Ausgabe vom 13. 05. 2012 - beim SonntagsWochenBlatt
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<strong>13.</strong> Mai <strong>2012</strong> SONNTAGSWOCHENBLATT<br />
Seite 3<br />
■ Gespräch am Sonntag<br />
„Hysterie ist fehl am Platz”<br />
Giso Damer über Volksfeind, Hunger und niedliche Rehe<br />
Giso Damer: „Der Wolf hat Angst vor<br />
Menschen.“<br />
Foto: SWB/HL<br />
Eilenburg (SWB). Im SONNTAGSWOCHEN-<br />
BLATT-Gespräch erklärt Giso Damer,<br />
Sachgebietsleiter Naturschutz und Landschaftspflege<br />
<strong>beim</strong> Landratsamt Nordsachsen,<br />
warum er auch Wolfsbeauftragter<br />
ist.<br />
SWB: Der Wolf wird in Märchen und<br />
Fabeln oftmals als böse beschrieben.<br />
Woher stammt das schlechte Image?<br />
Giso Damer: Einst unterteilten die<br />
Menschen die Natur aus Unkenntnis in<br />
Gut und Böse. Gut war, was man essen<br />
konnte und den Menschen half. Böse<br />
war, was diesen Interessen zuwiderlief.<br />
Der Wolf frisst Fleisch, zumeist Rehe, die<br />
sind niedlich.<br />
Seiner Natur nach ist der Wolf ein großer,<br />
natürlicher Räuber.<br />
Wie gesagt, kam der Wolf in die Kategorie<br />
böse. Weil der Wolf ein dunkles Fell<br />
hat, versteckt lebt, nachtaktiv und ein<br />
guter Räuber ist, ist er das Sinnbild des<br />
Bösen. Bei den Menschen kam früher<br />
Neid auf. Bis zur Entwicklung von Waffen<br />
war er den Menschen überlegen.<br />
Trotzdem läuft einem bei dem Wort<br />
Wolf schon ein Schauer über den<br />
Rücken.<br />
Die Märchen der Gebrüder Grimm und<br />
gewisse Hollywoodfilme stärken diesen<br />
Eindruck. In Filmen greifen Wolfsrudel<br />
den Menschen an. Wenn es diese Handlung<br />
nicht gebe, wäre in dem Film nichts<br />
los. Gottlob gab es in der Gesellschaft<br />
ein Umdenken: Der Wolf gehört in den<br />
Naturhaushalt. Er wird nirgends angesiedelt,<br />
er kommt allein.<br />
Vor einigen Jahren sind Wolfsrudel in<br />
der Lausitz offenbar wieder heimisch<br />
geworden. Hat der Wolf im Osten<br />
Deutschlands die Entwicklung der<br />
„Demografie gewittert“?<br />
Das hat damit nichts zu tun. Seit Jahrhunderten<br />
wurde der Wolf verfolgt, vor<br />
100 Jahren in Deutschland gezielt ausgerottet.<br />
Der Wolf war so etwas wie ein<br />
Volksfeind. Seine Tötung galt als positive<br />
Tat in der Gesellschaft. Mancher<br />
Jäger brüstete sich in der Kneipe mit einer<br />
Wolfstötung. Seit den 1930er-Jahren<br />
gibt es Naturschutzgesetze in Deutschland:<br />
Der Wolf wurde indirekt ins Naturschutzrecht<br />
aufgenommen.<br />
Apropos Naturschutz, ein heikles<br />
Thema.<br />
Es ist unglaublich, was in den letzten<br />
22 Jahren technisch erreicht wurde. Der<br />
Mensch könnte mit modernen Möglichkeiten<br />
von heute auf morgen die Natur<br />
beherrschen und zerstören, deshalb sind<br />
Naturschutz und Naturschutzgesetzgebung<br />
erforderlich.<br />
Ist der Wolf der „Problembär Bruno”<br />
Sachsens?<br />
Bruno hatte in Bayern keine Chance.<br />
Der trug den falschen Namen, wenn er<br />
Edmund oder Benedict geheißen hätte<br />
… Aber Spaß beiseite. Seit dem 1. Juli<br />
1990 gilt in Sachsen das Bundesnaturschutzgesetz.<br />
Die eingewanderten<br />
Wölfe rutschen somit in die Kategorie<br />
<strong>vom</strong> „Aussterben bedroht.” Seit 1994<br />
gilt die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie<br />
(FFH), wo die Art Wolf laut Anlage 4 in<br />
einen guten Erhaltungszustand zu überführen<br />
ist und nicht liquidiert werden<br />
darf. Für Deutschland eine historische<br />
Chance, wenn staatliche Jäger und Bundesförster<br />
Verantwortung für den Wolf<br />
übernehmen.<br />
Zum Ausgangspunkt meiner Frage: Ist<br />
die Demografie „schuld“ an der Einwanderung<br />
des Wolfs?<br />
Die Lausitz ist dünn besiedelt und weist<br />
eine geringe Infrastruktur auf. Es gibt<br />
abgelegene ehemalige Truppenübungsplätze<br />
– ideale Voraussetzungen und<br />
Lebensbedingungen für Wölfe. Dazu<br />
kommt ein hoher Bestand an Rot-,<br />
Schwarz- und Rehwild.<br />
Sind die Dübener, Dahlener und die<br />
angrenzende Annaburger Heide prädestiniert<br />
für die natürliche Ausbreitung<br />
des Wolfs?<br />
Das entscheidet der Wolf selbst, wo er<br />
bleibt. Zum besseren Verständnis ein<br />
paar Zahlen: Ein Wolf kann in drei Monaten<br />
bis zu 1500, in einer Nacht bis zu<br />
60 Kilometer zurücklegen. Bei entsprechendem<br />
Nahrungsangebot benötigt ein<br />
Rudel von bis zu zehn Tieren eine Fläche<br />
von 200 bis 250 Quadratkilometern,<br />
was der Fläche des Altkreises Oschatz<br />
oder Eilenburg sowie der Dübener Heide<br />
gleichkäme. Es ist statistisch nicht zu belegen,<br />
ob der Wolf in den Jagdbestand<br />
eingreift oder, besser gesagt, ob der<br />
Wildbestand durch seine Anwesenheit<br />
zurückgeht.<br />
Beruhigt das die Schäfer oder Betreiber<br />
von Wildgattern, wenn der Wolf<br />
mit gefletschten Zähnen vor der Tür<br />
steht?<br />
Die Angst in der Dübener Heide vor<br />
dem Wolf ist unbegründet, weil das<br />
Beute-Räuber-Verhältnis ausgewogen<br />
ist. Sicherlich wären die Tiere im Audenhainer<br />
Wildgatter gefährdet. Dort<br />
könnte der Wolf dem Ruf nach viel<br />
Beute erliegen.<br />
Bei Belgern und in der Annaburger<br />
Heide wurden schon Wölfe gesichtet.<br />
Wenn der Wolf Hunger hat, geht er jagen.<br />
Wie gesagt, kann er in einer Nacht<br />
bis zu 60 Kilometern zurücklegen. Da<br />
ist es normal, dass er irgendwo mal auftaucht.<br />
Die westpolnisch-ostdeutsche<br />
Wolfspopulation umfasst ingesamt 25<br />
Rudel. Hysterie ist absolut fehl am Platz.<br />
Es ist unwahrscheinlich, dass viele Wölfe<br />
durch die dichte Besiedlung, die moderne<br />
Landwirtschaft und den Straßenverkehr<br />
hierherkommen.<br />
Ich kann den Aufschrei schon hören,<br />
wenn Nutztiere gerissen werden.<br />
Speziell Huftiere, was keine wehrhaften<br />
Tiere und so groß wie der Wolf selbst<br />
sind, zählen zu seiner Lieblingsbeute.<br />
Zwei Drittel seiner Beute besteht aus<br />
Rehen, ein Drittel aus Schwarz- und<br />
Rotwild. Aber auch Ziegen und Schafe<br />
schmecken ihm wunderbar. Das liegt<br />
auch daran, dass Schafe im Mondschein<br />
weiß in der Landschaft leuchten. Schafe<br />
an der Kette, die im Kreis laufen, wecken<br />
seine natürlichen Instinkte, sie rufen geradezu<br />
nach dem Wolf.<br />
Wer betroffen ist, kann Hilfe erwarten,<br />
oder?<br />
Wir werben in Präventionsveranstaltungen<br />
für Verständnis. Der Freistaat Sachsen<br />
hat ein Förderprogramm für Umzäunungen<br />
und den Untergrabeschutz bei<br />
Wildgattern aufgelegt. Die Halter von<br />
Nutztieren sollten sich mit dem Stand<br />
der Technik auf den des Wolfs einstellen.<br />
Sollte man den Wolf ins Jagdrecht<br />
aufnehmen?<br />
Dann wird eine neue Behörde zuständig,<br />
sprich mehr Bürokratie geschaffen.<br />
Wie gefährlich sind Wölfe für den<br />
Menschen?<br />
Der Wolf meidet den Menschen, hat genauso<br />
viel Angst wie umgekehrt. Viele<br />
Leute wissen gar nicht, dass es in ihren<br />
Lieblings-Urlaubsgebieten in Südeuropa<br />
viel mehr Wölfe als hierzulande gibt.<br />
Das Auswärtige Amt müsste jedes Mal<br />
warnen … (lacht) Bei uns ist der Wolf ein<br />
künstlich erzeugtes Problem.<br />
Gespräch: H. Landschreiber<br />
Lebenselexier<br />
Torgau (SWB). In der DRK-<br />
Geschäftsstelle, August-Bebel-<br />
Straße 16 in Torgau, besteht am<br />
Dienstag, dem 15. Mai, von 14<br />
bis 18.30 Uhr die Möglichkeit,<br />
Blut zu spenden. Bitte Spender-<br />
und Personalausweis nicht<br />
vergessen.<br />
Blues Kultur<br />
Torgau (SWB). In der Torgauer<br />
Kulturbastion sind am kommenden<br />
Samstag, dem 19. Mai, ab<br />
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Frauenporträts<br />
Torgau (SWB). Der Torgauer<br />
Kunst- und Kulturverein „Johann<br />
Kentmann“ e.V. präsentiert bis<br />
14. Juni in der Kleinen Galerie in<br />
der Schlossstraße 11 eine neue<br />
Foto-Ausstellung. Der ortsansässige<br />
Bildjournalist Bernd Blume<br />
zeigt Fotografien „Frauenporträt<br />
in Männerberufen“, begleitend<br />
liegt sein Katalog „Frauenporträts<br />
<strong>2012</strong>“ vor. Er zeigt Frauen in den<br />
unterschiedlichsten Berufen und<br />
schlägt dabei einen großen Bogen<br />
von Berufen und Tätigkeiten sowie<br />
von Jung bis Alt.<br />
Bauernmarkt<br />
Pülswerda (SWB). Der ostelbische<br />
Bauernmarkt lockt am 20.<br />
Mai ab 10 Uhr wieder nach Pülswerda.<br />
Zahlreiche regionale Direktanbieter<br />
bieten ihre Waren<br />
und Produkte feil.<br />
Wunderkind<br />
Torgau (SWB). Gitarrist Ryan Mc-<br />
Garvey wird als Wunderkind der<br />
amerikanischen Bluesrock-Szene<br />
gefeiert. Live zu erleben ist er am<br />
Donnerstag, dem 24. Mai, ab 20<br />
Uhr in der Kulturbastion.<br />
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Champions Edition: 7,4 (innerorts), 4,5 (außerorts), 5,6 (kombiniert); CO2-<br />
Emissionen: 129 g/km (kombiniert).<br />
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Champions League, in Kooperation mit:<br />
Manfred Oetjens<br />
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SWB Torgau <strong>Ausgabe</strong>n 19 <strong>13.</strong> Mai <strong>2012</strong> S.3 S.3 S.3 S. SCHWARZ/CYAN/MAGENTA/GELB Farbcode: 4c<br />
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