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eine an<strong>de</strong>re<br />

seite von uganda<br />

Überfor<strong>de</strong>rt mit meinen eigenen Gedanken sitze ich in <strong>de</strong>r<br />

kleinen Propellermaschine und schaue auf die sattgrüne Landschaft<br />

unter mir. Kleine Ansammlungen von Hütten. Verlassen,<br />

wie ich jetzt weiss, die Äcker liegen lange brach. Viele nun<br />

schon zwanzig lange Jahre. Bin traurig, dass ich abreisen muss.<br />

Bin es aber auch an<strong>de</strong>rerseits nicht. Jetzt erstmal Abstand<br />

gewinnen, verdauen. Langsam entfernt sich unser Flieger von<br />

Gulu und schafft Distanz, Distanz zu <strong>de</strong>m Erlebten, Gesehenen.<br />

Ganz sicher nicht zu <strong>de</strong>n Menschen, die zurückbleiben.<br />

<strong>de</strong>r konflikt<br />

Als ich in Gulu ankomme, eine Woche vorher, bin ich vorbereitet.<br />

Dieser erste Teil <strong>de</strong>r Reise ist organisiert von World Vision, einer<br />

Hilfsorganisation. Im Anschluss daran, in Woche zwei, steht die Fahrt<br />

zum Mt. Elgon National Park auf <strong>de</strong>m Plan. Trekkingtour. Bei<strong>de</strong> Teile<br />

meiner Ugandareise sind Medien begleitet. Zum einen macht sich<br />

Uganda, wie ich gelernt habe, hervorragend für eine tolle Geschichte<br />

in diesem Katalog. Zum an<strong>de</strong>ren geht es um Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit<br />

für Menschen, für die sich ganz offensichtlich ausserhalb<br />

ihrer Camps kaum ein Mensch interessiert. Die ganze Reise ein<br />

Balanceakt, das ist mir von vornherein klar.<br />

Sam leitet in Gulu das World Vision Reception Center, das Auffanglager.<br />

Es ist leer. Gespenstisch leer. An <strong>de</strong>r bunten Landkarte in<br />

seinem Büro lokalisiert Sam das Grauen. Das Grauen, das ist vor<br />

allem Joseph Kony. Seit mehr als zwanzig Jahren marodiert dieser<br />

völlig durchgeknallte Schlächter durch die nördlichen Distrikte<br />

Ugandas, das Land <strong>de</strong>r Menschen <strong>de</strong>s Acholi Stammes. Überfällt<br />

Dörfer, verschleppt Kin<strong>de</strong>r, egal ob Mädchen o<strong>de</strong>r Jungen, egal ob<br />

sie nun erst acht o<strong>de</strong>r schon fünzehn Jahre alt sind. Zwingt sie zu<br />

unaussprechlichen Greueltaten, an <strong>de</strong>r Familie, an Freun<strong>de</strong>n. Richtet<br />

sie dann in Bush Camps zu Soldaten ab, rekrutiert so seine Armee.<br />

Hält sich mit seinen Unterführeren ein Heer junger Sexsklavinnen<br />

und lässt unschuldige Kin<strong>de</strong>r mor<strong>de</strong>n. Zieht sich, nahezu unbehelligt<br />

von Ugandas Armee, in <strong>de</strong>n Süd-Sudan zurück, um dann zurückzukommen,<br />

wie<strong>de</strong>r Dörfer zu überfallen, wie<strong>de</strong>r zu mor<strong>de</strong>n, wie<strong>de</strong>r<br />

neue Kin<strong>de</strong>r zu entführen. Angst zu verbreiten, Hoffnungslosigkeit.<br />

Ein Leid ohne En<strong>de</strong>, eine Spirale <strong>de</strong>s Irrsinns. Wer aus seiner<br />

Armee fliehen will, wird grausam verstümmelt, dann getötet. Lord’s<br />

Resistance Army hat er seinen Mör<strong>de</strong>rhaufen genannt, LRA. Die<br />

Befreiungsarmee <strong>de</strong>s Herrn.<br />

Wie kann das alles sein ? Warum interessiert sich kein Mensch für<br />

das Leid dieser Familien, <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r. Und was will Kony ? Keiner<br />

weiss es wirklich. Undurchsichtig, undurchschaubar, böse. Verloren<br />

im Zynismus dieses Erklärungsnotstan<strong>de</strong>s bastele ich mir meine<br />

eigene Theorie: Bürgerkrieg macht sich nicht schlecht für die<br />

Regieren<strong>de</strong>n in Kampala, unten im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Der bringt<br />

EU-Gel<strong>de</strong>r in ihre Kassen, jetzt schon viele Jahre lang. Warum also<br />

diesen Zustand been<strong>de</strong>n ! Die Regieren<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Acholis ohnehin<br />

nicht gut gesonnen, haben es blen<strong>de</strong>nd verstan<strong>de</strong>n, gera<strong>de</strong> so viel<br />

zu tun, dass sie im Westen zu Vorzeigepolitikern mutieren, sich ihren<br />

Konflikt aber möglichst lange erhalten. Und <strong>de</strong>r Westen ? Hat kein<br />

Interesse. Kein Öl in Sicht, also auch kein Engagement.<br />

EXTRO<br />

341

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