Neurobiologie und Schule - sonderpaedagoge.de!
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3.2.2. Das neuronale Netzwerk als Abbildung menschlicher Erfahrungen<br />
Unter einem neuronalen Netzwerk versteht man die Verschaltung <strong>de</strong>r Neurone zu<br />
unterschiedlichen Schaltkreisen, in <strong>de</strong>nen Informationen, Sinneseindrücke <strong>und</strong><br />
Erfahrungen gespeichert wer<strong>de</strong>n. Die Fähigkeit <strong>de</strong>r Schaltkreise sich zu än<strong>de</strong>rn wird<br />
als „neuronale Plastizität“ bezeichnet. Neuronale Netzwerke im Gehirn <strong>und</strong> die<br />
Verschaltungen <strong>de</strong>r Synapsen galten jahrzehntelang als statisch. Gegenwärtig besitzt<br />
man die Kenntnis, dass „[...] das Gehirn zeitlebens zur adaptiven Modifikation <strong>und</strong><br />
Reorganisation seiner einmal angelegten Schaltungen befähigt ist“ (Hüther, 2001, S.<br />
17). So ist es <strong>de</strong>m Gehirn möglich, Denk- <strong>und</strong> Verhaltensmuster in Form von<br />
neuronalen Verschaltungsmustern durch Erfahrungen zu lösen, umzuän<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r gar<br />
zu überschreiben. Die Verschaltungsmuster <strong>de</strong>r Neurone bestimmen dabei die<br />
Durchführung <strong>de</strong>r Funktionsabläufe im Gehirn nach <strong>de</strong>m Leitspruch: „Die<br />
Netzstruktur ist das Programm“ (Singer, 2002, S. 64). Die Fähigkeit von Neuronen<br />
<strong>und</strong> ihren Verschaltungen, sich än<strong>de</strong>rn zu können, wird dabei begrenzt durch<br />
Strukturen, die <strong>de</strong>r Mensch in seiner Lernbiographie erwirbt. Kognitive Leistungen<br />
wie Wahrnehmung, Denken <strong>und</strong> Fühlen gelten somit als „struktur<strong>de</strong>terminiert“<br />
(Maturana/Valera, 1987, S. 107). Neue Inhalte können <strong>de</strong>mnach nur innerhalb dieser<br />
erworbenen Strukturen verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Das Gehirn durchlebt dabei sowohl<br />
progressive als auch regressive Verän<strong>de</strong>rungen. Die Gr<strong>und</strong>verschaltung im Gehirn ist<br />
bei <strong>de</strong>r Geburt zwar genetisch festgelegt <strong>und</strong> die Neurone sind im wesentlichen alle<br />
grob verschaltet, aber in bestimmten Arealen noch nicht miteinan<strong>de</strong>r verb<strong>und</strong>en.<br />
Dendriten, Axone <strong>und</strong> Synapsen erfahren andauernd, aber insbeson<strong>de</strong>re im Kin<strong>de</strong>s<strong>und</strong><br />
Jugendalter eine enorme Entwicklung o<strong>de</strong>r auch große Verluste. Dieses gilt vor<br />
allem für <strong>de</strong>n Neocortex, <strong>de</strong>n Sitz aller höheren kognitiven Leistungen. Einerseits ist<br />
durch diese Flexibilität die Anpassung eines Individuums in jungen Jahren an die<br />
individuellen Umweltbedingungen gewährleistet, an<strong>de</strong>rerseits stellen die bereits<br />
festgelegten genetischen Verschaltungen einen Sicherheitsfaktor dar, um eine relativ<br />
normale Hirnreifung auch unter suboptimalen Bedingungen zu gewährleisten. In <strong>de</strong>r<br />
postnatalen Entwicklung - beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n ersten Jahren - erfolgt eine Selektion <strong>de</strong>r<br />
neuronalen Verbindungen, die <strong>de</strong>n jeweiligen funktionellen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
betreffen<strong>de</strong>n Individuums an seine Umwelt am besten entsprechen. Dieser<br />
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