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Herausgegeben vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband | 60. Jahrgang ZKZ 1749 11.2011<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

Blätter<br />

FACHZEITSCHRIFT FÜR UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />

IN DER SPARKASSEN-FINANZGRUPPE<br />

ZAHLUNGSVERKEHR<br />

Die Zukunft gehört dem<br />

kontaktlosen Bezahlen<br />

˘<br />

FIRMENKUNDENGESCHÄFT<br />

Ertrag steigern mit<br />

Geschäftsgirokonten<br />

˘<br />

VERTRIEB<br />

Mit Erfolg qualifizieren<br />

für den Marktbereich<br />

˘<br />

CONTROLLING<br />

Liquiditätsspreads<br />

in der Kalkulation


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EDITORIAL<br />

Schnell, kontaktlos und sexy<br />

ist die bargeldlose Zukunft<br />

Weiterführende<br />

Informationen zu<br />

diesem Thema lesen<br />

Sie ab Seite 613<br />

»Geld kostet zu<br />

viel.«<br />

Kenneth Miller alias Ross<br />

MacDonald (1915 bis 1983),<br />

US-kanadischer Autor von<br />

Kriminalgeschichten .<br />

Unser Leben verläuft unbestritten heute in sehr viel schnelleren Zyklen <strong>als</strong> früher<br />

und ist wie niem<strong>als</strong> zuvor von der Technik abhängig. Das wundert angesichts<br />

des enormen technischen Fortschritts der vergangenen 60 Jahre nicht. Von allen<br />

technischen Geräten, die der Mensch heute so benutzt, dürfte neben dem Auto inzwischen<br />

wahrscheinlich das Smartphone an der Spitze stehen. Mit ihm telefoniert<br />

er nicht nur unentwegt, sondern nutzt es auch <strong>als</strong> Radio, Musikplayer, Spielekonsole,<br />

Fotoapparat, Informationssuchmaschine, privaten wie beruflichen Terminkalender,<br />

E-Mail-Box oder auch Navigator. Gut verpackte, schnelle Technik muss sexy sein, anders<br />

ist es auch nicht zu verstehen, dass Paare in Cafés und Parks heute, statt sich<br />

um ihre Partner zu kümmern, oft tief versunken in ihre kleinen elektronischen Kisten<br />

nebeneinander sitzen oder gehen.<br />

Diese Geräte scheinen uns eine bisher nicht gekannte Freiheit zu eröffnen oder auch<br />

nur unseren Spiel- und Kommunikationstrieb herauszufordern. Einsamkeit wird offensichtlich<br />

auf diese Weise auch erträglicher. Verkaufs- und Marketing-Konzepte,<br />

die auf Tempo, Freiheit und Spieltrieb setzen, haben daher mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

Zukunft. So gesehen fährt die Sparkassen-Finanzgruppe beim nächsten obligatorischen<br />

Austausch „normaler“ Chipkarten gegen 45 Millionen mit Funkantennen<br />

ausgestatteter kontaktloser SparkassenCards auf das richtige Gleis. Nach dem<br />

mangels ausreichender Infrastruktur glücklosen Start der elektronischen Geldbörse<br />

in den späten 90er Jahren sollten die Zahlungen in den nächsten Jahren immer<br />

häufiger in die elektronischen Kassen von Bäckern, Kiosken oder Eisläden „schweben“.<br />

Die Technik ist heute nicht nur ausgereifter, sondern ebenso wie die Zahlungsprozesse<br />

auch wesentlich effektiver. Zudem sind Chipkarten für die Kunden inzwischen<br />

etwas Selbstverständliches, mit denen sie bereits auf verschiedenen Gebieten<br />

Erfahrungen gemacht haben. Trotzdem löst der komfortable, schnelle Funk, der die<br />

kontaktlose Nutzung der Chipkarten ermöglicht, bei vielen Menschen noch gewisse<br />

Ängste aus, unbemerkt bestohlen zu werden. Diesen Ängsten können nur überzeugende<br />

Sicherheitsargumente sowie ein breites Angebot an kartenakzeptierenden<br />

Händlern und Handwerkern entgegengesetzt werden. Der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

sollte es gelingen, dafür rechtzeitig das Gleis mit vielfältigen Maßnahmen und<br />

Kampagnen freizumachen. Auch Skeptiker der Funk-Geldbörse werden, wenn sie die<br />

ständigen Kleingeldprobleme leid sind, den Kartenchip irgendwann aufladen, um<br />

damit ihre Brötchen beim Bäcker um die Ecke zu kaufen. Für die langfristige Marktsicherung<br />

hat zudem Gewicht, dass es der Finanzgruppe gelungen ist, sich an die<br />

Spitze des mobilen Bankings zu setzen. Sie fährt dadurch zweigleisig, denn es ist<br />

schon heute abzusehen, dass viele Bankkunden, vor allem die jungen, auch mit ihren<br />

schmucken, multi-talentierten Smartphones bezahlen wollen.<br />

Dieser nächs te Sprung muss dann auch noch gemeistert werden,<br />

um die Marktführerschaft auszubauen. Doch noch ist der<br />

erste nicht getan.<br />

Chefredakteur Arnulf Sauter<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

611


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Ausgabe 11|2011<br />

INHALT<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

Blätter<br />

ZAHLUNGSVERKEHR<br />

Die Organisation von Bargeld ist kostenträchtig.<br />

Unbare Zahlungen sind heute<br />

einfach und unproblematisch. Doch davon<br />

müssen noch viele kleine Händler, Handwerker<br />

und mancher Verbraucher überzeugt<br />

werden.<br />

ÿ Seite 614<br />

FIRMENKUNDENGESCHÄFT<br />

VERTRIEB<br />

INFORMATIONSMANAGEMENT<br />

CONTROLLING<br />

MANAGEMENTKOLUMNE<br />

RUBRIK<br />

614 Der Weg in unbare Zahlungssysteme verspricht Erträge und Kostensenkung<br />

Sibylle Strack<br />

616 Mit der Debitkartenstrategie 2015 gut gerüstet für die Zukunft<br />

Markus Tacke<br />

618 Die kontaktlose Karte weist dem Mobile Payment den Weg<br />

Markus Tacke<br />

621 Neue Perspektiven für die Kartenakzeptanz im Handel<br />

Mirko Torgen Oesau<br />

623 SparkassenCard Plus erschließt am PoS das Konsumentenkreditgeschäft<br />

Hans-Dieter Lahmann<br />

625 Das Kreditkartengeschäft birgt noch erhebliche Ertragsmöglichkeiten<br />

Nicole Groß<br />

628 Wie kommt das Bargeld in das Portmonee der Menschen?<br />

Markus Altmann, Dr. Heike Wörlen<br />

630 Neue Konzepte zur kostengünstigen Bargeldversorgung der Kunden<br />

Jörg Dettenbach<br />

631 Das Geschäftsgirokonto nutzen für Kundenbindung und Ertragssteigerung<br />

Reimer Herda<br />

633 Umstellung der Geschäftsgirokonten war für alle ein voller Erfolg<br />

Frank Dehnke, Matthias Meier<br />

636 Viele Mezzanine-Finanzierungen laufen in den nächsten Jahren aus<br />

Christiane Bauer<br />

639 Umqualifizierungsprogramm „Starker Start in den Markt“<br />

Barbara Sonnenberg<br />

642 Bestimmungsfaktoren für das Standortpotenzial von Filialen<br />

Norbert Lingen<br />

645 Smartphones sollen Arbeit erleichtern und kein Sicherheitsrisiko darstellen<br />

Matthias Tauber<br />

646 Viele Wege führen in Sparkassen zur Schutzbedarfsfeststellung<br />

Robert Kaltenböck, Dennis Siegert<br />

649 Liquiditätsspreads sind kritische Punkte in der Kalkulation<br />

Volker Bulling, Dr. Ralf B. Schlemminger<br />

656 Gesamtbanksteuerung bleibt zentrale Führungsaufgabe in Kreditinstituten<br />

Peter Meybom<br />

663 Probleme lösen mit Coaching<br />

Prof. Dr. Birgit Felden, Maria Wirtz<br />

664 Magazin<br />

666 Literatur<br />

666 Impressum<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

613


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

AUTORIN<br />

Sibylle Strack<br />

isr Abteilungsdirektorin beim<br />

Deutschen Sparkassen- und<br />

Giroverband (DSGV) in Berlin.<br />

Zur Zukunft der Bargeldversorgung der Kunden<br />

Der Weg in unbare Zahlungssysteme<br />

verspricht Erträge und Kostensenkung<br />

Deutschland ist historisch eine Barzahler-Nation. „Klassisches” Medium der Bargeldversorgung sind seit ihrer<br />

Einführung Ende der 60er Jahre die Bargeldautomaten. Mittlerweile gibt es in Deutschland davon über 58 000.<br />

Gleichzeitig steigt der Umsatz im Handel, der mit bargeldlosen Zahlungsmitteln abgewickelt worden ist, kontinuierlich.<br />

Angesichts des anhaltenden Wachsums von Bargeld- und unbaren Käufen stellt sich die Frage, ob die<br />

gewachsene Bargeldinfrastruktur und die neueren unbaren Zahlverfahren zusammenpassen. Von der Anwort<br />

darauf hängt ab, welche Strategie die Sparkassen künftig verfolgen sollten. Die folgenden Überlegungen greifen<br />

dazu die wesentlichen Entwicklungslinien und Handlungsfelder auf.<br />

Die Einführung von Geldautomaten seit<br />

Ende der 60er Jahre gilt <strong>als</strong> Paradebeispiel<br />

für die erfolgreiche Automatisierung<br />

von Prozessen. Seitdem konnten nicht nur in<br />

großem Umfang Kassen eingespart werden,<br />

auch die Verfügbarkeit der Dienstleistung<br />

„Bargeldbezug“ erhöhte sich auf 24 Stunden<br />

an sieben Tagen in der Woche. Parallel dazu<br />

ist ein kontinuierlicher Anstieg der unbaren<br />

Zahlverfahren zu beobachten. Bei Diskussionen<br />

rund um innovative Zahlverfahren wird<br />

Bargeld daher oft <strong>als</strong> „Auslaufmodell“ dargestellt,<br />

das bald von unbaren Zahlverfahren<br />

abgelöst wird. 1 Ist das realistisch, oder gibt<br />

es möglicherweise auch Gründe, die für eine<br />

fortgesetzte Bargeldnutzung sprechen?<br />

Wann verschwindet das Bargeld?<br />

Hier lohnt ein Blick auf die Einschätzungen<br />

der Verbraucher, wenn sie verschiedene<br />

Zahlverfahren miteinander vergleichen<br />

sollen. Eine Erhebung der Deutschen Bundesbank<br />

aus dem Jahr 2009 zeigt, dass die<br />

Verbraucher die Bargeldzahlung für deutlich<br />

bequemer, schneller und vertrauter <strong>als</strong><br />

andere Zahlverfahren hielten. Sie bewerten<br />

das Bargeld auch <strong>als</strong> vorteilhafter, wenn es<br />

um die Ausgabenkontrolle geht. Ganz wesentlich<br />

ist zudem, dass Bargeld mit Abstand<br />

<strong>als</strong> kostengünstigstes Zahlungsmittel gilt. 2<br />

Insgesamt ergibt sich daraus ein schlüssiges<br />

Erklärungsmuster, warum Zahlungen nach<br />

wie vor bar beglichen werden. Messbar ist,<br />

dass die Zahl der Bargeldverfügungen an<br />

den Geldautomaten und der Bargeldumlauf<br />

in Deutschland ansteigen. 3<br />

Parallel dazu wächst das Gewicht der unbaren<br />

Zahlverfahren im deutschen Handel.<br />

Die Statistik des EHI Retail Institute weist<br />

2010 einen Bargeldanteil am Handelsumsatz<br />

von 58,4 % aus. Mitte der 90er Jahre waren<br />

es noch mehr <strong>als</strong> 80 %. Der Zuwachs der unbaren<br />

Zahlverfahren betrug damit gut einen<br />

Prozentpunkt pro Jahr. Allerdings werden<br />

immer noch vier von fünf Transaktionen im<br />

Handel bar getätigt. Zahlungen von weniger<br />

<strong>als</strong> 5 Euro werden derzeit sogar in fast 97 %<br />

aller Fälle bar beglichen. Doch auch bei<br />

Beträgen bis zu 50 Euro dominiert Bargeld. 4<br />

Kosten werden zu Erlösen<br />

Vor dem Hintergrund, der „gefühlten”<br />

Vorteile, die Verbraucher aus dem Bezitz<br />

von Bargeld schöpfen, und seiner daher<br />

eher langsam sinkenden Bedeutung für<br />

Zahlungen im Handel in Deutschland noch<br />

lange ein Thema bleiben. 5 Daher muss es<br />

das Ziel von Sparkassen <strong>als</strong> „Produzenten”<br />

der Dienstleistungen rund um die kundenrelevanten<br />

Bargeldprozesse sein, diese<br />

Leistungen so günstig wie möglich zu erstellen.<br />

Die Bargeldstrukturen sollten daher<br />

regelmäßig auf ihre Effizienz hin überprüft<br />

und bei Bedarf redimensioniert werden.<br />

Langfristiges Ziel muss sein, das Bargeldaufkommen<br />

in den Instituten zu senken,<br />

indem der Trend zum bargeldlosen Bezahlen<br />

unterstützt und das Zahlungsverhalten nachhaltig<br />

geändert wird. Auf diese Weise sollen<br />

künftig Erlöse erzeugt werden, wo heute noch<br />

Kosten entstehen. Um den Kunden im besten<br />

Sinne „Wert-volle” Dienstleistungen bereitzustellen,<br />

muss das bestehende Dienstleistungsangebot<br />

erheblich ausgebaut werden.<br />

Dieser Weg umfasst ein Bündel von Maßnahmen,<br />

die durch verschiedene strategische<br />

Initiativen adressiert werden.<br />

Bargeldnutzung substituieren<br />

Um die Bargeldnutzung zu substituieren,<br />

müssen Kunden motiviert werden, ihre<br />

Zahlungsmittelwahl zugunsten unbarer<br />

Systeme zu priorisieren. Denn wenn sich der<br />

Kunde mit Bargeld versorgt, entstehen einer<br />

Sparkasse nicht nur durch Unterhalt und<br />

Bestückung der Automaten oder an der Kasse<br />

Kosten, sondern auch durch die spätere<br />

Entsorgung des Bargelds durch den Händler.<br />

Die größten Potenziale für die Umwandlung<br />

barer in unbare Zahlungen liegen im<br />

bisher fast unerschlossenen Kleinbetragsbereich.<br />

Das Medium, mit dem die Kunden<br />

für unbare Zahlverfahren in diesem Segment<br />

gewonnen werden sollen, ist die kontaktlose<br />

SparkassenCard. Um ihren flächendeckenden<br />

Einsatz zu ermöglichen, müssen vor allem die<br />

Händler vor Ort, <strong>als</strong>o die kleineren und mittelgroßen<br />

Firmenkunden, <strong>als</strong> Akzeptanten akquiriert<br />

werden. Die Acquiring-Strategie des<br />

Deutschen Sparkassen- und Giroverbands<br />

(DSGV) gibt Sparkassen wirkungsvolle Umsetzungshebel<br />

in die Hand, um ihren Marktanteil<br />

in diesem Bereich zu entwickeln. Dazu<br />

zählen unter anderem attraktive Kampagnen,<br />

1 Sehr lesenswert dazu der Artikel von Mike Lee, The<br />

ATM Industry Association (2008), Another Hundred<br />

Years of Cash.<br />

2 Siehe Deutsche Bundesbank (2009), Zahlungsverhalten<br />

in Deutschland, S. 9-36.<br />

3 Siehe Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Juni<br />

2009, S. 50; dort auch Verweis auf den Einfluss der<br />

Bargeldhortung auf den steigenden Bargeldumlauf.<br />

4 Siehe Deutsche Bundesbank (2009), Zahlungsverhalten<br />

in Deutschland, S. 50.<br />

5 Vgl. Deutsche Bundesbank (2009), Zahlungsverhalten<br />

in Deutschland, S. 81 ff., sowie (2010) Wie kommt<br />

das Bargeld ins Portmonee?, S. 45. In die Bewertung<br />

fand die Kontaktlos-Strategie der Deutschen Kreditwirtschaft<br />

noch keinen Eingang. Die Ergebnisse<br />

dieser Studie beschreiben Markus Altmann und Dr.<br />

Heike Wörlen auf S. 628 in dieser Ausgabe.<br />

614 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

mit denen Kunden an das bargeldlose Zahlen<br />

bei den Händlern herangeführt werden sollen,<br />

sowie Terminal-Angebote, die die neuen<br />

Verfahren in Kürze ermöglichen (siehe dazu<br />

den Beitrag von Mirko Torgen Oesau, S. 621)<br />

Bargeld <strong>als</strong> Produkt etablieren<br />

Die Bargeldnutzung ist heute auch deshalb<br />

so beliebt, weil sie bei den Kunden <strong>als</strong><br />

kostengünstig gilt. In der Wahrnehmung<br />

vieler Nutzer von Bankdienstleistungen ist<br />

die Infrastruktur „eh da”, und Bargeld hat<br />

noch nie etwas gekostet. Die Bereitstellung<br />

von Bargeld ist aber eine Dienstleistung, die<br />

die Sparkassen-Finanzgruppe sich einiges<br />

kosten lässt. Andere Wettbewerber haben<br />

sich aus diesem Feld schon lange zurückgezogen,<br />

was grundsätzlich den Service der<br />

Sparkassen noch wertvoller macht. Insofern<br />

gibt es die Notwendigkeit, Bargeld <strong>als</strong> das<br />

zu positionieren, was es ist, nämlich eine<br />

eigenständige Dienstleistung.<br />

Daraus resultiert Handlungsbedarf, allerdings<br />

weniger im Privatgirogeschäft. Im<br />

Allgemeinen deckt der Privatkunde seinen<br />

Bargeldbedarf am Geldautomaten, und die<br />

Bargeldentsorgung ist für ihn typischerweise<br />

kein bzw. nur ein seltenes Thema, etwa beim<br />

Gebrauchtwagenkauf. Relevanter sind die<br />

Bargeld-Dienstleistungen für die Händlerkunden,<br />

vor allem die Bargeldentsorgung.<br />

Hier bieten die meisten Institute ein breites<br />

Spektrum an Dienstleistungen, die jedoch<br />

häufig nur gering bzw. nicht verursachergerecht<br />

bepreist werden.<br />

Insofern muss das Bewusstsein der Händlerkunden<br />

noch geschärft werden, dass die<br />

bisher <strong>als</strong> kostenlos geltende Alternative<br />

Bargeld ein Produkt mit eigenem Wert ist und<br />

daher einen Preis hat. Diese wurde zuletzt<br />

auch im Workshop-Rollout „Bargeldlogistik<br />

im Verbund” diskutiert, in dem Wege zur Umsetzung<br />

aufgezeigt wurden.<br />

Entsprechend sind die Bargeld-Dienstleistungen<br />

im Rahmen des Sparkassen-<br />

Angebots zu positionieren, so beispielsweise<br />

mithilfe von Kontomodellen, die auch<br />

Bargeld-Dienstleistungen berücksichtigen.<br />

Auch benötigen die Händler Anreize, damit<br />

sie bargeldlose Zahlverfahren <strong>als</strong> Alternative<br />

zum Bargeld akzeptieren, etwa spezielle<br />

Terminal-Angebote ( siehe dazu den Beitrag<br />

von Reimer Herda, S. 631).<br />

Bargeldprozesse effizient gestalten<br />

Sparkassen und Landesbanken haben über<br />

die Jahre ein sehr dichtes, flächendeckendes<br />

Netz von mittlerweile rund 25 700 Geldautomaten<br />

aufgebaut. Sie bieten damit ihren<br />

Kunden einen ausgezeichneten Service, der<br />

sehr wertgeschätzt wird, wie 1,2 Milliarden<br />

Verfügungen pro Jahr zeigen.<br />

Damit sind die Möglichkeiten aber noch<br />

nicht ausgeschöpft, die man sich von der<br />

Automatisierung versprochen hatte. Denn<br />

die Zahlungsverkehrsstatistik der Deutschen<br />

Bundesbank aus dem Jahr 2010 bringt über<br />

die Ein- und Auszahlungsaktivitäten Überraschendes<br />

zutage. 6 54 % der Auszahlungsumsätze<br />

erfolgten danach am Bankschalter<br />

bzw. der Kasse, bei den Einzahlungen waren<br />

es sogar 93 %. Die Anteile der Sparkassen<br />

an diesen Zahlen dürften eher höher <strong>als</strong> ihr<br />

Marktanteil sein, da einige Wettbewerber<br />

diese Dienstleistungen ja gar nicht mehr<br />

anbieten.<br />

Natürlich gibt es für die Kunden gute<br />

Gründe, weiterhin die Schalter zu nutzen,<br />

um ihre Ein- und Auszahlungen zu tätigen.<br />

Beispielsweise ist eine SB-Auszahlung hoher<br />

Beträge wegen der Limite nicht möglich, oder<br />

die Automaten stehen aus technischen Gründen<br />

nicht zur Verfügung. Eine aktuelle Befragung<br />

der Bundesbank hat aber aufgedeckt,<br />

dass die Kunden für die Schalternutzung oft<br />

„keinen besonderen Grund” haben. 7<br />

Überspitzt könnte man sagen, dass die<br />

Automatisierung nach 40 Jahren bei den<br />

Auszahlungen einen guten Zwischenstand<br />

erreicht, bei den Einzahlungen aber de facto<br />

noch nicht stattgefunden hat. Entsprechend<br />

unterhalten die Sparkassen in weiten Teilen<br />

immer noch eine extensive Kassenlandschaft,<br />

die durch eine breite Automaten-Infrastruktur<br />

ergänzt wird. Das ist mit hohen strukturellen<br />

Kosten verbunden. Schätzungen des DSGV<br />

gehen davon aus, dass für die Bargeldlogistik<br />

im Verbund jährlich rund 1 Mrd. Euro<br />

ausgegeben werden. Über 60 % entfallen<br />

davon allein auf die manuellen Kassenprozesse.<br />

Mögliche Kosteneffekte, die daraus<br />

resultieren, dass sich die Bundesbank aus der<br />

bargeldlogischen Flächenversorgung zurückzieht,<br />

sind dabei noch nicht berücksichtigt.<br />

Hinzu kommen auf der „Hardware”-Seite noch<br />

die Abschreibungen auf die Geräte, auf die<br />

zusätzlich noch gut 100 Mio. Euro entfallen. 8<br />

Die „Produktionsprozesse” der Bargeldversorgung<br />

können noch optimiert werden.<br />

Entsprechende Handlungsfelder wurden<br />

in den strategischen DSGV-Initiativen<br />

„Bargeldlogistik im Verbund” und „Geldautomaten-Infrastruktur”<br />

aufgezeigt. Ihre<br />

Ergebnisse sind im Umsetzungsbaukasten<br />

(www.umsetzungsbau kasten.de) abrufbar.<br />

Dass die Optimierung der Bargeldprozesse<br />

lohnenswert ist, hat ein Institut eindrucksvoll<br />

bewiesen. Durch eine stringente Automatisierung<br />

und fortlaufende Verbesserungen<br />

wurden die Prozesskosten einer Transaktion<br />

um 87 % reduziert.<br />

Zusammenspiel der Organisation<br />

Die Verbreitung und Unterstützung unbarer<br />

Zahlverfahren bieten Sparkassen hohe<br />

Potenziale. Dadurch werden Prozesse, die<br />

heute kostenträchtig sind, künftig Erlöse<br />

erwirtschaften. Das Zahlungsverhalten der<br />

Kunden muss sich dafür jedoch grundlegend<br />

ändern. Solche Verhaltensänderungen<br />

erfordern Zeit. Um diesen Prozess zu unterstützen,<br />

müssen in den Häusern eine Reihe<br />

von Hebeln bewegt werden. Sie stehen ihnen<br />

bereits zur Verfügung bzw. werden in strategischen<br />

DSGV-Initiativen aktuell entwickelt.<br />

Die diskutierten Maßnahmen sind notwendig,<br />

aber noch nicht hinreichend. Für eine<br />

nachhaltige Änderung des Kundenverhaltens<br />

reicht es nicht aus, dass „nur” die ohnehin<br />

schon zahlreichen Fachbereiche im Haus<br />

eng zusammenarbeiten. Ganz wesentlich<br />

ist es darüber hinaus, diese Veränderungen<br />

gemeinsam mit dem Vertrieb anzustoßen.<br />

Denn die Vertriebsmitarbeiter müssen die<br />

notwendige Überzeugungsarbeit für die<br />

Girokonto-Dienstleistungen, die Kartenprodukte<br />

und die Zahlungstermin<strong>als</strong> täglich<br />

leis ten. Sie müssen die Kunden zu unbaren<br />

Zahlungen und automatisierten Prozessen<br />

hinführen. Dabei werden wie bei jeder Veränderung<br />

Widerstände zu überwinden sein.<br />

Dazu aber müssen sie aus reichend für diese<br />

„Reise” vorbereitet werden.<br />

Fazit<br />

Die Umstellung von Bar- auf Unbarzahlungen<br />

und die Positionierung des Bargelds<br />

<strong>als</strong> eigenständiges Produkt ist eine<br />

große Herausforderung und fordert viel<br />

von den Sparkassen. Sie ist betriebswirtschaftlich<br />

jedoch sehr attraktiv. Diesen<br />

Wandel anzustoßen, lohnt sich daher allemal.<br />

<br />

¯<br />

6 Siehe Deutsche Bundesbank (2010). Zahlungsverkehrs-<br />

und Wertpapierabwicklungsstatistiken in<br />

Deutschland 2007 bis 2009, Tabellen 6 und 7.<br />

7 Siehe Deutsche Bundesbank (2010): Wie kommt<br />

das Bargeld ins Portmonee?, S. 16.<br />

8 Siehe DSGV-Projekte “Bargeldlogistik im Verbund”<br />

und “Geldautomaten-Infrastruktur”.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

615


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

AUTOR<br />

Neue Chancen im Kartengeschäft<br />

Mit der Debitkartenstrategie 2015<br />

gut gerüstet für die Zukunft<br />

Die SparkassenCard ist nicht nur das sichtbare Bindeglied zwischen Kunde und Sparkasse, sondern hat auch erheblichen<br />

Einfluss auf die Kundenbeziehung. Die Anforderungen an die SparkassenCard wandeln sich derzeit nachhaltig.<br />

Ein sich stark veränderndes Marktumfeld, neue technische Innovationen und neue regulatorische Rahmenbedingungen<br />

sind die Herausforderungen des Kartengeschäfts der Zukunft. Mit dem Projekt „Debitkartenstrategie 2015“<br />

liefert die Sparkassen-Finanzgruppe überzeugende Antworten für ein nachhaltiges Debitkartengeschäft.<br />

Markus Tacke<br />

ist Referent beim Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) in Berlin sowie Projektleiter<br />

Debitkartenstrategie 2015.<br />

Quelle: S-Card Services<br />

Das Girokonto ist nicht nur das Kernprodukt<br />

der Geschäftsbeziehung zwischen<br />

Sparkasse und Kunde, sondern mit fast<br />

50 % der Provisionserlöse auch einer der<br />

wichtigsten Erlösfaktoren der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe. Die Erlöse allein aus dem Kartengeschäft<br />

bewegen sich in etwa auf dem<br />

Niveau der Erträge aus dem Bauspar- und<br />

Versicherungsgeschäft zusammen.<br />

Die Debitkarte bietet Verbrauchern und Sparkassen<br />

viele Vorteile.<br />

Erfolgsfaktor für das Girogeschäft<br />

Für das Girogeschäft ist die SparkassenCard<br />

von zentraler Bedeutung. Zum einen wird die<br />

Karte <strong>als</strong> Bindeglied zum Konto betrachtet,<br />

schließlich nutzen sie Kunden bereits heute<br />

durchschnittlich jeden zweiten Tag. Das<br />

bleibt nicht ohne Wirkung auf die Kundenbeziehung.<br />

Zum anderen ist die Karte auch<br />

ein wichtiger Erlösbringer für die Sparkassen.<br />

Unter diesen Aspekten stellt sich die<br />

Frage nach der langfristigen Entwicklung<br />

der Debitkarten <strong>als</strong> Erlösquelle, vor allem<br />

aber auch <strong>als</strong> innovatives Produkt, das den<br />

Wünschen der Kunden entspricht. In einem<br />

zunehmend wettbewerbsgeprägten Umfeld<br />

gilt es daher auch im Kartengeschäft,<br />

die Kundenbeziehung zu intensivieren,<br />

die Erträge zu sichern und dabei alle Möglichkeiten<br />

zu nutzen, attraktive, innovative<br />

Produkte zu entwickeln. Zu beachten sind<br />

dabei die sich ändernden Rahmenbedingungen<br />

wie den wachsenden Wettbewerb<br />

im Debitkartenmarkt durch internationale<br />

Zahlungssys teme, Telekommunikationsunternehmen<br />

und neue Marktteilnehmer. Sie<br />

bieten inzwischen eigene Lösungen an, die<br />

sowohl in direkter Konkurrenz zum „electronic<br />

cash“ <strong>als</strong> auch zu kontaktlosen Kleinbetragszahlungen<br />

stehen. Zudem stellen die<br />

Wettbewerbsbehörden die heute üblichen<br />

einheitlichen Preismodelle zunehmend in<br />

Frage. Ohne vorsorgendes Handeln droht die<br />

Gefahr einer staatliche Regulierung. Nicht<br />

zuletzt aber zeichnen sich sinkende Wachstumsraten<br />

im Kartengeschäft ab, wenn nicht<br />

neue Marktpotenziale erschlossen werden.<br />

Strategische Ziele<br />

Da die strategische Positionierung des<br />

Kartengeschäfte entscheidend für die Absicherung<br />

des Girogeschäfts ist, erarbeitete<br />

die Sparkassen-Finanzgruppe die Debitkartenstrategie<br />

2015. Ihre Ziele sind<br />

> Ertragssicherung und Ausschöpfung neuer<br />

Potenziale im Debitkartengeschäft,<br />

> Stärkung der Kundenbindung,<br />

> Sicherung der Innovationsführerschaft im<br />

Kartengeschäft,<br />

> spürbarer Ausbau des Marktanteils von<br />

electronic cash im Handel,<br />

> Einführung eines sicheren, nachhaltigen<br />

kreditwirtschaftlichen Debitsystems mit<br />

leistungsgerechten Entgelten, das auch<br />

<strong>als</strong> Grundlage für ein weiterentwickeltes,<br />

europäisches System dienen kann.<br />

Die neue Debitkartenstrategie der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

ruht dabei auf den drei<br />

Säulen<br />

> electronic cash 2.0 mit institutsindividuellen<br />

Entgelten,<br />

> electronic cash für nicht garantierte Zahlungen<br />

zur Abrundung des Produktangebots,<br />

> „SparkassenCard kontaktlos“ zur Erschließung<br />

neuer Transaktionspotentiale.<br />

Neben diesen konkreten Handlungsfeldern<br />

gewinnen Sicherheits- und Datenschutzaspekte<br />

zunehmend an Gewicht. Sie müssen<br />

daher bei jeder Fortentwicklung zufriedenstellend<br />

gelöst werden. Mit der frühzeitigen<br />

Einführung der Chip-Technik haben die<br />

Sparkassen auf diesem Feld von Anfang an<br />

Maßstäbe gesetzt. Im Rahmen der Debitkartenstrategie<br />

2015 wird dieser Weg konsequent<br />

weiterverfolgt. In den kommenden<br />

Jahren können nach und nach alle Systeme<br />

auf eine reine Chip-Verarbeitung umgestellt<br />

werden. Durch den Wegfall der Magnetstreifennutzung<br />

wird das Sicherheitsniveau noch<br />

einmal deutlich erhöht. Da in Zukunft zudem<br />

alle Funktionen die Eingabe der PIN verlangen<br />

werden, kann perspektivisch auch auf<br />

den Unterschriftsstreifen verzichtet werden.<br />

electronic cash 2.0<br />

Der Markt erfordert mehr Flexibilität, hohe Sicherheit<br />

und kostengünstige Preise. Die Weiterentwicklung<br />

des electronic-cash-Systems<br />

(electronic cash 2.0) berücksichtigt neben<br />

diesen Anforderungen die regulatorischen<br />

Erwartungen zur Einführung flexibler, verhandelbarer<br />

Entgelte. Dementsprechend<br />

werden unterschiedliche Leistungsstufen<br />

festgelegt, die auf garantierten und nicht<br />

garantierten Zahlungen fußen.<br />

Garantierte Zahlungen<br />

electronic cash ist das erfolgreichste Zahlverfahren<br />

in Deutschland. Jedoch müssen<br />

flexible Preisgestaltungsmöglichkeiten<br />

zugelassen werden, um den wettbewerbsrechtlichen<br />

Regulierungsdruck zu mindern.<br />

616 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ABBILDUNG 1<br />

ZAHLUNGSVERKEHR<br />

Funktionen und Perspektiven der „SpakassenCard kontaktlos“<br />

Daher werden künftig verstärkt Verhandlungen<br />

zwischen Kartenausgebern und Akzeptanzpartnern<br />

über neue Preisstrukturen<br />

das Bild prägen und eine schnellere Reaktion<br />

<strong>als</strong> bisher auf Marktänderungen erlauben.<br />

Dies dürfte zudem dauerhaft zur Absicherung<br />

der Erträge beitragen.<br />

Nicht garantierte Zahlungen<br />

Nicht garantierte Zahlungen, <strong>als</strong>o die bisherigen<br />

Transaktionen im elektronischen<br />

Lastschriftverfahren, wird nach wie vor von<br />

vielen Händlern bevorzugt. Konsequenterweise<br />

muss die Sparkassen-Finanzgruppe<br />

auch für diese Zahlungen ein eigenes Angebot<br />

entwickeln, so dass sie auch an diesem<br />

Marktsegment partizipieren kann. Dabei ist<br />

sie in der Lage, dem Handel auf der Basis von<br />

Chip und PIN ein Produkt zur Verfügung zu<br />

stellen, das die notwendige Marktakzeptanz<br />

erzielen wird.<br />

Beide Entwicklungen sind angestoßen<br />

worden und verlaufen planmäßig. Die Markteinführung<br />

des weiterentwickelten electronic<br />

cash ist sowohl für garantierte <strong>als</strong> auch<br />

für nicht garantierte Zahlungen für Ende<br />

2014 vorgesehen.<br />

SparkassenCard kontaktlos<br />

Die Einführung der „SparkassenCard kontaktlos“<br />

ist der erste Baustein der Strategie,<br />

der in die Praxis umgesetzt wird. Nach einer<br />

Studie der Deutschen Bundesbank weisen<br />

80 % aller Transaktionen im Handel einen<br />

Umsatz von weniger <strong>als</strong> 20 Euro auf. Etwa<br />

95 % dieser Zahlungen werden dabei bar<br />

beglichen. Die Sparkassen-Finanzgruppe<br />

wird dieses wachstumsträchtige Transaktionspotenzial<br />

mit der „SparkassenCard kontaktlos“<br />

nachhaltig nutzen, die kontaktlose<br />

Terminalzahlungen von Kleinbeträgen bis<br />

20 Euro aus einem vorgeladenen Guthaben<br />

ermöglicht. Kleinbetragszahlungen können<br />

so nicht nur schnell und bequem, sondern<br />

auch sehr effizient abgewickelt werden. Die<br />

Technik der elektronischen Geldbörse erlaubt<br />

es, die Transaktionskosten im Vergleich<br />

zu electronic cash deutlich zu senken. Waren<br />

Kartenzahlungen im Kleinbetragssegment<br />

für den Handel aus Kostengesichtspunkten<br />

bislang verglichen mit Bargeld unattraktiv,<br />

ist die „SparkassenCard kontaktlos“ für<br />

alle Marktbeteiligten eine wirtschaftliche<br />

Lösung.<br />

Bei der Entwicklung der kontaktlosen<br />

elektronischen Geldbörse stand die komfortable<br />

Aufladung der Karte für die Karteninhaber<br />

im Vordergrund. Im Ergebnis kann die<br />

Karte im Voraus über das sogenannte „Abo-<br />

Laden“ oder über „Laden mit PIN“ direkt am<br />

Händlerterminal aufgeladen werden. Beim<br />

„Abo-Laden“ hat der Kunde die Möglichkeit<br />

einen Betrag festzulegen, der bei Erreichen<br />

eines Mindestbetrags automatisch geladen<br />

wird. So wird sichergestellt, dass in der<br />

elektronischen Geldbörse der Sparkassen-<br />

Card immer ein ausreichendes Guthaben<br />

enthalten ist.<br />

Anfang 2012 starten bereits einzelne<br />

Sparkassen aus Niedersachsen, Nordrhein-<br />

Westfalen, Thüringen und Hessen mit der<br />

Einführung der „SparkassenCard kontaktlos“.<br />

Der flächendeckende Rollout beginnt<br />

Mitte 2012. Ab dann werden nach und nach<br />

alle 45 Millionen SparkassenCards innerhalb<br />

von drei bis vier Jahren im Zuge des normalen<br />

Kartenumtauschs mit der neuen Technik<br />

ausgestattet.<br />

Neue Marktpotenziale<br />

Die häufigere Nutzung der SparkassenCard<br />

dient der Kundenbindung und der Erschließung<br />

neuer Marktsegmente im Firmenkunden-<br />

und Privatkundenbereich. Durch die<br />

Steigerung der Attraktivität der Karte <strong>als</strong><br />

Zahlungsmittel der Gegenwart und Zukunft<br />

können ihr häufigerer Einsatz und die daraus<br />

resultierenden Vorteile erzielt werden.<br />

Überall dort, wo in kurzer Zeit viele<br />

Zahlungsvorgänge abgewickelt werden<br />

müssen, ist der Markt für kontaktloses Bezahlen<br />

vorhanden, <strong>als</strong>o im Handel, in der<br />

Systemgastronomie, an Verkaufsautomaten,<br />

in Sportarenen, Kantinen, Universitäten,<br />

Krankenhäusern, Seniorenresidenzen oder<br />

auf Festiv<strong>als</strong>. Die Markterschließung hat<br />

seit geraumer Zeit mit ersten erfolgreichen<br />

Leuchtturmprojekten begonnen wie der<br />

„05er-FanKarte“ des Fußballbundesligisten<br />

Mainz 05, der „EWS Arena Card“ in Göppingen<br />

und der „Hurricane Festivalcard“ des<br />

„Rock Open Air“ in Scheeßel.<br />

Stärkung des Händlergeschäfts<br />

Die preiswertere Abwicklung im Vergleich<br />

zu herkömmlichen Kartenzahlungen erhöht<br />

die Attraktivität des Kartengeschäfts und<br />

ermöglicht eine Ausweitung der Akzeptanzstellen.<br />

Sparkassen bietet sich die Möglichkeit,<br />

über einen Ausbau der Kartenakzeptanz<br />

langfristig das Händlergeschäft zu stärken.<br />

Die Infrastrukturen der „SparkassenCard<br />

kontaktlos“ sind die Basis für künftige Bezahlverfahren<br />

wie das Mobile Payment.<br />

Erträge<br />

Die vermehrten Einsatzmöglichkeiten und<br />

die sich daraus ergebende häufigere Nutzung<br />

der Karte wird bei den Kunden ein Gewöhnungseffekt<br />

auslösen. Daraus resultiert<br />

eine nachhaltige Steigerung der Profitabilität<br />

des Kartengeschäfts, vor allem aber auch<br />

eine Stärkung der Kundenbindung.<br />

Imagegewinn durch Innovationen<br />

Die Basistechnik der kontaktlosen SparkassenCard<br />

eröffnet vielfache Nutzungsmöglichkeiten<br />

und dient beispielsweise <strong>als</strong> Schnittstelle<br />

für eine Mobile-Payment-Bezahllösung<br />

über Handy bzw. Smartphone. Durch die systematische<br />

Gestaltung des Marktstandards<br />

für kontaktlose Bezahlverfahren erhält sich<br />

die Sparkassen-Finanzgruppe die Möglichkeit,<br />

marktgerechte Mobile-Payment-Angebote<br />

zu entwickeln und einzuführen. Mit dem<br />

S-Kontaktlos Reader bietet die Sparkassen-<br />

Finanzgruppe die erste App der deutschen<br />

Kreditwirtschaft, die eine direkte Kommunikation<br />

zwischen der „SparkassenCard<br />

kontaktlos“ und einem mit NFC-Technologie<br />

(Near Field Communication) ausgestatteten<br />

Smartphone ermöglicht. Weitere Apps sind<br />

in der Entwicklung. <br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

617


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

AUTOR<br />

Markus Tacke<br />

ist Referent beim Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) in Berlin.<br />

Die Zukunft des Bezahlens ist mobil<br />

Die kontaktlose Karte weist<br />

dem Mobile Payment den Weg<br />

Mobile Payment ist in der medialen Berichterstattung ein Renner. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Verschläft<br />

die Sparkassen-Finanzgruppe einen Trend, oder ist sie gar Trendsetter für ein nachhaltiges Mobile Payment?<br />

Das mobile Internet hat sich in den<br />

vergangenen Jahren von einem reinen<br />

Unterhaltungsmedium zu einem direkten<br />

Vertriebs- und Kommunikationskanal entwickelt.<br />

Das mobile Surfen im Netz nimmt<br />

einen wachsenden Stellenwert im Alltag ein.<br />

Das liegt unter anderem auch daran, dass<br />

die Marktdurchdringung mit sogenannten<br />

Smartphones in Deutschland kontinuierlich<br />

zunimmt. Unabhängige Prognosen gehen<br />

davon aus, dass es bereits 2015 mehr<br />

Internet-fähige mobile Zugänge geben<br />

wird <strong>als</strong> klassische stationäre. Der Personal-<br />

Computer zu Hause wird danach zum<br />

„Zweitgerät“. Diese Entwicklung wird auch<br />

dadurch unterstützt, dass spezielle Datentarife<br />

permanente Online-Verbindungen für<br />

jedermann erschwinglich machen.<br />

Ob nun Filiale, klassisches Internet, Telefon<br />

oder Smartphone, der moderne Bankkunde<br />

fordert heute schon von seiner Sparkasse<br />

die gesamte Klaviatur der Möglichkeiten, um<br />

seine Bankgeschäfte zu erledigen. Um diesen<br />

Kundenansprüchen gerecht zu werden,<br />

müssen moderne Kreditinstitute ihre Dienstleistungen<br />

daher nicht nur weitestgehend<br />

kanalunabhängig anbieten, sondern auch<br />

stets die Entwicklungen in Sachen Technik<br />

und Nutzungsverhalten im Blick behalten.<br />

Im „Mobile Business“ konnte sich die<br />

Sparkassen-Finanzgruppe <strong>als</strong> Spitzenreiter<br />

in der Finanz-Branche etablieren, indem<br />

Sparkassen ihren Kunden sowohl Appbasierte<br />

<strong>als</strong> auch Browser-basierte Lösungen<br />

für das „Mobile Banking“ zur Verfügung<br />

stellen. Doch Mobile Business bedeutet weit<br />

mehr <strong>als</strong> nur Banking. Neben dem Mobile<br />

Banking steht vor allem das „Mobile Payment“<br />

(„M-Payment“, „Mobiles Bezahlen“)<br />

immer wieder im Mittelpunkt der öffentlichen<br />

Diskussion. So thematisieren die<br />

Medien regelmäßig „Mobile Payment“, um<br />

dem „Zahlen mit dem Handy“ dann positive<br />

Perspektiven zu bescheinigen.<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe ist einer<br />

der größten Anbieter von Zahlungsverkehrsdienstleistungen<br />

in Europa. Für den nachhaltigen<br />

Markterfolg wird es auch künftig darauf<br />

ankommen, dieses Potential zielgerichtet<br />

einzubringen und so die Weichen für neue<br />

Zahlungsverkehrslösungen zu stellen.<br />

Begriffsdefinition<br />

Mobile Payment umfasst Bezahlvorgänge,<br />

bei denen der Zahlungspflichtige mobile<br />

elektronische Kommunikationstechniken,<br />

<strong>als</strong>o etwa Handys oder Smartphones, für<br />

die Initiierung und/oder Autorisierung<br />

eines Zahlungsvorgangs einsetzt. Die Abwicklung<br />

der Zahlungsverkehrstransaktion<br />

erfolgt dagegen regelmäßig nicht über die<br />

Strukturen des Mobilfunkbetreibers. Mobile<br />

Payment stellt <strong>als</strong>o kein eigenständiges<br />

Zahlungsverfahren dar. Das Smartphone<br />

selbst ist bildlich gesprochen nichts anderes<br />

<strong>als</strong> ein leeres Gefäß, in das man erst etwas<br />

einschenken muss.<br />

Mobile Payment ist <strong>als</strong>o nur ein neuer<br />

Kanal für etablierte Zahlverfahren. Zwar ist<br />

es denkbar, alle bestehenden Massenzahlungsverfahren<br />

(Überweisung, Lastschrift,<br />

Kartenzahlungen) <strong>als</strong> Grundlage für Mobile<br />

Payment heranzuziehen, die größten Realisierungschancen<br />

werden jedoch den Kartenzahlungsverfahren<br />

zugeschrieben. Sie und<br />

die damit verbundenen etablierten Prozesse<br />

decken die Marktanforderungen am besten<br />

ab. Zudem sind sie aus Konsumentensicht<br />

bequem, günstig und sicher. Aus Sicht der<br />

Sparkassen und Landesbanken sind sie<br />

wirtschaftlich und auf die Kontoangebote<br />

abgestimmt. Aus dem Blickwinkel der Akzeptanzstellen<br />

ermöglichen sie schnelle und<br />

effiziente Zahlungsprozesse sowie schnelle<br />

Kassendurchlaufzeiten.<br />

Darüber hinaus knüpfen sie an bestehende<br />

Infrastrukturen an, so dass nur ein geringfügiger<br />

Anpassungsbedarf an Organisation,<br />

Abläufe und Infrastruktur notwendig ist. Sie<br />

bieten zudem ein im Hinblick auf die Verfügbarkeit<br />

bzw. Nutzungsmöglichkeit hohes<br />

Sicherheitsniveau.<br />

Realistische Bezahlszenarien<br />

Wichtig ist, zwei Situationen im Mobile<br />

Payment zu unterscheiden, zum einen das<br />

Bezahlen im stationären Handel (PoS), zum anderen<br />

im Internet (Distanzzahlungen, Online-<br />

Payment). Eine Mobile-Payment-Anwendung<br />

muss perspektivisch beide Bereiche abdecken,<br />

um nachhaltig Akzeptanz bei Kunden wie<br />

Händlern zu erhalten. Die technisch-prozessualen<br />

Anforderungen, vor allem aber der Bedarf<br />

der Akzeptanzstellen erfordern in beiden<br />

Situationen spezifische Lösungen, so dass<br />

differenzierte Vorgehensweisen nötig sind.<br />

Mobile Distanzzahlungen<br />

Dabei handelt es sich um den Bereich des<br />

klassische Bezahlens im oder über das Internet.<br />

Die Transaktionsdaten werden über das<br />

Netzwerk des Mobilfunkbetreibers an das<br />

Kassensystem des Händlers bzw. der Akzeptanzstelle<br />

weitergeleitet. Kassendurchlaufzeiten<br />

und damit die Geschwindigkeit des<br />

Zahlungsvorgangs spielen hier in aller Regel<br />

eine nachgelagerte Rolle. Die Sicherheitsanforderungen<br />

(Missbrauchsprävention)<br />

entsprechen im Wesentlichen denen des<br />

klassischen Online-Payments, ergänzt um<br />

spezifische Anforderungen an die Sicherheit<br />

des mobilen Endgeräts.<br />

PoS-Payments<br />

Darunter fallen Zahlungen, bei denen Transaktionsinformationen<br />

über eine Kontaktlos-<br />

Schnittstelle (Near Field Communication,<br />

NFC) zwischen zwei Geräten in kurzer Entfernung<br />

ausgetauscht werden (Karte/Handy<br />

und POS-Terminal). Kassendurchlaufzeiten<br />

und damit die Geschwindigkeit des Zahlungsvorgangs<br />

spielen hier eine entscheidende<br />

Rolle. Die Sicherheitsanforderungen<br />

(Missbrauchsprävention) entsprechen denen<br />

des normalen Kartenzahlungsverkehrs,<br />

ergänzt um spezifische Anforderungen an<br />

die Sicherheit des mobilen Endgeräts.<br />

Zwar sind theoretisch auch Zahlungsvorgänge<br />

denkbar, bei denen das mobile<br />

618 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ABBILDUNG 1<br />

ZAHLUNGSVERKEHR<br />

Produktentwicklungen zur Mobile Strategie – Time-to-Market<br />

der Verfahren<br />

Endgerät nicht mit dem Kassenterminal<br />

direkt, sondern analog der Verfahrensweise<br />

beim Online-Payment über einen Mobilfunk-<br />

Provider mit den Hintergrundsystemen des<br />

Händlers und von dort aus mittelbar mit den<br />

Kassentermin<strong>als</strong> kommunizieren. Allerdings<br />

sind derartige Systeme heute und absehbar<br />

unter Sicherheits-, Kosten- und Geschwindigkeitsgesichtspunkten<br />

im breiten Markteinsatz<br />

nicht konkurrenzfähig.<br />

Während die technischen Herausforderungen<br />

des mobilen Bezahlens im Internet<br />

für neue Marktteilnehmer wie Mobilfunk- oder<br />

Internet-Dienst-Anbieter tendenziell leichter<br />

zu meistern sind, stellt das mobile Bezahlen<br />

am Händlerterminal für sie noch eine Hürde<br />

dar. Hier haben Banken und Sparkassen<br />

demgegenüber eine gute Ausgangsposition.<br />

Kreditinstitute befinden sich aber nicht nur<br />

am „Point of Sale“ (PoS) in einer besseren<br />

Ausgangssituation, auch der Ausbau ihrer<br />

für den PoS-Bereich favorisierten Online-<br />

Payments-Systeme stellt für sie kein großes<br />

Hindernis dar. Daher ist es unabdingbar, dass<br />

das Bezahlsystem im stationären Handel den<br />

strategischen Leitplanken der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe folgt und auf diese Weise gesichert<br />

wird. Das Mobile Payment im Internet<br />

muss zeitnah darauf aufgebaut werden.<br />

Prognosen<br />

Mittel- und langfristig wird sich Mobile Payment<br />

<strong>als</strong> weiterer Kanal für Zahlverfahren<br />

am Markt etablieren. Allerdings sind sowohl<br />

für das Online-Payment wie auch für das<br />

Bezahlen am Händlerterminal noch Herausforderungen<br />

zu bewältigen.<br />

Vertrauen in die Hausbank<br />

Die Mehrheit der Kunden vertraut in Zahlungsverkehrsfragen<br />

ungeachtet mancher<br />

gegenteiligen medialen Berichte am meisten<br />

ihrer Hausbank. Neben der Furcht vor<br />

der missbräuchlichen Verwendung von<br />

Zahlungsverkehrsprodukten (Kartenbetrug,<br />

Lastschrift- und Überweisungsbetrug) spielt<br />

zunehmend auch die Furcht vor Datenmissbrauch<br />

eine Rolle.<br />

Der Vertrauensvorsprung, den die Kunden<br />

der Sparkassen geben, birgt auch eine<br />

klare Erwartungshaltung an sie. Zum einen<br />

muss die Technik auf der Endkundenseite<br />

verfügbar sein. Das bedeutet, dass Mobilfunkgeräte<br />

mit gesicherter NFC-Technik für<br />

die Verbreitung von Mobile Payment im stationären<br />

Handel breitflächig vorhanden sein<br />

müssen. Bislang sind aber entsprechende<br />

Endgeräte am Markt kaum erhältlich. Für<br />

dieses Jahr haben die ersten Hersteller angekündigt,<br />

Smartphones mit NFC-Schnittstelle<br />

anzubieten. Ungeachtet der Frage nach einer<br />

geeigneten Sicherheitsarchitektur dieser Geräte<br />

werden noch mehrere Jahre vergehen,<br />

bis sie am Markt so verbreitet sind, wie es für<br />

den reibungslosen Betrieb eines Zahlungsverkehrskan<strong>als</strong><br />

notwendig ist.<br />

Zum anderen ist es für ein Mobile Payment<br />

am PoS notwendig, dass NFC-fähige<br />

Endgeräte auch über eine entsprechende Akzeptanzinfrastruktur<br />

verfügen können. Die in<br />

Frage kommenden Akzeptanzpunkte im Handel<br />

sind heute auf die „körperliche“ Akzeptanz<br />

von Karten ausgerichtet. Um dem Kunden ein<br />

Verfahren bieten zu können, dass ebenso zuverlässig<br />

akzeptiert wird wie seine Plastikkarten,<br />

muss in Deutschland zunächst ein breites<br />

Akzeptanznetz mit neuen Termin<strong>als</strong> bzw. mit<br />

geeigneten Leseeinheiten geschaffen werden.<br />

Hier erscheint der Hinweis nützlich, dass<br />

in Deutschland ec-Karten „körperlich“ an über<br />

700 000 Termin<strong>als</strong> (Geldautomaten, Händlertermin<strong>als</strong>)<br />

akzeptiert werden. Europaweit sind<br />

dies etwa 10 Millionen Termin<strong>als</strong>, weltweit ein<br />

Mehrfaches davon.<br />

Händler werden sich eine entsprechende<br />

Terminalinfrastruktur aber nur anschaffen,<br />

wenn er genügend Kunden hat, die über ein<br />

Smartphone mit der geeigneten technischen<br />

Ausstattung verfügen und zudem bereit<br />

sind, mit ihrem Handy zu bezahlen. Doch<br />

nicht alle Inhaber eines technisch geeigneten<br />

Smartphones werden es tatsächlich<br />

<strong>als</strong> Bezahlkanal einsetzen wollen. Angesichts<br />

der zu erwartenden längeren Entwicklungszeiträume<br />

und der noch geringen Marktdurchdringung<br />

auf der Endkundenseite ist<br />

das Mobile Payment damit absehbar nicht<br />

geeignet, das klassische Henne-Ei-Problem<br />

zu lösen.<br />

Würde die Entwicklung allein vom Markt<br />

der NFC-Smartphones abhängen, müsste damit<br />

gerechnet werden, dass sich die Händler<br />

anfangs mit Investitionen in neue Termin<strong>als</strong><br />

zurückhalten. Damit würden Kunden, die<br />

NFC-Smartphones erwerben, im Gegenzug<br />

auf wenige Händler treffen, bei denen sie<br />

das NFC-Verfahren einsetzen können. Hier<br />

bietet sich die „SparkassenCard kontaktlos“<br />

<strong>als</strong> Massenprodukt an, dieses Problem zu<br />

knacken und den Weg für eine künftige<br />

Mobile-Payment-Nutzung zu ebnen, die<br />

der Strategie der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

entspricht.<br />

Ungelöste Sicherheitsfragen<br />

Zahlungsverkehr ist ein stark vertrauensabhängiges<br />

Geschäft. Nachrichten über<br />

Sicherheitslücken und Betrugsfälle führen<br />

dazu, dass das Vertrauen von Kunden in ein<br />

Zahlungsmittel nachlässt und sie es daher<br />

seltener einsetzen. Auch deshalb hat die<br />

Sparkassen-Finanzgruppe stets großen Wert<br />

auf verlässliche Sicherheitsstandards gelegt.<br />

Sie stattete daher SparkassenCards und<br />

Kreditkarten nach und nach vollständig mit<br />

der sicheren EMV-Chiptechnologie aus. Für<br />

Transaktionen im Internet wurden verbesserte<br />

Authentikationsverfahren eingeführt.<br />

Mobile-Payment-Zahlungen müssen daher<br />

ein vergleichbares Sicherheitsniveau einhalten,<br />

um Akzeptanz zu erhalten.<br />

Auch wenn kreditwirtschaftlich fremde<br />

Anbieter eine geringwertige Sicherheitsinfrastruktur<br />

in Kauf nehmen, um auf diesem<br />

Markt schnell ihre Produkte einzuführen, ist<br />

für ein kreditwirtschaftliches Verfahren die<br />

Lösung sicherheitstechnischer Probleme<br />

zwingend erforderlich, um Reputationsverluste<br />

aus möglichen Sicherheitsproblemen<br />

zu vermeiden, die sich auch auf andere<br />

Bereiche des unbaren Zahlungsverkehrs<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

619


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

¯<br />

übertragen würden. Ohne eine zufriedenstellende<br />

Lösung sicherheitstechnischer Fragen<br />

werden sich Mobile-Payment-Lösungen<br />

nicht aus dem Bereich von Nischenanwendungen<br />

herausentwickeln.<br />

Handhabung<br />

Bei Zahlungen im PoS-Umfeld spielt ihre<br />

Geschwindigkeit eine zentrale Rolle. Dadurch,<br />

dass sie in den vergangenen Jahren<br />

erheblich erhöht worden ist, konnte die<br />

Akzeptanz von Kartenzahlungen erheblich<br />

verbessert werden. Auch die Forcierung der<br />

kontaktlosen Kartenzahlungsverfahren dient<br />

der weiteren Stärkung der Kartenakzeptanz.<br />

Aktuelle Mobile-Payment-Verfahren sind im<br />

direkten Vergleich mit der kontaktlosen Karte<br />

erheblich langsamer.<br />

Während ein Käufer seine kontaktlosen<br />

Karte eventuell sogar mitsamt der Geldbörse<br />

einfach an das Lesegerät hält, muss er mit<br />

einem Mobilfunkgerät zunächst die entsprechende<br />

Applikation aufrufen und möglicherweise<br />

noch weitere Eingaben machen. Auch<br />

besteht die Gefahr, dass das Mobilfunkgerät<br />

mangels Strom bzw. Akkuleistung häufig<br />

nicht einsatzbereit sein wird. Diese zusätzlichen<br />

Probleme führen dazu, dass bereits<br />

mehrere große Einzelhändler sehr reserviert<br />

gegenüber Mobile-Payment-Verfahren am<br />

PoS sind.<br />

Strategie der Sparkassen<br />

Bereits seit 2001 wird in den Medien regelmäßig<br />

der „Durchbruch“ des Mobile<br />

Payments gefeiert. Außer einer fehlenden<br />

Basis an Kundengeräten und Händler-<br />

Akzeptanzstellen mangelte es bisher auch<br />

an einem geeigneten, etablierten Zahlverfahren.<br />

Ansätze wie Bezahlvorgänge gegen<br />

das Prepaid-Handyguthaben oder im so<br />

genannten Postpaid-Verfahren nachträglich<br />

über die monatliche Handy-Rechnung einzuziehen,<br />

erwiesen sich für einen Masseneinsatz<br />

<strong>als</strong> unwirtschaftlich bzw. zu kompliziert.<br />

Dauerhaft werden sich neue Anwendungen<br />

nur durchsetzen können, wenn sie den<br />

Prozessbeteiligten all jene Möglichkeiten<br />

eröffnen, die zumindest auch die klassischen<br />

Zahlungsverkehrskanäle bieten.<br />

Mobile-Payment-Anwendungen müssen<br />

sich <strong>als</strong>o zumindest auf dem Bequemlichkeits-,<br />

Sicherheits- und Wirtschaftlichkeitsniveau<br />

der etablierten Zahlungsverkehrssysteme<br />

bewegen. Dies wird realistisch nur<br />

möglich sein, indem dieser neue Kanal nicht<br />

losgelöst von bestehenden Infrastrukturen,<br />

sondern klar <strong>als</strong> eine Ergänzung etabliert<br />

wird. Die Herausforderung besteht <strong>als</strong>o nicht<br />

nur in der Lösung der skizzierten technischprozessualen<br />

Fragen, sondern vor allem<br />

darin, eine Brücke zwischen bestehender<br />

Infrastruktur und neuem Kanal zu schaffen.<br />

Daher ist es entscheidend, die geeignete<br />

Brückentechnik zeitnah und in ausreichender<br />

Menge zu etablieren.<br />

Unter Zahlungsverkehrs- und kartenstrategischen<br />

Aspekten empfiehlt es sich, dass<br />

Sparkassen diese Technik in eigener Gestaltungshoheit<br />

einführen. Denn nur so behalten<br />

sie die eigene Regelungshoheit über die<br />

Zahlungsverkehrsprozesse, an deren Ende<br />

ein Sparkassenkonto steht. Schwindet diese<br />

Hoheit, verlieren Sparkassen einen wesentlichen<br />

Baustein ihres Girokontoangebots.<br />

Vor diesem Hintergrund liegen die absehbar<br />

größten Realisierungschancen für Mobile<br />

Payment auf kartenzahlungsbasierten Verfahren.<br />

Dabei kommt der NFC-Technologie,<br />

<strong>als</strong>o dem direkten Datenaustausch über<br />

einen Funkkontakt zwischen Karte bzw.<br />

Kartenanwendung des mobilen Endgeräts<br />

einerseits und Händlerterminal andererseits<br />

eine Schlüsselfunktion zu. Kartensysteme<br />

decken mit der Erweiterung der NFC-Technik<br />

die Marktanforderungen am besten ab.<br />

Während sich die NFC-Technik in den Mobilfunkgeräten<br />

erst langsam verbreitet und<br />

die Anwendung hier zudem eine Reihe noch<br />

ungelöster Sicherheitsfragen aufwirft, sind<br />

Zahlungsverkehrskarten, die über eine NFC-<br />

Schnittstelle verfügen, bereits heute massentauglich<br />

und weltweit in millionenfacher<br />

Stückzahl ausgegeben. Diese Technik nutzt<br />

daher auch die „SparkassenCard kontaktlos“.<br />

Anfang 2012 beginnen einzelne Sparkassen<br />

aus Niedersachsen, Nordrhein-<br />

Westfalen, Thüringen und Hessen mit der<br />

Einführung der „SparkassenCard kontaktlos“.<br />

Der flächendeckende Rollout beginnt<br />

Mitte 2012. Ab dann werden nach und nach<br />

alle 45 Millionen SparkassenCards innerhalb<br />

von drei bis vier Jahren im Zuge des normalen<br />

Kartenumtauschs mit der neuen Technik<br />

ausgestattet.<br />

Die Einführung der „SparkassenCard<br />

kontaktlos“ gibt eine klare Antwort auf das<br />

„Henne-Ei-Problem“. Händler können nun<br />

verbindlich davon ausgehen, dass viele ihrer<br />

Kunden eine entsprechende Karte in den<br />

kommenden zwei bis vier Jahren erhalten<br />

werden und mit ihr bezahlen können. Nur<br />

dadurch, dass in kürzester Zeit Millionen<br />

von Kunden über diese Technik verfügen<br />

können, werden die Händler bereit sein,<br />

auch in den notwendigen Ausbau ihrer<br />

Terminalinfrastruktur zu investieren. Von<br />

dieser Entwicklung wird am Ende <strong>als</strong>o<br />

auch das Mobile Payment profitieren, da<br />

NFC-fähige Kartenakzeptanztermin<strong>als</strong> auch<br />

NFC-Kartenanwendungen in Smartphones<br />

verarbeiten können werden. Die „SparkassenCard“<br />

kontaktlos bildet <strong>als</strong>o die Grundlage<br />

für Mobile-Payment-Anwendungen im<br />

Handel. Sie ist kein Kontrahent von Mobile<br />

Payment, sondern vielmehr das notwendige<br />

Fundament.<br />

Angesichts dieser Herausforderungen<br />

wird Mobile Payment auf absehbare Zeit<br />

jedoch nur eine Ergänzung zur „klassischen“<br />

Kartenzahlung darstellen. In den für Kunden<br />

wie Händler gleichermaßen wichtigen Kategorien<br />

Gesamttransaktionsgeschwindigkeit<br />

und einfache Handhabung wird die Karte im<br />

direkten Vergleich zumindest auf absehbare<br />

Zeit die Nase deutlich vorn haben. Daher<br />

dürften die ersten Anwendungen mit NFCfähigen<br />

Mobiltelefonen auf der kontaktlosen<br />

Karte basieren. Für die „SparkassenCard<br />

kontaktlos“ ist bereits eine App verfügbar,<br />

der „S-Kontaktlos Reader“. Die App zeigt<br />

das Guthaben der elektronischen Geldbörse<br />

sowie die letzten Lade- und Bezahlvorgänge<br />

an. Der Karteninhaber erhält damit einen<br />

vollständigen Überblick über das ihm zur<br />

Verfügung stehende Geldbörsen-Guthaben<br />

seiner „SparkassenCard kontaktlos“.<br />

In der Entwicklung sind weitere Apps, die<br />

in der Kombination von „SparkassenCard<br />

kontaktlos“ und Smartphone den Kunden<br />

weitere Vorteile bieten. So ist eine App zum<br />

Laden der SparkassenCard ebenso vorgesehen<br />

wie eine Anwendung, die ein Smartphone<br />

zu einem mobilen Händlerterminal<br />

macht. Am Ende dieser Entwicklung soll die<br />

virtuelle Karte im Smartphone stehen, die<br />

dann zusätzlich zur physischen Karte das<br />

Geschäft ergänzt. Tatsache ist jedoch schon<br />

heute, dass der erfolgreichen Einführung der<br />

„SparkassenCard kontaktlos“ und dem damit<br />

einhergehenden Aufbau von Akzeptanzinfrastrukturen<br />

eine Schlüsselrolle auch für das<br />

Mobile Payment zufällt.<br />

Fazit<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe hat mit der<br />

„SparkassenCard kontaktlos“ die große<br />

Chance, sich auf Basis ihrer leistungsfähigen<br />

Karteninfrastruktur auch auf dem<br />

Zukunftsmarkt Mobile Payment eine starke<br />

Ausgangsposition zu schaffen.<br />

¯<br />

620 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


AUTOR ZAHLUNGSVERKEHR<br />

Mirko Torgen Oesau<br />

ist Referent beim Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) in Berlin.<br />

Acquiring-Kampagne unterstützt Händlerakquisition<br />

Neue Perspektiven für die<br />

Kartenakzeptanz im Handel<br />

Das Kartengeschäft ist eine zentrale Dienstleistung rund ums Girokonto. Mit rund 45 Millionen ausgegebenen<br />

SparkassenCards und 6,8 Millionen Sparkassen-Kreditkarten ist die Sparkassen-Finanzgruppe der führende<br />

Kartenemittent in Deutschland. Ebenso wichtig wie die große Verbreitung der Karten ist die Akzeptanzstellen-<br />

Infrastruktur im Handel. Nachdem in den vergangenen Jahren vor allem bundesweite Filialisten für die Kartenakzeptanz<br />

gewonnen werden konnten, sollten Sparkassen verstärkt die eigenen Händler in diesem Geschäftssegment<br />

für sich gewinnen. Dabei gewinnt das Akzeptanz-Geschäft zunehmend an Bedeutung, um die<br />

Geschäftsbeziehungen zum Handel auszubauen und sich Erträge aus dem Karteneinsatz zu sichern. Mit der<br />

Acquiring-Kampagne des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) können Sparkassen die Kartenherausgabe<br />

nunmehr wesentlich stärker <strong>als</strong> bisher mit dem Kartenakzeptanz-Geschäft verbinden und die Chancen des<br />

gesamten Kartengeschäfts für sich nutzen.<br />

Die Infrastruktur für bargeldloses Bezahlen<br />

ist in Deutschland 2010 weiter<br />

ausgebaut worden. Mit rund 670 000 Termin<strong>als</strong><br />

für electronic cash und über 480 000<br />

Akzeptanzstellen für Kreditkarten sind neue<br />

Rekordmarken in diesem Markt gesetzt worden.<br />

In den vergangenen Jahren gelang es<br />

vor allem, große bundesweite Filialisten für<br />

das Zahlen mit Karte zu gewinnen. Dadurch<br />

stieg insbesondere der Anteil der „girocard“-<br />

Zahlungen (vorm<strong>als</strong> electronic cash) am<br />

Umsatz im deutschen Einzelhandel seit 2005<br />

deutlich von 11,4 auf 19,9 % im Jahr 2010<br />

an. Gleichzeitig konnte der Bargeldanteil im<br />

Einzelhandel erstm<strong>als</strong> auf knapp unter 60 %<br />

gesenkt werden. Ohne den steten Ausbau<br />

der Infrastruktur wären diese Ergebnisse<br />

kaum erreichbar gewesen.<br />

Gute Kartengründe<br />

Dennoch überwiegt nach wie vor die<br />

Bargeldzahlung. Die Potenziale im Kartengeschäft<br />

sind damit noch lange nicht ausgeschöpft.<br />

Um die Nutzung der Debit- und<br />

Kreditkarten weiter zu erhöhen, geht kein<br />

Weg am kontinuierlichen Ausbau der Bezahlinfrastruktur<br />

und an der Weiterentwicklung<br />

der Bezahlsysteme vorbei.<br />

Neben den großen Filialisten machen vor<br />

allem die kleineren und mittleren Unternehmen<br />

einen großen Teil des Terminalbestands<br />

aus. Schätzungsweise 380 000 Termin<strong>als</strong><br />

werden von regionalen Unternehmen genutzt,<br />

um den Kunden einen bequemen<br />

und spontanen Einkauf zu ermöglichen. Das<br />

können Boutiquen, Hotels, Restaurants oder<br />

auch Einrichtungsgeschäfte sein.<br />

Als traditioneller Partner des regionalen<br />

Handels haben die Sparkassen im klassischen<br />

Finanzdienstleistungsgeschäft wie<br />

dem Zahlungsverkehr oder dem Finanzierungsgeschäft<br />

eine führende Marktstellung.<br />

Diese Position gilt es, auch im Karten-Akzeptanzgeschäft<br />

gezielt zu nutzen und damit<br />

die künftige Landschaft des bargeldlosen<br />

Bezahlens maßgeblich mit zu gestalten.<br />

Gute Gründe dafür sind, dass das Karten-<br />

Akzeptanzgeschäft<br />

> ein stabiler Ertragsbringer ist,<br />

> die Geschäftsbeziehung intensiviert,<br />

> von grundlegender, strategischer Bedeutung<br />

ist.<br />

Stabiler Ertragsbringer<br />

Unter Ertragsgesichtspunkten stellt das<br />

Karten-Akzeptanzgeschäft ein interessantes<br />

Geschäftsfeld für die Sparkassen dar. Neben<br />

den direkten Erträgen besitzt es einen nicht<br />

zu vernachlässigenden Einfluss auf Einnahmen<br />

aus dem Karteneinsatz und dem<br />

Zahlungsverkehr. Direkte Einnahmen werden<br />

aus dem originären Terminalgeschäft erzielt.<br />

Sie setzen sich aus Mieterlösen und Transaktionsentgelten<br />

dieser Termin<strong>als</strong> zusammen.<br />

Mit dem Einsatz der „SparkassenCard“ bzw.<br />

Sparkassen-Kreditkarte fallen „electronic<br />

cash“- bzw. Interchange-Entgelte an. Darüber<br />

hinaus sorgen die abschließenden<br />

Buchungen vor allem auf den Geschäfts-<br />

Girokonten für zusätzliche Erträge. Das Ertragspotenzial<br />

im Karten-Akzeptanzgeschäft<br />

liegt für Sparkassen je 1 Mrd. Euro Bilanzsumme<br />

und durchschnittlich rund 155 Termin<strong>als</strong><br />

je nach Kooperationsmodell mit dem<br />

jeweiligen Netzbetreiber/Acquirer in Höhe<br />

von bis zu 58 000 Euro pro Jahr.<br />

Intensive Geschäftsbeziehung<br />

Nahezu die Hälfte der kleinen und mittleren<br />

Unternehmen in Deutschland sind bereits<br />

Kunden der örtlichen Sparkasse, darunter<br />

viele Händler. Über die Kontoverbindung<br />

wird der Zahlungsverkehr <strong>als</strong> wichtige und<br />

selbstverständliche Kerndienstleistung<br />

genutzt. Von einer Karten-Akzeptanzlösung<br />

profitieren sowohl der Händler <strong>als</strong> auch die<br />

Sparkasse. Der Händler erhält ein attraktives<br />

Komplettpaket mit umfassenden Bezahllösungen<br />

und persönlichen Ansprechpartnern<br />

vor Ort. Die Sparkasse kann den Händler<br />

so effektiv dabei unterstützen, dass er seinen<br />

Umsatz mit dem Kartenbezahlsystem erhöht,<br />

und gleichzeitig ihren Ertrag aus der Geschäftsbeziehung<br />

erhöhen. Das ungenutzte<br />

Marktpotenzial im Geschäftskundensegment<br />

der Sparkassen wird von Experten auf mehr<br />

<strong>als</strong> 120 000 Akzeptanzstellen geschätzt.<br />

Strategischer Markt<br />

Mit der direkten Betreuung der Akzeptanzstellen<br />

im Handel kann die Sparkassen-<br />

Finanzgruppe auch die künftige Entwicklung<br />

des bargeldlosen Bezahlens maßgeblich<br />

mit gestalten und sein Gewicht im Zahlungsverkehr<br />

stärken. Ihr winken zwei große<br />

Vorteile. Zum einen kann sie ihre Erträge<br />

aus dem Kartengeschäft sichern bzw. weiter<br />

ausbauen, zum anderen wird durch den<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

621


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

ABBILDUNG 1<br />

Ertragstreppe des neuen kontaktlosen Zahlungssystems<br />

Die Erlöse bauen aufeinander auf und sichern<br />

den Sparkassen bis zu 376 Euro pro Terminal und Jahr.<br />

¯<br />

fortschreitenden Karteneinsatz im Handel<br />

das Bargeldaufkommen weiter gesenkt.<br />

Dies reduziert zugleich den Aufwand für<br />

die Bargeldbearbeitung der Sparkassen.<br />

Darüber hinaus ist die erfolgreiche Einführung<br />

neuer Bezahltechnologien wie der<br />

Kontaktlos-Zahlfunktion ohne die enge<br />

Zusammenarbeit zwischen dem Handel und<br />

der Kreditwirtschaft nicht denkbar.<br />

Impulse durch Acquiring-Kampagne<br />

Die Acquiring-Kampagne des DSGV schenkt<br />

diesen Aspekten besondere Aufmerksamkeit.<br />

Anfang 2011 startete die Kampagne, um das<br />

Händlerkundengeschäft der Sparkassen zu<br />

stärken. Zugleich dienen die Kampagne-<br />

Maßnahmen dem Ausbau der Qualitäts- und<br />

Serviceführerschaft der Sparkassen am Markt.<br />

Diese sogenannten Kommunikations- und<br />

Zielgruppen-Kampagnen bieten sowohl<br />

Sparkassen <strong>als</strong> auch dem Handel spezielle<br />

„Mehrwerte“. Bei Zielgruppen-Kampagnen<br />

können Sparkassen ihre Händler in eine regionale<br />

Marketing-Aktion einbinden, die sich<br />

an ihre Privatkunden richten, um sie für das<br />

bargeldlose Zahlen bei den teilnehmenden<br />

Händlern zu animieren.<br />

Die Zielgruppen-Kampagnen eignen sich<br />

auch für die Einbindung von Neukunden.<br />

Kommunikations-Kampagnen erweitern das<br />

Marketing-Angebot, wobei sie bundesweite<br />

Themen aufgreifen. Zahlreiche Institute<br />

haben mit Unterstützung des eigens dafür<br />

eingerichteten Acquiring-Kampagnenbüros<br />

Kartenaktionen erfolgreich durchgeführt.<br />

Durchgängige Händlerbetreuung<br />

2012 können die Institute erstmalig auf<br />

das sogenannte Lebenszyklus-Konzept<br />

zurückgreifen, das eine durchgängige<br />

Händlerbetreuung im Kartengeschäft gewährleistet.<br />

Dieses Konzept ermöglicht eine<br />

systematische Kundenbetreuung in Form<br />

von Mailings, dass die persönliche Betreuung<br />

ergänzt. Dies ist vor dem Hintergrund,<br />

dass jedes Jahr bis zu einem Viertel der<br />

Händler neu über die in ihren Geschäften<br />

eingesetzten Bezahllösungen entscheiden,<br />

ein maßgeblicher Erfolgsfaktor. Sparkassen<br />

haben durch ihre regionale Verankerung die<br />

besten Voraussetzungen, die persönliche<br />

Betreuung mit einer regelmäßigen Kundenkommunikation<br />

effektiv zu verzahnen.<br />

Das Lebenszyklus-Konzept bietet un terschiedliche<br />

Kontaktanlässe für die je weiligen<br />

Phasen der Vertragsbeziehung. Jede Sparkasse<br />

kann selbst entscheiden, zu welchen Anlässen<br />

und wie häufig sie Kunden kontaktieren<br />

will. Das Konzept folgt dem Baukastenprinzip<br />

und kann dadurch auch bereits bestehende<br />

Betreuungsprogramme ergänzen. Ziel ist,<br />

den Händlern einen optimalen Service zu bieten<br />

und sie kontinuierlich von den Leistungen<br />

der Sparkasse zu überzeugen.<br />

Kontaktlose SparkassenCard<br />

Mit der Ausgabe der „SparkassenCard kontaktlos“<br />

ab 2012 werden die Sparkassen<br />

Vorreiter bei der breiten Einführung eines<br />

innovativen, zukunftsweisenden Zahlungsverfahrens<br />

sein. Die neue Karte ermöglicht<br />

es, Kleinbeträge bis 20 Euro bequem, schnell<br />

und sicher auch ohne PIN-Eingabe und Unterschrift<br />

zu bezahlen.<br />

Damit eröffnet sich die Chance, das bargeldlose<br />

Bezahlen im Kleinbetragsbereich<br />

attraktiv zu machen und damit Marktanteil<br />

zu gewinnen. Denn der Bedarf an schnellen,<br />

garantierten Bezahlverfahren ist vor allem an<br />

den Orten groß, wo viele Zahlungen in kurzer<br />

Zeit abgewickelt werden müssen. Über 90 %<br />

der Zahlungen bis 20 Euro 1 werden heute<br />

immer noch bar abgewickelt und sind damit<br />

potenzielle Kontaktlos-Transaktionen.<br />

Mit dem auf der elektronischen Geldbörse<br />

aufbauenden Zahlverfahren der „SparkassenCard<br />

kontaktlos“ wird dem Handel ein<br />

auf die Betragshöhe abgestimmtes, sehr<br />

günstiges Zahlverfahren angeboten. Zudem<br />

ermöglicht die Kontaktlos-Technik den Händlern,<br />

schneller zu kassieren und den eigenen<br />

Bargeldbedarf bei konsequenter Nutzung<br />

deutlich zu verringern. Diese Argumente<br />

belegen, dass die neue Funkkarte sowohl<br />

für Händler, die bereits Karten akzeptieren,<br />

<strong>als</strong> auch für Branchen, in denen Kartenzahlungen<br />

bislang noch nicht üblich sind, eine<br />

sehr interessante Option ist.<br />

Um das kontaktlose Bezahlen zu etablieren,<br />

ist es wichtig, die Kontaktlos-Infrastruktur<br />

im Handel aufzubauen. Den Sparkassen fällt<br />

dabei eine Schlüsselstellung zu. Um die neuen<br />

Vertriebsmöglichkeiten zu nutzen, können<br />

die Institute neben den Verkaufskampagnen<br />

der jeweiligen technischen Dienstleis ter<br />

und Netzbetreiber, etwa des Sparkassen-<br />

Händlerservices, auch eine mehrstufige<br />

Kampagne des Acquiring-Kampagnenbüros<br />

nutzen. Das ineinandergreifende Konzept<br />

bietet handlungsleitende Hinweise für die<br />

Händlerkunden-Akquisition und erlaubt<br />

Sparkassen, Händler gezielt zu informieren<br />

und sie mit einem angemessenen Angebot<br />

für das kontaktlose Bezahlen zu gewinnen.<br />

Fazit<br />

Mit Einführung neuer Bezahltechniken<br />

setzt sich der stetige Wandel im Kartengeschäft<br />

der Sparkassen weiter fort.<br />

Die Intensität des Wettbewerbs bleibt<br />

aller Voraussicht nach weiter hoch. Mit der<br />

Acquiring-Kampagne können Sparkassen<br />

jedoch schon heute auf das Rüstzeug zurückgreifen,<br />

das sie darin unterstützt, ihre<br />

Kartenerträge zu sichern und auszubauen.<br />

2012 bietet sie den Sparkassen wieder<br />

eine Fülle an Möglichkeiten, neue Händler<br />

für das Kartengeschäft zu gewinnen und<br />

ihre Kartenumsätze zu steigern. Mit dem<br />

Acquiring-Kampagnenbüro werden sie<br />

umfassend unterstützt. Die Einführung<br />

der „SparkassenCard kontaktlos“ eröffnet<br />

zudem neue Wachstumschancen. ¯<br />

1 Siehe Deutsche Bundesbank, Zahlungsverhalten in<br />

Deutschland, Studie vom 30. Juni 2009, S. 50.<br />

INFOBOX<br />

Kampagnen-Adresse<br />

Acquiring-Kampagnenbüro<br />

Tel. 02271/9865-444<br />

Fax 02271/9865-555<br />

E-Mail: info@kampagenbuero.de<br />

Montag – Freitag: 8.30 bis 17.30 Uhr<br />

622 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


AUTOR ZAHLUNGSVERKEHR<br />

Hans-Dieter Lahmann<br />

ist Referent beim Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) in Berlin.<br />

Sparkassen können Marktanteile zurückgewinnen<br />

SparkassenCard Plus erschließt am<br />

PoS das Konsumentenkreditgeschäft<br />

Die „SparkassenCard Plus“ öffnet den Sparkassen den Zugang zur Konsumentenfinanzierung im Handel. Mit<br />

dieser Karte verfügen Kunden künftig über einen „Kredit in der Hosentasche“. Das Produkt grenzt sich klar<br />

von bisweilen fragwürdigen Angeboten mancher Wettbewerber ab und entspricht der Geschäftsphilosophie<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />

Quelle: S-Card Services<br />

Das Privatkreditgeschäft hat sich in den<br />

vergangenen Jahren gravierend gewandelt.<br />

Immer häufiger sind Konsumenten<br />

bereit, für die Erfüllung spontaner Wünsche<br />

einen Kredit aufzunehmen, auch direkt beim<br />

Händler. Daher ist es strategisch wichtig für das<br />

Kartengeschäft der Sparkassen, künftig von<br />

den Kreditkonsumenten <strong>als</strong> attraktiver Partner<br />

im Kreditgeschäft wahrgenommen zu werden.<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe hat in der<br />

Vergangenheit am Wachstum im Konsumentenkreditgeschäft<br />

nur in geringem Maße<br />

partizipiert. Im Ratenkreditgeschäft sank ihr<br />

Marktanteil gar. Dagegen sind Wettbewerber<br />

zahlreiche Kooperationen mit Handelskonzernen<br />

eingegangen, die es den Kunden<br />

ermöglichen, ihren Finanzierungsbedarf<br />

direkt beim Händler zu decken, um sich ihre<br />

Kaufwünsche zu erfüllen. Sparkassen haben<br />

festgestellt, dass die Nutzung von Fremdprodukten<br />

durch die eigenen Kunden bis zu<br />

zehnmal höher ist <strong>als</strong> die des hauseigenen<br />

Ratenkredits. Damit finanzieren auch die<br />

Kunden der Sparkassen-Finanzgruppe ihre<br />

Käufe immer häufiger über die Konkurrenz.<br />

Wettbewerber haben damit Möglichkeiten,<br />

Sparkassenkunden leichter abzuwerben.<br />

Merkmale der SparkassenCard Plus<br />

Die Antwort der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

auf die Entwicklung ist die SparkassenCard<br />

Plus. Sie ist ein flexibles Finanzierungsinstrument<br />

und <strong>als</strong> eigenständiges Produkt<br />

zwischen Raten- und Dispositionskredit<br />

positioniert. Bei der SparkassenCard Plus<br />

handelt es sich um einen flexiblen Konsumentenkredit.<br />

Der Kunde kann den hinterlegten<br />

Kreditrahmen bei Bedarf in Anspruch<br />

nehmen und den Soll-Saldo im Rahmen<br />

einer monatlichen Ratenrückzahlung (einschließlich<br />

Zinsen) tilgen. Dabei kann er eine<br />

monatliche Rate von 2 % oder höher wählen.<br />

Für die Finanzierung von Reisen, Wohnungseinrichtungen oder größeren Einkäufen können<br />

Sparkassen ihren Kunden künftig die SparkassenCard Plus anbieten, die <strong>als</strong> Debitkarte auch die<br />

Möglichkeit eröffnet, komfortabel einen Konsumentenkredit in Anspruch zu nehmen.<br />

Die Mindestrate beläuft sich auf 50 Euro<br />

monatlich. Darüber hinaus kann der Kunde<br />

jederzeit die Rückführungsrate ändern oder<br />

Sondertilgungen leisten.<br />

Grundlage der SparkassenCard Plus<br />

bildet ein zweites Girokonto mit einer SparkassenCard,<br />

die für die produktspezifischen<br />

Charakteristika erweitert wurde. Da sie in<br />

ihrer Zahlfunktion einer normalen ec-Karte<br />

entspricht, wird sie auch überall akzeptiert,<br />

wo die Kunden mit ihrer SparkassenCard<br />

bezahlen können. Das ist deshalb wichtig,<br />

weil in Deutschland meist nur Kreditkarten<br />

über eine Teilzahlungsfunktion verfügen.<br />

Bei Händlern, vor allem Elektronikketten und<br />

Möbelhäusern, ist die Akzeptanz von Debit-<br />

Karten jedoch viel höher bzw. der Kreditkarteneinsatz<br />

oftm<strong>als</strong> gar nicht möglich. Daher<br />

ist es ebenso sinnvoll wie kundenorientiert,<br />

ein Debit-Produkt mit Teilzahlungsfunktion<br />

<strong>als</strong> alternatives Finanzierungsinstrument am<br />

„Point of Sale“ (PoS) anzubieten. Die SparkassenCard<br />

Plus erfüllt mit einem überall sofort<br />

zur Verfügung stehenden Kredit („Kredit in<br />

der Hosentasche“) und einem attraktiven<br />

Zinssatz, der nur einmalig beantragt werden<br />

muss und eine geringe monatliche Belastung<br />

darstellt, alle Anforderungen der Kunden.<br />

Mit diesem Angebot grenzen sich Sparkassen<br />

und Landesbanken klar und eindeutig<br />

von aggressiven Kreditvergabepraktiken<br />

und unangemessenen Konditionen von<br />

Wettbewerberprodukten ab. Derzeit stehen<br />

in der Öffentlichkeit vor allem revolvierende<br />

Kreditangebote auf Kreditkartenbasis heftig<br />

in der Kritik. Sparkassen treiben keinen<br />

Kunden in die Verschuldung, da sie die<br />

SparkassenCard Plus nur kreditwürdigen<br />

und kreditfähigen Kunden im Rahmen einer<br />

ganzheitlichen Beratung anbieten. Sie<br />

werden so ihrem Anspruch <strong>als</strong> verantwortungsvolle<br />

Kreditgeber und lebenslange<br />

Finanzbegleiter ihrer Kunden gerecht.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

623


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

¯<br />

Die Zielgruppen<br />

Zur Markteinführung ist zunächst beabsichtigt,<br />

die SparkassenCard Plus verstärkt im<br />

Privatkundenbereich einzusetzen und hier<br />

zu positionieren. Angeboten werden soll sie<br />

Kunden mit hohem Abschlusspotenzial und<br />

einer geringen Ausfallwahrscheinlichkeit.<br />

Grundsätzlich lässt sich die SparkassenCard<br />

Plus an Kunden im Alter ab 18 Jahren vertreiben.<br />

Sparkassen sollten daher ihren Kundenbestand<br />

dahingehend prüfen, inwieweit Kunden<br />

vergleichbare Produkte möglicherweise<br />

auch bei fremden Instituten in Anspruch nehmen.<br />

Wie die Erfahrung zuletzt gelehrt hat,<br />

ist nicht das Konsumentenkreditgeschäft<br />

rückläufig, die Kunden nutzen vielmehr<br />

Angebote fremder Institute oder vielfach<br />

auch Händlerfinanzierungen. Anhand einer<br />

Auswertung der Ratenkredite, die Kunden<br />

bei Händlern oder anderen Instituten aufgenommen<br />

haben, kann sich ein Institut unter<br />

Berücksichtigung der datenschutzrechtlichen<br />

Bestimmungen einen Überblick über<br />

die Situation im eigenen Hause verschaffen.<br />

Der Vertrieb sollte dabei auf Bestandskunden,<br />

<strong>als</strong>o Kunden mit Girokontobeziehung<br />

beschränkt werden. Neben den Privatkunden<br />

zählen aber auch gewerbliche Kunden zur<br />

Zielgruppe für die SparkassenCard Plus. Vor<br />

allem bonitätsstarke Handwerker, Einzelunternehmen<br />

und Freiberufler.<br />

Kartendesign und Werbemittel<br />

Das Design der SparkassenCard Plus wurde<br />

der neu gestalteten Kartenfamilie angepasst<br />

(s. Abb.). Sparkassen können ab Herbst 2011<br />

die Karte im neuen Design ausgeben. Ein<br />

vorzeitiger Austausch der Karten wegen<br />

des Designwechsels ist nicht erforderlich.<br />

Technisch steht das SparkassenCard-Plus-<br />

Konto den Sparkassen bundesweit seit<br />

dem Release 8.1 der Finanz Informatik zur<br />

Verfügung. Eine detaillierte Planung der<br />

Produkteinführung wird den Instituten mit<br />

dem Umsetzungsleitfaden zur Verfügung<br />

gestellt. Für die bundesweite Markteinführung<br />

können die Sparkassen auf ein<br />

breitgefächertes Angebot an Werbe- und<br />

Kommunikationsmitteln zurückgreifen, das<br />

aus einem DIN-A1-Plakat mit Fernseh-Motiv,<br />

Anzeigenwerbung für Printmedien, einem<br />

Akquistionsflyer mit Response-Element,<br />

einem Direct-Mailing, einer Beratungshilfe<br />

(Deskchart) und den entsprechenden Inhalten<br />

für die Internet-Filiale (Konditionen,<br />

Leistungsangebot, Online-Kartenantrag<br />

etc.) besteht. Bei allen Werbemitteln wird<br />

seit Sommer 2011 das neue Design der<br />

SparkassenCard und der SparkassenCard<br />

Plus berücksichtigt. Bis zur Verfügbarkeit der<br />

neuen Werbemittel können die bisherigen<br />

Werbemittel des Ostdeutschen Sparkassenverbands<br />

(OSV) genutzt werden.<br />

Nach den bisherigen Erfahrungen wird es<br />

zu keiner Kannibalisierung anderer Produkte<br />

wie des Dispositionskredits, Sparkassen-<br />

Privatkredits oder der Kreditkarte kommen.<br />

Die Produkteinführung der SparkassenCard<br />

Plus hat vielmehr <strong>als</strong> Katalysator auf diese<br />

anderen Produkte gewirkt. Dies zeigt bislang<br />

die Praxis der Sparkasse Zwickau.<br />

Best Practice Sparkasse Zwickau<br />

Anfang 2009 sah sich auch die Sparkasse<br />

Zwickau einem verschärften Wettbewerb<br />

im Konsumentenkreditgeschäft gegenüber.<br />

Eine Zahlungsstromanalyse ergab, dass<br />

70 % der Kunden Finanzierungsprodukte<br />

fremder Institute nutzten. Um verlorene<br />

Marktanteile zurückzugewinnen, führte die<br />

Sparkasse Zwickau <strong>als</strong> eine der ersten Sparkassen<br />

die SparkassenCard Plus ein.<br />

Zur Ermittlung des Zielgruppen-Potenzi<strong>als</strong><br />

setzte das Institut auf die üblichen Standards<br />

der Kreditwürdigkeitsprüfung. Dazu<br />

nahm es unter anderem Haushaltsberechnungen<br />

für rund 6 000 Kunden vor anhand<br />

eines einfachen Entscheidungsprozesses<br />

auf Basis des freien Haushaltseinkommens<br />

und des Kunden-Ratings. Zur Einführung<br />

wählte es zudem einen marktüblichen Zinssatz<br />

und nahm das neue Produkt in die Vertriebsziele<br />

der Mitarbeiter <strong>als</strong> Stückziel auf.<br />

Nach zwei Jahren Praxis ist die Sparkasse<br />

Zwickau mit der Wettbewerbssituation<br />

zufrieden. Das Institut hat in dieser Zeit<br />

insgesamt 1 552 SparkassenCard Plus (Stand<br />

März 2011)ausgegeben. Die Gesamtkreditlinie<br />

beträgt knapp 8,1 Mio. Euro. Davon<br />

haben die Kunden 3,5 Mio. Euro in Anspruch<br />

genommen (44 %). Die Zinsmarge liegt bei<br />

3,6 %, die Ausfallquote bei 0 %. Durch den<br />

Einsatz der SparkassenCard Plus ist es der<br />

Sparkasse gelungen, den Eigenanteil der Finanzierungen<br />

von 29,3 (1. Quartal 2009) auf<br />

35,5 % (1. Quartal 2011) zu steigern. Um diese<br />

positive Entwicklung fortzusetzen, führte<br />

die Sparkasse Zwickau von Januar bis April<br />

2011 eine weitere Vertriebsaktion durch.<br />

Sie richtete sich an rund 33 000 Kunden der<br />

Bonitätsklassen 1 bis 9 zwischen 18 und<br />

65 Jahren, deren freies Haushaltseinkommen<br />

über 1 000 Euro lag.<br />

Die Erwartungen der Sparkasse Zwickau<br />

Quelle: DSGV<br />

Mit der SparkassenCard Plus will die<br />

Finanzgruppe verlorene Marktanteile im<br />

Konsumentenkreditgeschäft wettmachen.<br />

an die SparkassenCard-Plus erfüllten sich. In<br />

der Praxis zeigte sich, dass keine Gefahr der<br />

Kannibalisierung anderer Produkte wie des<br />

Sparkassen-Privatkredits droht. Weder im<br />

eigenen Geschäftsgebiet noch im verbandsweiten<br />

Vergleich war ein solcher Effekt zu beobachten.<br />

Die Sparkasse Zwickau konnte mit<br />

dem neuen Finanzierungsprodukt überwiegend<br />

ertragsstarkes Neugeschäft erzielen,<br />

so dass sich der Gesamtbestand ihrer Konsumentenkredite<br />

innerhalb von zwei Jahren<br />

deutlich um 70 % erhöhte. Zukünftig will das<br />

Institut die SparkassenCard Plus daher nicht<br />

mehr nur ihren Privatkunden, sondern auch<br />

ausgewählten Firmenkunden anbieten.<br />

Fazit<br />

Mit der SparkassenCard Plus steht den<br />

Sparkassen und Landesbanken ein innovatives<br />

Konsumfinanzierungsprodukt zur<br />

Verfügung. Die Vorteile der Sparkassen-<br />

Card Plus liegen auf der Hand.<br />

> Mit der Plus-Card können die Sparkassen<br />

verloren gegangene Marktanteile in der<br />

Konsumentenfinanzierung zurückgewinnen<br />

und überlassen ihren Wettbewerbern<br />

nicht mehr das Feld.<br />

> Die Finanzgruppe grenzt sich mit diesem<br />

Angebot eindeutig von auch aus Verbraucherschutzsicht<br />

fragwürdigen Wettbewerberangeboten<br />

ab, das zugleich<br />

ihrer Geschäftsphilosophie entspricht.<br />

> Diese innovative Karte ist letztlich ein<br />

bilanzwirksames Produkt, das attraktive<br />

Erlöspotenziale verspricht. Die Einbindung<br />

einer Restkreditversicherung verspricht<br />

weitere Provisionserträge und<br />

eine Senkung der Risiken.<br />

> Bei der neuen Karte handelt es sich um<br />

ein unkompliziertes Produkt, das von<br />

den Vertriebsmitarbeitern gut angenommen<br />

wird.<br />

¯<br />

624 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


AUTORIN ZAHLUNGSVERKEHR<br />

Nicole Groß<br />

ist Referentin beim Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) in Berlin.<br />

Maßnahmenbroschüre 2012 der Kreditkarten Offensive<br />

Das Kreditkartengeschäft birgt noch<br />

erhebliche Ertragsmöglichkeiten<br />

Die Kreditkarten Offensive (KKO) des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) bietet seit 2006 Sparkassen ein<br />

Konzept erfolgreicher Maßnahmen für das Kreditkartengeschäft an. Kommunikative Höhepunkte waren bisher die<br />

Aktivitäten rund um die FIFA WM 2006, zur UEFA EURO 2008 und FIFA Frauen WM 2011 in Deutschland. Der<br />

Kreditkartenbestand aller Sparkassen zusammen stieg in diesem Zeitraum um 1,6 auf über 6,8 Millionen Kreditkarten an.<br />

Besonders erfreulich ist, dass das Wachstum<br />

der vergangenen Jahre zu fast 50 %<br />

auf die ertragsstarke Sparkassenkreditkarte<br />

Gold entfällt. Bei einem Deckungsbeitrag<br />

von rund 57 Euro je Goldkarte und Jahr werden<br />

allein durch den Verkauf einer Karte rund<br />

15 bis 25 % des jährlichen Deckungsbeitrags<br />

eines durchschnittlichen Privatkunden<br />

erwirtschaftet. Und das Jahr für Jahr <strong>als</strong><br />

Bestandsprovision.<br />

Kreditkartenverkauf „geht immer“<br />

Die Kreditkarte ist ein „einfaches“ Produkt<br />

und hervorragend geeignet, Mitarbeiter,<br />

die noch nicht oder selten im Vertrieb tätig<br />

waren (Auszubildende, Servicekräfte), an<br />

den Verkaufsprozess heranzuführen. Zudem<br />

kann der Kreditkartenverkauf einfach mit<br />

anderen Vertriebsmaßnahmen kombiniert<br />

werden, etwa<br />

> <strong>als</strong> Cross-Selling-Produkt im Rahmen<br />

eines Finanzkonzeptgesprächs,<br />

> <strong>als</strong> Aufhänger für eine Einladung zu einem<br />

späteren ganzheitlichen Beratungsgespräch,<br />

> beim Verkauf eines Privatkredits oder<br />

einer Baufinanzierung nach bereits geprüfter,<br />

vorhandener Bonität,<br />

> im Rahmen von Zielgruppenkonzepten<br />

wie jungen Erwachsenen oder „50 plus“,<br />

wobei die Kreditkarte für Einkäufe im Internet<br />

oder auf Reisen ein unverzichtbarer<br />

Begleiter ist.<br />

Daneben ist die Kreditkarte ein idealer Anknüpfungspunkt,<br />

um mit Kunden über die<br />

Themen Reisen und Urlaub ins Gespräch zu<br />

kommen und sie von dem attraktiven Reiseversicherungspaket<br />

der Sparkassen-Kreditkarte<br />

Gold zu überzeugen. Ungeachtet dessen<br />

besitzt bisher nur jeder siebte Sparkassenkunde<br />

auch eine Sparkassen-Kredit karte.<br />

Bei den im Kreditkartengeschäft besonders<br />

aktiven Sparkassen ist es bereits jeder vierte<br />

Kunde. Der Schließung dieser Kluft sollen unter<br />

anderem die Maßnahmen der KKO dienen.<br />

Aktionen<br />

Um Sparkassen ihre Vertriebsplanungen<br />

für 2012 zu erleichtern, steht seit Anfang<br />

September 2011 auf der Website www.<br />

vertriebskampagnen.de unter der Rubrik<br />

Privatkunden/Kreditkarten die Maßnahmenbroschüre<br />

der Kreditkarten Offensive<br />

elektronisch zur Verfügung. Sie bietet einen<br />

Überblick über alle Aktivitäten, die von der<br />

Kreditkarten Offensive und den Beteiligten<br />

(Prozessoren, MasterCard, VISA, DSV, DSGV<br />

etc.) im nächsten Jahr angeboten und durchgeführt<br />

werden.<br />

Aktionswochen<br />

Der Schwerpunkt der KKO-Maßnahmen<br />

liegt auch 2012 bei den bis zu vierwöchigen<br />

Aktionswochen. Die bisher in diesen Wochen<br />

erzielten Ergebnisse sind beeindruckend.<br />

Aktionswochen tragen mit einer durchschnittlichen<br />

Steigerungsrate von 178 % gegenüber<br />

dem Vorjahreszeitraum wesentlich<br />

zur Absatzsteigerung bei. Maximal kann ein<br />

Institut zwei vierwöchige Aktionswochen im<br />

Jahr durchführen.<br />

Vertriebswege<br />

Neben der Filiale stehen alle Vertriebskanäle<br />

für die Kundenansprache und den Kartenabsatz<br />

zur Verfügung, <strong>als</strong>o Call Center, Events,<br />

Mailings, Internet, Ansprache über den Geldautomaten<br />

(GAA) oder Kontoauszugsdrucker<br />

(KAD).<br />

Besonders erfolgversprechend ist es,<br />

mehrere Vertriebswege miteinander zu<br />

kombinieren. Die Ansprache über das Internet,<br />

den GAA und KAD wurde bisher selten<br />

genutzt. Doch bieten sich gerade diese<br />

Kommunikationswege bei dem einfachen<br />

Produkt Kreditkarte dafür an, weil nur jeder<br />

zehnte Kunde regelmäßig persönlichen<br />

Kontakt mit Mitarbeitern in einer Filiale hat,<br />

aber über 90 % der Kunden regelmäßig am<br />

Geldausgabeautomaten bzw. SB-Termin<strong>als</strong><br />

Transaktionen vornehmen. Die Kontakt- und<br />

Abschlussquoten sind vor allem im Vergleich<br />

zum geringen Aufwand erfreulich.<br />

Zentrale Werbemittel<br />

Zur Unterstützung der Vertriebsmaßnahmen<br />

gibt es vielfältige zentrale Werbemittel zu<br />

verschiedenen kommunikativen Aufhängern.<br />

Die zur Verfügung stehenden Werbemittel<br />

können im BCS-Service-Center oder<br />

Business-Shop des Deutschen Sparkassenverlags<br />

(DSV) bestellt werden.<br />

Incentives<br />

Eine Anmeldung im Aktionsbüro genügt,<br />

damit eine Sparkasse von einer Reihe von<br />

Vorteilen profitieren kann.<br />

> Für jede innerhalb der Aktionswochen verkaufte<br />

Sparkassen-Kreditkarte lockt eine<br />

Prämie von 5 Euro für Gold und 10 Euro für<br />

Platinum und Business<br />

> Eine zusätzliche Prämie von 5 Euro gibt<br />

es für jede innerhalb der Aktionswochen<br />

verkaufte und prämierte Sparkassen-<br />

Kreditkarte Gold, Platinum und Business,<br />

wenn innerhalb von drei Monaten nach<br />

Abschluss der Aktionswoche mindestens<br />

ein Umsatz damit getätigt wird.<br />

> 50 % Zuschuss bzw. maximal 20 Euro je<br />

Filiale zahlt die KKO für die zentralen Aktionswerbemittel.<br />

Der Gesamtbetrag für Incentives beträgt<br />

maximal 10 000 Euro je Sparkasse.<br />

Mitarbeiter-Wettbewerbe<br />

Wettbewerbe eignen sich sehr gut, um für<br />

die Sparkassenmitarbeiter Anreize zu schaffen<br />

und die Verkaufszahlen zu erhöhen. Der<br />

Verkaufswettbewerb und der Auszubilden-<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

625


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

ABBILDUNG 1<br />

Verhältnis von Kredit- zu Debitkarten<br />

¯<br />

den-Wettbewerb der KKO können flexibel<br />

gestaltet werden, etwa unter dem Aspekt der<br />

Vertriebskanäle, Kreditkartenprodukte oder<br />

des Wettbewerbszeitraums.<br />

Verkaufswettbewerb<br />

Bundesweit werden 2012 die erfolgreichsten<br />

Kreditkartenverkäufer gesucht. Der Wettbewerb<br />

wird über die Internet-Plattform www.<br />

kreditkartenoffensive.de durchgeführt.<br />

Zunächst meldet sich der Kartenverantwortliche<br />

des teilnehmenden Instituts auf der<br />

Homepage oder im Aktionsbüro an. Sobald<br />

die Sparkasse registriert ist, können sich<br />

auch die Berater online anmelden. Für eine<br />

Teilnahme an der zusätzlichen Teamwertung<br />

können Gruppen von drei bis sechs Personen<br />

gebildet werden. Die Kartenverkäufe erfassen<br />

die Berater selbst. Für jede verkaufte<br />

Karte erhalten sie je nach ihrer Wertigkeit<br />

unterschiedlich gewichtete Punkte. Die Mitarbeiter<br />

können jederzeit die Gewinnmöglichkeiten,<br />

ihren persönlichen Punktestand<br />

sowie ihre eigene Platzierung abrufen.<br />

Auf die Besten warten attraktive Gewinne.<br />

Am Ende des Jahres werden die 50 besten<br />

Mitarbeiter und die zehn besten Teams ausgezeichnet,<br />

die zehn besten Teams auch monatlich.<br />

Alle Berater sammeln Punkte für verkaufte<br />

Sparkassen-Kreditkarten, die sie in attraktive<br />

Prämien (Incentives) eintauschen können.<br />

Eine Anmeldung ist 2012 jederzeit möglich.<br />

Auszubildenden-Wettbewerb<br />

Ein Team von mindestens fünf, maximal zehn<br />

Auszubildenden sollen eine kreative Aktion<br />

zum Absatz von Sparkassen-Kreditkarten<br />

entwickeln und anschließend realisieren.<br />

Dadurch erhalten die Azubis umfangreiches<br />

Produktwissen und werden zum Kartenverkauf<br />

motiviert. Das Siegerteam erhält<br />

2 000 Euro und darf sein Konzept auf der<br />

Marketing-Fachtagung des DSV vorstellen.<br />

Die Teams auf den Plätzen 2 und 3 bekommen<br />

1 500 bzw. 1 000 Euro, die Plätze 4 bis<br />

30 jeweils 500 Euro. Die Kreditkartenprozessoren<br />

losen zusätzlich einen Sonderpreis<br />

aus. Anmeldeschluss ist der 31. März 2012.<br />

Am Verkaufswettbewerb im ersten Halbjahr<br />

2011 haben bereits über 170 Sparkassen<br />

mit fast 9 000 Beratern und über 1 200 Teams<br />

teilgenommen. Bei vielen Sparkassen nehmen<br />

stets die Azubis des ersten Lehrjahrs<br />

am Wettbewerb teil. Sie werden mit dem<br />

einfachen Produkt Kreditkarte an den Verkauf<br />

herangeführt und geben dieses Wissen motiviert<br />

an die Mitarbeiter in den Filialen weiter.<br />

ABBILDUNG 2<br />

Verhältnis von Kredit- zu Debitkarten (Zeitreihe)<br />

ABBILDUNG 3<br />

Regionale Relation von Kredit- zu Debitkarten<br />

626 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

Umsatzsteigerungen<br />

Wichtige Ertragsfaktoren im Kreditkartengeschäft<br />

sind neben dem Jahrespreis die Einnahmen<br />

aus Umsätzen, die Kunden mit der<br />

Kreditkarte (Interchange) gemacht haben.<br />

Setzten sie ihre Karten nur selten ein oder<br />

nutzen sie sie nicht, gehen der Sparkasse<br />

Erträge verloren. Deshalb sind regelmäßig<br />

Maßnahmen sinnvoll, die vermeiden helfen,<br />

dass Karten nicht eingesetzt werden oder die<br />

Kunden veranlassen, sie zu nutzen.<br />

Der Kunde muss vor allem in den ersten<br />

Wochen dazu bewegt werden, seine Kreditkarte<br />

zu gebrauchen. Setzt er sie in diesem<br />

Zeitraum nicht um, wird sie in der Regel<br />

dauerhaft nicht genutzt. Zudem steigt die<br />

Gefahr einer Kündigung der Kreditkarte, aber<br />

auch der gesamten Geschäftsverbindung zur<br />

Sparkasse. In 50% der Fälle erfolgt nach der<br />

Kündigung einer Kreditkarte auch die Kündigung<br />

der Kontoverbindung zur Sparkasse.<br />

Ein Aktivierungsanruf durch ein Call-Center<br />

etwa vier Wochen nach Verkauf der Kreditkarte<br />

ist bereits erfolgreich getestet worden.<br />

Im zweiten Halbjahr 2011 werden von der<br />

KKO im Rahmen einer Pilotierung zwei weitere<br />

Möglichkeiten zur Kartenaktivierung getestet.<br />

Zusammen mit neun Sparkassen wird<br />

untersucht, ob ein Begrüßungsanschreiben<br />

und/oder ein Aufkleber auf der Karte, auf dem<br />

der Kunde gebeten wird, im Call-Center anzurufen,<br />

dazu führt, dass mehr Karten dauerhaft<br />

genutzt werden. Die Ergebnisse stehen im<br />

ersten Halbjahr 2012 zur Verfügung.<br />

Aktion Umsatzprämie<br />

Kunden, die ihre Kreditkarte nach Erhalt<br />

nicht oder nur selten eingesetzt haben,<br />

werden angeschrieben. Erreichen sie ein<br />

bestimmtes Umsatzziel, etwa 500 Euro,<br />

oder eine vorgegebene Transaktionszahl<br />

(vier etc.) innerhalb eines bestimmten<br />

Zeitraums (drei Monate etc.) erhalten sie<br />

eine attraktive Sachprämie im Gegenwert<br />

von 20 Euro (Wein-, Essig-und-Öl-Präsent,<br />

Tankgutschein).<br />

Die Ergebnisse dieser Prämienaktionen<br />

können sich sehen lassen. Durchschnittlich<br />

22 % der angeschriebenen „inaktiven“<br />

Kunden setzen ihre Sparkassen-Kreditkarte<br />

im Aktionszeitraum ein. 5 % der Empfänger<br />

eines Anschreibens erreichen durchschnittlich<br />

das Umsatzziel von 500 Euro und<br />

erhalten dadurch die Umsatzprämie. Diese<br />

Aktivierung der Kunden ist nachhaltig. Über<br />

75 % der so aktivierten Karten werden von<br />

ihren Besitzern auch noch ein Jahr genutzt.<br />

Die KKO übernimmt einmal jährlich 50 % der<br />

Prämienkosten (maximal 3 000 Euro).<br />

Händlerkooperationen<br />

Händlerkooperationen bieten sowohl Sparkassen<br />

<strong>als</strong> auch Kunden große Vorteile. Spezielle<br />

Offerten und Vergünstigungen schaffen<br />

Anreize für die Kunden, die Sparkassen-Kreditkarte<br />

einzusetzen und stärken zugleich<br />

das Image wie Bekanntheit der Kreditkarte. So<br />

punkten die Sparkassen beim Absatz und Umsatz.<br />

Denn die Vorteile sind entweder durch<br />

Bezahlung mit der Karte oder ihrem Vorzeigen<br />

(„show your card“) verbunden. Positive Erlebnisse<br />

mit der Sparkassen-Kreditkarte sind<br />

darüber hinaus ein wichtiges Instrument für<br />

die Kundenbindung.<br />

Ein erfolgreiches Angebot aus dem Jahr<br />

2011 wird auch 2012 fortgeführt. Kunden<br />

mit einer Sparkassen-Kreditkarte erhalten<br />

dabei einen Flyer mit drei Rabatt-Kupons<br />

für Freizeitparks und -attraktionen in ganz<br />

Deutschland. Die Kupons ermöglichen zwei<br />

Personen den Besuch zum Preis von einer.<br />

Voraussetzung ist, dass die Eintrittskarten<br />

mit der Sparkassen-Kreditkarte bezahlt<br />

werden. Dieser Vorteil wurde 2011 von 4 500<br />

Sparkassenkunden genutzt. Dadurch war für<br />

die gleiche Anzahl an Begleitpersonen der<br />

Besuch dieser Orte kostenfrei.<br />

Analyse mit S-KAT 3.0<br />

Vor einer Entscheidung über die Durchführung<br />

einer Maßnahme zur Absatz- bzw.<br />

Umsatzsteigerung im Kreditkartengeschäft<br />

empfiehlt sich eine Analyse des Kreditkartenbestands.<br />

Als schneller und einfacher<br />

Einstieg steht den Sparkassen dafür das<br />

Analysetool S-KAT 3.0 des Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) zur<br />

Verfügung. Basis ist das vierteljährliche<br />

Reporting der S-CARD-Service GmbH. Das<br />

Kreditkartengeschäft der Sparkasse wird<br />

anhand der Kriterien untersucht<br />

> Umfang Kreditkartenangebot,<br />

> Verhältnis Kredit-/Debitkarten,<br />

> Verhältnis Gold- zu Standardkarten,<br />

> Verhältnis Neukarten zu Kündigungen,<br />

> jährlicher durchschnittlicher Umsatz je<br />

Kreditkarte.<br />

Diese Kriterien werden im Rahmen einer<br />

Präsentation übersichtlich aufbereitet und<br />

mit den Durchschnittswerten der Nachbarsparkassen<br />

(ARGE), des Regionalverbands,<br />

des DSGV und den Top-50-Sparkassen bundesweit<br />

verglichen. Ein Beispiel dafür ist die<br />

Marktausschöpfung, die anhand des Verhältnisses<br />

Debit- zu Kreditkarten gemessen wird.<br />

Vergleiche sind sowohl stichtagsbezogen<br />

zum Quart<strong>als</strong>ende möglich <strong>als</strong> auch<br />

neuerdings im Rahmen einer Zeitreihe über<br />

die letzten fünf Jahre. Letzteres ermöglicht<br />

eine aussagekräftige Bewertung bereits<br />

abgeschlossener Maßnahmen. Alle Zahlen<br />

werden viermal jährlich aktualisiert. Die<br />

jeweils aktuelle Auswertung steht etwa<br />

sechs Wochen nach Quart<strong>als</strong>ende im KKO-<br />

Aktionsbüro zur Verfügung. Jede Sparkasse<br />

kann ihre individuelle Analyse kostenlos<br />

anfordern oder einmalig <strong>als</strong> „Dauerauftrag“<br />

für jedes Quartal bestellen.<br />

Anmeldungen<br />

Die Anmeldungen zu den Aktionen selbst<br />

können im KKO-Aktionsbüro unter Tel.<br />

02271/9865550 vorgenommen werden,<br />

das auch über die Details der Maßnahmen<br />

informiert. Detailliert beschreibt zudem die<br />

<strong>PDF</strong>-Broschüre der Sparkassen-Vertriebskampagnen-Plattform<br />

die Aktionen. ¯<br />

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Consult<br />

Wandel gestalten – Werte schaffen<br />

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Tel +49 (0)221–454 6280<br />

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Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

627


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

Untersuchung des Abhebeverhaltens<br />

Wie kommt das Bargeld in<br />

das Portmonee der Menschen?<br />

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor das mit Abstand beliebteste Zahlungsinstrument und wird diese Stellung<br />

vermutlich auch noch länger innehaben. Zu diesem Ergebnis kam die Deutsche Bundesbank in ihrer im Juli 2009<br />

veröffentlichten Studie „Zahlungsverhalten in Deutschland“. 1 Doch wie kommen Verbraucher überhaupt an<br />

Bargeld? Die Ergebnisse dieser Nachfolgeuntersuchung werden im Folgenden skizziert.<br />

AUTOREN<br />

Markus Altmann<br />

Dr. Heike Wörlen<br />

sind bei der Deutschen Bundesbank<br />

in Frankfurt/Main zuständig<br />

für Grundsatzfragen des baren<br />

Zahlungsverkehrs und der<br />

maschinellen Bargeldbearbeitung.<br />

Im Wesentlichen stehen dazu entweder<br />

Geldausgabeautomaten (GAA) oder<br />

Bankschalter <strong>als</strong> Abhebungsmöglichkeit<br />

zur Verfügung. Das Verhalten der Bevölkerung<br />

unterscheidet sich aber nicht nur im<br />

Hinblick auf den bevorzugten Abhebeort,<br />

sondern auch hinsichtlich der Höhe des<br />

Abhebungsbetrags oder der -frequenz.<br />

Ziel der Nachfolgestudie „Wie kommt das<br />

Bargeld ins Portmonee?“ war es, die Abhebungsgewohnheiten<br />

der Bevölkerung näher<br />

zu untersuchen. 2<br />

Abhebungshöhe und -frequenz<br />

Der GAA ist die bevorzugte Anlaufstelle von<br />

Bankkunden für den Bargeldbezug. Über<br />

80 % der Befragten suchen ihn von einmal<br />

monatlich bis hin zu mehrm<strong>als</strong> wöchentlich<br />

auf. An den Bankschalter geht dagegen mehr<br />

<strong>als</strong> die Hälfte der Bevölkerung überhaupt<br />

nicht (mehr). Die Bemühungen der Kreditwirtschaft,<br />

die Schaltergeschäfte zugunsten<br />

von Transaktionen an SB-Termin<strong>als</strong> zu reduzieren,<br />

machen sich deutlich bemerkbar.<br />

Mit der unterschiedlichen Nutzungsfrequenz<br />

von GAA und Schalter geht auch ein<br />

unterschiedliches Verhalten einher, was die<br />

Höhe der Abhebungsbeträge betrifft. Im<br />

Mittel werden am GAA 215 Euro abgehoben,<br />

während dieser Wert am Bankschalter bei<br />

376 Euro liegt. Das Abhebeverhalten am<br />

Schalter ist heterogener <strong>als</strong> am GAA. Es gibt<br />

Personen, die den Bankschalter <strong>als</strong> regelmäßige<br />

Abhebungsmöglichkeit für kleinere Beträge<br />

nutzen, wie dies für GAA-Transaktionen<br />

typisch ist. Andererseits werden am Schalter<br />

auch die seltener anfallenden Großbeträge<br />

abgehoben, da dies infolge der Verfügungslimite<br />

am GAA nicht möglich ist.<br />

Verhaltenseinflüsse<br />

Soziodemographische Faktoren<br />

Zu differenzierteren Erkenntnissen kommt<br />

man, wenn das Abhebeverhalten anhand soziodemographischer<br />

Merkmale untersucht<br />

wird. Den wichtigsten Einflussfaktor stellt<br />

dabei das Alter dar. Je älter die Befragten<br />

desto höher sind die abgehobenen Beträge.<br />

Im Vergleich zu den anderen Altersgruppen<br />

suchen die über 65 Jahre alten Senioren<br />

weniger häufig den GAA, dafür öfter den<br />

Bankschalter auf. Absolut gesehen ist die<br />

Abhebungsfrequenz der Personen im Rentenalter<br />

an beiden Orten jedoch vergleichsweise<br />

niedrig. Ältere Menschen gehen<br />

insgesamt seltener zur Bank und heben<br />

dann hohe Summen ab, während jüngere<br />

Bevölkerungsgruppen häufig den GAA zum<br />

Abheben kleinerer Beträge nutzen. Für die<br />

Jüngeren dürfte ein ausreichend gefülltes<br />

Portmonee auch nicht so wichtig sein, da<br />

sie häufig mit Karte zahlen, während reine<br />

Barzahler überdurchschnittlich unter den<br />

über 65-Jährigen zu finden sind.<br />

Doch nicht nur das Alter, auch das Einkommen<br />

und der Bildungsgrad spielen eine<br />

Rolle für das Zahlungsverhalten. Mit steigendem<br />

Bildungsniveau nimmt sowohl die<br />

Abhebungshäufigkeit am GAA <strong>als</strong> auch der<br />

durchschnittlich abgehobene Betrag tendenziell<br />

zu. Gleiches gilt für das Einkommen.<br />

Auf den ersten Blick überrascht dieses<br />

Ergebnis, da die einkommensstarken Bevölkerungsgruppen<br />

die geringste Neigung zur<br />

Barzahlung an der Ladenkasse haben und<br />

vielfach auf unbare Zahlungsinstrumente zurückgreifen.<br />

In der niedrigsten Einkommensklasse<br />

verhält es sich genau umgekehrt.<br />

Woraus resultiert dieses Abhebeverhalten?<br />

Man könnte vermuten, dass die Neigung zu<br />

stärkerer Kartenzahlung die Abhebungsbeträge<br />

der wohlhabenderen Menschen<br />

geringer ausfallen lassen würde. Bei näherer<br />

Betrachtung ist es aber nicht verwunderlich,<br />

dass in dieser Gruppe die höchsten Barabhebungen<br />

verzeichnet werden, da betuchtere<br />

Menschen insgesamt höhere Ausgaben<br />

tätigen <strong>als</strong> einkommens schwächere. Im<br />

Ergebnis benötigen ein kommensstarke<br />

Haushalte selbst bei einer geringeren Barzahlungsquote<br />

einen vergleichsweise hohen<br />

Abhebungsbetrag, um die anfallenden Ausgaben<br />

zu begleichen.<br />

Äußere Umstände<br />

Neben dem Einfluss soziodemographischer<br />

Merkmale wird das Abhebeverhalten auch<br />

durch äußere Umstände bestimmt. Menschen,<br />

die ihr hauptsächlich genutztes Girokonto<br />

bei einer Sparkasse, Volks- und Raiffeisenbank<br />

oder Postbank haben, nutzen den<br />

Bankschalter zum Bezug von Bargeld öfter<br />

<strong>als</strong> die Kunden anderer Kreditinstitutstypen.<br />

Bei den Sparkassen spricht die Altersstruktur<br />

der Kontoinhaber mit vergleichsweise<br />

vielen Personen im Rentenalter für die<br />

vermehrte Schalternutzung. Die Kundschaft<br />

der Postbank dagegen kann nicht nur in<br />

eigenen Bankfilialen, sondern auch in Niederlassungen<br />

der Deutschen Post AG Bankgeschäfte<br />

tätigen. Da diese oftm<strong>als</strong> nicht<br />

mit SB-Termin<strong>als</strong> ausgestattet sind, ist die<br />

Abwicklung über den Schalter zwangsläufig.<br />

Neben diesen Gründen ist noch ein weiterer<br />

Erklärungsansatz in Betracht zu ziehen.<br />

Für die Bargeldabhebung am Bankschalter<br />

ist im Gegensatz zum Geldausgabeautomaten<br />

eine Verbundnutzung nicht möglich,<br />

das heißt, Kunden, die diesen Abhebeort<br />

bevorzugen, stehen tendenziell weniger Abhebungsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung. Wenn<br />

1 Vgl. Deutsche Bundesbank, Zahlungsverhalten in<br />

Deutschland, Frankfurt am Main 2009.<br />

2 Vgl. Deutsche Bundesbank, Wie kommt das Bargeld<br />

ins Portmonee?, Frankfurt am Main 2010. Grundlage<br />

der Studie war eine Befragung von mehr <strong>als</strong> 2 000<br />

repräsentativ ausgewählten Personen in Deutschland.<br />

628 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

sie dennoch den Schalter vermehrt aufsuchen,<br />

könnte dies für eine gezielte Auswahl<br />

ihrer Hausbank sprechen, bei welcher die von<br />

ihnen bevorzugte Form der Geldbeschaffung<br />

gut möglich ist.<br />

Unter dem Aspekt der Bankverbindung<br />

lassen sich keine nennenswerten Unterschiede<br />

bei Abhebungen am Geldausgabeautomaten<br />

feststellen. Abhebungsbetrag<br />

und -frequenz sind bis auf kleine Ausnahmen<br />

bei allen Instituten nahezu identisch. Die<br />

These, dass Befragte, die ihr hauptsächlich<br />

genutztes Girokonto bei einer Bank mit<br />

einem dichten Geldausgabeautomatennetz<br />

haben, öfter und dafür geringere Beträge<br />

abheben, kann damit nicht bestätigt werden.<br />

Vielmehr sorgt die Verbundnutzung für eine<br />

ausreichende Abdeckung. Mit rund 25 700<br />

GAA verfügt die Sparkassen-Finanzgruppe<br />

über das größte Netz an Geldausgabeautomaten,<br />

gefolgt von den Volks- und Raiffeisenbanken<br />

mit zirka 18 200 und den Cash-<br />

Group-Banken mit rund 7 000 Automaten. 3<br />

Dass sowohl Geldausgabeautomaten,<br />

aber auch Bankfilialen in Deutschland gut<br />

erreichbar sind, belegen zwei Faktoren. Im<br />

Vergleich zu anderen europäischen Ländern<br />

verfügt Deutschland gemessen an der Zahl<br />

der Bankfilialen und Geldausgabeautomaten<br />

im Verhältnis zu seiner Gesamtfläche über<br />

ein dichtes Netz an Abhebungsmöglichkeiten.<br />

Diese Aussage wird dadurch gestützt,<br />

dass 76 % der Befragten den nächsten<br />

Bankschalter bzw. Geldausgabeautomaten<br />

innerhalb von 10 Minuten und weitere 19 %<br />

binnen 20 Minuten erreichen.<br />

Abgesehen von der Zahl der Abhebungsmöglichkeiten<br />

wirkt sich auch das<br />

Gebühren modell auf das Abhebeverhalten<br />

aus. Befragte, die ein kostenfreies Girokonto<br />

führen, ziehen in der Tendenz häufiger und<br />

geringere Geldbeträge <strong>als</strong> Bankkunden, die<br />

eine Grundgebühr zahlen bzw. für einzelne<br />

Buchungsposten ein Extra-Entgelt entrichten<br />

müssen. Zum einen erscheint dies<br />

rational, wird aber auch durch die soziodemographische<br />

Zusammensetzung der<br />

verschiedenen Gruppen bestimmt. In der<br />

Gruppe der Personen, die keine Gebühren für<br />

die Nutzung ihres Girokontos bezahlt, sind<br />

übermäßig viele junge Menschen vertreten,<br />

während die beiden anderen Gruppen einen<br />

hohen Anteil an älteren Befragten aufweisen.<br />

Clusteranalyse<br />

Während die Betrachtung des Abhebeverhaltens<br />

anhand der soziodemographischen<br />

Kennzeichen und der äußeren Umstände<br />

der Analyse einzelner Einflussfaktoren dient,<br />

soll eine Clusteranalyse Personengruppen<br />

ermitteln, die ein in sich einheitliches, in<br />

Abgrenzung zu anderen Gruppen aber unterschiedliches<br />

Abhebeverhalten aufweisen.<br />

Ausgehend von den Kriterien „Abhebungsbetrag“<br />

und „Abhebungshäufigkeit“ sowohl<br />

am GAA <strong>als</strong> auch am Schalter ergab sich<br />

eine Aufteilung in vier nahezu gleich große<br />

Cluster.<br />

Die „Traditionellen“ nutzen überwiegend<br />

nur den Bankschalter und stellen mit<br />

55 Jahren das Cluster mit dem höchsten<br />

Durchschnittsalter. Rund ein Drittel von Ihnen<br />

bezahlt ausschließlich mit Bargeld. Fast<br />

20 % der Personen besitzen nicht einmal<br />

eine Girokarte. Auch der Kreditkartenbesitz<br />

ist bei ihnen unterdurchschnittlich.<br />

Die Gruppe der reinen GAA- bzw. Mischnutzer<br />

verteilt sich auf drei weitere Cluster.<br />

Die „normalen Mischnutzer“ verwenden<br />

für Abhebungen des täglichen Lebens den<br />

GAA und gehen nur aus speziellen Anlässen<br />

an den Schalter. Dort heben sie mit durchschnittlich<br />

460 Euro dann auch deutlich<br />

höhere Beträge ab <strong>als</strong> die „Traditionellen“<br />

mit 320 Euro.<br />

Demgegenüber beziehen die „älteren<br />

Fortschrittlichen“ Bargeld ausschließlich am<br />

GAA. Abgesehen von dem Abhebe ort, ähneln<br />

sie in ihrem Abhebe- und Zahlungsverhalten<br />

weitgehend den „Traditionellen“, nutzen<br />

jedoch zum Bezahlen häufiger die Girokarte.<br />

Auch die „jüngeren Modernen“ nutzen den<br />

Schalter nicht für Abhebungen. Sie ziehen<br />

zwar am häufigsten Bargeld, heben dabei<br />

aber die niedrigsten Beträge ab, was auf<br />

ihr Zahlungsverhalten zurückzuführen sein<br />

könnte. Denn eine niedrige Barzahlungsquote<br />

geht mit einer hohen Nutzung der<br />

Girokarte einher.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Das Abhebeverhaltens ist, wie die Studie<br />

belegt, stark von soziodemographischen<br />

Merkmalen geprägt. Dabei spielt vor allem<br />

das Alter eine bedeutsame Rolle. Daher ist<br />

es wichtig, weiter zu beobachten, inwieweit<br />

kommende Generationen ihr Verhalten<br />

ändern werden. Entscheidend für die Beantwortung<br />

dieser Frage ist, ob sich im Rahmen<br />

geplanter Wiederholungen dieser Studie<br />

ein Alters- oder Kohorteneffekt nachweisen<br />

lässt. Unter einem Alterseffekt versteht man,<br />

wenn sich Menschen in bestimmten Lebensphasen<br />

(Jugend, Rentenalter etc.) ähnlich<br />

Quelle: Archiv<br />

Das Gros der Bargeldzahlungen entfällt<br />

auf Klein- und Kleinstbeträge für Güter des<br />

täglichen Bedarfs. Die SparkassenCard mit<br />

kontaktloser Geldkartenfunktion sollte auch<br />

hier das Bargeld auf Dauer zurückdrängen<br />

können.<br />

verhalten. Von einem Kohorteneffekt wird<br />

dagegen gesprochen, wenn ein ähnliches<br />

Verhalten innerhalb einer bestimmten Gruppe<br />

oder Generation festgestellt werden kann.<br />

Das bedeutet beispielsweise, dass die heute<br />

70-Jährigen in ihrem Leben, insbesondere<br />

in ihrer Kindheit und Jugend, durch andere<br />

Situationen geprägt wurden <strong>als</strong> die, die in 20<br />

Jahren 70 Jahre alt sein werden. Auf das Abhebeverhalten<br />

übertragen stellt sich damit<br />

die Frage, ob oder inwieweit künftig ältere<br />

Menschen weniger zur Schalternutzung<br />

neigen werden, weil sie im Umgang mit dem<br />

GAA vertraut sind.<br />

Außerdem dürften sich auch Änderungen<br />

im Zahlungs- auf das Abhebeverhalten<br />

auswirken. Denn wenn weniger Waren und<br />

Dienstleistungen mit Bargeld bezahlt werden,<br />

ist auch weniger Bargeld nötig. Folglich<br />

sollten Abhebungsbeträge und -frequenz<br />

sinken.<br />

Neben den klassischen Abhebeorten<br />

Bankschalter und Geldausgabeautomat<br />

etablieren sich auch vermehrt alternative<br />

Möglichkeiten zum Bezug von Bargeld.<br />

So bieten einige Lebensmitteldiscounter<br />

(Penny, Rewe) ab einem bestimmten Mindesteinkaufswert<br />

die Auszahlung von Bargeld<br />

an. Auch bei Shell-Tankstellen kann der Verbraucher<br />

Bargelb abheben.<br />

Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass der<br />

Geldausgabeautomat derzeit der wichtigste<br />

Ort zum Bargeldbezug ist und am Bankschalter<br />

hauptsächlich ältere Menschen Bargeld<br />

abheben. Wenn sich die These eines Kohorteneffekts<br />

in den Folgestudien bewahrheiten<br />

sollte, werden Abhebungen am Bankschalter<br />

immer seltener, während der GAA und alternative<br />

Abheborte weiter an Bedeutung<br />

gewinnen.<br />

¯<br />

3 Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2008, da in<br />

diesem Jahr die Datenerhebung für die Studie<br />

durchgeführt wurde.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

629


ZAHLUNGSVERKEHR<br />

AUTOR<br />

Jörg Dettenbach<br />

ist Leiter Business and Sales der<br />

SARROS GmbH in Berlin.<br />

Neue administrative Regeln erfordern schnelles Handeln<br />

Neue Konzepte zur kostengünstigen<br />

Bargeldversorgung der Kunden<br />

Vor dem Hintergrund der zum 1. Januar 2011 eingeführten neuen Richtlinien für Münzein- und Münzauszahlungen<br />

(„Normcontainer“), der neuen Anforderungen des Zahlungsdiensteaufsichtsgesetzes (ZAG) zum Cash-Recycling<br />

und der ab 1. Januar 2013 grundsätzlich verordneten elektronisch unterstützten Geschäftsabwicklung über „Cash<br />

Electronic Data Interchange“ (CashEDI) sind alle am Prozess der Bargeldlogistik Beteiligten angehalten, den<br />

aktuellen Bargeldversorgungsprozess unter Kostengesichtspunkten zu überdenken und neue, kostengünstige<br />

Wege des Bargeld-Handlings zu finden.<br />

Die Bargeldbeschaffung soll nach dem<br />

Willen von Bank- und Sparkassenkunden<br />

bequem, kostenlos und sicher sein.<br />

Diesen Kundenwunsch vor Augen tragen<br />

Kreditinstitute seit langem untereinander<br />

einen harten Wettbewerb aus, in dessen<br />

Kern die möglichst kosteneffiziente Bereitstellung<br />

des beliebten Zahlungsmittels, vor<br />

allem aber auch die Kundenbindung steht.<br />

Längst ist den Experten in den Instituten<br />

bewusst, dass die Bankkunden heute sehr<br />

viel kostenorientierter sind <strong>als</strong> früher und<br />

daher nicht nur Angebote anderer Institute<br />

prüfen, sondern auch dorthin wechseln,<br />

wenn sie das Gefühl haben, dass es sich für<br />

sie lohnt. Auch das im vergangenen Jahr<br />

diskutierte „Direkte Kundenentgelt (DKE)“<br />

und die daraus resultierenden Änderungen<br />

für die Fremdkundengebühren übt auf die<br />

Kreditwirtschaft zusätzlichen Druck aus. Die<br />

Kunden müssen dadurch seit Januar dieses<br />

Jahres über die Gebührenhöhe im Vorfeld<br />

der Verfügung in Kenntnis gesetzt werden.<br />

Dies und die Neuregelung des ZAG haben<br />

zur Folge, dass die Erträge in diesem Bereich<br />

eingebrochen sind.<br />

Neue Strategien einer für Banken und<br />

Sparkassen kosteneffizienten und kundenfreundlichen<br />

Bargeldbeschaffung sind nun<br />

gefragt. Bislang haben nur wenige Institute<br />

neue innovative Konzepte entwickelt. Einige<br />

waren schon vor Jahren mit der Idee,<br />

ihren Kunden mittels Kreditkarte echte<br />

Kostenfreiheit zu ermöglichen, am Markt<br />

präsent. Doch es gibt noch andere Wege,<br />

die Bargeldbeschaffung kosteneffizienter zu<br />

gestalten. Viele Geldinstitute zeigen durch<br />

die Aufstellung von Geldausgabeautomaten<br />

an Drittstandorten wie in Handelsniederlassungen<br />

oder Bahnhöfen Präsenz vor Ort,<br />

ohne kostenintensive Filialen oder eigene<br />

SB-Zonen zu betreiben. Doch die Bereitstellung<br />

von Bargeld über Bankautomaten<br />

bleibt aus Sicht eines Instituts trotz alledem<br />

kostenintensiv. Nicht nur teilweise hohe<br />

Standortmieten, auch schon die Kosten der<br />

Beschaffung, Instandhaltung und Aufrechterhaltung<br />

der Betriebsbereitschaft sind für<br />

viele Institute ein Grund, sich nach kostengünstigeren<br />

Alternativen zum Automaten<br />

umzusehen.<br />

Ein Weg, den eigenen Kunden ihren<br />

Wunsch nach Bargeld zu erfüllen, führte einige<br />

Kreditinstitute in die Niederlassungen von<br />

Handelsketten oder Tankstellen. Für die Kunden<br />

gestaltet sich die Idee, Bargeld in Verbindung<br />

mit dem Einkauf zu beziehen, durchaus<br />

attraktiv. Wenn sie nicht gerade eine größere<br />

Menge Bares benötigen, bleibt ihnen der<br />

Weg zum Geldausgabeautomaten erspart.<br />

Die Zusammenarbeit von Handel und<br />

Banken im Umgang mit Bargeld schafft<br />

Synergien und ermöglicht erhebliche Kosteneinsparungen<br />

im Prozess der Bargeldbeschaffung.<br />

Ob sich diese Versorgungsmethode<br />

durchsetzt, ist jedoch fraglich und<br />

hängt sicher nicht zuletzt davon ab, ob und<br />

wie lange die Interessenslagen von Handel<br />

und Banken hier korrespondieren. Auch die<br />

Tatsache, dass nur kleinere Bargeldmengen<br />

über diesen Beschaffungsweg bezogen<br />

werden können, macht kostenintensive<br />

SB-Standorte nicht überflüssig. Im Gegenteil,<br />

ihre herausragende Bedeutung für die<br />

kostengünstige Abwicklung von Standardgeschäften<br />

im Vergleich zum personengestützten<br />

Filialbetrieb wird wohl auch in Zukunft<br />

nicht infrage gestellt werden können.<br />

Vor diesem Hintergrund ist ein weiteres<br />

Modell, um günstig die Bargeldversorgung<br />

der eigenen Kunden zu sichern, die gemeinsame<br />

Unterhaltung von SB-Standorten durch<br />

zwei sektorgleiche oder auch -unterschiedliche<br />

Institute. Von diesem Modell, bei dem<br />

sich die Institute die Betriebskosten teilen,<br />

profitieren die Kunden beider Institute, da<br />

sie jeweils gebührenfrei an dem Automaten<br />

Geld abheben können.<br />

Wollen Kreditinstitute Automaten, Supermarkt-<br />

oder Tankstellenkassen <strong>als</strong> kundennahe<br />

„Geldausgabestation“ nutzen, bedarf<br />

es einer intelligenten Bargeldlogistik. Sowohl<br />

Kreditinstitute <strong>als</strong> auch ihre Kunden haben ein<br />

begründetes Interesse daran, dass die Kassen<br />

nicht leerlaufen. Auf der anderen Seite ist die<br />

kostenintensive Vorhaltung von zuviel Bargeld<br />

aus Institutssicht ebenso unerwünscht.<br />

Helfen können hier am Markt gängige<br />

Software-Lösungen, die den Bestand und die<br />

Bargeldnachfrage der Kunden protokollieren,<br />

um daraus Rückschlüsse für die künftigen<br />

Bestandsmengen zu ermitteln.<br />

Mit der Cashlogistik-Lösung witCL von<br />

SARROS etwa lassen sich automatisch und<br />

effizient die erwarteten Befüllhöhen von<br />

Kassen und Geldausgabeautomaten sogar<br />

unter Einbeziehung von außergewöhnlichen<br />

Ereignissen festlegen, planen und an die<br />

beauftragten Werttransportunternehmen<br />

weiterleiten. Die erprobte Workflow-<br />

Unterstützung zur Bearbeitung von Versorgungsaufträgen<br />

mit möglicher Ausrichtung<br />

auf bestehende oder neue Organisationsstrukturen<br />

sowie ein intelligentes, flexibles<br />

Tourenmodell senken die Versorgungskosten<br />

und den administrativen Aufwand.<br />

Nicht nur aus Kundensicht, sondern auch<br />

aus Wirtschaftlichkeitsgründen sollten die<br />

Bargeldbeschaffungswege regelmäßig auf<br />

den Prüfstand gestellt werden. <br />

¯<br />

630 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


FIRMENKUNDENGESCHÄFT<br />

AUTOR<br />

Reimer Herda<br />

ist Referent beim Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) in Berlin.<br />

Ein Produkt mit großer Zukunft<br />

Das Geschäftsgirokonto nutzen für<br />

Kundenbindung und Ertragssteigerung<br />

Sparkassen sind der Mittelstandsfinanzierer Nummer 1 und führen die meisten Geschäftsgirokonten. Das Multitalent<br />

Geschäftsgirokonto erfüllt aber nicht nur eine flexible Finanzierungsfunktion, sondern ist für die Sparkassen<br />

eine wichtige stabile Ertragssäule, die darüber hinaus viele Anknüpfungspunkte für Zusatzgeschäfte bietet. Trotz<br />

nachgewiesener Erfolgsbeispiele wird es aber noch zu wenig <strong>als</strong> Instrument zur Steigerung von Provisionserlösen<br />

und zur Stärkung der Kundenbindung genutzt.<br />

Quelle: Archiv<br />

Mit dem im Frühjahr 2008 abgeschlossenen<br />

Projekt „Ausbau Kernkompetenz<br />

Konto“ des Deutschen Sparkassen- und<br />

Giroverbands (DSGV) rückte das Girokonto<br />

wieder stärker in den geschäftspolitischen<br />

Blickpunkt der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />

Von vielen wurde es über Jahrzehnte<br />

hinweg <strong>als</strong> langweiliger Selbstläufer und<br />

<strong>als</strong> defizitäres Zahlungsverkehrsprodukt<br />

angesehen mit der Folge, dass es nicht in<br />

der Vertriebssteuerung gewürdigt wurde.<br />

Auslöser der DSGV-Aktivitäten waren kontinuierlich<br />

schleichende Marktanteilsverluste,<br />

seit 2007 bundesweit rückläufige Entgelte im<br />

Privatgirogeschäft sowie der Ruf der Institute<br />

nach einer schlagkräftigen Antwort auf die<br />

Verschenken-statt-Verkaufen-Strategien von<br />

Wettbewerbern.<br />

Ideen durch Erfahrungsaustausch<br />

Dam<strong>als</strong> wurde der DSGV-Erfahrungsaustausch<br />

Girokonto etabliert, der im Juli 2011<br />

in die vierte Runde ging. Themen der ersten<br />

Runden waren die Weiterentwicklung der<br />

Privatgirokonto- und Jugendgirokontostrategie.<br />

Zuletzt wurden Marktentwicklung,<br />

Ideen und Best-Practice-Ansätze aus der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe für die Zielgruppe<br />

der Geschäftskunden vorgestellt und<br />

diskutiert. Im Fokus standen vor allem kleine<br />

bis mittelgroße Geschäftskunden, <strong>als</strong>o eine<br />

heterogene,überdurchschnittlich gebildete<br />

Zielgruppe. Ziel war es, Sparkassen und Landesbanken<br />

einen Ideenbaukasten zur Umsetzung<br />

ihrer Geschäftsgirokonto-Strategie<br />

an die Hand zu geben.<br />

Ertragreiches Girogeschäft<br />

Mit einem Anteil von über 1 % der Bilanzsumme<br />

tragen die Erträge aus dem Girogeschäft<br />

das Gros zu den Gesamterträgen der<br />

Sparkassen bei (s. Abb. 1). Das Girogeschäft<br />

ist damit unangefochtenes Kerngeschäft.<br />

Der Geschäftsgirobereich steuert dazu rund<br />

Geschäftsgirokonten sind bislang ein Feld gewesen, das Sparkassen nicht systematisch<br />

bearbeitet haben. Die Sparkassen-Finanzgruppe hat inzwischen Konzepte entwickelt, die den<br />

Instituten neue Ertragsmöglichkeiten und den Kunden einen besseren Service bieten.<br />

die Hälfte bei. Die zinsunabhängigen Kontound<br />

Kartenentgelte wiederum haben daran<br />

einen Anteil von etwa 20 %. Entgegen der<br />

Entwicklung im Privatgiromarkt legen die<br />

Kontoentgelte hier seit Jahren leicht zu.<br />

Zugleich konnte der Marktanteil in der<br />

vergangenen Dekade in etwa gehalten werden.<br />

Im Jahr 2010 lag er bei den Betrieben<br />

mit einem Umsatz von bis zu 2,5 Mio. Euro bei<br />

46 %. Ein Grund für die stabile Ertrags- und<br />

Marktanteilslage ist, dass die Kundenloyalität<br />

der mittelständischen Geschäftskunden<br />

deutlich höher <strong>als</strong> die der Privatkunden ist<br />

und die Sparkassen gefragte, zuverlässige<br />

Kreditgeber sind. Zudem gibt es noch keinen<br />

wie im Privatkundengeschäft vergleichbaren<br />

Preiswettbewerb.<br />

Bei den Geschäftsgirokonten haben<br />

sich mannigfaltige Formen der Bepreisung<br />

im Markt etabliert, die nicht auf den ersten<br />

Blick über Internet-Vergleichsmaschinen<br />

gefunden werden können, sondern erst<br />

durch intensivere Recherchen deutlich<br />

werden. Ein wesentlicher Grund dafür ist die<br />

übliche Sonderkonditionenpraxis und die<br />

nicht auf gewerbliche Kunden anwendbaren<br />

Preisvorschriften.<br />

„Kostenlos“-Offerten werden bislang nur<br />

von wenigen Banken und dann meist nur für<br />

bestimmte Zielgruppen eingesetzt. Einzelne<br />

Wettbewerber offerieren beispielsweise<br />

Heilberuflern oder Kanzleien Kontopakete,<br />

die sich im Kontoführungspreis durch<br />

Zusatzangebote wie Kartentermin<strong>als</strong>, Business-Kreditkarten<br />

und Electronic Banking-<br />

Produkte vom Standard-Geschäftskonto<br />

erheblich unterscheiden. Oft werden diese<br />

branchenspezifischen Produkte auch von<br />

auf Heilberufe spezialisierten Beratern in<br />

eigenen Kompetenzzentren angeboten.<br />

Die meisten Institute bieten jedoch<br />

ein zielgruppenunabhängiges Standard-<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

631


FIRMENKUNDENGESCHÄFT<br />

ABBILDUNG 1<br />

Erträge aus dem Giro- und Kartengeschäft steuern mit 1 % der DBS am<br />

stärksten zum Gesamtertrag bei<br />

¯<br />

Einzelpreiskonto mit einem monatlichen<br />

Grundpreis und einer Klaviatur von Einzelpreisen<br />

für jede Transaktionsform und<br />

Zusatzleistung an. Immer öfter sind die<br />

Kontopreise im Internet abrufbar. Bei einigen<br />

Privat- oder Spezialbanken fällt auch eine<br />

zielgruppengerechte Online-Vermarktung<br />

von Standardprodukten auf.<br />

Ertragsspielräume ausschöpfen<br />

Die Ertragsmöglichkeiten des Geschäftsgirokontos<br />

sind bei weitem noch nicht<br />

ausgeschöpft. Für diese These spricht, dass<br />

Projektsparkassen nach der Einführung<br />

sogenannter „Buffet“-Preismodelle ihre<br />

Provisionserträge um durchschnittlich 25 %<br />

erhöhen konnten. Seit der ersten Value-<br />

Pricer-Studie Geschäftsgirokonto im Jahr<br />

2005 entscheiden sich viele Sparkassen aus<br />

Ertrags- und Kundenbindungsaspekten für<br />

die Kombination aus Pauschal- und Einzelpreismodell.<br />

In der Regel bieten sie bis zu<br />

drei übersichtliche Freiposten- bzw. Freibetragsmodelle<br />

mit höheren Paketpreisen<br />

und wenigen Einzelpreiskomponenten <strong>als</strong><br />

Standard-Geschäftsgirokontomodelle an.<br />

Ein niedriger, allein für die Kontoführung<br />

plakatierter Grundpreis mit unzähligen<br />

weiteren Preisschildern und umfangreichen<br />

Sonderkonditionsregelungen gehört in diesen<br />

Häusern weitgehend der Vergangenheit<br />

an. Aus Sicht der Kunden tritt zu den Hauptargumenten<br />

für die Wahl einer Sparkasse <strong>als</strong><br />

Hausbank der örtlichen Nähe und der hohen<br />

Kreditkompetenz damit auch die Einfachheit<br />

und Verständlichkeit des Kontos.<br />

Branchenspezifische Kontomodelle<br />

werden von Sparkassen wegen unwirtschaftlicher<br />

Mengengerüste nur selten angeboten.<br />

Eine Ausnahme bildet die deckungsbeitragsstarke<br />

Zielgruppe der Heilberufe.<br />

Einige Sparkassen pilotieren derzeit zur<br />

Neukundengewinnung Kontomodelle mit<br />

Vorzugskonditionen beim Grundpreis, die<br />

an Umsatzeingänge geknüpft sind, oder<br />

für beleglose Transaktionen. Hinzu kommt<br />

demnächst ein spezielles Angebot für<br />

Vereine. Bei einigen Sparkassen wird noch<br />

Web-Software für Vereine pilotiert, die der<br />

Mitgliederverwaltung, der Zahlungsverkehrsabwicklung<br />

und der Verwaltung des<br />

Internet-Auftritts dient. Sie soll in einem<br />

Paket mit einem Vereinsgirokonto angeboten<br />

werden. Zudem sind derzeit vorrangig<br />

in Bayern auch Software-Lösungen für<br />

Hausverwaltungen zur Mietkautionskontoverwaltung<br />

ein Thema, die zumeist <strong>als</strong><br />

Zusatzbaustein für das Geschäftsgirokonto<br />

positioniert werden.<br />

Zusatzleistungen<br />

Sogenannte Mehrwertpakete mit bankfremden<br />

Inklusivleistungen wie Rabatte auf<br />

Büroartikel stellen die Produktverantwortlichen<br />

der Sparkassen vor die Frage, ob sie<br />

tatsächlich die erwünschten Wirkungen auf<br />

die Kundenbindung und auf zusätzliche Deckungsbeiträge<br />

haben. Banknahe bzw. mit<br />

dem Girokonto verbundene Produkte wie die<br />

Software S-Firm oder StarMoney Business für<br />

die Finanzverwaltung oder auch Programme<br />

zur elektronischen Rechnungsabwicklung<br />

werfen nicht mehr die Frage nach dem Ob,<br />

sondern nach dem Wie auf. Beantwortet<br />

werden muss dabei, ob der Vertrieb dieser<br />

Anwendungen <strong>als</strong> Teil eines Girokontopakets<br />

oder <strong>als</strong> Einzelprodukt erfolgversprechender<br />

ist. Da die S-Firm-Produkte modular aufgebaut<br />

sind und die Sparkassen dafür fixe, an<br />

der Bilanzsumme gemessene Lizenzabgaben<br />

bezahlen, ist die Einbeziehung des Basisbausteins<br />

in ein Kontomodell ein Weg zur<br />

Steigerung der Attraktivität des Girokontos,<br />

der Vertrieb der darauf aufbauenden Zusatzpakete<br />

durch Electronic-Banking-Berater<br />

dagegen ein Weg zur Ertragssteigerung.<br />

Die Diskussionen im Rahmen des Erfahrungsaustauschs<br />

hatten letztlich zum<br />

Ergebnis, dass Buffet-Preismodelle im<br />

Massengeschäft ein erfolgversprechender<br />

Weg zur Ertragssteigerung sind. Daher<br />

werden die Resultate der nunmehr nach<br />

sechs Jahren wiederholten, auf Conjoint-<br />

Verfahren basierten Marktforschungsstudie<br />

mit Interesse erwartet. Gleiches gilt für das<br />

neue Tool zur Simulation der Präferenzanteile<br />

von Geschäftskunden für bestimmte<br />

Kontomodelle der Sparkassen und der<br />

Konkurrenz. Es erlaubt eine Feinjustierung<br />

der Preispolitik unter Berücksichtigung der<br />

jeweiligen produktpolitischen, aber auch<br />

vertrieblichen Ausgangslage der Sparkassen<br />

in ihrem Marktumfeld.<br />

Zielgruppengerechte Werbung<br />

Branchenspezifische Kontomodelle sind<br />

nach Auffassung vieler Teilnehmer des<br />

Erfahrungsaustauschs Girokonto wegen<br />

zu geringer Differenzierungschancen zum<br />

Standard-Girokonto und zu kleiner Losgrößen<br />

nur für wenige Zielgruppen sinnvoll. Ein pragmatischer<br />

Weg ist vielmehr eine zielgruppengerechte<br />

Bewerbung. Breite Zustimmung gab<br />

es in diesem Kreis dazu, die Sichtbarkeit von<br />

Zusatzangeboten rund um das Girokonto wie<br />

von Electronic Banking, Cash-Management,<br />

Rechnungsservice, elektronische und Terminal-basierte<br />

Kassensysteme oder Business-<br />

Kreditkarten in den Print- und elektronischen<br />

Medien zu erhöhen. Bankfremde Mehrwertleistungen<br />

wie das im Starpac-business-Paket<br />

enthaltene Begrüßungsgeschenk, Rabatte<br />

bei Kooperationspartnern, Web-Visitenkarte<br />

oder Dokumentenarchivierung bieten sich<br />

dagegen in erster Linie für Existenzgründer<br />

und kleinere Betriebe im Rahmen der Neukundengewinnung<br />

an.<br />

Fazit<br />

Um sich im Markt von der Masse abzuheben,<br />

bedarf es allen voran der Entschlossenheit<br />

und des Muts der Entscheider zur<br />

Einführung neuer Kontomodelle mit der<br />

diesem lukrativen Geschäftsfeld gebührenden<br />

Priorität. Zweiter Erfolgsfaktor ist<br />

eine gründliche Analyse der Ausgangslage<br />

und der Auswirkungen neuer Kontomodelle.<br />

Schließlich sind Mitarbeiterkapazitäten<br />

notwendig, um ein sechs- bis<br />

zwölfmonatiges Projekt mit einer überzeugenden,<br />

breiten internen und zielgruppengerechten<br />

externen Kommunikation<br />

durchzuführen.<br />

¯<br />

632 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


Klare Regeln, volle Übersicht und Qualitätsversprechen<br />

FIRMENKUNDENGESCHÄFT<br />

AUTOREN<br />

Frank Dehnke<br />

ist Vorstandsvorsitzender der<br />

Stadtsparkasse Remscheid.<br />

Matthias Meier<br />

war Leiter des Projekts zur<br />

Umstellung der Geschäftssgirokonten<br />

in der Stadtsparkasse.<br />

Umstellung der Geschäftsgirokonten<br />

war für alle ein voller Erfolg<br />

Kann die Attraktivität eines Kontomodells und sein Ertrag gleichzeitig gesteigert werden? Diese Frage hört sich für<br />

viele ähnlich utopisch an wie die vielzitierte eierlegende Wollmilchsau. In Remscheid scheint dies nach der Umstellung<br />

der Geschäftsgirokonten zum 1. Januar 2011 jedoch Realität zu werden. Das abgeschlossene Projekt der<br />

Stadtsparkasse gibt Anregungen und Ideen, wie sie auch andere Institute erfolgreich realisieren können.<br />

Es ist nahezu unumstritten, dass das Girokonto<br />

für die Kunde-Sparkassen-Beziehung<br />

der Dreh- und Angelpunkt ist. Und<br />

dennoch ist es zumeist das Produkt, dem im<br />

Rahmen der laufenden Produktpolitik die<br />

geringste Aufmerksamkeit geschenkt wird.<br />

Das ist deshalb erstaunlich, weil es eine immense<br />

Bedeutung für die Geschäftsverbindung<br />

hat und einen erheblichen Anteil an<br />

den Provisionserlösen auf sich vereint. So<br />

finden sich vielfach historisch gewachsene,<br />

unübersichtliche Preismodelle, deren Überarbeitung<br />

zumeist viele Jahre zurückliegt.<br />

Der Umsetzungsbaukasten der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

hält mit den Ergebnissen<br />

der Projekte „Preis- und Produktoptimierung<br />

bei Privatgiro- und Geschäftsgirokonten“<br />

und „Ausbau Kernkompetenz Konto“ wertvolle<br />

Hilfen parat, die einen erfolgreichen<br />

Abschluss eines Optimierungsprojekts sehr<br />

wahrscheinlich machen. Dabei geht es nicht<br />

darum, an einzelnen Preisschrauben zum<br />

Nachteil der Erlöse „zu drehen“, sondern<br />

darum, ein auf die Kundenbedürfnisse maßgeschneidertes<br />

Kontomodell zu finden, das<br />

auch unter Berücksichtigung der lokalen<br />

Konkurrenten zu bestehen weiß. Dazu müssen<br />

mögliche Preisspielräume ermittelt und<br />

genutzt werden.<br />

Für die Stadtsparkasse Remscheid bedeutete<br />

dies im Ergebnis, ein an den Kundenbedürfnissen<br />

ausgerichtetes Preismodell zu<br />

erarbeiten und den Kunden überzeugend<br />

anzubieten. Dazu musste das über Jahre<br />

gewachsene Preisverzeichnis deutlich vereinfacht<br />

und die Vielzahl unterschiedlicher<br />

Preise in übersichtlichen Preisgruppen zusammengefasst<br />

werden.<br />

Mit der Bestandsumstellung gelang der<br />

Stadtsparkasse schließlich, ihren durchschnittlichen<br />

Provisionsertrag pro Konto zu<br />

erhöhen, ohne Einbußen im Zinskonditionsbeitrag<br />

hinnehmen zu müssen. Auch blieb<br />

eine Kündigungswelle aus. Über neun Monate<br />

nach der Kontenumstellung festigt sich<br />

dieses Bild. Der Projektaufwand hat sich damit<br />

geschäftspolitisch rentiert. Im Rahmen<br />

der Projektarbeit haben sich vor allem fünf<br />

beachtenswerte Punkte herauskristallisiert,<br />

die an dieser Stelle anhand von Fragen thematisiert<br />

werden sollen.<br />

Echte Geschäftskonten<br />

Denken Sie über die monatliche Zinsabrechnung<br />

Ihrer Geschäftskonten nach! Oder wieviel<br />

echte Geschäftsgirokonten haben Sie?<br />

Den ersten Schritt der Projektrealisierung<br />

vollzog die Stadtsparkasse Remscheid am<br />

1. Oktober 2009. Ausgangspunkt waren die<br />

Erfahrungen aus der Beratungspraxis, dass<br />

eine zeitliche Glättung der Zinsbelastung<br />

Transparenz und Kalkulationsgrundlage der<br />

Kunden verbessern und der Sparkasse durch<br />

den Rechnungsabschluss manche Kontoüberziehung<br />

ersparen würde. Diese Umstellung<br />

vollzog sich geräuschlos. Nach der obligatorischen<br />

Änderungskündigung mit<br />

2-Monatsfrist lag die Zahl der Widersprüche<br />

nahe null. Die Medien reagierten auf diese<br />

Ankündigung nicht.<br />

Die Vorarbeiten für diese Änderung gaben<br />

der Sparkasse unmittelbar eine Antwort<br />

auf die Frage, wie viele „echte Geschäftsgirokonten“<br />

sie hat. Voraussetzung für eine<br />

monat liche Zinsbelastung ist die rechtliche<br />

Stellung des Kontoinhabers im Sinne des<br />

Verbraucherschutzes. Nach § 493 Bürgerliches<br />

Gesetzbuch (BGB) empfiehlt sich diese<br />

Form der Abrechnung nämlich ausschließlich<br />

für Gewerbetreibende und Unternehmen<br />

(„echte Geschäftsgirokonten“).<br />

Eine Auswertung der Kundensystematik<br />

brachte eine erste Näherung auf die Frage,<br />

wer in der Vergangenheit ein Geschäftsgirokonto<br />

erhalten hatte. Überraschend war, dass<br />

nur die Hälfte der Konten eindeutig Gewerbetreibende<br />

und Unternehmen zuzuordnen<br />

war. Ein hoher Anteil entfiel auf Privatpersonen.<br />

Daraufhin folgte eine Bereinigung<br />

des Bestands unter Einbeziehung der Beratern.<br />

Der Aufwand pro Kundenberater ist mit<br />

entsprechender zentraler Unterstützung<br />

überschaubar. Die Konten, die Verbrauchern<br />

zugewiesen werden mussten, wurden in ein<br />

neues Privatgirokontomodell für „sonstige<br />

private Zwecke“ überführt und von der weiteren<br />

Projektarbeit ausgenommen. Dies<br />

führte am Ende tatsächlich zu einer Halbierung<br />

des Kontobestands. Als Geschäftsgirokonten<br />

galten beispielsweise Zweitkonten<br />

für die Haushaltsführung, Mietkonten von<br />

Privatpersonen, Konten von Eigentümergemeinschaften<br />

oder im Ruhestand weiter genutzte<br />

Konten, deren Inhaber <strong>als</strong> Verbraucher<br />

zu behandeln sind.<br />

Die maßgeblichen Vorteile einer Kontobereinigung<br />

stellen damit die Möglichkeit<br />

einer monatlichen Zinsabrechnung für die<br />

„echten“ Geschäftsgirokonten und eine<br />

deutlich erhöhte Datenqualität dar. Zudem<br />

profitieren in der Ära von PSD (Payment Services<br />

Directive) und anderer aufsichtsrechtlicher<br />

Regularien auch die Vertriebsmitarbeiter<br />

von einer klaren Unterscheidung<br />

zwischen Verbrauchern und Nichtverbrauchern.<br />

Die wahre Zahlungsbereitschaft<br />

Sichten Sie die DSGV-Projektergebnisse zur<br />

Preis- und Produktoptimierung! Oder wie gut<br />

schätzen wir unsere Kunden ein?<br />

Bei der Neugestaltung eines Preismodells<br />

stellt sich die Frage, wie es attraktiv gemacht<br />

werden kann, indem das von den Kunden <strong>als</strong><br />

„richtig“ empfundene Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

getroffen wird. In der Vergangenheit<br />

entschied die Sparkasse in der Regel auf Basis<br />

eigener Plausibilitäts überlegungen, ohne<br />

jedoch konkret zu wissen, was die Kunden<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

633


FIRMENKUNDENGESCHÄFT<br />

ABBILDUNG 1<br />

Marktsimulation: Attraktivität der Geschäftsgirokonten<br />

¯<br />

eigentlich wollten. So zeigte sich im Verlauf<br />

des Projekts, dass Modelle, die für die Sparkasse<br />

annehmbar waren und zugleich <strong>als</strong> ein<br />

Optimum für die Kunden betrachtet wurden,<br />

nur einen Bruchteil möglicher Handlungsoptionen<br />

bildeten oder sogar gänzlich ins Leere<br />

liefen. Daher sollte das eigene Entscheidungsverhalten<br />

niem<strong>als</strong> zum Maßstab für die<br />

Mehrheit der Kunden gemacht werden. Denn<br />

die Kunden sind durchaus bereit, einen höheren<br />

Preis für erlebte Qualität zu zahlen, <strong>als</strong><br />

es die Entscheider einer Sparkasse üblicherweise<br />

annehmen.<br />

Wie aber sollte die Preisbereitschaft der<br />

Kunden repräsentativ ermittelt werden?<br />

Dafür setzt die Sparkassen-Finanzgruppe<br />

bereits seit 1999 das Preismanagement-System<br />

„VALUE • PRICER“ der renommierten TNS<br />

Infratest Finanzforschung ein. Dieser umfassende<br />

marktforschungsbasierte Ansatz hat<br />

sich in der kreditwirtschaftlichen Praxis national<br />

wie international vielfach bewährt.<br />

Kernstück des VALUE • PRICER ist eine Befragungsmethode,<br />

die zur Familie der Conjoint-Analysen<br />

gehört. Die Methode ist sehr<br />

komplex, liefert jedoch unmittelbar praxisbezogene<br />

Ergebnisse und weist eine überzeugende<br />

empirische Validität auf. Dieses<br />

Preismanagement-System hat auch für die<br />

Stadtsparkasse Remscheid überzeugende<br />

Ergebnisse geliefert. Zusammen mit dem<br />

Sparkassenverband Baden-Württemberg<br />

(SVBW) optimierte die Sparkasse damit das<br />

bestehende Geschäftsgirokontomodell unter<br />

Berücksichtigung des lokalen Marktumfelds.<br />

Als Vorbild dienten dabei mehr <strong>als</strong><br />

20 Sparkassen, die bereits erfolgreich ein<br />

VALUE • PRICER-Projekt mit ähnlicher Ausrichtung<br />

durchgeführt hatten. Die Kosten<br />

dafür waren im Vergleich zu den üblichen<br />

Honoraren externer Beratungsgesellschaften<br />

eher gering.<br />

In der Folge wurde das bisherige Nutzungsverhalten<br />

der Geschäftsgiro-Kundschaft<br />

ausgewertet, um die Frage zu beantworten,<br />

welche Stückzahlen im Mittel auf die<br />

einzelnen Leistungen entfallen. In Kombination<br />

mit den Erkenntnissen aus der VALUE •<br />

PRICER-Studie konnten unter Einbeziehung<br />

des lokalen Markts verschiedene Preismodelle<br />

in ihrer Ertrags- und Attraktivitätswirkung<br />

simuliert werden.<br />

Da ein Bestandteil des neuen Kontomodells<br />

ein Pauschalpreis für ein bestimmtes<br />

Leistungspaket sein sollte, war eine Maßgabe<br />

für die Festlegung des Kontopreises, dass ein<br />

hoher Anteil der Kundschaft nicht mehr <strong>als</strong><br />

das Pauschalpaket benötigt. Leistungen, die<br />

über das Pauschalpaket wegen ihrer Art oder<br />

ihrer Anzahl hinausgehen, werden dann einzeln<br />

abgerechnet. Diese Kontokonzeption ist<br />

in der Sparkassen-Finanzgruppe auch unter<br />

dem Stichwort „Buffet-Modell“ bekannt.<br />

Der Kunde erhält dann einen Rechnungsabschluss,<br />

in dem alle in Anspruch genommenen<br />

Einzelleistungen übersichtlich aufgelistet<br />

sind. Für die Mehrzahl der Kunden ist<br />

der Umfang des Leistungspakets aber ausreichend,<br />

sodass sie nur den Pauschalpreis<br />

zahlen müssen. Dies trägt neben der Marke<br />

Sparkasse wesentlich zur Attraktivität des<br />

Kontomodells bei. Die Überarbeitung der<br />

bisherigen Preise und die Zusammenfassung<br />

von Preisen zu einheitlichen Leistungsgruppen<br />

haben darüber hinaus deutlich zur<br />

Straffung des Preisverzeichnisses beigetragen,<br />

das damit sowohl für Kunden <strong>als</strong> auch<br />

Mitarbeiter übersichtlicher und einfacher<br />

geworden ist.<br />

Vor der Umstellung der Konten erstellte<br />

die Stadtsparkasse Remscheid Simulationslisten,<br />

anhand der die Berater ablesen konnten,<br />

wie sich der monatliche Kontopreis eines<br />

Kunden voraussichtlich verändern wird. Auf<br />

dieser Grundlage konnte ein Kunde bei Bedarf<br />

individuell beraten werden. Natürlich<br />

wurden auch die Fälle in Augenschein genommen,<br />

in denen Kunden Bonus-Konditionen<br />

erhielten, weil sie ihr Girokonto überdurchschnittlich<br />

nutzten oder dies unter<br />

einer ganzheitlichen Betrachtung der Geschäftsverbindung<br />

angemessen war. Diese<br />

Analyse führte in der Regel zu weiteren interessanten<br />

Erkenntnissen.<br />

Sonderkonditionen<br />

Berücksichtigen Sie die OSPlus-Möglichkeiten<br />

zum Umgang mit Sonderkonditionären! Oder<br />

wie gut erinnert sich ein Kunde an seine Giro-<br />

Sonderkonditionen?<br />

Die Kontenanalyse ergab ferner eine<br />

mangelnde Transparenz der Sonderkonditionen,<br />

die Kunden auf ihr Geschäftsgirokonto<br />

erhalten haben. In manchen Altfällen waren<br />

dazu auch keine Abreden dokumentiert. Dies<br />

führt üblicherweise dazu, dass nach einiger<br />

Zeit weder dem Kunde bewusst ist, dass er<br />

besonders behandelt wird, noch dem Kundenberater.<br />

Dies gilt auch für den Rechnungsabschluss.<br />

Der Ausweis eines vergünstigten<br />

Preises, etwa von 10 statt 15 Cent,<br />

wird dann <strong>als</strong> normal registriert. Mangels<br />

eines Vergleichs gerät der eigentliche Normalpreis<br />

in Vergessenheit. Von dieser Art der<br />

Bonus-Kondition hat die Sparkasse keinerlei<br />

Vorteil. Und selbst der Kunde kann sich seiner<br />

Sonderrolle nicht erfreuen. Erst der<br />

Preisvergleich macht ihm das bewusst.<br />

Kontentechnisch ist es mit OSPlus inzwischen<br />

möglich, einen festen prozentualen<br />

Nachlass zu hinterlegen. Dies hat bei Zahlungsverkehrsleistungen<br />

zur Folge, dass sie<br />

im Rechnungsabschluss mit Normalkonditionen<br />

bepreist und ausgewiesen werden.<br />

Auf die Gesamtsumme der Leistungen erhält<br />

der Kunde dann eine prozentuale Gutschrift.<br />

Somit wird dem Kunden Monat für Monat in<br />

Euro und Cent vor Augen geführt, dass er<br />

eine Sonderbehandlung erfährt.<br />

Im Rahmen der Kontenumstellung bereinigte<br />

die Stadtsparkasse Remscheid umfassend<br />

die Sonderkonditionen. In einem standardisierten<br />

Prozess erhält der Kunde nun<br />

eine schriftliche Zusage über einen Nachlass<br />

in Höhe von x % für einen Zeitraum von ein<br />

634 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


FIRMENKUNDENGESCHÄFT<br />

bis zwei Jahren. Nach Ablauf dieser Frist<br />

muss über die Verlängerung der Sonderkondition<br />

entschieden werden. Dieses für Kunden<br />

und Berater klare Verfahren bietet der<br />

Sparkasse erhebliche prozessuale wie vertriebliche<br />

Vorteile.<br />

Vereine <strong>als</strong> Kunden<br />

Prüfen Sie vorab ein Vereinskonto! Oder wie<br />

deutlich ist Ihr Marktauftritt <strong>als</strong> Förderer des<br />

Vereinswesens?<br />

Im Verlauf des Projekts setzte sich die<br />

Stadtsparkasse Remscheid auch intensiver<br />

mit der Zielgruppe der Vereine auseinander,<br />

die vielfach Geschäftsgirokonten geführt<br />

hatten. Sparkassen verfügen gemeinhin über<br />

eine enge Bindung zum Vereinswesen, sei es<br />

nun über Stiftungen oder Sponsoring-Maßnahmen.<br />

Oftm<strong>als</strong> ist die Sparkasse getreu<br />

dem Motto „Hand in Hand mit dem Ehrenamt“<br />

der größte Förderer von Vereinen vor<br />

Ort. Neben Vereinen spielen hier auch Schulund<br />

Klassenkonten oder Spendensammelkonten<br />

und Konten von Kirchen und Parteien<br />

eine Rolle, die oftm<strong>als</strong> eine Sonderbehandlung<br />

erfahren.<br />

Soweit noch nicht geschehen empfiehlt<br />

es sich, der geschäftspolitischen Sonderstellung<br />

dieser Zielgruppen auch Ausdruck mithilfe<br />

eines eigenen Kontomodells und einem<br />

eigenen Werbeauftritt zu verleihen. Die<br />

Stadtsparkasse Remscheid stellt seit 1. Oktober<br />

2011 das pauschalierte Leis tungspaket<br />

des Geschäftsgirokontos zu einem deutlich<br />

vergünstigten Preis zur Verfügung. Sie führt<br />

keine Konten mehr pauschal kostenfrei. In<br />

bestimmten Fällen fördert sie Gruppen durch<br />

einen prozentualen Nachlass. Das unstandardisierte<br />

Einzelfallverfahren der Vergangenheit<br />

(„Gießkannenprinzip“) ist damit<br />

durch ein Verfahren und ein Kontomodell<br />

abgelöst worden, das auch über die Produktdifferenzierung<br />

klar erkennbar in den<br />

Marktauftritt integriert ist. Anhand der Funktion<br />

des prozentualen Nachlasses sieht der<br />

Kunde sehr klar, wie stark die Sparkasse ihn<br />

unterstützt.<br />

Richtige Argumentation<br />

Berücksichtigen Sie den Veränderungsbeschleuniger<br />

der internen Kommunikation!<br />

Oder wie klar können wir einen fairen Preis für<br />

eine Top-Leistung argumentativ begründen?<br />

„Betroffene zu Beteiligten machen“ ist<br />

eine geläufige Phrase, die nahezu jeder, der<br />

sich mit betrieblichen Veränderungsprozessen<br />

beschäftigt, sofort <strong>als</strong> einen Erfolgsfaktor<br />

nennen kann. Natürlich sind etwa Produktneuerungen<br />

mit Überleitungen von Bestandskunden<br />

auf diese neuen Produkte<br />

nichts anderes <strong>als</strong> betriebliche Veränderungsprozesse,<br />

die nicht per Knopfdruck<br />

zum Erfolg geführt werden können. Daher<br />

herrschte auch bereits zu Projektbeginn<br />

Konsens darüber, dass es nicht ausreichend<br />

ist, eine Mitteilung zu verfassen, in der alle<br />

Veränderungen bekanntgegeben werden,<br />

und ansonsten nichts zu unternehmen. Denn<br />

bei einer derart umfangreichen Produkt- und<br />

Preisoptimierung hängt es maßgeblich von<br />

der Einstellung der Mitarbeiter ab, ob das<br />

Projekt letztlich ein Erfolg wird. Wenn die<br />

Kunden für diese Leistung auch mehr zahlen<br />

müssen, sind die Mitarbeiter gefordert, sie<br />

ihnen auch gut zu „verkaufen“. Dafür reichen<br />

allein das Wissen um die Veränderungen und<br />

um die Attraktivität der Marke Sparkasse<br />

nicht aus. Wichtig ist dabei auch das Argumentationsrepertoire<br />

und die Beratungskompetenz<br />

in Sachen Preis und Leistung.<br />

Allein über Preissenkungen zu verkaufen ist<br />

bekanntlich kein Problem. Doch für Sparkassen<br />

hat das Zusammenspiel von hoher Qualität<br />

und einem fairen Preis betriebswirtschaftlich<br />

großes Gewicht. Denn der faire<br />

Preis ist naturgemäß nicht gerade der billigste<br />

Preis am Markt.<br />

Vor diesem Hintergrund wurden sowohl<br />

Vertriebs- <strong>als</strong> auch Stabsmitarbeiter im Rahmen<br />

von halbtägigen Schulungen (Markt)<br />

oder zweistündigen Intensiv-Workshops<br />

(Stab) in Zusammenarbeit mit dem SVBW auf<br />

die anstehenden Veränderungen vorbereitet<br />

und für das Thema „Preis und Marke“ wiederholt<br />

sensibilisiert. Thematisiert wurde auch,<br />

wie mit Kundeneinwänden in der Freizeit<br />

umgegangen werden kann. Nicht zuletzt mit<br />

Blick auf die sozialen Netzwerke, in denen sich<br />

Mitarbeiter und Kunden bewegen, liegt es<br />

nahe, alle Mitarbeiter mit solchen Produktfragen<br />

vertraut zu machen, um intern den Vertrieb<br />

bestens zu unterstützen. Die Sparkassenmitarbeiter<br />

sollten eine gemeinsame<br />

Sprache sprechen. Denn die Stellungnahme<br />

etwa eines in einem Verein engagierten<br />

Stabsmitarbeiters in seiner Freizeit kann für<br />

Kunden sehr viel mehr Gewicht haben <strong>als</strong><br />

vergleichbare Aussagen von Beratern. Zumindest<br />

sollte ein Mitarbeiter in Diskussionen mit<br />

Kunden außerhalb der Sparkasse bei Einwänden<br />

oder Bedenken ihn an seinen zuständigen<br />

Berater verweisen. Einfache Überleitungsmuster<br />

waren daher Bestandteil jedes<br />

Intensiv-Workshops. Die abschließende Auswertung<br />

der Reaktionen auf die Schulung hat<br />

gezeigt, dass die Mitarbeiter die Gesamtmaßnahme<br />

sehr befürworteten.<br />

Fazit<br />

Eine wichtige Erkenntnis aus der Kontenumstellung<br />

ist, dass es nicht mehr ausreicht,<br />

etwa nur alle fünf bis zehn Jahre<br />

über eine Kontomodellanpassung nachzudenken.<br />

Ein Kernprodukt wie das Geschäftsgiro<br />

konto erfordert vielmehr ein<br />

fortlaufendes Bestands- und Ergebniscontrolling<br />

mit regelmäßigen Kontomodellüberprüfungen.<br />

Darum setzte die Sparkasse<br />

eine IT-Anwendung ein, die dies für die<br />

Zukunft sicherstellt. Niemand versteht dies<br />

in der Konsequenz besser <strong>als</strong> die Geschäftskunden<br />

mit ihrem eigenen Produktportfolio.<br />

Daher empfiehlt es sich, größere<br />

Maßnahmen zur Preis- und Produktoptimierung<br />

von Girokonten zunächst an Geschäftsgirokonten<br />

vorzunehmen, bevor<br />

dies mit Privatgirokonten gemacht wird.<br />

Auch hier bietet der VALUE • PRICER fundierte<br />

Ansatzpunkte.<br />

Ein geschäftspolitisches Anliegen muss<br />

in jedem Fall sein, versprochene Qualität<br />

und Leistungsmerkmale für den Kunden<br />

erlebbar zu machen. Nur das legitimiert<br />

auch einen entsprechenden Preis. Serviceversprechen,<br />

die in Remscheid die Kontenumstellung<br />

flankierten, empfehlen sich<br />

dafür. Sie garantieren dem Kunden schriftlich<br />

eine feststehende Geldzahlung, wenn<br />

eines dieser Versprechen nicht eingehalten<br />

wird, beispielsweise eine Zahlung von<br />

5 Euro, wenn der Kunde nicht binnen eines<br />

Tages eine Antwort auf seine Anfrage erhält<br />

(Antwortversprechen). Zu einer solch qualitätsbewussten<br />

Geschäftspolitik gehört<br />

weiter, dass das Sparkassen-Finanzkonzept<br />

Grundlage der Beratung ist.<br />

Insgesamt gesehen war die Umstellung<br />

des Gesamtbestands der Geschäftsgirokonten<br />

zum 1. Januar 2011 ein voller Erfolg.<br />

Die Kunden verfügen nun über ein<br />

einfaches, attraktives übersichtliches Kontomodell<br />

mit einer monat lichen Zins- und<br />

Entgeltabrechnung. Die Sparkasse erschließt<br />

sich Preisspielräume und erwirtschaftet<br />

höhere Erträge. Dabei bleibt das<br />

Preis-Leistungsverhältnis fair und marktgerecht.<br />

Die Projektkosten werden sich<br />

bereits im ersten Jahr amor tisieren. ¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

635


FIRMENKUNDENGESCHÄFT<br />

AUTORIN<br />

Christiane Bauer<br />

ist Abteilungsdirektorin beim<br />

Deutschen Sparkassen- und<br />

Giroverband (DSGV) in Berlin.<br />

Asymetrische Marktentwicklung von Angebot und Nachfrage<br />

Viele Mezzanine-Finanzierungen<br />

laufen in den nächsten Jahren aus<br />

Mittelständische Unternehmen haben in den Jahren 2004 bis 2007 in verstärktem Maß Standard-Mezzanine-Finanzierungen<br />

getätigt, die im Durchschnitt eine Laufzeit von sieben Jahren haben. Die ersten Verträge sind damit bereits<br />

in diesem Jahr ausgelaufen und erforderten Anschlussfinanzierungen. Manches Unternehmen, das sich dam<strong>als</strong> über<br />

Mezzanine finanziert hat, ist dadurch vor Probleme gestellt worden oder wird in nächster Zeit damit kämpfen.<br />

Verschiedene Emittenten, darunter<br />

auch Landes ban ken, hatten in den<br />

Jahren 2004 bis 2007 diverse verbriefte<br />

Mezzanine-Programme (PREPS&Co.) im<br />

Gesamtvolumen von rund 5 Mrd. Euro mit<br />

in der Regel siebenjähriger Laufzeit aufgelegt,<br />

die seit Mitte 2011 zur Rückzahlung<br />

fällig sind. Zeichner der im Durchschnitt etwa<br />

6 Mio. Euro umfangreichen Einzeltranchen<br />

sind in der Regel größere mittelständische<br />

Unternehmen. Zusätzlich wurden in diesem<br />

Zeitraum auch diverse verbriefte Schuldscheinprogramme<br />

am Markt platziert, über<br />

deren Gesamtvolumen jedoch kein Überblick<br />

besteht. Schätzungen gehen von einem<br />

Gesamtvolumen an Mezzanine-Progammen<br />

und Schuldscheinen in Höhe von 10 bis<br />

11 Mrd. Euro aus.<br />

Infolge des Zusammenbruchs des Verbriefungsmarkts<br />

im Zuge der Finanzkrise<br />

sind keine neuen oder Anschlussprogramme<br />

aufgelegt worden. Etwa die Hälfte der<br />

Unternehmen werden nach Marktschätzungen<br />

nicht in der Lage sein, das Kapital<br />

ABBILDUNG 1<br />

bei Fälligkeit zurückzuführen. Sie benötigen<br />

daher Anschlussfinanzierungen. Der jüngste<br />

wirtschaftliche Aufschwung und ein nach<br />

derzeitigen Er kenntnissen praktisch nicht<br />

feststellbarer Eigenkapitalverzehr 1 , könnte<br />

jedoch diese Prognose relativieren.<br />

Um einen Überblick zu erhalten, inwieweit<br />

Kunden der Sparkassen und Landesbanken<br />

von Fälligkeiten betroffen sind, führte der<br />

Deutsche Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) im Juli/August 2010 eine Befragung<br />

bei den Instituten durch.<br />

Sparkassenumfrage<br />

Die Beteiligung war mit Rückläufen von 261<br />

Sparkassen, die 73 % der Bilanzsumme<br />

aller Sparkassen repräsentieren, und fünf<br />

Landesbanken hoch. Die wesentlichen Ergebnisse<br />

sind:<br />

> 55 % der beteiligten Häuser haben Firmenkunden,<br />

die Mezzanine-Programme<br />

gezeichnet haben, in ihrem Portfolio. Im<br />

Durchschnitt vergaben sie 4,6 Mio. Euro<br />

pro Kunde.<br />

Fälligkeiten der Mezzanine-Programme betreffen auch Sparkassen<br />

> Allein bei den Sparkassen repräsentieren<br />

diese gut 460 Kunden ein Mezzanine-<br />

Volumen von rund 2 (hochgerechnet 2,9) 2<br />

Mrd. Euro. Bei Landesbanken beläuft sich<br />

das Volumen auf etwa 1,6 Mrd. Euro 3 . Dazu<br />

kommt ein Volumen an verbrieften Schuldscheindarlehen<br />

(SSD) in Höhe von 1,4 Mrd.<br />

Euro. Dazu machten die Landesbanken<br />

keine Angaben.<br />

> 1,75 Mrd. Euro der von Sparkassenkunden<br />

gezeichneten Mezzanine-Programme<br />

wurden von Wettbewerbern (HVB, Deutsche<br />

Bank, Commerzbank etc.) emittiert.<br />

Rund 250 Mio. Euro stam men von Landesbanken.<br />

Übernommene Schuldscheindarlehen<br />

in Höhe von 900 Mio. Euro hatten<br />

Wettbewerber ausgegeben, 500 Mio. Euro<br />

Landesbanken.<br />

> Die größten der seit Mitte 2011 fälligen<br />

Mezzanine-Volumina finden sich bei Sparkassen<br />

in Nordrhein-Westfalen, Baden-<br />

Württemberg und Bayern.<br />

> Bei mehr <strong>als</strong> 50 % der Mezzanine-Kunden<br />

bezeich nen sich die Sparkassen <strong>als</strong><br />

Hauptbankverbindung. Das entspricht fast<br />

1 Mrd. Euro des Finanzierungsvolumens.<br />

Diese Angaben machen nachvollziehbar,<br />

dass die befragten Sparkassen Kreditforderungen<br />

an diese über 460 Kunden, die Mezzanine-<br />

oder Schuldscheinfinanzierungen<br />

1 Die Aussage basiert auf EBIL-Auswertungen des<br />

DSGV von 39 000 Bilanzen des Jahres 2009 und gilt<br />

für den Durchschnitt der Unternehmen.<br />

2 Die Hochrechnung ist statistisch korrekt auf alle<br />

Sparkassen vorgenommen worden. Da jedoch zu<br />

vermuten ist, dass die Mezzanine-Fälligkeiten überwiegend<br />

bei den teilnehmenden Instituten liegen<br />

und sich die größeren Sparkassen zu einem hohen<br />

Prozentsatz beteiligt haben, dürfte der „wahre“<br />

Wert irgendwo zwischen real ermitteltem und hochgerechnetem<br />

Wert liegen. Ebenfalls statistisch berücksichtigt<br />

sind Mehrfach-Kontoverbindungen<br />

von Unternehmen zu verschiedenen Instituten.<br />

3 Nur fünf Landesbanken haben an der Umfrage<br />

teilgenommen.<br />

636 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


FIRMENKUNDENGESCHÄFT<br />

in Anspruch genommen haben, in Höhe von<br />

2,1 (auf alle Sparkassen hochgerechnet 3,7)<br />

Mrd. Euro haben. 168 Kunden oder entsprechend<br />

rund 720 Mio. Euro Volumen davon<br />

weisen eine Rating-Klasse von über 8 vor.<br />

Je Kunde betragen die Kreditforderungen<br />

durchschnittlich 4,6 Mio. Euro. Bei einem<br />

Schei tern von Anschlussfinanzierungen fälliger<br />

Mezzanine-Tranchen wären damit auch<br />

eigene Kredite gefährdet.<br />

Einen Anschlussfinanzierungsbedarf<br />

haben voraussichtlich rund 200 Kunden. Der<br />

Mittelbedarf wird auf insgesamt etwa 700<br />

(hochgerechnet 1 200) Mio. Euro geschätzt.<br />

Auf allein 80 Kunden in Rating-Klassen über<br />

8 entfallen davon rund 300 (520) Mio. Euro.<br />

Je Kunde beträgt der Bedarf durchschnittlich<br />

3,5 Mio. Euro.<br />

Sparkassen sehen dabei sowohl einen<br />

Fremd- <strong>als</strong> auch Eigenkapitalfinanzierungsbedarf<br />

dieser Unternehmen. Bei knapp 120<br />

Kunden rechnen die Sparkassen mit einem<br />

Eigenkapitalfinanzierungsbedarf von 320<br />

(550) Mio. Euro. Das durchschnittliche Volumen<br />

beträgt 2,7 Mio. Euro je Kunde. Nicht<br />

unerwartet liegt dieser Bedarf mit etwa 180<br />

(320) Mio. Euro bei über 50 Kunden im Bereich<br />

der schlechteren Bonitäten. Zudem bezifferten<br />

die an der Umfrage teilnehmenden<br />

Sparkassen den Bedarf an Ko-Investments<br />

(regional oder überregional) zur Risikoteilung<br />

für Eigenkapitalfinanzierungen für<br />

gut 70 Kunden auf etwa 210 Mio. Euro.<br />

Die Ergebnisse der Umfrage hat eine Arbeitsgruppe<br />

„Eigenkapital“ beim DSGV ausgewertet,<br />

die in dieser Entwicklung kritische<br />

wie auch geschäftspolitisch interessante<br />

Aspekte sieht. Kritisch ist ihr Urteil in den<br />

Fällen, in denen eine An schluss finanzierung<br />

gefährdet ist. Andererseits sieht sie auch<br />

eine Chance für Akquisitionen von Kunden<br />

guter Bonität. An schlussfinanzierungen<br />

auslaufender Schuldscheine mit Fremdkapital<br />

werden im Prinzip <strong>als</strong> eher nicht<br />

problematisch eingestuft. In Einzelfällen<br />

kann es angesichts einer möglicherweise<br />

veränderten, negativen Bilanzsituation teilweise<br />

auch erforderlich werden, Eigenkapitalfinanzierungen<br />

vorzunehmen. In etlichen<br />

Fällen dürften im Rahmen der Anschlussfinanzierung<br />

Eigenkapital oder (Individual-)<br />

Mezzanine benötigt werden. Grundsätzlich<br />

stehen in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

entsprechende Produktangebote zur Verfügung.<br />

Allerdings sind die wenigsten Beteiligungsgesellschaften<br />

der Gruppe in der<br />

Lage, größere Einzelrisiken zu übernehmen.<br />

Daher äußerten etliche Sparkassen auch,<br />

Bedarf nach Ko-Finanzierungen zu haben.<br />

Diese Situation hat am Markt für Unternehmenskredite<br />

offensichtlich bereits dazu<br />

geführt, dass vor allem Privatbanken Unternehmen<br />

guter Bonität verstärkt Offerten für<br />

Anschlussfinanzierungen machen oder sie<br />

damit zu akquirieren versuchen. Unternehmen<br />

mit mittlerer Bonität, die keine Angebote<br />

erhalten, aber auch Kreditkunden von<br />

Sparkassen sind, könnten dadurch in eine<br />

kritische Finanzierungssituation geraten.<br />

Zudem ist an mögliche Reputationsschäden<br />

aufgrund einer Verweigerung der Anschlussfinanzierung<br />

zu denken.<br />

In ihrem eigenen Interesse sollten Sparkassen<br />

daher Finanzierungsmöglichkeiten<br />

für diese Firmen prüfen. Anschlussfinanzierungen<br />

fälliger Programm-Mezzanine<br />

sind zwar kein generelles flächendeckendes<br />

Problem, in Fällen größerer Eigenkapitaltranchen<br />

aber kann es ratsam sein, im regionalen<br />

Verbund sicherzustellen, dass eine Finanzierung<br />

etwa durch Ko-Investments oder<br />

Kooperationen möglich ist.<br />

Ergebnisse der PWC-Studie<br />

Eine im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

durchgeführte Studie von<br />

PriceWaterhouseCoopers 4 kommt zu dem<br />

Schluss, dass von den Unternehmen, die eine<br />

Anschlussfinanzierung benötigen,<br />

> 35 bis 45 % keine Probleme haben werden,<br />

da sie über genügend Liquidität bzw. ein<br />

ausreichendes Finanzierungsangebot<br />

verfügen.<br />

> 45 bis 55 % wirtschaftlich grundsätzlich<br />

hinreichend stabil sind, sie aber Eigenkapital<br />

benötigen, ohne dass klar ist, ob sie<br />

die erforderlichen Mittel angesichts der<br />

aktuellen Angebotstruktur finden werden,<br />

> 5 bis 15 % sogenannte Problemengagements<br />

mit hohem Insolvenzrisiko sind.<br />

Die Überprüfung der Unternehmensangaben<br />

ergab zudem, dass einige der befragten<br />

Unternehmen ihre Situation weniger kritisch<br />

sehen, <strong>als</strong> es ihre Zahlen zulassen. Grundsätzlich<br />

aber sieht PWC kein strukturelles<br />

Marktversagen. Entsprechende Finanzierungsangebote<br />

seien auch im Eigenkapitalbereich<br />

am Markt vorhanden. Allerdings<br />

erkennen auch die Unternehmensberater die<br />

typische Marktasymmetrie, dass Angebote<br />

überwiegend bonitätsstarken Unternehmen<br />

gemacht würden, Nachfrage aber tendenziell<br />

von bonitätsschwächeren Unternehmen zu<br />

erwarten sei. Investorenerwartungen, aber<br />

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Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

637


FIRMENKUNDENGESCHÄFT<br />

ABBILDUNG 2<br />

Kreditforderungen<br />

geworben. Inzwischen hat das Ministerium<br />

informiert, dass in Ko-Investition mit den<br />

MBGen unter bestimmten Voraussetzungen<br />

auch Anschlussfinanzierungen von verbrieften<br />

Mezzanine-Programmen möglich sind.<br />

Der DSGV informiert die Institute separat per<br />

Rundschreiben.<br />

ABBILDUNG 3<br />

Eigenkapitalbedarf für Anschlussfinanzierungen<br />

ABBILDUNG 4<br />

Ziele und Zielgruppen der neuen Investitionsplattform<br />

auch eigenkapitalwirksame Angebote förderten<br />

daher ein risikoselektives Vorgehen<br />

der Anbieter.<br />

Der Wegfall von Standard-Mezzanine-<br />

Finanzierungen, betont die PWC-Studie,<br />

würde die Kapitalkosten der Unternehmen<br />

tendenziell erhöhen. Sie empfiehlt daher<br />

dem Bundeswirtschaftsministerium die Prüfung<br />

einer Förderung eigenkapitalwirksamer<br />

Angebote mit risikoadäquater Verzinsung im<br />

Kontext bestehender Angebote.<br />

In diesem Zusammenhang rät sie zudem<br />

auch die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften<br />

(MBG) der Länder mit einzubeziehen.<br />

Der DSGV hat dies aufgegriffen<br />

und gemeinsam mit Wirtschaftverbänden<br />

beim Bundesminister für Finanzen für eine<br />

Anpassung der Finanzierungsbedingungen<br />

Ausblick<br />

Im Hinblick auf die Fälligkeiten der Mezzanine-Tranchen<br />

bis 2014 ist ein intensiver Dialog<br />

mit den entsprechenden Unternehmen<br />

wichtig. Dabei besteht die Gelegenheit bzw.<br />

auch die Erfordernis, über eine ganzheitliche<br />

Analyse und Neustrukturierung der Passivseite<br />

die Unternehmensfinanzierung auf eine<br />

zukunftsfähige Basis zu stellen. Sparkassen<br />

können sich auch auf diese Weise <strong>als</strong> Finanzierungspartner<br />

Nummer 1 des Mittelstands<br />

profilieren. Das gilt nicht nur für Kunden der<br />

Sparkassen. Dabei bieten sich Sparkassen<br />

auch interessante Akquisi tionsansätze, über<br />

fällige Finanzierungen mit Unternehmen<br />

vertretbarer Bonität in ihren Regionen in<br />

Kontakt zu kommen, indem sie ihnen ein<br />

entsprechend interessantes Beratungs- und<br />

Finanzierungsangebot machen.<br />

Ein geeignetes Eigenkapitalangebot<br />

sollte vorhanden sein. Wenn eine Sparkasse<br />

selbst darüber nicht verfügt, gibt es in jeder<br />

Region Anbieter der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

bzw. Partner für Ko-Investments,<br />

falls im Einzelfall das erforderliche Finanzierungsvolumen<br />

die Risikotragfähigkeit<br />

eines Instituts übersteigt. Um unabhängig<br />

vom Finanzierungsanlass die Kapit<strong>als</strong>uche<br />

bzw. das Finden von Kooperationspartnern<br />

zu erleichtern, wird die auf Initiative der<br />

Arbeitsgruppe „Eigenkapital“ beim DSGV<br />

entwickelte Internet-basierte „Investitionsplattform<br />

Eigenkapital“ im November 2011<br />

online gehen.<br />

Damit wird eine Erweiterung des im<br />

letzten Jahr entwickelten Port<strong>als</strong> sparkasse.<br />

de/eigenkapital-mittelstand.de geschaffen.<br />

Auch interessierte Unternehmen sollen<br />

hier einen Eigenkapitalpartner in der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe finden können.<br />

Damit wird erstm<strong>als</strong> ein Überblick über das<br />

Angebot der Gruppe geschaffen, die dazu<br />

beitragen kann, die öffentliche Kompetenzvermutung<br />

gegenüber Sparkassen in der<br />

Eigenkapitalfinanzierung zu stärken. ¯<br />

4 Quelle: PWC-Studie „Fälligkeit Standard-Mezzanin“,<br />

1/2011<br />

638 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


AUTORIN<br />

VERTRIEB<br />

Barbara Sonnenberg<br />

ist Leiterin der Westfälisch-<br />

Lippischen Sparkassenakademie<br />

in Münster.<br />

Ein Beitrag der Personalentwicklung zum Zukunftsmodell Sparkasse<br />

Umqualifizierungsprogramm<br />

„Starker Start in den Markt“<br />

Damit sich die westfälisch-lippischen Sparkassen künftig noch stärker auf den Markt konzentrieren können <strong>als</strong><br />

bisher, hat sich die Akademie des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe das Ziel gesetzt, den Vertriebsprozess mit<br />

neuen Instrumenten zur Personalentwicklung, passgenauen Maßnahmen und organisatorischen Veränderungen<br />

zu unterstützen. Entstanden ist daraus das Fortbildungskonzept „Fokus Vertrieb“. Damit schlug die Westfälisch-<br />

Lippische Sparkassenakademie einen neuen Weg ein, der großen Anklang bei den Sparkassen findet. Seitdem wird<br />

„Fokus Vertrieb“ kontinuierlich weiterentwickelt. Berücksichtigt wurden dabei unter anderem auch die öffentliche<br />

Diskussion über fehlende Beratungsprotokolle und negative Testkaufergebnisse.<br />

Die im Kontext von „Fokus Vertrieb“ konzipierten<br />

und realisierten Maßnahmen<br />

betrafen zum einen eine partielle Restrukturierung<br />

des Akademieaufbaus. Zum anderen<br />

erforderten sie eine Überarbeitung und den<br />

Ausbau des Fortbildungsangebots. Neben<br />

neuen vertrieblichen Foren, Seminaren, Trainings<br />

und Coachings entwickelte die Akademie<br />

auch das Umqualifizierungsprogramm<br />

„Starker Start in den Markt“. Den Anstoß dazu<br />

gab das Projekt „Zukunftsmodell Sparkasse“.<br />

„Starker Start in den Markt“ richtet sich an<br />

Institute, die planen, Mitarbeiter in marktfernen<br />

Bereichen abzubauen und gleichzeitig<br />

den Vertrieb zu stärken. Diese Umstrukturierungen<br />

sind vor allem dann erfolgreich, wenn<br />

die Mitarbeiter die Chance erhalten, sich<br />

praxisnah für Service- und Vertriebsaufgaben<br />

umschulen zu lassen. Damit eröffnen sich für<br />

die Beschäftigten neue, motivierende berufliche<br />

Perspektiven. Sparkassen werden dabei<br />

Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie ihre personellen<br />

Probleme lösen können. Insofern kann<br />

das Umqualifizierungsprogramm auch <strong>als</strong><br />

„doppeltes Chancenprogramm“ bezeichnet<br />

werden, das den Betroffenen eine berufliche<br />

Neuorientierung in der Sparkasse ermöglicht,<br />

zugleich aber auch Sparkassen die oft<br />

langjährigen Erfahrungen und das Wissen<br />

dieser Mitarbeiter erhält.<br />

Qualifizierungsanforderungen<br />

Welche Philosophie steckt nun hinter<br />

dem Konzepts „Fokus Vertrieb“? Denn sie<br />

entscheidet letztendlich über die grundsätzliche<br />

Ausrichtung der vertrieblichen<br />

Qualifizierung in der Westfälisch-Lippischen<br />

Sparkassenakademie und bestimmt damit<br />

auch über die Anforderungen des Umqualifizierungsprogramms.<br />

„Fokus Vertrieb“<br />

hat den Anspruch, wirksame Maßnahmen<br />

zur Steigerung des Vertriebserfolgs der<br />

westfälisch-lippischen Sparkassen zu entwickeln.<br />

Dazu wurde zunächst die Palette<br />

der Fortbildungsangebote überarbeitet.<br />

Getragen wurden diese Aktivitäten von den<br />

Zielen, mögliche Defizite der Mitarbeiter im<br />

Vertrieb zu beseitigen, an ihrer Einstellung<br />

zum Verkauf zu arbeiten und die Beratungsqualität<br />

zielgruppenadäquat zu verbessern.<br />

Dementsprechend erhielten der Kundenberaterlehrgang<br />

und die Verkaufstrainings ein<br />

„Upgrade“.<br />

Die Akademie entwickelte zudem neue<br />

Fortbildungsformate wie „Vertrieb live“, monatliche<br />

Impulstrainings für den Vertrieb und<br />

spezielle Verkäuferforen für verschiedene<br />

Zielgruppen. Dazu gab es für Führungskräfte<br />

das neue Programm „Führungskräfte-<br />

Update: Vertriebsorientiert führen“.<br />

Gleichzeitig passte die Akademie ihren<br />

Aufbau und die Struktur ihres Fortbildungsprogramms<br />

den künftigen vertrieblichen<br />

Erfordernissen an. Für diesen neuen Schwerpunkt<br />

übernahm ein eigener Fachbereich<br />

Vertrieb die Verantwortung. Zudem erhielten<br />

alle vertriebsunterstützenden Angebote den<br />

„ersten Platz“ im Jahresprogramm und das<br />

neue Logo „Fokus Vertrieb“.<br />

Kommunikativ „auf den Punkt gebracht“<br />

wurden ausgewählte Seminare und Trainings<br />

mit den drei Schlagzeilen<br />

> „Anders einstellen: Verkaufserfolg beginnt<br />

im Kopf!“,<br />

> „Anders führen: Konsequent und ergebnisgerichtet!“,<br />

> „Anders verkaufen: Systematisch und anschaulich!“.<br />

Diese einprägsamen Formeln stehen für die<br />

zentralen Anforderungen an eine neue Vertriebskultur<br />

in den Sparkassen, die mit speziellen<br />

Personalentwicklungsmaßnahmen<br />

für alle Mitarbeiter im Marktbereich begleitet<br />

wird. Sie bilden auch den Kern von „Fokus<br />

Vertrieb“ und die Grundlage für das Chancenprogramm<br />

„Starker Start in den Markt“.<br />

Das Seminar „Identifikation und Begeisterung<br />

– in Ihrer Sparkasse selbstverständlich?“<br />

eignet sich etwa hervorragend auch<br />

für Mitarbeiter, die umqualifiziert werden.<br />

Zahlreiche Beispiele für neue Seminare und<br />

Seminarkonzepte bietet der Flyer „TorChancen<br />

2010 konsequent nutzen“, der bei der<br />

Westfälisch-Lippischen Sparkassenakademie<br />

unter der E-Mail Torchancen2010@svwl.<br />

eu erhältlich ist.<br />

Anders einstellen:<br />

Verkaufserfolg beginnt im Kopf!<br />

„Fair. Menschlich. Nah.“ lautet die Leitlinie<br />

der Sparkassen für eine Geschäftspolitik im<br />

Interesse der Kunden. Diese Ausrichtung<br />

haben der Sparkassentag 2010 und die<br />

Stuttgarter Erklärung nochm<strong>als</strong> bekräftigt.<br />

Für den Vertrieb heißt das, guten Service<br />

wie selbstverständlich zu leben, den Kundenbedarf<br />

angemessen zu analysieren,<br />

passgenaue Finanzprodukte zu empfehlen<br />

und fair zu verkaufen. Grundlegende Voraussetzung<br />

dazu ist die richtige Einstellung aller<br />

Servicemitarbeiter und Kundenberater. Dazu<br />

ist es unabdingbar, sich mit der Sparkasse<br />

und ihren Produkten zu identifizieren.<br />

Fehlt diese Überzeugung, sind die Mitarbeiter<br />

weder dienstleistungsbereit, noch<br />

können sie gut verkaufen. Das merkt jeder<br />

Kunde, denn hier gilt die Erkenntnis, dass<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

639


VERTRIEB<br />

ABBILDUNG 1<br />

Die Bausteine des Programms „Starker Start in den Markt“<br />

¯<br />

nur wer selbst begeistert ist, andere auch<br />

begeistern kann. Diese Anforderung erfüllt<br />

insbesondere das Programm „Starker Start<br />

in den Markt“, weil es Mitarbeiter, die bisher<br />

in marktfernen Bereichen gearbeitet haben,<br />

für Service, Beratung und Verkauf nach dem<br />

Motto „Anders einstellen: Verkaufserfolg<br />

beginnt im Kopf!“ qualifiziert.<br />

Anders führen: Konsequent<br />

und ergebnisgerichtet!<br />

Vor allem Führungskräfte vermitteln den<br />

Mitarbeitern jeden Tag ihre Einstellung zum<br />

Verkauf. Sie leben sie ihnen vor, auch wenn es<br />

die „f<strong>als</strong>che“ ist. Gelingt es ihnen, zu begeistern<br />

und mit realistischen Zielen zu führen,<br />

erschließen sie vorhandene Leistungspotenziale.<br />

Dabei ist es wichtig, sich nicht nur an<br />

Abschlusszahlen zu orientieren, sondern <strong>als</strong><br />

Ziel auch den Grad der Kundenzufriedenheit<br />

zu vereinbaren. Anders zu führen heißt, sich<br />

konsequent auf erreichbare Ergebnisse zu<br />

beziehen und dabei die Mitarbeiter erleben<br />

zu lassen, wie erfolgreicher Verkauf Spaß<br />

macht und zu weiteren Erfolgen motiviert.<br />

Das ist vor allem für Mitarbeiter aus internen<br />

Bereichen wichtig, die kaum über entsprechende<br />

Erfahrungen verfügen. Deshalb<br />

ist es auch ein Ziel des Umqualifizierungsprogramms,<br />

Erfolgserlebnisse durch guten<br />

Service im unmittelbaren Kundenkontakt zu<br />

vermitteln. Eingelöst wird es vorübergehend<br />

von Trainern, nachhaltig nur von wirksamen<br />

Führungskräften, die die Beratungs- und<br />

Service-Fähigkeiten ebenso wie den erfolgreichen<br />

Verkauf ihrer Mitarbeitern fördern<br />

und von ihnen fordern.<br />

Anders verkaufen:<br />

Systematisch und anschaulich!<br />

Der Erfolg einer Sparkasse hängt unter<br />

anderem von der Art und Weise ab, wie<br />

der Kundenservice gestaltet ist, der Kunde<br />

angesprochen und wie verkauft wird. Dem<br />

trägt die Forderung „Anders verkaufen: Systematisch<br />

und anschaulich!“ Rechnung. Anschauliche<br />

Leitfäden helfen, die Ansprache<br />

von Kunden zu erleichtern und die Beratung<br />

zu systematisieren. Dass mit einer systematischen<br />

Beratung die Kundenzufriedenheit<br />

und die Verkaufserfolge gesteigert werden<br />

können, haben die jüngsten Marktanalysen<br />

sehr eindrucksvoll belegt. Vor allem für<br />

Mitarbeiter, die umgeschult werden, ist das<br />

Training einer konsequenten Kundenansprache<br />

unabdingbar. Nur so kann die nötige<br />

Sicherheit im Kundenkontakt erworben<br />

werden. Das ist auch die Voraussetzung<br />

dafür, Kunden dienstleistungsorientiert und<br />

professionell zu betreuen.<br />

Ein Chancenprogramm<br />

In dem Konzept „Fokus Vertrieb“ spiegelt<br />

sich die neue Vertriebskultur der Sparkassen<br />

wider. Konkret wird sie in dem Angebot<br />

„Starker Start in den Markt“. Wie aber sieht<br />

dieses Angebot im Detail aus. Diese Frage<br />

lässt sich anhand des Nutzens, des Aufbaus,<br />

der Ziele und Inhalte des Umqualifizierungsprogramms<br />

anschaulich beantworten.<br />

Nutzen des Programms<br />

Neben dem grundsätzlichen Ziel, Stabsund<br />

Marktfolgemitarbeiter für Service- und<br />

Vertriebsaufgaben umzuqualifizieren, hat<br />

das Programm eine Reihe weiterer Vorteile.<br />

So erhalten die Sparkassen eine ausführliche<br />

Analyse der Stärken und Schwächen<br />

bzw. Entwicklungsfelder der Programmteilnehmer<br />

<strong>als</strong> Basis für eine zielgerichtete<br />

Umqualifizierung. Das Analyseinstrument<br />

„Vertriebs-Check“ ist passgenau auf Serviceund<br />

Vertriebsaufgaben in einer Sparkasse<br />

zugeschnitten. Damit werden vorhandene<br />

Einstellungen, Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

ermittelt, die für Aufgaben im Markt verwendbar<br />

sind.<br />

Zudem entwickeln diese Mitarbeiter für<br />

ihre neuen Aufgaben die dafür erforderliche<br />

Service- und Verkaufskompetenz. Sie<br />

erhalten jeweils einen individuellen Plan,<br />

in dem verschiedene Trainingsmodule mit<br />

Coachings am Arbeitsplatz kombiniert werden.<br />

Dieser Plan resultiert aus dem Vergleich<br />

der Ergebnisse des Vertriebs-Checks (Ist)<br />

mit dem gewünschten vertrieblichen Anforderungsprofil<br />

(Soll). Sein Zweck ist es, für<br />

Mitarbeiter, Trainer und Führungskräfte die<br />

notwendigen Maßnahmen zu beschreiben,<br />

mit denen ein Teilnehmer die gewünschte<br />

Service- und Verkaufskompetenz erreichen<br />

kann. Zum Abschluss der Umqualifizierung<br />

erhalten Sparkasse und Mitarbeiter eine<br />

individuelle Beratung und Empfehlungen für<br />

künftige Einsatzmöglichkeiten.<br />

Aufbau der Umqualifizierung<br />

Das Programm ist modular konzipiert und<br />

besteht aus den vier Bausteinen<br />

> Vertriebs-Check,<br />

> Trainingseinheiten,<br />

> Begleitung am Arbeitsplatz,<br />

> Abschluss-Check.<br />

Die Trainingseinheiten umfassen ein fachliches<br />

Update und vier verkäuferische<br />

Übungen. Alle Elemente sind je nach Bedarf<br />

frei wählbar. Nach der Vermittlung bzw. dem<br />

Training jeder Einheit folgt eine Praxisphase<br />

im Marktbereich der Sparkasse. Damit<br />

wird gewährleistet, dass das Erlernte auch<br />

umgesetzt werden kann. Grundlage des<br />

Programms ist ein Trainingsplan, der nach<br />

dem Vertriebs-Check für jeden Teilnehmer<br />

individuell erstellt wird. Ein persönlicher Trainingspass<br />

dokumentiert die Fortschritte des<br />

Lernprozesses. Die Laufzeit des kompletten<br />

Programms beträgt sechs Monate (s. Abb. 1).<br />

Ziele und Inhalte der Bausteine<br />

Grundsätzlich orientieren sich die zu vermittelnden<br />

Inhalte an dem Aufgabenprofil<br />

für Serviceberater, das in dem Projekt<br />

„Vertriebsintensivierung Filialgeschäft“ des<br />

Deutschen Sparkassen- und Giroverbands<br />

(DSGV)ermittelt wurde. Sie sehen vor, das<br />

die Mitarbeiter des Servicebereichs ihre<br />

Kunden nach Empfang und Ansprache zu<br />

den SB-Geräten begleiten, Überweisungen<br />

entgegennehmen und weitere Serviceaufgaben<br />

übernehmen. Anlassbezogen sprechen<br />

sie die Kunden gezielt an, leiten sie an den<br />

jeweiligen Berater über und vereinbaren telefonisch<br />

Termine. Darüber hinaus verkaufen<br />

sie selbstständig Produkte, die wenig erklärungsbedürftig<br />

sind. Für die Überleitung<br />

benötigen sie auch Grundkenntnisse der<br />

Sparkassen-Finanzkonzepte. Wie aber sieht<br />

640 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


VERTRIEB<br />

das Konzept der vier Umqualifizierungsbausteine<br />

nun aus?<br />

Vertriebs-Check<br />

Mit einem eintägigen Assessment-Center-<br />

Verfahren wird das Potenzial der Mitarbeiter<br />

für eine Tätigkeit im Markt ermittelt. Dafür<br />

müssen die Teilnehmer vier Rollenspiele mit<br />

typischen Situationen im Service absolvieren,<br />

einer Kundenansprache in der Filiale und<br />

am Telefon, einer Kundenbeschwerde und<br />

einem Verkaufsgespräch. Ihre Beobachtergruppe<br />

besteht aus Vertriebsführungskräften,<br />

den Personalentwicklern der Sparkasse<br />

und Mitarbeitern der Sparkassen akademie.<br />

Anschließend wird einer Sparkasse empfohlen,<br />

ob bzw. wie sie ihre Mitarbeiter weiter<br />

qualifizieren kann. Jeder Teilnehmer erhält<br />

<strong>als</strong> Abschluss ein ausführliches Feedback für<br />

die eigene Standortbestimmung. In einem<br />

persönlichen Trainingsplan werden alle<br />

weiteren Maßnahmen zur Umqualifizierung<br />

zusammengestellt.<br />

Trainingseinheiten<br />

Aus einem Angebot von fünf Trainingseinheiten<br />

werden nur die ausgewählt und<br />

trainiert, die nach den Ergebnissen des<br />

Vertriebs-Checks und den Zielen der Sparkasse<br />

notwendig sind. Alle Trainings sollten<br />

in den ersten zwei bis drei Monaten des<br />

Programms im Wechsel mit Praxisphasen absolviert<br />

werden, sodass für den begleiteten<br />

wie auch selbstständigen Umgang mit dem<br />

neuen Wissen und den neuen Erfahrungen<br />

an einem möglichen künftigen Arbeitsplatz<br />

noch drei Monate zur Verfügung stehen.<br />

Das Training startet mit der Trainingseinheit<br />

„Erfolg beginnt im Kopf – Den Kompass<br />

auf Service und Verkauf einstellen“. Darin<br />

wird sehr anschaulich vermittelt, wie wichtig<br />

die persönliche Einstellung für den eigenen<br />

Erfolg und den der Filiale bzw. der Sparkasse<br />

ist. Dabei reflektieren die Teilnehmer ihren<br />

Willen zu Erfolg und Leistungsbereitschaft,<br />

um daraus Konsequenzen für ihre künftigen<br />

Service- und Vertriebsaufgaben zu ziehen.<br />

Zusätzlich kann das Modul „Identifikation<br />

und Begeisterung“ gebucht werden.<br />

Die zweite Einheit ist <strong>als</strong> „Fachliches Update“<br />

angelegt, in dem die Kenntnisse der<br />

Standardprodukte aufgefrischt und ergänzt<br />

werden. Sie schließt mit einem Überblick<br />

über den Finanzcheck bzw. die Finanzkonzepte<br />

ab. Dieses Wissen ist die fachliche<br />

Basis für den Service und für Überleitungen.<br />

In der dritten bis fünften Trainingseinheit<br />

steht die Vermittlung der Service- und Verkaufskompetenz<br />

mit intensiven praktischen<br />

Anwendungen im Mittelpunkt. Sie tragen<br />

die Titel „Service macht den Unterschied“,<br />

„Herausforderungen im Service meistern“<br />

und „Als Servicemitarbeiter verkaufen“. Die<br />

Kenntnisse werden in Rollenspielen und<br />

anhand von Praxisfällen angewandt.<br />

Begleitung am Arbeitsplatz<br />

Ein zentrales Programmelement ist die<br />

praktische Umsetzung des Gelernten am<br />

Arbeitsplatz. Dabei wird der Mitarbeiter von<br />

der Führungskraft unterstützt und von einem<br />

Coach begleitet, der im Service mitarbeitet<br />

und <strong>als</strong> Vorbild agiert.<br />

Abschluss-Check<br />

Der Check zum Abschluss des sechsmonatigen<br />

Programms ist methodisch mit dem<br />

Vertriebs-Check vergleichbar. Er endet mit<br />

einer Empfehlung für künftige Einsatzbereiche.<br />

Dabei werden die Ergebnisse und<br />

mögliche weitere Maßnahmen mit allen<br />

Beteiligten ausführlich besprochen.<br />

Das Umqualifizierungsprogramm kann<br />

in der Akademie oder in der Sparkasse<br />

durchgeführt und auf den hausspezifischen<br />

Bedarf zugeschnitten werden. Es ist in einer<br />

Standard- und einer Kompaktversion buchbar.<br />

Bei der kürzeren Kompaktversion ersetzt<br />

die Führungskraft in dem Modul „Begleitung<br />

am Arbeitsplatz“ die Trainer der Akademie.<br />

Hohe Akzeptanz durch Praxisbezug<br />

Das Chancenprogramm ist fair, transparent<br />

und nachvollziehbar aufgebaut. Die<br />

Teilnehmer erhalten rechtzeitig vor Beginn<br />

umfassende Informationen über Ziele und<br />

Ablauf. Einige Wochen vor dem Vertriebs-<br />

Check etwa werden ihnen Selbstlernmaterialien<br />

zugesandt, um sich auf die Übungen<br />

und Rollenspiele (aktive Kundenansprache,<br />

Reklamation, Verkaufsgespräch) vorzubereiten.<br />

Während des Checks wird vor jedem<br />

Rollenspiel eine kurze Trainingssequenz<br />

geschaltet, um die für die Teilnehmer neue<br />

Methode einzuüben.<br />

Die Laufzeit von einem halben Jahr gibt<br />

den Mitarbeitern ausreichend Zeit, sich auf<br />

die neuen Service- und Vertriebsaufgaben<br />

einzustellen und erfolgreich einzuarbeiten.<br />

Bei der Begleitung am Arbeitsplatz zeigen<br />

die Trainer im „Echtbetrieb“, wie Kunden<br />

angesprochen und einfache Produkte verkauft<br />

werden sollten. Diese Vorgehensweise<br />

ermutigt den Teilnehmer dazu, es selbst<br />

auszuprobieren und den eigenen Erfolg zu<br />

erleben.<br />

Mit dem persönlichen Trainingspass <strong>als</strong><br />

Orientierungs- und Motivationsinstrument<br />

erhält jeder Mitarbeiter die Chance, sich<br />

entsprechend seiner Stärken einzubringen,<br />

seine Schwächen zu erkennen und an ihnen<br />

zu arbeiten sowie sein Wissen und Können<br />

zu erweitern, wenn das „Wollen“ vorher<br />

vereinbart wurde. Während des gesamten<br />

Programms dokumentieren Führungskraft<br />

und Trainer zusammen mit dem Teilnehmer<br />

die Fortschritte der Umqualifizierung im<br />

Trainingspass.<br />

Das Programm ist durch seine Intervallform<br />

sehr eng mit dem künftigen Arbeitsplatz<br />

verbunden, sodass sichergestellt ist, dass<br />

die Mitarbeiter das Erlernte und im Training<br />

Geprobte auch in der Praxis beherrschen. Die<br />

Begleitung von Führungskraft und Trainer<br />

wie auch der Trainingspass erzeugen bei den<br />

Teilnehmern zudem eine hohe Verbindlichkeit,<br />

die neu erworbenen Fähigkeiten auch<br />

einzusetzen. Damit werden schon während<br />

des Programmverlaufs und nicht erst nach<br />

dessen Abschluss berufliche Realität und<br />

Aufgabenfeld im Marktbereich abgebildet.<br />

Fazit<br />

Das Programm „Starker Start in den Markt“<br />

auf der Grundlage des Fortbildungskonzepts<br />

„Fokus Vertrieb“ bietet Sparkassenmitarbeitern<br />

aus marktfernen Bereichen eine faire<br />

Chance, sich durch individuelle Checks,<br />

Trainingseinheiten und die Begleitung am<br />

Arbeitsplatz systematisch für ihre neuen<br />

Service- und Verkaufsaufgaben zu qualifizieren.<br />

1 Das schafft bei den Beteiligten hohe<br />

Motivation und Erfolgsorientierung. Für<br />

die jeweilige Sparkasse ist das Programm<br />

der Westfälisch-Lippischen Sparkassenakademie<br />

ein innovatives Personalentwicklungsinstrument,<br />

das sie dabei unterstützt,<br />

den durch strukturelle Veränderungen<br />

bedingten Personalumbau nicht nur mitarbeiterorientiert<br />

zu gestalten, sondern auch<br />

zur Stärkung des Vertriebs und zum Aufbau<br />

einer neuen Vertriebskultur zu nutzen. Damit<br />

ist es ein echtes Chancenprogramm für<br />

alle Beteiligten, das auch von Personalräten<br />

akzeptiert werden kann.<br />

¯<br />

1 Für Fragen stehen die Autorin (Tel. 0251/2104-712,<br />

E-Mail: b.sonnenberg@svwl.eu) und der Leiter des<br />

Fachbereichs Vertrieb, Andreas Meseke (Tel.<br />

0251/2104-756, E-Mail: a.meseke@svwl.eu), zur<br />

Verfügung.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

641


VERTRIEB<br />

AUTOR<br />

Norbert Lingen<br />

ist Geschäftsführer der Markt<br />

und Standort Beratungsgesellschaft<br />

mbH in Erlangen.<br />

Potenzialmodelle und kein Ende?<br />

Bestimmungsfaktoren für das<br />

Standortpotenzial von Filialen<br />

Potenzial ist ein oft verwendeter Begriff, der für alle Facetten der kreditwirtschaftlichen Marktbearbeitung eine mehr<br />

oder weniger große Rolle spielt. Die Sparkassen-Finanzgruppe setzt sich seit Jahrzehnten mit der Ausschöpfung<br />

ihrer Potenziale auseinander, treibt großen Aufwand für Begriffsbestimmungen und Typologien vom Data-Warehouse<br />

bis hin zu mikrogeographischen Potenzialmodellen. Diese Analysen sollen im Idealfall für jedes Produkt und<br />

möglichst für jeden einzelnen Kunden, vor allem aber für jeden potenziellen Kunden, Aussagen über Geschäftswahrscheinlichkeiten<br />

liefern. Dabei dürfen die verschieden Vertriebskanäle nicht vergessen werden. Wegen seiner<br />

vielfältigen Verwendung und der dabei unterstellten mannigfachen Ziele ist der Potenzialbegriff jedoch alles andere<br />

<strong>als</strong> eindeutig. Das ist auch bei der geschäftspolitischen Beurteilung von Fili<strong>als</strong>tandorten zu beachten.<br />

Häufig geschieht, dass in Meetings der<br />

Begriff Potenzial von verschiedenen<br />

Teilnehmern unterschiedlich definiert wird<br />

und man dadurch nicht selten aneinander<br />

vorbeiredet. Die Potenzialdiskussion ist durch<br />

diese Vielfalt komplex und unübersichtlich.<br />

Oft sind die Potenzialmodelle daher zu kompliziert,<br />

manchmal aber auch zu simpel oder<br />

werden angezweifelt. Die Gefahr ist <strong>als</strong>o groß,<br />

dass man sich in der Komplexität und Unbestimmtheit<br />

der fachlichen Probleme schnell<br />

verlieren kann. Deswegen wurden Potenzialmodelle<br />

auch immer wieder eingestampft,<br />

bevor sie zum Einsatz kamen.<br />

Die Probleme mit komplizierten Potenzialmodellen<br />

zeigen, dass weniger oft mehr<br />

und Komplexität oft der Tod des praktischen<br />

Einsatzes ist. Trotzdem haben die meisten<br />

Sparkassen ihr eigenes mehr oder weniger<br />

komplexes Potenzialmodell. Sie unterscheiden<br />

sich unter anderem auch durch ihre<br />

Einsatzbereiche, die von der einfachen<br />

Marktbeobachtung bis hin zu ausgeklügelten<br />

Zielvereinbarungssystemen reichen.<br />

Diese Modelle können erfahrungsgemäß<br />

jedoch in der Regel für die Beantwortung von<br />

Standortfragen eingesetzt werden.<br />

Marktvolumen <strong>als</strong> Potenzial<br />

Im Zusammenhang mit Standortfragen ist<br />

es sinnvoll, den Begriff Potenzial am besten<br />

mit Marktvolumen gleichzusetzen. Die<br />

Potenzial bindung ist in der Regel nur vom<br />

eigenen Haus bekannt, so dass sicher nur die<br />

eigene Marktausschöpfung ermittelt werden<br />

kann. Freie Potenziale im Sinne von ungebundenen<br />

können nicht wirklich bestimmt<br />

werden. Dazu wäre eine Markttransparenz<br />

vonnöten, die der regionale Finanzmarkt<br />

sowohl im Privat- <strong>als</strong> auch im Firmenkundengeschäft<br />

nie aufweist. Insoweit bleibt die<br />

Ermittlung solch ungebundener Potenziale<br />

in der Regel nur Spekulation mit methodischem<br />

Überbau.<br />

In der regionalen Betrachtung von Marktvolumina<br />

im Privatkundengeschäft ist<br />

letzt lich eine Größe wirklich entscheidend,<br />

nämlich die Zahl der Einwohner. Das klingt<br />

einfach und ist es auch. Von ihr hängt in erster<br />

Linie das mögliche Geschäftsvolumen ab. Erst<br />

in zweiter Linie sind Differenzierungen nach<br />

Einkommen und Vermögen, nach Zielgruppen<br />

oder Produktaffinitäten wichtig.<br />

Was ist Nähe zum Potenzial?<br />

Entscheidend ist die Nähe zu den Marktpotenzialen.<br />

Im Lebensmitteleinzelhandel gilt<br />

das Moto „Nähe schlägt alles“. Nur wenn<br />

die Kunden erreicht werden, die über die<br />

Verwendung der Marktpotenziale entscheiden,<br />

besteht eine Chance, Potenziale zu<br />

binden. Damit ist aber nicht gemeint, dass<br />

sie durch Marketing-Aktionen und Werbung<br />

angesprochen werden, sondern auch<br />

tatsächlich eine räumliche Erreichbarkeit<br />

vorliegt. Damit ist die räumliche Verteilung<br />

der Marktvolumina von großer Bedeutung<br />

für die Standortpolitik der Sparkassen.<br />

Sollte man <strong>als</strong>o dort Standorte vorhalten, wo<br />

die Marktvolumina am höchsten sind, <strong>als</strong>o<br />

dort, wo im Umfeld der Filialen die meisten<br />

Einwohner leben? Eigentlich ja, aber diese<br />

eindimensionale Betrachtungsweise reicht<br />

in der Regel nicht aus. Damit würde man in<br />

der Standortpolitik ausschließlich auf Wohnungsnähe<br />

setzen, was bei der Komplexität<br />

der „räumlichen Potenzialbewegungen“ zu<br />

kurz greifen würde. Nähe kann auch „am<br />

Weg zur Arbeit“, „am Einkaufsort“ oder „am<br />

Arbeitsplatz“ bedeuten.<br />

Für die Bestimmung der Potenzialnähe<br />

bilden die Faktoren Einzugsbereich, Frequenz<br />

und räumliche Verflechtung zentrale<br />

Komponenten der Standortpolitik. Nur eine<br />

vollständige Analyse dieser Potenzialkomponenten<br />

und die Berücksichtigung ihrer<br />

Interdependenzen können zu einer richtigen<br />

Standortentscheidung führen.<br />

Einzugsbereich oft überschätzt<br />

Der Einzugsbereich eines Fili<strong>als</strong>tandorts wird<br />

<strong>als</strong> bedeutsam für seine Geschäftschancen<br />

gesehen, da er den räumlichen Bereich<br />

abgrenzt, aus dem sich die Einwohner überwiegend<br />

dorthin orientieren. Dabei hängt<br />

die Bereitschaft der Kunden, einen Standort<br />

aufzusuchen, in erster Linie von der zu überwindenden<br />

Distanz ab. Es existiert <strong>als</strong>o eine<br />

Grenze, die in der Regel nicht überschritten<br />

wird. Der Distanzwiderstand steigt mit wachsender<br />

Entfernung vom Ziel und erreicht<br />

irgendwann einen Grenzwert, der nicht überschritten<br />

wird. Distanz wird beeinflusst durch<br />

Topographie und räumliche Hindernisse,<br />

Straßenführung und Fahrpläne, Verkehrsaufkommen<br />

und Staus. Zu unterscheiden<br />

ist zwischen der tatsächlichen Distanz und<br />

der subjektiv vom Kunden empfundenen<br />

Distanz, die sich in Abhängigkeit von der<br />

individuellen Wahrnehmung des Wegs stark<br />

unterscheiden können. Mit Distanz kann<br />

Strecke, aber auch Zeit gemeint sein.<br />

Die Höhe des Distanzgrenzwerts hängt<br />

von einer Vielzahl von Einflussfaktoren ab,<br />

642 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


von denen das gewählte Verkehrsmittel einer<br />

der wichtigsten ist. Mit dem Auto akzeptiert<br />

der Mensch größere Distanzen <strong>als</strong> zu Fuß<br />

oder mit dem Fahrrad. Auch ist der Anstieg<br />

des Distanzwiderstands je nach Verkehrsmittel<br />

unterschiedlich.<br />

Ein weiterer Aspekt bei der Bestimmung<br />

akzeptierter Distanzen ist die Qualität des<br />

Ziels und die Häufigkeit mit der Ziele aufgesucht<br />

werden. Mit Beispielen aus dem<br />

Einkaufsgeschehen ist dies am einfachsten<br />

zu verdeutlichen. Einkäufe die täglich erledigt<br />

werden müssen, haben größere Distanzsensibilität<br />

<strong>als</strong> seltene Einkäufe. Der Gang zum<br />

Bäcker reicht in der Regel nicht weiter <strong>als</strong> 500<br />

Meter, während der Möbeleinkauf auch schon<br />

einmal 50 km entfernt stattfinden kann. Übertragen<br />

auf die Privatkunden einer Sparkasse<br />

ist die Versorgung mit Bargeld an Automaten<br />

wesentlich distanzsensibler <strong>als</strong> das Beratungsgespräch<br />

für eine Baufinanzierung.<br />

Die Attraktivität eines Ziels bestimmt<br />

sich nicht selbst. Standortqualität resultiert<br />

auch aus dem unmittelbaren Umfeld. Agglomerationen<br />

machen ein Ziel attraktiv und<br />

erweitern häufig den Einzugsbereich. Das<br />

einzelne Unternehmen am Standort profitiert<br />

von der Attraktivität der anderen. Eine<br />

Bekleidungsboutique in einer Innenstadt<br />

etwa stünde allein auf verlorenem Posten.<br />

Ihr Geschäft geht nur dann gut, wenn zudem<br />

viele andere Anbieter, darunter eventuell<br />

auch sogenannte Magnetbetriebe, ihrem<br />

Standort soviel Attraktivität verleihen, dass<br />

sie räumlich weit in die Umgebung hineinstrahlt.<br />

Eine Sparkassenfiliale neben einem<br />

Supermarkt läuft in der Regel auch besser <strong>als</strong><br />

ein Solitärstandort im Wohngebiet.<br />

Diese Erkenntnis hat unmittelbare<br />

Konsequenzen auf die Standortpolitik oder<br />

führt anders betrachtet zu unterschiedlichen<br />

Einzugsbereichen. Je nach Attraktivität des<br />

Gesamtstandorts und der Art der Nutzung<br />

variiert die räumliche Reichweite erheblich.<br />

Die Abgrenzung von Einzugsbereichen ist<br />

<strong>als</strong>o ein komplexer Vorgang, der neben dem<br />

Distanzwiderstand vor allem die Art der<br />

Nutzung und die möglichen Synergieeffekte<br />

am Standort berücksichtigen muss. Dabei<br />

spielen Erreichbarkeitsmessungen für die<br />

unterschiedlichen Verkehrsmittel unter Berücksichtigung<br />

aller messbaren Hemmnisse<br />

und positiver Impulse eine wesentliche Rolle.<br />

Quelle: Archiv<br />

Mobiles räumliches Potenzial<br />

Bei der Abgrenzung von Einzugsbereichen<br />

wird das Gebiet festgelegt, aus dem der untersuchte<br />

Standort sein Potenzial schöpfen<br />

kann. Diese Art der Potenzialmessung reicht<br />

aber nicht für alle Standorttypen aus. Innerstädtische<br />

Sparkassenfilialen etwa haben in<br />

der Regel großen Zulauf. Grenzt man nun<br />

einen ihrer Einzugsbereiche ab, wird man<br />

feststellen, dass er entweder sehr groß ist<br />

(Agglomerationseffekt) und sich mit den Einzugsbereichen<br />

anderer Sparkassenfilialen<br />

überlagert, oder kaum Potenziale in Form<br />

von Einwohnern aufweist, wenn man ihn auf<br />

die Innenstadt beschränkt.<br />

Daher stellt sich die Frage, warum ein<br />

solcher Standort ohne Einzugsbereichspotenzial<br />

trotzdem sehr gut ist? Hier zeigt<br />

sich, dass Potenzial nicht nur statisch auf bestimmte<br />

Gebiete beschränkt bleibt, sondern<br />

dynamisch und räumlich mobil ist. Sparkassen-Filialen<br />

können sogar ausschließlich von<br />

der Frequenz am Standort „leben“.<br />

Frequenzen <strong>als</strong> Potenzialquelle<br />

Wie aber ist die Frequenz zu definieren? Eine<br />

Frequenz gibt im physikalischen Sinne die<br />

Zahl von sich wiederholenden Vorgängen<br />

pro Zeiteinheit an. In unserem Fall handelt<br />

es sich um die Anzahl der „Potenzialträger“<br />

pro Zeiteinheit am Standort. Dabei kann<br />

es sich um eine Fußgänger- oder auch<br />

Autofrequenz handeln, die unterschiedlich<br />

zu bewerten sind. Je höher die gemessene<br />

Frequenz desto größer ist das Potenzial des<br />

Standorts. Entscheidend aber ist letztlich<br />

die Qualität der Frequenz. Zu unterscheiden<br />

ist hier zwischen der zeitlichen Frequenzverteilung,<br />

dem Frequenzmotiv und der Art<br />

der Frequenz (Verkehrsmittel). Um <strong>als</strong>o von<br />

bestimmten Frequenzen profitieren zu können,<br />

sind eine Reihe von Voraussetzungen<br />

zu erfüllen. Beachtet werden muss dabei vor<br />

allem die Art des Frequenzvorteils, der am<br />

Standort zu erwarten ist.<br />

Wird die Qualität der Frequenzen bewertet,<br />

muss zunächst nach den Verkehrsmitteln<br />

differenziert werden. Grundsätzlich ist eine<br />

hohe Fußgängerfrequenz „wertvoller“ <strong>als</strong><br />

eine hohe Autofrequenz, weil ein unmittelbarer<br />

Zugriff auf Fußgänger eher möglich ist<br />

<strong>als</strong> auf Autos. Dies hängt mit der Nähe und<br />

der Geschwindigkeit des Frequenzstroms<br />

zusammen. Einen Vorteil aus einer hohen<br />

Pkw-Frequenz zu ziehen, setzt in jedem Fall<br />

voraus, dass Anhalten und Parken am Standort<br />

problemlos möglich ist.<br />

Ein weiterer Qualitätsaspekt birgt die zeitliche<br />

Verteilung der Frequenzen. Berufsverkehr,<br />

der ausschließlich morgens und abends<br />

zeitlich begrenzt auftritt ist weniger ergiebig<br />

<strong>als</strong> hohe Frequenzen, die über den ganzen<br />

Tag verteilt sind. Darüber hinaus würde die<br />

zeitliche Ballung von Frequenzen zu Nachfrageverdichtungen<br />

auf wenige Stunden am<br />

Tag führen, die in der Bankfiliale kaum zu<br />

bewältigen wären. Die Regelmäßigkeit von<br />

Frequenzströmen ist damit ebenfalls ein<br />

wichtiges Qualitätsmerkmal. Frequenzströme<br />

sind umso interessanter, je regelmäßiger<br />

sie verlaufen. Ein Kunde, der täglich einen<br />

bestimmten Standort passiert, ist ein interessanterer<br />

Potenzialträger <strong>als</strong> jemand, der<br />

sporadisch vorbeikommt.<br />

Das Frequenzmotiv bestimmt die<br />

Nutzungsmöglichkeit <strong>als</strong> Potenzialquelle<br />

maßgeblich. Regelmäßig wiederkehrender<br />

Berufsverkehr ist grundsätzlich ergiebiger<br />

<strong>als</strong> beispielsweise die Kundenströme in<br />

Shopping-Centern. Einkaufsfrequenzen<br />

wiederum sind, wenn es die Erledigung des<br />

täglichen Bedarfs betrifft, für Sparkassenfilialen<br />

deutlich potenzialträchtiger <strong>als</strong> Shopping<br />

in der Freizeit. Hohe Frequenzen auf<br />

bestimmten Wegen sind daher stets kritisch<br />

auf ihr Ziel und ihren Ursprung zu prüfen.<br />

Als Frequenzvorteil kann die Art des Nutzens<br />

bezeichnet werden, die eine Frequenz<br />

an einem Standort hervorruft. Der Nutzen<br />

kann sich an einer vielbefahrenen Verkehrsachse<br />

auf einen Werbeeffekt durch gute<br />

Sichtbarkeit und Außenwirkung beschränken.<br />

Er kann aber auch in der Fußgängerzone<br />

zu unmittelbarem Kundenkontakt mit<br />

Geschäftsabschluss führen.<br />

Stimmen alle Faktoren, ist die Frequenz<br />

<strong>als</strong> Potenzialträger gut geeignet und macht<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

643


VERTRIEB<br />

¯<br />

damit solche Standortbereiche für Sparkassenfilialen<br />

interessant. Das Thema Frequenz<br />

ist für die Planung und Bewertung von SB-<br />

Standorten besonders wichtig, weil Frequenz<br />

eine der wichtigsten Standortvoraussetzungen<br />

überhaupt ist. Sparkassenfilialen<br />

sind im Übrigen nicht in der Lage, aus ihrer<br />

eigenen Anziehungskraft heraus eine ausreichende<br />

Frequenz zu erzeugen. Sie taugen<br />

nicht <strong>als</strong> Frequenzerzeuger, sondern können<br />

allenfalls von Magnetbetrieben profitieren.<br />

Die Auswahl solcher Magnetbetriebe muss<br />

sorgfältig erfolgen, denn die Verwertbarkeit<br />

der Synergieeffekte hängt in der Regel von<br />

der Nutzungsverwandtschaft ab.<br />

Räumliche Verflechtungen<br />

Stadtstrukturen sind komplex, und die<br />

Standortwahl ist schwieriger <strong>als</strong> im ländlichen<br />

Raum, der einfach gegliedert ist, kaum<br />

große Verflechtungen ermöglicht und in der<br />

Regel das Ortszentrum (Kirche, Rathaus,<br />

Sparkasse) oder das Supermarktumfeld<br />

<strong>als</strong> Standort bietet. Städtische Strukturen<br />

sind demgegenüber mit einem lebendigen<br />

Organismus zu vergleichen. Die unterschiedlichen<br />

Teile des städtischen Organismus<br />

stehen in ständigem Austausch. Dazu dienen<br />

die unterschiedlichen Verkehrsnetze und<br />

die entsprechende Infrastruktur. Geographisch<br />

gesprochen resultiert daraus ein<br />

beständiger Transfer zwischen unterschiedlichen<br />

Quellen und Zielen. Dieser Transfer<br />

überlagert sich sowohl zeitlich <strong>als</strong> auch<br />

räumlich und dient den unterschiedlichsten<br />

Nutzungszwecken.<br />

Der räumliche Austausch innerhalb von<br />

Stadtstrukturen ist mit dem Begriff Verflechtung<br />

gut umschrieben. Letztlich gibt es für<br />

jeden Potenzialträger, sei es nun ein Verbraucher<br />

oder ein Unternehmen, Aktionsradien.<br />

Für den Privatkundenbereich lassen sich<br />

diese Radien gut fassen. Ihre Ausdehnung<br />

ist abhängig vom jeweiligen Aktionszweck.<br />

Die wichtigsten Aktionen können durch regelmäßige<br />

Tätigkeiten umschrieben werden.<br />

Arbeiten, Wohnen, Einkaufen, Ausbildung,<br />

Kultur und Freizeit beschreiben die wichtigsten<br />

Auslöser räumlicher Aktionen. Für<br />

jeden dieser Aktionszwecke gibt es räumlich<br />

exakt zuzuordnende Quellen und Ziele.<br />

Berufspendler beispielsweise starten in der<br />

Regel am Wohnort und erreichen ihr Ziel am<br />

Arbeitsort. Für das Einkaufen gilt Ähnliches:<br />

Start am Wohnort, Ziel am Einkaufsort.<br />

Auf diese Weise kann man die unterschiedlichen<br />

räumlichen Verflechtungen<br />

festlegen. Man kennt Quellen, Ziele und<br />

die Transferräume, <strong>als</strong>o die Infrastruktur,<br />

mit deren Hilfe der räumliche Austausch<br />

stattfindet. Transferräume sind in der Regel<br />

Straßentrassen, Parkierungseinrichtungen,<br />

aber auch Bahnhöfe oder wichtige Umsteigestellen<br />

des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV).<br />

Ist eine Stadtstruktur auf diese Weise seziert,<br />

kann die Frage der Standortwahl oder -bewertung<br />

systematisch, nachvollziehbar und<br />

vollständig geklärt werden.<br />

Soll <strong>als</strong>o der Standort einer Sparkasse<br />

überprüft werden, müssen die unterschiedlichen<br />

Quell-, Ziel- und Transferräume einer<br />

Stadt auf ihre Eignung hin bewertet werden.<br />

Im Hinblick auf die Quellräume ist vor allem<br />

die Einwohnerzahl im räumlichen Umgriff<br />

maßgeblich. Die Ziele sind nach ihrer Frequenz<br />

in beschriebener Manier zu bewerten.<br />

Die Transferräume erfordern ebenfalls eine<br />

Wertung nach Größe und Qualität ihrer<br />

Frequenz. Die Ansprüche unterschiedlicher<br />

Angebotstypen der Sparkassen differieren<br />

dabei naturgemäß. Eine Standardfiliale<br />

orientiert sich am Einzugsbereich, eine<br />

frequenzorientierte City-Filiale eher an den<br />

Frequenzausprägungen, eine SB-Stelle vor<br />

allem an der Fußgängerfrequenz. Hochspezialisierte<br />

Angebote wie Immobilienund<br />

Baufinanzierungscenter, Anlagecenter<br />

oder Firmenkundenbetreuungen haben alle<br />

unterschiedliche Standortanforderungen<br />

und verschiedene optimale Zugangsmöglichkeiten<br />

zu den Kunden. Sie sind abhängig<br />

von den städtischen Strukturen und können<br />

systematisch „verortet“ werden.<br />

Investitionskonzept für Filialen<br />

Eine systematische Untersuchung der Eignung<br />

von Quell-, Ziel- und Transferräumen<br />

bildet die Grundlage für ein Standortkonzept<br />

und die Bewertung der aktueller Standorte.<br />

Mit ihrer Hilfe kann die Zukunftsfähigkeit<br />

jeder Sparkassenfiliale ermittelt und können<br />

künftige Standortinvestitionen effektiv<br />

gesteuert werden. Ob sich Investitionen in<br />

bestehende Standorte lohnen und wie die<br />

Prioritäten für die Verteilung der Investitionsmittel<br />

gesetzt werden, sollte sinnvollerweise<br />

auf dieser Basis entschieden werden.<br />

Das Ergebnis eines solchen Verfahrens<br />

ist ein fundierter, nachvollziehbarer Investitionsplan<br />

für die Weiterentwicklung des<br />

Filialnetzes. Hier geht es nicht um Kostendämpfung,<br />

Netzausdünnung oder Standortreduzierung,<br />

sondern um die Anpassung der<br />

Filialnetzstruktur an das räumliche Gefüge<br />

sowie die Nutzung von Agglomerations- und<br />

Verflechtungsvorteilen in Städten.<br />

Überschneidungen sind normal<br />

Die Verflechtung von Städten ergeben zusammen<br />

mit den unterschiedlichen Standortanforderungen<br />

an und -bedingungen<br />

für das Filialnetz einen teilweise komplexen<br />

Mix der Potenzialquellen. Die meisten Fili<strong>als</strong>tandorte<br />

erreichen einen Potenzial-Mix aus<br />

der Ausschöpfung des Einzugsbereichs und<br />

der Nutzung von Frequenzen am Standort.<br />

Das führt zwangsläufig zu Überschneidungen<br />

von Einzugsbereichen. Es gibt<br />

keinen Filialeinzugsbereich, aus dem nicht<br />

ein Kunde, aus welchen Gründen auch immer,<br />

zu einer anderen Filiale der Sparkasse<br />

geht. Dies ist selbst im ländlichen Raum zu<br />

beobachten.<br />

Überschneidungen sind durch die<br />

Verflechtung der Räume in der Regel nachvollziehbar.<br />

Je komplexer die Stadtstrukturen<br />

desto vielfältiger und intensiver sind<br />

Überschneidungen zwischen den Einzugsbereichen<br />

von Filialen. Selbstverständlich<br />

beeinflussen sie die verfügbaren Potenziale<br />

von Filialen. Wenn eine Filiale nicht in der<br />

Lage ist, die überschneidungsbedingten<br />

Kundenverluste durch ihr Frequenzpotenzial<br />

auszugleichen, kann dies zu Tragfähigkeitsproblemen<br />

führen. Zumindest ist dies bei<br />

der Beurteilung der Verkaufsleistung solcher<br />

Filialen zu berücksichtigen.<br />

Wichtige Filialnetzpflege<br />

Ein gutes Filialnetz muss gepflegt werden.<br />

Eine regelmäßige Überprüfung der<br />

räumlichen Grundlagen ist notwendig, um<br />

Standortinvestitionen sinnvoll steuern zu<br />

können. Im Einzelhandel geht man davon<br />

aus, dass ein guter Standort für mindestens<br />

50 % des Geschäftserfolgs verantwortlich ist.<br />

Standorte gelten im Handel <strong>als</strong> „Nährboden“,<br />

strategischer Erfolgsfaktor und „life blood of<br />

business“. Diese Wertungen können durchaus<br />

auf Sparkassenfilialen übertragen werden,<br />

denn Standorte determinieren nicht nur<br />

das mögliche Geschäftsvolumen, sondern<br />

auch das verfügbare Potenzial und die Wettbewerbsstärke.<br />

Standortentscheidungen haben<br />

eine große finanzielle Tragweite, weil sie<br />

hohe Anfangsinvestitionen verursachen und<br />

langfristige Miet- oder Pachtverpflichtungen<br />

nach sich ziehen. Sie können deshalb nicht<br />

ohne Weiteres revidiert werden. Die ist ein<br />

Grund mehr für regelmäßige Standortchecks<br />

und Filialnetzrevisionen.<br />

¯<br />

644 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


Mobile Device Management<br />

Smartphones sollen Arbeit erleichtern<br />

und kein Sicherheitsrisiko darstellen<br />

Smartphones und Tablet-PC halten zunehmend Einzug in Finanzinstitute. Bisher bringen Mitarbeiter meist ihre<br />

privaten Geräte mit an den Arbeitsplatz und möchten sie von der IT-Abteilung in die Unternehmens-EDV einbinden<br />

lassen. Um unnötige Sicherheitsrisiken zu vermeiden, sollten Organisationen bereits heute nach Möglichkeiten<br />

suchen, diese mobilen Arbeitsmittel effektiv und sicher in ihre IT zu integrieren.<br />

AUTOR<br />

Matthias Tauber<br />

ist Abteilungsleiter des<br />

Kompetenzcenters Sicherheitslösungen<br />

von Finanz Informatik<br />

Technologie Service (FI-TS) in<br />

München.<br />

Aktuell drängen besonders Mitarbeiter<br />

aus dem Management und Vertrieb<br />

dazu, ihre mobilen Endgeräte auch geschäftlich<br />

in ihren Finanzinstituten einzusetzen.<br />

Die IT-Abteilung trifft diese Nachfrage nach<br />

mehr Mobilität bislang meist noch unvorbereitet.<br />

Nicht selten entwickeln sie dann eine<br />

„Kopf-in-den-Sand“-Taktik, um diesem eher<br />

unliebsamen Thema aus dem Weg zu gehen.<br />

Doch auf Dauer wird die IT nicht umhinkommen,<br />

Lösungen dafür anzubieten. Denn die<br />

Entwicklung, dass Mitarbeiter mehr und<br />

mehr ihre mobilen Endgeräte für ihre Arbeit<br />

nutzen möchten, ist nicht zu stoppen.<br />

Statt dem Geräte-Wildwuchs freien Lauf<br />

zu lassen und am Ende den Überblick über<br />

Endgeräte und die eigenen Daten zu verlieren,<br />

müssen Institute sich für die richtige Integration<br />

mobiler Geräte wappnen. Zwar sind<br />

Verwaltung und Support für eine Vielzahl<br />

solcher Endgeräte komplex, zeitaufwendig<br />

und letztlich kostenintensiv. Ein fehlendes<br />

Management dieser Geräte bedeutet jedoch<br />

nicht nur für den Datenschutz und den<br />

Schutz des geistigen Eigentums der Institute<br />

ein hohes Risiko. Es stellt auch für die Betriebskosten<br />

wie Support und Anwenderunterstützung<br />

eine kritische Komponente dar.<br />

Die Strategie festlegen<br />

Die Auseinandersetzung mit den Themen<br />

Sicherheit und Datenschutz ist für die Verantwortlichen<br />

in Finanzinstituten Teil ihres<br />

Alltags. Nun müssen sie eine Strategie<br />

entwickeln, um sowohl private <strong>als</strong> auch vom<br />

Unternehmen zur Verfügung gestellte Endgeräte<br />

sicher in die betriebliche IT einzubinden.<br />

Vorher gilt es herauszufinden, welche<br />

Daten Mitarbeiter auf ihren Geräten nutzen<br />

können. Institute müssen daraufhin prüfen,<br />

welche Informationen unternehmenskritisch<br />

sind, diese klassifizieren und den jeweiligen<br />

Schutzbedarf ermitteln.<br />

Ziel ist es dabei, mögliche Datenlecks zu<br />

erkennen und zu schließen, um den Verlust<br />

vertraulicher Daten zu verhindern. Dabei<br />

können technische Lösungen wie „Data Leakage<br />

Prevention“ helfen. Zudem empfiehlt<br />

es sich, die mobilen Endgeräte in die IT-Infrastruktur<br />

zu integrieren. Ein eigenes „Mobile<br />

Device Management“ (MDM) bildet dafür die<br />

Basis. Alternativ können Finanzinstitute<br />

einen MDM <strong>als</strong> Dienst bei einem erfahrenen<br />

IT-Serviceanbieter in Anspruch nehmen. Der<br />

Dienstleister sorgt dann für die technischen<br />

Grundlagen, um den Informationsschutz<br />

den Vorgaben eines Instituts entsprechend<br />

zu unterstützen. Beispiele dafür sind eine<br />

Remote-Löschung bei Verlust des Endgeräts<br />

oder die Durchsetzung eines Passworts für<br />

die Freischaltung.<br />

Einbindung mobiler Endgeräte<br />

Mithilfe eines Mobile Device Managements<br />

können Organisationen Smartphones und<br />

Tablet-PCs in die Gesamtstruktur ihrer IT<br />

integrieren. Hat ein Finanzinstitut die Nutzergruppe<br />

festgelegt, die mobile Endgeräte<br />

für ihre Arbeit einsetzen soll, ist der nächste<br />

Schritt die Erarbeitung eines individuellen<br />

Rechte-Managements mit entsprechenden<br />

Sicherheitsregelwerken. Auf dem Markt gibt<br />

es dafür bereits Lösungen, die beispielsweise<br />

den Zugriff auf Unternehmensdaten<br />

über mobile Endgeräte in Form einer App<br />

anbieten. Der Vorteil solcher Apps ist, dass<br />

sie auf unterschiedlichen Endgeräten mit<br />

verschiedenen Betriebssystemen wie Apple<br />

IOS, Blackberry OS oder Android laufen können.<br />

Das erlaubt ein heterogenes Management<br />

der Geräte und bietet ein hohes Maß<br />

an Flexibilität für die Nutzer.<br />

Ein Institut gibt den Anwendern entweder<br />

Zugang zu der entsprechenden App,<br />

um sie herunterzuladen oder ein Gerät, auf<br />

dem die App bereits vorinstalliert ist. Der<br />

Quelle: apple.com<br />

Die sichere Einbindung von Smartphones in<br />

die IT von Kreditinstituten erfordert solides<br />

Know-how.<br />

Zugriff auf die geschäftlichen Daten erfolgt<br />

über einen individuellen Benutzernamen<br />

mit Authentifizierungscode. Auf diese Weise<br />

können die Mitarbeiter mit ihren mobilen<br />

Endgeräten über einen gesicherten Zugang<br />

auf geschäftliche Anwendungen zugreifen,<br />

um dann Daten zu bearbeiten.<br />

Besser gut vorbereitet<br />

Der Einsatz mobiler Endgeräte am Arbeitsplatz<br />

wird in den nächsten Jahren zunehmend<br />

voranschreiten. Er trägt künftig auch<br />

zum Image der Institute <strong>als</strong> attraktiver Arbeitgeber<br />

bei. Um den Überblick über Geräte und<br />

die Kosten im Griff zu behalten, aber auch<br />

um die Sicherheit der eigenen Daten nicht<br />

zu gefährden, sollten sich Geschäftsleitung<br />

und IT-Abteilung daher schon heute gezielt<br />

mit diesem Thema auseinandersetzen. ¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

645


INFORMATIONSMANAGEMENT<br />

Konzeptionelle Überlegungen<br />

Viele Wege führen in Sparkassen<br />

zur Schutzbedarfsfeststellung<br />

Im Rahmen des Informationssicherheits-Managements sind Sparkassen verpflichtet, nach der Strukturanalyse die<br />

Schutzbedarfsfeststellung für alle dort erhobenen Elemente durchzuführen. In der Praxis zeigt sich, dass ein<br />

Risiko nicht für jedes Institut gleich ist. Je nach Risikotragfähigkeit eines Hauses wird individuell bewertet und<br />

behandelt. Die folgenden Überlegungen weisen Wege zur effizienten und qualitativ hochwertigen Festlegung,<br />

Dokumentation und Fortschreibung der Schutzbedarfsfeststellung nach dem Konzept „Sicherer IT-Betrieb“ des<br />

Informatik-Zentrums der Sparkassenorganisation (SIZ).<br />

AUTOREN<br />

Robert Kaltenböck<br />

ist Abteilungsleiter IT-Consulting<br />

beim Deutschen Sparkassenverlag<br />

(DSV) in Stuttgart.<br />

Dennis Siegert<br />

ist IT-Consultant beim DSV.<br />

Warum sollte jedes Institut seine<br />

Schutzbedarfsfeststellung (SBF) individuell<br />

für sich selbst festlegen? Ein Blick<br />

auf das Szenario „Finanzieller Schaden“<br />

reicht, um zu erkennen, dass es vom Umsatz,<br />

der Bilanz summe oder dem Eigenkapitel<br />

abhängt, ob Risiken tragbar sind oder durch<br />

Maßnahmen abgesichert werden müssen.<br />

Finanzielle Schäden, die sich in kleineren<br />

Sparkassen existenzbedrohend auswirken,<br />

können für große Häuser durchaus tolerabel<br />

sein. Je höher der Schutzbedarf desto teurer<br />

wird es, ihn mit adäquaten Maßnahmen<br />

abzusichern. Je geringer der Schutzbedarf<br />

umso größer ist die Gefahr, neben der Verfügbarkeit<br />

und Integrität auch die Vertraulichkeit<br />

von Unternehmens- und Kundendaten<br />

einzubüßen. In dieses Spannungsfeld<br />

ist der Schutzbedarf einzuordnen.<br />

In der Schutzbedarfsfeststellung werden<br />

die im Rahmen der Strukturanalyse<br />

erhobenen Elemente wie Anwendungen,<br />

IT-Systeme, Räume, Gebäude und Kommunikationsbeziehungen<br />

um ergänzende Informationen<br />

angereichert. Ziel der Schutzbedarfsfeststellung<br />

ist es, die Anforderungen<br />

an Grundwerte wie Verfügbarkeit, Integrität<br />

und Vertraulichkeit zu ermitteln und zu dokumentieren.<br />

Dafür muss zunächst folgende<br />

Frage beantwortet werden: Was wäre, wenn<br />

die Anwendung nicht verfügbar ist, die Daten<br />

bzw. Ergebnisse nicht richtig sind oder die<br />

Daten bekannt werden?<br />

Der Schutzbedarf lässt sich in vier Schritten<br />

erfassen:<br />

> Schutzbedarfskategorien ermitteln und an<br />

die hauseigenen Vorgaben anpassen<br />

> Leitfaden zur Schutzbedarfsfeststellung<br />

schriftlich fixieren<br />

> fachliche Schutzbedarfsfeststellung für IT-<br />

Anwendungen einschließlich ihrer Daten<br />

durch die Anwendungsverantwortlichen<br />

im jeweiligen Fachbereich durchführen<br />

> technische Schutzbedarfsfeststellung mit<br />

den anwendungsverknüpften Elementen<br />

vornehmen.<br />

Schutzbedarfskategorien<br />

Jedes Institut muss zunächst eigene Schutzbedarfskategorien<br />

entwickeln, die eine interne<br />

Einschätzung darstellen und in maximal<br />

vier Kategorien aufgeschlüsselt sein sollte.<br />

Der BSI-Standard 100-2 sieht drei Kategorien<br />

vor, die Mustereinstufung nach SIZ „Sicherer<br />

IT-Betrieb“ (SITB) vier von niedrig/normal<br />

über mittel bis hoch und sehr hoch.<br />

Welche Maßnahmen eignen sich, um<br />

Bedrohungen abzuwehren? In der Kategorie<br />

normal bedarf es meist keiner weiteren<br />

Maßnahmen, wenn ein anerkannter Standard<br />

wie BSI IT-Grundschutz oder SITB angewandt<br />

wird. Denn viele Maßnahmen sind<br />

hier bereits enthalten. Anders ist es bei den<br />

Kategorien hoch bis sehr hoch, wo im Rahmen<br />

von IT-Grundschutz über zusätzliche<br />

Maßnahmen anhand einer ergänzenden<br />

Sicherheits- bzw. Risikoanalyse formal entschieden<br />

werden muss. Auch der SITB sieht<br />

eine sogenannte explizite Risikoanalyse vor,<br />

die jedoch optional ist, solange kein anderer<br />

Informationssicherheitsstandard <strong>als</strong> ISO/<br />

IEC 27001:2005 eingehalten werden muss.<br />

Stattdessen empfiehlt sich eine sogenannte<br />

implizite Risikoanalyse. Hier reicht mit Blick<br />

auf die Schutzbedarfsfeststellung ein Soll-<br />

Ist-Vergleich, um anschließend den Risikobehandlungsplan<br />

zu erarbeiten.<br />

Da für die Festlegung der Schutzbedarfskategorien<br />

mögliche negative Folgen eines<br />

Ereignisses zu betrachten sind, muss eine<br />

Matrix vorgeben, welches Szenario unter<br />

welchen Umständen <strong>als</strong> „normal“, „hoch“<br />

oder „sehr hoch“ eingestuft werden kann.<br />

Fünf Szenarien sind dabei für die Einstufung<br />

relevant.<br />

> Beeinträchtigung der Aufgabenerfüllung<br />

Hier ist in der Regel der Grundwert „Verfügbarkeit“<br />

betroffen. Deshalb sollten vor<br />

allem die Vorgaben beachtet werden, die<br />

in den Service Level Agreements (SLAs)<br />

mit dem zentralen Dienstleister Finanz<br />

Informatik geschlossen worden sind.<br />

> Verstoß gegen das BDSG<br />

Bei einem potenziellen Verstoß gegen<br />

das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG)<br />

kann ein Schutzstufenkonzept zur Hilfe<br />

herangezogen werden, das von verschiedenen<br />

Landesbeauftragten für den<br />

Datenschutz herausgegeben wird. Dieses<br />

Konzept liefert eine Grundlage für die<br />

Skalierung. Bei einer etablierten Informationsklassifizierung<br />

bewähren sich die in<br />

den Schutzbedarfsleitfaden empfohlenen<br />

Sensitivitätsstufen, die vor allem für den<br />

Grundwert „Vertraulichkeit“ relevant sind.<br />

> Imageschaden<br />

Schäden, die das Image eines Instituts belasten<br />

können, entstehen hauptsächlich<br />

dann, wenn sensible sparkasseninterne<br />

Informationen an die Öffentlichkeit gelangen.<br />

> Finanzieller Schaden<br />

Finanzielle Schäden können entstehen,<br />

wenn etwa eine Anwendung ausfällt und<br />

folglich Geschäftsprozesse nicht durchgeführt<br />

werden können.<br />

> Verstoß gegen Gesetze oder Verträge<br />

Ein Gesetzesverstoß liegt beispielsweise<br />

dann vor, wenn bestimmte Geschäftsdaten<br />

nicht zum Stichtag geliefert werden können,<br />

weil eine Anwendung ausfällt.<br />

Im Rahmen gemeinschaftlicher moderierter<br />

Workshops können die Schutzbedarfska-<br />

646 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ABBILDUNG 1<br />

INFORMATIONSMANAGEMENT<br />

Zusammenhang zwischen Schutzbedarfskategorie,<br />

Schadensauswirkung und Maßnahmen<br />

normal hoch sehr hoch<br />

tegorien festgelegt werden. Die hausinternen<br />

Ansprechpartner sollten dabei aus<br />

unterschiedlichen Unternehmensbereichen<br />

kommen.<br />

Schutzbedarfsleitfaden<br />

Für die Schutzbedarfsfeststellung im Haus<br />

und insbesondere für die Anwendungsverantwortlichen<br />

(AWV) oder Anwendungseigentümer<br />

ist es aus Gründen der Effizienz<br />

erforderlich, einen leicht verständlichen<br />

Schutzbedarfsleitfaden zu erstellen, der vor<br />

allem die selbst verantworteten Aufgaben<br />

dokumentiert. Im SITB ist ein Muster eines<br />

Schutzbedarfsleitfadens hinterlegt, den<br />

die Sparkassen an ihre Vorgaben anpassen<br />

können.<br />

In Projekten des Deutschen Sparkassenverlags<br />

(DSV) wird eine auf große Erfahrung<br />

basierende zielgruppengerechte Variante<br />

des Leitfadens genutzt. Im Rahmen einer<br />

Einführungsveranstaltung kann es sinnvoll<br />

sein, den Schutzbedarfsleitfaden zu erläutern<br />

und gemeinsam eine allen Teilnehmern<br />

bekannte Anwendung beispielhaft einzustufen.<br />

Schadensauswirkungen<br />

begrenzt<br />

Maßnahmen des SITB reichen<br />

im Allgemeinen aus<br />

Schadensauswirkungen<br />

können beträchtlich sein<br />

Fachliche SBF<br />

Um die fachliche Schutzbedarfsfeststellung<br />

(SBF) für seine verantworteten Anwendungen<br />

einzeln durchzuführen, muss der<br />

AWV jedes potenzielle Szenario in Betracht<br />

ziehen und für jeden Grundwert eine Einstufung<br />

vornehmen. Diese Einstufung ist<br />

knapp, aber schlüssig zu begründen. Mögliche<br />

Fehleinschätzungen resultieren aus<br />

bereits zuvor getroffenen Maßnahmen. Ein<br />

typischer Irrtum ist etwa die Annahme, die<br />

Verfügbarkeit der Anwendung sei normal,<br />

weil Ersatzprozesse bestehen. Die Logik der<br />

SBF geht aber nicht vom Ergebnis, sondern<br />

von der Anforderung aus. Deshalb muss es<br />

richtig lauten, dass angesichts einer (sehr)<br />

Maßnahmen des SITB allein sind<br />

eventuell nicht ausreichend<br />

Weitere Maßnahmen sind im<br />

Soll-Ist-Vergleich und Risikobehandlungsplan<br />

zu klären<br />

Schadensauswirkungen können<br />

ein existentiell bedrohliches,<br />

katastrophales Ausmaß<br />

erreichen<br />

Maßnahmen des SITB reichen<br />

im Allgemeinen nicht aus<br />

Weitere Maßnahmen sind im<br />

Soll-Ist-Vergleich und Risikobehandlungsplan<br />

zu klären<br />

hohen Verfügbarkeit der Anwendung überhaupt<br />

Ersatzprozesse etabliert wurden.<br />

Um dem AWV die Arbeit zu erleichtern<br />

und die Qualität der Schutzbedarfsfeststellung<br />

zu erhöhen, können ihm beispielhafte<br />

Begründungen <strong>als</strong> Hilfe gegeben werden<br />

wie „Ein organisatorisches 4-Augen-Prinzip<br />

wurde eingeführt, weil…“.<br />

Besonders hoch ist der Schutzbedarf<br />

beispielsweise bei der Anwendung „Sim-<br />

Corp Dimension“, da sie bei der Erfüllung<br />

aufsichtsrechtlicher oder gesetzlicher<br />

Pflichten unterstützt. Dies gilt auch für Anwendungen<br />

im Bereich Meldewesen und<br />

Zahlungsverkehr. Ein weiteres Beispiel für<br />

einen hohen Schutzbedarf des Grundwerts<br />

¯<br />

ABBILDUNG 2<br />

Zusammenhang zwischen den Grundwerten, Szenarien und Schutzbedarfskategorien<br />

Beispiel für ein Formular zur Abfrage des Schutzbedarfs unter Berücksichtigung der Szenarien<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

647


INFORMATIONSMANAGEMENT<br />

ABBILDUNG 3<br />

Schutzbedarfsfeststellung (Ausschnitt)<br />

¯<br />

Vertraulichkeit ist die Anwendung IDV Office.<br />

Die Vertraulichkeit ist hier kritisch zu sehen,<br />

da mit dieser Anwendung der juristische<br />

Gesamtdatenbestand einer Sparkasse automatisiert<br />

ausgewertet werden kann. Eine<br />

Veröffentlichung würde zu existenziellen<br />

Schäden der Sparkasse führen und den Ruf<br />

aller Institute schädigen. Dagegen ist der<br />

Schutzbedarf bei Datenbanken niedrig, die<br />

rein informativen Zwecken dienen, an denen<br />

keine Änderungen vorgenommen werden<br />

und deren Inhalte öffentlich zugänglich sind.<br />

Technische SBF<br />

Die auf der fachlichen Einstufung des AWV<br />

basierende technische SBF führt in der Regel<br />

der Verantwortliche für den IT-Betrieb oder<br />

der Informationssicherheitsbeauftragte<br />

(ISB) durch. Der Schutzbedarf für die betroffenen<br />

IT-Systeme, Räume, Gebäude und<br />

technische Kommunikationsbeziehungen<br />

wird dabei in der Regel nach dem Maximum-<br />

Prinzip vererbt. Grundlagen dazu finden sich<br />

im „Umsetzungsleitfaden AP3“ im SITB und<br />

im „BSI-Standard 100-2, Kapitel 4.3“.<br />

Erfolgsfaktoren<br />

Im Rahmen von Sparkassenprojekten lassen<br />

sich verschiedene Varianten zur Durchführung<br />

der SBF beobachten.<br />

> Der ISB, das IS-Team oder die IT-Organisation<br />

legen den Schutzbedarf inklusive<br />

Begründungen fest. Der Anwendungsverantwortliche<br />

prüft die Einstufung<br />

und unterschreibt ein entsprechendes<br />

Protokoll. Dieses Vorgehen weicht von der<br />

fachlichen SBF ab, da der AWV lediglich<br />

seine Unterschrift leistet. Dennoch muss<br />

dies nicht grundsätzlich f<strong>als</strong>ch sein, sofern<br />

die IT-Abteilung die notwendige Fachkompetenz<br />

mitbringt.<br />

> Der ISB oder betraute Mitarbeiter legt<br />

in Zusammenarbeit mit dem AWV den<br />

Schutzbedarf in Interviewform fest. Diese<br />

Variante eignet sich vor allem für Häuser,<br />

die eine SBF neu einführen.<br />

> Der AWV ermittelt selbständig den Schutzbedarf<br />

mithilfe des Leitfadens. Der ISB<br />

oder das IS-Team sichern die Qualität der<br />

Begründungen und sind Ansprechpartner<br />

bei Fragen und Problemen. Aus Effizienzgründen<br />

stellt diese Variante den Idealfall<br />

dar und sollte langfristig angestrebt<br />

werden.<br />

Während die SBF häufig Lücken aufweist, ist<br />

die Programmfreigabe nach „Ordnungsmäßigkeit<br />

und Prüfung der Datenverarbeitung“<br />

(OPDV) 1/2006 in Sparkassen meist fest<br />

etabliert, obwohl beide Aktivitäten ähnliche<br />

Ziele verfolgen und gemeinsam bearbeitet<br />

werden könnten. Eine effiziente Vorgehensweise<br />

wäre in diesem Fall, die Schutzbedarfsfeststellung<br />

<strong>als</strong> Plausibilitätskontrolle für die<br />

OPDV-Freigabe zu verwenden.<br />

Mindestens jährlich wird eine Aktualisierung<br />

des Schutzbedarfs gefordert. Bei gewissenhafter<br />

Erstbeantwortung bedarf es meist<br />

nur einer kurzen Verifikation. Anders sieht es<br />

bei Gesetzesänderungen aus (Bundesdatenschutzgesetz,<br />

Archivierungsanforderungen<br />

etc.) oder einer Umstrukturierung der technischen<br />

Voraussetzungen, der Architektur<br />

oder des Netzwerks etwa bei Outsourcing.<br />

Hier kann sich der Schutzbedarf ändern. In<br />

diesem Fall ist auch der zugrundeliegende<br />

Schutzbedarfsleitfaden anzupassen.<br />

Obwohl der Schutzbedarf mithilfe des<br />

im Sparkassenumfeld weit verbreiteten<br />

BCM-Tools dokumentiert werden kann, ist<br />

es schwierig, regelmäßig den Schutzbedarf<br />

zu verifizieren. Probate Lösungen sind hier<br />

die manuelle Vorgehensweise anhand eines<br />

schriftlichen Protokolls oder eines Tools<br />

wie bit-SoftwareLifecycle oder ventuno, das<br />

zudem die Anforderungen von OPDV 1/2006<br />

abdeckt. Allerdings fehlt hier die Schnittstelle<br />

zum BCM-Tool, was eine redundante Datenhaltung<br />

der Anwendungen nach sich zieht.<br />

Die Risikoeinschätzungen beeinflussen<br />

mögliche Maßnahmen. In den Blickpunkt<br />

rücken vor allem kostenintensive<br />

Aktivitä ten zur Abdeckung eines erhöhten<br />

Schutz bedarfs von IT-Dienstleistungen.<br />

Notfallmaßnahmen helfen in der Regel bei<br />

Anwendungen wie etwa OSPlus-Kasse, die<br />

kritische Geschäftsprozesse unterstützen.<br />

Für Applikationen, die eine hohe Integrität<br />

erfordern, kann eine Protokollierung eingeführt<br />

werden, um etwaige Regelverletzungen<br />

jederzeit nachzuvollziehen. Restriktive<br />

Zugriffs- und Berechtigungskonzepte sind<br />

bei Anwendungen mit hoher Vertraulichkeit<br />

erforderlich. Die „Starke Authentisierung“<br />

empfiehlt sich beispielsweise für „Single<br />

Sign-on“.<br />

Fazit<br />

Die Schutzbedarfsfeststellung kann mit<br />

angemessenem Aufwand in qualitativ<br />

hochwertiger Form erstellt, dokumentiert<br />

und stets auf dem aktuellen Stand gehalten<br />

werden. Voraussetzung ist, dass<br />

es dem Informationssicherheitsbeauftragten<br />

gelingt, die Verantwortlichen für<br />

Anwendungen und den IT-Betrieb dafür<br />

zu sensibilisieren, den Schutzbedarf einzuschätzen<br />

und dazu an einen Tisch zu<br />

bringen. Außerdem muss er in Prozesse wie<br />

die OPDV-Freigabe oder den Abschluss von<br />

SLAs eingebunden sein und über adäquate<br />

Hilfsmittel wie das BCM-Tool und einen<br />

Leitfaden für die SBF verfügen.<br />

¯<br />

648 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


Liquiditätskosten, -erlöse und -risikokosten<br />

Liquiditätsspreads sind<br />

kritische Punkte in der Kalkulation<br />

CONTROLLING<br />

Liquidität kostet Geld. Das ist eine Binsenwahrheit und paradoxerweise eine für viele Banken bittere Erfahrung im<br />

Höhepunkt der Finanzkrise. Die Kalkulation mit relativ zeitstabilen, moderaten Pauschalaufschlägen auf die<br />

Interbankensätze ist seitdem passé. Der wahre Geschäftserfolg kommt in der Kundengeschäftskalkulation ansonsten<br />

nicht zum Ausdruck. Differenzierte Aufschläge sind erforderlich, die zugleich den Profit der Vertriebseinheiten<br />

bestimmen. Liquiditätsspreads <strong>als</strong> -transferpreise sind damit neuralgische Ansätze in der Kalkulation. Diese<br />

Erkenntnisse haben auch die Bankenaufsicht auf den Plan gerufen. Ihre Anforderungskataloge liegen inzwischen<br />

auf dem Tisch. Auf Basis eines Grundmodells der Kalkulation von Liquiditätsspreads für Kredit- und Einlagengeschäfte<br />

werden im Folgenden Ansätze diskutiert, wie Liquiditätskosten- und erlöse für erwartete Liquiditätsströme<br />

zu quantifizieren und verursachungsgerecht auf die Geschäfte zu verteilen sind. Mit einbezogen werden dabei die<br />

Liquiditätsrisikokosten für unerwartete Liquiditätsströme. Dieses Grundmodell darf jedoch nicht starr gehandhabt,<br />

sondern muss flexibel an die Liquiditätslage eines Instituts angepasst werden.<br />

AUTOREN<br />

Volker Bulling<br />

ist Leiter des Bilanzstruktur-/<br />

Liquiditätsmanagements der<br />

Sparkasse Bremen.<br />

Dr. Ralf B. Schlemminger<br />

ist Projektmanager der Sparkasse<br />

Bremen sowie Gastdozent an<br />

zwei Hochschulen.<br />

Grundlage der Kundengeschäftskalkulation<br />

ist die Marktzinsmethode, nach<br />

der jedes Geschäft mit Renditen vergleichbarer<br />

Finanzmarktgeschäfte bewertet wird<br />

(„Finanzmarktopportunität“). 1 Durchgesetzt<br />

hat sich dabei das Gegenseitenprinzip, das<br />

einem Kreditgeschäft ein fiktives, fristenkongruentes<br />

Refinanzierungsgeschäft gegenüberstellt<br />

und einem Einlagengeschäft ein<br />

entsprechendes Aktivgeschäft. Doch welche<br />

Renditen werden diesen Geschäften nun<br />

zugrunde gelegt?<br />

Kalkulationsbedarf<br />

Vor der Finanzkrise war für mittel- und<br />

langfristige Kreditgeschäfte der Ansatz von<br />

Interbankensätzen in Form von Swapsätzen<br />

angemessen. Bei offensichtlich höheren Geldaufnahmekosten<br />

kamen relativ zeitstabile,<br />

moderate Pauschalaufschläge („Spreads“) <strong>als</strong><br />

Preise für benötigte bzw. erworbene Liquidität<br />

hinzu. Die tatsächlichen Refinanzierungssätze<br />

bonitätsstarker Institute unterschieden sich<br />

nur geringfügig von den Interbankensätzen.<br />

In der Hochphase der Finanzkrise waren<br />

dagegen sprichwörtlich „Spitzenwerte“ bei<br />

den Aufschlägen zu beobachten, die immer<br />

noch höher sind <strong>als</strong> in den Jahren zuvor.<br />

Diese Entwicklung unterstreicht den methodischen<br />

Bedarf, Liquiditätsspreads in der<br />

Kundengeschäftskalkulation differenziert zu<br />

berücksichtigen. Die Bruttomarge (Zinskonditionenbeitrag)<br />

besteht folglich aus dem<br />

Unterschieds betrag zwischen der Kundenkondition<br />

und dem fristenkongruenten Interbankensatz<br />

zuzüglich eines Liquiditätsspreads.<br />

Diesen Zusammenhang verdeutlicht das Deckungsbeitragsschema<br />

für das Aktivgeschäft,<br />

wie es vereinfacht in Abbildung 1 dargestellt<br />

ist. 2<br />

Eine Differenzierung der Kundengeschäftskalkulation<br />

wird umso bedeutsamer, je<br />

intensiver ein Kreditinstitut Liquiditätsfristentransformation<br />

betreibt, <strong>als</strong>o langfris tige<br />

Kreditgeschäfte kurzfristig refinanziert.<br />

Denn nicht nur der Anstieg kurzfristiger<br />

Interbankensätze, sondern auch die Ausweitung<br />

institutsindividueller Spreads gefährdet<br />

den Geschäftserfolg. Diesem Umstand ist<br />

durch die Aufspaltung des Zinsergebnisses<br />

in die Komponenten Zinskonditionenbeitrag,<br />

Zinsfristentransformationsbeitrag<br />

(„reines“ Marktzinsrisiko) und Liquiditätsfristentransformationsbeitrag<br />

(Spreadrisiko)<br />

auf Einzelgeschäfts- und zusammengefasst<br />

auf Gesamtbankebene Rechnung zu tragen. 3<br />

Nur so ist eine zielgerichtete Steuerung<br />

mit adäquaten Geschäften im Rahmen des<br />

Zins- und Liquiditätsmanagements möglich<br />

(s. Abb. 2).<br />

¯<br />

ABBILDUNG 1<br />

Deckungsbeitragsschema für Aktivgeschäfte<br />

Kundenzinssatz (Kunden- oder Außenkondition)<br />

./. Interbankensatz<br />

./. Liquiditätsspread (Liquiditätskosten und Liquiditätsrisikokosten)<br />

Deckungsbeitrag I (Zinskonditionenbeitrag oder Bruttomarge)<br />

./. (Standard-)Risikokosten (Erwarteter Verlust)<br />

./. Risikokapitalkosten („Kosten“ für unerwarteten Verlust)<br />

Deckungsbeitrag II (Wertergebnis oder Nettomarge)<br />

./. Personal- und Sachkosten (zurechenbar)<br />

Deckungsbeitrag III (Ergebnis nach Betriebskosten)<br />

./. Overheadkosten (anteilig)<br />

Gesamtergebnis eines Einzelgeschäfts (nach Selbstkosten)<br />

1 Dieser Aufsatz gibt die persönliche Meinung der<br />

Autoren wieder, auch wenn Erkenntnisse aus einem<br />

Projekt zur Weiterentwicklung des Liquiditätsrisikomanagements<br />

bei der Sparkasse Bremen eingeflossen<br />

sind.<br />

2 Vgl. Deloitte: Vom Liquiditätsmanagement zum Liquiditätsrisikomanagement<br />

– ein Überblick über<br />

aktuelle internationale Entwicklungen und Trends<br />

im Liquiditätsrisikomanagement von Banken, Wien,<br />

11. Februar 2009, F.12, http://www.prmia.org (Stand:<br />

17.04.2011).<br />

3 Vgl. zeb: Projektarbeiten: Integrierte Steuerungsgrundlagen<br />

für Vertrieb und Treasury, aktuelle<br />

Handlungsfelder, 26. März 2009 (Präsentation von<br />

Michael Fiedler und Wilhelm Mennighaus).<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

649


CONTROLLING<br />

ABBILDUNG 2<br />

Zinsergebnisspaltung beim Aktivgeschäft nach dem Modell der Marktzinsmethode (vereinfacht)<br />

(1)<br />

(2)<br />

(3)<br />

(4)<br />

Quelle: In Anlehnung an zeb, Projektarbeiten: Integrierte Steuerungsgrundlagen für Vertrieb und Treasury, 26. März 2009.<br />

¯<br />

Neben dieser betriebswirtschaftlichen<br />

Motivation, die Kundengeschäftskalkulation<br />

weiterzuentwickeln, besteht auch ein<br />

aufsichtsrechtlicher Bedarf (s. Abb. 3). Das<br />

Komitee der europäischen Bankenaufseher<br />

hat 2010 ein Leitlinienpapier zur Verwendung<br />

der Liquiditätskosten veröffentlicht. 4<br />

Dieses Papier hatte Einfluss auf die jüngste<br />

Weiter entwicklung der Mindestanforderungen<br />

an das Risikomanagement (MaRisk),<br />

ABBILDUNG 3<br />

nach denen „in Abhängigkeit von Art,<br />

Umfang, Komplexität und Risikogehalt der<br />

Geschäftsaktivitäten … die jeweiligen Liquiditätskosten<br />

… zu identifizieren und bei<br />

der Steuerung der Geschäftsaktivitäten zu<br />

berücksichtigen [sind]“. 5<br />

Kalkulationsgrundmodell<br />

Der Ansatz von Liquiditätsspreads in der<br />

Kundengeschäftskalkulation ist insofern ein<br />

Aufsichtliche Anforderungen an die Berücksichtigung von<br />

Liquiditätskosten- bzw. -nutzeneffekte<br />

Deutschland<br />

Europäische Union<br />

Internationale<br />

Finanzwirtschaft<br />

Mindestanforderungen an das Risikomanagement - MaRisk (12/2010)<br />

BTR<br />

3.1 (5)<br />

In Abhängigkeit von Art, Umfang, Komplexität und Risikogehalt der Geschäftsaktivitäten<br />

sind die jeweiligen Liquiditätskosten und -risiken sowie gegebenenfalls<br />

Beiträge zur Refinanzierung einzelner Geschäftsaktivitäten zu identifizieren und<br />

bei der Steuerung der Geschäftsaktivitäten zu berücksichtigen<br />

CEBS-Richtlinien für die Allokation von Liquiditätskosten-/-nutzeneffekte (10/2010)<br />

(4)<br />

Baseler Liquiditätsrisikomanagement-Prinzipien (09/2008)<br />

(4)<br />

(1) Der Allokationsmechanismus für Liquiditätskosten und -nutzen ist ein wichtiger<br />

Teil des gesamten Liquiditätsmanagementsystems. Als solches sollte der<br />

Mechanismus mit dem Steuerungsrahmen, der Risikotoleranz und dem Entscheidungsprozess<br />

vereinbar sein.<br />

(2) Der Allokationsmechanismus für Liquiditätskosten- und -nutzeneffekte sollte<br />

eine geeignete Struktur von Steuerungsinstrumenten haben, die ihn unterstützt.<br />

(3) Das Ergebnis des Allokationsmechanismus sollte aktiv und richtig verwendet<br />

werden und zum Geschäftsprofil des Instituts angemessen sein.<br />

(4) Der Anwendungsbereich der internen Preise sollte hinreichend ausgedehnt<br />

sein, um alle bedeutenden Aktiva und Passiva sowie außerbilanziellen Positionen<br />

in Bezug auf die Liquidität abzudecken.<br />

(5) Die internen Preise sollte durch stabile Methoden bestimmt werden, die die<br />

verschiedenen Faktoren berücksichtigen, die im Liquiditätsrisiko involviert sind.<br />

Eine Bank sollte Liquiditätskosten-, -nutzeneffekte und -risiken im internen (Verrechnungs-)<br />

Preissystem, in der Performance-Messung und im neuen Produkteund<br />

Märkteprozess für alle bedeutenden Geschäftsaktivitäten (sowohl bezogen<br />

auf bilanzielle <strong>als</strong> auch außerbilanzielle Geschäfte) einbeziehen, wobei dadurch<br />

die Anreize für die Geschäftsbereiche, Risiken zu übernehmen, auf die Liquiditätsrisikolage<br />

ausgerichtet werden, die ihre Aktivitäten für die Bank <strong>als</strong> Ganzes<br />

entstehen lassen.<br />

Hinweise: (Zahlen) geben die Fundstellen in den jeweiligen Regelwerken wieder. – Eigene Übersetzung der englischen<br />

Originalfassungen.<br />

neuralgischer Punkt, da er die Profitabilität<br />

der Geschäfte bestimmt. Je höher diese<br />

Spreads in der Kalkulation von Kreditgeschäften<br />

angesetzt werden, umso niedriger<br />

fällt die (Brutto-)Marge für den Kreditvertrieb<br />

(„Liquiditätsverbraucher“) aus, wenn sie aus<br />

Wettbewerbsgründen nicht an den Kunden<br />

weitergegeben werden können. Bei der<br />

Einlagengeschäftskalkulation ist es genau<br />

umgekehrt. Hohe Spreads steigern den<br />

Verdienst des Vertriebs für eingeworbene<br />

Passiva („Liquiditätslieferanten“). Die Festlegung<br />

von Liquiditätsspreads schafft <strong>als</strong>o<br />

Anreize für bestimmte Geschäftsabschlüsse.<br />

Gleichwohl sollte das Grundmodell<br />

einer Kalkulation frei von „künstlichen“<br />

Spread-Ansätzen und nach den Geboten<br />

Entscheidungsorientierung, Verursachungsgerechtigkeit,<br />

Klarheit (Transparenz), Managementbezogenheit<br />

sowie Kompatibilität<br />

zum externen Rechnungswesen aufgebaut<br />

sein. 6 Anreize in Form von Zu- bzw. Abschlägen,<br />

um bestimmte Geschäfte zu forcieren,<br />

sind selbstverständlich erlaubt, sollten aber<br />

<strong>als</strong> eigenständige Kalkulationskomponenten<br />

ausgewiesen werden.<br />

4 Vgl. Committee of European Banking Supervisors<br />

(CEBS): Guidelines on Liquidity Cost Benefit Allocation,<br />

27. Oktober 2010. Grundlage dafür sind die<br />

detaillierten Baseler Liquiditätsrisikomanagement-<br />

Prinzipien; vgl. Basel Committee on Banking Supervision:<br />

Principles for Sound Liquidity Risk Management<br />

and Supervision, September 2008.<br />

5 Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin): Mindestanforderungen an das Risikomanagement<br />

– MaRisk, Rundschreiben 11/2010 (BA)<br />

vom 15. Dezember 2010.<br />

6 Vgl. generelle Anforderungen an das Controlling in:<br />

Schierenbeck: Das Controlling-Konzept des bankbetrieblichen<br />

Rechnungswesens, Beitrag zum<br />

Thema des Festvortrages anlässlich der Verleihung<br />

des Dr.-Kausch-Preises 2007, S. 512 f., in: Der<br />

SCHWEIZER TREUHÄNDER, 8/2008, S. 512-525,<br />

http://www.aca.unisg.ch (Stand: 15. April 2011).<br />

650 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ABBILDUNG 4<br />

CONTROLLING<br />

Kalkulation von Liquiditätsspreads im Aktivgeschäft<br />

ABBILDUNG 5<br />

Kalkulation von Liquiditätsspreads im Passivgeschäft<br />

Eine Besonderheit bei der Mittelbeschaffung<br />

stellen sogenannte gedeckte<br />

Refinanzierungen dar. Hier verwenden die<br />

Institute die aufgenommenen Gelder für<br />

Kreditausleihungen, die wiederum den<br />

Investoren <strong>als</strong> Sicherheit zur Verfügung gestellt<br />

werden. Bei diesen Covered Bonds, zu<br />

denen auch der streng regulierte deutsche<br />

Pfandbrief zählt, sind die Renditeaufschläge<br />

(„Pfandbriefspreads“) je nach Finanzmarktlage<br />

deutlich niedriger <strong>als</strong> bei ungedeckter<br />

Refinanzierung.<br />

Neben den Liquiditätskosten für den<br />

erwarteten Zahlungsstrom sind auch Liquidi<br />

tätsrisikokosten anzusetzen. Denn für<br />

unerwartete, aber potenziell mögliche Liquiditätsflüsse,<br />

die beispielsweise aus höheren<br />

oder höher <strong>als</strong> erwartet in Anspruch genommenen<br />

Kreditlinien resultieren können,<br />

müssen Kreditinstitute Liquiditätsreserven<br />

in sehr liquiden, rentabilitätsarmen Wertpapieren,<br />

eventuell sogar in Form zugesagter<br />

unwiderruflicher Kreditlinien vorhalten, um<br />

potenziell mögliche Liquiditätsabflüsse auffangen<br />

zu können. Diese Pufferpositionen,<br />

die in einer „Liquidity Ladder“ nach verschiedenen<br />

Liquiditätsgraden zusammengefasst<br />

werden, verursachen Kosten durch den<br />

Verzicht auf höhere Renditen bzw. in Gestalt<br />

etwaiger Bereitstellungsprovisionen.<br />

Wie aber sieht nun das Grundmodell einer<br />

Kalkulation von Liquiditätsspreads <strong>als</strong> -transferpreise<br />

aus? Ein solches Modell besteht<br />

aus zwei Komponenten:<br />

> Liquiditätskosten- bzw. -erlöskalkulation<br />

für den erwarteten Liquiditätsstrom bei<br />

Aktiv- bzw. Passivgeschäften,<br />

> Liquiditätsrisikokostenkalkulation für den<br />

unerwarteten Liquiditätsstrom.<br />

Aktivgeschäft<br />

Aktivgeschäfte erfordern eine Refinanzierung.<br />

Die Liquiditätskosten für den erwarteten<br />

Refinanzierungsbetrag werden in<br />

Höhe des institutseigenen „Credit Spreads“<br />

angesetzt (s. Abb. 4). Dieser Spread bei einer<br />

Refinanzierung, üblicherweise einer Anleihe,<br />

ist der Renditeunterschied zu einem laufzeitbzw.<br />

fristenkongruenten Vergleichsmaßstab.<br />

Die Bankpraxis verwendet <strong>als</strong> Maßstab zumeist<br />

Festzinssätze von Finanz-Swaps, im<br />

kurzfristigen Bereich bis zu einem Jahr etwa<br />

EONIA und EURIBOR. 7<br />

Diese Renditeunterschiede stellen für<br />

Kapitalgeber eine Risikoprämie dar. Sie ist<br />

eine Entschädigung für übernommene institutsspezifische<br />

Ausfall-, marktspezifische<br />

Liquiditäts- und sonstige Risiken. Einflussgrößen<br />

der ersten Risikokategorie sind im<br />

wesentlichen die Bonität der kapitalaufnehmenden<br />

Bank (bonitätsspezifische Prämie),<br />

etwaige Konzentrationsrisiken beim Kapitalgeber<br />

im Fall höherer Refinanzierungsvolumina<br />

und Bewertungsunsicherheiten bei<br />

längerfristigen Refinanzierungen.<br />

Die zweite Risikokategorie („liquiditätsspezifische“<br />

Prämie) umfasst die Gefahr einer<br />

erschwerten Liquidierbarkeit der übernommenen<br />

Finanzposition bei mangelnder Markttiefe<br />

bzw. zunehmend illiquiden Märk ten.<br />

Die dritte Risikokategorie beschreibt unter<br />

anderem das Problem einer sinkenden Risikoneigung<br />

der Investoren vor allem in konjunkturellen<br />

Abschwungphasen, so dass prämienerhöhende<br />

Abschläge bei einem Weiter verkauf<br />

der Position einzukalkulieren sind. 8<br />

Passivgeschäft<br />

Bei eingeworbenen Mitteln stellt sich die<br />

Frage, welcher Erlös den Mittelbeschaffern,<br />

<strong>als</strong>o dem Vertrieb für gewonnene Liquidität,<br />

gutgeschrieben werden soll. In der Praxis<br />

hat sich der laufzeitkongruente Pfandbrief-<br />

Spread <strong>als</strong> Aufschlag auf den Interbankensatz<br />

<strong>als</strong> Erlös für den erwarteten Mittelzufluss<br />

durchgesetzt (s. Abb. 5). Dieser Ansatz unterstellt<br />

eine risikolose Anlage akquirierter Mittel,<br />

zu denen deutsche Pfandbriefe (gerade<br />

noch) gezählt werden.<br />

7 Im Gegensatz zur Bankpraxis werden in der Wissenschaft<br />

häufig Renditen von Staatspapieren <strong>als</strong> Referenzwerte<br />

herangezogen. EONIA steht für Euro<br />

Overnight Index Average und ist ein Tagesgeldsatz.<br />

Der EURIBOR (European Interbank Offered Rate)<br />

umfasst Wochen- und Monatsgeldsätze bis zu<br />

einem Jahr für Einlagen auf dem europäischen<br />

Bankenmarkt.<br />

8 Vgl. Dirk Schröter, Oliver Schwarz: Optimale Strukturen<br />

und Prozesse für das Liquiditätsrisikomanagement,<br />

S. 274, in: Peter Bartetzky, Walter Gruber,<br />

Carsten S. Wehn (Hrsg.): Handbuch Liquiditätsrisiko:<br />

Identifikation, Messung und Steuerung, Stuttgart<br />

2008, S. 247-278.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

651


CONTROLLING<br />

ABBILDUNG 6<br />

Verfahren zur Ermittlung von Credit Spreads<br />

¯<br />

Dieser Pfandbrief-Spread ist allerdings<br />

nicht der finale Liquiditätserlös. Wie bei Kreditgeschäften<br />

muss auch bei Spar-, Terminoder<br />

Sichteinlagen eine Liquiditätsreserve<br />

vorgehalten werden, um der Gefahr eines<br />

unerwarteten Abschmelzens (Abrufrisiken)<br />

vorzubeugen. Opportunitätskosten in Höhe<br />

des Rentabilitätsverzichts für Reservepositionen<br />

stellen Liquiditätsrisikokosten<br />

dar und sind von dem Brutto-Liquiditätserlös<br />

abzuziehen.<br />

Nachdem nun die verschiedenen Komponenten<br />

des Grundmodells klar sind, beginnt<br />

die eigentliche „Kärrnerarbeit“ der Quantifizierung<br />

von Liquiditätskosten, -erlösen und<br />

-risikokosten. Dazu müssen nicht nur die<br />

Kosten, sondern auch ihre verursachungsgerechte<br />

Verteilung bestimmt werden.<br />

Quantifizierung der Liquiditätskosten<br />

Im Aktivgeschäft haben die Institute unterschiedliche<br />

Möglichkeiten, die Liquiditätskosten<br />

für den erwarteten Refinanzierungsbetrag<br />

in Form institutseigener Credit Spreads<br />

zu quantifizieren. Über ihre Höhe entscheidet<br />

vor allem, wie stark finanzmarktorientiert<br />

die Refinanzierung ist (s. Abb. 6). Institute<br />

mit Finanzprodukten „an der Börse“ haben<br />

dabei die besten Karten, da sie Marktkurse<br />

bzw. -preise heranziehen können, um ihre<br />

institutsspezifische Credit-Spread-Kurve zu<br />

berechnen.<br />

Im Fall von Anleihen bieten sich für diese<br />

Berechnung grundsätzlich zwei Verfahrensvarianten<br />

an (s. Abb. 7). Beim sogenannten.<br />

Effektivzinsvergleich wird für jede Anleihe auf<br />

Basis ihres Marktkurses und ihres Kupons<br />

die Effektivverzinsung nach der internen<br />

Zinsfußmethode berechnet und der Renditeunterschied<br />

zum laufzeitentsprechenden<br />

Festzins eines Finanz-Swaps ermittelt. 9 Die<br />

so berechneten Renditedifferenzen bilden<br />

dann die Credit-Spread-Kurve. Fehlende<br />

Laufzeiten werden dabei durch Interpolation<br />

ermittelt. Die zweite Variante besteht<br />

im Vergleich der „Spot Rates“, <strong>als</strong>o der<br />

Nullkupon-Renditen, der Anleihen mit denen<br />

der jeweiligen Swap-Sätze. Diese auf Basis<br />

der Cashflows ermittelten Renditen haben<br />

den Vorteil, dass sie arbitragefrei sind. 10<br />

Weist der Markt für diese Anleihen eine<br />

hohe Tiefe bzw. Liquidität auf, können „Asset<br />

Swap Spreads“ 11 , die sich nach dem Kreditrisikos<br />

des Asset-Verkäufers bemessen,<br />

oder Spreads von „Credit Default Swaps“ <strong>als</strong><br />

alternative Kalkulationsgrundlage herangezogen<br />

werden. Beim letzten Instrument<br />

ist zu berücksichtigen, dass es <strong>als</strong> Absicherungsprodukt<br />

nur bei Kreditausfällen zu<br />

einem Liquiditätsfluss führt. Somit können<br />

diese Spreads nur <strong>als</strong> Indikatoren angesehen<br />

werden. 12<br />

Für Institute ohne börsennotierte Finanz<br />

produkte und ohne Rating ist die<br />

Spread-Ermittlung am schwierigsten und<br />

letztendlich nur näherungsweise möglich.<br />

Sofern sie Credit-Spread-Kurven bzw. gehandelte<br />

Spreads vergleichbarer Institute<br />

am Finanzmarkt heranziehen, müssen sie<br />

Unschärfen hinnehmen, die ihre Ursache<br />

in der Einschätzung des eigenen Ratings<br />

und der empirischen Streuung gehandelter<br />

Credit Spreads in der ausgewählten Rating-<br />

Klasse haben. Ein Grund dafür kann etwa die<br />

Zusammenfassung verschiedener Institute<br />

mit unterschiedlichen Marktsegmenten und<br />

-bedingungen sein. Ein anderer Ansatz für<br />

„marktferne“ Institute wäre der „Markttest“<br />

durch gelegentliche Refinanzierungsanfragen,<br />

was aber bei einer gewissen Häufigkeit<br />

zu Imageproblem führen dürfte, wenn sich<br />

die mangelnde Handelsabsicht herumspricht.<br />

Die Credit-Spread-Quantifizierung im<br />

Zuge der gedeckten Refinanzierung stellte<br />

den Controller vor eine ähnlich herausfordernde<br />

Aufgabe, wobei Deckungsvorgaben<br />

eine spezifische Allokation des ermittelten<br />

Pfandbrief-Spreads auf Immobilienkredite<br />

bzw. eine Modifikation notwendig machen. 13<br />

Dieser Vorgang bedarf einer Erläuterung, die<br />

im Folgenden anhand der Refinanzierung<br />

von Immobilienkrediten mithilfe deutscher<br />

Pfandbriefemissionen gegeben wird.<br />

Der Pfandbrief-Spread lässt sich durch<br />

Vergleiche der Effektivzinsen bzw. der Nullkupon-Renditen<br />

emittierter Pfandbriefe mit<br />

den Swapsätzen ermitteln. Voraussetzungen<br />

sind die Ausgabe von Pfandbriefen mit verschiedenen<br />

Laufzeiten und die Verfügbarkeit<br />

von Börsenkursen. Liegen sie nicht vor, kann<br />

alternativ die börsentäglich bereitgestellte<br />

Pfandbriefkurve des Verbandes deutscher<br />

9 Beim Ansatz der Swapsätze wäre es methodisch<br />

korrekt, Briefkurse anzusetzen. In Anbetracht der<br />

geringen Differenzen und der Volatilität des<br />

Markts, die in der Praxis dazu führt, dass bei späteren<br />

Fixings alte Briefkurse den neuen Geldkursen<br />

entsprechen, ist es durchaus akzeptabel, Mittelwerte<br />

zu nehmen.<br />

10 Vgl. die ausführliche Darstellung verschiedener<br />

Verfahren zur Berechnung von Credit Spreads in<br />

Ulrich Pape, Matthias Schlecker: Berechnung des<br />

Credit Spreads, Finanz Betrieb, Nr. 10, 2008,<br />

S. 658-665, http://www.matthias-schlecker.de<br />

(Stand: 15. April 2011).<br />

11 Bei einem „Asset Swap“ (Paket) wird eine Kuponanleihe<br />

erworben. Gleichzeitig schließt der Käufer<br />

dieser Anleihe ein Zinsswap-Geschäft mit dem<br />

Verkäufer ab. Dabei tauscht er die Festzinszahlung,<br />

die den Kuponzufluss aus der Anleihe kompensiert,<br />

gegen den Erhalt einer variablen Zahlung, die<br />

in der Regel auf dem LIBOR basiert, zuzüglich eines<br />

Spreads. Da das Kreditrisiko beim Asset-Käufer<br />

verbleibt, bemisst sich dieser „Asset Swap Spread“<br />

bzw. diese „Asset Swap Rate“ nach diesem Risiko.<br />

Vgl. Hans-Peter Burghof, Sabine Henke: Alternative<br />

Produkte des Kreditrisikotransfers (II.4), S. 115 f.,<br />

und Philipp J. Schönbucher: Kreditrisikomodelle<br />

zur Bewertung von Kreditderivaten (VIII.3), S. 665,<br />

beide Aufsätze in: Hans-Peter Burghof, Sabine<br />

Henke, Bernd Rudolph, Philipp J. Schönbucher,<br />

Daniel Sommer (Hrsg.): Kreditderivate, Handbuch<br />

für die Bank- und Anlagepraxis, 2. überarb. Aufl.,<br />

Stuttgart 2005, S. 105-120 bzw. S. 661-713.<br />

12 Vgl. Armin Leistenschneider: Methoden zur Ermittlung<br />

von Transferpreisen für Liquiditätsrisiken,<br />

S. 176, in: Peter Bartetzky, Walter Gruber, Carsten<br />

S. Wehn (Hrsg.): Handbuch Liquiditätsrisiko: Identifikation,<br />

Messung und Steuerung, Stuttgart 2008,<br />

S. 171-192.<br />

13 Vgl. die Ausführungen zu den Deckungsvorgaben<br />

bei Pfandbriefen in: Ralf Krause: Der Hypothekenpfandbrief,<br />

Grundlagen für das erfolgreiche Management<br />

von Emissionen, Stuttgart 2011, S. 53ff.<br />

652 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ABBILDUNG 7<br />

CONTROLLING<br />

Verfahren zur Berechnung von Credit Spreads<br />

1. Restlaufzeit. - 2. Interne Zinsfuß-Methode: Zins ←→ Kapitalwert = 0. - 3. Festzinssatz eines Finanzswaps. - 4. Marktkurs aus rechentechnischen Gründen negativ dargestellt (Excel-Formel: IKV).<br />

Pfandbriefbanken (vdp) herangezogen werden.<br />

Sie gibt allerdings nur näherungsweise<br />

die Rendite eigener Pfandbriefe wieder, da<br />

sie auf Basis der aktuell erzielten bzw. erzielbaren<br />

„Fundinglevels“ der vdp-Mitgliedsinstitute<br />

erstellt wird. 14<br />

Angesichts von Kreditrückzahlungen, Ausfällen<br />

und Neukonditionsfestlegungen bei<br />

den Immobilienkrediten kann das Pfandbriefmanagement<br />

Papiere nicht bis zur Höhe des<br />

Realkreditanteils von 60 % des Beleihungswerts<br />

emittieren, sondern muss zur Gewährleistung<br />

gesetzlicher Deckungsvorgaben<br />

eine interne Mindestüberdeckung ansteuern.<br />

Dies führt dazu, dass der „effektive“ Realkreditanteil,<br />

der in den Genuss der günstigen<br />

Pfandbrief-Spreads kommen darf, geringer ist<br />

<strong>als</strong> der formale Realkreditanteil oder der Realkreditanteil<br />

mit einem höheren „effektiven“<br />

Pfandbrief-Spread zu kalkulieren ist.<br />

Quantifizierung der Liquiditätserlöse<br />

Nun wird dem Vertrieb in der Kalkulation für<br />

akquirierte Passiva der Pfandbrief-Spread<br />

gutgeschreiben. Doch stellt sich hier die<br />

Frage welcher. Da von vornherein nicht festgelegt<br />

werden kann, welche Art von Pfandbriefen<br />

erworben werden, bzw. zunächst<br />

eine fiktive Pfandbriefanlage zu unterstellen<br />

ist, bietet sich die vdp-Pfandbriefkurve für<br />

Hypotheken für Wohn- und Gewerbeimmobilienfinanzierungen<br />

oder für öffentliche<br />

Pfandbriefe für Kommunaldarlehen an.<br />

Höhe der Liquiditätsrisikokosten<br />

Die Quantifizierung und Verteilung der Liquiditätsrisikokosten,<br />

<strong>als</strong>o der Kosten eines<br />

Liquidity Ladders, wirft verschiedene Fragen<br />

auf, deren Beantwortung zu unterschiedlichen<br />

Ansätzen bzw. Berechnungswegen<br />

führt. Abbildung 8 beschreibt die dafür notwendigen<br />

drei Schritten „Auswahl einzubeziehender<br />

Reservepositionen“, „Ermittlung<br />

der Opportunitätskosten“ und „Allokation<br />

der Kosten auf die Geschäfte“.<br />

Ein pragmatischer Ansatz etwa ist es,<br />

nur zentralbankfähige Reservepositionen,<br />

<strong>als</strong>o die erste Schicht einer Liquidity Ladder<br />

heranzuziehen und sie im Sinne des Opportunitätsprinzips<br />

mit dem (Netto-)Renditenachteil<br />

zu einer fiktiven Pfandbriefanlage<br />

zu bewerten. 15 Im Rahmen eines geschäftsspezifischen<br />

Verteilungsansatzes sind die so<br />

ermittelten Kosten dann den Geschäften zuzuordnen,<br />

die vor allem mit Liquiditäts risiken<br />

behaftet sind. Dabei handelt es sich um<br />

variable bzw. quasi-variable Geschäfte wie<br />

Kreditlinien, Garantien, Sicht- und Spareinlagen,<br />

die per se unsichere Cashflows aufweisen,<br />

<strong>als</strong>o einem besonderen Ziehungs- bzw.<br />

Abrufrisiko unterliegen.<br />

Die konkrete Kostenzuordnung bestimmt<br />

sich nach der Höhe der unerwarteten Abflüsse<br />

in Rahmen eines zumeist einjährigen<br />

Risikohorizonts. 16 Diese Abflüsse können<br />

14 Der Verband deutscher Pfandbriefbanken stellt<br />

zwei Pfandbriefkurven im Internet bereit: Eine für<br />

den Hypothekenpfandbrief und eine andere für den<br />

öffentlichen Pfandbrief (http://www.pfandbrief.de).<br />

15 Mögliche Renditevorteile sind von den -nachteilen<br />

abzuziehen, so dass die Nettogröße anzusetzen ist.<br />

16 Bei vielen Instituten beginnt ab dieser Zeitmarke<br />

die strukturelle Liquidität. Dies fußt auf der Unterscheidung<br />

zwischen dem kurzfristigen Geld- und<br />

dem mittel- bis langfristigen Kapitalmarkt. Vgl.<br />

dazu Deutsche Bundesbank, BaFin: Praxis des Liquiditätsmanagements<br />

in ausgewählten deutschen<br />

Kreditinstituten, o. a. O. und Z. (http//www.<br />

bundesbank. de, Stand: 15. Mai 2011).<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

653


CONTROLLING<br />

ABBILDUNG 8<br />

Quantifizierung und Allokation der Liquiditätsrisikokosten<br />

<br />

¯<br />

entweder differenziert auf der Grundlage<br />

eines ökonomischen Modells oder pauschal<br />

mithilfe von Abruf- bzw. Ziehungsquoten aufsichtsrechtlicher<br />

Liquiditätsanforderungen<br />

quantifiziert werden (s. Abb. 9). Im Rahmen<br />

der zuerst genannten ökonomischen Modellierung<br />

werden Abweichungen von den<br />

erwarteten Abläufen ermittelt. In unserem<br />

Beispiel wird dazu eine Normalverteilung mit<br />

einem Erwartungswert von Null verwandt.<br />

Durch die Festlegung eines institutsspezifischen<br />

Konfidenzniveaus (hier 99 %) lässt<br />

sich so leicht die maximale Abweichung<br />

und der unerwartete Abfluss bestimmen. In<br />

unserem Fall wird die Standardabweichung<br />

mit 2,33 multipliziert. 17 Bei diesem Verfahren<br />

ist es wichtig, dass Risikomessungen nur<br />

für die Positionen durchgeführt werden, bei<br />

denen man nicht einen vollständigen Abruf<br />

bzw. eine vollständige Ziehung innerhalb<br />

des Risikohorizonts erwartet. Mehr <strong>als</strong><br />

100 % können nicht abgerufen oder gezogen<br />

werden. Dann besteht kein Risiko mehr. Die<br />

Kosten einer Liquiditätsreserve werden nach<br />

den Verhältnissen der Abrufbeträge verteilt.<br />

Im Beispiel werden die Kosten komplett der<br />

Spareinlage angelastet.<br />

Beim zweiten, aufsichtsrechtlich geprägten<br />

Quantifizierungsansatz werden entweder<br />

die Abfluss- bzw. Ziehungsquoten der<br />

deutschen Liquiditätsverordnung (LiqV) 18<br />

oder die tendenziell erhöhten Quoten der<br />

<br />

<br />

neuen Baseler „Liquidity Coverage Ratio“<br />

(LCR) 19 herangezogen („Normal“- versus<br />

„Stress“-Quoten). Dabei handelt es sich<br />

insofern um ein pauschaliertes Verfahren,<br />

<strong>als</strong> Ablauffiktionen, Verteilungsannahmen,<br />

Konfidenzniveaus und zeitliche Skalierungen<br />

ohne Belang sind. Die Kosten der<br />

Liquiditätsreserve werden wie beim ersten<br />

Ansatz nach Abflussbeträgen verteilt.<br />

Grundmodell und Gesamtliquidität<br />

Das Grundmodell der Liquiditäts(risiko)<br />

kosten- und -erlöskalkulation unterstellt<br />

ein Liquiditätsgleichgewicht. In der Praxis<br />

sind jedoch Liquiditätsüber- und -unterdeckungen<br />

in bestimmten Laufzeitbereichen<br />

an der Tagesordnung. Dies sollte durch<br />

Anpassungen, <strong>als</strong>o vom Grundmodell abweichende,<br />

aber immer noch marktgerechte<br />

Spread-Ansätze, Berücksichtigung finden. 20<br />

Damit werden systembedingt Anreize geschaffen,<br />

bei Liquiditätsüberhängen das<br />

Kreditgeschäft zu fördern und umgekehrt<br />

17 Bei unterjährigen Abläufen ist wie in unserem<br />

Beispiel die maximale Abweichung mit Hilfe der<br />

Wurzel-Zeit-Formel „herunterzuskalieren“, wenn<br />

die Standardabweichung <strong>als</strong> Jahreswert angegeben<br />

ist. Vgl. die Transferpreisermittlung in Thomas<br />

Heidorn, Christian Schmaltz: Interne Transferpreise<br />

für Liquidität, S. 142 f., Zeitschrift für das<br />

gesamte Kreditwesen, Nr. 3, 2010, S. 140-144.<br />

18 Vgl. Bundesministerium der Finanzen (BMF): Verordnung<br />

über die Liquidität der Institute (Liquiditätsverordnung<br />

– LiqV), 14. Dezember 2006.<br />

19 Vgl. Basel Committee on Banking Supervision:<br />

Basel III: International framework for liquidity risk<br />

measurement, standards and monitoring, Dezember<br />

2010.<br />

20 Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV):<br />

Grundlagen zur Festlegung von Bewertungszinsen,<br />

Berlin, 25. Mai 2009.<br />

ABBILDUNG 9<br />

Allokation der Liquditätsrisikokosten<br />

*) Spareinlagen mit einer Kündigungsfrist<br />

von 3 Monaten<br />

654 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ABBILDUNG 10<br />

CONTROLLING<br />

Anpassung des Grundmodells an die institutsspezifische<br />

Liquiditätslage<br />

bei Liquiditätsdefiziten verstärkt Passiva zu<br />

akquirieren (s. Abb. 10).<br />

Wenn etwa bei einem Liquiditätsengpass<br />

für akquirierte Passiva nicht der Pfandbriefspread,<br />

sondern der höhere Credit Spread<br />

eines Instituts angesetzt wird, kann der<br />

Vertrieb den Kunden attraktivere Zinssätze<br />

anbieten, ohne sofort Margeneinbußen in<br />

Kauf nehmen zu müssen. Bei unterstellter<br />

Preiselastizität der Nachfrage nehmen die<br />

Passivvolumina zu, und der Engpass baut<br />

sich „automatisch“ ab.<br />

Natürlich können über diese Spread-Variationen<br />

hinaus Zinsänderungen gegenüber<br />

dem Grundmodell vorgenommen werden.<br />

Dann wird aber der Rahmen von Marktpreisen<br />

verlassen, und es liegen Bonus- bzw. Strafzinssätze<br />

vor, die gesondert in der Kundengeschäftskalkulation<br />

auszuweisen wären.<br />

Künftige Herausforderungen<br />

„The use of liquidity spreads in the calculation<br />

of products is simple, but not easy.“ Diese<br />

Erkenntnis sollte in der Praxis beachtet werden.<br />

Tatsächlich ist das Grundprinzip einfach<br />

und die Notwendigkeit dieses Konzepts einleuchtend,<br />

doch der Teufel steckt wie immer<br />

im operativen Detail.<br />

Die erste Detailfrage bezieht sich auf<br />

die Bestimmung der Geschäfte, für die die<br />

Kalkulation der Liquiditätskosten, -erlöse<br />

und -risikokosten angebracht erscheint.<br />

Die Standardfloskel „in Abhängigkeit von<br />

Art, Umfang, Komplexität und Risikogehalt“<br />

der MaRisk hilft hier wahrlich nur im<br />

Prinzip weiter. In der Bankpraxis haben sich<br />

noch keine Faustformeln herausgebildet,<br />

ab welchem Volumens- bzw. Margenanteil<br />

und möglichen Risikosensitivitäten einer<br />

Geschäftsart eine Kalkulation zwingend geboten<br />

ist. Die Aufstellung eigener Maßstäbe<br />

und deren ausführliche, nachvollziehbare<br />

Dokumentation sind deshalb unumgänglich.<br />

Die zweite Baustelle stellt die Methodik<br />

an sich dar. Das ist ohne Frage ein Feld für<br />

Forschung und Entwicklung. Beispielsweise<br />

macht die Anwendung unterschiedlicher<br />

Spread- und damit Verrechnungskurven für<br />

Aktiv- und Passivgeschäfte einen besonderen<br />

„Brückenbau“ zur Finanzbuchhaltung<br />

notwendig. Denn die passivischen und aktivischen<br />

Bruttomargen können nicht mehr<br />

einfach addiert werden, eine Kompensationsrechnung<br />

ist erforderlich.<br />

Eine methodische Großbaustelle sind<br />

auch die Verfahren zur Bestimmung der Ablauffiktionen<br />

bei variablen Geschäften und<br />

deren zugrunde liegenden Verteilungen.<br />

Der Ansatz von Extremwertverteilungen<br />

scheint den „beliebten“ Normalverteilungen<br />

über legen zu sein, da sie besser sogenannte<br />

lange Verteilungsenden („fat tails“) abbilden<br />

können. Dies ist wichtig, da unscharf ermittelte<br />

unerwartete Abflüsse bei den Geschäften<br />

natürlich zu unzulänglichen Kostenallokationen<br />

führen, ganz zu schweigen von<br />

f<strong>als</strong>ch bemessenen, zu niedrig angesetzten<br />

Liquiditätsreserven. Ein weiteres Handlungsfeld<br />

ist die Anpassung des Grundmodells an<br />

die Gesamtliquiditätslage. Hier erscheint<br />

eine aussagekräftige Liquiditätsablaufbilanz<br />

mit Darstellung aller deterministischen,<br />

variablen und hypothetischen Kunden- und<br />

Eigengeschäfte unumgänglich, um Liquiditätsengpässe<br />

bzw. -überschüsse laufzeitgenau<br />

lokalisieren zu können.<br />

Last, but not least werden komplexe<br />

Software-Lösungen gebraucht, um Kalkulationen<br />

mit geschäftsspezifischen Liquiditätsspreads<br />

zu ermöglichen. Angesichts der<br />

Geschäftsartenvielfalt reicht der gute alte<br />

Rechenschieber bei Weitem nicht aus, auch<br />

wenn er heute im Gewand von Excel-Sheets<br />

daherkommt. Integrierte Lösungen mit verschiedenen<br />

Auswertungsdimensionen sind<br />

heute erforderlich. Nur so lassen sich Erfolge<br />

und Risikoabbau vor und nach steuernden<br />

Eingriffen des Zins- und Liquiditätsrisikomanagements<br />

angemessen darstellen. ¯<br />

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CONTROLLING<br />

Kreditwirtschaft muss enorme Herausforderungen bewältigen<br />

AUTOR<br />

Gesamtbanksteuerung bleibt zentrale<br />

Führungsaufgabe in Kreditinstituten<br />

Deutsche Banken und Sparkassen stehen vor großen Herausforderungen. Steigende Ansprüche der Kunden sowie<br />

ein wachsender Wettbewerb durch Nicht-, Direkt- und Auslandsbanken hat zur Folge, dass die (Zins-)Margen sinken<br />

und nur begrenzt durch das Provisionsgeschäft und Effizienzgewinne ausgeglichen werden können. Zudem spüren<br />

viele Institute weiter die Auswirkungen der Finanzmarkt- und Euro-Schuldenkrise. Hohe aufsichtliche, bilanzielle<br />

und rechtliche Anforderungen ebenso wie zunehmende Personalprobleme angesichts der demographischen<br />

Entwicklung sowie der verstärkte technische Innovations- und Investitionsdruck verlangen nach praktikablen<br />

Lösungen. Dies zwingt viele Institute dazu, ihre Geschäftsmodelle zu überprüfen, und manche, sie neu auszurichten.<br />

Das hat Folgen für Kunden, Geschäftsprozesse und Mitarbeiter. Die Geschäftsleitungen von Banken und Sparkassen<br />

müssen die Gesamtbanksteuerung 1 (GBS) daran ausrichten und sie <strong>als</strong> integrierte, zentrale Führungsaufgabe<br />

verstehen. Der folgende Überblick geht auf die vernetzten Aspekte der GBS und ihrer Realisation ein.<br />

Peter Meybom<br />

ist <strong>als</strong> selbstständiger Managementberater<br />

und Trainer in<br />

München für Kreditinstitute,<br />

Versicherer, Finanzdienstleister,<br />

Verbände, Behörden und eine<br />

Business School tätig.<br />

Die Ergebnissituation vieler Banken hat<br />

sich im ersten Halbjahr 2011 gegenüber<br />

dem Vorjahreszeitraum deutlich verbessert.<br />

Von dem konjunkturellen Aufschwung profitierten<br />

sowohl Großbanken <strong>als</strong> auch regionale<br />

Institute. Doch der Schein trügt. Banken in<br />

ganz Europa müssen sich nämlich künftig auf<br />

verschärfte Markt- und Rahmenbedingungen<br />

einstellen. Englische (Barclays, HSBC, Lloyds),<br />

italienische (UniCredit, Intesa), Schweizer<br />

(Credit Suisse, UBS) und andere internationale<br />

Großbanken (Goldmann Sachs) reagieren<br />

darauf bereits mit massiven Kapazitätsanpassungen.<br />

Auch die deutsche Kreditwirtschaft<br />

befindet sich im Umbruch. Geschäftsmodelle<br />

und Strategien müssen überprüft, knappe<br />

Ressourcen effektiv eingesetzt, Prozesse<br />

verschlankt 2 sowie das Führungs- und Steuerungssystem<br />

verbessert werden. 3<br />

Die einzelnen Veränderungsprozesse<br />

verlaufen oftm<strong>als</strong> zeitgleich und überlappen<br />

sich inhaltlich, sodass Mitarbeiter und Führungskräfte<br />

gefordert sind, ihre Auswirkungen<br />

auf Produkte, Marktauftritt und Unternehmensprozesse<br />

zu überschauen.<br />

Deshalb muss die Geschäftsleitung diese<br />

Entwicklung gesamtheitlich steuern. Das<br />

beginnt bei der unternehmerischen und<br />

strategischen Ausrichtung, die sich in einem<br />

wertorientierten Zielsystem ausdrückt. Auf<br />

Geschäftsfeldebene müssen Erfolgsfaktoren<br />

gestärkt und Ressourcen simultan eingesetzt<br />

werden. Diese Entscheidungen wirken auf die<br />

Organisation und die einzelnen Geschäftsportfolien,<br />

um letztlich in Einzel geschäfte mit<br />

den Kunden zu münden (s. Abb. 1). In der GBS<br />

müssen finanzielle, marktbezogene, organisatorische<br />

sowie wissens- und leistungsorientierte<br />

Aufgaben synchronisiert werden.<br />

Enorme Herausforderungen<br />

Die deutsche Kreditwirtschaft und darin mit<br />

großem Anteil die öffentlich-rechtliche Sparkassen-Finanzgruppe<br />

4 sieht sich derzeit mit<br />

zentralen Herausforderungen konfrontiert.<br />

> Die Ansprüche der Kunden wachsen. Sie<br />

sind in der Regel preissensibler geworden,<br />

haben erheblichen Beratungsbedarf und<br />

fordern guten Service ein. Gleichzeitig<br />

verschärft sich der Wettbewerbsdruck auf<br />

die einzelnen Institute zunehmend durch<br />

Non Financi<strong>als</strong> wie Handels- und Dienstleistungsunternehmen<br />

sowie Direkt- und<br />

Auslandsbanken. Dadurch verstärkt sich<br />

der Preiskampf. Langfristig sinkende<br />

(Zins-)Margen können nur begrenzt durch<br />

das Provisionsgeschäft und Produktivitätsfortschritte<br />

ausgeglichen werden. 5 Die<br />

Fristentransformation im klassischen<br />

Kunden geschäft liefert bedingt durch die<br />

flache Zinsstrukturkurve nur sehr geringe<br />

Erfolgsbeiträge. Großbanken können zwar<br />

im Wertpapiergeschäft Eigenhandelserträge<br />

erwirtschaften, doch steigen damit auch<br />

schnell die Risiken. Regionalen Geschäftsbanken<br />

ist diese Ergebnisquelle größenbedingt<br />

dagegen meist verschlossen.<br />

> Die Kapitalmarktkrise hat sich von einer<br />

US-Immobilien-, über eine Liquiditäts-,<br />

Banken-, Börsen- und Wirtschaftskrise hin<br />

zu einer Länder- 6 und Euro-Schuldenkrise<br />

entwickelt. Viele Kreditinstitute spüren die<br />

massiven Auswirkungen in ihren eigenen<br />

Beständen und den Kundendepots.<br />

> In einer besonderen Situation befinden<br />

sich einige Banken, die ihr Geschäftsmodell<br />

anpassen müssen. Einzelne Institute<br />

wurden von Bund, Ländern oder Verbünden<br />

gerettet (Aareal, Commerzbank, HRE,<br />

IKB, Landesbanken, Sparkassen). Die aus<br />

dem Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung<br />

Soffin bereitgestellten Mittel müssen<br />

verzinst und zurückgeführt werden. Die<br />

europäische Kommission führt Beihilfeü-<br />

1 In manchen Kreditinstituten wird der Begriff Gesamtbanksteuerung<br />

in einem engen Sinn nur <strong>als</strong><br />

barwertige Aktiv-Passiv-Steuerung der Bilanzstruktur<br />

im Treasury verstanden. Die hier verwandte<br />

weite Sichtweise beinhaltet das Führungs- und<br />

Steuerungssystem, das für den Erfolg einer Bank<br />

oder Sparkasse <strong>als</strong> Ganzes notwendig ist. Siehe auch<br />

die von der Bafin geforderte „Integrierte Ertragsund<br />

Risikosteuerung“ in den MaRisk 12/2010<br />

2 Zwei Beispiele dafür sind etwa die Einführung von<br />

OSPlus in der Sparkassen-Finanzgruppe und die<br />

Auslagerung aller Backoffice-Aktivitäten durch die<br />

HypoVereinsbank.<br />

3 Vgl. Peter Meybom: Modell für den erfolgreichen<br />

Vertrieb vermittelter Produkte, B.Bl. 9/2011, S. 534-<br />

538.<br />

4 Die Sparkassen-Finanzgruppe hatte 2010 bei gewerblichen<br />

Krediten und bei Einlagen von Privatpersonen<br />

einen Marktanteil von über 40 %, vgl. DSGV<br />

Bilanzpressekonferenz vom 16. März 2011.<br />

5 Vgl. Peter Meybom: Provisionsergebnis im Verbundgeschäft<br />

steigern – Erhebliche Ertragspotenziale im<br />

Vermittlungsgeschäft schöpfen, B.Bl. 8/2011, S. 433-<br />

436.<br />

6 Vgl. ders.: Länderrisikosteuerung mittels kapitalmarktinduzierter<br />

Bewertung, Die Bank 8/1999,<br />

S. 568-572.<br />

656 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ABBILDUNG 1<br />

CONTROLLING<br />

Geschäfts- und Steuerungsinhalte der Gesamtbanksteuerung<br />

berprüfungsverfahren durch. Einzelne Institute<br />

müssen sich auf dieser Grundlage<br />

von Geschäftsfeldern trennen und tragfähige,<br />

eigen ständige Strategien entwickeln.<br />

Das Grundproblem im Geschäftsmodell<br />

einzelner Landesbanken besteht im fehlenden<br />

Zugang zum stabilisierenden Privatkundengeschäft.<br />

> In manchen Staaten ist die Konjunktursituation<br />

derzeit noch gut. Doch herrschen für<br />

Europa, die USA und andere große Länder<br />

aktuell Rezessionssorgen. Auch in Deutschland<br />

sind erste Indikatoren wie der Ifo-Geschäftsklimaindex,<br />

der ZEW-Index oder der<br />

Economic Sentiment Index (ESI) rückläufig.<br />

Angesichts der hohen Staatsverschuldung<br />

werden langfristig Inflationsgefahren befürchtet.<br />

Ein Konjunkturabschwung zieht<br />

jedoch sinkende Erträge nach sich.<br />

> Die Staats- und Regierungschefs der größten<br />

Industrie- und Schwellenländer (G 20)<br />

haben ein umfangreiches Regelwerk für<br />

die Bankenaufsicht (Basel III, Liquiditätsgrundsätze,<br />

Leverage Ratio etc.) beschlossen.<br />

7 Das Regelungspaket wird derzeit<br />

unter Führung der EU-Kommission mit ihrem<br />

Richtlinienentwurf (CRD IV) in europäisches<br />

Recht umgesetzt. Infolgedessen<br />

werden die Kapital- und Steuerungsanforderungen<br />

deutlich wachsen. 8 Diskutiert<br />

werden derzeit auch Zuschläge für hartes<br />

Eigenkapital auf bis zu 9 % der Risikoaktiva<br />

von (systemrelevanten) Banken.<br />

> Zudem sehen sich Kreditinstitute weiteren<br />

aufsichtlichen und rechtlichen Anforderungen<br />

gegenüber. Die europäische Bankenaufsicht<br />

European Banking Authority<br />

(EBA) führte bereits zum zweiten Mal europaweite<br />

Stresstests durch und plant dies<br />

auch in Zukunft. Obwohl die Auswirkungen<br />

der Euro-Schuldenkrise noch nicht getestet<br />

wurden, haben viele Institute die Anforderungen<br />

nur knapp bestanden. 9 Finanztransaktionssteuer,<br />

Bankenabgabe und<br />

-restrukturierung, Vergütungsregeln, Verbot<br />

von Leerverkäufen, Überwachung von<br />

Derivate-OTC-Geschäften und Einlagensicherung<br />

sind nur einige der aktuell bedeutsamen<br />

Banksteuerungsthemen.<br />

> Die neuen IASB-Bilanzierungsregeln (IFRS<br />

9) 10 zur Klassifizierung und Bewertung von<br />

Finanzinstrumenten, zum bilanziellen Ansatz<br />

von Wertminderungen und zur Bilanzierung<br />

von Sicherungsgeschäften haben<br />

erhebliche Bedeutung für Kreditinstitute.<br />

> Der Innovations- und Investitionsdruck der<br />

Kreditwirtschaft ist durch die rasche Entwicklung<br />

der Informations- und Telekommunikationstechnik<br />

(ITK) hoch. Die Sicherheitstechnik<br />

muss den wachsenden<br />

Gefährdungen unter anderem auch durch<br />

mobile Endgeräte (Cloud Computing, Mobile<br />

Banking etc.) von Kunden standhalten.<br />

Vertriebswege werden angepasst, Produktionsabläufe<br />

gestrafft. Outsourcing und<br />

Bankfabrikansätze sind nicht nur bei ING-<br />

DiBa, Citibank Privatkunden oder der DB<br />

Kredit Service zu beobachten, auch die<br />

Sparkassen-Finanzgruppe geht zunehmend<br />

diesen Weg.<br />

> Regionalbanken müssen sich zusätzliche<br />

Größenvorteile schaffen. In der letzten<br />

Dekade ist die Zahl der Sparkassen um<br />

etwa ein Viertel (rund 140 Institute), der<br />

Kreditgenossenschaften um mehr <strong>als</strong> ein<br />

Drittel (rund 650) gesunken. 11 Das Ziel,<br />

zentrale Kostenblöcke durch Zusammenlegung<br />

oder Fusion zu reduzieren, wird den<br />

Konzentrationsprozess im Bankgewerbe<br />

tendenziell weiter fördern. Dazu gehört<br />

auch die verstärkte Auslagerung von Aufgaben<br />

auf externe oder bankgruppeneigene<br />

Unternehmen.<br />

> Die demographische Entwicklung wirkt<br />

sich nicht nur auf das Kundengeschäft 12<br />

aus, sondern auch auf den Führungs- und<br />

Mitarbeiternachwuchs im deutschen Bankgewerbe.<br />

Diese Situation sollte es Gewerkschaften<br />

und Mitarbeitern verstärkt ermöglichen,<br />

ihre Gehaltswünsche ebenso<br />

wie ihre Vorstellungen über die Arbeitsbedingungen<br />

(flexible Lebensarbeitszeit etc.)<br />

einzubringen. Deshalb dürften verstärkt<br />

neue Personalführungs- und -betreuungsinstrumente<br />

geschaffen und eingeführt<br />

werden (Familienzeiten, Kinderbetreuung,<br />

flexibles Renteneintrittsalters etc.).<br />

Integrierte Steuerungslandkarte<br />

Diese und weitere Anforderungen werden<br />

von den Stakeholdern der Banken und<br />

Peter Meybom – Consulting & Training, www.m-c-t.eu<br />

Sparkassen (Eigentümer, Geschäftspartner,<br />

Mitarbeiter, Staat, gesellschaftliches Umfeld<br />

etc.) formuliert. Das Management muss nicht<br />

nur wirtschaftlich vertretbare und justiziable<br />

Entscheidungen treffen, sondern die Stakeholder<br />

darüber auch zutreffend, klar und<br />

zeitnah informieren.<br />

Der GBS kommt dabei eine zentrale Funktion<br />

zu, da sie Steuerungsinhalte und Kommunikation<br />

im Sinne einer integrierten<br />

Steuerungslandkarte bündelt. Sie umfasst<br />

sämtliche relevante Steuerungsinhalte, -prozesse<br />

und -instrumente (s. Abb. 2).<br />

Principal-Agent-Dilemma<br />

Anspruchsteller und Unternehmensleitung<br />

müssen sich vor Ausgestaltung des GBS-<br />

Systems ihrer Konfliktsituation zwischen<br />

Auftraggeber (Principal) und Auftragnehmer<br />

7 Vgl. Peter Meybom: G20-Staaten vereinbaren Maßnahmen<br />

zur Krisenbewältigung – Globale Finanzmarktarchitektur<br />

wirkt sich spürbar auf Kreditwirtschaft<br />

aus, B.Bl. 8/2009, S. 460-468; ders.:<br />

Gemeinsame Weltfinanzordnung rückt zunehmend<br />

in weite Ferne, B.Bl. 9/2010, S. 518-521; ders.:<br />

Globale Finanzmarktarchitektur der G20-Staaten<br />

noch möglich – Perspektiven vor dem Weltfinanzgipfel<br />

in Seoul, B.Bl. 10/2010, S. 584-588.<br />

8 Vgl. o.V.: Hoher Aufwand für neuen Standard, Börsen-Zeitung<br />

vom 11. August 2011, S. 5. In einer von<br />

Deloitte durchgeführten Studie sehen fast zwei<br />

Drittel der weltweit befragten Banken durch Basel<br />

III die größten Auswirkungen auf die Institute zukommen.<br />

9 Vgl. Peter Meybom: Finanzsystem besser auf Szenarien<br />

vorbereiten – Krise erfordert verbesserte<br />

Stresstests in der Kreditwirtschaft, B.Bl. 5/2009,<br />

S. 270-277.<br />

10 IASB steht für International Accounting Standards<br />

Boards und IFRS für International Finacial Reporting<br />

Standards.<br />

11 Vgl. Deutsche Bundesbank: Bankenstatistik – Statistisches<br />

Beiheft zu den Monatsberichten.<br />

12 Vgl. Peter Meybom: Megatrend Altersvorsorge birgt<br />

noch erhebliches Marktpotenzial – Allfinanzstrategie<br />

zukunftsweisend oder ein Auslaufmodell?,<br />

B.Bl. 6/2010, S. 314-319.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

657


CONTROLLING<br />

ABBILDUNG 2<br />

GBS <strong>als</strong> integrierte Steuerungslandkarte<br />

¯<br />

ABBILDUNG 3<br />

Gewinngrößen im Überblick<br />

Peter Meybom – Consulting & Training, www.m-c-t.eu<br />

Peter Meybom – Consulting & Training, www.m-c-t.eu<br />

(Agent) bewusst sein und eine geeignete<br />

Corporate Governance festlegen. 13 Denn<br />

beide verfolgen ihre eigenen, opportunistischen<br />

Ziele. Während etwa die Eigentümer<br />

einer Bank oder Sparkasse ihre unternehmerischen<br />

Interessen (Marktversorgung,<br />

Ergebniserwirtschaftung, Kontrollbedürfnis<br />

etc.) erfüllt sehen möchten, beabsichtigen<br />

die Mitglieder der Geschäftsleitung verständlicherweise<br />

ihr Arbeitsplatz-, Entlohnungsund<br />

Haftungsrisiko zu minimieren.<br />

Problematisch dabei ist die zwischen Eigentümern<br />

und Geschäftsführung bestehende<br />

Informationsasymmetrie. Die angestellten<br />

Manager verfügen über einen Informationsvorsprung<br />

gegenüber dem Prinzipal durch<br />

ihre Nähe zu den Vorgängen im Unternehmen.<br />

Aktuelle Beispiele auch aus der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

belegen die große Relevanz<br />

dieses systemimmanenten Konflikts. Im<br />

Rahmen der GBS gilt es, dafür geeignete Instrumente<br />

zu finden, um mit diesem Dilemma<br />

sinnvoll umzugehen. Doch ganz vermeiden<br />

lässt sich dieser Konflikt ohnehin nie.<br />

Wertschöpfungsmanagement<br />

In den 90er Jahren richteten die Führungsteams<br />

vieler Unternehmen ihr Geschäft<br />

anhand wertorientierter Steuerungsinstrumente<br />

aus. Der Unternehmenswert und<br />

die adäquate Verzinsung des eingesetzten<br />

Eigenkapit<strong>als</strong> sind dabei von Aktionären<br />

und Gesellschaftern <strong>als</strong> zentrale Ziel- und<br />

Steuerungsgrößen akzeptiert worden. Die<br />

US-Immobilienkrise und die sich daran<br />

anschließenden Verwerfungen führten<br />

dazu, dass dieser gesellschaftliche wie<br />

ökonomische Konsens aufgekündigt wurde.<br />

Da sich die exzessiven, erfolgsorientierten<br />

Anreize vor allem im angelsächsischen Bankenwesen<br />

<strong>als</strong> Ursache der Krise herauskristallisierten,<br />

war eine Banksteuerung, die sich<br />

vornehmlich dem Renditedenken verschrieb,<br />

gesellschaftlich und politisch nicht mehr<br />

hoffähig. Inzwischen wird das Gewinnstreben<br />

im Finanzsektor von Gesellschaft und Medien<br />

kritisch beäugt.<br />

Die Sparkassen haben das Jahr 2010 mit<br />

einer Eigenkapitalrentabilität von knapp 11 %<br />

vor Steuern abgeschlossen. Einen vergleichbaren<br />

Wert konnte auch der genossenschaftliche<br />

Bankensektor erzielen. Im Vergleich<br />

dazu erwirtschafteten die DZ Bank einen Return-on-Equity<br />

vor Steuern von 15 %, die Dekabank<br />

von 26 %, die Deutsche Bank von<br />

32 %. Die Comdirekt lag bei 18 und die Teambank<br />

bei 25 %. Welcher Wert ist gerechtfertigt,<br />

welcher gesellschaftlich akzeptabel? Über das<br />

richtige Maß lässt sich sozialwissenschaftlich,<br />

ethisch oder politisch nicht nur in Talkshows<br />

vortrefflich streiten. Im Verlauf der Krise konnte<br />

der Beobachter sogar den Eindruck gewinnen,<br />

dass es heute für Banken bereits verwerflich<br />

ist, überhaupt Gewinn zu erwirtschaften.<br />

Ökonomisch betrachtet geht es dabei um<br />

die Höhe der Wertschöpfung einzelner Institute<br />

und der gesamten Kreditwirtschaft. Sie<br />

ist Voraussetzung für die Bereitschaft von<br />

Eigentümern, weiterhin haftendes Eigenkapital<br />

zur Verfügung zu stellen und der Gesellschaft<br />

über Steuerzahlungen ihren Beitrag zu<br />

leisten. Erfreulicherweise scheint sich mittlerweile<br />

die Erkenntnis eines Wertschöpfungsmanagements<br />

wieder durchzusetzen. Staat<br />

und Aufseher haben nämlich erkannt, dass<br />

nur gewinnbringende Unternehmen die notwendigen<br />

Mittel für eine Eigenmittelbildung<br />

durch Thesaurierung (Basel III) oder die Bankenabgabe<br />

aufbringen können. Nicht zuletzt<br />

kritisiert die Deutsche Bundesbank seit Jahren<br />

die zu schwache Ertragslage der deutschen<br />

Kreditwirtschaft.<br />

Kapitalkosten verdienen<br />

Welche Mindestverzinsung ist <strong>als</strong>o angemessen?<br />

Zur Beantwortung dieser Frage ist<br />

es notwendig, zunächst einmal die relevante<br />

Gewinnebene zu bestimmen, die in der externen<br />

Kommunikation verwendet wird. Ist es<br />

der Brutto- oder Netto-Gewinn? Muss er vor<br />

oder nach Steuern, vor oder nach Abschreibungen<br />

betrachtet werden? In der Praxis sind<br />

verschiedene Kenngrößen üblich (s. Abb. 3).<br />

13 2010 hat die deutsche Bankenaufsicht BaFin 30<br />

Abberufungsverfahren von Geschäftsleitern und<br />

Aufsichtsrats-/Verwaltungsratsmitgliedern eingeleitet<br />

und in acht Fällen Verwarnungen ausgesprochen.<br />

658 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ABBILDUNG 4<br />

CONTROLLING<br />

Der Economic Value Added repräsentiert wertorientierten,<br />

periodischen Zusatzbeitrag<br />

Die Mindestverzinsung entspricht den<br />

adäquaten Kapitalkosten, die ein Kapitalgeber<br />

für die Übernahme des unternehmerischen<br />

Risikos fordert. Beispielsweise repräsentiert<br />

der „Economic Value Added“ den<br />

wertorientierten periodischen Zusatzbeitrag,<br />

den ein Geschäft oder Portfolio liefert. Er stellt<br />

das Geschäftsergebnis nach Kapitalkosten<br />

dar. Sie lassen sich markt- 14 oder branchenbezogen<br />

15 ermitteln. Bezieht man den Economic<br />

Value Added auf das eingesetzte Kapital,<br />

erhält man die über die Kapitalkosten hinausgehende<br />

Rendite (s. Abb. 4).<br />

Dieser Zusatzbeitrag entspricht der Wertschöpfung.<br />

Für einen 100 000-Euro-Kredit 16 ,<br />

der 100 000 Euro Fremdkapital und 5 000 Euro<br />

Eigenkapital für unerwartete Risiken bindet<br />

beträgt der Economic Value Added 1250 Euro.<br />

Er errechnet sich nach der Gleichung<br />

ABBILDUNG 5<br />

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Positionierung auf allen drei Ebenen des Managementsystems<br />

100 000 Euro x (8 % - 3 % - 2 % - 1 %) -<br />

5 000 Euro x 15 %.<br />

14 Verwiesen sei auf Kapitalmarkt-Multiples, das Capitel<br />

Asset Pricing Model (CAPM) oder die Weighted<br />

Average Cost auf Capitel (WACC).<br />

15 Beispielsweise aus einem Peer-Group-Vergleich.<br />

16 Unterstellt werden ein Volumen von 100 000 Euro,<br />

ein Kundenzinssatz von 8 %, ein Markteinstandszinssatz<br />

Fremdkapital von 3 %, erwartete Risikokosten<br />

von 2 %, Verwaltungskosten von 1 % und ein<br />

Verzinsungsanspruch für das Eigenkapital von<br />

15 %. In diesem Beispiel wird auf die Subtraktion<br />

des langfristigen Anlagenutzens für das Eigenkapital<br />

aus Vereinfachungsgründen verzichtet.<br />

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Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

659


CONTROLLING<br />

¯<br />

Für eine mehrperiodische Zinsbindung bzw.<br />

Laufzeit des Geschäfts, kann der Market Value<br />

Added <strong>als</strong> Barwert aller Economic Values Added<br />

über den gesamten Zeitraum errechnet<br />

werden. Diese barwertige Betrachtung vermeidet<br />

eine Fehlsteuerung insofern, <strong>als</strong> der<br />

Vertriebserfolg bereits zum Abschlussszeitpunkt<br />

den Verantwortlichen zugerechnet und<br />

nicht wie bei der periodischen Betrachtung<br />

erst in den jeweiligen Laufzeitjahren ausgewiesen<br />

wird. Die Summe der Barwerte aller<br />

Einzelgeschäfte stellt den Wertzuwachs im<br />

Unternehmen dar. Er entspricht der Differenz<br />

zwischen dem aktuellen Unternehmenswert<br />

und dem (bislang) investierten Kapital. Daher<br />

bildet er die Wertsteigerung eines Unternehmens<br />

ab. Zu den Kreditinstituten, die ihr Geschäft<br />

nach dem Economic Value Added<br />

steuern, gehören unter anderem die Bayern-<br />

LB 17 , Commerzbank 18 und die DZ Bank. 19<br />

Liegt die externe Gewinngröße fest, müssen<br />

die relevanten Ziel-Gewinn-Größen für<br />

die interne Steuerung definiert werden. Da<br />

Steuern und Abschreibungen nur auf der<br />

Ebene des Gesamtunternehmens anfallen,<br />

orientieren sich die einzelnen Vertriebseinheiten<br />

und Kundenberater an Ertragszahlen<br />

bzw. Deckungsbeiträgen vor zentraler Verrechnung.<br />

Dabei lassen sich periodische von<br />

barwertigen Konzepten unterscheiden. 20<br />

Strategische Planung<br />

In der betriebswirtschaftlichen Literatur ist<br />

eine Vielzahl von Managementsystemen<br />

beschrieben. Auch wenn sie sich im Detail<br />

voneinander unterscheiden, ist ihnen doch<br />

die Grundstruktur aus Normen und Umweltbedingungen<br />

sowie strategischen und<br />

operativen Steuerungsinhalten gemeinsam<br />

(s. Abb. 5). Auf jeder Ebene eines Managementsystems<br />

muss die Geschäftsleitung<br />

spezifische Steuerungsregeln festlegen.<br />

Beispielsweise bildet das Wertesystem<br />

(normative Ebene) den Rahmen für viele<br />

Entscheidungen von Führungskräften und<br />

Mitarbeitern. Es findet sich daher im Leitbild<br />

eines Unternehmens (strategisches Management)<br />

ebenso wieder, wie es das Verhalten<br />

bei jedem einzelnen Geschäftsabschluss<br />

prägt (operatives Management).<br />

Geht es auf der strategischen Ebene um die<br />

langfristige Existenzsicherung und Hebung<br />

von Erfolgspotenzialen durch die (geschäftsfeldübergreifende)<br />

Schaffung und Nutzung<br />

qualifizierter Ressourcen, zielt das operative<br />

Management auf die Gewinnerzielung in<br />

naher Zukunft durch den Einsatz aller be-<br />

stehenden Kapazitäten. Langfristig können<br />

Marktchancen genutzt, Risiken vermieden,<br />

eigene Stärken ausgebaut. Schwächen reduziert<br />

und limitierende Faktoren erweitert<br />

werden. Die kurzfristige Steuerung kann sich<br />

nur innerhalb eines gegebenen Rahmens<br />

und damit auch des Budgets bewegen.<br />

Vergleicht man das Managementsystem<br />

eines Instituts mit einem Fußballspiel, bestehen<br />

auf der normativen Ebene die Spielregeln.<br />

Die strategische Ebene stellt die Entscheidungen<br />

und Spielzüge des Trainers dar und die<br />

operative Ebene entspricht dem Verhalten<br />

jedes einzelnen Spielers auf dem Feld.<br />

Konkret bedeutet dies für die Geschäftsleitung,<br />

gemeinsam mit dem Aufsichtsgremium<br />

aus dem gesetzlichen oder in der Satzung<br />

festgelegten Grundauftrag ihre Vision und<br />

Strategie entwickeln zu müssen. Voraussetzung<br />

dafür ist es, das Umfeld zu analysieren<br />

und die eigene Situation zu bewerten, alternative<br />

Szenarien zu entwerfen, daraus Erfolg<br />

versprechende Optionen zu erarbeiten und<br />

die Alternativen zu bewerten. Im Rahmen der<br />

Strategieumsetzung müssen Entscheidungen<br />

über Ressourceneinsatz und Maßnahmen<br />

getroffen werden sowie ihre Realisation<br />

gesteuert und kontrolliert werden.<br />

Zwei verschiedene Weg sind erfolgversprechend.<br />

Der ressourcenbasierte Ansatz<br />

setzt seinen Schwerpunkt auf die Kernkompetenzen<br />

eines Unternehmens und seiner<br />

Mitarbeiter, die am Markt Leistungs- und<br />

Produktbündel anbieten. Der marktorientierte<br />

Ansatz geht davon aus, dass ein Kreditinstitut<br />

sein Angebot den Kundenbedürfnissen<br />

und der Wettbewerbssituation anpasst. Daran<br />

orientiert er die notwendigen Ressourcen.<br />

Marktchancen können sich aus makroökonomischen<br />

(Konjunktur), demographischen<br />

(Altersvorsorge etc.), technischen (Mobile<br />

Banking, Cloud Computing), sozio-kulturellen<br />

(Islamic Banking) oder ethisch-ökologisch<br />

nachhaltigen (Sustainable Investments,<br />

erneuerbare Energienfonds)<br />

Si tua tionen ergeben. In der Praxis sind<br />

markt- und ressourcenorientierter Ansatz<br />

komplementär und werden beide von Unternehmen<br />

erfolgreich genutzt.<br />

Der Strategieprozess beinhaltet zudem<br />

eine Beurteilung des Marktumfelds sowie der<br />

eigenen Wettbewerbssituation. Hierzu bieten<br />

sich Methoden wie die SWOT-Analyse und<br />

Umwelt-, Marktzyklus-, Branchenstrukturund<br />

Kundenverhaltensanalysen an. Das Geschäftsfeldportfolio<br />

wird nach Attraktivität<br />

und Wettbewerbsstärke beurteilt, wobei auch<br />

Rentabilitätsüberlegungen eine Rolle spielen.<br />

Wichtige Ergebnisse der strategischen<br />

Planung sind die Wertschöpfungskette und<br />

strategischen Erfolgsfaktoren der einzelnen<br />

Geschäftsfelder. Sie reichen von der Beratungskompetenz,<br />

Abwicklungsqualität und<br />

dem Produktspektrum über das Marktpotenzial,<br />

den eigenen Marktanteil oder die Konkurrenzsituation.<br />

Eine wichtige Rolle spielen dabei<br />

die Erfüllung der Kundenbedürfnisse und<br />

die Preissensibilität der Kunden, die eigenen<br />

Vertriebswege und Kooperationspartner, Geschäftsorganisation<br />

und Produktionskos ten,<br />

vor allem auch Image und Reputation des Instituts.<br />

Auf dieser Grundlage ist die Erarbeitung<br />

einer erfolgversprechenden Marktstrategie<br />

möglich. Dabei entscheidet ein Kredit<br />

institut über seine Differenzierungspolitik im<br />

Markt, ob es eine Preis- oder Kostenführerschaft<br />

verfolgt oder ob es sich auf einzelne<br />

Kunden- oder Produktgruppen spezialisieren<br />

will. Im Rahmen der strategischen Planung<br />

müssen konkrete Antworten auf die eingangs<br />

skizzierten geschäftspolitischen Aspekte gegeben<br />

werden.<br />

Operative Ziele<br />

Spätestens im Anschluss an die strategische<br />

Planung muss ein Zielsystem mit Kennzahlen<br />

und qualitativen Vorgaben entwickelt<br />

werden, die <strong>als</strong> absolute oder relative Ziele<br />

formuliert sein können. Dabei handelt es<br />

sich typischerweise um finanzielle, marktund<br />

kundenbezogene, organisations- und<br />

prozess orientierte Kriterien sowie Dimensionen,<br />

die Mitarbeiter- und Entwicklungsziele<br />

festlegen. Wesentliche Kenngrößen sind<br />

dabei das Jahresergebnis vor und nach<br />

Steuern, ebenso die Economic Value Added<br />

oder Market Value Added. Ertragsrelationen<br />

(Eigenkapital-, Risiko-, Umsatz- oder Aufwandsrentabilität<br />

21 ) geben die Verzinsung<br />

der jeweils eingesetzten Ressource oder<br />

Bezugsgröße an.<br />

In einigen Instituten wird großer Wert auf<br />

die Erreichung solcher Verhältniszahlen (Ra-<br />

17 Vgl. Bayerische Landesbank: Registrierungsformular<br />

nach Art § 12 Wertpapierprospektgesetz“ vom<br />

18. Mai 2011, S. 62.<br />

18 Vgl. Commerzbank: Grundzüge des neuen Vergütungssystems<br />

für den Vorstand, vom 31. März 2010,<br />

S. 2f.<br />

19 Vgl. DZ Bank: Geschäftsbericht 2010, S. 71.<br />

20 Vgl. zahlreiche Literatur zu periodischer und barwertiger<br />

Marktzinsmethode.<br />

21 Kehrwert der Cost-Income-Ratio.<br />

660 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


ABBILDUNG 6<br />

CONTROLLING<br />

Finanzielle Ressourcen zur Deckung unterschiedlicher Anforderungen<br />

tios) gelegt. Die alleinige Steuerung nach<br />

relativen Zielgrößen birgt allerdings den<br />

Nachteil unerwünschter Effekte. Beispielsweise<br />

kann die Eigenkapitalrentabilität (Return-on-Equity)<br />

nicht nur durch eine Ergebnisverbesserung<br />

gesteigert werden, sondern<br />

auch durch die Rückzahlung von Eigenkapital<br />

an die Kapitalgeber. Dabei zeigt sich in der<br />

Praxis das Principal-Agent-Dilemma. Während<br />

der Manager die Rendite durch Rückgabe<br />

des Kapit<strong>als</strong> steigert, reduzieren sich<br />

gleichzeitig die eingesetzten Eigenmittel des<br />

Kapitalgebers und er muss gezwungenermaßen<br />

für den freigesetzten Teil nach anderen<br />

Investitionsmöglichkeiten suchen. In der<br />

Folge wird durch die Kapitalrückgabe das<br />

profitable Wachstum aus dem Neugeschäft<br />

des Unternehmens und die künftige Wertsteigerung<br />

gebremst.<br />

Die strategische Planung wird im nächsten<br />

Schritt in die operativen Einheiten überführt.<br />

Aus der Jahres- und Mehrjahresplanung<br />

resultiert die Ergebniserwartung eines<br />

Kreditinstituts. Sie beruht sowohl auf dokumentären<br />

(Zins-, Provisionsüberschuss, Aufwandspositionen<br />

etc.) wie instrumentellen<br />

Ergebnisquellen (Kunden-, Produktivitäts-,<br />

Risikoergebnis etc.). 22<br />

Ressourceneinsatz<br />

Strategie und Zielsystem sind die Voraussetzungen<br />

für den konkreten Einsatz der<br />

Ressourcen. Die Geschäftsleitung muss<br />

gleichzeitig Eigenkapital, Liquidität, Investitionen,<br />

Sachmittel und Mitarbeiterkapazitäten<br />

steuern. Dabei muss sie über die<br />

Ressourcenkombination und damit Kosten<br />

entscheiden, mit der sie ihre Ziele erreichen<br />

will. Beachten muss sie jedoch Nebenbedingungen<br />

wie arbeits- (Kündigungsschutz etc.)<br />

und verbraucherschutzrechtliche Vorgaben<br />

(Beratungsprotokolle etc.) oder bankaufsichtliche<br />

Normen (MaRisk etc.), die die Kapazitätsausstattung<br />

in Vertrieb, Backoffice, Compliance,<br />

Innenbetrieb, Organisation, Personal,<br />

Risikocontrolling oder Revision maßgeblich<br />

präjustizieren. Ressourceneinsatz und Zielerreichung<br />

werden unterjährig überwacht.<br />

Auf allen Managementebenen ist deshalb ein<br />

Berichtswesen notwendig, das Geschäftserfolge,<br />

Ressourceneinsatz und Kosten korrekt,<br />

vollständig und zeitnah abbildet.<br />

Kapital- und Risikosteuerung<br />

Die Kapitalausstattung eines Kreditinstituts<br />

dient vornehmlich dem Schutz der Gläubiger<br />

(Verlustausgleichsfunktion) und des<br />

Finanzsystems (Stabilitätsfunktion). Verluste<br />

entstehen durch eintretende Risiken. Das Kapital<br />

bestimmt damit die Risikotragfähigkeit<br />

des Instituts und ist Grundlage für die Risikosteuerung<br />

(Enterprise Risk Management 23 ).<br />

Die Höhe des notwendigen Kapit<strong>als</strong> richtet<br />

sich nach den Anforderungen von Gesetzgeber,<br />

Rating-Agenturen und Marktstandards<br />

(s. Abb. 6). Die internationale Bankenaufsicht<br />

hat mit Basel III neue Standards für die<br />

Kapitalausstattung und zur Leverage Ratio<br />

entwickelt. 24<br />

Als Ergebnis der Risikostrategie entscheidet<br />

die Geschäftsleitung über die Verwendung<br />

des zur Verfügung stehenden Kapit<strong>als</strong><br />

auf die einzelnen Geschäftsfelder, Kundensegmente,<br />

Portfolien und Einzelgeschäfte<br />

anhand von Wachstums-, Rentabilitäts- und<br />

weiteren Kriterien im Rahmen des Kapit<strong>als</strong>teuerungsprozesses.<br />

Die in den jeweiligen<br />

Segmenten übernommenen Risiken und das<br />

betriebsnotwendige Kapital (Risikokapital,<br />

-limite) werden laufend mit Hilfe von Standardverfahren<br />

oder internen Modellen (Market-,<br />

Credit- Value-at-Risk, Advanced Measurement<br />

Approach) überwacht. 25 Die Kosten für<br />

die jeweilige Kapitalbindung gehen in die<br />

Profitcenter-Kalkulationen der Geschäftseinheiten<br />

und Deckungsbeitragsrechnungen der<br />

Kundenverbindungen ein (s. Rechenbeispiel).<br />

Bilanzstrukturmanagement<br />

Besondere Bedeutung kommt der Aktiv-<br />

Passiv-Steuerung von Kreditinstituten zu. Sie<br />

ermöglicht Ergebnisbeiträge (Fristentransformation,<br />

Strukturbeitrag) durch Übernahme<br />

von Zinsänderungsrisiken und entstehen<br />

aus (bewussten) Laufzeit-/Zinsbindungsunterschieden<br />

zwischen Aktiv- und Passiv-<br />

Positionen. Der Beinahe-Zusammenbruch<br />

der Hypo Real Estate (HRE) ist ein Beispiel für<br />

die Folgen von Fehlsteuerungen.<br />

Peter Meybom – Consulting & Training, www.m-c-t.eu<br />

Das Bilanzstrukturmanagement dient im<br />

Wesentlichen der Steuerung der Zinssensitivität<br />

der Bankbilanz. Dabei wird der Einfluss<br />

von Zinsänderungen (Zinsschocks) auf<br />

die einzelnen Bilanzpositionen simuliert<br />

und deren barwertige Auswirkungen auf das<br />

Eigenkapital überwacht. Diese Analyse basiert<br />

auf der fiktiven Annahme, das Institut<br />

müsse jederzeit liquidiert werden können.<br />

Nur in einem solchen Fall würden sich die<br />

simulierten Marktzinsentwicklungen auch<br />

in Form eines Kaufpreisabschlags niederschlagen.<br />

Interessanterweise sehen die internationalen<br />

Bankenaufseher keine Notwendigkeit,<br />

dieses fiktive Risiko jederzeit mit Eigenkapital<br />

zu unterlegen. 26 Daher wurde das Bilanzstrukturrisiko<br />

auch nicht in die aufsichtlichen<br />

Kapitalanforderungen (Säule 1 Basel II) einbezogen.<br />

Vielmehr muss ein Kreditinstitut<br />

nach Säule 2 bei der Bankenaufsicht nur eine<br />

Anzeige abgeben, wenn durch eine fiktive<br />

Zinsänderung von plus/minus 200 Basispunkten<br />

im Anlagebuch sein Barwert um<br />

22 Vgl. ähnlich etwa Henner Schierenbeck: Ertragsorientiertes<br />

Bankmanagement, Bd. 1, 8. Aufl., 2003,<br />

S. 410ff., oder Andreas Horsch: Wertorientierte<br />

Banksteuerung I: Renditemanagement, 2. Aufl.,<br />

2011, S. 177ff. und 245ff.<br />

23 Vgl. Meybom, Peter: Enterprise Risk Management<br />

<strong>als</strong> strategisches Steuerungsinstrument einführen<br />

– Stakeholder erwarten verstärkt unternehmensweites<br />

Risikomanagement, ZfV 14/2009, S. 468-<br />

472.<br />

24 Vgl. Empfehlungen des Basel Committee on Banking<br />

Supervision (BCBS) und des Financial Stability Board<br />

(FSB) sowie den EU-Richtlinienentwurf zu CRD IV.<br />

25 Vgl. Peter Meybom: Kapitalmodelle konsequent in<br />

die Geschäfts- und Steuerungsprozesse einbetten<br />

– Zahlreiche Betriebsabläufe und Unternehmenseinheiten<br />

betroffen, ZfV 10/2011, S. 364-368.<br />

26 Vgl. Empfehlungen des Basel Committee on Banking<br />

Supervision (BCBS) zu Basel II und Bafin-<br />

Rundschreiben 10/2011.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

661


CONTROLLING<br />

¯<br />

mehr <strong>als</strong> 20 % der regulatorischen Eigenmittel<br />

absinkt. Die Aufsicht kann dann jedoch<br />

einen Zuschlag auf die Eigenkapitalanforderung<br />

verfügen.<br />

Ein Grund für diese Stufenregelung von<br />

Bilanzstrukturrisiken besteht darin, dass die<br />

barwertige Portfoliosteuerung (Depot-A und<br />

Handelspositionen etc.) und buchwertorientierte,<br />

periodische Gewinn- und-Verlust-Betrachtung<br />

(klassisches Bankgeschäft) anderen<br />

Sichtweisen folgen und daher nicht<br />

identisch sind. Zur konkreten Einbindung der<br />

Aktiv-Passiv-Steuerung in die GBS muss die<br />

Geschäftsleitung daher geeignete Methoden,<br />

Prozesse und Instrumente einsetzen 27 ,<br />

die eine Überleitung der barwertigen in die<br />

periodische Steuerung ermöglichen.<br />

Liquiditätssteuerung<br />

Neben der Kapital- und Risikosteuerung ist<br />

für Kreditinstitute die Sicherung ihrer jederzeitigen<br />

Zahlungsfähigkeit unabdingbar. Die<br />

krisenbedingten Verwerfungen am Geld- und<br />

Kapitalmarkt machen das deutlich. Die angespannte<br />

Lage Ende 2008, in der sich die<br />

Kredit institute gegenseitig nicht mehr vertrauten,<br />

führte zu einer Situation, dass<br />

Kredit institute den Großteil der dam<strong>als</strong> von<br />

der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Verfügung<br />

gestellten Mittel über Nacht bei ihr zu<br />

einem unter den Ausleihkonditionen liegenden<br />

Zins anlegten. Ein ähnliches Verhalten<br />

lässt sich derzeit wieder am Geldmarkt beobachten.<br />

Deshalb hat die internationale<br />

Bankenaufsicht neue Liquiditätsgrundsätze<br />

verabschiedet. 28<br />

Nach ihrer Umsetzung in nationales Recht<br />

müssen die Institute ihren internen Liquiditätssteuerungsprozess<br />

29 entsprechend anpassen.<br />

Der Liquiditätsbedarf in Stresssituationen<br />

lässt sich mithilfe des „Liquidity-Value-at-Risk“<br />

oder anderen Szenarien messen. Ein Instrument<br />

zur Liquiditätssicherung ist ein Begrenzungssystem<br />

(Liquiditätslimite), das ähnlich<br />

der Kapit<strong>als</strong>teuerung den Bedarf der einzelnen<br />

Geschäftseinheiten auf die verfügbaren<br />

liquiden Mittel abstellt. In Engpasssituationen<br />

kann der Liquiditätsbedarf zudem anhand von<br />

Margenzuschlägen in der Deckungsbeitragsrechnung<br />

gesteuert werden.<br />

Infrastruktur und Sachmittel<br />

Die dritte zentrale Ressource im Rahmen<br />

der GBS sind Investitionen und Sachmittel.<br />

Beide binden im Allgemeinen liquide Mittel<br />

und können Risiken (Restwert-, operationelle<br />

Risiken etc.) verursachen und dadurch<br />

die Kapitalbelastung erhöhen. Vornehmlich<br />

begründen sie aber dokumentäre Aufwendungen<br />

und instrumentelle Kosten, sei es in<br />

Form von Abschreibungen oder Sachkosten.<br />

Aus diesem Grund ist es notwendig, beide<br />

Kategorien zu planen, zu priorisieren, zu<br />

budgetieren und zu überwachen. Investitions-<br />

und Infrastrukturentscheidungen über<br />

Geschäftsimmobilien, Büroausstattung, Automatisierungstechnik,<br />

IT-Hard- und -Software<br />

oder Großprojekten sind von den verantwortlichen<br />

Gremien innerhalb der<br />

eingeräumten Kompetenzen zu treffen. Sachmittel<br />

für den laufenden Geschäftsbetrieb<br />

und Projektaufwendungen werden üblicherweise<br />

im Rahmen der Jahresplanung bereitgestellt<br />

sowie vom Bankmanagement unterjährig<br />

laufend überprüft.<br />

Human Resources<br />

Die wichtigste Ressource eines Kreditinstituts<br />

sind die Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

seiner Mitarbeiter einschließlich der Führungskräfte.<br />

Um ihre Leistungsfähigkeit voll<br />

entfalten zu können, ist eine effektive Personalpolitik<br />

unabdingbar. Führungsprinzipien,<br />

Leitbild und Personalinstrumente greifen<br />

ineinander und finden sich im Person<strong>als</strong>teuerungsprozess<br />

wieder. Er beginnt mit einer<br />

revolvierenden quantitativen wie qualitativen<br />

Analyse der vorhandenen Kapazitäten,<br />

die im nächsten Schritt mit den Zielen<br />

der Unternehmensstrategie abgeglichen<br />

werden. Das Ergebnis ist eine kurz- und mittelfristige<br />

Personalbedarfsplanung nach benötigten<br />

Qualifikationen und Personalzahlen<br />

in den jeweiligen Unternehmensbereichen.<br />

Personal-Marketing und -Akquisition helfen,<br />

die Planziele zu verwirklichen.<br />

Konkrete Maßnahmen zur Potentialdiagnose<br />

und Entwicklung wie Stellenbesetzungen<br />

in Vertretungssituatio nen, Projektarbeit,<br />

Weiterbildung und persönliche Ent<br />

wicklungspläne spielen eine wichtige Rolle im<br />

Rahmen der Personalförderung. Ergebnisadäquate<br />

Anreiz- und Entlohnungssysteme<br />

ebenso wie Lebensarbeitszeitmodelle, die die<br />

private Lebenssituation und -planung stärker<br />

mit dem Beruf verknüpfen, gewinnen angesichts<br />

der demographischen Bevölkerungsentwicklung<br />

an Bedeutung. Gelebter Führungsstil<br />

und ein kooperatives Arbeitsklima<br />

stärken Zufriedenheit der Mitarbeiter und<br />

fördern ihre Verweildauer im Unternehmen.<br />

Vor allem aber tragen sie wesentlich zu Motivation<br />

und Leistungserbringung bei. 30<br />

Nicht nur die demographische Entwicklung<br />

zwingt Geschäftsführungen zumindest<br />

auf der Führungsebene und für hochqualifizierte<br />

Spezialisten frühzeitig die Weichen für<br />

eine Nachfolgeplanung vorzubereiten. Die<br />

Institute müssen daher auf allen Ebenen leistungsfähige<br />

Mitarbeiter halten und fördern.<br />

Dadurch erhalten sie zugleich auch ihre Innovationsfähigkeit.<br />

Nicht zuletzt dürften sie<br />

künftig verstärkt die Erfahrungen langjähriger<br />

Mitarbeiter über die Pensionsgrenze<br />

hinaus nutzen.<br />

Andererseits schaffen technisch unterstützte,<br />

standardisierte Geschäftsprozesse<br />

Effizienzgewinne und erhöhen die Dienstleis<br />

tungsqualität, indem die Fehlerquote<br />

sinkt. Zugleich erhöhen sie die Produktivität<br />

und senken die Personalkosten. Die Geschäftsleitung<br />

muss in der GBS daher stets<br />

den Trade-Off zwischen Investitionen und<br />

Sachmitteleinsatz gegenüber Personalkosten<br />

wert orientiert steuern.<br />

Fazit<br />

Gesamtbanksteuerung bleibt die zentrale<br />

Führungsaufgabe in Kreditinstituten, um<br />

die künftigen Herausforderungen zu bewältigen.<br />

Sie stellt komplexe Anforderungen an<br />

das Management. Nur wenn sichergestellt<br />

ist, dass die Unternehmensleitungen sämtliche<br />

Aspekte des komplexen Steuerungssys<br />

tems aus Strategie, Zielsystem und Realisation<br />

berücksichtigen, können Banken und<br />

Sparkassen ihre Ziele erreichen. Der effektive,<br />

ergebnisorientierte Einsatz sämtlicher<br />

Ressourcen wird damit zur herausragenden<br />

Managementkompetenz. Erfolgreiche Unternehmen<br />

bereiten ihr Führungsteam<br />

frühzeitig auf diese anspruchsvolle Managementfunktion<br />

vor.<br />

¯<br />

27 Vgl. Peter Meybom: Asset-Liability-Management zu<br />

integrierter Gesamtsteuerung ausbauen – Die finanzielle<br />

Steuerung muss eine Vielzahl von Zielgrößen<br />

und Nebenbedingungen beinhalten, ZfV<br />

4/2011, S. 122-126.<br />

28 Vgl. Empfehlungen des Basel Committee on Banking<br />

Supervision (BCBS) gegenüber den deutschen<br />

Vorschriften in der Liquiditätsverordnung.<br />

29 Vgl. Peter Meybom: Liquiditätsversorgung wird zur<br />

Überlebensfrage für Finanzinstitute, B.Bl. 12/2008,<br />

S. 699-701, und ders.: Weltweite Bemühungen zur<br />

Verbesserung der Liquiditätssteuerung – Systemisches<br />

Versagen von Kontroll- und Risikomanagement,<br />

ebd. S. 702-706.<br />

30 Vgl. Peter Meybom: Marktstudie Banken 2011 –<br />

Provisionsergebnis im Bankenwettbewerb steigern,<br />

August 2011, und ders: Marktstudie Banken<br />

2010 – Allfinanzstrategie <strong>als</strong> Geschäftsmodell im<br />

Bankenwettbewerb optimieren, Juni 2010. Beide<br />

sind erhältlich unter www.m-c-t.eu.<br />

662 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


PERSONALMANAGEMENT<br />

DIE MANAGEMENT-KOLUMNE<br />

Es wird gecoacht in Deutschland, was<br />

das Zeug hält. Die Bandbreite der Angebote<br />

ist in den letzten Jahren enorm<br />

gewachsen und zieht sich vom Businesscoaching<br />

bis zum „Gartencoaching“ durch<br />

alle Lebensbereiche. Der Berufszweig der<br />

professionellen Coaches erfährt enormen<br />

Zulauf, und die Coaching-Akademien blühen<br />

überall auf. Auch in den Sparkassen<br />

und vielen Unternehmen hat Coaching<br />

Einzug gehalten. Immer dann, wenn es mit<br />

klassischem Fachwissen nicht mehr weiterzugehen<br />

scheint, wird heute in den Führungsetagen<br />

die Coaching-Frage aufgeworfen.<br />

Galt Coaching vor einigen Jahren<br />

noch <strong>als</strong> psychologische Betreuung leistungsschwacher<br />

Führungskräfte, wird es<br />

heute mehr und mehr eingesetzt, um die<br />

Potenziale von Unternehmern und Führungskräften<br />

so weit wie möglich zu entfalten.<br />

Zeit <strong>als</strong>o, sich dieses Beratungsfeld<br />

etwas genauer anzuschauen: Was ist Coaching,<br />

was kann es leisten, und wo sind<br />

seine Grenzen?<br />

Ursprünglich stammt der Begriff aus<br />

dem Leistungssportbereich. Hier ist ein<br />

Coach ein Trainer, der nicht nur die Leistung<br />

verbessern, sondern auch die mentalen<br />

Fähigkeiten von Sportlern stärken soll. Der<br />

deutsche Coaching-Verband übersetzt diese<br />

Funktion in dem Wirtschaftskosmos <strong>als</strong><br />

professionelle Beratung, Begleitung und<br />

Unterstützung von Personen mit Führungsund<br />

Steuerungsfunktionen, um ihre individuellen<br />

Lern- und Leistungsprozesse im<br />

Beruf weiterzuentwickeln. Die Grenze zwischen<br />

Beratung und Coaching ist dabei<br />

fließend. Ein in der Praxis nachvollziehbarer<br />

Ansatz definiert Beratung <strong>als</strong> Expertenrat,<br />

<strong>als</strong>o die Problemlösung von Fachthemen.<br />

Hier ist Fachwissen gefragt, gibt es oft ein<br />

„richtig“ oder „f<strong>als</strong>ch“, kann mehr Wissen<br />

ein Problem lösen. Coaching dagegen fängt<br />

dort an, wo das klassische Fachwissen aufhört.<br />

Ziel ist die Erweiterung des eigenen<br />

Handlungsrahmens.<br />

Was heißt das in der Praxis? Die sogenannten<br />

Coaching-Klassiker zeigen, was<br />

Coaching leisten kann. Da ist etwa der Unternehmer,<br />

dem klar ist, dass betriebliche<br />

Abläufe verändert werden müssen, der<br />

seine Vorstellungen und Ideen aber „nicht<br />

an den Mann kriegt“ oder der Mitarbeiter,<br />

der eine neue Aufgabe erhält, sie aber<br />

Probleme<br />

lösen mit<br />

Coaching<br />

(noch) nicht ausfüllen kann, oder der Firmenkundenberater,<br />

der sich entscheiden muss,<br />

ob er weiter im Markt bleibt oder lieber in der<br />

Marktfolge arbeiten möchte. Dabei handelt<br />

es sich um Situationen, in denen nur ein<br />

neutraler Sparringspartner im 4-Augen-Gespräch<br />

helfen kann, neue Lösungen und<br />

Kompromisse zu erarbeiten, weil er <strong>als</strong> unabhängiger<br />

Dritter eine andere Sicht auf das<br />

Thema hat. Ein Coach ist <strong>als</strong>o weniger der<br />

Nachhilfelehrer, der die richtige Fachformel<br />

vermittelt, sondern der vertraute Hausarzt,<br />

der gemeinsam mit dem „Patienten“ („Coachee“)<br />

neue Wege aufzeigt. Als ergebnisund<br />

lösungsorientierte Beratungsform von<br />

Führungskräften dient Coaching der Steigerung<br />

und dem Erhalt der beruflichen Leistungsfähigkeit.<br />

Auch wenn die Ergebnisse<br />

vielfach überzeugen, mag es aber schon erlaubt<br />

sein zu fragen, warum Coaching <strong>als</strong><br />

persönliche Beratung eine so hohe Nachfrage<br />

erfährt. Ist Mann oder Frau weniger in der<br />

Lage, den Anforderungen im beruflichen<br />

Kontext zu begegnen, <strong>als</strong> dies noch vor zehn<br />

Jahren der Fall war? Die Antwort ist eindeutig<br />

„Ja“, denn die Anforderungen sind wesentlich<br />

anspruchsvoller geworden. Die Gründe<br />

dafür sind vielfältig. Die Globalisierung, die<br />

damit verbundenen interkulturellen Herausforderungen<br />

im Wirtschaftsleben, die Informationsflut,<br />

die Notwendigkeit intensiver<br />

Selektion sowie die Schnelligkeit von Informationen<br />

und Entscheidungen machen erfolgreiches<br />

Führen der eigenen Person, aber<br />

auch das ergebnisorientierte Führen Anderer<br />

zu einer anspruchsvolleren Aufgabe. Eine<br />

schnelle Orientierung und Neuausrichtung<br />

kann mit externer Unterstützung leichter und<br />

besser realisiert werden.<br />

Das Beispiel eines mittelständischen<br />

Unternehmers zeigt, warum es vielfach<br />

durchaus hilfreich sein kann, sich externe<br />

Unterstützung durch einen Coach zu holen.<br />

Unser Unternehmer ist 48 Jahre alt, hat die<br />

Finanzkrise überlebt, der Betrieb schreibt<br />

wieder schwarze Zahlen, aber die Mannschaft<br />

ist nach Kurzarbeit und anschließenden<br />

Überstunden ausgelaugt. Der Unternehmer<br />

steht vor der Frage, ob er im<br />

Ausland expandieren und das Unternehmen<br />

breiter aufstellen soll, um künftigen<br />

Krisen besser begegnen zu können. Zeitgleich<br />

kommt aus der Schweiz ein interessantes<br />

Angebot, ein Konzern sucht einen<br />

Standort in Deutschland und möchte bis<br />

Ende des Jahres eine Entscheidung fällen.<br />

Im persönlichen Umfeld ist er der Vorzeigeunternehmer<br />

– obwohl er eigentlich gern<br />

mehr freie Zeit für sich und seine Familie<br />

hätte. Was tun? Auch hier gibt es kein „richtig“<br />

oder „f<strong>als</strong>ch“, sondern es gilt, eine<br />

Entscheidung zu treffen, die den bestmöglichen<br />

Kompromiss weit über die übliche<br />

Vor- und Nachteile-Gegenüberstellung<br />

hinaus ermöglicht. Der Coach unterstützt<br />

dabei, indem er unter anderem die Werteskala<br />

der eigenen Entscheidungen, die<br />

Motivation, die verschiedenen Aspekte der<br />

Ziele und Konsequenzen erörtert. Er zeigt<br />

„das Leben nach der Entscheidung“ auf und<br />

unterstützt den Coachee, sodass eine<br />

optimale Entscheidung ohne „Hätte-ichdoch-nur“-Reue<br />

möglich wird.<br />

Aber Coaching kann auch kontraproduktiv<br />

sein und zwar immer dann, wenn der<br />

Coach instrumentalisiert wird, um leidige<br />

Führungsaufgaben zu lösen. Wenn etwa<br />

eine Firmenkundenleitung Probleme mit<br />

einem Gewerbekundenbetreuer hat, der die<br />

vereinbarten Abschlüsse nicht erbringt, wird<br />

nach einem intensiven Vorgespräch vereinbart,<br />

im Rahmen eines Coachings die „Bestätigung“<br />

eines Externen einzuholen, um<br />

entsprechende Konsequenzen ziehen zu<br />

können. Das ist nicht Coaching und kann<br />

damit nicht zum Erfolg führen. Innehalten,<br />

kritisch reflektieren, mit einem Sparringspartner<br />

einen anderen Blickwinkel einnehmen,<br />

so kann Coaching in mittelständischen<br />

Unternehmen wie in Sparkassen zum Erfolg<br />

führen.<br />

Prof. Dr. Birgit Felden,<br />

Vorstand der TMS Unternehmensberatung<br />

AG in Köln und Direktorin des Instituts<br />

für Entrepreneurship, Mittelstand und<br />

Familien unternehmen der HWR Berlin.<br />

Maria Wirtz<br />

ist Prokuristin der TMS AG.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

663


MAGAZIN<br />

Telekommunikation mit exzellentem Entstörungsservice<br />

Telefon- und Internet-Anschluss<br />

gehören zur Grundausstattung jedes<br />

modernen Büros. Doch was tun, wenn<br />

Störungen im Netz die Telekommunikation<br />

verhindern? Kunden der<br />

SIZ Service GmbH, einer Tochter des<br />

Informatik-Zentrums der Sparkassenorganisation<br />

(SIZ) verlassen sich dann<br />

auf eine erstklassige und schnelle<br />

Problemlösung.<br />

ÿ Als Telekommunikationsanbieter für die<br />

Sparkassen-Finanzgruppe kooperiert die SIZ<br />

Service GmbH seit Jahren mit der T-Systems.<br />

Über Rahmenverträge ist ein hohes technisches<br />

Niveau zu günstigen Konditionen<br />

sichergestellt. Die Institute, Institutionen<br />

und Mitarbeiter der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

profitieren in vielerlei Hinsicht von den<br />

speziell auf sie abgestimmten Angeboten.<br />

Festnetzkunden der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe profitieren unter anderem<br />

davon, dass die SIZ Service GmbH unter anderem<br />

eine extrem schnelle Entstörung sicherstellt.<br />

Die Verantwortlichen der Sparkassenakademie<br />

Baden-Württemberg erlebten<br />

Ende 2010, wie zuverlässig und professionell<br />

derartige Fälle gehandhabt werden. Das<br />

Institut betreibt an den Standorten Rastatt<br />

und Neuhausen auf den Fildern je ein Schulungszentrum<br />

mit angeschlossenem Hotel<br />

für die Seminarteilnehmer. Da Referenten,<br />

Hotelgäste und Mitarbeiter rund um die<br />

Uhr Telefon- und Internet-Verbindungen<br />

in hoher Qualität benötigen, kann sich die<br />

Akademie einen Ausfall der Telefon anlage<br />

nicht leisten.<br />

Verantwortlich dafür, dass die Festnetzanlage,<br />

das allein in Neuhausen 430 Anschlüsse<br />

umfasst, jederzeit genutzt werden<br />

kann, ist Marcus Arnold, Abteilungsdirektor<br />

Informationstechnologie und interne Dienste<br />

der Akademie. Die Entscheidung seiner<br />

Akademie für die SIZ Service GmbH <strong>als</strong> Telefonanbieter<br />

gründete sich maßgeblich auf<br />

den sehr kurzen Entstörungszeiten und der<br />

dadurch hohen Verfügbarkeit des Netzes.<br />

Tritt eine Störung auf, entscheidet der<br />

Service-Level über Qualität und Geschwindigkeit,<br />

mit der sich die SIZ Service GmbH<br />

um das Problem kümmert. Ihre Telefonkunden<br />

profitieren vom „Profi Express-Service“.<br />

Dabei verpflichtet sich die T-Systems, Störungen<br />

innerhalb von sechs Stunden nach<br />

Bekanntwerden zu beseitigen. Doch damit<br />

nicht genug, die Telekom informiert die Betroffenen<br />

auch während der Behebung der<br />

Störung kontinuierlich über ihre Aktivitäten.<br />

Dieser Service ist in der Branche durchaus<br />

nicht üblich. Auch gehört es zum Standard<br />

in Störfällen, dass der Telekom-Servicetechniker,<br />

der einen Auftrag übernimmt,<br />

sich so lange dafür verantwortlich fühlt und<br />

persönlich darum kümmert, bis die Anlage<br />

wieder funktionsfähig ist. Im Fall der Sparkassenakademie<br />

Baden-Württemberg wurde<br />

ein defekter „NT“, <strong>als</strong>o der Netzabschluss, <strong>als</strong><br />

Störungsursache identifiziert. Nach knapp<br />

vier Stunden war das Problem durch einen<br />

Hardware-Tausch vor Ort in Neuhausen gelöst.<br />

Die SIZ Service GmbH kann diesen<br />

hochwertigen Service dank ihres Rahmenvertrags<br />

mit der Telekom allen Instituten und<br />

Institutionen der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

anbieten. Seit Februar 2009 stellt das Unternehmen<br />

<strong>als</strong> hundertprozentige Tochter<br />

der SIZ GmbH den Institutionen und Unternehmen<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Produkte und Dienstleistungen im Umfeld<br />

der Telekommunikation zur Verfügung. Das<br />

Angebot reicht dabei von Festnetz- und Mobilfunktelephonie<br />

über die Bereitstellung<br />

von Internet-Zugängen bis hin zu zukunftsorientierten<br />

Lösungen wie dem „digitalen<br />

Stift“ oder Sprachaufzeichnungen. Die SIZ<br />

Service GmbH bündelt die Nachfrage der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe und kann auf<br />

die se Weise Sparkassen, Landesbanken<br />

und Verbundunternehmen attraktive Preismodelle<br />

bieten. Das Angebot mit aktuellen<br />

Informationen zu Diensten und Tarifen ist im<br />

Internet unter www.siz-service.de zu finden.<br />

ÿ Weitere Informationen:<br />

www.siz.de<br />

Bestellungen mit dem neuen Proshop einfach gemacht<br />

Die Sparkassen-Servicegesellschaft<br />

Proservice arbeitet systematisch an<br />

der Verbesserung ihres Angebots.<br />

Dazu zählt eine Generalüberholung<br />

der 2003 gestarteten Online-Bestellplattform<br />

Proshop ebenso wie zuletzt<br />

die Ausweitung des Energieeinkaufs<br />

auf den Gasbezug.<br />

ÿ Der Sparkassen-Serviceleister aus St .<br />

Augustin ist spezialisiert auf den Buchhaltungs-<br />

und Einkaufsservice, zu dem konsequenterweise<br />

auch die Logistik einschließlich<br />

des Bargeldmanagements zählt. Darüber hinaus<br />

berät er Sparkassen nicht nur in diesen<br />

Fragen, sondern auch in allen Standort fragen,<br />

zu denen betriebliche, vertriebliche und Marketing-Prozesse<br />

zählen.<br />

Im Einkauf hatte Proservice ihr Portal<br />

Proshop zwar regelmäßig optimiert und konsequent<br />

den Bedürfnissen seiner rund 4000<br />

Nutzer angepasst. Doch die Zeit war reif, den<br />

Shop technisch und optisch grundlegend zu<br />

überarbeiten. Der neue leistungsfähige und<br />

komfortabel zu bedienende Proshop dient<br />

nunmehr der Bestellung aller Verbrauchsmaterialien.<br />

Die Kunden können hier nicht<br />

mehr nur ihren Bürobedarf ordern, sondern<br />

auch Wein, Werbeartikel, Präsente, Blumen,<br />

Hygieneartikel und vieles mehr. Der Online-<br />

Einkauf ist nun noch einfacher, schneller,<br />

sicherer und transparenter geworden. So<br />

verfügt Proshop über ein individuell modifizierbares<br />

Layout, ermöglicht eine Bedarfsindividualisierung,<br />

bietet umfangreiche<br />

Reportings und die Speichermöglichkeit<br />

eigener Suchvorlagen. Auch ist eine Aufteilung<br />

nach Kostenstellen innerhalb eines<br />

Warenkorbs möglich.<br />

Geplant sind <strong>als</strong> Ausbaustufen eine<br />

Freitextbestellmöglichkeit für Sonderbedarf,<br />

ein mehrstufiger Genehmigungsworkflow,<br />

eine automatisierte Rechnungsprüfung, die<br />

Einbindung in die gängigen Social Networks,<br />

ein Ausschreibungs- und ein Anfrage-Tool.<br />

ÿWeitere Informationen:<br />

www.proservice.de<br />

664 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


MAGAZIN<br />

Viele Führungskräfte sind akut vom Burnout bedroht<br />

Nahezu ein Viertel der Führungskräfte<br />

sind Risikokandidaten für Burnout<br />

und vitale Erschöpfung<br />

ÿ Zu dieser Erkenntnis kommt eine Studie<br />

des Instituts für angewandte Innovationsforschung<br />

an der Ruhr-Universität Bochum.<br />

Ein Burnout ist ein Erschöpfungszustand,<br />

der der in diesem Fall damit erklärt wird,<br />

dass Führungskräfte infolge eines permanenten<br />

betrieblichen Veränderungsdrucks<br />

unter „Innovationsstress“ leiden. 24 % der<br />

von dem Bochumer Institut befragten Führungskräfte<br />

zeigen danach eine starke vitale<br />

Erschöpfung, die einen Zustand ständiger<br />

ÿ<br />

Müdigkeit, Energiemangel und Entmutigung<br />

beschreibt. der mit einem erhöhten Risiko<br />

für Herzinfarkte einhergeht. Eine mittlere<br />

Erschöpfung weisen 48 % der Manager auf.<br />

Lediglich 28 % und damit l nicht einmal ein<br />

Drittel befinden sich im „grünen Bereich“.<br />

Von dem Burnout-Phänomen sind vor<br />

allem Führungskräfte des mittleren Managements<br />

betroffen, die Projekte umsetzen<br />

müssen. Manager, die hierarchisch ganz<br />

oben stehen und <strong>als</strong> Impulsgeber fungieren,<br />

leiden deutlich weniger unter dem<br />

Innovations stress. Im Spannungsfeld von<br />

Kostenkonkurrenz und Innovationsdruck<br />

müssen vor allem Führungskräfte Veränderungsprozesse<br />

in den Unternehmen vorantreiben.<br />

Kreativität, Kompetenzentwicklung<br />

und die Suche nach Verbesserungen werden<br />

zu Daueraufgaben, die parallel zu denen des<br />

operativen Tagesgeschäfts erledigt werden<br />

müssen. Innovation und Prävention müssen<br />

der Studie zufolge daher enger verzahnt<br />

werden. Innovationen brächten Chancen,<br />

aber auch Risiken und Nebenwirkungen.<br />

Sie zu ignorieren, gefährde nicht nur die<br />

Gesundheit der Führungskräfte, sondern<br />

auch die Zukunft der Unternehmen.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://iai-bochum.de<br />

CHRONIK<br />

22.09.2011<br />

Der einheitliche europäische Zahlungsverkehrsraum<br />

(SEPA ) soll nach Aussage<br />

der Bundesbank im Februar 2014 vollendet<br />

werden.<br />

23.09.2011<br />

Die über 50 österreichischen Sparkassen<br />

und ihr Spitzeninstitut Erste Group<br />

samt Töchtern werden von Herbst 2012<br />

an in Osteuropa statt des roten S eine<br />

Biene <strong>als</strong> Logo verwenden.<br />

24.09.2011<br />

Die Sparkassen haben im ersten Halbjahr<br />

2011 Darlehen in Höhe von 32,5<br />

Mrd. Euro neu zugesagt und damit fast<br />

13 % mehr <strong>als</strong> im Vorjahreszeitraum.<br />

24.09.2011<br />

Sparkassen und Landesbanken wollen<br />

sich nach Angaben des DSGV-Präsidenten<br />

Heinrich Haasis an dem neuen<br />

Hilfspaket für Griechenland beteiligen,<br />

wiesen allerdings nur einen geringen<br />

Anleihenbestand auf.<br />

25.09.2011<br />

Auf der IWF-Herbsttagung in Washington<br />

fordert DSGV-Präsident in der<br />

Diskus sion um die Einführung von Basel<br />

III, viele bislang vorgesehene Regelungen<br />

auf die Bedingungen kleiner und<br />

mittlerer Kreditinstitute anzupassen.<br />

27.09.2011<br />

Die EU-Kommission plant, Finanztransaktionen<br />

bereits vom Beginn der nächsten<br />

siebenjährigen EU-Finanzperiode<br />

2014 an mit einer Steuer zu belegen.<br />

Der Bundesgerichtshof weist die Klagen<br />

zweier Anleger gegen die Hamburger<br />

Sparkasse wegen F<strong>als</strong>chberatung beim<br />

Verkauf von Lehman-Zertifikaten ab.<br />

05.10.2011<br />

Das Kreditkartenunternehmen Visa hat<br />

angekündigt, im August oder September<br />

2012 ein digitales Portemonnaie<br />

einzuführen.<br />

Die Zahl der Girokonten für jedermann<br />

ist nach Angaben der Deutschen Kreditwirtschaft<br />

bis Ende 2010 (2007) auf 2,5<br />

(2,1) Millionen gestiegen.<br />

06.10.2011<br />

Die unlängst von der Landesbank Berlin<br />

und der Deutschen Leasing gegründete<br />

S-Kreditpartner übernimmt die Aktivitäten<br />

der WestLB-Tochter Readybank<br />

mit einem Volumen von etwa 700 Mio.<br />

Euro. Der Transaktion, die im Frühjahr<br />

abgeschlossen sein soll, muss noch das<br />

Bundeskartellamt zustimmen.<br />

11.10.2011<br />

Nach einer aktuellen Studie des DSGV<br />

verharrt der Anteil aller Riester-Berechtigten,<br />

die bereits einen Vertrag<br />

abgeschlossen haben, mit 45 % derzeit<br />

auf dem Niveau von 2010.<br />

13.10.2011<br />

Die deutschen Verbraucherpreise sind<br />

im September um 2,6 % gegenüber dem<br />

Vorjahr gestiegen.<br />

Die Slowakei stimmt <strong>als</strong> letzter EU-Staat<br />

im zweiten parlamentarischen Anlauf<br />

für die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms<br />

EFSF.<br />

13.10.2011<br />

Die Deutsche Kreditwirtschaft und JCB<br />

International (JCBI) schließen eine<br />

Vereinbarung zur Ausgabe von JCB/<br />

Girocard-Karten in Deutschland in Form<br />

eines sogenannten Co-Branding ab.<br />

14.10.2011<br />

Die Ratingagentur Fitch hat die Landesbank<br />

Berlin (LBB) und ihre Tochter<br />

BerlinHyp leicht von AA- auf die nächst<br />

niedrigere Stufe A+ mit Ausblick „stabil“<br />

abgestuft.<br />

16.10.2011<br />

Rechschutzversicherer können nach<br />

einem Urteil des Oberlandesgerichts<br />

(OLG) München gegen den Branchenführer<br />

D.A.S. bei Schadensersatzklagen<br />

wegen F<strong>als</strong>chberatung von Banken<br />

oder Vermittlern nicht mehr pauschal<br />

einen Prozessschutz ablehnen (AZ: 29 U<br />

589/11).<br />

18.10.2011<br />

50 % der im Rahmen des Vermögensbarometers<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

befragten 2000 Bundesbürger bewerten<br />

ihre eigene finanzielle Situation trotz<br />

der Finanzkrise <strong>als</strong> sehr gut oder gut.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011<br />

665


LITERATUR<br />

IMPRESSUM<br />

Michael Sohl, Dirk Schwarz<br />

Die Bank im Social Web<br />

Deutscher Sparkassenverlag,<br />

Stuttgart 2001, 116 S., 21,29 Euro,<br />

ISBN 978-3-09-305315-3.<br />

ÿ Zuerst war das Internet. Als es sich<br />

zum Web 2.0 aufschwang wandelte es sich<br />

zu „Social Media“, auf das sich die Welt<br />

sofort stürzte. Social Media hat nicht nur<br />

die Richtung und die Geschwindigkeit der<br />

Kommunikation verändert, sondern auch<br />

das Verhalten vieler Menschen. Sie nutzen<br />

das Web wie nie zuvor, um Informationen<br />

zu sammeln, aber auch um darüber mit<br />

anderen unabhängig von Ort und Zeit ihre<br />

Gedanken auszutauschen. Das Ausmaß<br />

dieser Entwicklung ist gravierend und in<br />

seinen Wirkungen schwer absehbar. Das<br />

Buch stellt vor diesem Hintergrund eine<br />

Reihe von Fragen, auf die es interessante<br />

Antworten gibt. Was bedeutet diese Entwicklung<br />

für Sparkassen und Regionalbanken?<br />

Welche Konsequenzen hat das für<br />

ihre etablierten Geschäfts modelle? Wie<br />

nutzen Banken und Sparkassen das Social<br />

Web? Welche Hindernisse müssen innerhalb<br />

von Unternehmen und Verbänden<br />

überwunden werden, um das Social Web<br />

sinnvoll nutzen zu können? Wie lässt sich<br />

mit den positiven wie negativen Kundenreaktionen<br />

im Web 2.0 umgehen? Welche<br />

Themen schaffen überhaupt einen sinnvollen<br />

und nachhaltigen Dialog mit Kunden<br />

und potenziellen Kunden? Welche<br />

strategischen und technischen Risiken<br />

liegen in einer intensiven Partizipa tion an<br />

den Möglichkeiten des Social Web? Die<br />

Lektüre gibt wertvolle Anregungen und<br />

Hinweise für den Umgang mit diesen Fragen<br />

in der Praxis.<br />

¯<br />

Henning von Vieregge<br />

Der Ruhestand<br />

kommt später<br />

Frankfurter Allgemeine Buch,<br />

Frankfurt 2011, 224 S., 24,90 Euro,<br />

ISBN 978-3-8998-1269-5.<br />

ÿ Der berufliche Alltagsstress lässt<br />

viele vom Ruhestand träumen, in dem sie<br />

endlich Zeit für sich haben, verreisen, wandern,<br />

entspannen und den Tag genießen.<br />

Doch gerade Führungskräfte fallen nach<br />

dem Ausscheiden aus dem Berufsleben<br />

oft in ein tiefes Loch und wissen nichts mit<br />

der neu gewonnenen freien Zeit anzufangen.<br />

Sie sind orientierungslos und haben<br />

Statusangst. Kurz gesagt, sie durchleben<br />

in diesem Lebensabschnittswechsel eine<br />

handfeste Krise. Doch jede Krise eröffnet<br />

die Chance, etwas Neues zu beginnen.<br />

Die se Jahre können silberne werden,<br />

wenn man sie nutzt. Wer in Rente geht,<br />

empfiehlt der Autor, sollte sich nicht sofort<br />

zur Ruhe setzen, sondern durch bezahlte<br />

oder unbezahlte Beschäftigungen weiter<br />

mitten im Leben bleiben. Als Berater<br />

oder Mentoren können sie etwa ihre Erfahrungen<br />

und ihr Wissen mit der Gelassenheit<br />

eines älteren Menschen an andere<br />

weitergeben. Das Buch stellt dazu auch<br />

unterschiedliche Lebensmodelle vor. ¯<br />

Adrian Ritz, Norbert Thom<br />

Talent Management<br />

Gabler Verlag, Wiesbaden 2010, 259 S.,<br />

39,95 Euro, ISBN 978-3-8349-1811-6.<br />

ÿ Qualifiziertes Fachpersonal ist schon<br />

heute in vielen Bereichen Mangelware.<br />

Vieles spricht dafür, dass sich bereits in<br />

wenigen Jahren der Arbeitsmarkt längerfristig<br />

von einem Anbieter- zu einem Nachfragermarkt<br />

wandeln wird. Damit dürfte<br />

sich das Bemühen von Unternehmen,<br />

sich die besten Köpfe zu sichern, weiter<br />

intensivieren. Sind es heute die herausragenden<br />

jungen Köpfe, die die Begehrlichkeit<br />

der Personalverantwortlichen auf sich<br />

ziehen, dürfte die demographische Entwicklung<br />

ihren Horizont mit Sicherheit erweitern.<br />

Denn Talente gibt es keineswegs<br />

nur in der jüngeren Generation, sondern<br />

auch unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />

die schon die Mitte ihrer beruflichen<br />

Laufbahn überschritten haben, wie die beiden<br />

Autoren feststellen. Sie begreifen den<br />

Talentbegriff sehr umfassend und abgewogen,<br />

ebenso wie das „Talent Management“.<br />

Danach sind Talente Menschen, die „über<br />

die zentralen Schlüsselkompetenzen, welche<br />

eine Organisation für ihre positive<br />

Entwicklung benötigt, verfügen“. Das Buch<br />

der beiden Betriebswirtschaftsprofessoren<br />

schlägt die Brücke von der Förderung der<br />

Jungtalente bis zum Talent Management<br />

für ältere Führungspersonen. Es gibt sehr<br />

informative Praxisberichte aus Weltfirmen<br />

wie ABB, Audi, Capgemini Consulting,<br />

Microsoft und Novartis. Daneben präsentieren<br />

große Schweizer Arbeitgeber wie die<br />

Swiss Life ihre Konzepte im Talent Management.<br />

¯<br />

<br />

Hartmut Volk<br />

Die Zeitschrift „Betriebswirtschaftliche Blätter“ erscheint<br />

monatlich. Bezugspreis für Jahresabonnement<br />

(Inland) beträgt 145 Euro (inkl. Versandkosten und<br />

MwSt.) und für das Jahresabonnement (Ausland)<br />

145 Euro (inkl. Versandkosten ohne MwSt.) jährlich im<br />

Lastschriftverfahren, jeweils fällig im 1. Quartal im<br />

Voraus. Einzelverkaufspreis 13,60 Euro (inkl. Versandkosten<br />

und MwSt.).<br />

ISSN 0723-9629<br />

Herausgeber: Deutscher Sparkassen- und Giroverband<br />

e. V., Berlin<br />

Chefredakteur: Arnulf Sauter<br />

Layoutkonzept: Künkel Lopka, Heidelberg<br />

Titelbild: sockbyte, Kollage (sa)<br />

Anschrift der Redaktion: Deutscher Sparkassenund<br />

Giroverband e.V., Charlottenstraße 47, 10117<br />

Berlin, Telefon +49 30 20225-5148, -5153, Telefax<br />

+49 30 20225-5152, E-Mail: bbl@dsgv.de<br />

Verlag und Vertrieb: Deutscher Sparkassen Verlag<br />

GmbH, Am Wallgraben 115, 70565 Stuttgart, Telefon<br />

+49 711 782-0, Telefax +49 711 782-16 35<br />

Objektleitung: Gerhard Baumgartl<br />

Herstellung: Deborah Forbrich<br />

Vertrieb:<br />

Lothar Barthel<br />

Telefon: 0711 782-1693<br />

E-Mail: Lothar.Barthel@dsv-gruppe.de<br />

Luise Dingler<br />

Telefon: 0711 782-1252<br />

E-Mail: Luise.Dingler@dsv-gruppe.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Verlags-Marketing Stuttgart GmbH, Reinsburgstr.<br />

82, 70178 Stuttgart, Telefon +49 711 23886-20,<br />

Telefax +49 711 23886-25<br />

Anzeigenleitung: Dieter A. Kuberski<br />

Produkt- und Imageanzeigen aus der Sparkassen-Finanzgruppe:<br />

Anneli Baumann, Telefon<br />

+49 711 782-1278, Telefax -2080<br />

Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 34 vom<br />

1.1.2011.<br />

Bestellung und Abbestellungen ausschließlich beim<br />

Deutschen Sparkassen Verlag. Kündigungsfrist:<br />

4 Wochen zum Jahresende.<br />

Gestaltung/DTP: Brandenburgische Universitätsdruckerei<br />

(BUD), Karl-Liebknecht-Straße 24-25,<br />

14476 Potsdam (OT Golm), Telefon +49 331 5689-0<br />

Druck:<br />

M.P. Media-Print Informationstechnologie GmbH,<br />

Eggertstraße 28, 33100 Paderborn,<br />

Telefon +49 05251 522-300<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen<br />

Beiträge, Tabellen und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung außerhalb der<br />

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für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />

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Beiträge geben die Meinung des Autors,<br />

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Mitglied der Fachgruppe Fachzeitschriften im VDZ.<br />

Artikelnummer 328 581 411<br />

666<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011


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