Ausgabe vom 13. 05. 2012 - beim SonntagsWochenBlatt
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<strong>SonntagsWochenBlatt</strong> SonntagSWochenBlatt – Unsere Bauern<br />
27 Seite März 4 – 2011 Anzeigen – – anzeigen <strong>13.</strong> Mai – Seite <strong>2012</strong> 3<br />
Gemeinsame Agrarpolitik –<br />
Auslaufmodell oder Erfolgsgeschichte?<br />
Zusätzliche Standards werden <strong>vom</strong> Markt weder honoriert noch vergütet<br />
Dr. Peter Jahn, Mitglied im Europäischen<br />
Parlament. Foto: PR<br />
Die Geburtsstunde der europäischen<br />
Agrarpolitik waren<br />
die Nachkriegsjahre. Mit der<br />
Gründung der Montanunion<br />
beginnt auch die wechselvolle<br />
Geschichte der Gemeinsamen<br />
Agrarpolitik (GAP), dem bis<br />
heute einzigen vollends vergemeinschafteten<br />
und von Brüssel<br />
aus gestalteten und finanzierten<br />
Politikbereich der Europäischen<br />
Union. Hauptgrund war nicht<br />
eine vermeintliche „Agrarlobby“,<br />
sondern schlicht und ergreifend<br />
Lebensmittelknappheit und die<br />
Tatsache, dass sich die Geschehnisse<br />
des Krieges nicht wiederholen<br />
durften. Die friedensstiftende<br />
Wirkung der Agrarpolitik<br />
war und ist ein wesentlicher Bestandteil<br />
für den erfolgreichen<br />
Zusammenschluss eines ganzen<br />
Kontinents.<br />
Nachgefragt<br />
Es war also die Erkenntnis, dass<br />
eine Wirtschaftsunion in der<br />
Lage sein muss, die Bevölkerung<br />
mit ausreichend Grundnahrungsmitteln<br />
versorgen zu können.<br />
Eine Erkenntnis, die heute<br />
noch gilt und die für mich die<br />
eigentliche Begründung der Notwendigkeit<br />
einer Gemeinsamen<br />
Agrarpolitik darstellt. Ein offensiveres<br />
Bekenntnis zu diesem Argument<br />
– in Europa werden 500<br />
Millionen Menschen mit Lebensmitteln<br />
versorgt – würde die agrarpolitische<br />
Debatte von manchem<br />
schmückenden Beiwerk<br />
entfernen und <strong>vom</strong> Kopf wieder<br />
auf die Füße stellen.<br />
Für Ostdeutschland ist die Landund<br />
Ernährungswirtschaft mittlerweile<br />
von enormer Bedeutung.<br />
Sie beschäftigt 150.000<br />
Menschen in rund 26.000 Betrieben<br />
und trägt damit mit rund<br />
3,5 Mrd. Euro zur jährlichen<br />
Wertschöpfung der ostdeutschen<br />
Bundesländer bei.<br />
Selbstverständlich ist die Frage<br />
berechtigt, wie man dieses gesamtgesellschaftliche<br />
Anliegen<br />
mit möglichst geringstem finanziellen<br />
Ressourceneinsatz<br />
der Gemeinschaft realisiert. Ein<br />
Erfolg der bisherigen Gemeinsamen<br />
Agrarpolitik ist, dass die<br />
Bürger der Europäischen Union<br />
für knapp 30 Cent pro Einwohner<br />
und Tag eine unabhängige,<br />
hochwertige und qualitätsorientierte<br />
Landwirtschaft bekommen.<br />
Dabei finden auch weitere berechtigte<br />
Anliegen der Gesellschaft,<br />
wie etwa Anforderungen<br />
des Umwelt-, Natur- und Tierschutz,<br />
ihren Platz in der gaP,<br />
während übermäßige Bürokratie<br />
nicht nur für mich ein verzichtbarer<br />
Bestandteil darstellt.<br />
In diesem Sinne unterstütze ich<br />
ausdrücklich die weitere unternehmerische<br />
Ausrichtung der<br />
europäischen Landwirtschaftspolitik.<br />
Was erwartet die Gesellschaft<br />
von der Landwirtschaft?<br />
Neben der Produktion von<br />
hochwertigen und bezahlbaren<br />
Lebensmitteln und der Pflege<br />
der Kulturlandschaft werden zunehmend<br />
auch Produktions- und<br />
Tierschutzstandards von der Gesellschaft<br />
gefordert. Gerade diese<br />
zusätzlichen Standards werden<br />
<strong>vom</strong> Markt aber weder honoriert<br />
geschweige denn vergütet. Unstrittig<br />
ist auch die essenzielle<br />
Bedeutung der Landwirtschaft<br />
für einen intakten ländlichen<br />
Raum sowie die Pflege und den<br />
Erhalt der Kulturlandschaft. Die<br />
Landwirtschaft schafft und erhält<br />
flächendeckend Arbeitsplätze<br />
und wirkt so effektiv Abwanderungs-tendenzen<br />
entgegen.<br />
Letztlich gilt es nun zu klären,<br />
was der Gesellschaft zukünftig<br />
diese erfolgreiche Landwirtschaft,<br />
eine sichere und dauerhafte<br />
Versorgung mit Nahrungsmitteln<br />
und die Erbringung von<br />
gesellschaftlich erwünschten<br />
Leistungen – also der Mehrwert<br />
der heimischen Landwirtschaft –<br />
„wert“ ist.<br />
Dabei haben die europäischen<br />
Bauern in der Vergangenheit<br />
bereits eine große Wandlungsfähigkeit<br />
bewiesen. Der nächste<br />
große Schritt der europäischen<br />
Agrarwirtschaft wird aus meiner<br />
Sicht von der Etablierung der<br />
Landwirtschaft als Energielieferant<br />
ausgehen. Biomasse als eine<br />
wichtige Form der erneuerbaren<br />
Energien stellt nämlich den quantitativen<br />
Aspekt der Produktion<br />
in den Vordergrund. Biomasse<br />
ist dann nicht mehr im Überfluss<br />
vorhanden und muss nicht mehr<br />
mit Exportsubventionen quasi<br />
gewaltsam verkauft werden.<br />
Für die Landwirte tun sich daher<br />
zwei gleichwertige Absatzmärkte<br />
auf:<br />
– Biomasse für die Lebensmittelindustrie;<br />
– Biomasse für die Energieproduktion,<br />
was letztendlich zu<br />
einer Stabilisierung der Erzeugerpreise<br />
führen wird.<br />
Diese erneute Veränderung der<br />
Landwirtschaft bedeutet auch für<br />
die Gesellschaft neue Diskussionsfelder.<br />
So stellt sich beispielsweise<br />
die Frage, wie sich der<br />
neue Biomassehunger mit Extensivierungsstrategien,<br />
die letztendlich<br />
produktionsmindernd<br />
wirken, vertragen wird? Oder<br />
ob es eine gerechte Preisrelation<br />
zwischen Energie und Nahrungsmittelpflanzen<br />
gibt („Tank oder<br />
Teller“-Debatte)? Möglicherweise<br />
ist der Energiepreis eines<br />
landwirtschaftlichen Produkts<br />
auch als dessen Mindestpreis zu<br />
betrachten. Ist es letztlich verantwortbar,<br />
in Deutschland täglich<br />
100 Hektar landwirtschaftliche<br />
Fläche bei abnehmender Bevölkerung<br />
für Infrastruktur- bzw.<br />
Umweltmaßnahmen aus der Biomasseproduktion<br />
zu nehmen?<br />
Das sind also mindestens drei<br />
Gesichtspunkte, die garantieren,<br />
dass die europäische Agrarpolitik<br />
auch weiterhin spannend bleiben<br />
wird. <br />
<br />
Dr. Peter Jahr<br />
Gewässerschutz und<br />
Landwirtschaft<br />
(lps/Cb). In Deutschland ist die<br />
Landwirtschaft für die Nahrungsund<br />
Futtermittelindustrie unverzichtbarer<br />
Lieferant zahlreicher<br />
Rohstoffe. Risiken bestehen für<br />
die Umwelt, denn nur ein Teil<br />
der in der Landwirtschaft eingesetzten<br />
Stoffe, vor allem Dünger<br />
und Pflanzenschutzmittel, werden<br />
in Böden und Pflanzen genutzt,<br />
abgebaut und zurückgehalten.<br />
Ein immer noch hoher<br />
Anteil gelangt in Gewässer und<br />
benachbarte Ökosysteme und<br />
kann dort substanzielle Schäden<br />
verursachen oder vergrößern.<br />
Zwar konnten Emissionen aus<br />
Produktionsanlagen in den letzten<br />
Dekaden vermindert werden,<br />
doch sind die Erfolge in der<br />
Landwirtschaft geringer. In 20<br />
Jahren haben etwa die Einträge<br />
an Stickstoff um wenig mehr als<br />
20 Prozent abgenommen. Bei<br />
Phosphorverbindungen ist so gut<br />
wie keine Reduzierung erfolgt.<br />
Gewässerschutz ist deshalb eine<br />
wichtige Aufgabe, die nur mit<br />
Anforderungen steigen<br />
der Landwirtschaft, aber nicht<br />
gegen sie erfolgreich sein kann.<br />
Ein zentrales Steuerungselement<br />
ist die Wasserrahmenrichtlinie<br />
der EU. Ziel ist ein „guter Zustand“<br />
aller Gewässer. Das gilt<br />
für Flüsse, Bäche, Seen und Küstengewässer,<br />
aber auch für das<br />
Grundwasser. Wichtig sind dabei<br />
stoffliche, biologische und<br />
strukturelle Eigenschaften <strong>beim</strong><br />
Oberflächenwasser.<br />
Beim Grundwasser bestehen<br />
auch quantitative Kriterien, denn<br />
der Grundwasserstand soll langfristig<br />
stabil bleiben. Stärker zur<br />
Geltung kommen soll der Gedanke<br />
einer grenzüberschreitenden<br />
Gewässerbewirtschaftung,<br />
denn viele europäische Flüsse<br />
durchfließen mehrere Mitgliedstaaten.<br />
Gemäß der Richtlinie<br />
müssen die Staaten Einträge und<br />
Eingriffe in Gewässer steuern, um<br />
den „guten Zustand“ bis 2015 zu<br />
erreichen. In Deutschland nimmt<br />
etwa die Düngeverordnung die<br />
Landwirte in die Pflicht.<br />
Foto: Havelland-Tourismus<br />
Luppa (cS). „wer hier in der region<br />
landwirtschaft betreibt, kann<br />
sich verantwortungslosen Umgang<br />
mit dem boden oder der Umwelt<br />
gar nicht leisten. böden, die kein<br />
gleichgewicht der nährstoffe haben,<br />
mindern gewaltig den ertrag!<br />
Das will kein landwirt“, stellt<br />
Dirk Paulsen <strong>vom</strong> biohof Paulsen<br />
& dem agrargut in Malkwitz fest.<br />
„egal ob konventionelle landwirtschaft<br />
oder ökologische, die<br />
grundlagen sind die gleichen! Da<br />
wir beide ausrichtungen haben<br />
(konventionell/ökologisch), können<br />
wir sehr gut vergleichen“, fügt Jana<br />
Paulsen hinzu, die sich stark in der<br />
Vereinigung Ökologischer landbau<br />
der gÄa engagiert.<br />
wo nun tatsächlich die großen<br />
Unterschiede liegen, können beide<br />
natürlich bestens erklären: In der<br />
ökologischen landwirtschaft sind<br />
keine synthetischen Dünge- und<br />
Pflanzenschutzmittel erlaubt, im<br />
Fachterminus spricht man von<br />
leicht löslichen nährstoffen (handelsdünger).<br />
Der einsatz von gentechnisch<br />
verändertem Saatgut ist<br />
verboten. Im agrargut in Malkwitz<br />
wird aber auch kein gentechnisch<br />
verändertes Saatgut eingesetzt.<br />
Folglich dürfen bei der Düngung<br />
eines für den biologischen anbau<br />
ausgezeichneten Feldes nur natürliche<br />
Produkte (Mist, flüssiger Mist,<br />
Kompost o. ä.) als Dünger genutzt<br />
werden. Mit 650 hektar anbaufläche<br />
wirtschaftet der biohof ausschließlich<br />
ökologisch und im agrargut<br />
in Malkwitz wird auf 1400<br />
ha konventionell gewirtschaftet.<br />
Biohof Paulsen & Agrargut Malkwitz KG<br />
Ökologische und konventionelle Landwirtschaft!<br />
luppaer landwirts-ehepaar Paulsen erfolgreich in beiden bereichen<br />
Wichtige Nährstoffbilanz<br />
Im Luppaer Hofladen stehen alle Zeichen auf Bio! Wer sich bewusst und regional ernähren will, findet hier<br />
alles was das Herz begehrt.<br />
Fotos: Biohof Luppa<br />
Mit modernster Technik wird dafür gesorgt, dass auf den Äckern der<br />
beiden Luppaer Agrarbetriebe qualitativ hochwertiges Gemüse angebaut<br />
wird.<br />
Unterhält man sich eine längere<br />
zeit mit dem ehepaar Paulsen,<br />
wird einem sehr schnell klar, dass<br />
man es mit Fachleuten zu tun hat,<br />
die ihr handwerk verstehen. Die<br />
heiße Diskussion rund um Umweltbelastungen<br />
und das biobauerntum<br />
lässt die landwirte dabei<br />
aber nicht erschauern. „In beiden<br />
landwirtschaftlichen ausrichtungen<br />
ist die jährliche erstellung einer<br />
nährstoffbilanz in der Pflanzenproduktion<br />
Pflicht“ erklären<br />
sie dem redakteur. Diese nährstoffbilanz<br />
sei unbestechlich und<br />
spreche eine eindeutige Sprache,<br />
so die Paulsens weiter. Man sehe<br />
genau, was der boden an Stoffen<br />
verloren habe und welche deshalb<br />
wieder hinzugefügt werden<br />
müssten. „neben der Düngeverordnung<br />
gibt es noch zahlreiche<br />
weitere Verordnungen, die<br />
verhindern, dass den Pflanzen<br />
schädliche Stoffe zugeführt werden.<br />
wir wollen in beiden bereichen<br />
hochwertige lebensmittel<br />
herstellen!“, stellt Dirk Paulsen<br />
fest. „In der ökologischen landwirtschaft<br />
kommen sogar noch<br />
europäische richtlinien und gesetze<br />
hinzu, die stellenweise sehr<br />
hart für die umsetzenden landwirte<br />
sind, aber letztlich dem<br />
wohle der Verbraucher dienen.<br />
besonders in unseren breiten<br />
kann man daher beherzt in alles<br />
beißen, was hier angebaut wird“,<br />
ergänzte Jana Paulsen.<br />
Zweigleisig vorbildhaft<br />
auch wenn das zweigleisige<br />
landwirtschaftliche Modell der<br />
Familie Paulsen nicht selbstverständlich,<br />
eher die ausnahme in<br />
unserer region ist, kann man es<br />
dennoch als vorbildhaft bezeichnen.<br />
Da der biohof sogar noch<br />
gÄa e.V. zertifiziert ist, und damit<br />
die höchsten ansprüche national<br />
und international erfüllt, ist<br />
es nicht verwunderlich, dass auch<br />
Marktriesen ( wie FrOSta oder<br />
alDI) auf das gemüse <strong>vom</strong> biohof<br />
Paulsen aufmerksam geworden<br />
sind und man es daher schon<br />
seit Jahren unter einer bekannten<br />
Marke in vielen Supermärkten der<br />
region findet!<br />
auch als arbeitgeber und Partner<br />
der gemeinde ist das Unternehmen<br />
aus der region nicht mehr<br />
wegzudenken. 25 fest angestellte<br />
Mitarbeiter und 25 vorwiegend<br />
deutsche (!) Saisonkräfte wissen<br />
um das faire Miteinander, dass<br />
,das landwirts-ehepaar mit Mitarbeitern<br />
und der region pflegt.<br />
Zahlen & Fakten<br />
Konventioneller<br />
Landwirtschaftsbereich:<br />
1350 ha gesamtfläche<br />
davon<br />
• ca. 100 ha Kartoffeln<br />
• ca. 30 ha zuckerrüben<br />
• 150 ha<br />
fürtiefkühlproduktion<br />
rest : Mais, raps, getreide<br />
Schwerpunkt ist der<br />
Gemüseanbau<br />
Ökologischer Anbau<br />
(Bio):<br />
650 ha alles ackerland,<br />
davon:<br />
• 60 ha Kartoffeln<br />
• 20 ha Möhren und<br />
zwiebeln<br />
• 130 ha für<br />
tiefkühlproduktion<br />
• rest: Klee, gras, getreide<br />
weitere Daten:<br />
• 5 große Kreisregner<br />
• hochmoderne gülletechnik<br />
(geruchsarm)<br />
• arbeitnehmer: 25<br />
+ 25 Saisonkräfte<br />
Unsere Landwirtschaft<br />
ÖKOLOGISCH<br />
Landwirtschaftsbetrieb Dirk<br />
Paulsen<br />
OT Luppa/Oberdorf 14<br />
04779 Wermsdorf , Tel. 034361 53711<br />
Biohof Paulsen GmbH<br />
OT Luppa/Oberdorf 12a<br />
04779 Wermsdorf , Tel. 034361 53711<br />
KONVENTIONELL<br />
Agrargut Malkwitz KG<br />
OT Malkwitz/Feldstraße 3<br />
04779 Wermsdorf , Tel. 034361 51650<br />
Getreidelager am Collm &<br />
Landwirtschaftliche<br />
Dienstleistungen GmbH<br />
OT Malkwitz/Feldstraße 3<br />
04779 Wermsdorf , Tel. 034361 51650<br />
Swb SWB torgau Torgau /Oschatz_Bauernzeitung ausgabe 13 27. März ausgabe 20119 <strong>13.</strong> Mai <strong>2012</strong> S.4/S.4/S.4/S4<br />
14<br />
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Schwarz/cyan/Magenta/gelb<br />
Schwarz/Cyan/Magenta/Gelb Farbcode: 4c