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Wir besteigen einen kleinen Felszacken um zu sitzen, zu
schauen und das hochalpine Ambiente in uns aufzusaugen.
Der Grat vor uns ist wild zerklüftet, eine chaotische
Anordnung aus riesigen Granitsplittern. Wäre schön gewesen,
dieses Szenario auf den Fotos mystisch im Nebel
verschwinden zu sehen. Aber das Zusammenspiel von Landschaft,
Licht und Leuten in den Bergen ist auch bei Sonnenschein
faszinierend. Und Bergsteigen macht bei schönem
Wetter einfach mehr Spaß.
Wir machen es uns auf einem Felsblock bequem, der kühn
auf dem scharfen Grat liegt. Unsere Füße mit den Steigeisen
baumeln wie die sprichwörtliche Seele über die Felskante
in den Abgrund. Rüber bis zum Gipfel ist es noch
ganz schön weit. Wir müssen noch einmal ein Stück hinunter,
um uns dann die letzte steile Firnflanke zum Gipfel
hochzuarbeiten. Nach ein paar ausgesetzten Metern im
lockeren Schnee blickt Daniel über eine Felskante ins Leere.
Abseilen! Nachdem der Fixpunkt gebaut und hintersichert
ist, muss ich als erster über die Kante. Gesicht zur Wand
und Panorama im Rücken kratzen die Steigeisen über den
Fels. Ich drücke mich weg, pendle in der Luft, immer schneller
läuft das Seil durch das Abseilgerät. Kurz vor dem Boden
bremse ich am Seil und lande sanft im knietiefen Schnee.
Seil frei! Oben schwingt sich Daniel über die Kante.
AUF DEM RÜCKWEG SIND
DIE BEINE SCHWER UND MÜDE.
Die Bergriesen, die uns umgeben, schauen ungerührt zu, wie
wir uns einen letzten Gegenanstieg hinauf mühen. Monoton
knirschen die Steigeisen im harten Schnee und im langsamen,
gleichmäßigen Rhythmus gelangen wir erschöpft
aber zufrieden an den Ausgangspunkt der Tour zurück. Ein
paar letzte Bilder ins Gegenlicht und auf die Bergkette im
Hintergrund, dann verschwindet die fantastische Szenerie
ums Eck, um nur noch unwirklich im Gedächtnis und als
malerische Kulisse auf den Fotos zu bleiben. Bergsteigen
bei Bilderbuchwetter – die Erinnerungen werden der Stoff
für neue Träume sein.
Text und Fotos: Moritz Attenberger
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