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Als wir am Rand <strong>de</strong>s Eises ankommen, legen wir Klettergurt und Steigeisen<br />
an. Je<strong>de</strong>r hat einen Eispickel in <strong>de</strong>r Hand, als Notbremse im<br />
Falle eines Sturzes. Zögerlich wagen wir die ersten Schritte und bald<br />
schon umgibt uns nur noch das Weiß <strong>de</strong>s Gletschers, gleißend im<br />
Sonnenschein, begrenzt durch die schroffen Granitna<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s Grates.<br />
Daniel kennt die Tour bereits, er hat diesen Sommer viel Zeit <strong>hier</strong><br />
verbracht. Die Gegend um Chamonix ist für ihn und viele lei<strong>de</strong>nschaftliche<br />
Bergsteiger gewissermaßen das gelobte Land, ganze Generationen<br />
fan<strong>de</strong>n <strong>hier</strong> die i<strong>de</strong>ale Projektionsfläche für ihre alpinen<br />
Träume. Träume, die es zu leben galt. Träume, die es auch für uns zu<br />
leben gilt. Die Möglichkeiten für Alpinisten sind in dieser Berg-<br />
Riesen-Welt sc<strong>hier</strong> unbegrenzt . Steil hebt sich das Profil <strong>de</strong>r Nordwand<br />
<strong>de</strong>r Gran<strong>de</strong>s Jorasses gegen <strong>de</strong>n stahlblauen Himmel ab. Als<br />
wir auf <strong>de</strong>n Grat hinuntersteigen, seilen wir uns zur Sicherheit an,<br />
<strong>de</strong>nn wir müssen einige Gletscherspalten überschreiten und später<br />
gilt es, steile Passagen am Grat zu überwin<strong>de</strong>n. Es ist ungewohnt,<br />
mit <strong>de</strong>n Steigeisen zu gehen. Immer ein bisschen breitbeinig, damit<br />
man sich nicht im an<strong>de</strong>ren Hosenbein o<strong>de</strong>r Steigeisen verhängt. Das<br />
Seil zwingt uns allen <strong>de</strong>n gleichen Gehrhythmus auf.<br />
Beeindruckt von <strong>de</strong>r Szenerie bewegen wir uns auf <strong>de</strong>r Firnschnei<strong>de</strong>.<br />
Zunächst führt sie uns ein Stück hinunter, bis wir schließlich an <strong>de</strong>n steilen<br />
Felsen entlang im tiefen Schnee stapfen. Hinter uns beherrscht<br />
<strong>de</strong>r riesige, breite Koloss <strong>de</strong>s Mont Blanc mit seinen 4807 Metern<br />
<strong>de</strong>n Horizont über <strong>de</strong>r schlanken, spitzen Aguille du Midi. Kein<br />
Wölkchen am Himmel. Heute wird es nichts aus <strong>de</strong>n Nebelfotos.<br />
Wir müssen ein senkrechtes Felsmassiv links <strong>de</strong>s Grates umgehen<br />
und wechseln durch eine kleine Scharte auf die Schattenseite. Hier<br />
ist es kalt und <strong>de</strong>r Schnee pulvrig. Trotz<strong>de</strong>m kommen wir im steilen<br />
Schneegelän<strong>de</strong> ziemlich schnell ins Schwitzen und vor allem ins<br />
Schnaufen. Schon lange nicht mehr über 3000 Meter Höhe gewesen.<br />
Ich überlege, ob ich eine Fotopause beantragen soll, um etwas Luft<br />
schnappen zu können. Doch Daniel stapft gleichgültig voran, er ist<br />
bestens akklimatisiert. Nun zwängt er sich eng an einem Vorsprung<br />
<strong>de</strong>r Felswand vorbei und verankert zur Absicherung ein mobiles<br />
Klemmgerät in einem kleinen Riss. Der Steilhang unter uns mün<strong>de</strong>t<br />
in einen felsigen Abgrund. Trittsicherheit und volle Konzentration<br />
sind gefragt, einer nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren schiebt sich balancierend am<br />
Hin<strong>de</strong>rnis vorbei. Die eigene Angst in <strong>de</strong>n Griff zu bekommen, die<br />
Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Körperbeherrschung, das volle Leben im Augenblick sind<br />
die immer aufs Neue faszinieren<strong>de</strong>n Elemente einer Bergtour. Noch<br />
fünfzig Meter aufwärts, dann trifft uns die Sonne wie<strong>de</strong>r ins Gesicht.<br />
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