Neurobiologie und Schule - sonderpaedagoge.de!
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Erfahrungsgedächtnis teilt sich über ein körperliches Signalsystem mit, das Damasio<br />
als „somatische Marker“ beschreibt (siehe ausführlich Damasio, 1999).<br />
Der Neurowissenschaftler Joseph LeDoux stellt Emotionen <strong>und</strong> Kognitionen gleich<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>finiert sie als „[...] getrennte, aber miteinan<strong>de</strong>r wechselwirken<strong>de</strong> Hirnsysteme<br />
[...]“ (LeDoux, 2001, S. 75).<br />
3.1.1. „La gran<strong>de</strong> lobe limbique“ - die zentrale Bewertungsinstanz <strong>de</strong>s Gehirns<br />
Die zentrale Bewertungsinstanz <strong>de</strong>s Gehirns wird als das „limbische System“<br />
bezeichnet. Diese Bezeichnung steht für spezifische Strukturen im Gehirn, die<br />
insbeson<strong>de</strong>re für die emotionale Bewertung <strong>und</strong> Verarbeitung verantwortlich<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n. Der Name "limbisch" leitet sich von lat. limbus ("Saum") ab, da die<br />
dazugehörigen Strukturen einen doppelten Ring, ähnlich einem Saum, um die<br />
Basalganglien 5 <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Thalamus 6 bil<strong>de</strong>n, bei<strong>de</strong>s Gehirnstrukturen, die subcortical 7<br />
in bei<strong>de</strong>n Hirnhälften lokalisiert sind. Der französische Anthropologe <strong>und</strong> Arzt Paul<br />
Broca (1824- 1880) war einer <strong>de</strong>r ersten, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n „großen limbischen Lappen“ 1878<br />
beschrieb. Das limbische System erfuhr unter an<strong>de</strong>rem durch <strong>de</strong>n amerikanischen<br />
Neurologen James Papez in <strong>de</strong>n dreißiger Jahren <strong>und</strong> <strong>de</strong>n amerikanischen<br />
Hirnforscher Paul MacLean seit <strong>de</strong>n vierziger Jahren eine Erweiterung. Letzterer<br />
prägte 1952 <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s „Limbischen Systems“ <strong>und</strong> ordnete auch die Amygdala<br />
(<strong>de</strong>n Man<strong>de</strong>lkern) diesem funktionellen Gebil<strong>de</strong> zu (vgl. LeDoux, 2001). Seit<strong>de</strong>m<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m „limbischen System“ unterschiedliche Gehirnstrukturen zugeschrieben.<br />
In <strong>de</strong>n 90er Jahren <strong>de</strong>s letzten Jahrh<strong>und</strong>erts geriet dieser Begriff als Bezeichnung für<br />
ein einziges Emotionssystem stark in die Kritik (vgl. Roth, 2003). Das Gros <strong>de</strong>r<br />
Autoren gebraucht weiterhin <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s „limbischen Systems“ o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
„limbischen Funktionen“ als Synonym für die Systeme im Gehirn, die für die<br />
emotionale Bewertung <strong>und</strong> Verarbeitung stehen, <strong>und</strong> im Folgen<strong>de</strong>n wird <strong>de</strong>r<br />
Verständlichkeit halber auch so verfahren.<br />
5 Unterhalb <strong>de</strong>r Großhirnrin<strong>de</strong> bei<strong>de</strong>rseits (in je<strong>de</strong>r Hirnhälfte) angelegte Kerngebiete (Anm. <strong>de</strong>s<br />
Verfassers)<br />
6 ein Teil <strong>de</strong>s Zwischenhirns, das sich setzt sich aus vielen Kerngebieten zusammensetzt (Anm. <strong>de</strong>s<br />
Verfassers)<br />
7 unter <strong>de</strong>r Großhirnrin<strong>de</strong> (Neocortex) liegend (Anm. <strong>de</strong>s Verfassers)<br />
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