollen.<br />

Dieses Jahr haben wir uns für die beeindruckenden Leistungen von Irina Amstutz, Felix Hasler und Jasmine<br />

Jäggi entschieden. Beson<strong>der</strong>s stolz sind wir, dass sowohl Jasmine als auch Felix im kantonalen<br />

Wettbewerb gewonnen haben.<br />

Jasmin An<strong>der</strong>matt (Deutsch und Englisch)<br />

Auszüge aus Empfehlungsschreiben:<br />

Urs Albrecht (Deutsch und Latein)<br />

Irina Amstutz’ Maturitätsarbeit umfasst das Schreiben,<br />

die Inszenierung und die Aufführung eines<br />

Theaterstücks. In <strong>der</strong> Begleitschrift legt sie den<br />

Prozess von <strong>der</strong> Idee zum Schauspiel bis zum Verlauf<br />

<strong>der</strong> Theaterproben dar. Das thematisch interessante<br />

Stück «Mama und Pacha» handelt von <strong>der</strong><br />

Gefühlswelt einer jungen Frau, die lernen muss,<br />

mit dem Tod ihrer Mutter umzugehen, für den sie<br />

sich mitverantwortlich wähnt. Diese Achterbahn<br />

<strong>der</strong> Gefühle inszenierte Irina als intensives Kammerspiel<br />

mit drei Schauspielern; <strong>der</strong> Text und die<br />

Inszenierung ergänzen sich auf eindrucksvolle Art.<br />

Das in Mundart verfasste Stück weist starke Charaktere<br />

und überzeugende Dialoge auf. Sowohl<br />

Tochter Paula als auch ihre Mutter, die lediglich<br />

als Teil von Paulas Gedanken vorkommt, sind vielschichtige<br />

Persönlichkeiten mit vielen Fehlern,<br />

und gerade ihre Ähnlichkeit lässt sie immer wie<strong>der</strong><br />

aneinan<strong>der</strong>prallen. Die Konflikte zwischen<br />

ihnen – mittendrin <strong>der</strong> kleine Junge Carlos, <strong>der</strong><br />

unschuldig Schuldige am Tod von Paulas Mutter<br />

– sind tiefschürfend und bedrohlich, doch in<br />

einem Kampf mit sich selber und <strong>der</strong> Macht <strong>der</strong><br />

Gedanken gelingt es schliesslich allen dreien, einigermassen<br />

mit sich ins Reine zu kommen. Das<br />

Stück ist mal drückend schwer, mal beglückend<br />

heiter und bietet insgesamt einen empfindsamen<br />

Einblick in das Leben einer jungen Person, die<br />

stellvertretend für alle stehen kann, die von <strong>der</strong><br />

Last einer Schuld erdrückt werden.<br />

Urs Battaglia (Physik)<br />

630‘000 Zeichen Code und Kommentar umfasst Felix<br />

Haslers vollständige Simulation. Dies entspricht<br />

einem Buch mit mehr als 400 A4-Normseiten! Eigentlich<br />

wollte Felix Hasler «nur» Meerschweinchen<br />

gemäss seinen eigenen Beobachtungen si-


12<br />

mulieren, sie also virtuell nachempfinden<br />

und mit charakteristischen Eigenschaften<br />

und Verhaltensweisen ausstatten. Doch<br />

es zeigte sich, dass dies für sein Vorhaben<br />

allein nicht genügte, denn genau wie reale<br />

Meerschweinchen ein Gehege mit Futter,<br />

Spiel- und Schlafmöglichkeiten brauchen,<br />

benötigen die virtuellen Artgenossen eine<br />

aufwändige elektronische Umgebung.<br />

Durch die von Felix eigens für diesen Zweck<br />

entwickelten Editoren kann <strong>der</strong> Benutzer<br />

je<strong>der</strong>zeit eine neue Welt für seine virtuellen<br />

Nager kreieren. Alle Bodeneigenschaften<br />

und Nahrungsmittel, die in <strong>der</strong> virtuellen<br />

Welt ausgewählt werden können, erstellte<br />

Felix in akribischer Kleinstarbeit Pixel für<br />

Pixel. Nebenbei komponierte er eine Hintergrundmusik<br />

und zeichnete alle Bil<strong>der</strong> selbst.<br />

Grossen Wert legte er auf Details – so gibt es<br />

eine spezielle Berechnung des Sonnenstandes<br />

und Schattenwurfs, eine ausgeklügelte<br />

Pfadverfolgung, die den Nagern erlaubt,<br />

einen Weg zu ihrem Ziel zu finden, und mehrere<br />

Dutzend Handlungsmuster, die es den<br />

virtuellen Tieren gestatten, auf ihre Umgebung<br />

und Artgenossen zu reagieren. Selbst<br />

die Gedächtnisstruktur ist einem realen Lebewesen<br />

nachempfunden, die Nager können<br />

lernen und wie<strong>der</strong> vergessen.<br />

Thomas Stähli (Englisch und Sport)<br />

Nach ihrem Sozialeinsatz, den sie im Rahmen<br />

des Projekt unterrichts an unserer<br />

Schule geleistet hatte, war es für Jasmine<br />

klar, dass seitens <strong>der</strong> Volksschule ein grosses<br />

Bedürfnis nach Unterstützung bezüglich<br />

Nachhilfeunterricht sowie sozialer Integration<br />

v.a. von Kin<strong>der</strong>n mit Migrationshintergrund<br />

besteht. Daher entschloss sie sich,<br />

mit ihrer Maturitätsarbeit zur Problemlösung<br />

beizutragen, zumal <strong>der</strong> Staat, wie sie<br />

in ihren Recherchen feststellen konnte, offensichtlich<br />

zu wenig finanzielle Unterstützung<br />

bereitstellt und die Schulen somit auf<br />

die Hilfe Freiwilliger angewiesen sind.<br />

Schon den Gedanken, sich für verhaltensauffällige<br />

Kin<strong>der</strong> mit Lernschwierigkeiten zu<br />

engagieren, um mit ihnen ihre Defizite aufzuarbeiten,<br />

finde ich sehr bemerkenswert.<br />

Jasmine ging aber noch einen Schritt weiter:<br />

Nachdem sie hatte feststellen müssen,<br />

dass kein Lehrmittel existiert, das die für sie<br />

zentralen Themen bezüglich För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Sozialkompetenz behandelt, fasste sie den<br />

Entschluss, ein eigenes Programm zu entwickeln,<br />

anhand dessen interessierte Jugendliche<br />

durch gezieltes Coaching die erwähnte<br />

Kompetenz sowie die Persönlichkeitsentwicklung<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> för<strong>der</strong>n können.<br />

Daten durch die Luft –<br />

neues WLAN<br />

Wie die meisten fleissigen Internetnutzer unterdessen<br />

wohl realisiert haben, gibt es eine neue<br />

Wireless-Einrichtung an <strong>der</strong> Schule. Die Verbindung<br />

zum Internet ist zwar nicht leistungsfähiger,<br />

aber <strong>der</strong> Anmeldeprozess viel einfacher geworden.<br />

Denn zuvor hatte man sich täglich mehrmals neu<br />

einloggen müssen, was die Benutzung stark erschwert<br />

hatte, vor allem, wenn sich in Stosszeiten<br />

wie zum Beispiel am Mittag o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> grossen<br />

Pause alle gleichzeitig hatten anmelden wollen.<br />

Von nun an gilt also: einmal angemeldet, für den<br />

Rest des Jahres angemeldet. Denn geplant ist, dass<br />

das Passwort jährlich gewechselt wird.<br />

Schüler/innen können sich im Dialogfenster unter<br />

«KEN-Public» und Lehrer unter «KEN-Local» anmelden.<br />

Im Gesamten<br />

hätten ca. 900 Schüler/<br />

innen die Möglichkeit,<br />

sich mit 3000 verschiedenen<br />

Geräten ans<br />

Netz anzuschliessen,<br />

das heisst, je<strong>der</strong> könnte<br />

mit seinem Handy,<br />

Laptop und einem<br />

dritten Gerät zeitgleich<br />

das Internet benutzen.<br />

Somit ist diese Lösung<br />

ziemlich grosszügig.<br />

In die Installation <strong>der</strong><br />

Anlage wurden Fr. 35‘000.– investiert. Die Firma<br />

Haller Elektro wurde beauftragt und richtete die<br />

Anlage an <strong>der</strong> KEN ein. Die Verkabelung befindet<br />

sich unsichtbar hinter den weissen Metallplatten<br />

an <strong>der</strong> Decke. Organisiert wurde das neue System<br />

von Marc Philip und Frau Brockhaus, welche die<br />

Verantwortung für die <strong>Info</strong>rmatik trägt.<br />

Im Weiteren ist geplant, das Ausdrucken vom<br />

Handy aus zu ermöglichen (bisher kann lediglich<br />

von den Schulcomputern aus gedruckt werden).<br />

Diese Funktion ist noch nicht verfügbar, weil die<br />

Schulcomputer und die persönlichen Geräte <strong>der</strong><br />

Schüler nicht dieselben Netzwerke brauchen und<br />

Drucker nicht von beiden angesteuert werden können.<br />

Das Ziel ist deshalb, die beiden Netzwerke zusammenzulegen.<br />

Noch eine kurze Bemerkung: Für uns Schüler ist<br />

nichts gesperrt, wenn man allerdings von einem<br />

Lehrer beim Herunterladen von etwas Illegalem<br />

o<strong>der</strong> beim Verstoss gegen das Schulreglement erwischt<br />

wird, muss man mit einer Sanktion rechnen:<br />

mit bis zu zwei Strafstunden und <strong>der</strong> Meldung<br />

des Fehlverhaltens an die Schulleitung.<br />

Also versucht es nicht, denn im Internet ist man<br />

nicht allein…<br />

Franck Huber (A2a)<br />

kenzeichen 2/13<br />

Ehemalige<br />

Mann mit<br />

flottem<br />

Mundwerk<br />

– Roman<br />

Kilchsperger<br />

Die KEN gehört zu den grösseren<br />

Mittelschulen des Kantons. Viele<br />

Prominente sind einst als Jugendliche<br />

in ihren Räumen ein- und<br />

ausgegangen. Unter ihnen auch<br />

Roman Kilchsperger (RK). Jérémy<br />

Donath (JD) nutzte die Gelegenheit,<br />

ihm einige Fragen zu stellen.<br />

JD: Sie sind bekannt als Mo<strong>der</strong>ator<br />

bei Radio Energy und als Juror<br />

in <strong>der</strong> Sendung Musicstar und Die<br />

grössten Schweizer Talente – da<br />

braucht es eine ausgesprochene<br />

Redegewandtheit – ist die angeboren?<br />

Schon als Gymnasiast ein<br />

Sprachtalent?<br />

RK: Eigentlich nicht. Ich liebe Wörter<br />

und was man mit ihnen machen kann.<br />

Das ist schon seit langem so, vor allem<br />

in <strong>der</strong> Muttersprache. Aber komme<br />

mir nicht mit Französisch und an<strong>der</strong>en<br />

zungenverrenkenden Idiomen. In solchen<br />

Disziplinen war ich nie speziell<br />

stark. Aber die deutsche Sprache – ja,<br />

die finde ich schon spannend. Mit all<br />

ihren Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Lieblingsfächer an <strong>der</strong> KEN?<br />

Deutsch gehörte dazu. Wenn ich auch<br />

nicht alle Bücher so toll fand, die wir<br />

lesen mussten. Ebenfalls freute ich<br />

mich auf den Sport. Wir hatten lockere<br />

Turnlehrer – dieser Unterricht war<br />

darum immer ein Highlight. Als einen<br />

begeisterten Schüler würde ich mich<br />

jedoch nicht bezeichnen.<br />

Sind die Weichen für Ihren Werdegang<br />

schon an <strong>der</strong> KEN gestellt<br />

worden?<br />

Nein, überhaupt nicht. Ich betrachte<br />

die Schulzeit als eine Art Übergang,<br />

als eine Wartezeit, nach <strong>der</strong> meine


13<br />

Fotobyline: RDB/ SI/ Thomas Buchwal<strong>der</strong><br />

Interview<br />

Ein professionelles Ohr<br />

für die Schwierigkeiten<br />

von KEN-Schüler/innen<br />

Esther Schoellkopf tritt von ihrem Amt als Schülerberaterin<br />

zurück. Clio Huber (W2d) nahm die<br />

Gelegenheit wahr, ihr einige Fragen zu stellen.<br />

Radiokarriere beginnen konnte.<br />

Ereignisse Ihrer Schulzeit, die Ihnen<br />

in Erinnerung geblieben sind?<br />

Ach du meine Güte, das sind ja so viele.<br />

Die erste grosse Liebe fand ich in<br />

meiner Klasse. Dann erinnere ich mich<br />

an die vielen Ausflüge und Erlebniswochen.<br />

Und natürlich an die diversen<br />

Theater, in denen ich mitspielen durfte.<br />

Eigentlich wäre ich ja gerne Schauspieler<br />

geworden. Aber dazu hat sich<br />

die Gelegenheit nicht ergeben…<br />

Was für einen Rat würden Sie einem<br />

KEN-Schüler geben, <strong>der</strong> sich<br />

für den Journalismus interessiert?<br />

Neugier und Begeisterung, diese Kombination<br />

hilft. Es ist ja schwierig, diesen<br />

Beruf zu lernen. Man wird in diesen<br />

Job irgendwie reingespült, wenn man<br />

ihn wirklich will. Und man schafft es<br />

auch zur Ziellinie, wenn man fleissig<br />

und lernwillig ist. Viel Zeitung lesen,<br />

viele Medien konsumieren, das ist<br />

ebenfalls hilfreich. Und Glück haben.<br />

Spontaneität ist wahrscheinlich<br />

das A und O als Mo<strong>der</strong>ator.<br />

Spontaneität birgt aber auch die<br />

Gefahr, politisch nicht korrekt zu<br />

sein. Wie gehen Sie damit um?<br />

An deiner Frage ist was dran. Wenn<br />

man z.B. bei Energy eine Sendung<br />

live und ohne Skript mo<strong>der</strong>iert, dann<br />

kann man auf dem Grat von Moral und<br />

Sitte schon mal ausrutschen. Ich mache<br />

meinen Job im Vertrauen, so zu<br />

denken, wie viele draussen auch. Da<br />

plau<strong>der</strong>e ich dann halt drauflos – und<br />

wenn’s mal daneben gehen sollte,<br />

dann ist’s halt so. Authentizität ist<br />

fast alles im Radio.<br />

Gibt es Leute, denen Sie in <strong>der</strong><br />

Nacht nicht begegnen möchten?<br />

Eigentlich nicht. Wenn ich morgens<br />

um drei Uhr am Bancomat stehe, dann<br />

misstraue ich auch je<strong>der</strong> Seniorin, die<br />

gerade um die Ecke kommt. Ich bin<br />

nachts nicht ängstlicher als bei Tageslicht.<br />

Liegt vielleicht daran, dass ich<br />

nachts so viel arbeite.<br />

Roman Kilchsperger in zehn<br />

Jahren?<br />

Ich bin keiner, <strong>der</strong> in Glaskugeln<br />

starrt. In unserem Job kann morgen<br />

schon alles an<strong>der</strong>s sein. Die Bedingungen<br />

än<strong>der</strong>n sich ständig und man<br />

hat kaum Sicherheit. Damit lebe ich<br />

jetzt seit 20 Jahren. Ich hoffe, ich<br />

behalte Spass an meiner Arbeit. Und<br />

sonst suche ich mir dann was an<strong>der</strong>es.<br />

Ich habe immer wie<strong>der</strong> Ideen. Mal gucken,<br />

was draus wird. Das Wichtigste<br />

ist allerdings, dass meine Familie weiter<br />

meine Homebase ist.<br />

Jérémy Donath (W1c)<br />

Wie ich erfahren habe, verlassen Sie den Dienst als<br />

Schülerberaterin. Wissen Sie, wie viele Schüler/innen<br />

Sie in Ihrer Amtszeit betreut haben?<br />

Aktuell sind es durchschnittlich 20 Schüler/innen pro Jahr,<br />

die Hilfe suchen. Dies war aber nicht immer so, die Tendenz<br />

ist steigend. Gesamthaft, so schätze ich, werden es<br />

um die 200 Schüler/innen gewesen sein, die ich in meinen<br />

18 Amtsjahren betreut habe.<br />

Gibt es einen typischen Grund, warum sich Schüler/<br />

innen an Sie wenden?<br />

Da ich Schülerberaterin bin, kommen häufig Schüler zu<br />

mir, die Probleme in <strong>der</strong> Schule haben, sie leiden z.B. unter<br />

Prüfungsangst, Motivationslosigkeit und an<strong>der</strong>en Beeinträchtigungen.<br />

Doch meistens verbirgt sich eine nicht<br />

schulische Ursache dahinter, die sich durch ein Leistungsdefizit<br />

und diverse an<strong>der</strong>e Schwierigkeiten bemerkbar<br />

macht. Auch Essstörungen, Drogenkonsum o<strong>der</strong> Stress mit<br />

<strong>der</strong> Familie können Grund für einen Besuch bei mir sein. Es<br />

ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig, dass man früh<br />

genug den Gang zur Schülerberaterin o<strong>der</strong> zum Schülerberater<br />

wagt, um die Schwierigkeiten ausfindig zu machen.<br />

Denn ansonsten können die Probleme immer schlimmer<br />

werden und drastischere Konflikte mögen auftauchen. Daher<br />

<strong>der</strong> Grundsatz: «Besser zu früh als zu spät».<br />

Warum wird man/frau Schülerberater bzw. Schülerberaterin?<br />

Ich persönlich finde es sehr schön, mit anzusehen, wie Jugendliche<br />

bzw. junge Erwachsene in Beratungsgesprächen<br />

ihre Fähigkeiten zur Selbsthilfe entwickeln können. Gemeinsam<br />

durchlaufen wir einen Prozess, während dessen wir<br />

versuchen, den Knoten o<strong>der</strong> das Problem zu lösen. Auch die<br />

Schüler/innen erscheinen nach dem ersten Schritt zu mir<br />

erleichtert. Eine Bezugsperson zu haben, die zum einen <strong>der</strong><br />

Schweigepflicht unterliegt und zum an<strong>der</strong>en auch nicht zum<br />

näheren familiären o<strong>der</strong> schulischen Umfeld gehört, empfinden<br />

sie als erleichternd. Sich jemandem anvertrauen zu<br />

können, kann sehr wichtig sein!<br />

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass <strong>der</strong> Gang zu<br />

einem Psychologen einem Schüler schwerfällt?<br />

Hört man das Wort «Psychologe», denken viele sofort an<br />

das Wort «Psycho». Daher wohl <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand. Wer zu


14 kenzeichen 2/13<br />

mir kommt, muss nicht als verrückt<br />

bezeichnet werden. Meine Aufgabe<br />

besteht vor allem darin, eine Schülerberaterin<br />

zu sein, d.h. ich versuche<br />

den Jugendlichen zu helfen, ihre Blockaden<br />

zu durchbrechen, damit diese<br />

sie in <strong>der</strong> Schule nicht zu sehr behin<strong>der</strong>n,<br />

die Schüler/innen somit eine<br />

weniger belastete Schulzeit erleben<br />

und die Matur o<strong>der</strong> das Diplom bestehen<br />

können.<br />

Es kommt auch nicht selten vor, dass<br />

sich Freunde einer Schülerin o<strong>der</strong><br />

eines Schülers, aber auch Fach- und<br />

Klassenlehrer bei mir melden. Diese<br />

fragen mich dann um Rat und wollen<br />

wissen, wie sie einem jungen<br />

Menschen, <strong>der</strong> sich gerade in einer<br />

schwierigen Lebenssituation befindet,<br />

helfen könnten. Es zeigt sich an<br />

<strong>der</strong> KEN ein Engagement, das mir persönlich<br />

sehr gefällt und mich immer<br />

wie<strong>der</strong> beeindruckt. Es ist schön zu<br />

sehen, dass vielen Schülern und Mitarbeitern<br />

<strong>der</strong> <strong>Enge</strong> das Wohlbefinden<br />

ihrer Mitmenschen am Herzen liegt.<br />

Auch nehmen immer wie<strong>der</strong> Lehrer das<br />

persönliche Gespräch mit mir auf. Diese<br />

haben ihre Krisen wie je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

auch. Damit sollte eigentlich klar sein,<br />

dass man sich keineswegs dafür schämen<br />

müsste, psychologische Beratung<br />

zu beanspruchen. Noch dazu, wenn sie<br />

kostenlos ist und man sogar davon profitieren<br />

kann!<br />

Kann es sein, dass auch eine Expertin<br />

wie Sie um einen Rat verlegen ist?<br />

Natürlich ist mir dies auch schon passiert.<br />

Doch in einer Beratung geht es<br />

in erster Linie darum, gemeinsam den<br />

Grund für die Belastung ausfindig zu<br />

machen. Sobald dieser entdeckt und<br />

akzeptiert ist, kann ermittelt werden,<br />

ob es eine längerdauernde Beratung<br />

geben soll o<strong>der</strong> ob eine kurze Intervention<br />

genügt. Ziel ist, dass <strong>der</strong> Hilfesuchende<br />

mit <strong>der</strong> Zeit selbständig seinen<br />

Weg gehen kann und nicht einzig auf<br />

den Rat an<strong>der</strong>er angewiesen ist. Dies<br />

ist natürlich sehr wichtig – denn sich<br />

selbst einen Rat zu geben ist viel wirkungsvoller,<br />

als von jemandem einen<br />

zu erhalten.<br />

Soziale Berufe können an <strong>der</strong><br />

Substanz zehren. Wie sind Sie mit<br />

den alltäglichen Belastungen Ihres<br />

Berufes umgegangen?<br />

Ganz wichtig ist es, in diesem Beruf<br />

eine gute Ausbildung zu haben, zu<br />

welcher neben dem Lernen von Theorie<br />

die therapeutische Selbsterfahrung<br />

gehört. Auch Rücksprachen mit<br />

meinen Kollegen, z.B. in unserer Gemeinschaftspraxis,<br />

sind sehr hilfreich.<br />

Wir nehmen oft gemeinsam herausfor<strong>der</strong>nde<br />

Fälle durch und sind uns gegenseitig<br />

eine gute Stütze.<br />

Mobbing scheint immer wie<strong>der</strong> ein<br />

Thema an den Schulen zu sein –<br />

was für Erfahrungen machen Sie?<br />

Ausgrenzendes, herabwürdigendes<br />

Verhalten war schon immer ein Thema,<br />

erst später erhielt es den Namen<br />

«Mobbing». Meistens wird man gemobbt,<br />

weil man in seinem Verhalten<br />

den Vorstellungen eines an<strong>der</strong>en<br />

nicht entspricht. Ein Mobber kann genauso<br />

unsicher sein wie das Opfer. Er<br />

versucht, sich selbst zu helfen, indem<br />

er auf an<strong>der</strong>e zeigt und zur eigenen<br />

Bestätigung behauptet: «Nicht ich<br />

bin so schlimm, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ist’s!»<br />

Oft entwickelt sich daraus eine Gruppendynamik,<br />

und Mitschüler beginnen<br />

das Opfer ebenfalls schlecht zu<br />

behandeln. So kann das zu einem<br />

lähmenden Teufelskreis führen, weswegen<br />

wir Schülerberater betroffene<br />

Kontaktgruppe<br />

Für Schüler/innen in schwierigen Lebenssituationen<br />

gibt es an <strong>der</strong> KEN ein dicht geknüpftes Auffangnetz aus<br />

ca. 16 Leuten: 7 Kontaktlehrer/innen, 1 Rektor, 2 Schüler/innen<br />

aus <strong>der</strong> SO, 2 Personen aus dem Elternverein,<br />

2 Schülerberater/innen, 1 Studien- und Berufsberater<br />

(Stefan Gerig), 1 Beraterin <strong>der</strong> Suchtpräventionsstelle<br />

Samowar Thalwil (Denise Germann).<br />

Die Kontaktgruppe kommt sechsmal im Jahr zusammen<br />

und bietet den Schülern und Schülerinnen an 365 Tagen<br />

unentgeltliche Beratung. Sie erfüllt einen Präventionsauftrag<br />

des Kantons und organisiert Projekttage (z.B.<br />

Gewalt von innen nach aussen) o<strong>der</strong> auch die Veranstaltung<br />

Cinépassion.<br />

Als Nachfolgerin von Esther Schoellkopf unterstützt<br />

Antje Rhonheimer zusammen mit Thomas Steiner Schüler/innen<br />

in <strong>der</strong> Bewältigung von Krisen und Konflikten.<br />

Klassen besuchen und mit ihnen ins<br />

Gespräch kommen wollen, um <strong>der</strong> Ursache<br />

auf den Grund zu gehen.<br />

«Klassengschpönli» sollten auch Mut<br />

zeigen, gegen Mobbing einzuschreiten.<br />

So können sie zum Beispiel Vorfälle<br />

melden und dem Opfer den Rücken<br />

stärken, indem sie es in seinen<br />

guten Seiten bestätigen. Das Mob-


15<br />

bing in einer Klasse sollte auf jeden<br />

Fall frühzeitig gestoppt werden, damit<br />

es keine schlimmen Folgen nach<br />

sich zieht wie z.B. Isolation, Erkrankung,<br />

etc.<br />

Gibt es Strategien, mit denen man<br />

Mobbing vermeiden kann? Was<br />

raten Sie jemandem, <strong>der</strong> gemobbt<br />

wird?<br />

Die Opfer ecken mit ihrem Verhalten<br />

o<strong>der</strong> ihren Wertvorstellungen bei gewissen<br />

Personen an. Wenn ein Opfer<br />

den Kontakt zu mir aufnimmt, lernt<br />

es, sich in seinem Selbstwertgefühl<br />

zu stärken, sich effizienter zu verteidigen<br />

o<strong>der</strong> auch, seine Vorstellungen<br />

besser zu vermitteln.<br />

Warum glauben Sie, macht es<br />

gewissen Menschen Spass, an<strong>der</strong>e<br />

zu verletzen?<br />

Mobber sind meistens selber unsicher.<br />

Sie neigen oft dazu, an sich<br />

selbst zu zweifeln o<strong>der</strong> eine Last mit<br />

sich herumzutragen. Wenn sie nun<br />

versuchen, einen an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Lächerlichkeit<br />

preiszugeben, lenken sie von<br />

sich selber ab – dieses Vorgehen ist<br />

eine Art Schutzmechanismus.<br />

Beispielsweise kann es sein, dass ein<br />

Mobber auch schon von an<strong>der</strong>en Personen<br />

verletzt worden ist und sich<br />

damals in <strong>der</strong> sogenannten passiven<br />

Situation befunden hat. Um sich mit<br />

dieser unangenehmen Erfahrung auseinan<strong>der</strong>zusetzen,<br />

wechselt er später<br />

die Position: Er will nun die Kontrolle<br />

ausüben und somit aktiv einer an<strong>der</strong>en<br />

Person den Schmerz zufügen, <strong>der</strong><br />

ihm selbst vielleicht schon wi<strong>der</strong>fahren<br />

ist.<br />

Gab es ein Erlebnis, welches Sie<br />

immer begleiten wird?<br />

Es gab sehr drastische Fälle, die natürlich<br />

eindrücklich und bewegend<br />

waren und mich auch heute nicht<br />

loslassen. Aber ich machte auch sehr<br />

viele erfreuliche Erfahrungen. Es ist<br />

immer schön zu sehen, wie Schüler<br />

Selbstzweifel verlieren, ihre Bedürfnisse<br />

entdecken und ihre Identität<br />

festigen. Es ist auch immer ein gutes<br />

Gefühl, wenn ich den Ursprung einer<br />

schlechten Laune bis hin zu einer Krise<br />

ausfindig machen und so aktiv für<br />

ein Wohlbefinden etwas tun kann.<br />

Clio Huber (W2d)<br />

In guter Form –<br />

Gespräch mit Markus Kachel<br />

(Grafiker des kenzeichens)<br />

Grafiker – ein Traumjob? Ja! Als Grafiker kann ich meine<br />

künstlerischen Ideen ausleben. Ich kann gestalterisch tätig<br />

sein und mit meiner Arbeit trotzdem Geld verdienen.<br />

Das ist nicht selbstverständlich, da die meisten Jobs<br />

im Kunstbereich nicht viel einbringen. Zudem bin ich<br />

selbstständig, das heisst, ich bin mein eigener Chef.<br />

Wie wird man Grafiker? Es gibt mehrere verschiedene<br />

Wege, Grafiker zu werden. Man kann eine vierjärhige Lehre<br />

abschliessen, dann ist man Grafiker EFZ. Denkbar ist auch<br />

ein Studium an einer Hochschule. In Zürich wäre das die<br />

ZHdK (Zürcher Hochschule <strong>der</strong> Künste), wo man sich für den<br />

Studiengang Visuelle Kommunikation einschreiben kann.<br />

Ich selbst habe Art Education an <strong>der</strong> ZHdK studiert.<br />

Was macht einen guten Grafiker aus? Was unterschätzt man oft als<br />

Laie? Als Grafiker ist es sehr wichtig, dass man vielseitig ist, ein<br />

ausgeprägtes Sensorium für Farben, Formen und Schriften hat und<br />

Ideen auf den Punkt bringen kann. Was schwieriger ist, als es aussieht,<br />

ist das Finden einer einheitlichen, zusammenhängenden Struktur.<br />

Das Designen ist ein aufwändiger Prozess und das Zusammenführen<br />

von Ideen kann sich als knifflig und anspruchsvoll erweisen.<br />

Welche Werkzeuge braucht man als Grafiker? Einen Bleistift und<br />

einen Computer. Nachdem ich abgeklärt habe, welche Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Kunde hat, mache ich ein Brainstorming, fertige Skizzen an,<br />

bringe Gedanken zu Papier. Erst in einem zweiten Schritt kommen<br />

<strong>der</strong> Computer und die verschiedenen Grafik-Programme ins Spiel.<br />

Das kenzeichen ist mittlerweile zehn Jahre alt und hat in dieser<br />

Zeit dreimal die Erscheinungsform geän<strong>der</strong>t. Sie haben alle drei<br />

Layouts gestaltet. Worauf haben Sie jeweils Wert gelegt? Bei <strong>der</strong><br />

Gestaltung des ersten Erscheinungsbildes war es mir wichtig, dass<br />

es schlicht, ansprechend und qualitativ hochstehend wirkte und<br />

für alle folgenden Nummern einen effizienten Arbeitsprozess<br />

ermöglichte. Unter an<strong>der</strong>em darum war es nur zweifarbig. Für<br />

die zweite Aufmachung, die im Vierfarbendruck daherkommt,<br />

galt es, etwas völlig Neues zu schaffen. Dieser Prozess dauerte<br />

einige Zeit und erfor<strong>der</strong>te einen langen konzeptionellen Atem. Das<br />

dritte und aktuelle Layout ist das Resultat einer Evolution. Meine<br />

Absicht war es, dieses dichter und zugleich leichter zu gestalten.<br />

Wie fangen Sie eine Arbeit an? Woher kommen die Ideen? Wann<br />

sind Sie mit Ihrer Arbeit zufrieden? Nach dem Treffen mit dem<br />

Kunden mache ich drei Entwürfe, die möglichst unterschiedlich<br />

sind. Der Kunde entscheidet sich dann für einen Entwurf, den<br />

ich ausarbeite. Die Richtung gibt <strong>der</strong> Kunde beim ersten Treffen<br />

vor, ich bringe die künstlerischen Ideen ein und konkretisiere sie<br />

in Bil<strong>der</strong>n. Mein Ziel ist es, Inhalt und Form im Gleichgewicht<br />

zu halten und eine für das Zielpublikum entsprechende Arbeit<br />

abzugeben. Ich bin zufrieden, wenn <strong>der</strong> Kunde es auch ist.<br />

Welche sind die typischen Aufträge eines Grafikers? Ich bin<br />

ein ziemlicher Allroun<strong>der</strong>. Zu meiner Arbeit gehört das<br />

Gestalten von Plakaten, Büchern, Heften, Internetseiten,<br />

Betriebsoberflächen und noch einiges mehr.<br />

Was wäre für Sie ein Traumauftrag? Das Design <strong>der</strong> Fussball-WM.<br />

Franck Huber (A2a)


16 kenzeichen 2/13<br />

Termine<br />

September bis November 2013<br />

Achtung: Termine können im Laufe des Semesters än<strong>der</strong>n.<br />

Massgebend ist <strong>der</strong> Terminkalen<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> KEN-Homepage: www.ken.ch.<br />

September 2013<br />

Mo. 9.–Di. 10.9.<br />

Weiterbildungstagung für Lehrpersonen<br />

Unterricht eingestellt<br />

Fr. 20.9. 16.00 Uhr Gesamtkonvent<br />

Unterricht ab 16.00 Uhr eingestellt<br />

Mo. 30.9.– Fr. 4.10.<br />

Sternwoche<br />

N- und W- Klassen:<br />

1. Klassen: Technikwoche<br />

2. Klassen: Arbeitswoche Schweiz<br />

3. Klassen: Projektwoche<br />

4. Klassen: Arbeitswoche Ausland<br />

HMS:<br />

1. Klassen: Kompetenzwoche<br />

2. Klassen: Arbeitswoche Schweiz o<strong>der</strong> Ausland<br />

3. Klassen HMS: Projektwoche<br />

Oktober<br />

Mo. 7.–Fr. 18.10.<br />

Mo. 28.10.–Fr. 1.11.<br />

Herbstferien<br />

Wirtschaftswoche N3a, N3b, N3d<br />

November<br />

Mo. 18.11. 13.30 Uhr Gesamtkonvent<br />

Unterricht voraussichtlich ab 13.10 Uhr eingestellt<br />

Bild: Andreas Haag

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!