Neurobiologie und Schule - sonderpaedagoge.de!
Neurobiologie und Schule - sonderpaedagoge.de!
Neurobiologie und Schule - sonderpaedagoge.de!
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
um in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit durch PISA o<strong>de</strong>r IGLU (Internationale Gr<strong>und</strong>schul-Lese-<br />
Untersuchung) nicht noch mehr an Reputation zu verlieren.<br />
Eingeb<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n diese For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Neurobiologen an die<br />
Erziehungswissenschaft oftmals in neurobiologische Forschungen hinsichtlich<br />
Emotionen <strong>und</strong> Lernen. Dieses verleitet schnell zu <strong>de</strong>r Annahme, dass die<br />
<strong>Neurobiologie</strong> für die Erziehungswissenschaft <strong>und</strong> die Pädagogik tatsächlich die<br />
Lösung mancher Schlüsselprobleme darstellt. Deswegen sollten auch die kritischen<br />
Stellungnahmen im Folgen<strong>de</strong>n gebührend gewürdigt wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Einblick in<br />
eine mögliche Rezeptionsperspektive neurobiologischer Forschungen in die<br />
Erziehungswissenschaft nicht zu verzerren.<br />
Die <strong>de</strong>utsche Erziehungswissenschaftlerin Elsbeth Stern steht <strong>de</strong>r Euphorie <strong>de</strong>r<br />
Neurobiologen skeptisch gegenüber. Auch ohne neurobiologische Forschungen<br />
wüssten Lehrer, dass „Angst ein schlechter Lehrmeister“ sei (vgl. Stern, 2003). Die<br />
Gehirnforschung sei zwar aus ihrer Sicht hilfreich, doch die Erziehungswissenschaft<br />
weise neben <strong>de</strong>r neurobiologischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n Emotionen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />
Lernen jenseits <strong>de</strong>s enormen öffentlichen Interesses eine eigene lange Tradition in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Wissenschaftsdisziplinen wie <strong>de</strong>r Pädagogik o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r<br />
Psychologie auf. Die Erziehungswissenschaftlerin Nicole Becker (2006) stimmt in<br />
die Kritik von Elsbeth Stern mit ein, dass insbeson<strong>de</strong>re im öffentlichen Diskurs<br />
bei<strong>de</strong>r Disziplinen die erziehungswissenschaftlichen Forschungen zum Lernen <strong>und</strong><br />
Lehren <strong>und</strong> auch <strong>de</strong>ren vielschichtige Praxismo<strong>de</strong>lle übergangen <strong>und</strong> vor allem auf<br />
die geisteswissenschaftlichen Bezüge <strong>de</strong>r Erziehungswissenschaft verwiesen wer<strong>de</strong>.<br />
Des Weiteren wer<strong>de</strong> gerne übersehen, dass in <strong>de</strong>n Bef<strong>und</strong>en <strong>de</strong>r<br />
Unterrichtsforschung bereits eine Fülle empirischer Studien bezüglich Emotionen<br />
<strong>und</strong> Lernen existierten <strong>und</strong> die Erziehungswissenschaft selber auf ein breites<br />
Repertoire an Forschungsergebnissen <strong>und</strong> Forschungsmetho<strong>de</strong>n zurückgreifen könne<br />
(vgl. Holzapfel, 2003). Die Erkenntnisse <strong>de</strong>r Neurobiologen über Emotionen <strong>und</strong><br />
Lernen- insbeson<strong>de</strong>re sei an dieser Stelle auf die Neurobiologen Manfred Spitzer <strong>und</strong><br />
Henning Scheich verwiesen- „[...] kann man auch ohne einen<br />
pseudowissenschaftlichen neurodidaktischen Überbau in die schulische Praxis<br />
umsetzen“ (Stern, 2003). Die Deduktionen <strong>de</strong>r Neurobiologen aus <strong>de</strong>r<br />
35