Mitteilungen aus der Gemeinde Emmen, Dezember 2008

Mitteilungen aus der Gemeinde Emmen, Dezember 2008 Mitteilungen aus der Gemeinde Emmen, Dezember 2008

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10 Aktuell «Heute trinke ich das Leben, und nicht den Alkohol» Willi Camenzind ist Emmer. Als Kind begann er zu trinken. Er wurde zum Alkoholiker und zum Sozialfall. Die Vormundschaftsbehörde der Gemeinde Emmen half ihm, von der Sucht wegzukommen. Der Weg in den Alkohol und der sehr mühsame Weg zurück ins normale Leben. Willi Camenzind hat es in einem Buch niedergeschrieben. Ein Gespräch mit dem Autor. Willi Camenzind, Alkoholismus ist weit verbreitet und viele Menschen wissen gar nicht, dass sie dieser Sucht verfallen sind. Wann ist man Alkoholiker? Ich denke, wenn das Bier oder der Wein zur Regelmässigkeit werden. Wenn man jeden Tag Alkohol trinken muss. Man merkt es zu spät, wenn man schon voll drin ist. Wie lief das bei Ihnen ab? Ich habe sehr früh angefangen zu trinken, mit 13. Ich trank wegen Problemen. Ich hatte immer das Gefühl, ich werde zu Hause nicht geliebt, nicht angenommen. Ich sagte mir «fort, geh weg». Mit Alkohol begann mir das Leben wieder zu gefallen, weil ich nichts mehr denken musste. Meine Probleme waren weg, das Leben wurde leichter. Obwohl ich körperlich und auch geistig extrem abbaute. Mit Alkohol konnte ich die Gefühle stärken, ein anderer zu sein als der, der «vertrampt» wurde. Was haben Sie getrunken mit 13? Hauptsächlich Bier und Schnaps, Kirsch gemischt mit Milch. Ich habe auch schon als Kleinkind von meinem Vater ab und zu Alkohol bekommen, wenn ich nicht einschlafen konnte. Mein Vater brachte mir dann einen Gute-Nacht-Drink. Es begann mir einfach plötzlich zu gefallen. Ich war nicht mehr deprimiert. Ich hatte Freude – im Alkohol allerdings. Was für einen Verlauf hat Ihre Sucht genommen? Ich wurde oft straffällig. Ich musste Alkohol haben, hatte aber kein Geld, ging stehlen oder ging auf den Strich, was gerade schneller ging. Danach kamen Erziehungsanstalten, Gefängnis, Psychiatrien. Etwa 25-mal Sankt Urban. War Sankt Urban die richtige Massnahme für Sie? Es ging darum, mich zu finden, zu mir zu stehen. Ich bin Willi, ich stehe zu mir, ich muss mich nicht verstecken, auch ich habe etwas zu bieten. Ich habe mit 40 meine Lehre beendet, als Mechaniker. Jetzt konnte ich sagen, dass ich Mechaniker gelernt habe. Es war zwar nur eine Anlehre, aber es war ein Abschluss. Ich habe etwas durchgehalten, etwas durchgestanden. Wie kamen Sie wieder weg von der Sucht? Ich hatte einen guten Mann an meiner Seite, Peter Zeller von der Vormundschaftsbehörde Emmen. Er hat viel mit mir geredet, hat mich begleitet, er hat mich motiviert, etwas an mir zu verändern, das Leben nicht wegzuwerfen. Da habe ich begonnen zu arbeiten, hart zu arbeiten. Die ganzen zwanzig Jahre, als er mein Vormund war. Was hiess das konkret? Ich musste lernen, dass man mehr Geduld haben muss, dass man sich nicht selber täuschen darf, indem man denkt, man sei nicht normal. Dann lässt sich ein Mensch fallen. Man muss eine eigene Ansicht von sich selber haben. Ich bin 60. Ich habe hart gearbeitet, ich wollte raus aus diesem Zeug. Ich muss sagen, das Leben heute ist wunderbar. Heute trinke ich das Leben, und nicht den Alkohol. Es war extrem wichtig, einen Menschen an meiner Seite zu haben, der mich nicht erdrückte, sondern einer, der mich motivierte. Dieser Mensch war Peter Zeller. Ich war manchmal so schlecht drauf. Eine Zeit lang habe ich in Basel gewohnt. Es ging mir gar nicht gut. Da hab ich ihn nachts angerufen. Er war immer für mich da. Wie leben Sie heute? Ich lebe in Emmen, habe eine Wohnung, ich bezahle alle Rechnungen, habe keine Mahnungen. Vor Kurzem ist meine Freundin gestorben. Sie lebte in der «Herdschwand». Ich habe sie jeden Tag gepflegt. Jetzt habe ich auch mein Buch zu Ende geschrieben und habe schon ein zweites begonnen. Zum Buch Willi Camenzind: Die Einsamkeit des Säufers Verlag Reinhold Liebig, Sonnenhofstrasse 1, 8500 Frauenfeld Taschenbuch, ISBN 978-3-9523363-8-0, Format 12 x 19 cm, 112 Seiten Ich denke, Sie haben eine so gewinnende Art, weil Sie zu sich und Ihrer Vergangenheit stehen können. Es ist sehr wichtig, zu sich zu stehen. Das habe ich gelernt durch Denken, durch Lesen, durch Reden. Immer wieder reden. Man kann viel über sich lernen, wenn man sich zuhört und sich selber beobachtet, wie man sich benimmt, wie man mit einem Gegenüber spricht. Oft habe ich zu mir gesagt: «Willi, das ist nicht gut, was du machst, damit musst du aufhören, das musst du ändern.» In diesem Zusammenhang ist dann auch das Buch entstanden? Ich hatte immer das Gefühl, ich sei kein Mann. Ich bin extra in die Fremdenlegion gegangen in den 60er-Jahren, um ein Mann zu werden. Mein Vater sagte mir: «Geh dorthin, die machen einen Mann aus dir.» Es hat nicht geklappt. Von klein auf hat es zu Hause immer geheissen: «Du bist kein Mann, du bist weder Mann noch Frau, du bist nichts.» Das fährt einem Kind natürlich grausam ein. Welches ist die Botschaft Ihres Buches? Was möchten Sie mit diesem Buch aussagen? Dass es bei jedem Menschen Sinn macht, etwas gegen seine Süchte zu unternehmen. Es macht Sinn, etwas dagegen zu machen. Niemand wird einfach so Alkoholiker. Ich war Alkoholiker, um zu flüchten. Wie geht es Ihnen heute? Mir geht es sehr gut, ich kenne gute Leute und ich verkehre nicht mehr an den alten Orten. Ich habe beobachtet, dass Leute, die aufgehört haben zu trinken, in dieselben Wirtschaften gehen. Sie setzen sich zu den Leuten und wollen brillieren: «Ich trinke nicht mehr, ich bin super.» Eine Woche später sind sie wieder drin. So erging es mir auch. Es ist wichtig, dass man alles verändert. Alkohol trinken Sie nicht mehr? Nichts mehr. An Weihnachten 2000 habe ich aufgehört und ich bin sehr stolz darauf. Interview: walter.bucher@emmen.ch

Nachrichten 11 Bubenprojekt am Nationalen Tochtertag in den Betagtenzentren Emmen Neuer Kdt Feuerwehr Emmen Buben schränken sich, wie Mädchen, bei der Berufswahl häufig ein und ziehen sogenannt frauenspezifische Ausbildungs- und Berufswege wenig in Betracht. Der Nationale Tochtertag bietet den Buben die Möglichkeit, einmal nur unter sich neue Zukunftsperspektiven zu entdecken und zu erfahren, welche Möglichkeiten ihnen unabhängig von stereotypen Rollenbildern offenstehen. Sie lernen dabei neue männliche Vorbilder oder für Männer eher untypische Berufe kennen. Am 13. November besuchten 19 Sechstklässler die Betagtenzentren Emmen. Zwei diplomierte Pflegefachmänner HF aus den Betagtenzentren Alp und Herdschwand stellten den Buben die Berufe Fachmann Gesundheit und diplomierter Pflegefachmann HF vor. Die gute Vorbereitung erlaubte es den Buben, den beiden Fachmännern allgemeine und weiter führende Fragen zum Thema Pflege und zur Arbeit in einem Betagtenzentrum zu stellen. In drei Gruppen hatten alle Buben die Möglichkeit, verschiedene Erfahrungen zu sammeln: In einem Parcours gab es die Gelegenheit, zu erfahren, wie es ist mit dem Rollstuhl und der Hilfe von nur einer Hand und einem Bein um Hindernisse zu manövrieren. Mit Dunkelbrillen ausgestattet wurde paarweise die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, als Blinder der begleitenden Person vertrauen zu können, dass sie alle Hindernisse und Gefahren sicher umschifft und den Blinden sicher ans Ziel führt. Ausserdem hatten alle die Gelegenheit, mit einem automatischen Gerät den Blutdruck zu messen und den Umgang mit einem Insulin-Pen kennenzulernen. Nach dem Parcours hatten die Buben die Gelegenheit, zwei Bewohnerinnen Fragen zum Leben im Heim und zur Pflege zu stellen. Die gute Vorbereitung im Unterricht, aber auch die frühzeitige Anfrage durch die Lehrpersonen erlaubten den Betagtenzentren Emmen, ein attraktives und adressatengerechtes Angebot vorzubereiten und den Buben einen Einblick in den Alltag von Pflegefachmännern und das Leben der Bewohner in einem Betagtenzentrum zu geben. Margrit Banz, Fachstelle Pflege und Betreuung Der Gemeinderat Emmen hat Leutnant Patrik Müller zum neuen Feuerwehrkommandanten der Feuerwehr Emmen gewählt. Die Wahl erfolgte auf Vorschlag der Feuerwehrkommission. Patrik Müller ist seit neun Jahren in der Feuerwehr Emmen eingeteilt. Er hat dort in verschiedenen Funktionen Führungserfahrung gesammelt, zuletzt als Stützpunktoffizier. Sein 60-Prozent-Anstellungsverhältnis bei der Feuerwehr Emmen beginnt er am 1. Oktober 2009, das Kommando übernimmt er am 1. Januar 2010. Er wird auf diesen Zeitpunkt zum Major befördert. Müller ist auch als Feuerwehrinstruktor im Kanton Luzern tätig. Nebenberuflich bleibt er bei der Firma Heggli AG in Kriens als Bereichsleiter Ausbildung und Sicherheit. Der Gemeinderat hat gleichzeitig die Demission von Major Viktor Bitzi zur Kenntnis genommen. Bitzi ist seit neun Jahren Kommandant der Feuerwehr Emmen und wird dieses Amt noch bis Ende 2009 ausüben. Schalteröffnungszeiten für Weihnachten / Neujahr Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass die Büros, Schalter und Betriebe der Gemeindeverwaltung Emmen über Weihnachten und Neujahr vom Mittwoch, 24. Dezember 2008, bis Sonntag, 28. Dezember 2008, und vom Mittwoch, 31. Dezember 2008, bis Sonntag, 4. Januar 2009, geschlossen sind. Für die Anmeldung von Todesfällen hat das Büro des Zivilstandsamtes wie folgt offen: Mittwoch, 24. Dezember 2008, und Samstag, 27. Dezember 2008, Mittwoch, 31. Dezember 2008, und Samstag, 3. Januar 2009, jeweils von 9.00 bis 11.00 Uhr Zusätzlich erreichen Sie das Zivilstandsamt während dieser Zeit über die direkte Telefonnummer 041 268 02 32. Gemeinderat Emmen Betreibungsamt Das Betreibungsamt Emmen bleibt während folgenden Zeiten geschlossen: Mittwoch, 24. Dezember 2008, bis Freitag, 2. Januar 2009. In dringenden Fällen können Betreibungsregisterauszüge schriftlich oder per Fax angefordert werden (Nr. 041 268 09 52).

10 Aktuell<br />

«Heute trinke ich das Leben,<br />

und nicht den Alkohol»<br />

Willi Camenzind ist Emmer. Als Kind begann er zu trinken. Er wurde<br />

zum Alkoholiker und zum Sozialfall. Die Vormundschaftsbehörde <strong>der</strong><br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Emmen</strong> half ihm, von <strong>der</strong> Sucht wegzukommen. Der Weg in<br />

den Alkohol und <strong>der</strong> sehr mühsame Weg zurück ins normale Leben.<br />

Willi Camenzind hat es in einem Buch nie<strong>der</strong>geschrieben. Ein Gespräch<br />

mit dem Autor.<br />

Willi Camenzind, Alkoholismus ist weit verbreitet<br />

und viele Menschen wissen gar<br />

nicht, dass sie dieser Sucht verfallen sind.<br />

Wann ist man Alkoholiker?<br />

Ich denke, wenn das Bier o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wein zur<br />

Regelmässigkeit werden. Wenn man jeden<br />

Tag Alkohol trinken muss. Man merkt es zu<br />

spät, wenn man schon voll drin ist.<br />

Wie lief das bei Ihnen ab?<br />

Ich habe sehr früh angefangen zu trinken,<br />

mit 13. Ich trank wegen Problemen. Ich<br />

hatte immer das Gefühl, ich werde zu<br />

H<strong>aus</strong>e nicht geliebt, nicht angenommen.<br />

Ich sagte mir «fort, geh weg». Mit Alkohol<br />

begann mir das Leben wie<strong>der</strong> zu gefallen,<br />

weil ich nichts mehr denken musste. Meine<br />

Probleme waren weg, das Leben wurde<br />

leichter. Obwohl ich körperlich und auch<br />

geistig extrem abbaute. Mit Alkohol konnte<br />

ich die Gefühle stärken, ein an<strong>der</strong>er zu<br />

sein als <strong>der</strong>, <strong>der</strong> «vertrampt» wurde.<br />

Was haben Sie getrunken mit 13?<br />

Hauptsächlich Bier und Schnaps, Kirsch<br />

gemischt mit Milch. Ich habe auch schon<br />

als Kleinkind von meinem Vater ab und zu<br />

Alkohol bekommen, wenn ich nicht einschlafen<br />

konnte. Mein Vater brachte mir<br />

dann einen Gute-Nacht-Drink. Es begann<br />

mir einfach plötzlich zu gefallen. Ich war<br />

nicht mehr deprimiert. Ich hatte Freude –<br />

im Alkohol allerdings.<br />

Was für einen Verlauf hat Ihre Sucht<br />

genommen?<br />

Ich wurde oft straffällig. Ich musste Alkohol<br />

haben, hatte aber kein Geld, ging<br />

stehlen o<strong>der</strong> ging auf den Strich, was gerade<br />

schneller ging. Danach kamen Erziehungsanstalten,<br />

Gefängnis, Psychiatrien.<br />

Etwa 25-mal Sankt Urban.<br />

War Sankt Urban die richtige Massnahme<br />

für Sie?<br />

Es ging darum, mich zu finden, zu mir zu<br />

stehen. Ich bin Willi, ich stehe zu mir, ich<br />

muss mich nicht verstecken, auch ich habe<br />

etwas zu bieten. Ich habe mit 40 meine<br />

Lehre beendet, als Mechaniker. Jetzt konnte<br />

ich sagen, dass ich Mechaniker gelernt<br />

habe. Es war zwar nur eine Anlehre, aber<br />

es war ein Abschluss. Ich habe etwas<br />

durchgehalten, etwas durchgestanden.<br />

Wie kamen Sie wie<strong>der</strong> weg von <strong>der</strong> Sucht?<br />

Ich hatte einen guten Mann an meiner Seite,<br />

Peter Zeller von <strong>der</strong> Vormundschaftsbehörde<br />

<strong>Emmen</strong>. Er hat viel mit mir geredet,<br />

hat mich begleitet, er hat mich motiviert,<br />

etwas an mir zu verän<strong>der</strong>n, das Leben<br />

nicht wegzuwerfen. Da habe ich begonnen<br />

zu arbeiten, hart zu arbeiten. Die ganzen<br />

zwanzig Jahre, als er mein Vormund war.<br />

Was hiess das konkret?<br />

Ich musste lernen, dass man mehr Geduld<br />

haben muss, dass man sich nicht selber täuschen<br />

darf, indem man denkt, man sei<br />

nicht normal. Dann lässt sich ein Mensch<br />

fallen. Man muss eine eigene Ansicht von<br />

sich selber haben. Ich bin 60. Ich habe hart<br />

gearbeitet, ich wollte r<strong>aus</strong> <strong>aus</strong> diesem<br />

Zeug. Ich muss sagen, das Leben heute ist<br />

wun<strong>der</strong>bar. Heute trinke ich das Leben, und<br />

nicht den Alkohol. Es war extrem wichtig,<br />

einen Menschen an meiner Seite zu haben,<br />

<strong>der</strong> mich nicht erdrückte, son<strong>der</strong>n einer, <strong>der</strong><br />

mich motivierte. Dieser Mensch war Peter<br />

Zeller. Ich war manchmal so schlecht drauf.<br />

Eine Zeit lang habe ich in Basel gewohnt. Es<br />

ging mir gar nicht gut. Da hab ich ihn<br />

nachts angerufen. Er war immer für mich da.<br />

Wie leben Sie heute?<br />

Ich lebe in <strong>Emmen</strong>, habe eine Wohnung, ich<br />

bezahle alle Rechnungen, habe keine Mahnungen.<br />

Vor Kurzem ist meine Freundin gestorben.<br />

Sie lebte in <strong>der</strong> «Herdschwand».<br />

Ich habe sie jeden Tag gepflegt. Jetzt habe<br />

ich auch mein Buch zu Ende geschrieben<br />

und habe schon ein zweites begonnen.<br />

Zum Buch<br />

Willi Camenzind: Die Einsamkeit des Säufers<br />

Verlag Reinhold Liebig, Sonnenhofstrasse 1,<br />

8500 Frauenfeld<br />

Taschenbuch, ISBN 978-3-9523363-8-0,<br />

Format 12 x 19 cm, 112 Seiten<br />

Ich denke, Sie haben eine so gewinnende<br />

Art, weil Sie zu sich und Ihrer Vergangenheit<br />

stehen können.<br />

Es ist sehr wichtig, zu sich zu stehen. Das<br />

habe ich gelernt durch Denken, durch Lesen,<br />

durch Reden. Immer wie<strong>der</strong> reden.<br />

Man kann viel über sich lernen, wenn man<br />

sich zuhört und sich selber beobachtet,<br />

wie man sich benimmt, wie man mit einem<br />

Gegenüber spricht. Oft habe ich zu<br />

mir gesagt: «Willi, das ist nicht gut, was<br />

du machst, damit musst du aufhören, das<br />

musst du än<strong>der</strong>n.»<br />

In diesem Zusammenhang ist dann auch<br />

das Buch entstanden?<br />

Ich hatte immer das Gefühl, ich sei kein<br />

Mann. Ich bin extra in die Fremdenlegion<br />

gegangen in den 60er-Jahren, um ein<br />

Mann zu werden. Mein Vater sagte mir:<br />

«Geh dorthin, die machen einen Mann <strong>aus</strong><br />

dir.» Es hat nicht geklappt. Von klein auf<br />

hat es zu H<strong>aus</strong>e immer geheissen: «Du bist<br />

kein Mann, du bist we<strong>der</strong> Mann noch<br />

Frau, du bist nichts.» Das fährt einem Kind<br />

natürlich gr<strong>aus</strong>am ein.<br />

Welches ist die Botschaft Ihres Buches? Was<br />

möchten Sie mit diesem Buch <strong>aus</strong>sagen?<br />

Dass es bei jedem Menschen Sinn macht,<br />

etwas gegen seine Süchte zu unternehmen.<br />

Es macht Sinn, etwas dagegen zu<br />

machen. Niemand wird einfach so Alkoholiker.<br />

Ich war Alkoholiker, um zu flüchten.<br />

Wie geht es Ihnen heute?<br />

Mir geht es sehr gut, ich kenne gute Leute<br />

und ich verkehre nicht mehr an den alten<br />

Orten. Ich habe beobachtet, dass Leute,<br />

die aufgehört haben zu trinken, in dieselben<br />

Wirtschaften gehen. Sie setzen sich zu<br />

den Leuten und wollen brillieren: «Ich trinke<br />

nicht mehr, ich bin super.» Eine Woche<br />

später sind sie wie<strong>der</strong> drin. So erging es<br />

mir auch. Es ist wichtig, dass man alles verän<strong>der</strong>t.<br />

Alkohol trinken Sie nicht mehr?<br />

Nichts mehr. An Weihnachten 2000 habe<br />

ich aufgehört und ich bin sehr stolz darauf.<br />

Interview: walter.bucher@emmen.ch

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