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alternovum.

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<strong>alternovum</strong>.<br />

Das KWA Journal 2/2014<br />

20 JAHRE PFLEGE-<br />

VERSICHERUNG.<br />

TITELTHEMA.<br />

S.10<br />

KWA Interview<br />

S.12<br />

Menschen<br />

S.20<br />

Blitzlicht<br />

S.04


Inhalt.<br />

20 Jahre Pflegeversicherung.<br />

Titelthema.<br />

Die Geburt der Pflegeversicherung –<br />

Kontroversen und Nachwirkungen.<br />

10<br />

KWA Exklusiv-<br />

Interview.<br />

Ganz unverblümt! KWA im<br />

Gespräch mit Dr. Norbert Blüm,<br />

dem „Vater der Pflegeversicherung“.<br />

12<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter gAG<br />

Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />

Verantwortlicher Redakteur (V. i. S. d. P.)<br />

Dr. Stefan Arend (Vorstand)<br />

Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />

Redaktion<br />

Sieglinde Hankele<br />

Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Tel.: 089 66558-565, Fax: 089 66558-3565<br />

E-Mail: <strong>alternovum</strong>@kwa.de<br />

Gestaltung und Layout<br />

Klarelinie, Agentur für Gestaltung GmbH,<br />

86919 Utting am Ammersee, www.klarelinie.de<br />

Auflage/Erscheinungsweise<br />

Druckauflage 2/2014: 28.000 Exemplare<br />

ISSN 2199-2088<br />

© KWA Kuratorium Wohnen im Alter<br />

Alternovum. Das KWA Journal ist kostenlos.<br />

Die Zusendung kann jederzeit storniert werden.<br />

Bestellungen, Abbestellungen, Adressänderungen:<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter<br />

Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />

Tel.: 0800 5924636, Fax: 089 66558-547<br />

E-Mail: info@kwa.de<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit wird bei den<br />

meisten geschlechtsspezifischen Bezeichnungen<br />

die männliche Form gewählt.<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter ist ein<br />

gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen<br />

und wurde 1966 in München gegründet.<br />

KWA ist Mitglied im Paritätischen.<br />

Bundesweit unterhält KWA 18 Einrichtungen,<br />

darunter 14 Altenwohnstifte, eine eigene Klinik für<br />

neurologische und geriatrische Rehabilitation, zwei<br />

Pflegestifte und ein Bildungszentrum mit staatlich<br />

anerkannten Berufsfach- und Fachschulen.<br />

IMPRESSIONEN.<br />

Sommer mit KWA<br />

18<br />

Blitzlicht. 04<br />

Leben.<br />

Genießen und genesen 06<br />

Der Weg ist das Ziel … 07<br />

Netzwerke.<br />

Stadtbüro in Bottrop 08<br />

Vernetzte Vielfalt 09<br />

20 JAHRE PFLEGEVERSICHERUNG.<br />

TITELTHEMA.<br />

Die Geburt d. Pflegeversicherung 10<br />

Dr. Norbert Blüm im Interview 12<br />

Blickwinkel.<br />

Sprache ist verräterisch 14<br />

Engagement.<br />

Freunde für spezielle Fälle 15<br />

Dienst am Menschen 16<br />

Impressionen. 18<br />

Menschen.<br />

24 Jahre im Dienst König Ottos 20<br />

Berlin, Berlin 21<br />

Titelfoto: Werner Krüper;<br />

Fotos obere Reihe: W. Krüper, Bildrechte – Dr. Norbert Blüm, Stockbild<br />

Begleitung und Pflege.<br />

Hier sind alle so langsam wie ich 22<br />

Angehörige zu Verbündeten … 23<br />

Urlaub im Stift Brunneck … 24<br />

Innovation.<br />

Cyberbowling … 25<br />

Gesundheit.<br />

David, der Kämpfer! 26<br />

Neue Chance – Neue Therapie 28<br />

reisen.<br />

Flanieren wie einst Kaiserin Sissi 29<br />

bildung.<br />

Und noch ein neues Haus fürs<br />

Bildungszentrum 30<br />

Sternstunden.<br />

30 Jahre KWA Stift am Parksee 32<br />

KWA Club.<br />

Club-Fans im Schwarzwald 34<br />

Editorial.<br />

Hausmitteilung – Nachrichten für Gäste und Freunde des Vereins<br />

Münchner Altenwohnstift, so begann 1969 die Geschichte des KWA<br />

Journals. Das KWA Georg-Brauchle-Haus in Neuperlach war gerade<br />

bezogen, die ersten Bewohner lebten sich ein, und Direktor Hermann<br />

Beckmann berichtete über die Aktivitäten im Haus, aber auch über<br />

die weiteren Projekte des Vereins in Ottobrunn, Rottach-Egern und<br />

Bad Krozingen. Aus dem Verein Münchner Altenwohnstift erwuchs<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter und aus der Hausmitteilung<br />

wurde das KWA Journal, das nunmehr bereits 45 Jahre existiert und<br />

dem wir mit der Vorlage der heutigen Ausgabe ein neues Gesicht<br />

und einen neuen Namen geben: <strong>alternovum</strong>.<br />

Alternovum setzt die Tradition fort, Bewohner, Gäste und Freunde von<br />

KWA über das Leben in unseren Einrichtungen zu informieren. Zudem<br />

gesellten sich zu Berichten auch Informationen über Entwicklungen<br />

unserer Branche, über neue Gesetze oder auch Aufsätze, die sich mit<br />

dem Alter und dem Altern befassten. Nicht nur Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter veröffentlichten im KWA Journal ihre Texte, auch viele<br />

Bewohner beteiligten sich als Autoren, und immer wieder gelang es,<br />

auch namhafte Fachleute für einen Artikel zu gewinnen. So entstand in<br />

den zurückliegenden Jahrzehnten eine Geschichte von KWA und der<br />

Seniorenarbeit in Deutschland. Im Besprechungsraum des Vorstands<br />

stehen die gesammelten Werke aus 45 Jahren, mittlerweile sind es elf<br />

in Leinen gebundene, recht schwergewichtige Bände – ein unersetzbarer<br />

Fundus, unser kollektives Gedächtnis der Firmengeschichte.<br />

Wenn ein Jubiläum ansteht und man sich auf die Suche nach interessanten<br />

Details für die Festansprache macht oder wenn sich ein neuer<br />

Mitarbeiter über das Werden der Firma informieren will: Der Blick<br />

ins KWA Journal ist unersetzlich. Und dass man dabei auch auf das<br />

ein oder andere mittlerweile historische Foto stößt, das auch ein<br />

wenig Heiterkeit auslösen kann, macht die Lektüre umso schöner.<br />

Auch in digitalen Zeiten, denen wir uns mit Onlineangeboten stellen,<br />

setzen wir weiterhin auf unser gedrucktes KWA Journal, um unseren<br />

Lesern einen fühlbaren und vielschichtigen Einblick in unsere Arbeit<br />

zu geben. Dabei ist der Name, den wir für das KWA Journal gewählt<br />

haben, ein Stück weit auch Programm: Wir verbinden mit <strong>alternovum</strong><br />

einen neuen wie auch einen alternativen Blick auf das Alter,<br />

denn den brauchen wir in einer Gesellschaft des langen Lebens.<br />

Horst Schmieder,<br />

Dr. Stefan Arend,<br />

KWA Vorstand<br />

KWA Vorstand<br />

02 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

03


Blitzlicht.<br />

Wussten Sie schon, dass …<br />

Analogkäse in KWA Küchen tabu ist? Käse-Imitate<br />

und andere gebrandmarkte Zutaten finden Sie auf<br />

einer Schwarzliste unter www.kwa.de im Menüpunkt<br />

„Service“, in der Rubrik „Gastronomie“.<br />

Denn: Was nach Gouda schmeckt, muss auch Gouda sein.<br />

Foto: Stockbild<br />

Digitale Ausgabe von <strong>alternovum</strong><br />

Schon seit einigen Jahren gibt es das KWA<br />

Journal nicht nur als Printausgabe, sondern<br />

auch online: bislang als konventionelle PDF-<br />

Datei. Ab dieser Ausgabe ist die digitale Version<br />

ein so genanntes „Blätter-PDF“ mit Zusatzfunktionen.<br />

Bei einer Reihe von Beiträgen führen<br />

Links zu Elementen, die die Printausgabe crossmedial<br />

erweitern: beispielsweise um eine Bildergalerie<br />

oder um einem Hintergrundbericht.<br />

KWA Schülerliteraturwettbewerb:<br />

Preisträger 2014<br />

Die Initiatorin und Betreuerin des KWA Schülerliteraturwettbewerbs<br />

Gisela Hüttis, Stiftsdirektorin im KWA Stift<br />

Brunneck, freute sich über 76 eingereichte Beiträge –<br />

und zum Abschluss über die Gastfreundschaft von Stiftsdirektorin<br />

Gisela Rellecke: Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl<br />

fand die Preisverleihung zum Wettbewerb<br />

2013/2014 am 14. März im KWA Georg-Brauchle-Haus<br />

statt, dort gibt es einen großen Festsaal.<br />

Prämiert wurden:<br />

• „Briefe an eine Freundin“ von Anam Cara Marr vom<br />

Pestalozzi-Gymnasium in München, in der Kategorie<br />

„Unter 13 Jahre“,<br />

• „Kanonenorchester“ von Franziska Unger vom Gymnasium<br />

Ottobrunn, in der Kategorie „Über 13 Jahre“,<br />

• „Freundschaft“ von Ida Gerlach vom Feodor-Lynen-<br />

Gymnasium in Planegg, in der Kategorie „Lyrik“.<br />

Journal-Leser im Glück<br />

In alpiner Höhenlage geerntete Heilkräuter, alpines<br />

Heilwasser sowie von Hand abgebautes Bergsalz<br />

stecken – neben anderen Ingredienzien – in<br />

„BALANCE ALPINE 1000“. Drei Produkte<br />

dieser hochwertigen Serie wurden von KWA Club<br />

verlost und bereits an die Gewinner versendet:<br />

Gesichtscreme an Helga Knigge aus Riemerling,<br />

Körperlotion an Ingeborg Rost aus Bad Dürrheim,<br />

Raumspray an Jürgen Weitmann aus Gelsenkirchen.<br />

Foto: Wolfgang Lackner<br />

KWA Akademie im Herbst<br />

Unter der Leitung von Angelika Pohl, Referentin<br />

für Qualität, Prozesse, Strukturen, bietet<br />

die KWA Akademie auch im Herbst einige<br />

interessante Seminare zum Thema Pflege,<br />

beispielsweise:<br />

• „Beratung von Bewohnern und Angehörigen“<br />

mit Referentin Aloisia Brenner, am 29. September<br />

in Unterhaching,<br />

• „Personenzentrierte Kommunikation –<br />

am Beispiel der gewaltfreien Kommunikation<br />

nach M. Rosenberg“ mit Referentin<br />

Claudia Spahn, am 9. und 10. Oktober in<br />

Baden-Baden,<br />

• „Die Übergabe gut strukturieren“ mit<br />

Referentin Adelina Colicelli, am 6. November<br />

in Unterhaching.<br />

Die Seminarangebote richten sich sowohl an<br />

KWA Mitarbeiter als auch an externe Interessenten.<br />

Fragen und Anmeldungen bitte an:<br />

pohl-angelika@kwa.de.<br />

Ein Link kann jedoch auch einfach nur zu einer<br />

interessanten Website führen, die zum Thema<br />

passt. Beiträge, die online etwas Zusätzliches<br />

bieten, sind in der Printausgabe durch ein<br />

kleines Plus-Symbol am Ende des Beitrags<br />

gekennzeichnet. Gleich im ersten <strong>alternovum</strong><br />

sollten Sie die digitale Ausgabe unbedingt<br />

öffnen: Sie finden dort unter anderem Teil 2<br />

des Interviews mit Dr. Norbert Blüm. Und wo?<br />

Unter www.<strong>alternovum</strong>.de. Sie können auf<br />

dieser Website auch einen Leserkommentar<br />

schreiben und Beiträge mit „gefällt mir“<br />

markieren.<br />

Foto: Stockbild<br />

Foto: Robert Haas<br />

Herzlichen Glückwunsch und „happy Wellness“!<br />

04 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

05


Leben.<br />

Leben.<br />

Foto: Jörg Bongartz<br />

Fotos: Hauke Thomas<br />

KWA Parkstift Hahnhof<br />

Genießen und genesen<br />

Modernes Therapiezentrum im KWA Parkstift Hahnhof.<br />

KWA Stift Rupertihof<br />

Der Weg ist das Ziel …<br />

… beim Fischen und beim Kalligrafieren.<br />

Wer ins Wohnstift zieht, kann Gleichgesinnte finden –<br />

und seinen Hobbys nach Herzenslust frönen.<br />

Ein Wohnstift zeichnet sich ja bekanntlich<br />

durch ein breites Angebotsspektrum<br />

für Menschen aus, die<br />

neben einem gewissen Komfort auch<br />

kulturelle Angebote im Haus sehr<br />

schätzen. Ein ganz wichtiger Punkt<br />

ist für viele Bewohner überdies ein<br />

gutes therapeutisches Angebot mit<br />

kurzen Wegen und verlässlichen<br />

Ansprechpartnern. Zudem nimmt<br />

auch das Thema Genesung nach<br />

Kur-, Reha- und Krankenhausaufenthalten<br />

an Bedeutung zu. Und hier<br />

sind es zunehmend auch KWA Club-<br />

Mitglieder, die in der entsprechenden<br />

Situation die Möglichkeit nutzen, als<br />

Gast im Hahnhof wieder zu Kräften<br />

und Beweglichkeit zu kommen.<br />

Kunden zeitgleich in der gebotenen<br />

Privatsphäre behandelt werden: in<br />

geschlossenen Kabinen. Der Kunststoffboden<br />

wurde durch hochwertiges<br />

Parkett ersetzt, auch der Empfangsbereich<br />

wurde erneuert und<br />

vermittelt bereits beim Betreten eine<br />

angenehm großzügige Ausstrahlung.<br />

Den hohen Temperaturen, die ein<br />

Sommer in Baden-Baden mit sich<br />

bringen kann, begegnet nun eine<br />

Klimaanlage, sicherlich zur Freude<br />

der Kunden.<br />

Hahnhof selbstständig gemacht. Er<br />

steht mit seinen Mitarbeitern für<br />

unterschiedlichste Therapieangebote<br />

und arbeitet insbesondere im Bereich<br />

der Vorsorge und Aktivierung älterer<br />

Menschen mit modernen Methoden.<br />

Nebenbei betreut er persönlich<br />

Spitzensportler aus verschiedenen<br />

Nationalmannschaften und bringt aus<br />

dieser Tätigkeit immer wieder neueste<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse in<br />

seine Arbeit im Hahnhof ein.<br />

Die Fischer vom Rupertihof.<br />

Bereits im zarten Alter von zehn<br />

Jahren hat Walter Ecker das Fischen<br />

von seinem Großvater gelernt. Die<br />

Leidenschaft dafür hat er sich bis<br />

heute erhalten. Seit 1946 ist der<br />

Tegernsee „sein“ Gewässer. Jahrelang<br />

ist er gemeinsam mit seinem<br />

Fischerkollegen Fred Rauch am<br />

Wochenende von München hierhergefahren,<br />

um in der Ringseebucht zu<br />

fischen. In den 70er-Jahren erlernte<br />

Ecker dann das Fliegenfischen. Danach<br />

wurden auch die Mangfall, die<br />

Leitzach und die Schlierach seine<br />

Heimatgewässer. Dort ist er auch<br />

heute noch beim Fischen anzutreffen,<br />

obwohl er inzwischen 87 ist.<br />

Tegernsee nach Renken zu fischen.<br />

Im ersten Anlauf ohne großen Erfolg<br />

– aber das nächste gemeinsame<br />

Fischen ist schon verabredet: dann<br />

zum Fliegenfischen in der Mangfall.<br />

Die Kalligrafin und die Pinien.<br />

Vom 4. Jahrhundert nach Christus<br />

bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />

wurde in Ostasien ausschließlich<br />

mit Pinsel und Tusche auf Papier<br />

geschrieben. Das Material prägte die<br />

Maltechnik und die Zeichenformen.<br />

Im Lauf der Jahrhunderte hat sich<br />

das Schreiben in Japan und China zu<br />

einer Kunstform entwickelt.<br />

Links unten: Erica Friedrich Kerckow<br />

mit Pinsel und Tusche; rechts:<br />

obere zwei Schriftzeichen: Hoffnung,<br />

unteres Zeichen: Kiefer, links kleine<br />

Schriftzeichen: Signatur, rot: Siegel<br />

Erica Friedrich-Kerckow, eine Bewohnerin<br />

von KWA Stift Rupertihof, hat<br />

sich vor 14 Jahren auf diesen Weg<br />

begeben. Über die Ikebana-Kunst ist<br />

sie zur Kalligrafie gekommen. Regelmäßig<br />

besucht sie Kurse und übt<br />

und schreibt auch im Wohnstift mit<br />

Tusche und Pinsel. Mit ihren Arbeiten<br />

nimmt sie an internationalen Wettbewerben<br />

in Japan teil, sie hat mehrfach<br />

Preise gewonnen.<br />

So haben wir durch die Sanierung<br />

Noch attraktiver wurden die Räumlichkeiten<br />

zwei Ziele erreicht: Die räumliche<br />

durch den neuen Geräte-<br />

Ausstattung kann sich mehr denn je<br />

park, in den der langjährige Pächter, sehen lassen. Zugleich können wir<br />

Reha & Vital Center, investiert hat. Bewohnern und Gästen gemeinsam<br />

In Japan bezeichnet man das Erlernen<br />

Dazu gehören auch so genannte mit unserem kompetenten Partner<br />

und das Üben der alten Schriftfor-<br />

Dieser Entwicklung begegnet das<br />

KWA Parkstift Hahnhof mit dem<br />

neu sanierten Therapiezentrum.<br />

Herzstück der Sanierung ist die<br />

zeitgemäße Ausstattung der Räumlichkeiten.<br />

Wo vorher offene Kabinen<br />

waren, können nun auch mehrere<br />

Aquabikes – die einiges Erstaunen<br />

ausgelöst haben: Radfahren im<br />

Wasser ist doch ziemlich unkonventionell.<br />

Den Geschäftsführer<br />

Halil Senpinar verbindet eine lange<br />

Partnerschaft mit dem Hahnhof.<br />

Vor genau 15 Jahren hat er sich im<br />

langfristig hochwertige Therapieangebote<br />

bereitstellen. Und – das zeigen<br />

zahlreiche Rückmeldungen – man<br />

wird zwar nicht lieber krank als<br />

vorher. Doch haben viele Patienten<br />

das Gefühl, dass sie etwas schneller<br />

wieder auf die Beine kommen!<br />

Marco Kuhn-Schönbeck<br />

Vor einem Jahr hat der rüstige Hochbetagte<br />

eine Wohnung im KWA<br />

Stift Rupertihof bezogen und hier<br />

den Haustechniker Tobias Rixner<br />

kennengelernt, der gleichfalls ein<br />

passionierter Fischer ist. Es dauerte<br />

nicht lange, da waren die beiden<br />

verabredet, um gemeinsam im nahen<br />

men mit dem Pinsel als „sho-dô“ –<br />

„Weg der Schrift“. Damit wird ausgedrückt,<br />

dass es nicht nur auf das<br />

Resultat, sondern in erster Linie auf<br />

den Weg dorthin ankommt – die mit<br />

dem Lernprozess verbundene innere<br />

Einstellung und Konzentration. Das<br />

Arbeiten mit Pinsel und Tusche hat<br />

Ein Beispiel ist eine Kalligrafie, die sie<br />

im Februar 2014 in Tokyo einreichte.<br />

Es ist der Schicksalsbaum, die Pinie,<br />

der für Japaner insbesondere nach<br />

Katastrophen „Hoffnung“ bedeutet.<br />

Hauke Thomas<br />

06 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

somit meditative Züge.<br />

07


Netzwerke.<br />

Foto: Stockbild<br />

Netzwerke.<br />

KWA Stift Urbana im Stadtgarten<br />

Was macht die Urbana<br />

eigentlich im Stadtbüro?<br />

Info – Service – Treffpunkt<br />

Vernetzte Vielfalt<br />

Moderne Senioreneinrichtungen stellen ihr Wissen und<br />

ihre Kompetenzen dem Umfeld zur Verfügung.<br />

Foto: Dr. Erich Heynacher<br />

Bewohner des KWA Albstift Aalen als<br />

Lesepaten in der Langertschule in Aalen<br />

KWA Albstift Aalen<br />

Das Stadtbüro des KWA Stift Urbana<br />

liegt nahe an der beliebten Fußgängerzone.<br />

In der Nachbarschaft gibt es<br />

Ärzte, Apotheken, Cafés und Geschäfte.<br />

Deshalb kommen Bottroper<br />

Bürger bisweilen auch spontan ins<br />

Stadtbüro, um sich Informationen<br />

zum KWA Stift zu holen. Häufig bleiben<br />

sie dann doch länger als geplant.<br />

Und so manch einer nutzt die Gelegenheit,<br />

um über die persönliche<br />

Situation als pflegender Angehöriger<br />

zu sprechen. Doch es kommen auch<br />

mittelaltrige und ältere Menschen,<br />

die sich Gedanken über Wohnformen<br />

im Alter machen, mit allerlei Fragen<br />

und Beratungswunsch. Je nach Fall<br />

bekommen sie Informationen zum<br />

Leistungsangebot des Stifts, zudem<br />

auch nützliche Tipps, wie der Pflegealltag<br />

erleichtert werden kann. Dass<br />

der stiftseigene ambulante Pflegedienst,<br />

Betreuungsleistungen und auch<br />

der Menüservice in ganz Bottrop<br />

in Anspruch genommen werden<br />

können, ist für manche neu.<br />

Die Zusammenarbeit und der Austausch<br />

mit Seelsorgern und Sozialarbeitern<br />

der Krankenhäuser, mit<br />

dem Palliativnetz Bottrop, mit der<br />

Seniorenberatung der Stadt und<br />

dem Pflegestützpunkt sowie mit der<br />

Demenzberatungsstelle des Bottroper<br />

Gesundheitsamtes ist für alle Beteiligten<br />

ein Zugewinn an Know-how und<br />

praktischen Möglichkeiten. So finden<br />

in den Räumen des Stadtbüros zweimal<br />

jährlich Gedächtnissprechstunden<br />

statt, in denen sich Angehörige und<br />

Interessierte beraten und auch testen<br />

lassen können. In Erwartung der<br />

gefürchteten Diagnose Demenz sind<br />

Besucher verständlicherweise nervös,<br />

wenn sie kommen. Doch nach freundlichem<br />

Empfang und einer Tasse Kaffee<br />

können in der Regel entspannte<br />

Gespräche geführt werden.<br />

Eine weitere interessante Kooperation<br />

Ab Herbst wird es im Stadtbüro wieder<br />

eine Vortragsreihe geben. Bereits<br />

seit Februar treffen sich pflegende<br />

Angehörige in zweiwöchigem Rhyth-<br />

Beate Türlü-Aldorf<br />

unterhält das Albstift mit der Volkshochschule<br />

Aalen. Gemeinsam werden<br />

Vortragsreihen und Informationsveranstaltungen<br />

zu aktuellen Themen<br />

sowie Autorenlesungen veranstaltet.<br />

08 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

09<br />

mus hier zu einem Gesprächskreis –<br />

die Teilnehmer brauchen keine<br />

Gebühr zu entrichten. Dieses Entlastungsangebot<br />

wird wahrgenommen,<br />

um sich auszusprechen und Kontakte<br />

mit anderen Betroffenen zu pflegen,<br />

aber auch, um wertvolle Informationen<br />

rund um die Themen Pflege<br />

und Betreuung zu erhalten. Ab und<br />

zu kommen Teilnehmer dann auch<br />

für ein Einzelgespräch ins Stadtbüro.<br />

Eine Dame, deren Ehemann an<br />

Demenz erkrankt ist, hat betont: „Ich<br />

habe sonst niemanden, mit dem ich<br />

sprechen kann.“ Um Information und<br />

Beratung geht es zum einen, um maximalen<br />

Service und Bürgernähe zum<br />

anderen – und um ein offenes Ohr.<br />

Urbana Stadtbüro in der<br />

Poststraße 4 in Bottrop:<br />

Info – Service – Treffpunkt<br />

Mo.-Fr. 10-17 Uhr, Sa. 10-14 Uhr;<br />

Tel. 02041 771908<br />

Bereits seit 2008 besteht eine Kooperation<br />

mit der katholischen Sozialstation<br />

„Vinzenz von Paul“ in Aalen.<br />

An Pflege Interessierte werden von<br />

beiden Organisationen im Rahmen<br />

des Case-Managements individuell<br />

beraten, bedarfsgerechte Hilfeleistungen<br />

stehen im Fokus. Menschen<br />

mit Pflegebedarf werden von der<br />

Sozialstation an das Albstift vermittelt,<br />

wenn sie Kurzzeit- oder Tagespflege<br />

benötigen – oder sich im Rahmen<br />

eines Genesungsurlaubs von einer<br />

Erkrankung erholen möchten. Das<br />

KWA Albstift wiederum verweist Interessierte<br />

an die Sozialstation, wenn<br />

spezifische Hilfeleistungen dieser Einrichtung<br />

sinnvoll scheinen. So können<br />

beide Organisationen ein Mehr an<br />

Dienstleistungen bieten.<br />

Dadurch kommen Stiftsbewohner<br />

und Gäste des Hauses in den Genuss,<br />

das Wissen und die Gedanken hochkarätiger<br />

Referenten kennenzulernen.<br />

2013 wurde eine Kooperation mit der<br />

Hochschule Aalen geschlossen, in<br />

Bezug auf den Studiengang Gesundheitsmanagement.<br />

Studierende kommen<br />

ins Albstift, um Internetkurse für<br />

Bewohner zu geben, führen Mitarbeiterbefragungen<br />

oder Arbeitsanalysen<br />

durch. Zudem absolvieren sie auch<br />

Praktika im Rahmen des Studiums:<br />

nicht nur hier, sondern mittlerweile<br />

auch in anderen KWA Häusern.<br />

Eine außergewöhnliche, jedoch<br />

überaus fruchtbare Zusammenarbeit<br />

beschreibt Stiftsbewohner Gerhard<br />

Sittner: „Seit 2008 sind Bewohnerinnen<br />

und Bewohner des Albstifts<br />

als Lesepaten in der Langertschule<br />

aktiv. Ich bin von Anfang an dabei.<br />

Unsere Aufgabe ist es, leseschwache<br />

Kinder in der Grundschule<br />

individuell zu fördern. Ich habe die<br />

Erfahrung gemacht, dass die Kinder<br />

sich wohlfühlen, wenn sich jemand<br />

mit ihnen einzeln beschäftigt. In<br />

der Klasse fehlt dem Lehrer die Zeit<br />

dafür. Neben der Lesefertigkeit spielt<br />

die mündliche Wiedergabe des<br />

Gelesenen eine wichtige Rolle. In der<br />

Einzelbetreuung ist das Kind nicht<br />

dem Urteil der Klasse ausgesetzt,<br />

das mitunter negative Folgen für sein<br />

schulisches Verhalten haben kann.<br />

Positive Rückmeldungen gibt es für<br />

die Lesepaten immer wieder. So<br />

kam eines Tages ein Klassenkamerad<br />

eines betreuten Schülers zu mir und<br />

sagte: „Der Thomas kann jetzt schon<br />

viel besser lesen.“ Und vor einigen<br />

Wochen fragte ein Siebtklässler einer<br />

Werkrealschule, der im Rahmen des<br />

Sozialkundeunterrichts eine Woche<br />

im Albstift war, nach dem Mann<br />

mit dem steifen Bein, der mit ihm<br />

gelesen hat. Wir trafen uns dann im<br />

Albstift zu einem netten Gespräch.<br />

Er konnte sich noch besser an mich<br />

erinnern als ich mich an ihn.“<br />

Manfred Zwick


20 Jahre Pflegeversicherung.<br />

Titelthema.<br />

Fotos: links – Werner Krüper, rechts – Angelika Bardehle<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

Zwischen 1999 und 2011 stieg<br />

die Zahl der Pflegebedürftigen,<br />

die in Heimen leben, laut Pflegestatistik<br />

von 562 762 auf 743 120.<br />

Das entspricht einem Anstieg von<br />

32 Prozent – binnen zwölf Jahren.<br />

Die Geburt der Pflegeversicherung –<br />

Kontroversen und Nachwirkungen<br />

1999<br />

2001 2003 2005 2007 2009 2011<br />

Menschen mit Pflegebedarf<br />

Pflegebedürftige insgesamt<br />

Pflegebedürftige, zu Hause versorgt<br />

Pflegebedürftige, vollstationär<br />

in Heimen<br />

20 Jahre Pflegeversicherung.<br />

Eine Bilanz.<br />

><br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Publikation „Pflegestatistik 2011“, veröffentlicht<br />

im Januar 2013. Für Januar 2015 wird eine neue Publikation zur Pflegestatistik<br />

erwartet, mit einer Fortführung der Zeitreihe.<br />

Am 22. April 1994 beschloss der<br />

Gesetzgeber die Einführung der Pflegeversicherung.<br />

Seit dem 1. Januar<br />

1995 erhielten Menschen mit Pflegebedarf<br />

zunächst in der häuslichen<br />

Pflege Leistungen, kurze Zeit später<br />

auch Personen, die stationär versorgt<br />

wurden. Bis zuletzt gab es eine<br />

Restunsicherheit, ob dem langjährig<br />

verfolgten Projekt, eine fünfte Säule<br />

der Sozialversicherung einzuführen,<br />

tatsächlich Erfolg beschieden sein<br />

wird. Die Kontroversen blieben bis<br />

zur Beschlussfassung erheblich.<br />

Vor Inkrafttreten der Pflegeversicherung<br />

führte Pflegebedürftigkeit<br />

oftmals in die Sozialhilfeabhängigkeit.<br />

Auch Menschen, die auskömmliche<br />

Alterseinkommen bezogen, gerieten<br />

im Falle von anhaltender Pflegebedürftigkeit<br />

an ihre Leistungsgrenze.<br />

Mehr als eine halbe Million pflegebedürftige<br />

Menschen fielen in das<br />

„letzte Netz sozialer Absicherung“.<br />

Die Ausgaben der Sozialhilfeträger<br />

für „Hilfe zur Pflege“ nach dem<br />

damaligen Bundessozialhilfegesetz<br />

näherten sich zuletzt der 13-Milliarden-DM-Grenze<br />

jährlich. Rund ein<br />

Drittel der Sozialhilfeaufwendungen<br />

floss in diesen Ausgabenposten –<br />

kein Wunder, dass insbesondere Sozialhilfeträger<br />

ein virulentes Interesse<br />

daran zeigten, hier spürbare Entlastungen<br />

zu erzielen. Diese erfolgten<br />

nach 1995 wie erwartet, jedoch<br />

steigen seit einer Reihe von Jahren<br />

die Sozialhilfeaufwendungen wieder<br />

an. Grund hierfür ist zum einen, dass<br />

die Leistungsbeträge der Pflegeversicherung<br />

nicht laufend dynamisiert<br />

wurden. Hinzu kommt zum anderen,<br />

dass die Bundesländer sich aus der<br />

Infrastrukturfinanzierung – analog<br />

zum Krankenhaus – weitgehend zurückzogen.<br />

Vor allem Menschen, die<br />

im Pflegeheim leben, haben somit<br />

nicht öffentlich refinanzierte investive<br />

Aufwendungen mit zu tragen. Beide<br />

Positionen addiert erhöhen die erforderlichen<br />

Eigenleistungen maßgeblich:<br />

mit der Folge, dass zunehmend<br />

pflegebedürftige Menschen wiederum<br />

an ihre Leistungsgrenzen stoßen.<br />

Dass der Bundesgesetzgeber hier nun<br />

gegensteuert, ist überfällig. Es war<br />

1994 nie daran gedacht worden, dass<br />

die Pflegeversicherungsleistungen<br />

lange Jahre konstant bleiben.<br />

Aufgabe des neuen Sozialversicherungszweigs<br />

ist es, so die Diktion der<br />

Pflegeversicherung, in der häuslichen<br />

Pflege die Angehörigen zu ergänzen<br />

und in der stationären Versorgung zu<br />

entlasten.<br />

Eine Besonderheit der Pflegeversicherung<br />

liegt darin, dass sie von<br />

Beginn an nicht als bedarfsdeckend<br />

konzipiert worden war. Dies stellte<br />

durchaus ein Unikum der Sozialversicherungslandschaft<br />

1994 dar. Und<br />

es war folglich in den ersten Jahren<br />

des Leistungsbezugs auch schwierig,<br />

dies betroffenen Personen und ihren<br />

Angehörigen zu vermitteln. Sie gingen<br />

eingangs davon aus, dass auch<br />

die Pflegeversicherung eine Vollversorgung<br />

ermöglichen würde. Ein<br />

Missverstehen. Der Gesetzgeber war<br />

hier sprachlich eindeutig: Aufgabe<br />

der neuen Sozialversicherungszweigs<br />

ist es, so die Diktion der Pflegeversicherung,<br />

in der häuslichen Pflege die<br />

Angehörigen zu ergänzen und in der<br />

stationären Versorgung zu entlasten.<br />

Ergänzungs- und Entlastungsfunktion<br />

prägen das Leistungsrecht seit der<br />

Geburtsstunde.<br />

Fragt man dann nach der Finanzierungsverantwortung<br />

im Detail, so ist<br />

die Pflegeversicherung quasi für den<br />

Sockelbetrag der pflegebedingten<br />

Aufwendungen zuständig. Was diesen<br />

„Sockel“ überschreitet, ist bekanntlich<br />

der Eigenverantwortung des<br />

Einzelnen zugeordnet. Ist ein Pflegebedürftiger<br />

finanziell überfordert und<br />

sind keine Angehörigen in der Pflicht<br />

zur Unterstützung, greift auch weiterhin<br />

„Hilfe zur Pflege“ (nun nach<br />

SGB XII). Die – um im Bild zu bleiben<br />

– „Spitze“ des Aufwandes wird<br />

nicht durch die Pflegekasse getragen.<br />

Dies führt unter anderem dazu, dass<br />

seitens der Pflegekassen keine pekuniär<br />

untersetzte Motivation entsteht,<br />

die Versorgung mit Blick auf mehr<br />

Effizienz und Effektivität systematisch<br />

weiterzuentwickeln. Würden sich die<br />

Pflegekassen hier engagieren, wäre<br />

das zwar aller Ehren wert, gleichwohl<br />

profitierten monetär andere:<br />

der Bürger und gegebenenfalls der<br />

Ausfallbürge.<br />

Die Debatte zum Pro und Contra<br />

durchzog weiterhin als roter Faden<br />

die Frage, ob das Lebensrisiko<br />

„Pflegebedürftigkeit“ in Form einer<br />

Sozialversicherungslösung oder in<br />

Form eines Bundesleistungsgesetzes<br />

abgesichert werden sollte. Letzteres<br />

hätte dazu geführt, dass die Finanzausstattung<br />

dieses Leistungsgesetzes<br />

maßgeblich durch die Haushaltssituation<br />

des Bundes beeinflusst worden<br />

wäre. Zudem löste die Frage, ob<br />

Pflegebedürftigkeit in einer Sozialversicherungsvariante<br />

als eigener<br />

Sozialversicherungszweig oder als<br />

Bestandteil der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

besser zu regeln<br />

ist, weitere Kontroversen aus. Die<br />

Entscheidung für den eigenen Sozialversicherungszweig<br />

zeitigte allerdings<br />

auch Nebenwirkungen, die nie erfolgreich<br />

behandelt werden konnten:<br />

Der Grundsatz „Rehabilitation vor<br />

Pflege“ ist in der Pflegeversicherung<br />

zwar eingangs herausgestellt, aber<br />

die Pflegekasse ist im Unterschied<br />

zur Krankenkasse kein Reha-Träger.<br />

Dies hat zur Folge, dass die Krankenkassen,<br />

die untereinander im<br />

Wettbewerb stehen, medizinische<br />

Rehabilitationsmaßnahmen finanzieren<br />

müssten, deren Erfolg sich nicht<br />

in eigenen Haushalt abbildet. Eine<br />

Misslichkeit in einer Gesellschaft<br />

des langen Lebens.<br />

Prof. Dr. Roland Schmidt<br />

Prof. Dr. Roland Schmidt,<br />

Gerontologe<br />

„Eine Besonderheit der<br />

Pflegeversicherung<br />

liegt darin, dass sie von<br />

Beginn an nicht als<br />

bedarfsdeckend konzipiert<br />

worden war.“<br />

10 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

11


20 Jahre Pflegeversicherung.<br />

Titelthema.<br />

Ganz unverblümt!<br />

Herr Dr. Blüm, Sie gelten als „Vater<br />

der Pflegeversicherung“. Nach 20<br />

Jahren praktischer Erfahrungen<br />

möchten wir mit Ihnen gerne<br />

über aktuelle Entwicklungen und<br />

Vorhaben sprechen. Der Pflegebedürftigkeitsbegriff<br />

soll neu definiert<br />

werden. Wie stehen Sie dazu?<br />

Dass wir im ersten Schritt der Pflegeversicherung<br />

für die psychisch und<br />

an Demenz Erkrankten ungenügende<br />

Antworten hatten, das habe ich auch<br />

schon damals gewusst. Aber wir<br />

hatten keinerlei Erfahrung. Es gab<br />

keine Modellversuche, nichts. Und<br />

wir wussten nicht, ob unsere Schätzungen<br />

stimmen, ob der 1,7-Prozent-<br />

Beitrag reicht oder nicht reicht. Man<br />

musste erst mal auf sicheren Boden<br />

gehen. Die Zahl der körperlich<br />

Pflegebedürftigen war auch leichter<br />

einzuschätzen als die der psychisch<br />

Erkrankten oder Dementen.<br />

Das ist übrigens in der Krankenversicherung<br />

genauso gewesen. Die ist<br />

erst einmal eingerichtet worden für<br />

Foto: Bildrechte – Dr. Norbert Blüm<br />

KWA<br />

Exklusiv -<br />

Interview<br />

„Es geht nicht nur um<br />

Geld, sondern auch<br />

um eine Kultur des<br />

Mitleidens.“<br />

Dr. Norbert Blüm war von 1982<br />

bis 1998 im Kabinett von Kanzler<br />

Helmut Kohl Bundesminister für<br />

Arbeit und Sozialordnung. In Blüms<br />

Amtszeit fällt die Einführung der<br />

Pflegeversicherung im Jahr 1994.<br />

Interview mit Dr. Norbert Blüm, dem<br />

„Vater der Pflegeversicherung“.<br />

die körperlich Leidtragenden. Dass<br />

es aber anderer Antworten bedarf, als<br />

nur körperliche Hilfe zu geben, das<br />

weiß auch ich. Und deshalb finde<br />

ich es richtig, dass der Pflegebegriff<br />

ausgeweitet wird. Ob drei oder fünf<br />

Klassen – wir haben schon bei drei<br />

Schwierigkeiten, das wird bei fünf<br />

nicht leichter werden. Solche Grenzstreitigkeiten<br />

schaffen auch Frustrationen.<br />

Mir wäre eine gewisse Großzügigkeit<br />

in der Beurteilung lieber<br />

und weniger Bürokratie.<br />

Hätte es mit Ihnen den Pflege-<br />

TÜV und Pflege-Noten gegeben?<br />

Nein, da sträubt sich bei mir alles<br />

dagegen. Gar nicht so sehr argumentativ,<br />

sondern schon gefühlsmäßig.<br />

Ich finde, dass kontrolliert<br />

werden muss, aber mit einem Minimum.<br />

Wo es Missstände gibt, da<br />

muss man die abschaffen. Aber ich<br />

muss doch nicht ständig mit Druck<br />

und Angst und Kontrolle arbeiten.<br />

Ich traue dem Menschen bis auf<br />

Weiteres immer das Bessere zu.<br />

Was hat die Pflegeversicherung –<br />

abgesehen von den Leistungen für<br />

Pflegebedürftige – der Gesellschaft<br />

gebracht? Ich glaube erstens,<br />

ohne die Pflegeversicherung<br />

wäre das Thema Pflege gar nicht<br />

so ins alltägliche Bewusstsein der<br />

Menschen getreten. Und zweitens<br />

ist erst mit der Pflegeversicherung<br />

eine Infrastruktur von Pflegeeinrichtungen<br />

entstanden. Bis dahin gab<br />

es ambulante Pflege so gut wie gar<br />

nicht. Ambulant war Familie, aus!<br />

Entweder allein daheim oder ab<br />

ins Heim, so einfach war das. Mit<br />

der Pflegeversicherung sind ambulante<br />

Pflegedienste und Tagespflege<br />

gekommen. Und die Anerkennung<br />

der Leistung von Menschen, die<br />

ihre Angehörigen zu Hause pflegen.<br />

In der Weiterentwicklung der<br />

Pflegeversicherung muss man den<br />

Zwischenraum zwischen stationär<br />

und ambulant mit mehr Fantasie<br />

füllen. Denn das Leben ist bunter,<br />

abgestufter. Da braucht man auch<br />

die Initiative von Familien, Nachbarschaft,<br />

Städten und Kommunen.<br />

Es geht nicht nur um Geld, sondern<br />

auch um eine Kultur des Mitleidens.<br />

Wie stehen Sie zum Vorhaben, das<br />

Finanzierungsdefizit der Pflegeversicherung<br />

mit einem kapitalgedeckten<br />

Vorsorgefonds anzugehen?<br />

Erst mal: Wer seine Hoffnung auf<br />

Kapital setzt, der muss die letzten<br />

zehn Jahre irgendwo auf einem<br />

Eisberg verbracht haben. Die kapitalgedeckten<br />

Systeme sind weltweit<br />

entweder zusammengebrochen oder<br />

haben ihre Erwartungen nicht erfüllt.<br />

Zu glauben, mit Kapitaldeckung<br />

könne man die demografischen Probleme<br />

lösen, ist eine große Lebenslüge.<br />

Kapitaldeckung ist genauso auf<br />

Beitragszahler angewiesen wie die<br />

Umlagesysteme. Die Zusagen der<br />

kapitalgedeckten Sicherungssysteme<br />

für Alter und Krankheit sind eine<br />

Geschichte nicht gehaltener Versprechen.<br />

Bei jeder Krise waren sie weg.<br />

Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg,<br />

Inflation, Währungsreform. Wieso<br />

kommen die eigentlich immer noch<br />

als Heilsbringer daher? Die Sozialversicherung<br />

hat immer gehalten, über<br />

alle Krisen hinweg.<br />

Aktuell werden viele neue Pflegeheime<br />

gebaut. Dabei wird vor allem<br />

über Kapitalanlage und Rendite<br />

geredet.<br />

Das geht mir wirklich auf den Geist.<br />

Die ganze sozialpolitische Diskussion<br />

ist eine Filiale der finanzpolitischen<br />

Diskussion. Das ist die absolute<br />

Verwirtschaftlichung des Sozialstaats.<br />

Das Geld ist der neue Zauberstab.<br />

Das ist eine Degeneration, das ist<br />

eine Kulturkrise, in der wir uns befinden,<br />

nicht eine Wirtschaftskrise.<br />

Der Homo oeconomicus als Leitfigur,<br />

oder wie Gary Becker gesagt hat:<br />

Der Mensch ist ein Vorteilssucher,<br />

sonst nichts. Ja, wenn das so ist, dann<br />

müssen wir den Sozialstaat schließen.<br />

In einer so traurigen Gesellschaft<br />

möchte ich nicht leben, wo alles verrechnet<br />

wird. Wo kein Handschlag<br />

mehr gemacht wird, ohne zu fragen,<br />

was bringt er an Rendite. Da schwindet<br />

ja jede Lebensfreude. Ich glaube<br />

nämlich, dass Nächstenliebe Freude<br />

macht und eine Quelle des Glücks ist.<br />

Sieglinde Hankele<br />

Teil 2 des Interviews finden<br />

Sie unter <strong>alternovum</strong>.de.<br />

LINK-SERVICE<br />

Welche Leistungen Pflegebedürftigen<br />

zustehen, beschreibt das Bundesministerium<br />

für Gesundheit:<br />

http://www.bmg.bund.de/pflege/<br />

leistungen/leistungen-der-pflegeversicherung.html<br />

Auch die Spitzenverbände der<br />

Deutschen Sozialversicherung bieten<br />

wertvolle Informationen:<br />

http://www.deutsche-sozialversicherung.de/de/pflegeversicherung/leistungen.html<br />

Im elften Buch des Sozialgesetzbuchs<br />

sind die gesetzlichen Grundlagen<br />

der sozialen Pflegeversicherung zu<br />

finden:<br />

http://www.gesetze-im-internet.de/<br />

sgb_11/<br />

Auch die verantwortlichen Pflegefachkräfte<br />

aller KWA Häuser beraten<br />

Sie gerne. Vereinbaren Sie hierzu bitte<br />

einen Termin. Kontaktdaten finden<br />

Sie auf Seite 35 von <strong>alternovum</strong>.<br />

„Ich glaube nämlich,<br />

dass Nächstenliebe<br />

Freude macht und eine<br />

Quelle des Glücks ist.“<br />

12 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

13


Blickwinkel.<br />

„Die Betonung der<br />

Jugendlichkeit älterer<br />

Menschen verrät<br />

defizitäre Altersbilder.“<br />

Engagement.<br />

Sprache ist verräterisch<br />

Wie sich in unserer Sprache Einstellungen und<br />

Haltungen zum Thema Alter ausdrücken.<br />

Fotos: links – Werner Krüper, rechts – Sieglinde Hankele,<br />

unten – privat, Stockbild<br />

KWA Georg-Brauchle-Haus<br />

Siegfried Lutz und Werner Geißdörfer vom Freundeskreis<br />

KWA Georg-Brauchle-Haus, Stiftsdirektorin<br />

Gisela Rellecke und Organistin Patricia Ott (von links)<br />

Freunde für spezielle Fälle<br />

Arthur Schopenhauer hat in seinen rücken, was wir nur im Alter können die Siechen. Jürgen Hoffe benutzte<br />

Kurz nach Ostern konnte im KWA Georg-Brauchle-Haus eine neue Sakral-<br />

Parerga und Paralipomena bissige und nicht, was wir noch können. den Begriff der Menschenhülsen,<br />

orgel geweiht werden. Die Anschaffung war möglich geworden dank einer<br />

Bemerkungen zur Beziehung von<br />

als er die „sozialmedizinischen“<br />

finanziellen Zuwendung durch den Freundeskreis KWA Georg-Brauchle-Haus.<br />

Sprache und Denken formuliert, an Unsere Sprache bezogen auf das Grundlagen für die späteren Euthanasieaktionen<br />

Das Vorgängerinstrument war kaum noch bespielbar gewesen – zumindest<br />

denen man gerne manchen Manager Thema Alter hat noch eine gewisse<br />

im Dritten Reich<br />

nicht so, dass es Freunden der Musik gefiel. Viele Freunde der Musik gibt es<br />

und Politiker messen möchte. Die Milde. Hart ist unsere Sprache im in sein Buch von der Beendigung<br />

offensichtlich auch im Freundeskreis. Und so dankte Stiftsdirektorin Gisela<br />

bekannte deutsche Medienwissenschaftlerin<br />

Zusammenhang mit dem, was wir lebensunwürdigen Lebens legte. Der<br />

Rellecke stellvertretend dem Vorsitzenden Siegfried Lutz und dem Schatz-<br />

Caja Thimm machte in Pflegebedürftigkeit nennen. Hier deutsche Gerontologe Andreas Kruse<br />

meister Werner Geißdörfer – nach der Weihe, bei einem Gläschen Sekt.<br />

Studien zur Kommunikation über das verteilen wir ganz schnell das Etikett hat in seinen Studien zu Hochaltrigkeit<br />

Thema Alter deutlich, wie sich in unserer<br />

„Pflegefall“. Wir bedauern: „Jetzt<br />

jüngst in beeindruckender Weise<br />

Der Freundeskreis KWA Georg-Brauchle-Haus e. V. wurde 1999 gegründet,<br />

Sprache Einstellungen und Hal-<br />

ist er oder sie ein Pflegefall.“ Wir herausgearbeitet, was die Lebensthe-<br />

verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Seine satzungsmäßigen Ziele<br />

tungen ausdrücken. Eben: Sprache ist fürchten uns, einmal „nur noch“ ein men von den Menschen sind, die wir<br />

sind die Unterstützung des Altenwohnstifts und seiner Bewohner in ideeller<br />

verräterisch. Sowohl hinsichtlich der solcher zu sein, und viele sprechen als Pflegefälle bezeichnen: Es ist die<br />

und finanzieller Hinsicht. So die offiziellen Zeilen. Der Verein lebt jedoch<br />

Klarheit des Denkens als auch der sich Würde und Lebenswert ab. Die Anteilnahme am Leben anderer, der Prof. Dr. Thomas Klie,<br />

nicht nur durch die Mitgliedsbeiträge, vielmehr durch die Menschen, die<br />

Haltungen, die sich in unserer Sprache<br />

Reduzierung eines Menschen auf den Wunsch für andere bedeutsam zu<br />

Gerontologe und KWA Justiziar dahinterstehen und sich engagieren, indem sie beispielsweise für den<br />

ausdrücken.<br />

Fall der Pflege sieht nicht den ganzen bleiben. Sprache ist verräterisch. Die<br />

Adventsbasar Marmelade kochen oder Plätzchen backen – alles für den<br />

Menschen. Seine Defizite, die Pathologie<br />

Sprache rund um die Pflegeversicherung<br />

guten Zweck. Und immer wieder überraschen sie mit neuen Ideen. So wurde<br />

In der charmant gemeinten Ansprache<br />

„Sie haben sich aber gar nicht<br />

verändert!“ oder „Sie sind aber jung<br />

geblieben!“ brechen sich unter der<br />

Hand Wahrnehmungen über das Älterwerden<br />

und negative Stereotypen<br />

Bahn, die wir in unserer Gesellschaft<br />

mit dem Alter verbinden. Die Betonung<br />

der Jugendlichkeit älterer Menschen<br />

verrät defizitäre Altersbilder. In<br />

einer Gesellschaft des langen Lebens<br />

tun wir gut daran, auch in unserer<br />

Sprache eine wertschätzende Kultur<br />

des Alters einzuüben und unter<br />

anderem das in den Vordergrund zu<br />

rücken in den Vordergrund<br />

der Wahrnehmung. Der Begriff ist<br />

inhuman. Er nimmt Menschen, die<br />

als Pflegefälle bezeichnet werden,<br />

den Mut zum Leben. Er lässt Rehabilitationspotenziale<br />

aus dem Blick<br />

geraten und verstellt den menschenfreundlichen<br />

und von Respekt getragenen<br />

Blick auf das, was den ganzen<br />

Menschen ausmacht. Der Begriff<br />

des Pflegefalls wirkt demütigend. Er<br />

drückt die ganze Ambivalenz der<br />

Gesellschaft gegenüber dem Verlust<br />

der Selbstständigkeit aus, die dem<br />

modernen Menschen solche Schwierigkeiten<br />

bereitet. Früher hießen sie<br />

ist gespickt von Begriffen, die<br />

den Menschen zum Objekt machen:<br />

Personen mit eingeschränkter Alterskompetenz,<br />

Personen mit einem<br />

besonderen „Beaufsichtigungsbedarf“,<br />

Härtefall. Die Versorgungslogik<br />

und eine taylorisierte Bearbeitung<br />

der Hilfsbedarfe offenbart sich in<br />

der Sprache: „Niederschwellige<br />

Angebote“, „zusätzliche Betreuungsleistungen“,<br />

„vorpflegerische<br />

Hilfen“. Ford lässt grüßen. Was für<br />

eine Anthropologie! Einen fundamentalen<br />

Respekt haben wir jedem<br />

einzelnen Menschen gegenüber zu<br />

bezeugen, wenn uns seine Würde am<br />

Herzen liegt. Unseren individuellen<br />

Lebensthemen gilt es Beachtung zu<br />

schenken, die Personalität hat sich in<br />

helfenden Begegnungen zu entfalten.<br />

Die Sprache ist ein Medium, in<br />

dem sich Respekt ausdrückt, unser<br />

Menschenbild, unsere Vorstellung<br />

von einem guten Leben. Die Rede<br />

vom Pflegefall verweist uns auf die<br />

Gefahr, dass uns der ganze Mensch<br />

aus dem Blick zu geraten droht – und<br />

das gerade dann, wenn er sich in der<br />

Situation besonderer Verletzlichkeit<br />

befindet und er auf den Respekt und<br />

die Zugewandtheit des Gegenübers<br />

besonders verwiesen ist.<br />

dieses Jahr erstmals ein Sommerflohmarkt abgehalten: damit auch weiterhin<br />

besondere Anschaffungen möglich sind. Mit Bewegungstrainern und komfortablen,<br />

altersgerechten Ruhesesseln haben sich die Freunde längst in die<br />

Herzen der Bewohner geschlichen.<br />

Petra Sachs<br />

Neue Mitglieder sind im Freundeskreis<br />

willkommen, Infos und Kontaktdaten<br />

siehe www.freundeskreis-gbh.wg.am<br />

14 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

Prof. Dr. Thomas Klie<br />

15


Engagement.<br />

1 2 3<br />

Fotos: links – Sieglinde Hankele, Mitte – Marina<br />

Gernard, rechts – Volker Hilbert<br />

Dienst am Menschen<br />

„Besonders beeindruckend ist für mich,<br />

wie viel Kraft und Ausdauer Senioren in<br />

der Rehabilitation zeigen.“<br />

In fast allen KWA Häusern gibt es Bundesfreiwillige.<br />

Drei Beispiele zeigen die Bandbreite ihrer Aufgaben.<br />

Philipp Eisele leistet Bundesfreiwilligendienst<br />

im Bereich Pflege: im KWA<br />

Kurstift Bad Dürrheim. Wie sein Alltag<br />

aussieht?<br />

Philipp versucht, eine pflegebedürftige<br />

alte Dame, die im Rollstuhl sitzt,<br />

zum Trinken zu animieren. „Frau Klein * .<br />

Frau Klein. Machen Sie bitte den<br />

Mund auf.“ Obwohl klar ist, dass die<br />

Seniorin nicht schläft, ist sie auch<br />

nicht wach. Sie ist gerade in einer<br />

anderen Welt. Doch Philipp ist<br />

geduldig, spricht weiter auf sie ein,<br />

mit ruhiger Stimme. Und auf einmal<br />

öffnet sie den Mund. Philipp setzt<br />

den Schnabelbecher an – und die<br />

Seniorin trinkt ein paar Schlucke.<br />

„Sie machen das aber auch besonders<br />

geschickt“, kommentiert eine<br />

alte Dame, die vis-à-vis sitzt. „Die<br />

Blumen müssen gegossen werden!“,<br />

fordert ihn währenddessen eine<br />

andere Seniorin auf. „Die waren<br />

heute Morgen noch feucht, Frau<br />

Schön*“, pariert Philipp. „Können<br />

Sie mir mal mit dem Rollstuhl helfen?“,<br />

bittet ihn da schon eine Dritte. – So<br />

geht das phasenweise nonstop. Und<br />

sowie Philipp antwortet, hilft er auch<br />

schon: spendet hier ein freundliches<br />

Wort, da eine wärmende Decke, dort<br />

einen sanften Armdruck. Philipp mag<br />

die Senioren, und sie mögen ihn.<br />

Am Vormittag spielt Philipp mit den<br />

Bewohnern „Mensch ärgere dich<br />

nicht“ oder ein Sprichwort-Quiz oder<br />

liest etwas vor. Nachmittags unterstützt<br />

er bei gymnastischen Übungen<br />

oder geht mit denen, die möchten,<br />

spazieren – oftmals zum nahen<br />

Salinensee. Zwischendurch bringt<br />

Philipp einem Senioren, der nicht in<br />

Gemeinschaft essen möchte, ein Stück<br />

Schwarzwälder Kirschtorte auf sein<br />

Zimmer. Danach tauscht er volle<br />

gegen leere Wäschesäcke, bringt die<br />

mit der Schmutzwäsche in den<br />

Keller. Pflegefachkräfte, die sich<br />

indessen um andere Bewohner<br />

kümmern, wissen, was sie an Philipp<br />

haben: Er ist aufmerksam und zuverlässig.<br />

Trotzdem haben sie ein Auge<br />

auf ihn. Als es Philipp nicht gelingt,<br />

die Seniorin zum Essen zu animieren,<br />

gibt ihm ein Pfleger einen Tipp.<br />

Philipp gefällt die Arbeit gut. Allerdings<br />

hält er das, was Pflegekräfte<br />

verdienen, für zu wenig.<br />

Rosemarie Göpfert arbeitet im KWA<br />

Parkstift Rosenau in Konstanz, sie hat<br />

schon ein gutes Stück Berufsleben<br />

hinter sich. Doch Göpfert sagt: „Für<br />

mich war immer klar: Ich mach noch<br />

mal etwas ganz anderes.“ Sie hat<br />

zwanzig Jahre lang als Apothekerassistentin<br />

gearbeitet und eine große<br />

Familie versorgt. Als dann ihr Mann<br />

in den Ruhestand ging und sie von<br />

Filderstadt in ihr Elternhaus an den<br />

Bodensee gezogen sind, war die Zeit<br />

für „etwas ganz anderes“ gekommen:<br />

Bundesfreiwilligendienst in der Rosenau<br />

– in der Regel zwei Stunden am<br />

Tag in der Rezeption, drei in der persönlichen<br />

Assistenz.<br />

An der Rezeption mag sie die Vielfalt,<br />

auch wenn da oft vieles gleichzeitig zu<br />

tun ist: die Anliegen von Bewohnern,<br />

Besuchern und Anrufern bearbeiten,<br />

Menübestellungen mit dem PC erfassen,<br />

Gästezimmer reservieren,<br />

Essen umbuchen, Schlüsseldienst und<br />

vieles mehr. „Da ist man ständig<br />

gefordert.“ Die persönliche Assistenz<br />

sieht sie als Kontrastprogramm: „Da<br />

muss man sich dem Tempo und den<br />

Möglichkeiten der Senioren anpassen.“<br />

Zur persönlichen Assistenz bekommt<br />

Göpfert morgens einen Plan, der kann<br />

beispielsweise so aussehen: eine Stunde<br />

hauswirtschaftliche Unterstützung<br />

und Wäscheservice, eine halbe<br />

Stunde Spaziergang, danach Vorlesen<br />

oder Begleitung zum Arzt. – Rosemarie<br />

Göpfert ist sowohl bei Kollegen als<br />

auch bei Bewohnern äußerst beliebt.<br />

Johannes Wilhelm unterstützt mit<br />

seinem Bundesfreiwilligendienst im<br />

KWA Stift Urbana in Bottrop Kollegen<br />

in der sozialen Betreuung von Bewohnern.<br />

Und das hier ist seine<br />

Reflexion: „Ich wollte möglichst viele<br />

Erfahrungen in einem sozialen<br />

Bereich sammeln, um mir die Entscheidung<br />

über meinen beruflichen<br />

Werdegang zu erleichtern. Ich muss<br />

schon zugeben: Zu Beginn meiner<br />

Tätigkeit fühlte ich mich in unbekannten<br />

Situationen bisweilen<br />

überfordert. Doch durch die Unterstützung<br />

von Kollegen ging es, und<br />

inzwischen bin ich mit allem vertraut.<br />

Zu meinen Aufgaben gehören<br />

unter anderem Spaziergänge mit<br />

Bewohnern, persönliche Unterhaltungen<br />

oder auch Gesellschaftsspiele.<br />

Im Laufe meiner Tätigkeit<br />

lernte ich die Bewohner besser<br />

kennen, so fiel es mir auch deutlich<br />

leichter, auf ihre Interessen und<br />

Gewohnheiten einzugehen. Wenn<br />

ein Kollege eine große Gesangsrunde<br />

anbietet, kann ich zeitgleich ein<br />

„Gegenangebot“ für Bewohner<br />

starten, die lieber etwas anderes<br />

machen oder einfach nur erzählen<br />

möchten. Dabei erfahre ich äußerst<br />

interessante Geschichten, die mir vor<br />

Augen führen, wie unterschiedlich<br />

Lebensstile doch sein können. Besonders<br />

beeindruckend ist für mich, wie<br />

viel Kraft und Ausdauer Senioren in<br />

der Rehabilitation zeigen. Über das<br />

zurückgewonnene sichere Laufen<br />

am Rollator nach einer Verletzung<br />

oder einem Schlaganfall freue ich<br />

mich mit.“<br />

Stellenangebote für BFD werden<br />

fortlaufend eingestellt auf:<br />

www.kwa.de/freiwillige-dienste/bfd<br />

Zum Bundesfreiwilligendienst<br />

von Philipp Eisele<br />

gibt es online eine kleine<br />

Fotodokumentation.<br />

16<br />

<strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

*Diese Namen wurden von der Redaktion geändert.<br />

17


Impressionen.<br />

Sommer mit KWA<br />

Foto: Anton Krämer<br />

Foto: Privat<br />

Foto: Anton Krämer<br />

Foto: Walter M.Rammler<br />

18 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

Fotos: Werner Krüper, Stockbild<br />

19


Menschen.<br />

24 Jahre im Dienst<br />

König Ottos<br />

Fotos: Gemälde rechts von Friedrich Dürck,<br />

König Otto Museum; ; linkes Foto Andrea Haas<br />

Menschen.<br />

KWA Stift im Hohenzollernpark<br />

Berlin, Berlin<br />

Fotos: links – Sieglinde Hankele, rechts – privat<br />

Isolde Hoffmann aus dem KWA Hanns-Seidel-Haus<br />

erzählt aus ihrem Leben.<br />

„Innerlich bin ich eigentlich noch jung“ – Gedanken<br />

und Bekenntnisse einer Neunzigjährigen.<br />

Wenn auch nicht von königlichem<br />

Blut, so doch angehaucht von royalem<br />

Glanz, zog mit Isolde Hoffmann<br />

eine der wohl treuesten Gefolgsfrauen<br />

König Ottos vor drei Jahren<br />

im KWA Hanns-Seidel-Haus ein.<br />

24 Jahre lang hatte sie Besucher<br />

durch die Räumlichkeiten des König-<br />

Otto-von-Griechenland-Museums in<br />

Ottobrunn geführt. Und auch nach<br />

dem Einzug ins Wohnstift blieb sie<br />

dem Museum verbunden – einem<br />

Haus mit einer umfangreichen<br />

Sammlung rund um Otto Friedrich<br />

Ludwig von Wittelsbach, der im Jahr<br />

1832 im Alter von 17 Jahren erster<br />

König von Griechenland wurde.<br />

Diesem Sohn von König Ludwig I.<br />

von Bayern verdankt die Gemeinde<br />

Ottobrunn auch ihren Namen.<br />

Im Februar dieses Jahres wurde<br />

Isolde Hoffmann anlässlich ihres<br />

90. Geburtstags für ihre langjährige<br />

Arbeit im Museum geehrt. Dankesworte<br />

gab es nicht nur von Thomas<br />

Loderer, dem amtierenden Bürgermeister<br />

Ottobrunns, sondern auch<br />

vom Gründervater und Leiter des<br />

Museums Professor Jan Murken.<br />

Sechs prall gefüllte Gästebücher mit<br />

zahlreichen Lobeshymnen und<br />

Dankesworten an Hoffmann zeugen<br />

von ihrem Engagement, mit dem sie<br />

die Besucher fürs Museum und für<br />

König Otto begeistert hat. Wie sie<br />

das geschafft hat? „Jeden Gast musste<br />

ich mir erobern!“, sagt die Seniorin<br />

und führt aus: „Dazu muss man vor<br />

allem die Neugierde der Menschen<br />

wecken.“ – „A bissl Charme“ gehöre<br />

auch dazu. In Griechenland selbst<br />

war Hoffmann nur einmal, schließlich<br />

war sie – nach eigenem Bekunden –<br />

„Bestand des Museums“ und konnte<br />

es nicht einfach im Stich lassen.<br />

Mit leuchtenden Augen berichtet die<br />

Seniorin vom Gefühl der Dankbarkeit,<br />

dass sie das Museum von Anfang<br />

an mit aufbauen durfte: seit der<br />

Gründung im Jahr 1989. Dank der<br />

wachsenden Besucherzahl und<br />

Fangemeinde konnte die Sammlung<br />

über die Jahre immer weiter gedeihen.<br />

Neue Exponate bekommt das Museum<br />

vor allem über seinen Förderverein.<br />

Alle vier Wochen trifft sich<br />

Hoffmann nach wie vor mit dessen<br />

Mitgliedern: beim Stammtisch in<br />

einem griechischen Restaurant, in<br />

Ottobrunn oder in der Umgebung.<br />

Neue Errungenschaften im Museum<br />

sind für die alte Dame auch immer<br />

wieder ein willkommener Anlass, an<br />

ihrer früheren Wirkungsstätte vorbeizuschauen.<br />

Schließlich hat sie sich<br />

ihren Wohnort fürs Alter danach<br />

ausgewählt, dass sie „ihr“ Museum<br />

weiterhin im Blickfeld hat und<br />

jederzeit dorthin spazieren kann.<br />

Andrea Haas<br />

Johanna Berlin ist vor zehn Jahren ins KWA Stift im Hohenzollernpark<br />

gezogen, gemeinsam mit ihrem Mann Gernot.<br />

Geboren ist sie in der Magdeburger Börde, in Großalsleben.<br />

Nach der Heirat ist sie mit ihrem Mann nach Berlin<br />

gezogen. Er hat beim Bundesverwaltungsgericht gearbeitet,<br />

sie als Sekretärin bei einem Anwalt – etwa sieben Jahre,<br />

aber das wollte ihr Mann dann nicht mehr.<br />

Berlin erzählt, dass die Töchter einer verstorbenen Freundin<br />

mit ihr ab und zu aufs Land fahren oder in die Gartenakademie.<br />

Das gefällt ihr. Sie mag Blumen – und dass<br />

sie gebraucht wird. „Die kommen mit ihren Problemen zu<br />

mir. Die eine hatte einen Trinker als Vater. Und nun hat sie<br />

manchmal das Bedürfnis, darüber zu sprechen.“ Johanna<br />

Berlin hört gerne zu. – Psychotherapeutin zu sein, hätte ihr<br />

gefallen. Doch das stand nicht zur Debatte, zumal sie seit<br />

über 60 Jahren nie mehr als drei, vier Stunden am Stück<br />

schlafen kann. Jahrzehntelang ist das Paar gerne in die<br />

Philharmonie und in die Oper gegangen und auch gerne<br />

gereist: Nach Italien ans Meer, nach Bayern in die Berge<br />

und an Seen. Und heute? „Innerlich bin ich eigentlich<br />

noch jung, aber äußerlich halt nicht mehr und kräftemäßig<br />

auch nicht. Das ist manchmal ein Kampf: Man hat ein<br />

Verlangen, in einem See schwimmen zu gehen oder zu<br />

einem Musikabend in die Philharmonie.“ Ein kleiner Trost<br />

sind die Veranstaltungen im Wohnstift: Darauf freut sie<br />

sich schon morgens beim Aufstehen. Ihr Mann ist voriges<br />

Jahr verstorben, ganz ruhig. Seitdem hat sie keine Angst<br />

mehr vor dem Tod.<br />

Berlin war einst eine leidenschaftliche Leserin – bis ihr<br />

Mann krank wurde. Seitdem hat sie kein Buch mehr zu<br />

Ende gelesen. „Es war wie abgeschnitten. Ich hoffe, es<br />

kommt noch mal. Denn Bücher haben mir unendlich viel<br />

gegeben. Biografien und Bücher über Geschichte.“ Für<br />

das Weltgeschehen interessiert sie sich nach wie vor. Sie<br />

liest Zeitung und schaut Nachrichten, leidet mit, wenn<br />

über Krieg und Gräuel berichtet wird. „Meine Kindheit<br />

und Jugend fiel ja in die Nazi-Zeit.“ An die Reichskristallnacht<br />

1938 hat sie noch viele Erinnerungen. „Das war ja,<br />

als das erste Mal die Scheiben bei Juden eingeschlagen<br />

wurden. Sie wurden verschleppt und abgeholt. Da hat<br />

mein Großvater gesagt: Hitler ist ein Verbrecher. – Das ist<br />

haften geblieben.“ Sie sei fassungslos gewesen, als sie<br />

erfahren hat, was man so vielen Menschen angetan hat.<br />

Auf die Frage, was der Höhepunkt ihres Lebens war,<br />

antwortet die alte Dame, ohne zu zögern: „Als die Mauer<br />

fiel. Das war ja meine Heimat. Da konnte ich jetzt wieder<br />

hin. – Das war eine Freude, wie ich sie in meinem ganzen<br />

Leben noch nicht empfunden hatte.“<br />

Sieglinde Hankele<br />

20 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

21


Begleitung und Pflege.<br />

Begleitung und Pflege.<br />

Foto: Ursula Sohmen<br />

„Hier sind alle<br />

so langsam wie ich“<br />

Neue Chance im neuen Zuhause.<br />

KWA Luise-Kiesselbach-Haus<br />

Zwei weitere Gespräche mit<br />

Angehörigen über ihre Erfahrungen<br />

mit dem Umzug ins<br />

Luise-Kiesselbach-Haus finden<br />

Sie über die digitale Ausgabe<br />

von <strong>alternovum</strong>.<br />

Foto: Links –Werner Krüper, unten – Stockbild<br />

„Angehörige zu Verbündeten erklären“<br />

Die Eltern von Christiana Lüers leben<br />

im KWA Luise-Kiesselbach-Haus in<br />

München. Viele Jahre lang war der<br />

Vater, der früh an Parkinson erkrankte,<br />

von der Familie betreut worden.<br />

Ehefrau und Kinder teilten sich die<br />

Sorge. Doch eine demenzielle Erkrankung<br />

kam hinzu. Und dann wurde<br />

auch noch die Mutter pflegebedürftig.<br />

Die pflegerische Versorgung<br />

wurde nun für beide Elternteile von<br />

den Kindern übernommen: neben<br />

Berufstätigkeit und eigener Familie.<br />

Arzttermine, der Besuch beim Friseur,<br />

alles musste organisiert werden.<br />

Dank Haushaltshilfe und ambulantem<br />

Pflegedienst war dies auch lange Zeit<br />

möglich. Doch Belastung und Verantwortung<br />

wuchsen mit jeder Veränderung<br />

des Pflegebedarfs. Die Betreuung<br />

und pflegerische Versorgung<br />

der Eltern in einer Pflegeeinrichtung<br />

wurde zwar immer als Möglichkeit<br />

gesehen, doch ein Umzug bedeutet<br />

Abschied und Veränderung. Insbesondere<br />

der an Demenz erkrankte<br />

Vater sollte so lange wie möglich im<br />

gewohnten Umfeld bleiben. Erst der<br />

immer intensiver werdende Pflegebedarf<br />

der Mutter hat den Ausschlag<br />

für den Umzug ins Luise-Kiesselbach-<br />

Haus gegeben. Bereits nach wenigen<br />

Tagen wurde dieser Schritt von allen<br />

als Erleichterung wahrgenommen.<br />

Der Vater empfand die „reduzierte<br />

Geschwindigkeit“ als wohltuend.<br />

„Hier sind alle so langsam wie ich“,<br />

war sein erstes Resümee. Für die somatisch<br />

erkrankte Mutter brachte der<br />

Kontakt zu anderen Menschen neue<br />

Lebensqualität. Denn Besuch war selten<br />

geworden: Die Familie war über<br />

die Jahre in eine gewisse Isolation<br />

geraten. „Über die Marke von Babywindeln<br />

unterhält man sich lieber als<br />

die Frage zu erörtern, welche Inkontinenzartikel<br />

die richtigen sind“, sagt<br />

Christiana Lüers.<br />

Die Angst der Angehörigen, die<br />

Versorgung der Eltern fremdbestimmt<br />

hinnehmen zu müssen, ist inzwischen<br />

verflogen. Durch eine Reihe<br />

Bewohnerin Herta Lüers<br />

mit Tochter Christiana Lüers<br />

von Gesprächen konnte der benötigte<br />

und mögliche Unterstützungsrahmen<br />

für die Eltern gefunden werden.<br />

Befreit von der Sorge „Haben wir<br />

genug getan?“ und befreit von der<br />

Summe der Verpflichtungen, kommen<br />

die Angehörigen nun wieder<br />

gerne. Die Tochter sagt: „Wenn wir<br />

die Eltern hier besuchen, verbringen<br />

wir eine angenehme Zeit miteinander.<br />

Wir erleben schöne und erfüllende<br />

Momente. Die Mutter ist der<br />

Familienmittelpunkt geblieben. Sie<br />

kümmert sich und schreibt auf, was<br />

noch alles zu erledigen ist. Sie sorgt<br />

sich nach wie vor um den Ehemann,<br />

weiß ihn aber in guten Händen. Der<br />

Vater erhält neben professioneller<br />

Betreuung die Rückzugsmöglichkeit<br />

und Ruhe, die er als so wohltuend<br />

empfindet und immer mehr sucht.<br />

Der Einzug in eine Pflegeeinrichtung<br />

war nicht nur für die Eltern, sondern<br />

für alle Familienmitglieder die richtige<br />

Entscheidung.“<br />

Ursula Sohmen<br />

Forum im Caroline Oetker Stift<br />

Über hundert Teilnehmer konnte<br />

KWA Vorstand Dr. Stefan Arend<br />

Anfang Mai im Caroline Oetker Stift<br />

in Bielefeld begrüßen, zu einem<br />

Forum zum Thema Angehörigenarbeit:<br />

Lehrer und Schüler aus Altenpflegeschulen<br />

sowie Dozenten und<br />

Angehörige. In seiner Eröffnungsansprache<br />

unterstrich Arend einen der<br />

Schwerpunkte von KWA, nämlich,<br />

sich um stabile Sorgestrukturen zu<br />

kümmern. Dazu zählen gewiss stets<br />

die Angehörigen.<br />

Das „D.a.S. Theater“ Köln spielte<br />

anschließend in bewegender Weise<br />

das „Ein-Frau-Stück“ mit dem Titel<br />

„Du bist meine Mutter“. Eine Tochter<br />

besucht ihre Mutter im Pflegeheim.<br />

Jeden Sonntag, immer wieder. Jedes<br />

Treffen ist neu und immer wieder<br />

gleich. Ohne Distanz und doch mit<br />

Leichtigkeit, hin- und hergeworfen<br />

zwischen Komik und Melancholie,<br />

erzählt das Stück vom Leben und<br />

langsamen Sterben. Ein leises, mit<br />

behutsamer Ironie getupftes Stück<br />

über das Altern und die gewandelten<br />

Beziehungen von Eltern und Kindern.<br />

Die Schauspielerin Gisela Nohl glänzte<br />

in der Doppelrolle von Mutter und<br />

Tochter. Das Theaterstück von Joop<br />

Admiraal ist ein Kraftakt voller Gefühl.<br />

Das aufmerksame Publikum verarbeitete<br />

die Intensität des Spiels im<br />

Anschluss zu den stimmungsvollen<br />

Gitarrenklängen des Gitarristen<br />

Dimitri Melnik.<br />

Am Nachmittag gab es eine Podiumsdiskussion<br />

über die Bedeutung<br />

der Angehörigen in alltagsdynamischen<br />

Prozessen. Zwei Bewohnerinnen<br />

des Caroline Oetker Stifts<br />

nahmen daran teil und wurden<br />

intensiv vom Publikum befragt.<br />

Auch die Schauspielerin Gisela Nohl<br />

war noch einmal aktiv in die Podiumsdiskussion<br />

eingebunden. Vorstand<br />

Dr. Arend berührte in dieser<br />

Runde auch die Verknüpfung zur<br />

Biografiearbeit.<br />

„Du bist meine Mutter“<br />

D.a.S. Theater Köln<br />

im Caroline Oetker Stift<br />

22 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

23<br />

06.05.2014<br />

So waren schließlich alle Teilnehmer<br />

des Forums dafür sensibilisiert, dass<br />

fachlich hochqualifizierte Seniorenbetreuung<br />

die Individualität der<br />

Bewohner und ihrer Angehörigen<br />

stärker berücksichtigt. Eine unterstützende<br />

Kraft und Ergänzung liegt in<br />

der Gestaltung von Angehörigenbeziehungen.<br />

Die vorwiegend jungen Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer des Forums<br />

nutzten bei kulinarischen Variationen<br />

noch die Gelegenheit, mit den<br />

Bewohnerinnen und Bewohnern des<br />

Caroline Oetker Stifts ins Gespräch<br />

zu kommen. Somit war dieser Tag<br />

auch erneut eine Begegnung der<br />

Generationen.<br />

Peter Wendt


Begleitung & Pflege.<br />

Foto: Sieglinde Hankele<br />

Innovation.<br />

Christiane Kretschmer, Leiterin des ambulanten Dienstes im<br />

KWA Stift Brunneck, mit einer Bewohnerin im Stiftsgarten<br />

Foto: Stockbild<br />

KWA Stift Brunneck<br />

KWA Parkstift Aeskulap<br />

Urlaub im Stift Brunneck …<br />

Cyberbowling …<br />

… zur Entlastung von pflegenden Angehörigen<br />

oder zur Genesung nach Krankheit.<br />

… direkt an der Kegelbahn<br />

„Das kleine Haus mit dem familiären Charakter empfinden<br />

viele als heimelig“, sagt Christiane Kretschmer über das<br />

KWA Stift Brunneck in Ottobrunn. Sie leitet als verantwortliche<br />

Pflegefachkraft den ambulanten Dienst im<br />

Stift, ist in Fragen zur Pflege erste Ansprechpartnerin:<br />

für Bewohner und für externe Interessenten.<br />

Insbesondere vor Feiertagen und in der Urlaubszeit ist<br />

Verhinderungspflege ein großes Thema: Wer wenigstens<br />

seit einem halben Jahr in Pflegestufe 0 eingestuft ist, kann<br />

sie für vier Wochen im Jahr in Anspruch nehmen – am<br />

Stück oder tageweise. Dieses Instrument wurde geschaffen,<br />

um pflegende Angehörige zu entlasten.<br />

Mitunter wird Verhinderungspflege mit Kurzzeitpflege<br />

verwechselt. Letztgenannte Option dürfen ausschließlich<br />

stationäre Pflegeeinrichtungen anbieten. Das relativ<br />

kleine Stift Brunneck hat keine eigene Pflegestation, eine<br />

ganze Reihe von KWA Häusern hat jedoch einen stationären<br />

Bereich. Fragen Sie nach. Oder machen Sie einen<br />

Vorab-Check auf der KWA Website: beim gewünschten<br />

Standort, im Menüpunkt „Das Wichtigste auf einen Blick“.<br />

auch Wäscheservice dazubuchen und anderes mehr“,<br />

erläutert Kretschmer. Tatsächlich können auch Hotels Verhinderungspflege<br />

anbieten, in Kooperation mit ambulanten<br />

Pflegediensten. Allerdings wissen die meisten Angehörigen<br />

ein professionelles Umfeld zu schätzen. Kretschmer<br />

sagt: „Es geht Angehörigen in erster Linie darum, dass der<br />

Pflegebedürftige gut aufgehoben ist und alles hat, was er<br />

braucht. Schließlich möchten sie beruhigt in den Urlaub<br />

fahren.“ Im Vorfeld kommen Angehörige und Pflegebedürftige<br />

in der Regel gemeinsam zur Hausbesichtigung,<br />

Kretschmer klärt im Gespräch die genauen Bedarfe.<br />

Alle Gästezimmer sind mit altersgerechten Betten ausgestattet,<br />

ähnlich einem Pflegebett roll- und höhenverstellbar,<br />

jedoch in Holzoptik, damit sich der Gast so richtig<br />

wohlfühlt. Der ambulante Dienst ist 24 Stunden am Tag<br />

im Haus, kann per Klingel oder Armband jederzeit gerufen<br />

werden. Auch von Senioren ohne Pflegeeinstufung können<br />

die Gästezimmer genutzt werden: für Genesungsurlaub<br />

nach einem Krankenhausaufenthalt oder nach einer ambulanten<br />

Operation.<br />

Seit Beginn meiner Hausleitertätikeit<br />

im KWA Parkstift Aeskulap in Bad<br />

Nauheim beschäftigte mich die<br />

Frage, ob es nicht möglich wäre,<br />

vorhandene Einrichtungen im Parkstift<br />

Aeskulap wieder in eine stärkere<br />

Nutzung zu bringen. Dies betraf in<br />

besonderem Maße die Kegelbahnen.<br />

Als Ursache für den Rückgang der<br />

Nutzung gaben viele Bewohner körperliche<br />

Einschränkungen an. Reguläres<br />

Kegeln sei für sie nicht möglich,<br />

das Ambiente würden sie jedoch<br />

sehr schätzen. In Anbetracht dessen,<br />

dass moderne Technik nicht immer<br />

ein Fluch, sondern auch ein Fortschritt<br />

sein kann, begann folgende<br />

Überlegung zu reifen: Vielleicht lässt<br />

sich ja direkt an der Kegelbahn über<br />

eine Computerspielkonsole via Beamer<br />

ein Kegelerlebnis virtuell erzeugen,<br />

indem der simulierte Lauf einer Kugel<br />

an eine Leinwand projiziert wird?<br />

Und vielleicht könnte ja eine akustische<br />

Untermalung ein authentisches<br />

Spielerlebnis vermitteln? Unsere<br />

Kinder machen uns das doch am<br />

Computer vor.<br />

Rasch wurden eine entsprechende<br />

Planung und Materialsuche in Angriff<br />

genommen. Und in diesem Frühjahr<br />

war es dann so weit: Nachdem ein<br />

Test erfolgreich verlaufen war, konnte<br />

die virtuelle Kegelbahn am 1. April<br />

eingeweiht werden. Neben zahlreichen<br />

Bewohnern des Hauses zählte<br />

auch der Bürgermeister der Stadt Bad<br />

Nauheim zu den Gästen. Nach einer<br />

kurzen Einweisung zum Umgang mit<br />

dem manuell bedienbaren Steuergerät,<br />

das den virtuellen Kugellauf<br />

auslöst, kam die Sache im wahrsten<br />

Sinn des Wortes ins „Rollen“.<br />

Zunächst „kegelten“ Bewohner im<br />

Rollstuhl oder auf einem Rollator<br />

sitzend, während die anderen Gäste<br />

zuschauten und bei erfolgreich<br />

gesteuerten Würfen Applaus spendeten.<br />

Doch schon nach kurzer Zeit<br />

wollten es die übrigen Gäste auch<br />

probieren. Alle hatten sichtlich Spaß,<br />

keine ruhige Kugel zu schieben.<br />

So war das gemeinsame gesellschaftliche<br />

Erlebnis eine willkommene Abwechslung.<br />

Und der ein oder andere<br />

konnte stolz darauf sein, „alle Neune“<br />

abgeräumt zu haben. Es lohnt sich<br />

also durchaus, Altbekanntes neu zu<br />

denken. Und es ist eben keine Frage<br />

des Alters, moderne Technik für sich<br />

nutzbar zu machen.<br />

Andreas Lorz<br />

Gäste können auch am Alltag im Wohnstift teilnehmen:<br />

Wer zur Verhinderungspflege ins Stift Brunneck kommt, beispielsweise Veranstaltungen besuchen, die im Haus<br />

macht in einem Gästezimmer Urlaub von zu Hause. stattfinden, das Schwimmbad nutzen oder im Stiftscafé<br />

„Der Gast kann sich fühlen wie in einem Hotel, er kann mit Bewohnern plaudern.<br />

Sieglinde Hankele<br />

24 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

25


Gesundheit.<br />

David zu Hause mit seinen beiden<br />

Schwestern Amelie und Nele.<br />

David, der Kämpfer!<br />

Fotos: Anton Krämer<br />

Weitere Bilder zu einer Therapiestunde<br />

von David bei<br />

Yaroslav Prannyk in der Reha-Klinik<br />

finden Sie über die digitale Ausgabe<br />

von <strong>alternovum</strong> 2/2014.<br />

Foto: Siglinde Hankele<br />

Nach einer Operation muss ein Junge wieder das Laufen<br />

lernen – bei einer Reha in der KWA Klinik Stift Rottal.<br />

Nach einer Operation musste ein an<br />

beiden Beinen spastisch gelähmter<br />

Junge erst wieder das Laufen lernen:<br />

bei einer Reha in der KWA Klinik<br />

Stift Rottal in Bad Griesbach. Von<br />

der Neuroaktiven Reflextherapie und<br />

Therapeut Yaroslav Prannyk ist die<br />

Familie begeistert – und hat einiges<br />

aus Davids Leben erzählt.<br />

„Es kann sein, dass Ihr Kind mal nicht<br />

laufen kann.“ – Dieser Satz einer Assistenzärztin<br />

kurz vor der Entlassung<br />

des Frühchens war für die Eltern des<br />

kleinen David ein Donnerschlag. Darauf<br />

waren sie nicht gefasst. Trotz der<br />

Geburt in der 31. Schwangerschaftswoche.<br />

Doch der fußballbegeisterte<br />

Vater und die quirlige Mutter haben<br />

das nicht einfach so hingenommen.<br />

Seit nunmehr fast zehn Jahren stellen<br />

sich Eltern und Kind den täglichen<br />

Herausforderungen. David bekommt<br />

ein- bis zweimal pro Woche Krankengymnastik,<br />

seit er wenige Monate<br />

alt ist. Das Laufen mit einem Rollator<br />

hat David im Alter von vier Jahren<br />

gelernt.<br />

26<br />

„Ich will rein!“, ruft Davids Schwester<br />

Amelie von draußen. Die Sechsjährige<br />

schlägt wütend gegen die Terrassentür.<br />

Tränen kullern aus ihren<br />

Augen: David hat sie ausgesperrt. Die<br />

Mutter lässt Amelie herein, beruhigt<br />

sie, holt Apfelkuchen und „Kinderkaffee“.<br />

David hat sich in sein Zimmer<br />

verzogen. Die dreijährige Nele klettert<br />

auf Mutters Schoß. Alles wieder<br />

gut. – Eine Szene während des Besuchs<br />

bei der Familie im fränkischen<br />

Helmstadt.<br />

wurde – genau wie die anderen –<br />

mit drei aufgenommen, obwohl<br />

er nur krabbeln konnte. Probleme<br />

gab es deswegen nie. „Die Kinder<br />

kannten David nicht anders. Auch<br />

heute gehen sie ganz normal an ihm<br />

vorbei, sagen: Hi, David. Kinder, die<br />

ihn nicht kennen, bleiben stehen und<br />

schauen ihn an.“ – Davids Mutter ist<br />

bewusst, dass es auch anders hätte<br />

laufen können. „David war hier das<br />

erste integrative Kind. Einen Anspruch<br />

darauf gab es damals noch nicht.“<br />

und bringt ihn nach Schulschluss<br />

auch wieder heim. Ohne Unterstützung<br />

ginge es nicht: David braucht<br />

Menschen und Hilfsmittel. Tagsüber<br />

muss er Orthesen tragen, nachts in<br />

Schienen liegen, seit er zwei, drei<br />

Jahre alt ist. Auch heute noch: Damit<br />

dem Gehirn die richtige Position von<br />

Beinen und Füßen gemeldet wird.<br />

harte Zeit erinnert: Als David erst wenige<br />

Monate alt war, hat er bei einer<br />

Therapie nonstop geschrien, auch in<br />

der Nacht noch, stundenlang: Nicht,<br />

weil es weh getan hat, sondern weil<br />

er zur Therapie ausgezogen wurde<br />

und das für ihn mit negativen Erfahrungen<br />

verbunden war – mit dem<br />

Setzen von Nadeln beispielsweise.<br />

Auf die Frage, wie David heute mit<br />

all dem umgeht und was er denn für<br />

ein Kind sei, sagt der Vater: „David<br />

ist sehr positiv eingestellt.“ Und: „Er<br />

wird aber auch sehr gut angenommen<br />

von seinen Klassenkameraden.“<br />

Die Klasse hat ihn nach der OP zu<br />

Hause am Pflegebett besucht.<br />

Dass David nach der Operation zur<br />

Reha in die KWA Klinik kam, war<br />

eher Zufall: In der Griesbacher Klinik<br />

war gerade ein Platz frei. Die 350<br />

Kilometer, die zwischen Helmstadt<br />

und Bad Griesbach liegen, sind nicht<br />

eben ein Katzensprung. Doch den<br />

Eltern war es wichtig, dass es nach<br />

der OP rasch weiterging: weil David<br />

möglichst bald wieder in die Schule<br />

sollte. Umso glücklicher sind sie<br />

heute über diese Fügung, insbesondere<br />

über die Neuroaktive Reflextherapie<br />

und den Therapeuten Yaroslav<br />

Prannyk. Die Mutter sagt: „Allein wie<br />

er mit Kindern umgeht.“ Nach gerade<br />

mal drei Wochen Reha konnte David<br />

schon wieder ein paar Schritte frei<br />

laufen. Die Mutter hat vor, im Herbst<br />

mit David noch einmal nach Bad<br />

Griesbach zu fahren, „wegen NART“.<br />

David ergänzt: „Zu Yaroslav!“<br />

Sieglinde Hankele<br />

Trotz all dieser Maßnahmen und<br />

Krankengymnastik musste David<br />

Ende vergangenen Jahres operiert<br />

werden: Er konnte die Beine nicht<br />

Die ersten Schritte frei laufen konnte „Der David ist verlie-iebt“, verrät<br />

mehr durchstrecken. „Durch die<br />

David mit fünf. Den entscheidenden Amelie kichernd. David sitzt neben Spastik verschiebt sich alles“, erklärt<br />

Fortschritt hat nach Einschätzung der ihr am Esstisch, gesteht: „Ja. Aber die der Vater. „Das geht auf Knie und<br />

Mutter eine Lokomations-Therapie merkt das gar nicht.“ Die Mutter sitzt Hüfte. Er konnte nur noch auf Zehenspitzen<br />

gebracht: Die Füße wurden von lächelnd dabei. Klein Nele macht<br />

laufen und das Gleichge-<br />

David sitzt wieder am Esstisch. „Was<br />

einer Apparatur auf einem Laufband große Augen, begreift nicht, wovon wicht nicht mehr halten.“ Das wäre ist denn in der Schule dein Lieblingsfach?“<br />

bewegt. Das war nicht anerkannt, die Geschwister reden. Als David<br />

immer schlechter geworden, hätte<br />

„Hmm. – Sport.“ „Sport? Und<br />

keine Kassenleistung, das mussten wenig später aus dem Zimmer geht, sich verknöchert. Vater und Mutter welcher?“ „Völkerball.“ Er könne gut<br />

die Eltern selbst bezahlen. Da ging sagt er: „Nele, komm mit.“ Sie zögert haben sich für einen frühzeitigen werfen, sagt David, fangen nicht so<br />

David bereits in den Kindergarten, keine Sekunde, trippelt dem großen Eingriff entschieden. So mussten gut. „Fußball kann ich auch nicht so<br />

in Helmstadt. Trotz anderslautender Bruder hinterher: Sie liebt ihn, keine „nur“ die Sehnen verlängert werden. gut.“ Mit seinem besten Freund Max<br />

Ratschläge wollten Vater und Mutter<br />

ihr Kind unbedingt zusammen mit<br />

nicht behinderten Gleichaltrigen aus<br />

Frage.<br />

David geht längst zur Schule, in die<br />

Eine große Strapaze für die ganze<br />

Familie, vor allem jedoch für David:<br />

Er hat die Narkose schlecht vertragen,<br />

spielt David gerne „Wii“, Davids Lieblingsspiel<br />

ist „Super Mario“ – der ist<br />

in seinem Zimmer auch an der Wand<br />

Informationen zur Neuroaktiven Reflextherapie<br />

unter www.kwa-klinik.de<br />

im Menüpunkt Therapien.<br />

dem Ort aufwachsen sehen.<br />

örtliche, „normale“ – was sonst. Er<br />

nächtelang fantasiert, geschimpft und und auf der Bettwäsche präsent.<br />

hat eine Schulbegleiterin, die ihm<br />

geschrien. Beide Beine waren bis Einmal die Woche geht David zum<br />

Dank der Aufgeschlossenheit von beim Treppensteigen, beim Toilettengang<br />

Mitte Oberschenkel eingegipst und Singen, in den Kinderchor am Ort.<br />

Kindergartenleiterin und Eltern anderer<br />

und anderen Dingen hilft.<br />

zur Stabilisierung verbunden, auch Bei einer Musical-Aufführung vergan-<br />

Kinder hat es geklappt: David Sie holt ihn morgens zu Hause ab<br />

noch, als er nach Hause durfte. genes Jahr durfte er ein Solo singen.<br />

<strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

Das Schreien hat die Mutter an eine<br />

27


Gesundheit.<br />

Neue Chance mit<br />

neuer Therapie<br />

Reisen.<br />

Fotos: Privat<br />

Interview mit Dr. Garner, dem Chefarzt der<br />

KWA Klinik Stift Rottal.<br />

Herr Dr. Garner, Sie arbeiten in der<br />

KWA Klinik Stift Rottal mit der<br />

Neuroaktiven Reflextherapie. Die<br />

Therapieform ist noch relativ neu.<br />

Worum geht es dabei? Die Neuroaktive<br />

Reflextherapie, wir nennen sie<br />

kurz NART, besteht aus verschiedenen<br />

krankengymnastischen Therapiemethoden<br />

und Grifffolgen. Die dabei<br />

verwendeten Methoden werden in<br />

einer Behandlungseinheit kombiniert,<br />

um dadurch Synergieeffekte zu intensivieren.<br />

Eine Therapieeinheit dauert<br />

60 bis 90 Minuten und wird in der<br />

Regel von einem aus zwei Therapeuten<br />

bestehenden Team durchgeführt,<br />

in enger Zusammenarbeit.<br />

Für welche Patienten ist die Neuroaktive<br />

Reflextherapie geeignet?<br />

In erster Linie setzen wir NART bei<br />

Kindern mit frühkindlichen Hirnschäden<br />

ein. Die Methode ist jedoch<br />

auch bei allen Patienten mit neurologischen<br />

Störungen wirksam. Deshalb<br />

können Kinder und Erwachsene auch<br />

nach Schlaganfällen mit der Neuroaktiven<br />

Reflextherapie behandelt<br />

werden sowie Patienten mit traumatischen<br />

Querschittssyndromen und<br />

auch Menschen, die nach einer Muskelerkrankung<br />

Besserung suchen, oder<br />

nach einem Schädel-Hirn-Trauma,<br />

nach Meningitis oder Enzephalitis.<br />

Woraus bestehen denn diese unterschiedlichen<br />

Therapiemethoden,<br />

die bei NART Anwendung finden?<br />

Im Wesentlichen besteht die Neuroaktive<br />

Reflextherapie aus drei Komponenten:<br />

Neurologische Massagetechniken<br />

dienen zur Harmonisierung<br />

von krankhaften Muskelverspannungen<br />

bei Spastik. Manuelle Therapieverfahren<br />

aktivieren, kräftigen und<br />

mobilisieren die Muskulatur und die<br />

Bewegungsabläufe. Durch spezifische<br />

Gelenkdehnungen, so genannte Mobilisationen,<br />

werden zudem Kontrakturen,<br />

also Muskelverkürzungen,<br />

behandelt und neurologisch wirksame<br />

Reize gesetzt.<br />

Welche Wirkungen werden damit<br />

erzielt? Durch die konsequente Anwendung<br />

dieser Methoden wird der<br />

krankhafte Muskeltonus normalisiert,<br />

die Gelenkbeweglichkeit verbessert<br />

und es werden neue Bewegungsmuster<br />

erlernt, die dann für den Alltag<br />

noch eingeübt werden.<br />

In welcher Form wird diese Therapie<br />

durchgeführt? Die Therapie wird<br />

im Rahmen einer normalen neurologischen<br />

Rehabilitationsbehandlung<br />

über einen Zeitraum von zwei Wochen<br />

bei uns in der KWA Klinik in<br />

Bad Griesbach durchgeführt. Dabei<br />

kommt NART zusätzlich zu krankengymnastischen,<br />

ergotherapeutischen<br />

und logopädischen Maßnahmen zum<br />

Einsatz. Die Kosten für die Neuroaktive<br />

Reflextherapie werden derzeit<br />

größtenteils von der „AKTION HILFE<br />

FÜR KINDER e. V.“, Bremen, übernommen,<br />

im Rahmen eines Forschungsprojekts.<br />

Da das Projekt auf die Wirkung<br />

dieser Therapie bei behinderten<br />

Kindern ausgerichtet ist, werden zurzeit<br />

nur Kinder mit neurologischen<br />

Störungen damit behandelt.<br />

Dr. Christoph Garner,<br />

Chefarzt der KWA Klinik Stift Rottal<br />

Was sind Ihre Erfahrungen mit<br />

dieser Therapie? Wir führen diese<br />

Therapie jetzt seit etwas mehr als<br />

zwei Jahren durch und sind von den<br />

Erfolgen überzeugt. Nahezu alle<br />

Kinder profitieren in wichtigen<br />

Lebensbereichen davon. Dass die<br />

Eltern der Kinder von dieser neuen<br />

Therapieform begeistert sind, versteht<br />

sich fast von selbst.<br />

Sieglinde Hankele<br />

Die KWA Klinik Stift Rottal hat diese<br />

Therapieform mitentwickelt und ist<br />

in Deutschland alleiniger Anbieter.<br />

Individuelle Fragen beantwortet das<br />

Klinik-Team über die für Sie kostenlose<br />

Rufnummer 0800 592 7777.<br />

Foto: Privat<br />

Flanieren wie einst<br />

Kaiserin Sissi<br />

Mit KWA Reisen in Meran.<br />

Während eine kleine Gruppe von<br />

Senioren zum Wandern aufbricht,<br />

treffen sich elf zum Stadtspaziergang<br />

mit Reiseleiterin Margret Rosenmüller<br />

und Reisebegleiterin Ingrid Schmidt. –<br />

Karin Geretshauser war mit KWA<br />

Reisen schon in Weimar, Warnemünde<br />

und Regensburg. Hier ist sie<br />

angetan vom Kurstadtcharakter und<br />

den Blumen. Auch Liselotte Spitzbarth<br />

reist schon seit Langem mit<br />

KWA, zum sechsten Mal mit Tochter<br />

und Schwiegersohn. – Alle haben sich<br />

hübsch gemacht, flanieren und<br />

posieren für Bilder.<br />

„Frau Rosenmüller hat gesagt, dass<br />

hier alles eben ist“, nennt Margret<br />

Gericke als Grund, weshalb sie sich<br />

für die Meran-Reise entschieden hat.<br />

So kann auch ihr Mann dabei sein,<br />

Berge sind für ihn zu anstrengend.<br />

Doch heute wollte er lieber im Hotel<br />

bleiben und es sich dort gutgehen<br />

lassen: im exquisiten Meranerhof.<br />

Käthe Hecht hat der Vortrag von Margret<br />

Rosenmüller zur Reise animiert<br />

und eine Dame, die schon dabei war<br />

und gesagt hatte: „Da können Sie<br />

mit. Das ist wie in Abrahams Schoß.“<br />

Schon die ganze Welt bereist hat<br />

Angela Schwencker. Obwohl sie nicht<br />

mehr gut zu Fuß ist, hat sie noch immer<br />

Lust am Reisen. Ihre Einschätzung:<br />

„Es ist gut, mit einer Gruppe zusammen<br />

zu sein.“ Christa Fritsche und Ingeborg<br />

Liebrecht kennen die Gegend seit 40<br />

Jahren, sind bereits 2013 mit KWA in<br />

Meran gewesen. Es hat ihnen so gut<br />

gefallen, dass sie erneut dabei sein<br />

wollten. Auch Hildegard Paul freute<br />

sich auf Meran, obwohl sie die Stadt<br />

schon kennt – oder vielleicht gerade<br />

deshalb? Die Seniorin erinnert sich:<br />

„In meiner Jugend waren das ja die<br />

ersten Ziele in Italien.“ – Die Gruppe<br />

ist aufgekratzt, winkt von einer<br />

Brücke wie eine Schulklasse.<br />

Weitere Bilder der Meran-<br />

Reise finden Sie über die<br />

digitale Ausgabe von<br />

<strong>alternovum</strong> 2/2014.<br />

Der Blick auf die schneegezuckerten<br />

Spitzen der Alpen hinter den grünbewaldeten<br />

Bergen, die die Stadt<br />

beschützen, ist spektakulär. Die Texelgruppe<br />

sorgt für das milde Klima.<br />

Und so können die Senioren bei<br />

mediterranem Flair an Läden und am<br />

Kurhaus entlang und durch Laubengänge<br />

spazieren. Zwischendurch ist<br />

auch Zeit für den Kauf eines Seidenschals<br />

und ein Kännchen Kaffee.<br />

Nur so ist reisen vergnüglich – und<br />

erholsam wie einst für Sissi. Die<br />

österreichische Kaiserin war zur Kur<br />

in Meran. Sicher kannte auch sie,<br />

was für die Gruppe auf dem Programm<br />

stand: Bozen, Trient und<br />

Schenna – den Tappeinerweg und<br />

die Gärten von Schloss Trauttmannsdorff<br />

ganz gewiss, schließlich logierte<br />

die Kaiserin im Schloss.<br />

Freilich gibt es heute ganz andere<br />

Herrscher. Und so berichtet Rosemarie<br />

Schlosser, sichtlich begeistert:<br />

„Stellen Sie sich vor, wir sind mit<br />

dem FC-Bayern-Bus angereist“. Sie<br />

und andere schwärmen vom Komfort.<br />

– Ob der profane Spielerbus der<br />

Kaiserlichen Hoheit wohl auch<br />

gefallen hätte? Ach, wenn man Sissi<br />

doch nur fragen könnte!<br />

Sieglinde Hankele<br />

28<br />

<strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

29


Bildung.<br />

Sven Hartmann<br />

Prof. Renate Hermann<br />

Anton Krämer<br />

Fotos: Anton Krämer bzw. privat<br />

KWA Bildungszentrum<br />

Ingrid Wallner<br />

Agnes Gsell<br />

Manuela Schachtner<br />

Karin Ihringer<br />

Und noch ein neues Haus<br />

fürs Bildungszentrum<br />

Kaum dass das neue Gebäude des KWA Bildungszentrums in Pfarrkirchen<br />

bezogen war, gaben die KWA Vorstände Dr. Stefan Arend und Horst Schmieder<br />

dem Leiter der Einrichtung Karl-Heinz Edelmann grünes Licht für ein neues<br />

Haus: diesmal im World Wide Web. In die Planung einer neuen, zeitgemäßen<br />

Website waren neben Arend, Edelmann und dessen Stellvertreterin Manuela<br />

Schachtner auch die anderen Schulleiterinnen des Bildungszentrums eingebunden<br />

sowie Verwaltungsleiterin Ingrid Wallner und SMV-Vertreterin Andrea<br />

Pendl. Und: immer wieder junge Menschen – um sicherzustellen, dass der<br />

neue Internet-Auftritt bei der Zielgruppe gut ankommt.<br />

Aus demselben Grund wurde dann auch die Umsetzung relativ jungen Profis<br />

anvertraut. Der 31-jährige Webdesigner und -entwickler Sven Hartmann wurde<br />

als „Architekt“ mit dem Bau der Website beauftragt. Professorin Renate Hermann<br />

von der Hochschule Ansbach hatte auf ihn aufmerksam gemacht. Die Medienexpertin,<br />

die parallel zu ihrem Hochschul-Deputat auch Medienprojekte von<br />

Ministerien betreut, berät KWA in Medienfragen. Hermann hat die Entwicklung<br />

der neuen Website für das KWA Bildungszentrum maßgeblich mitgestaltet und<br />

immer wieder neue Impulse gegeben. Sie kannte Hartmanns Kompetenz und<br />

Kreativität. Tatsächlich hat er mit viel Fantasie, Tatkraft und Geduld zum einen<br />

das umgesetzt, was ihm beschrieben wurde, zum anderen mit eigenen Vorschlägen<br />

überzeugt: beispielsweise zur Bildergalerie.<br />

Ein „Responsive Design“ sollte es sein: also eine Darstellung, die sich dem<br />

Endgerät automatisch anpasst, damit man auch auf einem Smartphone die<br />

passende Schrift- und Bildgröße hat.<br />

Hartmanns Vorschlag, die Startseite<br />

gemäß den Schulzweigen mit<br />

„Kacheln“ zu gliedern, die auf PC-<br />

Screens in Reihen geordnet sind,<br />

auf Smartphone-Screens hingegen<br />

automatisch in eine vertikale Spalte<br />

rutschen, zeigte rasch, dass der<br />

richtige Programmierer gefunden<br />

war: Er ist einer der Jungen, die die<br />

digitale Welt weiterentwickeln und<br />

den User permanent im Blick haben.<br />

Auch „intuitive“ Bedienbarkeit mit<br />

einer Navigation über W-Fragen via<br />

KWA Blume sowie selbsterklärenden<br />

Schaltflächen und „Social Buttons“<br />

ist – gemäß dem Urteil jugendlicher<br />

„Gutachter“ – gelungen. Ein erster<br />

Klick hier, ein zweiter Klick da, und<br />

schon ist der Schüler am Ziel.<br />

Lob gebührt gleichermaßen dem<br />

jungen Fotografen Anton Krämer:<br />

Mit viel Verve und Engagement ist der<br />

29-jährige Journalist an den Auftrag<br />

herangegangen, attraktive Bilder für<br />

die Website aufzunehmen. Dass viele<br />

Bilder auf der Website liegen sollen,<br />

war von Anfang klar: Textlastige<br />

Webseiten werden von jungen Nutzern<br />

mit Wegklicken bestraft. In zwei<br />

„Marathon-Shootings“ hat der frischgebackene<br />

Akademiker es geschafft,<br />

nicht einfach nur Gesichter und<br />

Szenen abzulichten, sondern auch die<br />

Persönlichkeit der Fotografierten für<br />

die digitale Welt einzufangen – und<br />

den von Aufbruchsstimmung geprägten<br />

Geist der Schule.<br />

Begeistert vom Ergebnis zeigt sich<br />

„Bauleiterin“ Karin Ihringer – die<br />

Marketingleiterin von KWA: von den<br />

Bildern, vom Seitenaufbau und von<br />

der Souveränität der Onlineredakteurin<br />

Agnes Gsell, die gemeinsam mit<br />

ihrem einstigen Kommilitonen Sven<br />

Hartmann passende Bilder gewählt<br />

und zugeordnet hat. Ihre Hauptaufgabe<br />

war jedoch, vorliegende<br />

Informationen und Texte webgerecht<br />

aufzubereiten und in die „Zimmer“<br />

des Onlinegebäudes zu stellen. Die<br />

36-jährige Informationswirtin betreut<br />

den KWA Facebook-Auftritt, hat bereits<br />

die Website der KWA Klinik „betextet“<br />

und nun auch hier eine ganze<br />

Reihe eigener Ideen eingebracht. Die<br />

Rolle von Karin Ihringer war freilich<br />

entscheidend für das Gelingen: Sie hat<br />

das Projekt kontinuierlich mitentwickelt,<br />

begleitet und vorangetrieben –<br />

genau wie den neuen Film, der in<br />

Kürze im Menüpunkt „WOW“ zu<br />

finden sein wird.<br />

Protagonistin des Films ist Katrin<br />

Klinglbrunner. Sie war Schülerin am<br />

Bildungszentrum, wird ab September<br />

selbst dort unterrichten. Dass auch<br />

der Film von jungen Menschen erdacht<br />

und produziert wurde, dürfte<br />

inzwischen klar sein. Sowohl der Blick<br />

beider KWA Vorstände als auch der<br />

von Bildungszentrumsleiter Edelmann<br />

ist in die Zukunft gerichtet: KWA<br />

braucht dafür vor allem Nachwuchstalente<br />

und aufgeschlossene Schüler.<br />

Jedoch auch Lehrer mit Weitblick –<br />

und die gibt es im Bildungszentrum.<br />

Das hat ihr Engagement beim Projekt<br />

gezeigt, das vielen einige Extratermine<br />

und -arbeit beschert hat,<br />

allen voran Manuela Schachtner.<br />

Liebe Bildungszentrumsschüler,<br />

liebe KWA Kollegen und auch Sie,<br />

liebe Senioren, schauen Sie sich<br />

das neue Haus im World Wide<br />

Web doch bitte an. Treten Sie ein bei<br />

www.kwa-bildungszentrum.de.<br />

Sieglinde Hankele<br />

30<br />

<strong>alternovum</strong> | 2/2014 31


Sternstunden.<br />

30 Jahre KWA Stift am Parksee<br />

Was für ein schöner Tag! – Wolfgang<br />

Panzer, Erster Bürgermeister der Gemeinde<br />

Unterhaching, Kerstin Schreyer-Stäblein,<br />

Landtagsabgeordnete, Gabriele Franke-<br />

Lechner, Stiftsdirektorin, Dr. Stefan Arend,<br />

KWA Vorstand (von links)<br />

Begib dich gleich hinaus aufs Feld, fang an zu hacken<br />

und zu graben! – Festvortrag von Professor Dr. Martin<br />

Halle unter dem Titel „Das bewegte Haus“. Der Ordinarius<br />

und Ärztliche Direktor des Lehrstuhls für präventive<br />

und rehabilitative Sportmedizin an der Medizinischen<br />

Universitätsklinik in München hat nach einem leidenschaftlichen<br />

Plädoyer für mehr Bewegung und für Fitnessstudios<br />

in Senioreneinrichtungen Mephisto zitiert, der<br />

Faust einen Rat gibt, wie er sich verjüngen kann.<br />

Die Idee, die KWA trägt, muss weiterverfolgt werden! –<br />

Christoph Göbel, Landrat des Landkreises München, in<br />

seinem Grußwort. Die „Oase am Parksee“ ist für ihn ein<br />

„Campus der Ruhe und Geborgenheit“.<br />

Vier auf einen Streich! – Auch die Künstler der<br />

Jubiläumsausstellung gaben sich die Ehre: Maria<br />

Rucker, Peter Frisch, Sabine Boczkowski-Sigges und<br />

Ernst Grünwald<br />

Mann, war das ein Auftakt! – Mulo Francel am Saxophon<br />

/ an der Klarinette und Evelyn Huber an der<br />

Harfe musizierten zum Festakt: „Roter Mohn“ von<br />

Michael Jary, „Cäsar“ von Peter Ludwig, „El Choclo-<br />

Tango“ von Angel Villoldo und „Ich bin von Kopf bis<br />

Fuß auf Liebe eingestellt“ von Friedrich Hollaender.<br />

Fotos: Robert Haas und Gundi Edhofer-Simon<br />

32 <strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

33


KWA Club.<br />

Fotos: Links –Walter Rammler, unten – privat<br />

Foto: Stockbild<br />

Unsere Standorte.<br />

Club-Fans<br />

im Schwarzwald<br />

03<br />

02<br />

01<br />

KWA Parkstift St. Ulrich<br />

Ob sich im Schwarzwald Freunde<br />

„des“ Clubs finden lassen, ist fraglich.<br />

Die Fußballherzen schlagen hier<br />

doch eher für die heimischen Vereine<br />

als für einen fränkischen. Und trotzdem<br />

gibt es in Bad Krozingen erklärte<br />

Club-Fans: Fans des KWA Club. Um<br />

die 200 Mitglieder hat Stiftsdirektorin<br />

Anja Schilling im KWA Parkstift<br />

St. Ulrich aktuell. Viele nehmen<br />

regelmäßig an Veranstaltungen des<br />

Hauses teil. Zwei davon haben über<br />

den Grund für ihre Mitgliedschaft<br />

nachgedacht. Hier ihr Brief.<br />

34<br />

<strong>alternovum</strong> | 2/2014<br />

Jeder von uns kennt das: Sobald wir an unser Alter<br />

denken, überfällt uns ein mulmiges Gefühl: Was kommt<br />

da auf uns zu, wie wird es uns ergehen, wie und wo<br />

werden wir leben? Auch meine Frau und ich haben uns<br />

altersbedingt intensiv mit solchen Gedanken beschäftigt.<br />

Vor diesem Hintergrund kam es uns als Bürger<br />

von Bad Krozingen gerade recht, dass das KWA Parkstift<br />

St. Ulrich einen Tag der offenen Tür anbot. Hierbei<br />

erhielten wir einen ersten Eindruck vom Leben in<br />

dieser Einrichtung, der uns immerhin schon bewog,<br />

uns für eine Wohnung vormerken zu lassen. Aber es<br />

war doch nur ein erster Eindruck, und es entstand<br />

der Wunsch, vor einer endgültigen Entscheidung das<br />

Leben im Parkstift genauer, sozusagen unter Alltagsbedingungen,<br />

kennenzulernen. Genau das ist durch<br />

die Mitgliedschaft im KWA Club möglich geworden,<br />

dem wir alsbald beigetreten sind.<br />

Inzwischen haben wir durch die Club-Mitgliedschaft<br />

an vielen Freizeitangeboten und Veranstaltungen teilgenommen,<br />

Kontakte zu Bewohnern geknüpft und dabei<br />

das Parkstift recht gut kennengelernt. Besonders<br />

beeindruckt hat uns die familiäre, fröhliche Atmosphäre,<br />

die von Leitung und Mitarbeitern verbreitet<br />

wird. Man hat den Eindruck, dass hier mit viel Engagement<br />

und menschlicher Wärme den Bewohnern ein<br />

Leben ermöglicht wird, das die negativ-klischeehaften<br />

Vorstellungen vom Alter – soweit überhaupt möglich –<br />

vergessen lässt.<br />

Dank unserer Mitgliedschaft im KWA Club wissen meine<br />

Frau und ich nun recht genau, was uns erwartet und<br />

wie wir leben werden, wenn wir in das Parkstift St.<br />

Ulrich einziehen, und wir freuen uns darauf!<br />

Christel und Dagobert Kessel,<br />

Mitglieder des KWA Club<br />

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19 13 14<br />

KWA Stift Ort telefon E-Mail<br />

01 KWA Stift im Hohenzollernpark Berlin 030 89734-001 hohenzollernpark@kwa.de<br />

02 Caroline Oetker Stift Bielefeld 0521 5829-0 caroline-oetker@kwa.de<br />

03 KWA Stift Urbana im Stadtgarten Bottrop 02041 696-900 urbana@kwa.de<br />

04 KWA Parkstift Aeskulap Bad Nauheim 06032 301-0 aeskulap@kwa.de<br />

05 KWA Albstift Aalen Aalen 07361 935-0 albstift@kwa.de<br />

06 KWA Parkstift Hahnhof Baden-Baden 07221 212-0 hahnhof@kwa.de<br />

07 KWA Kurstift Bad Dürrheim Bad Dürrheim 07726 63-0 kurstift@kwa.de<br />

08 KWA Parkstift Rosenau Konstanz 07531 805-0 rosenau@kwa.de<br />

09 KWA Parkstift St. Ulrich Bad Krozingen 07633 403-0 parkstift@kwa.de<br />

10 KWA Georg-Brauchle-Haus München 089 6793-0 georg-brauchle@kwa.de<br />

11 KWA Luise-Kiesselbach-Haus München 089 944697-08 luise-kiesselbach@kwa.de<br />

12 KWA Stift am Parksee Unterhaching 089 6105-0 parksee@kwa.de<br />

13 KWA Hanns-Seidel-Haus Ottobrunn 089 60802-0 hanns-seidel@kwa.de<br />

14 KWA Stift Brunneck Ottobrunn 089 60014-0 brunneck@kwa.de<br />

15 KWA Stift Rupertihof Rottach-Egern 08022 270-0 rupertihof@kwa.de<br />

16 KWA Stift Rottal Bad Griesbach 08532 87-0 rottal@kwa.de<br />

17 KWA Klinik Stift Rottal Bad Griesbach 08532 87-0 rottal@kwa.de<br />

18 KWA Bildungszentrum Pfarrkirchen 08561 9838-26 kwa-bildungszentrum@kwa.de<br />

19 KWA Hauptverwaltung Unterhaching 089 665585-500 info@kwa.de<br />

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Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>alternovum</strong>. Das KWA Journal<br />

erscheint am 5. Dezember 2014.<br />

„So vielseitig wie das Leben.“<br />

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